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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980413024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898041302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898041302
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-04
- Tag 1898-04-13
-
Monat
1898-04
-
Jahr
1898
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Verantwortlicher Nedactenr vr. Herm- Ksichling in Leipzig. Für den musikatsichen Theil Professor vr. D»ear Paul in Leipztjz. und gegen den vorherigen Stand auch nicht unerheblich geschwellt, doch liegen von keiner Seite beunruhigende Nach richten vor. Der Ouelllauf nnd die Qnellzusllifse der Oder, soweit von den letzteren schon Nachrichten vorliegen, sind sogar schon wieder »n Fallen begrissen. Der höchste Stand, den die Oder in Ratibor erreichte, war der von gestern Vormittag mit 3,02 m am dortigen Pegel, also immer noch 18 cm unter dem für Ratibor kritischen Puncte. Seitdem ist der Wasserstand dort schon wieder um 30 em zurück- geaangen. Eine eigentliche Schneedecke scheint in den Bergen, besonders in den Beskiden und im Mährischen Gesenke, kaum noch vorhanden zu sein. Die Ohle-Oderniederung oberhalb BreSlaus ist überschwemmt, doch bat auch die-, zumal in der jetzigen Jahreszeit, nicht viel zu sagen. ---> Burgliebenau, 11. April. Auf der von Ibier nach Wallendorf führenden Liitzenerstraße wurde ein Möbel - Tranöport-Wagen durch die starke Strömung des Hoch wassers, welches an verschiedenen Stellen diese Wegestrecke überflutbet, vollständig zur Seite gedreht. Nur mit großer Mühe gelang es, die Pferde abzusträngen und iu Sicherheit zu bringen, während der Wagen vorläufig im Wasser verbleiben mußte. ----- Mnuster i. W., 12. April. DaS hiesige Gymnasium wird demnächst den Tag seines 1100jährigen Bestehens festlich begehen. — Nürnberg, 12. April. Die städtischen Behörden haben einer größeren Anzahl hiesiger VolkSschullehrer, die 25 Jahre und länger im Dienste der Stadt stehen, eine Ehrengabe von je 200 angewiesen. — Der Magistrat von Fürth Hal die Einsetzung einer Commission für den Bau einer Volksheilstätte beschlossen, wofür bedeutende Stiftungsmittel zur Verfügung stehen werden. — Für den Theaterneubau in Fürtb hat der dortige Magistrat jetzt einen Beitrag von 200 000 sowie die Hergabe des Bauplatzes in Aussicht gestellt. l--- Wien, 12. April. Das Wiener „Vaterland", das Blatt der katholischen feudalen Adelspartei, meldet: „Wir sind ermächtigt, mitzutbeilen, daß sich Prinz Philipp von Coburg anläßlich der Osterandacht mit der heiligen Kirche aus- gesöbnt hat." Diese Anzeige besagt, daß der Prinz die kirch liche Absolution für sein Duell mit dem Grafen Mattassich- Kegl wich erhielt, das übrigens auf Befehl deS Kaisers erfolgt sei, um dem Prinzen das Verbleiben in der Armee zu ermöglichen. — Wien, 12. April. Die Osterfeiertaste brachten, wie kurz gemeldet, drei Personen aus Wien bei Berg besteigungen den Tod. Acht junge Leute, darunter der Zeichner Hermann Presse! und der Bronzearbeiter Rudolf Pötsch, bestiegen am Ostersonntag die Rax während eines heftigen Schneesturmes. Ihnen schloß sich unterwegs der 18 jährige Richard Zink an. Presse! und Pötsch waren an- einandergeseilt und stürzten plötzlich in die Tiefe. Gleich darauf stürzte auch Zink ab, entweder in Folge des Schreckens oder Ausgleitens. Presse! und Zink blieben tobt, Pötsch erlitt eine anscheinend leichte Verwundung. — Am Ostersonntag bestieg ferner der 39jährige Rudolf Schlichting, Vater zweier Kinder, den Schneeberg und gerieth ebenfalls in den Schnee sturm. Er gelangte zur Fischerhütte, wo er erschöpft todt zusammenbrach. ----- Sine» Pump grötzere» Stils versucht Jemand in den „BaSler Nachrichten", indem er sich in folgender Anzeige an seine frommen Mitbürger wendet: „Ein