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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960824029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896082402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896082402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-24
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
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vl« erschtins, ttvdkrrüskich N»tkt»sach»mg««I»ttfkal «m da« kökffg» Uche Institut für Infektionskrankheiten zu Berlin zur so- fvrtigen Nackprüfung gelangen zu lassen. DaS Ergebniß wird vom Minister in jedem einzelnen Falle mitgetbeilt werden, und erst daraufbin ist, sofern in Berlin die asiatische Cholera sestgestellt ist, die amtliche Bekanntgabe über den ersten Fall einer solchen in dem betreffenden Bezirke zu ver öffentlichen. Ist in dieser Weise der Fall sestgestellt, so ist in weiteren Fällen die Einsendung von Untersuchungsmaterial an das Institut für Infektionskrankheiten nicht mehr ge boten; eS behält vielmehr bei den bisherigen Bestimmungen sein Bewenden. * Berlin, 23. August. Die „Köln. VolkSztg." wundert sich über eine Bemerkung der „Berl. N. N.", die besagte, daß der Admiralstab, ebenso wie der Generalstab für das Landbeer, die Aufgabe der Flotte für die in Betracht kommen den Kriegs-The ater zu untersuchen habe. DaS klerikale Blatt führt auS: „Wir meinen, die beiden einzigen Kriegsschauplätze, die für Deutschland in Betracht kommen, sind die Nord- und die Ost see, und für diese ist doch wohl im Allgemeinen schon längst der Plan erwogen, wie man im Falle eines Krieges am besten zu vperiren haben wird. Tas deutsche Reich wird niemals daran Lenken können, einen selbstständigen Seekrieg in fremden und womöglich »och in außereuropäischen Gewässern zu führen, ober Lie Thatsachr, daß gerade das Gutachten de« in Ostasten befehligenden Admirals Tirpitz Aufsehen in den Marinekreiseu gemacht hat, legt den Gedanken nahe, daß die Möglichkeit in« Auge gefaßt werden könnte, mit unserer Höchste-Panzerslotte auch einmal an der chinesischen Küst- zu opcriren. Dann würde freilich dir jetzige Zahl unserer Panzer nicht genügen, wir müßten mindestens über die doppelte Zahl verfügen, wenn wir die heimischen Küsten nicht entblößen wollen, wir müßten eine Marinemocht ersten Ranges werden. Man braucht sich diese Perspective nur auszumalen, um zu erkennen, daß Alles, was über eine zweckmäßige Vermehrung der Kreuzerflotte hinausgeht, uns in unübersehbare finanzielle Kosten stürzen würde. Wir meinen auch, daß mit einer ausreichenden Kreuzerflotte uusern Interessen im Auslande vollständig gedient ivrrden kann." Die „Berl. N. N." erwidern bierauf u. A.: „Selbstver ständlich bilden für unsere Panzerflotte die Nordsee und die Osts« das voraussichtliche Kriegstheater und nicht die chinesischen Küsten. Aber die Bedingungen dieses KriegS- kbeaters sind doch abhängig von allen Veränderungen, Vie bei den für die Nordsee und die Ostsee in Betracht kommenden fremden Flotten vor sich gehen. Auch neue Hafenanlagen, neue Schifffahrtswege, neue Docks der betreffenden Seemächte u. s. w. kommen dabei in Be tracht. Die Ergebnisse der Arbeiten des AdmiralstabeS werden daher immer nur für einen mehr oder minder langen Zeitraum maßgebend sein, z. B. ist die russische Ostseeflotte sowohl, als auch die französische', Nordseeflotte, von England, Schweden, Dänemark ganz abgesehen, heute eine wesentlich andere, als vor 20 und selbst vor 10 Iabren. Wir möchten u. a. nur aus den Einfluß aufmerksam machen, den z. B. eine durchschnittlich größere Fahrgeschwindigkeit der fremden Flotten gegenüber unfern veralteten Schiffen aus die etwaigen Kriegsverhaltnisse