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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980315026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898031502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898031502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-15
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
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1V88 England» FloU« da» Mtttrlmrer bederrscht. England« erster Schritt tu solch»« Krieg« muß sein, d«n Suez »Canal sicher zu besetze» und die russisch« Flott« am Vassiren der Dardanellen zu bindern. Durch diese Maßregeln und durch Verhinderung der Kvblenrrgänzuug für di« Küegsschiff« Rußland« und Frankreich» aus der lang«» Seereise um da» Lap der gut«» Hoffnung kann England es diesen Mächten sehr erschweren, ihr« Geschwader nach Ostasirn zu senden. Zur Jnau«sichtnabme derartig schöner Maß regeln ist England gezwungen, weil Rußland sich nicht mehr an di« ihm durch den Arimkrieg ausgrzwungenen Vertrag« kehrt. Englische Zeitungen haben in letzter Zeit anderen Mächten außerdem die Abhängigkeit der fremden See streitkräfte von England» Güte ,n Betreff der Kohlen - Versorgung in asiatischen Häsen vorgehalten. Die Wahrheit dieser Borhaltung ist zwar unbequem und ärgerlich, doch würden in Kriegszeiten die fremden Mächte gegen Kohlenmangel ihrer Geschwader im AuS- lande sich durch Milgabe von Koblendampsern und Vereinbarung über Zusammentreffen ihrer Schisse mit, nach unbewohnten Plätzen bestellten, Kohlendampfern schützen. Absichtlich wenig betont scheint jedoch die Abhängigkeit der im Auslände befindlichen Streitkräfte fast aller Nationen von den englischen Kabelgesellschaften zu werden. Daß England sich der Macht bewußt ist, die ein eigene» Kabrlueh über die ganze Erde gewährt, bat Chamber lain bei den vorzabrigen IubiläumSfeierlichkeiten aus gesprochen. Er wollte die Telegraphenverbindung für da« englische Weltreich sogar soweit vervollkommnet Wissen, daß keine Verbindung fremde», nichtenglisches Land berühre. Daß englische Kabel bei besonderen Gelegenheiten für Depeschen fremder Nationen den Dienst zeitweilig ver sagt baden, ist schon vorgekommen, daß sie in einem Kriege vor Allem England» Interessen dienstbar sein werden, ist sicher. Wir Deutsche besitzen bi» jetzt nur ein größere» Kabel, dasjenige von Emde» nach Vigo, und müßten dar nach streben, so bald al- möglich eine eigene Verbin dung mindestens mit unseren Colonien her zustellen. Deutsches Mich. * Dresden, 14. März. Die „Dr. N." schreiben: „An dieser Stelle ist in der gestrigen Nummer ein Bericht über die Sitzung der Gesetzgebung» - Deputation der Zweiten Kammer, «n welcher in Gegenwart der königl. Commissare über da» Verein»- und Versammlung-recht verhandelt worden ist, wiedergegeben worden, nachdem derselbe in mehreren Blättern verschiedener Parteirichtungen erschienen und unwidersprochen geblieben war. Don berufener conser- vativer Seite wird un- jetzt geschrieben: „Dieser Bericht leidet au mannigfachen Unrichtigkeiten. Insbesondere entspricht e» den Thatsachrn nicht, daß der Abgeordnete Opitz erklärt habe, seine Partei werde im Hinblick auf die Erklärungen der Regierung ihre Anträge nochmal» einer Prüfung unter ziehen. Die conservative Partei wird vielmehr nach wie vor fest auf ihren Anträgen sieben bleiben und ihnen in der Zweiten Kammer die Mehrheit sichern. Auch in der Ersten Kammer wird man die den Aus schluß der Minderjährigen und Frauen von politischen Ver sammlungen betreffenden Anträge gewiß nur billigen ..." * Leipzig, 15. März. Die Furcht vor der heilsamen Wirkung einer wirthschaftlichen SammlungSpoliti hat die Freisinnigen aller Richtungen zu einer „Tkat", nämlich zur Abfassung und Veröffentlichung eine- (telegrapbisch schon erwähnten. Red.) Ausrufe» getrieben, der den Aufru der Mitglieder de» wirthschaftlichen