Mensch auf dem Wege zurErkenntniß sucht eine fromme Seele, welche ihm das .... nöthige Geld zu einer Buß- und Bittfahrt an die heiligen Orte in Palästina vorstreckt. Anfragen unter „Christenliede" an die Expedition." Ob eS nun wohl Tausendfrankenscheine für den armen Reisenden nach dem Morgenlande regnet? Amtlicher Theil auS Tabor, ist offenbar rin srhr gewandter Taschendieb. Seine Geliebte, eine 22jährige Kellnerin aus Wernigerode, kam wegen Verdacht- der MitthSterschaft gleichfalls in Haft. — Ans einem Restaurant in der Burgskraße sind am Dienstag Abend ein Wiaterüberztrher aus glattem schwarzen Stoff mlt schwarz, seidenem Futter und ein grauer Chsvtot-Sommerüberzieher mit graujeidenem Futter gestohlen worden. * Shemnitz, 12. April. Herr Amtshauptmann vr. R u mp e k t ist als Vortragender Rath mit dem Titel „Geheimer Regierungsrath" m das Ministerium des Innern berufen worden. An seine Stelle tritt Herr Amtshauptmann vr. Hallbauer in Rochlitz. Der Amtswechsel geschieht am 1. Juni. — Der neue Sommerfahrplan der Staatsbahnen bringt unserer Stadt einige recht erfreuliche Veränderungen. Zunächst wird ein neuer, sehr erwünschter Nachtpersonenzug von Chemnitz nach Dresden eingelegt, der Abends 11 Uhr 10 Minuten vom hiesigen Hauptbahnhofe abgeht. Dann sind auf der Linie Dresden- Chemnitz-Reichenbach recht anerkennenswerthe Verbesserungen insofern eingetreten, als der Reichenbacher Abendzug, der bisher nur bis Freiberg ging, nunmehr bis Dresden durchgeführt wird, während als Gegenzug ein neuer Personenzug für 4 Uhr 12 Minuten von Dresden nach Freiberg abgelassen wird. Auch die 4. Wagenclasse wird eine vermehrte Verwendung erfahren. — Die Bismarckeiche am Cottadenkmale im Küchwalde ist in der Nacht zum 2. Feiertage durch ruchlose Hände muthwilligerweise herausgerissen worden. Die Spitze ist abgebrochen und die Rinde abgeschält. Den Frevler hat man noch nicht ermitteln können. — Hier wurden gestern 3 Schulknaben im Alter von 8 bis 12 Jahren aufgegriffen, die ihren in Grünhainichen wohnenden Eltern entlaufen waren. Heute wurden sie ihren Angehörigen wieder zugeführt. — Gestern Abend gegen 11 Uhr röthete ein gewaltiger Feuerschein den südlichen Himmel. In Leukersdorf bei Neukirchen sind wahrscheinlich infolge von Brandstiftung Seitengebäude, Schuppen und Scheune des Gutsbesitzers Pampel vollständig niedergebrannt. — khemnitz, 12. April. Auch Chemnitz führt eine Ab- theilung berittene Schutzleute, die aus einem Wacht- meister und 16 Mann besteht, ein. Diese Neueinrichtung tritt mit den Jubiläumsfestlichkeiten in Kraft. — FrautNstei», 12. April. Der Verschönerungs verein Frauenstein bewilligte in seiner diesjährigen General versammlung für Vereinszwecke über 3000 womit für Anlagen, Waldwege, Aussichtspunkte und Ruhebänke im Um kreise der Stadt, sowie für Neuanlage von Wegen gesorgt werden soll. — Ostritz, 12. April. In der benachbarten Bergschänke in Klosterfreibeit hat in der Nacht zum vorigen Donnerstag der dortige Gastwirth Lehmann im Jähzorn seine eigenen Möbel und Gebrauchsgegenstände arg demolirt. Mit einer schweren Axt zertrümmerte er zunächst ein Pianino, dann sielen das Orchestrion im Tanzsaal, Uhren und Oefen, das Buffet rc. seiner Wuth zum Opfer, und schließlich stieg er in den Keller, wo er die Weinflaschen zerschlug und die Bier apparate rninirte. Der Gesammtschaden wird auf 3000 geschätzt. Bei dem Zustande des Rasenden wagte es keiner, ihm entgegenzutreten, da der Mensch jedem drohte, daß er ihm den Schädel spalten werde. Am Donnerstag früh ist er dann mit der Bahn in der Richtung nach Görlitz gefahren. Er bemerkte, daß man ihn in dieser Gegend nicht Wiedersehen werde. Bis jetzt ist er denn auch noch nicht zurückgekehrt. )-( Aus dem öderen Bogtlande, 13. April. Der lebhafte Grenzverkehr mit Böhmen hat eine eigenartige „Falsch münzerei" gezeitigt. ES sind neuerdings in dem Falle, wenn eine größere Zahlung iu deutschen Zweimarkstücken geleistet wurde, öfter einer oder auch mehrere österreichische Silbergulden mit untergelaufen. DerEmpfänger erleidet an jedem Stück eine Einbuße von 30 ^f. — Tödtlich ver unglückt ist am Sonnabend im Schachtwalde bei Ebmath der 11jährige Schulknabe Grüner aus Roßbach. Der Kleine war auf einem dortigen Kahlschlage, woselbst starke Bäume auSgerodet wurden, mit Holzlesen beschäftigt, als plötzlich ein von den Wurzeln befreiter Baum umstürzte und den Knaben niederschlug. Bewußtlos und mit schweren Kopf verletzungen wurde Grüner von der auf ihm liegenden Last befreit, er wird aber kaum dem Leben erhalten bleiben. — Löbau, 12. April. In einer hiesigen Druckerei fand am Sonnabend eine Gasexplosion statt. Während drei Leute mit leichteren Verletzungen davonkamen, mußte der Arbeiter Männer schwerverwundet in da- städtische Kranken haus übergeführt werden. L. Pirua, 12. April. Abermals muß von einem ent setzlichen Ungliicksfall berichtet werden, indem in der benachbarten Papierfabrik zu K ö t t e w i tz der Kollergangführer Obmann durch einen verhängnißvollen Zufall in die Trans mission gerieth und so furchtbar verstümmelt wurde, daß alsbald der Tod eingetreten war. Der Körper des Verunglückten bot einen geradezu schauderhaften Anblick. Ein Bein war dem Aermsten, der Frau und Kinder hinterläßt, buchstäblich vom Leibe gerissen worden. — Pillnitz, 12. April. Der 200jährige Camelien- baum im königlichen Schloßgarten zu Pillnitz, der bekannt lich unfern der Gewächshäuser in einem eigenen Häuschen untergebracht ist, wird in diesem Jahre voraussichtlich eine ganz außerordentliche Blütbenpracht entfalten, va er mit Tausenden von Knospen bedeckt ist. Nach dem Urthcile Sach verständiger wird der seltene Baum, an dem bereits einige Blüthen sichtbar sind, in vierzehn Tagen in voller Blüthen- schönheit prangen, so daß dann der geeignetste Zeitpunkt zu einem lohnenden Besuche gekommen ist. Versteigerung. Margen Donnerstag, den 14. April 1898, vormittags 11'/« Uhr sollen auf dem Wagenplaye des hiesigen Dresdener Bahnhöfe» — zwischen Dresdener und Magdeburger Bahnhof — 4 große Leiter- und 3 Rollwagen öffentlich meistbietend versteigert werden. Leipzig, am 13. April 1898. Der Gerichtsvollzieher beim SSuigl. Amtsgericht: Secr. Thierbach. Königreich Lachsen. H Leipzig, 13. April, Während der bevorstehenden Ost ermesse wird auch die Schaumesse wiederum recht Mannigfaltiges bringen. Auf dem Roßplatze werde« ausgestellt: Dechant'S Welt-Hippodrom, Winkler'S anatomische» Museum, daS Wachssigurencabinrt von Pötzsch und eine Photograpbiebude; auf dem Königsplatze wird man besuchen können Sandrock'S Welthippodrom, Lehmann'S HerculeSbude, Herold's Dampf-Carroussel, Tischer'» Zauber bude, Liebing's Museum, Sckars'S Panorama, eine Schiffs schaukel nnd drei Photograpbiebuden; der Fleischerplatz endlich wird folgende Herrlichkeiten der Schaumesse bringen: Wölbling's Welt-Hippodrom, Poind'S Künstler-CircuS, Kern'S Athletensalon, Ludwig's Wachsfigurencabinet, Skuhr's Irrgarten, Haase'S Dampfcarroussel und drei Photographie- buden. —m. Leipzig, 13. April. Der Plan, in der Metropole deS deutschen Buchhandels und Buchdrucks, Leipzig, ein dem gejammten graphischen Gewerbe würdiges Heim zu schaffen, ist nunmehr, Dank der rastlosen Bemühuugen deS Vorstände» deS Centralvereins für das gesammt« Buchgewerbe, soweit seiner Verwirklichung näher geführt worden, daß bereits am 23. April die Grundsteinlegung für daS Buch- gewerbehaus erfolgen kann. Es soll dies in einer Vor mittags 11 Uhr auf dem Platze hinter dem Deutschen Buch händlerhause zu veranstaltenden Feier geschehe». —ad. AuS Anlaß des 70. Geburtstages und deS 25jäbrigen Regierungsjubiläums König