nothwendig haben muß. Daß irgend ein wesentlicher Bruchtheil unserer Panzerschlachtflotte jemals nach Ostasien entsendet würde, ist wohl mindestens auf ein Menschenalter und darüber hinaus ausgeschlossen, und für einen weiteren Zeitraum braucht das heutige Geschlecht sich keine Sorgen zu machen. Der Kern unserer Schlachtflotte kann auf absehbare Zeit niemals in rine Situation gebracht werden, bei der die gesammte fran zösische Flotte sich zwischen ihm und den Heimathshäfen befinden würde. Ob Deutschland ein Interesse, die Noth- wendigkeit und die Mittel hat, Seemacht ersten Ranges zu werden, d. h. der englischen oder der französischen Flotte offensiv daö Gleichgewicht zu halten, über diese Frage mögen sich unsere Enkel in der zweiten Hälfte deS nächsten Jahr hunderts den Kopf zerbrechen. Für die drei nächsten Jahr zehnte werden unsere maritimen Bedürfnisse sich durchaus im Rahmen unserer finanziellen Leistungsfähigkeit halten — damit wird wohl auch die „Köln. VolkSztg." einverstanden seiu." * Berlin, 23. August. Die oben erwähnte Auslassun der „Germania" lautet: „Zum Eapitel vom freien Willen sagt Kaiser Wilhelm II. in seinem „Vaterunser auf hoher See", in einer der sieben Predigten, die er im Jahre 1894 auf seiner Nordlandsreise gehalten hat: „„Der Mensch hat seinen freien Willen und kann sich auch gegen Gottes Willen aufbäumen; denn Gott kann und will de» Menschen nicht zwingen. Wie ein Hirte seine Schafe mit der Stimme ruft, daß sie ihm folgen und sie nicht am Strick zieht, so thut auch Gott. Alles kann man in der Welt sprengen und zwingen: die Felsen und den härtesten Diamant, nur nicht ein Meoschenherz. Darum hat der Heiland zu dem Geschlecht feiner Tage gesagt: „„Wie oft habe ich euch sammeln wollen, aber ihr habt nicht gewollt"." In diesen Worten milchten wir eine sehr starke Abweichung, gewissermaßen eine vollständig» Lossagung des Kaisers von der Lehre Luther'S, Calvin'» und Zwingst'-, eine sehr große Annäherung an die Lehre der katholischen Kirche in einem Hauptpuncte des Glauben» erblicken." — Die „Kreuzzeitung" fügt ihrer schon ob«» angezogenen Kritik dieser Auslassung noch hinzu: „Th-tsachklch kkMMKt wkt E KM, M st». W't Hst „Germania" doch auch wissen könnte, nicht um Predigten bandelt, die Se. Mai. der Kaiser selbst „gehalten", sondern um solcke, die der Monarch nach dem guten Brauche der Schiffsordnung bei Vrr sonntäglichen Andacht auS einem Predigtbuche verlesen bat; das hier erwähnte ist, soviel wir wissen, von dem Oberconsistorialrath I). Fromm el verfaßt." — Zu Ehren des neuen KriegöministerS, Gen.-LieutS. von Goßler, der am 20. d. M. Darmstadt verließ, sand dort an diesem Tage ein LicbeSmabl statt. Prinz Wilhelm von Hessen brachte einen Trintspruch auf den Kaiser, Gen.- Major von Holwede auf den neuen KriegSminister aus. Dieser führte in seiner Erwiderung aus, daß er als guter Soldat in Treue und Folgsamkeit erzogen worden sei und daher dem ganz un gesucht und in überraschender Weise an ihn gelangten Rufe deS allerhöchsten Kriegs herrn folgen zu müssen glaube. — Der P r o v i n z i a l-LandwirthschaftSverein Bremervörde hat, wie das „B. T." meldet, den Land- wirthSschastSminisler Frhrn. v. Hamme rstci n „wegen seines ziclbewnßten unermüdlichen Wirkens für die Landwirthschasl" zum Ehrenmitgliede des Vereins ernannt. — Neber die geplanten Gehaltserhöhungen für die Beamten hört die „Nat.