Ausschusses und die Er klärung der nationalliberaleu Partei zu pariren bestimmt ist. Der freisinnige Aufruf, den da» „Berliner Tagebl." in un verkennbarer Aufregung unter der pomphaften Ueberschrift „Da» liberale Cartell gegen Agrarier und Schutzzöllner" an leitender Stelle veröffentlicht, lautet wörtlich folgendermaßen: „Der Zeitpunkt der Reich-tag-wablen ist naheqerückt. Die Wahlen werden — wie über andere wichtige Fragen — über die zukünftig« Gestaltung der Wtrthschoftspolitik de« deutschen Reiche entscheiden. Die Erfüllung agrarischer Sonderforderungen zieht notbwendigerweisr eine B eteuerung der Lebenshaltung der breiten Schichten des Volke« nach sich. Hierdurch würde die TonsumsShiakeit Deutschland« geschwächt und nicht nur Industrie und Handel, sondern auch die Landwirthschast beeinträchtigt werden. Wenn auch einzelnen Produktionszweigen durch weitere Erhöhung der Schutzzölle und den Autschluß de« auswärtigen Wettbewerbes die Möglichkeit gegeben wäre, sich thrilweisr schadlos zu halten, so würden doch die arbeitenden Elasten und da» Erwerbs leben io seiner Gesammlhnt, insbesondere die Exportindustrie, aus alle» Märkten der Welt schwer darunter zu leiden haben. Deutsch land- wachsende Bevölkerung bedarf >m Interesse oller Pro- duction-zwetgr der Erhaltung und Au-dehnung der heimischen Industrie, die exportfähig bleiben muß, soll dem Aufschwung» der letzten Jahrzehnte nicht ein verhängnißvoller Rückichritt folgen. Nur Handelsverträge von langer Dauer mit gegenseitiger Bindung der Tarifsätze können jene Stabilität gewährleisten, die für dir gesunde Entwickelung nnsere- nationalrn Wirtschaftsleben« unerläßlich ist. Durch da« Recht der Meistbegünstigung muß der deutsche Export dagegen geschützt werden, daß ihm durch Bevorzugung anderer Nationen der Mitbewerb nicht erschwert oder unmöglich gemacht wird. Deshalb halten wir fest an der Handelspolitik der letzten Jahre, deren Fortführung und Au-ban wir erstreben. Wir wollen dir Förderung der gesammlen nationalen Arbeit, nicht die Bevorzugung Weniger auf Kosten der Allgemeinheit. Wer Deutschland« wirtschaftliche und politische Machtstellung erhalte» und erhöht wissen will, der sorg« an seinem Theile dafür, daß au- de» kommenden Wahi»» «in Reichstag hervorgehe, d«r die Zumuthungen einer unter dem irreführenden Schlagworte der „Sammlung-Politik" auitretrnden «inseitigen Wirthschast-politik zurückweist und «i» volle- verständniß für die Bedeutung und di« Tragwelt« ein«r wahrhaft nationalen Wirth- chaftSpolttik besitzt." Zur Zurückweisung einer einseitigen Wirtbschaft-politik bedurft« e« der freisinnigen Erklärung nicht. Dieser Passus ist sür di« letzter« nicht charakteristisch, wohl aber die Stelle, an der erklärt wird, daß man an der Handelspolitik der letzten Jahr« festbalte, deren Fortführung und Ausbau er strebe, ohne daß gleichzeitig gesagt wird, die Interessen der Landwirtbschast sollten dabei besser al» bisher gewahrt werden. In einer freisinnigen Erklärung wird Niemand einen solchen Passus suchen, und ebenso wenig wird ein Politiker, der diesen Namen verdient, erwartet haben, die freisinnigen Vertreter der Nur-Consu- mentenpolitik würben für eine Politik de» wirtbichastlichen Ausgleichs zu haben sein. Ist irgendwo dieser Wabn gehegt worden, so ist «r durch den freisinnigen Aufruf beseitigt. Dieses bescheidene Verdienst ist ihm nicht abzusprechen. Wenn ganz vereinzelte Nationalliberale ihr« Namen neben den der Richter-Rickeri-Haußmann gesetzt haben, so wird deshalb die öffentliche Meinung über die wirthschaftSpolitische Stellung der nationalliberalen Partei sich nicht irre fükren lassen. Sollte die Böswilligkeit das hier und da dennoch fertig bringen, so wirb spätesten- der nationalliberale Delegirtentag derartige Täuschungüversuche aä udsuräam führen. * Berlin, 15. März. Der „Nordd. Allg. Zig." ist eine nähere Darlegung über