Albert's, deS Pro tektors sächsischer Feuerwehren, ist von den freiwilligen Feuerwehren Sachsens eine König-Albert-Feuerwebr- stiftung inS Leben gerufen worden, welche dazu dienen soll, Feuerwehrleute, welche bei Unfällen zu Schaden kommen, bei denen jedoch der FenerwebrfondS, sowie andere Unterstützungs rassen nicht eingreifen können, zu unterstützen. Schätzungs weise dürfte, die Betheiligung aller Feuerwehren voraus gesetzt, das Grundkapital 12—15 000 betragen. Da die neugegründete König-Albert-Feuerwehrstiftung leider oft in die Lage kommen dürste, segensreich zu wirken, so wäre es im Interesse der guten Sache sehr erwünscht, daß sämmtliche Feuerwehren ihr Scherflein dazu beitrügen. Er freulicher Weise sind bis jetzt schon der ersten Quittung zu Folge ungefähr 1300 in Einzelbeträgen von 5—100 eingegangen. Senkungen und sonstige Mittheilungen sind an Herrn Branddirektor Weigand-Chemnitz zu richten. Leipzig, 13. April. Die von Herrn Obermeister Haugk geleitete Hutmacherinnung hier bat beschlossen, mit der Umgestaltung der Innung in eine Zwangsinnung vorläufig noch zu warten, bis das Normalstatut für Zwangs innungen erschienen ist. In der gestern im „Eldorado" abgehaltenen Quartalsversammlung der Hutmacher innung wurde nach Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten in eingehender Weise über den Begriff „Fabrik" gesprochen, wobei insbesondere auch auf die bezügliche Stelle in der von der Leipziger Gewerbekammer im Auftrage der sächsischen Gewerbekammern s. Z. an das Ministerium deS Innern gerichteten Petition hingewiesen wurde. Zu einem Beschlüsse kam die Versammlung nicht. Nach einem weiteren, mehr interne Angelegenheiten betreffenden Meinungs austausch erreichte die Sitzung ihr Ende. — Der Allgemeine Turnverein unternahm zu Ostern in einer Stärke von 54 Mann eine Turnfabrt nach Weida und von da eine Fußtour nach Greiz. Der Verein „Turnerschast" empfing die Gäste aufs Herzlichste; in der Turnhalle fanden hierauf turnerische Uebungen statt. Die Gäste sprachen sich nicht nur lobend über den Bau der Turnhalle und die innere Einrichtung mit elektrischer Be leuchtung aus, sondern auch den vorzüglichen Leistungen der Mitglieder der „Turnerschaft" wurde wiederholt Beifall ge zollt. Aber allgemeine Anerkennung fanden auch die Uebungen der Leipziger Herren. Hieran schloß sich ein CommerS im „Tivoli", bei welchem der Turnersängerchor recht beifällig aufgenommene Vorträge zur Aufführung brachte. Die Gäste versprachen, bald wieder da» schön gelegene Greiz auf» zusuchen. */* Leipzig, 13. April. (Arbeiterbewegung.) Wie in einer gestern im „Coburger Hofe" abgehaltenen, von 180 Personen besuchten Formerversammlung bekannt gegeben wurde, sind in einer Eisengießerei deö Westens Leip zigs wegen der Aufnahnie einer Bestimmung in die Arbeits ordnung, wonach für Gußarbeit, die als unbrauchbar von dem Besteller zurückgewiesen wird, kein Arbeitslohn bezahlt werde» soll, zwischen der Fabrikleitung und den Arbeitern Differenzen entstanden, die schließlich zur tbeilweisen Arbeits einstellung geführt haben. Von etwa 40 daselbst beschäftigten Formern sind 31 in den Ausstand getreten. Diese wollen die Arbeit erst dann wieder aufnehmen, wenn di« erwähnte Bestimmung aus der Fabrikordnung wieder entfernt, wenn der Arbeiter-Ausschuß von der Fabrikleitung anerkannt, die Arbeitszeit geregelt, die Gehilfen für als unbrauchbar bezeichneten Guß nicht haftbar gemacht und wenn sämmtliche Ausständige wieder eingestellt werden. Die Versammelten erklärten sich durch die Annahme einer Resolution mit dem Vorgehen der Ausständigen einverstanden, beschlossen, dieselben zu unterstützen und Arbeiten aus der in Frage stehenden Fabrik nicht anzufertigen. Getadelt wurde, daß nicht sämmt liche Arbeiter der Fabrik sich an dem Ausstande bethriligt batten. Mit der