-Ztg": daß, was dce Verwal tung betrifft, u. A. folgende Erhöhungen in Aussicht ge nommen sind: die Besoldung der Oberpräsidenten soll von 21 000 aus 24 000 gesteigert werden, das Höchstgehalt der Vortragenden Rätbe von 9900 auf 11 000 das der Re- gierungSräthe von 6000 auf 7200 das der Landrätbe von 4800 aus 6600 Außerdem soll durchweg das Auf rücken innerhalb der Gehaltsclassen rascher, als bisher er folgen, so daß die Erhöhung nicht, wie vielfach befürchtet wird, den Beamten größtentheils erst im höheren Lebens alter zu Gute kommen würde. — Den Handwerkern droht, falls sie sich die Sprache und Gesinnung aneignen, welche auf dem Breslauer Bäcker tage zu Tage getreten ist, der „Reichsbote" mit der Kündigung der Freundschaft. Er schreibt: „Wenn die Handwerker ihre Sache so vertreten, wie es auf dem Bäcker tage in BreSlau vielfach geschah, so ist das durchaus geeignet, sich die Sympathien der Parteien der Conservativen und des CentrumS gründlich zu verderben, welche seit 20 Jahren die Interessen deS Handwerks im Reichstage vertheidigten; denn für einen so frivolen Meisteregoismus, der Alles nur vom Gesichtspunkt des Gewinnes für den Meister ansiebt und deshalb gegen jede Einschränkung übermäßiger Arbeits zeit wie gegen die Sonntagsruhe protestirt, wird außer den Herren Manegold, Gcmeinhardl u. A. kein Mensch, wenigstens kein Mitglied der conservativen Partei und des Cenlrums zu haben sein." — Wie die „Voss. Ztg." meldet, bat der deutsche Bot schafter in Wien Grafzu Eulenburg seinen Urlaub unterbrochen und ist in Wien eingetroffen, um während des Zarenbesuches dort zu sein. — Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist hier eingetroffen. — Der kaiserliche Botschafter in Madrid v. Radowitz, welcher sich zur Zeit auf Urlaub befindet, ist heute aus Bayern hier ein- getroffen. — Der kaiserliche Botschafter in Paris Gras Münster hat sich von hier auf seine Besitzungen bei Hildesheim begeben. — Der österreichisch-ungarische Botschafter von Szögyeny- Marich hat sich wieder nach Ungarn begeben. — Wilhelm Langheld, der bekannte Compagnie-Fnhrer in der ostasrikanischen Schutztruppe, konnte in Folge der Nachwehen einer in den Tropen erhaltenen Verwundung seine für den 5. August geplante Reise nach Afrika nicht antreten. Langheld, der im Lazarns-Krankenhause hierjelbst liegt, hofft Anfang October nach Afrika zurückkehren zu können. * Königsberg, 22. August. Vor einiger Zeit kam eS im „Börscngarten", einem bekannten VergnügungSlocal der Ge sellschaft der Börsenhalle am Scbloßteich, während einer Fest lichkeit zu einem Wortwechsel zwischen einem Vorstands- mitglied und einem — nebenbei bemerkt, ohne Eintrittskarte als Gast erschienenen — Regierungsassessor. Der Regie rungsassessor ließ am folgenden Tage in einem formlosen Schreiben durch einen anderen Negierungsassessor das Vor standsmitglied zum Tuell auf Pistolen fordern. Die Direktion deS Börsengartens entzog hierauf dem Cartellträger die Ein trittskarte zum Börsengarten, indem sie in jenem Schreiben eine Kränkung ihres Mitgliedes und der Direktion selbst er blickte. Nunmehr sandten unter Führung des Ober präsidenten Grafen Wilhelm von Bismarck 30 Mitglieder der Regierung, Assessoren und Referendare 8eeumlum oräinew, nach einem erfolglosen Briefwechsel mit der Direktion der Gesellschaft ihre Eintrittskarten zurück. Inzwischen ver kehrten andere höhere Beamte und Officiere mit ihren Familien nach wie vor im Börsengarten. Vor einigen Tagen aber ließ der commandirende General durch den Stadtkommandanten den Vorsitzenden der Direktion auffordern, den Regierungspräsidenten um Entschuldigung zu bitten, weil er eigenmächtig dem Cartellträger RegierungS- asseffsr ». v. «s Ssktladüng tzkiln v8fs«TE«n »-kM* abgefordert habe, anstatt eS ibm zu überlassen, aüf dem DiSciplinarwege gegen diesen vorzugehen, ferner solle die Direktion dem Assessor v. V. die Einladung wiedergeben, alSdann wolle der Commandirende- seinen Einfluß geltend zu machen suchen, um Herrn v. V. zu veranlassen, wegen