die Gründe zugegangen, die zu der officiellen Berichtigung, betreffend den 8 138» der Gewerbeordnung (die AuS- nahmen von den Arbeitsfristen der Arbeiterinnen), Veranlassung gegeben haben. Der „Vorwärts" hatte bekanntlich der Re gierung die bewußt« Absicht einer Verschlechterung der Arbeiter- schutz-Bestimmungen untergeschoben. Demgegenüber wird aus führlich nachgewiesen, daß eS sich lediglich um ein Versehen bei der Veröffentlichung der vom Reichstage angenommenen Gesetzes paragraphen handelt. ES heißt hierzu: „Von der Beseitigung dieses Versehens konnte, wie sich in der Praxi» herauSgrstellt hat, im Interesse der Sonntagsruhe der Arbeiterinnen nicht abgesehen werden. . . . Nach dem Vorgänge der im Reichs-Gesetzblatt S. 138 veröffentlichten Berichtigung de» 8 95 der Militairstraf- gesetzbuchS für da» deutsche Reich wurde hierfür nach Einholung der Zustimmung der Präsidenten de» Reichstag» sowie der Zu stimmung de» BundeSrathS der Weg der Berichtigung im Reichs- Gesetzblatt gewählt." — Die Nachricht der bayrischen Correspondenz Wetzstein, daß auS Anlaß der Enthüllung einer Büste Kaiser Wilhelm'» I. in der Walhalla bei Regensburg eine Zusammen kunft zwischen dem regierenden Kaiser und dem Prinz- regentenLuitpold stattfinden werde, wird der „Köln. Z." aus sonst gut unterrichteten Kreisen als unbegründet be zeichnet. Jedenfalls stehe biSber fest, daß der Kaiser am 22. März selbst in Berlin sein werde, da er an diesem Tage auf der SiegrSallee in Berlin drei Statuen und Ruhebänke, die er dem Andenken seiner Vorfahren gestiftet hat, öffentu^ enthüllen werde. Auch sei bekannt, daß der Kaiser am 25. März von Bremechaven auS auf dem neuen großen Lloyddampfer „Kaiser Wilhelm der Große" mit den Herren der Norddeutschen Lloyd eine Fahrt in See zu machen zugesagt habe. Es sei daher anzu nehmen, daß der Kaiser bei der patriotischen Feier in der Dal- halla am 22. März durch einen königlichen Prinzen vertreten und nicht in Person zugegen sein werde. — Zu Ehren de» Geburtstages König Humbert's hatte heute die italienische Botschaft geflaggt. Graf Lanza empfing eine Abordnung der italienischen Colonie. In der Nachmittagstunde erschienen die Mitglieder der Hofgesellschaft und deS diplomatischen Corps. — Der BundeSrath hat in seiner heutigen Sitzung dem Entwurf zu Vorschriften über Auswandererschiffc die Zustimmung ertheilt, ebenso mit einigen Aenderungen dem Ent wurf von Bestimmungen über den Geschäftsbetrieb der AuS- wa nde r ung » un te rnehme r und Agenten. Den zu- ständigen Ausschüssen wurden überwiesen: die Vorlagen, betr. den Entwurf eine» Gesetzes wegen Feststellung einer Hach- trag»zumReich»hauShalt»etatfürdaS Rechnungi- jahr 1898, betr. die unter dem 3. April 1894 und 30. Oktober v. I». zu Paris sowie unter dem 19. März o. I». zu Venedig unterzeichneten internationalen Ganitätsconventionen, Letr. die Zulassung desNorddeutschenLloydin Bremen zur Befiederung von Auswanderern und betr. die Ertheilung der Erlcmbniß zur Beförderung von Auswanderern an die Hamburg-Amerika nisch« Packetfahrtactien- Gesell schäft in Hamburg. Schließlich wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — Dem Reichstage ist da- von der Commission verlangte Material zur Frage der Besteuerung de- Saccharin« von Seiten der Negierung zugegangen. Di« Commission wird daher demnächst ihre Berathungen wieder aufnehmen können. — Die Abag. Graf v. Oriola (nat.