Annahme de» Antrages, die über eine andere Fabrik früher verhängte Sperre wieder aufzubeben, da zu deren Fortführung kein Anlaß mehr vorliege, erreichte die Versammlung ihr Ende. I) Leipzig, 13. April. Ans unglücklicher Lieb: hat sich gestern Abend ein au» Zittau gebürtiger Student in seiner Wohnung in der Bnlderstraße erschossen. — Gestern Nachmittag gerieth in einer Bäckerei in Sellerhausen ein daselbst beschäftigter 20jähriger Bäckergeselle infolge eigener Unvorsichtigkeit mit der linken Hand zwischen die Walzen der Dampsnudelmaschine. Er trug so erhebliche Ver letzungen davon, daß er ins Krankenhau» gebracht werden mußte. — Der gestern Nachmittag anscheinend wegen Blau- fäurevergiftung im Krankenhaus» untrrgebrachte Schlosser ist daselbst wieder entlassen worden, nachdem sich heraul gestellt, daß lediglich Krampfanfälle Vorlagen. — In der Kohlgartenstraße in Reudnitz wurde gestern Nachmittag »in Feilenhauer infolge eigener Unvorsichtigkeit von einem Motor wagen umgrrissrn. Er erlitt einen Ripprnbruch und wurde inS Krankenhaus geschafft. —* In den Garderoberäumen de» Neuen Theater» sind schon seit lkngerer Zeit forigrsttzt TaschendiebstShl« verübt worden, ohne daß r» gelang, den Dieb zu ermitteln. Am ersten Feiertag wurde rin junger Mensch beobachiet, der sich in de» Garderobrräumen an Damen herandrängte und deren Taschen vtsitirtr. Ein» Dom», bei der er dasselbe Manöver vor- nahm, hielt ihn »um Glück fest und übergab ihn einem Schuhmann. Der Brrhaftrtr, «in 23 Jahre alter Drechsler Kunst und Wissenschaft. * Dresden, 1L. April. Der langjährige Vertreter der Charakter- und Bätrrrollen an unserer Hosbühne, Herr Hofschauspielrr a. D. Professor Juliu» Jaff«, ist gestern Montag am Spätnachmittag sanft verschieden. Freunde der Schauspielkunst im Allgemeinen und unsere- königlichen Schauspiel« im Besonderen werden mit tiefem Bedauern diese Nachricht anfnehmen. Juliu» Jaffö wurde „ ..... 1823 in Berlin geboren und sollte durchaus Jurisprudenz studirrp, unterstützen und Arbeiten au« der in Frage stehenden > wozu er jedoch nicht die geringste Neigung zeigt,. Seinem Hang« zur Bühne folgend, studirte er zunächst Musik und bewährte sich in der Winterspielzeit 1844/45 in Troppau al« Opernsänger. Er sang in Lübeck, Halle, Magdeburg und Köln mit Erfolg; aber mit der Zeit sah er doch ein, daß seine eigentliche Kraft im recitirrndrn Drama liege, und so ging er denn 1847 zum Schauspiel über, in dem er in Bremen da» erste Charakterfach übernahm. 1848 begab sich Jaff« nach Weimar, wo Schauspieler wie Genast und Marr auf die Entwickelung seiner künstlerischen Individualität einen bedeuten den Einfluß au-übten. 1853 finden wir ihn alS ersten Charakter darsteller und Regisseur in BreSlau und 1856 in Braunschweig. 1864 kam er nach Dresden, wo e» galt, einen der tüchtigsten der Charakterdarsteller, Dawison, zu ersetzen. Seiner reichen Begabung, seinem eisernen Fleihe und seinem Kunstverständnisse gelang e», die Gunst de» Publicum» zu erringen und Dawison vergessen zu machen. Er hat sich diese Sympathien auch bi- zuletzt, da er nnr noch al» Lehrer wirkte, bewahrt, und wenn die Nachwelt dem Mimen keine Kränz« flicht, di« Dankbarkeit und Verehrung Derer, di« JaffS nahe standen oder nur im Schauspielhaus« bewunderten, wird ihm, dessen Nam« mit der Geschichte de» Dresdner Hos- theatrr« so eng verknüpft ist, auch über da« Grab htnau» er- halten bleiben. * Berlin, 12. April. Bon den Standbildern der alten deutsche» Kaiser, die im südlichen Vestibül de» Reichtag-. Hause- ihren Platz erhalten, ist dir Figur Heinrich'»!., de-Vogel- steiler», von Br litt fertig im Bronzegutz; ebenso derWidemann'schr Maximilian 1., der „letzte Ritter", dessen prächtige Gestalt die Reihe abschlirßen wird. Dieser Kaiser hält in den Händen Turnierlanze und Stechhelm; sein Haupt