seines nicht ganz korrekten Benehmens gegen den herausgeforderten Director sich zu entschuldigen. Würde seinem Verlangen nicht binnen zwei Tagen entsprochen, so würde er durch Befehl den Ossicieren verbieten, de» Börsengarten zu besuchen, auch den Militaircapellen ferner nickt gestatten, im Garten zu concerlircn. Die Direktion der Börsenhalle hat das Verlangen des commandirenden Generals zurückgewiesen. Nunmebr Hal der commandirende General den Ossicieren den Besuch deS Börsengartens verboten, sowie die Erlaubniß zurückgezogen, daß die Militaircapellen dort spielen dürfen. * Pose», 22. August. Der neue NegierungSciitwurf über die Eindeichung der Warthe zur Verhütung von Ueber- chwemmungen ist nach Beschlußfassung durch das Staats Ministerium, und nachdem auch der Kaiser den Entwurf ge billigt hat, dem hiesigen Magistrat wieder zugegaugcn. Der Besckeid ist für die Stadt sehr ungünstig. Der Staat lehnt die Ausführung des Projekts und jedes Nisico für die Mehr kosten ab und erklärt sich nur zu einem Zuschuß von einer Million bereit, wohingegen die Stadt, abgesehen von allen Ueberschreitungen, 2 600 000 .-e beitragen soll. * Lübeck, 22. August. Redakteur Fein vom socialdemo kratischen „Volksboten" wurde, wie der „Hamb. Corr." meldet, wegen Veröffentlichung eines anrüchigen und unwahren Berichts auS Ratzeburg zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. * Solingen, 22. August. Der Ausstand derScheeren - aus macher ist zu Ende, da die Ausschüsse der Scheeren- ausmacher und des Fabrikantenvereins sich über das neue Preis- verzeichniß geeinigt haben. Die Lohnsätze sind zum Theil erhöht. Eine Vergleichskammer der beiden Vereine soll künftige Streitfälle regeln. (Köln. Ztg.) * stsscn, 22. August. Seit einigen Jahren müssen es sich die hiesigen Altkatholiken gefallen lassen, daß über dem Eingänge der ihnen zur Mitbenutzung überwiesenen Kirche ein Schild angebracht ist, welches in weithin leuchtenden Schriftzeichen die Aufschrift trägt: „In dieser Kircke findet römisch-katholischer Gottesdienst nicht statt. Der Pfarrer und der Kirchenvorstand der St. Iohannisgemeinde". Einige Tage aber, bevor jetzt die Kaiserin und Prinz Heinrich die Stadt mit ihrem Besuche beehrten, war das „Toleranz schild" einem von grünen Reisern umkränzten Willkommen gruß an das Kaiserpaar gewichen. Da diese Wandlung der Dinge als Anzeichen der Besserung von vielen freudig begrüßt wurde, war die Ueberraschung nicht gering, als das „Toleranzschild" einige Tage nach dem Kaiserfeste wieder in Jugendfrische über besagter Kirchenthür prangte. Es war nen angcstrichen, und diesen Umstand scheint man jetzt als Grund der vorübergehenden Beseitigung vorschieben zu wollen. * Fnlda, 22. August. Wenn einige Zeitungen über Einzelheiten aus der Conferenz der Bischöfe berichten, so ist dies, der „Germania" zufolge, als Geflunker zu be trachten, denn die Berathungen waren ganz geheim. * Rudolstadt, 22. August. Der Fürst feierte gestern unter reger Theilnahme der Bevölkerung seinen Geburtstag. * Ttrasjbnrg, 22. August. Reichstagsabgeordneter Spieß- Schlettstadt erklärt öffentlich, daß er der Reichstagsgruppe der Elsässer beitreten werde. * Nürnberg, 22. August. Der Ausschuß der vereinigten Innungen nahm gestern eine Erklärung des Inhalts an, sie erwarte von der Zwangsorganisation des Hand werks eine segensreiche Wirkung. (F. Z.) Oesterreich-Ungarn. Zur Wahlbcwcgung. * Linz, 21. August. Das zwischen den Liberalen und Deutsch nationalen endlich perfect gewordene Crompromiß bezüglich der Landtagswahlen in Obervsterreich bat einige Mitglieder deö oberösterreichischen liberalen Groß grundbesitze» veranlaßt, auch mit den Mitgliedern des conservativen