-lib.) und Gen. haben unter Zurückziehung eine» denselben Gegenstand betreffenden An ¬ trag« im Reichstag eine R « s olut i o n zur zweiten Berathung des Etat» eingebracht, wonach der Reichskanzler ersucht werd«, soll, dem Reichstag« baldthunlichst einen Gesetzentwurf vor zulegen, durch welchen, unter Berücksichtigung der gesteigerten Kosten der Lebenshaltung, den berechtigten Wünschen der Militairinvaliden, insbesondere auch in Bezug auf die Versorgung der Wittwen und Waisen, di« Entschädigung für Nichibenuhung des TivilversorgungSschrinr» und di« Belassung der Miliiairpension neben dem Civildienfivinkommen hezw. der Civilpenfion, Rechnung getragen wird. — Infolge von Anträgen des deutschen LandwirthschaftS- rathes ist der Reichskanzler schon vor einiger Zeit wegen ander- weiter Regelung des Gesinde-Bermiethungs- und StellenvermittelungswesenS mit den Bundes regierungen in Verhandlung getreten. Nach dem Ergebniß der Erörterungen darf angenommen werden, daß dem Bundesrath vor Beginn d«r nächsten Session des Reichstages eine Vorlage wegen Abänderung der einschlägigen Bestimmungen der Gewerbeordnung zugehen wird. Hauptsächlich dürfte es sich nach den „B. P. N." um eine ander« Fassung der Z§ 35 und 40 der Gewerbeordnung handeln. — Die Production» statistischen Fragebogen für verschiedene Zweige der Textilindustrie find in den letzten Tagen auS dem Reichsamte deS Innern versandt worden; diejenigen für die Lederindustrie werden demnächst ausgeschickt werden können. — Die Gründung eines Vereins der Cigarren händler Berlin» und der Vororte hat, wie die „Post" berichtet, gestern stattgefunden. Es wurde beschlossen, „daß behufs Durchführung eines Filialsystems der vereinigten Cigarrenhändler Berlin» eine größere Anzahl deutscher Cigarren fabriken engagirt und von denselben bestimmt« Cigarrenmarken bezogen werden, deren Namen resp. Nummern der Verein gesetz lich schützen lassen soll." Die Fabrikanten, welche an DereinS- mitg-lieder liefern, sollen sich zu einer Abgabe von 2 ihres Um satzes an Verein-Mitglieder verpflichten, und dieser Betrag, sowie VereinSbeiträge sollen zumZwecke vonReclamen wie zuJnseraten in Tageszeitungen rc. Verwendung finden. Die Mitglieder deS Verein» sind verpflichtet, die von der erwählten Commission be stimmten Cigarrenmarken unter allen Umständen in ihren Ge schäften einzuführen, sowie die vorgeschriebenm Preise einzu halten, auch bei Verkauf von größeren Pollen nur einen Rabatt, wie er durch DereinSbeschluh bestimmt wird, den Kunden zu ge währen. In einer längeren Debatte wurde über die Aufnahme fähigkeit in den Verein verhandelt; e» wurde beschlossen, daß nur Tigarrenbiindler mit höchsten» vier Filialen in den Verein Zu- tritt finden dürfen. — Der engere Vorstand des Allgemeinen Deutschen und de- Bayerischen Handwerkerbunde» in München hat in der dort erscheinenden „Allg. Hondwerkerzeltung" einen Ausruf an alle selbstständigen Handwerker zu den Reich»tag»wahlen gerichtet, in dem e« heißt: „Wenn e« auch wichtig ist, die Candiraren auf ibre Hantwerkerfreundlichkeit, ihr« Treue zum Mittelstand« zu prüfen, so sei doch in jedem Falle Euere Stimme offen gegen dir Soeialdemokratie gerichtet, auch dort, wo Ihr gegen- über dem eine» oder andere» Tandidate» ein Bruchlheil Euerer politischen Ueberzrugung dem großen Gedanken der Samm lung aller Ordnung-freund« zum Opfer bringen müßt! Schließlich richten wir an den gesammten Mittelstand, an olle unsere Mitbürger, welche dir Bedeutung de- selbstständigen Handwerk- zu ichätzen wissen, de» dringende» Appell, sich mit uns zum berech tigten Kampfe um die staatliche, gesellschaftliche und wirthtchailliche Ordnung zusammen zu schaaren. E- gilt in der That, dir gemein samen Güter der Cultur zu schützen i Dem von hoher Stelle er- gangrnen Ruf zur „Sammlung" wolle» wir deutsch« Handwerker in vorderste, Reihe Folge leisten." — Die Sammlungen für die ausständigen Schuhfabrik arbeiter baden bit jetzt L3I0 ergeben, di« zur Unterstützung der Au-ständigen nur für eine Woche genügen. Bon der Berliner GewerkjchastScoinmissioii sind 3000 von den Berliner Buch druckern und Setzern 1000 ^l, von den Berliner Metallarbeiter» ebenio viel und von einigen anderen Bewerkichasten 3l0 gespendet. Sollt« der AnSstand noch länger andaurrn, müssen größere Summen flüssig gemacht werden, denn die Sassen der