schmückt «in Lorbeerktanz al» Sieges- prri» vom Turnier; um den Panzer legt sich die schwere Ordens- kett« vom Goldenen Vli«ß, da» Kettenhemd verdeckt die mit Edel- steinen besetzte Brokai.Sckaub». Der Künstler hat da- Gipsmodell de» Standbildes auf die Berliner Kunstausstellung gesandt. Auch Max Baumbach hat seinen Friedrich Barbarossa schon zur Gießerei gesandt. Die anderen Werke sind noch nicht ganz so weit vor geschritten. " Berlin, 12. April. Professor Otto Kttille, der bekannte GeschichtSmaler, dessen Tod in Meran wir schon mittheilten, ist 66 Jahre alt geworben. Am 10. September 1832 in Osnabrück geboren, war er von 1848—56 an der Düsseldorfer Akademie Schüler von Karl Sohn, Th. Hildebrandt nnd Schadow, ging auf ei» halbes Jahr nach Paris und verweilte dann vier Jahre in München. Seine ersten Bilder „Too deS Gothenkönig« TotilaS" und „Die Leiche des Cid, die Maure» schreckend", zeigten be- reitS gründliche antiquarische Studien und großes künstle rische- Vermögen. Nach einem dreijährigen Anfenlhalt in Italien malte er 1865 im Auftrag der Königin von Hannover Schloß Marienburg bei Nordstemmen mit Wandgemälden au- thüringischen Sagen ans nnd ließ sich nach deren Vollendung 1866 in Berlin nieder. Nach einigen weniger bekannt gewordenen Gemälden errang Knille I87j grosse Popularität dnrch eines der Velarirn, da- er für die SiegeSslraße in Berlin schuf: „Germania ruft das Volk zu den Waffen". Leiber blieb das Werk, das sich durch edle Formen, lebendigen Ausdruck und schwungvolle Com- Position auSzeichnete, nicht über jene vorübergehende Feier hinan erhalten. Zwei Jahre später entstand Knille's Haupt- und Meisterwerk, das im Besitze der Nationalgalerie befindliche und durch unzählige Reproduktionen in weitesten Kreisen bekannt gewordene Gemälde „Tannhäuser und Venus", das voll glänzender koloristischer Bravour seine ganze romantische Kunstrichtung am klarsten und großartigsten kennzeichnet. 1875 zum Lehrer an der Berliner Kunstakademie berufen, begann er gleichzeitig die Ausführung von vier dekorativen Friesgemälden für das Treppenhaus der Berliner UniversitälSbiblioihek, welche die Jugenderziehung im Alterthum (Athen), die scholastische Wissenschaft (Paris), die Humanisten und Reformatoren (Wittenberg) und die Neuclassiker Deutschlands Weimar) in lebensvollen Gruppen berühmter Männer darstellen. Das umfangreiche, auf gründlichen Studien beruhende Werk wurde 1884 vollendet und brachte Knille die große goldene Medaille der Berliner Kunstausstellung ein. Inzwischen war er 1877 zum Pro- fessor an der Kunstakademie, 1880 zum Senatsmitglied und 1885 zum Vorsteher eines Meisterateliers an der Akademie ernannt worden. Seitdem ist er, durch Krankheit mehrfach behindert, nur noch mit kleineren Genrebildern und Landschaften an die Oessent- lichkeit getreten und schrieb u. A. auch „Grübeleien eines Malers über seine Kunst". ckii. In London hat vor Kurzem wieder eine Biicherauetion stailgefunden, bei der für einzelne interessante, seltene Werke ganz bedeutende Preise erzielt worden sind. So wurden für ein be- schädigteS Exemplar der ersten Ausgabe (von 1751) von Gray's „Elegie, geschrieben aus einem Dorskirchhofe", 60 Pfd. Sterl., also 1200 .^l, gezahlt! Ob wohl der Dichter s. Z. auch soviel dafür bekommen hat? Ein wichtiger Codex der Briefe des Paulus, aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammend, dessen Text stark von dem der Vulgata abweicht, wurde für 1160 loS- geschlagen. Den fabelhaften Preis von 10100 erreichte rin vollständiges Exemplar des Werkes „Dks Lake numeä OorckzmII, or Iba korver last DkinKes", das 1479 in der Osficin Caxton's, des ersten Buchdruckers Englands, gedruckt wurde; den Preis von 3620 erlangte ei» anderer Druck Caxion's, bestehend aus 56 von 93 Blättern von Cbrucer's Ucbersetzung von des