Großgrundbesitzes einen Ausgleich zu vereinbaren, um in dieser Richtung dem KlerckaliSmuS im Landtag ebenfalls ein Paroli bieten zu können. Bekanntlich wurde in Folge eines Taaffe'schen Kunst stückes die frühere liberale Majorität der Großgrund besitzer in eine Minorität verwandelt, wodurch der ober österreichische Landtag in die Hände der klerikalen Majorität gerieth und der Großgrundbesitz nichts mehr war, als da» fünfte Rad an dem Siegeswagen der Schwarzen. Gelingt, wie vorauSzusehen ist, die geplante Vereinigung des liberalen und des konservativen Großgrundbesitzes, so werden beide vereint auf dem Landtag als eine Art Mittelpartei wirken können, waS natürlich den Extrem-Klerikalen nicht paßt. Sie laufen daher Sturm gegen den Großgrundbesitz und droben, in Uebereinstimmung mit der Socialbemokratie, den Deutsch nationalen und Christlich-Socialen zu „folgenschweren Entschließungen" forlschreiten zu müssen. (M. AUg. Z.) l Marr«.' * Rom, 23. Angust. Der Graf von Turkn ist nach Wien abgereist und begiebt sich von dort nack Deutschland, um den Manöver» beizuwohnen. Gvanierr. Die Philippinen und Luba. * Madrid, 23. August. Man glaubt, daß die Regierung beschlossen babe, einer den Philippinen benachbarten Nation eine Mittbeilung zugeben zu lassen, welche deren Aufmerksamkeit auf die separatistischen Umtriebe lenkt, die von deren Gebiet ausgehen könnten. — Infolge der Entdeckung der Verschwörung auf den Philippinen wurden bier noch zwei Industrielle, von denen einer Franzose ist, ein Arzt und der Secretair des spanisch philippinischen Clubs verhaftet. Die Verhafteten bestreiten, daß sich der genannte Club und der Groß-Orient mit Politik beschäftigen. Man erwartet noch weitere Verhaftungen. — Heute fand eine weitere Ein schiffung von Truppen für Cuba unter großer Begeisterung der Bevölkerung statt. — In Logrono suchen die Frei beuter die Frauen zu einer Kundgebung zu veranlassen. * Madrid, 23. August. Der Ministerpräsident CanovaS erklärte einem Berichterstatter gegenüber, er kenne die Um triebe der Flibustier auf den Philippinen und werde, wenn nothwendig, die dort befindlichen Truppen verstärken. Die aus Saragossa, Valencia und anderen Orten gemeldeten Kundgebungen seien den Umtrieben der kubanischen Freibeuter zuzuschreiben, welche die öffentliche Aufmerk samkeit abzulenken suchten. — Canovas erklärte ferner, er werde keine Genugtyuung für den Zwischenfall in Keywest verlangen, da die Vereinigten Staaten eine solche auch nicht für einen ähnlichen Vorfall in Valencia gefordert hätten. * Madrid, 23. August. Anläßlich der Entdeckung der Ver schwörung auf den Philippinen wurden hier im Laufe des Nachmittags weitere acht Mitglieder des spanisch - philippinischen Clubs in Haft genommen. Großbritannien. Prinz Maz, von Lachsen * London, 23. August. Prinz Max von Sachsen hielt gestern seine erste Predigt in der deutschen Bonifaciuskirche, welche überfüllt war. Nachmittags empfing er eine Depu tation der deutschen Vertreter, zu denen er äußerte, er sei nicht als Prinz, sondern als einfacher Priester nack London gekommen. Zum Schluß brachte er ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus. Li-Hnng-Tschang * Southampton, 23. August. Der „Saint Louis" mit Li-Hung-Tschang und dessen Gefolge an Bord ist gestern Nachmittag in See gegangen. Zum Protest Iameson. * London, 23. August. Major Coventry, der mit Iameson und Genossen kürzlich zu mehrmonatigem Ge fängniß verurlbeilt worden war, ist heule aus Gesundheits rücksichten auf Befehl des Ministers des Innern in Frei heit gesetzt worden. Rußland. * Petersburg, 22. August. Der japanische außer ordentliche Gesandte Nissi Tokujiro, welcher seit langer Zeit hier beglaubigt ist, verläßt in diesen Tagen Rußland und wird nicht auf seinen Posten zurückkehren. Ein Nach folger ist noch nicht ernannt. Orient. Die türkischen Wirren. .7. 