Aus ständigen sind leer. Heute Abend finden Versammlungen der Fabrikanten und der Ausständige» statt, um über einen neuen Bor schlag der Lohncommission zu berochen. Bi» auf zwei Fabriken, wo der Betrieb theilweif« ruht, ist in allen Berliner Schuhfabriken der Betrieb voll im Gange. — Der Bevollmächtigte zum BundeSrath sachsen-altenburgische DtoatS-Minister von tz« Udorfs ist in Berlin angrkommen. — Dem stellvertretenden Bevollmächtigten znm vunbesrath bayerische» Minifterialrath v. Seiger ist der Kronenorden S. Claff« verliehen worden. * Kiel, 14. März. Mit dem am 23. März von Bremer haven abgehenden ReichSpostbampfer wird da» Ber- messungSdetachement, bestehend au« vier Osficieren, zwei Deckofficiren, sieben Unterofficieren und vierzehn Mann, unter der Führung von Lieutenant zur See Deimling nach Kiaotschau befördert. * Thar», 13. März. Heut« wird iu Rußland eine neue Institution über den Waffengebrauch der Grenz truppen eiugesübrt. Darnach soll dir Wache alle Personen, die beim beimltchen Ueberschreitrn der Grenze abgefaßt werden und ihrer dreimaligen Aufforderung, flehen zu bleiben, nicht Yola« leist«», ebne Weit«»«- n,,verschieße«. Bisher durfte auf Schmuggler, welche, ihre Eontrebande oder Waffen wegwerfend, davonliefen, nikb» geschossen werden. * vrauuschwcin, 14- März. Der braunschweigische Landwrbrverbanv, der 10V «riegervereine umfaßt, bat laut der „Köln. Z." fast eiustimmig den Eintritt in den Deutschen Kriegerbund beschlossen. * Eoeft, l3.Mär». Eine »ationallibrral« Wähler versammlung beschloß, für die ReichStaaSwabl in erster Linie wieder den bisberigen Abgeordneten Herrn Schulze- Henne vorzuschlagen; sollte dieser auf di« nochmalige Candidatur jedoch verzichten, so boffl man, daß Abgeordneter Schulze-Steineo, der den Wahlkrei« im Landtage ver tritt, die Candidatur annebmen wird. Ein Zusammengehen mit dem „Bunde der Landwirtke", der seinen Vorsitzenden Sümmermanii-Scheda im Wahlkreise Hamm-Soest aufgestellt bar, wurde für ausgeschlossen erklärt: ebenso hat eS das nationalliberale KieiSwahlcomit» abgelevnt, mit den Frei sinnigen gemeinsam in den Wablkanipf zu ziehen. D>r «nd- giltige Ausstellung eines Candidalrn bleibt der am nächsten Sonntag in Unna stattsindenden Bertrauen-miinnerversamm- lung au» den Kreisen Soest und Hamm vorbehalten. (Köln- Z.) td. Jena, >5. März. vr. HanS Gruner, Cbef der Station Sansanne Mangu im Hinterlande von Togo, der vor einigen Tagen au» Afrika bier eingetroffen ist, bat einen halbjährige n Urlaub zur Wiederherstellung seiner durch da» Schwarzwasserfieber angegriffenen Gesundheit erhalten. Heute begiebt sich Dr. Gruner zur Cur nach Wiesbaden. * Mannheim, l4. März. Eine zahlreich besuchte national liberale Vertrauensmänner - Versammlung deS Mannheimer NeichStagSwablkreise« stellte einstimmig den ReicbötagS- Abgeordneten Bassermann wieder als Candibaten auf. Bassermann nahm die Candidatur a». * AuS der Pfalz, 13. März. Im ReichstaaSwahlkreise Speyer-LudwigSbafen-Frankenthal wurde unlängst noch die Candidatur deS Major» v Heyl al» ziemlich feststehend be» zeichnet. Von der nationalliberalen Partei ist jedoch nun mehr die Ausstellung de» Direclor- der Badischen Aniliafabrik I)r. Brunck-LubwigSbasen in» Auge gefaßt. * Saarbrücken, l4- März. Im Proceß Stöcker gegen Redakteur Schwuchow wurde Letzterer, wie der „Hanivg. Corr." meldet, unter tbeilweiser Freisprechung wegen Be leidigung vom Schöffengericht zu 200 Geldstrafe ver- urtheilt. Sckwuchow trägt Stöcker der Proceßkoste». Oesterreich-Ungarn. Judeukrawall. * Krakau, 14. März. In Wieliezka fände» wdhrnw der letzten Tage Ausschreitungen gegen die Juden statt, infolge deS Gerückte», dieselben wollten den Reichstags abgeordneten Pater Szonder, welcher auliseunttsche Schriften verbreitet batte, erschlagen. Am Freitag Abend belagerte di« Menge die Synagoge und bewarf dieselbe, sowie viele andere