Boethius „Vs con-;olativvo pbilosopkias", wovon das Exemplar aus der berühmten Bibliothek des Earl of Aschburnham (gestorben 1878) mit zwei Blättern in Faksimile sogar 10 200 brachte, die Original-Corrccturabzüge von Sir Walter Scott's „Uistory ok Lcotlunck" mit den eigenhändigen Aenderungen des Dichters wurden mit 420 bezahlt; das Original von Shelley's Gedicht „Diw KigPt.", 2V« Quartseiten in der Handschrift des Verfassers, mit 500 Neun Briese Napoleon's an Barras und Anvere, von 1796—99, und vier eigenhändige Briefe der Kaiserin Josephine an Barras, von 1796, gingen für 1960 weg. Sport. * AuS der „Sport-Welt": General z. D. von Kirchbach, der Ehrenpräsident des Dresdener Renn-Vereins, wird auch das Amt des ersten Vorsitzenden übernehmen. General von Kirchbach ist von den Mitgliedern des Vorstandes gewählt worden, indessen hat eine demnächst einzuberufende General-Verfammlung die Wahl noch zu bestätigen. — Ein Protest erfolgte in der Dresdener Verkauss-Steeple-Chase gegen „Crackshot" und „Notar", die das Ziel zuerst pajsirt hatten. Da beide Pferde eine Wendeflagge aus- gelassen hatten, mußte» sie di-qualificirt werden, während „Attichy", „Black Dart" und „Buckthorn" vlacirt wurden. Die Besitzer der beiden diSqualificirten Pferde wollen an das große Schiedsgericht gehen. — Die Lasse des Dresdener Nenn-Verein-, die im Verkaufs-Rennen leer ausging, weil aus „Mark Twain" überhaupt kein Gebot erfolgte, erzielte dagegen jn der Verkauss-Steeple- Chase »inen Uebecschuß von 1850 .<6, da der für 1000 eingesetzte „Attichy" für 2850 zurückgekaust wurde. — Ballantine ist verpflichtet worden, nächsten Sonntag im Preis von Gruna zu Dresden die ausrangirtr Gröditzerin „Die Ver lassene" zu reiten. — Der Besuch der Larlshorster Renn bahn war am Ostermontag trotz des strömenden Regens immer noch ein sehr guter. — Der Werner Stall gewann an den beiden Carlshorster Renntagen sechs Rennen, befindet sich also in hervorragender Form. — „Schloßt» err", der alte Picklock- Sohn des Lieutenant von dem Knesebeck, kam am Ostermontag im Blumenhof-Jagd-Rcnnen aus flacher Bahn so unglücklich zu Fall, daß er sich das Genick brach und aus der Stelle todt war. — Graf Münster, der deutsche Botschafter in Pari-, wohnte am Sonntag in Auteuil der Entscheidung des krix cku ?rssi«lsob äs 1» Löpudligus bei, wie auch andere Vertreter des diplomatischen Corps in der Loge de- Präsidenten. — Mr. Hamar Baß, ein hervorragender englischer Rennstallbesitzer, ist am Freitag Morgen gestorben. dB Rennresultate: Bei denWettfahrenaufderNymphen- burgbahn in München am 11. April wurden folgende Re sultate erzielt. Eröffnunqsfahren. Borl. über 1000 m. 1. Vorl.: Depage 2: 20; 2. Vorl.: Rudl 2:15; 3. Vor!.: Ober berger 2:10. Endlauf 2000 m. 1. Depage 3:45'/»! 2. Rudl; 3. Oberberger. — Osterhauptfahren. Vorläufe über 1000 m. Oberberger 2 : 20V«, Joerns, Depage 2 :13, Kannamüller, Rasse- neur, 2: 15V„ Eisenrichter, Uhl 2 :12, Burger. — Mehrsitzer, fahren. 3000 m. 1. Depagr-Rasseneur 4:29; 2. JoernS- Rucker; 3. Biers. Schiffmann. — Bei den Wettfahren im Seinevelodrom in Pari- am 11. April wurde im OsterpreiS 1. Jacqurlin 3:47; 2. Momo; 3. Rouquette. — Im Ber- folgungSmatch schlug Champion Bouhours. Vermischtes. --- Hamburg, 12. April. Auf dem hier eingetroffenen Dampfer „Gertrud Wörmann" bat unterwegs eine Explosion in der Posikaminer stattgefunden, wovurch da» Schiff erheblich beschädigt wurde und Capitain Becher arge Brandwunden an der Brust und an den Füßen erlitt. ES explodirten Feuerwerkskörper zu Signalzwecken. --- Hamburg, 12. April. Die von Senat und Bürger schaft eingesetzte Commission über dir zu errichtenden Vor ort«- und Ringbahnen hat einen umfangreichen ersten Bericht erstattet. Hiernach werden elf einzelne Linien zum Ausbau vorgcschlagen, wovon 14,02 km al« Vollbahnen