6. An den Fürsten Bismarck hat der Erzbischof zu Patras und Elis, HierotheoS, als Antwort auf dessen jüngste Aussprüche über die Kreter ein längeres Schreiben gerichtet, worin der Fürst im Namen des Christenthums beschworen wird, sein die türkische Gewalt herrschaft auf Kreta beschönigendes Urtheil vor der Oeffentlichkeit zurückzunehmen. Der Erzbischof erklärt hierbei, alle Grausamkeiten und Blutthaten der Türken, welche während der letzten Jahre verübt wurden, hätten die orientalische Christenheit nicht so tief erschüttert, als das Wort BiSmarck's, wonach ihn ganz Kreta mit seinen Leiden weniger interessire, als der letzte Erdhaufen seines Gartens. Dabei habe gerade er, der Verfasser, seinen Ge meinden den großen deutschen Staatsmann um deswillen als leuchtendes Vorbild dargestellt, weil er sich stets, auch inmitten seiner größten Erfolge die tiefe Gottesfurcht bewahrt habe; und von den Kanzeln Griechenlands seien unzählige Male jene vielbewundenen Worte BiSmarck's über die Demuth des wahren Christenherzens den Gläubigen zugerufen worden. Diesen seinen Ruhm aber möge Fürst Bismarck nicht selbst zerstören; und wenn er sein herzloses Wort gegen die leidenden Kreter auf einen Ausspruch des Apostels stützen zu können glaube, so müsse ihn der Verfasser an zahlreiche andere Aussprüche de» Apostels und Christi selbst erinnern, in denen geboten wird, auch der Brüder Letzten und Ge- ein solche« hingeben, da- halb erloschen ist und mehr einem V«g«tire» gleicht", ries der Arzt warm. „Aad warum sollte ich nicht?" fragte sie in wehmüthiger Resignation. „Ich erwarte so wenig vom Leben, hege gar keine Wünsche für mich selbst und ich bin zufrieden mit inrmer jetzigen Existenz." „Schon diese Abwendung von allen Freuden de» Daseins muß ihr« Freunde betrüben", rief der Doctor warm, „aber sie ist unnatürlich und Sie werden nicht darin beharren. Es ist nicht an mir, mich in di« Geheimnisse ihrer Seele zu drängen, nur eins muß ich immer wieder betonen: bringen Sie kein unnütze» Opfer, und sollte es auch daS Geschick so fügen, daß Sie Ihren Vater nicht mit sich in Ihr künf- :ige» Heim nehme» könnten, so denken Sie daran, daß zu verlässige und gewissenhafte bttahlte Pfleger Sie ersetzen können. Bon mir aber dürfen Sie überzeugt sein, daß ich .r nie an treuester Ueberwachung fehlen lassen würde, schon Ihretwegen." „So möchten Sie mich also um jeden Preis fort- baben?" fragte Erna mit mattem Lächeln. „Ich hielt Sie für einen guten Freund und dachte nicht, daß Sie Alle» aufbieten würden, um mich zu einem solchen Schritt zu überreden." „O, Fräulein Erna, den Vorwurf habe ich nicht ver dient", rief der Arzt au». „Sie wissen nicht, was es mich kostet, so zu Ihnen zu sprechen. Wollte ich auf mich selbst Rücksicht nehmen, so würden meine Worte ganr anders lauten. Seit fünf Jahren habe ich Sie oft, fast täglich ge sehen, und in diesem Verkehr mit einem so edlen, so reinen Wesen habe ich eia Glück gefunden, dessen Ausdruck ich in meinem Innern streng verschloß. Aber Sie waren der Leit stern auf meinem Wege, da» Ideal, da» mir in holder Ver körperung lebendig geworden, zu dem ich bewundernd empor blickte. Dennoch bringe ich zeden vermessenen Wunsch zum Schweigen, und wenn Ihnen ein anderes Glück erblüht, da» ohne die Kämpfe und Prüfungen, welche ich nicht von Ihnen abzuwenden vermöchte, Ihnen zu Theil werden kann, so be zwinge ich mein Herz, und über meine Lippen darf da» Wort »icht, dar Ihnen Alle» sagt, wa» ich in diesen langen Jahren gehofft und gekämpft habe." Er hatte in leidenschaftlicher