jüdische Häuser mit Steine». Gestern erneuerten sich die Tumulte. (Voss. Ztg.) Zola s „Paris". * Wien, 14. März. Das Wiener Wochenblatt „Extra post" wurde wegen einiger Stellen deS von ihm ver öffentlichten Zola'schen Roman» „Paris" beschlag nahmt. (B. T.) Frankreich. * Parts, 14. März. Die Kammer hat da» Budget im Ganzen angenommen. Belgien. Deutscher Besuch. * Antwerpen, 14. März. Da- deutsche Schulschiff „Stein" ist, von Haiti kommend, heute im diesigen Hafen eingetroffen, begiüßt von den Geschützen der Fort-. Der Generalkonsul Bary und eine Abordnung von Osficieren der Antwerpener Garnison fuhren nach Blissingen entgegen be- buf- Begrüßung der deutschen Gälte. Am Empfang be- tbeiligien sich der Direclor dc- Pilotenwesen», der Handels schöffe, der Hafen-Capitain und der Seecommissar, sowie eine Anordnung der deutschen Colonie und eine große Menge von Menschen. Da» Schiff wird etwa acht Tage bier bleiben. Die Colonie bereitet große Festlichkeiten vor. Die deutschen Osficiere begeben sich morgen nach Schloß Laeken zur Audienz beim König. (Magdeb. Ztg.) Italien. Die deutschen Studenten; Eri-Pi. * Rom, 14. März. Die hiesigen Studirendeu holten heute die deutschen Studenten in ihrem Hotel ab und besuchten mit ibnen gemeinschaftlich die Museen, daS Capitol, den Palatin und andere Deben-würdigkeiten. Darauf wurde der Ingenieurschule ein Besuch abgestattet, in deren Garten mit dem Blick aus die Tbermen Trajan'» ein Frühstück gegeben wurde; hierbei spielte die Mustk de» 12. Infanterie-Regiments. Das Fest verlief außerordentlich belebt und herzlich. Do» Ihr Begleiter war ein großer, dunkler Mann mit stechenden Augen in einem nicht gerade angenehmen Gesicht. Man würde nie in ihm einen Gelehrten oermuthet haben. Er hatte eine starr«, strenge Miene, verneigte sich kurz und postirie daS Medium unmittelbar vor dem Borhange. Während die übrige Gesell schaft die gewohnte Kette bildete, blieb er über das Medium gebeugt, sie mit seinem Blick fixirend und durch Handbewegungen vor ihrem Gesicht sie einschläfernd. Ein schwüler Odem wehte durch den Raum, Todtenstille herrschte, man hätte eine Nadel fallen hören können. Professor Chiara setzte sich neben da» Medium, nachdem er dessen Hände mit einem festen Bande umschlungen hatte, so daß An Lösen derselben unmöglich war. Eusapia sing an zu seufzen, zu stöhnen, sie wand den ge schmeidigen Körper nach rechts und links, als litte sie Schmerzen. De» Professor» große Hand lag fest auf ihren Knien, sie hielt di« Augen geschloffen, aber noch immer blieb sein Blick auf sie ge richtet. Nach einiger Zeit — den aufgeregten Zuschauern schien e» beträchtlich lange — zeigt« sich die Wirkung von der Macht de» Professor«, da» Medium wurde ruhiger, an den aufwärts ge- richteten Pupillen sah man bei dem schattenhaften, sehr un genügenden Lichte, daß sie in „Trance" war. ' Die Spannung aller Anwesenden wuchs, man war in einer nervösen Erregung wie nie zuvor. Der Anblick der verzückten Gestalt mit dem zuriickgeworfenen Kopfe, an dem der golden« Pfeil gehrimnihvoll blinkte in der tiefen Dämmerung, hatte etwa» sehr Unheimliche». Mit leiser, sonorer Stimme sprach der Professor jetzt zuerst. Er bat, daß ein Lied gesungen werd«, um die rechte Weihestimmung zu erzeugen. Wir er erfahren hab«, befind« sich eine de» Sange» kundige Dame im Kreise. Die Prinzessin blickte auf Emily und gab ihr einen Wink. Emily fand sich, wie grnwhnlich, rasch in ihre Rolle. Ihre Stimme war schön, sie übte in dieser Stunde und in dieser Um gebung einen besonderen Zauber aus. Er klang schmerzvoll und bewegt, da»: „Vorrvi morirv — — „Ich möchte sterben in de» Jahres Blüth« —" Ottilie, deren beklommene Empfindungen fich bi» zur Pein steigerten, athmet« befreiter auf unter den weichen Klängen und richtete ihre Augen auf die Sängerin. Sie war überrascht von deren Schönheit, die in der eigenartigen