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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189807103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980710
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-07
- Tag 1898-07-10
-
Monat
1898-07
-
Jahr
1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1898
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5230 doch leine damalige Thätigkeit die Tendenz des Vereins bestimmt, den er zur Losung großer Ausgaben würdig vorbereitet hat> Die „Morgcuwandcrung" erzieile auch diesmal berechtigte» Erfolg; voran ging als erste Nummer d"7 Männcrchor „JohanniSnacht am Rhein" von Meyer-Olbersleben. Weitere Gaben des Vereins waren: „Bollmondzauber" von Rheinberger, daS charakteristische „Der Daxrihofen" von Fr. Hegar, dessen hochbedeutenden Compositionen der Lehrer-Äe sang» Verein mit Recht besondere Pflege angedeihen läßt, ferner „Jagdlied" (mit Begleitung von 4 Hörnern) von E. Kremser und zum Schluß die sehr wirksamen Chore: „Verlorenes Lieb", Volkslied auS dem 16. Jahrhundert, bearbeitet von H. Jüngst, „Altdeutsches Zechlied", ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, von H. Reimann und „Schnarenzer Mette" von R. Schwalm, eine Eomposition, die ihrer Frische uud ihres Humors wegen so gefiel, daß sie stürmisch cka capo begehrt wurde. Die Leistungen des Vereins hielten sich überall aus gleicher Hohe; die außerordentliche Präcision, die Sauberkeit der Intonation und nicht zum Mindesten die treffliche Nuancirung sind mit besonderer Auszeichnung zu erwähnen. Sänger und Dirigent wurden durch reichsten Beifall und Hervorruf geehrt. Dem Concert schloß sich der übliche Ball an. G. Schlemüller. * Pofen, 9. Juli. (Telegramm.) Heute wurde hier die fünfzigjährige Jubelfeier des Allgemeinen Deutschen Männer-Gesangvereins begangen. Anwesend sind über acht hundert Personen in dreißig Vereinen. An der Spitze des Ehren ausschusses steht der Oberpräsidenl v. Wilamowitz-Möllendorff. Tie Begrüßung erfolgte durch Len Oberbürgermeister. Nachmittag wird ein Festconcert im Stadttheater veranstaltet und Abends eine Fahnenweihe und eine Festliedertafel im Zoologischen Garten stalt- fiuden. Die Stadt ist festlich geschmückt. Notizen. 2m Theater vts Westens in Berlin ge- dtlltr Tirector Hofpaur unter Anderem die Opern „Der Dämon" von Rubinstein, „Silvana" von Weber, „Eugen Onegin" von Tschaikowsky, „Hermann und Dorothea" von Uhrrg, „Ter Prinz wider Willen" von Lohse, „Hofmanns Erzäh lungen" von Offenbach, „Ter Husar" von Brüll, „Der König wider Willen" von Chabrier, „Ter König hat's gesagt" von Delibes, .Beatrice und Benedict" von Berlioz, „Philemon und Baucis" von h ounod, „Tie Rose von Gonzano" von Johann Dvebber, die nicht auf oem Lpielplan der tönigl. Oper stehen, erstmalig zur Auffüh rung zu bringen. — Director Morwitz in Berlin gedenkt am 16. o. Mrs. die vieractigc Oper „ Pergolesi" von Pierom - bvnioTosca zur Ausführung zu dringen.—Fürst Bismarck hat die Widmung der Oper „Ingo» von Bernhard Scholz, welche der Komponist dem Fürsten als dem Vorkämpfer der Deutschen zuzu- cignen wünschte, angenommen. — Eugen d'AIdert's neue Oper „Tic Abreise" wird im Frankfurter Ltadttheater im nächsten Winter zu erstmaliger Ausführung kommen. — Am Mann heimer Hoftheaier gastirte der Barykonist der Tarmstädtcr Oper M ar Stury mit Erfolg als Graf Luna in Vcrdi's „Trouba dour". Der Sänger ist für die nächste Saison von Tamrosch in New Port zu einem viermonatigen Gastspiele engagirt worden. — Ur. Wilhelm Kienzl hat eine neue Oper, eine musikalische Tragikomödie „Don Quixote" gedichtet und componirt. Der Handlung liegt Cervante s Roman zu Grunde, dem der Autor die bezeichnendsten Episoden entnommen hat. — Das neue Chorwerk Max Bruchs „Gustav Adolph« wird allem Anschein nach in der nächsten Concertfrison die künst lerische Thärigieik der meisten großen Vereine in Deutsch land hervorragend in Anspruch nehmen. In Magdeburg fin det die erste Aufführung unter des Componisten Leitung am CI. Octvber statt. Es folgen dann im kommenden Jahre Cassel im Januar, Halberstadt am 22. Januar, Hamburg «Singakademie) 17. Februar, Nürnberg, Stuttgart und Görlitz im März und April. — In München beschloß eine Versammlung, an der die Minister und die Stadtvertretung theil- nahmen, unter Vorsitz des 'Intendanten Freiherrn von P e r f a l l, im nächsten Sommer in den Räumen der Kraft- und Arbeitsmaschi- nen-Ausstcllung auf der Kohleninsel ein großes Musikse st abzu halten. Es sollen mindestens 100t) Mitwirkenbe aus München und Bayern hcrangezvgen und hervorragende