Energie gesprochen und Erna hört« ihm stumm und zitternd zu; sie war sehr blaß und d«bte am ganzen Körper, und dir Finger zuckten in krampf- Käfter Erregung; den Blick hielt sie gesenkt und wandte da« Mtlitz ab, um ihre Thränen zu verbergen. Doctor Blanden schwieg, aber die Antwort, die er so sehnsüchtig erwartete, wurde ihm nicht; ja, als er sich vor beugte, um in ihren Mienen zu lesen, legte sie die schlanken Hände vor ihr Antlitz und weinte heftig. „Es ist geschehen", sagte er traurig, „und mein so lange gehütetes Geheimniß ist mir entschlüpft. Sie wissen nun, daß ich Sie liebe, mit allen Fasern meiner Seele, aber Sie können nicht ahnen, wie tief und leidenschaftlich mein Gefühl für Sie ist. Vom ersten Tage an, wo ich Sie sah, Fräulein Erna, habe ich so für Sie empfunden, und so lange ich lebe, wird nie ein anderes Bild an Ihre Stelle in meinem Herzen treten. Aber ich wußte, daß ick nicht sprecken durfte, um Ihre Unbefangenheit nicht zu stören, so verschloß ich meine Liebe tief in mir und suchte mich mit Ihrer Freundschaft zu begnügen. Wollen Sie mir die Uebereilung dieser Stunde verzeihen? Wollen Sie vergessen, was ich Ihnen offen barte? Wollen Sie mir das stille Glück weiter gewähren, das ich in unserem täglichen Verkehr fand?" Erna antwortete nicht, sondern weinte leise vor sich hin. „Habe ich Ihnen weh gethan, Erna?" fragte der Arzt zärtlich. Sie schüttelte den Kopf. „So zürnen Sie mir?" fragte er wieder. „Ich? Ihnen, und weshalb?" kam eS wie ein Hauch über ihre Lippen. „Sie sind mir nicht böse? Sie verzeihen mir?" rief er und dann setzte er hinzu, und es klang fast wie ein Jauchzen: „O, Erna, darf ich mir Ihr Schweigen, Ihre Worte deuten? Sie verschmähen meine Liebe nicht? Sie erwidern meine Gefühle?" Sie senkte den Kopf noch tiefer, aber die glühende Röthe, die ihr Gesicht und ihren Nacken überzog, wurde zum ver- rätherischen Zeichen. Nun war eS zu Ende mit seiner Selbst beherrschung, er umfaßte sie, er zog sie an sich, und sie ließ eS geschehen, sie ruhte glücklich und Alles vergessend in seinen Armen und erwiderte die Küsse, welche er aus ihren Mund preßte. Endlich fanden sich die Liebenden wieder in die Wirklich keit zurück. „Wie glücklich bin ich nunl" sagte Karl Blanden. „O, Du kannst nicht ahnen, WaS es mich gekostet hat, stets diese MaSke der ruhigen Freundschaft zu tragen." „Warum sprachst Du nicht früher. Du thörichter Mann?" flüsterte sie. „Dir hat mein Herz gehört, so lange ich Dich kenne; ich wußte r« erst selbst nicht, und wie ich zur Klar heit über mich selbst gelangte, da zweifelte ich, daß ich je Deine Liebe gewinnen würde und verbarg mein Geheimniß in meiner Seele." „Und ich wagte nicht, um Dich zu werben, weil ich der Kluft stets eingedenk war, welche die Verhältnisse zwischen uns aufgerichtet, ich, der junge, noch um seine Existenz ringende Arzt und Du, die Schwester des Majoratsherrn von Wildburg. „Wie froh bin ich jetzt, daß Melanie erst vorhin über diese Umstände gesprochen hat!" rief Erna freudig au» und fügte mit kindlichem Vergnügen hinzu: „Weißt Du, ich bin gar keine schlechte Partie, wenn ich auch von dem Majorat ausgeschlossen bin. Albrecht wird mich wie seine Tochter auS- statten, und so brauchen wir uns keine Sorge zu machen, wenn Deine Praxis auch noch keine glänzende ist." „Was würde aber Dein Bruder zu Deiner Verbindung mit einem Manne sagen, der Dir gar nichts zu bieten, nur von Dir zu empfangen hat?" „O, Albrecht sprach erst neulich seine Ueberzeugung auS, daß auS Dir ein sehr berühmter Arzt werden würde. Er ahnte nicht, mit welcher Freude mich seine Worte erfüllten! Und ein berühmter Arzt wird von Fürsten und Königen geehrt, und Prinzessinnen haben sich nicht