Beleuchtung — do» Licht der einzigen kleinen Lampe fiel concentrirt auf den Tisch u»d di« daran Sitzenden, wahrend der übrige Raum in Dunkel gehüllt blieb — wunderbar wirkte. Kein« weiche, onmuibiqe, n«in, «in« dämonisch« Schönheit von prickelndem Reiz. Die > ch« UhMmq, wir «in, An He» sehen — vielleicht di, Wirkung dieser Stunde und ihrer geheimen Kräfte — kam es über sie, die in dieser Richtung völlig Unerfahrene, daß solche Wesen Männer fesseln, beseligen, aber auch verderben können. Felix Waldstätten's Hände, welch« die ihrig« berührten zuckten, hatte er dieselben Gedanken wie sie? War «» ein un- sichtbarer Strom zwischen ihnen, der geheimnißvolle Seiten ihre» Wesen« entfesselte? So hatte sie noch nie in ihrem Leben empfunden. Emily war iirdeß jetzt am ruhigsten und unbewegtesten. Sie ließ den letzten Ton de» Liedes so kunstgerecht verhallen, daß man den Eindruck behielt, st« sei völlig Herrin ihrer selbst. Jetzt trat abermal» die Todtenstille ein, die so schauerlich beängstigend wirkte. Da» Medium lag starr und unbeweglich. Dann fing r» plötzlich an, sich zu regen, aller Augen richteten su gespannt auf die Italienerin. Sie begann von Neuem zu seufzen und zu stöhnen, sie versuchte die Bande ihrer Hände zu losen, doch dir Knoten waren so fest geschlungen, daß ihr da» nicht gelingen konnte. Während die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf da» Medium coneentrirte, begann der Tisch sich langsam zu heben. Auf eine leise Mahnung de« Professor» hob man die Hände, di« zur K«tte verbunden blieben, und beobachtet« schweigend. Ottilie war e» einen Augenblick, al» ob Felix' Fuß am Heben des Tisches sich betheiligte^ ihre Gedanken waren aber nicht klar genug, um scharf Acht geben zu können. Die Prinzessin war heute sehr gesammelt, gehorcht« jedem Wink, vermied jede Störung. DaS Mcdiuin beugt« sich vor und warf dann den Kopf wieder zurück. Sie rodete jetzt im Schlaf. Einstweilen unverständlich« Laute, dann deutlicher; erst in ihrem heimischen Dialekt, dann in reinerem Italienisch, auf eine plötzliche Aufforderung der Priiuesfin in deutscher Sprache. „Rufet — sie sind da, die Unirdischen — wer soll kommen?" Alle starrten aus die Schlafend« und den Vorhang hinter ihr. Niemand regte sich, kein Wunsch wurde laut. Emily hatte bi» dahin mit gespannter Aufmerksamkeit auf jede Bewegung de» Medium» geachtet. Jetzt durchlief un willkürlich «in Zittern ihren Körper. War «» Täuschung, oder bewegt« sich da wirklich der Vorhang? Dir Dämmerung ver hinderte ei« genaue» Erkennen. Da» kam sie, di« Furchtlose, denn an? Tie wußte ja genau, wa» st» von diesen neuesten, di, Ginne so hübsch aufregenden Spielereien zu halten hatte, und doch — da» Grausen kam und wollte nicht Weichen. E» war kein Zweifel mehr möalich, der vorbang wurde von unsichtbarer Hand da oben auseinander getheilt, unterdrückt» Ksuk de» Wremenl, der Ueöernschua- umrde« um fie hkß-r. Und daS war ja eine wirkliche, menschliche Hand, ihrem scharfen Auge deutlich erkennbar, welche au» dem Vorhang herauSragt« — ihr Platz war dem sogenannten Labinet gegenüber, sie sah also am besten. Ein irrer Gedanke flog durch ihren umnebelten Kopf Claus hatte sie denn den Namen laut gesprochen? Un ¬ möglich — diese» schrecklich«, ganz ungewohnte Brausen vor ihrem Ohre machte fie beinah« taub. Warum gedacht« sie Claut Hartwig'» in dieser Mnute? Unsinn, sie war hochgradig nervo» heute Abend, fie wollte, sie mußte sich zusammennehmen — aber waS für ein toller Spuk war da» — die Hand da drüben erhob sich drohend gegen sie. E» überlief sie eifigkali, sie war verrückt, ihr Platz war so, daß sie da» Ziel für alle von dort ausgehenden Manipulationen werden mußte; e» stand Jemand dahinter, der dm Sput auf führte. Da» Medium sprach wieder: „Line hat Dich gerufen, fie, die Dich in den Tod trieb. Willst Du kommen?" Der Ton ging dm Hörem durch Mark und