und 46,26 km als Kleinbahnen in Aussicht genommen sind. Die selben sollen lediglich dem localen Personenverkehr dienen. Ein Vorschlag, ob die Beförderung durch Dampf oder Elek- tricität betrieben werden soll, liegt noch nickt vor. Die Kostenansckiäge werden demnächst mit bestimmten Anträgen deS Senat» zu erwarten sein. — Ttzorn, 12. April. Im October 1896 wurden vom hiesigen Schwurgericht der Invalide Hemrick Rütz nnd der Maurer Albert Stange au« Stewken wegen SittlickkeitS- verbrechen zu je sieben Jabren Zucktbau« verurtbeilt, und zwar ans die Aussage einer Frau, an der da« Verbrechen verübt sein sollte, trotzdem die Angeklagten ihre Unschuld betheuerten. Nachdem die Männer mehr al« ein Jahr der Strafe verbüßt haben, bat die Fran, von Gewissensbissen getrieben, ein- gcstanden. daß ihre Aussage falsch sei. Sie babe die Leute aus Racke vernichten wollen. Gegen die Verurtbeilten, die sofort in Freiheit gesetzt wurden, ist da» Wieder aufnahmeverfahren ringeleitet worden. — VreSlan, 12. April. Da» Rrgenwrtter der letzten Tage hat die schlesischen Wasserläufe Wohl allgemein Vach Schluß der Redaktion eingeganzen. vi« i» N»»r>r mit,ettz«lltea, wirrend ke« Druikr« etn,el>ufnik> h«»«, nM lcho» aus »er Überschrift ersichtlich, der NedaeN»» «icht »,r,«I«^u. vtM Ut «ttht» fite Uerüit«m-l«>ie» «vertut»»Uch« licht »» «MMv rU ich » «ich«» n R. Dresden, 13. April. (Privattelegramm.) Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften verweilten eine Stunde im Bahnhofsgebäude, geführt von dem Geheimen Baurath Peter» und dem Generaldirector Hoff mann. Anwesend war auch der Minister von Watzdorf. Nachstdem nahmen die Herrschaften einen Imbiß ein und fuhren dann mit einem Zuge nach dem ElektricitätS- werk in Friedrichstadt. * Pari», 13. April. Da» „Journal Ossiciel" veröffent licht das am 23. Juli 1897 in Pari» zwischen Frankreich und Deutschland abgeschloffene Abkommen, durch das die Grenze zwischen Dahomey und dem deutschen Togo- Gebiet bezw. dem betreffenden Hinterlande festgesetzt ist. * Madrid, 13. April. Jn dem gestrigen Minister rat he betraute Ministerpräsident Sagasta zwei Minister mit der Vorbereitung der Thronrede zur Eröffnung der CorteS. Der Minister des Aeußeren, Gullon, verlas im Ministerrathe den im Wortlaute vorliegenden Text der Botschaft Mac Kinley'«. Der Ministerrath sprach sich dahin aus, daß man trotz des Fehlens einiger Absätze der Botschaft, die aus frühere Botschaften Bezug nehmen und deren Kenntniß zur Vervollständigung de« Sinnes der gegenwärtigen Bot schaft nöthig sei, von denselben genügend Kenntniß babe, uni gegenüber den von Mac Kinley ausgestellte» Theorien die jenigen zu bekräftigen, nach welchen die Souverainität und die Rechte der spanischen Nation mit fremden Ein mischungen, zur Regelung ihrer inneren Angelegen heiten unvereinbar sind. Die Regierung ist der Ansicht, daß es, abgesehen von einer feierlichen Bekräftigung der Rechte der Nation, nicht angezeigt sei, irgend welche Erklärungen zu erlassen, um so mehr, als die Resolutionen des amerikanischen Congr.'ses oder eine Initiative Mac Kinley'S keine concrete Thatsache schaffen. Die spanische Nation werd« im Bewußtsein ihres Rechts fest geeinigt sein, um dasselbe aufrecht zu erhalten. Die Regierung werte die Ruhe bewahren, welche in diesem schwierigen Augenblicke nöthig sei, um die geheiligten Interessen, die daS Erbtheil der spanischen Nation bilden, erfolgreich zu wahren und kraftvoll zu vertheidigen. — Ter KriegSminister und der Marineminister erstatteten dem Ministerrathe Bericht über die Maßnahmen, die zur Instandsetzung der Streitkräfte des Landes getroffen sind. * Matzritz, 13. April. Der Ministerratb bat davon Abstand genommen, di« CorteS vor der in Aussicht ge nommenen Zeit rinzuberusen.
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