für zu hoch für solche gehalten." „Ja, aber sie vertauschten ihren fürstlichen Rang gegen einen Namen, der einen rühmlichen Klang hat, so weit die Wissenschaft reicht und der sich durch alle Zeiten behaupten und erhalten wird, ich aber bin noch unbekannt und arm und habe nicht einmal einen rechtlichen Anspruch auf den Namen, den ick trage und den ich nur der Güte meiner Pflegeeltern verdanke." Erstaunt und erschrocken blickte Erna den Geliebten an, und er enthüllte ihr mit kurzen Worten da» Geheimniß, das über seiner Geburt schwebte. „Ein gütiges Geschick", fuhr er fort, „ließ den eltern- und namenlosen Knaben in dem Doctor Blanden und seiner Frau zwei edle Herzen finden, die ihm Alles ersetzten, und ich habe erst, al« ich erwachsen war, erfahren, daß die gütigen Menschen mir nicht durch die Bande deS Blute« angehörlen. Wie sie mich mit einer Liebe umgaben, als wäre ick wirklich ihr Sohn, so betrachtete ich sie als meine Eltern und verehre sie noch heute als solche. Aber von dem Augenblick an, wo ick Alles erfuhr, beseelten mich nur noch zwei Gedanken: da« Streben, daS Geheimniß meiner Geburt aufzuklären und den Argwohn zu entkräften, der die Ehre meiner Mutter so wie die Redlichkeit meines VaterS belastet, und der Wunsch, meinen Namcn, und welchen ich auch trage» mag, durch eigene Anstrengung und eigenes Verdienst zu einem ehrenvollen zu machen. Noch habe ich erst wenige Sprossen der Leiter erstiegen. Ich ließ deshalb den Wunsch meines Pflegevaters, in der kleinen schlesischen Stadt sein Nachfolger zu werden, unberücksichtigt, obwohl sich mir dort ein sicheres Brod bot; so schwierig eS auch sein mochte, wollte ich mir in der Hauptstadt meinen Weg bahnen, und ich habe bereits etwa« erreicht. Jetzt arbeite ich an einem Werke über Nervenkrankheiten, auf daS ich große Hoffnungen setze; aber es wird noch Jahr und Tag dauern, bis meine Forschungen abgeschlossen sind und ich mit ihren Resultaten in die Oeffentlichkeit treten kann. Von meinen wahren Eltern weiß ich noch immer nichts, jede Spur scheint ver wischt, und so bleibe ich der Findling, der auf nicht» An spruch bat, bi« er sich selbst Ehre und Ruhm erworben hat. Eher aber wage ich nicht, vor Deinen Bruder zu treten und Dich zu begehren, meine Erna; mein Werben würde auch hoffnungslos sein, oder ich müßte Dich gewaltsam von Allem loSreißen, was Deinem Herzen bisher theuer war. Nun kennst Du die Gründe meines Schweigen». Ich wollte Dick vor langen Jahren des Harrens bewahren, wollte Dich nicht von einem andern Glück, da» Dir ohne Kampf werden mochte, zurückhalten." „Für mich giebt eS nur ein Glück, da» an Deiner Seite", sagte Erna voll tiefster Ueberzeugung, „und ich scheue keine Prüfung; unsere Liebe wird alle überstehen." Der junge Arzt zog sie an sich, um ihr mit leidenschaft licher Zärtlichkeit für ihre Hingabe zu danken. Die Lieben den kamen überein, ihr Geheimniß sorgfältig zu bewahren, denn auch Erna verhehlte sich nicht, daß ihr Bruder und selbst Melanie sich ihrer Neigung widersetzen würden und daß, wie die Verhältnisse jetzt noch lagen, kaum Aussicht sein dürfte, ihren Stolz zu überwinden, und wenn da« junge Mädchen auch bereit gewesen wäre, Alle» für den Geliebten aufzugeben, so ließ sein Selbstgefühl ein solches Opfer nicht zu, so lange er ihr nicht eine Entschädigung für Alle«, auf daS sie verzichtete, zu bieten hatte. Die Hoffnung auf die Zukunft und der Trost, der in ihrem fast täglichen Verkehr lag, erleichterten ihnen den gefaßten Entschluß; e» fehlte ihnen ja nicht an Gelegenheit, sich ungehindert zu sehen «nd zu sprechen und sich an dem Glück ihrer Liebe zu erfreuen. (Fortsetzung folgt.)
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