Bein, er hallte so klagend nach, so wehevoll. Man starrte athemlo» auf di« Schlafende. Und ha! wa» war da»? Eine leichte Rauchwolke quoll au» dem Spalt del Vorhang», wo noch immer die Hand sichtbar blieb, dann zuckten bläulich« Flammchen auf, und ein Kopf ward sichtbar in der Rauchwolke — ein bleicher Kops von einer Todten- farbe. Lmily'S Pupillen erweiterten sich, fie starrte, von lähmendem Entsetzen befallen, von Grausen geschüttelt, auf die unerklärliche Erscheinung. Diese Züge kannte sie ja nur zu gut, diese» ent setzlich« Lodtmantlitz dort. Hatte sie ihn gerufen, wider ihrm Willen, gezwungen durch eine höhere Macht, die fie leugnete? Sie erhob ihre Hände, unterbrach die Kette und streckte fie wie in Abwehr des Schrecklichen vor fich hinau». Luffaklenderweise lenkten Felix und die Prinzessin ihre Blickt von der Erscheinung ab und auf sie, die aschfarben, mit Augen, in denen der Wahnsinn leuchtete, auf da» Bild ihr gegenüber starrte. Ihre Hände blieben au»g«sireckt, kalter Schweiß perlte auf ihrer Stirn, fie war keine» Gedanken» mehr fähig. Er war e», Ekau», der Todt«, ihr Opfer — «in schriller Schrei, der Alle zusammenfahren machte, rang fich au» ihrer Kehl« lo». „Llaut! Barmherziger Himmel! Kommst Du, Dich »u räHm?" Me ü»Lte sich «chch«, st« »Atze Gchamvstockm tratm auf ihre Lippen, sie warf die Arme in dir Luft und fiel in konvulsivischen Zuckungen zu Boden. Eine allgemeine Verwirrung folgte. Ottilie hatte, seitdem di« Erscheinung da heraufgestiegen war, auf Emily nicht mehr geachtet. Der Vorgang erschütterte ihre Nerven auf das Heftigste. Sie fühlte den Druck von Felix' Finger, der ihr Beruhigung geben sollte, aber nicht mit ihm verband sie der geheimnißvolle Strom. Vor ihre Seele trat das Bild eines Anderen — aber verworren blieb Alle» in dieser schrecklichen Stunde. Und al» daS fahle Antlitz da emporstieg, faßte auch sie da» Grausen, sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, um sich aufrecht zu erhalten, sie wollte diese» Geheimniß durchdringen. Auch sie konnte ja die geisterhaften, von bläulichem Schein über gossenen Züge, die da auftauchten; aber ihre Augen umflorten sich, ihre Nerven hielten diesem Ansturm nicht Stand. Ohne daß sie sich dessen bewußt ward, lehnte fie sich schwer an ihren Nachbar, der sie jetzt fest mit seinen Armen stützte. Da machte der schrille Schrei Cmily'S sie noch einmal auf fahren. Der Anblick ihrer verzerrten Züge gab ihr den Rest, Eise-kält« wehte auch um ihre Schläfen, sie flchlte sich unrettbar sinken, immer tiefer, wie eS sie dünkte, und dann dämmerte ihr eine Vorstellung, al» würde sie getragen, über einen Abgrund hinweg, und ihre Sinne schwanden völlig. Al» fie erwachte, befand sie sich in dem kleinen Salon der Prinzessin, auf der Ottomane liegend und von Felix Dald- stätien'» Arm umschlungen. „Gott sei gelobt!" rief er, als sie die Augen aufschlua, und beugt« sich angstvoll und zärtlich iiber fie. Er nannte sie mit den vertraulichsten Kosenamen, er streichelte und küßte ihre Hände. Sie richtet« sich verwundert auf und sah ihn verwirrt an. Sie konnte fich nicht besinnen, sie erkannte ihn, aber diesen Aul druck hatte fie nie auf seinem Gesicht« gesehen. „E» war ja Alles Humbug, ein grober Scherz, um eine Falsche zu entlarven", sagte er leise und leidenschaftlich, „und bald wären Ti« da« Opfer geworden. Ich glaubt« wahrhaftig. Sie wären todt, Ottilie! Süße! Reine!" Er preßte fie an sich, er küßte fie heiß, sie lag willenlos in seinen Armen, sie fühlte fich wie gelähmt. „Ah, ah! Also hier finde ich die Flüchtlinge — und so weit schon miteinander!" E» war die Stimm« der Prinzessin, welche Ottilie erst völlig au» ihrer Betäubung weckte. Sie fuhr entsetzt empor. Auch Keltx Wakdstätien richtete sich erschrocken aus und ließ fie au» seinen Armen -letten. Wortsetza«« folgt.)
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