Mufikdirigenten und Solo- kräsie Deutschlands zur Mitwirkung gewonnen werden. Die Ver sammlung constituirte sich als Gesammtausschuß und wählte einen Cenlralausschuß von 60 Mitgliedern und den Cultusminister von Landmann als Ehrenpräsidenten. Der Prinzregent soll um Ueber- nahme des Protectorats ersucht werben. — Der bekannte Tenorist Alois B u r g st a l l e r hat sich in Hamburg mit der Tochter des dortigen Capitains a. D. Krokis ius vermählt. — Fra» Emilie Herzog von der Berliner Hofoper ist eingeladen, bei den in München stattsindenden Musik-Ausführungen Mozart'scher Opern als Susanne, Constanze und Königin der Nacht mitzuwirken. — Die Enthüllung der Brahms-Gedenk tafel am Hause „Johannes Brahms" in Karlsbad findet am 10. Juli statt. Tie Gedenktafel hat der Hofmebailleur Scharff in Wien mobellirt. — Der Tenorist Franz Naval von der Ber liner Hosvper verpflichtete sich der Wiener Hofoper. — Kaiser Franz Joseph hat der Kammersängerin Amalia Friedrich-Ma- re r n a in Anerkennung ihres vieljährigen ausgezeichneten Wirkens das Goldene Vcrdienstkreuz mit der Krone verliehen. — Zum ordentlichen Professor an der Universität Wien wird als Nachfolger Hanslick's Professor Or. GuidoAdler von der deutschen Uni versität in Prag ernannt. Adler ist rin Schüler Hanslick's. — Tas Wiedener Bezirksgericht hat anerkannt, daß formell berechtigter Erbe des etwa Ä0 000 fl. betragenden Nachlasses von Johannes Brahms die Gesellschaft der Musikfreunde ln Wien ist und baß die Blutsverwandten des berühmten Tonkünst lers ihre Erbausprüche auf dem Wege der Klage gegen die Gesell- schafr geltenb zu machen haben. — In P e st soll eine Komische O.p e r errichtet werden. — Die Liedersängerin Frl. Ma tja d. N i e ß e n, zur Zeit Lehrerin am Odessaer Conseroatorium, hat sich mit einem Herrn William Stonn in Taganrog verlobt. — Sigrid Arnold fon hak einen Contract mit der Direction des kaiserl. Theaters der italienischen Oper in Petersburg für die große Sragione 1896/SS abgeschlossen. Die Künstlerin ist in der russischen Hauptstadt für nächsten Winter für 30 Vorstellungen engagirt, wirb als Mignon bebutiren, Carmen, Margarethe, Julia, Rosina, Traviaka, Tantiana in Tschaikowsky s „Eugen Onegin», Tamara in Rubinstein's „Dämon" und zum ersten Male die Elsa in „Lohengrin" singen. — In M a i l a n S hat sich eine Gesellschaft zur Wiedereröffnung der Scala gebildet. Es gelang ihr, durch freiwillige Beisteuern 300 000 Lire zusammenzubringen, di« be stimmt sind, in drei Jahren als Zuschuß zu der Opernspielzeit von Weihnachten bis Ostern ausgebraucht zu werben. Auch die Besitzer vcn Logen der Scala haben sich zu einem Zuschuß von 200 000 Lire für die Spielzeit verpflichtet und unter diesen Umständen sah sich auchdevGemeinderathveranlaßt, den städtischen Zuschuß von 150 000 Vice, dessen Streichung im vorigen Jahre die Schließung der Scala zur Folge hatte, neu zu bewilligen. — GuisePpe Verdi schenkte der „Köln. Volksztg." zufolge 2 Mill. Lire zur Errichtung eines Heims für arme alte Musiker in Mailand und stellte außer dem eine jährliche Lumme von 300 000 Lire sicher zur Unterhaltung der Anstalt. — GemmaBellincioni wird kommenden Herbst zum ersten Male im lyrischen Theater zu M a i l a n b die Titelrolle in den neuen Opern „Fedora" von Giorbano und „Tosca" von Puccini spielen. — Die Oper „Iris" von Mascagni soll im Herbst im Constanzitheater zu Rom zurErstausfiihrung gelangen. — Al fred Bruneau hat, wie aus Paris gemeldet wird, die beiden ersten Acte seiner neuen Oper „Der Sturm» (Text von Emile Zola) vollendet. — Die Londoner Wagner-Gesell schaft ehrte den Eapellmeister Felix Mottl, den Dirigenten des „Rings des Nibelungen» im Eonventgorden-Theater durch eiu Festmahl im Cafö Royal. — In dem Städtchen Hovingham in Borkjhire beging Or. Joachim seinen 67. 'Geburtstag. Die Musikfreunde der Districts ehrten den deutschen Meister durch eine musikalische Aufführung und durch Ueberreichung einer silbernen Bowle und eines silbernen Liebesbcchers, Bildende Künste. Kunst-Verein. Z Im Oberlicht-Saale ist eine Collectivausstellung von Aqua rellen der Gesellschaft deutscher Aquarellisten eröffnet worden, nam hafte Meister, als Ludwig Dettmann, Walter Leistikow, Franz Skarbina, Hugo-Vogel, Julius Wengel, Alexander Schmidt- Michclsen, Hans Herrmann, Hans von Bartels, Friedrich Wahle, Friedrich Stahl haben sich an dieser Ausstellung betheiligt. — In demselben Saale sind ferner ausgestellt: Gemälde von Georg Ludwig Meyn-Berlin, Anna Gammius-Dresden, Mathilde Kopp- Stuttgart, Max Merker-Weimar, Werner Schuch-Dresden, Max Kuchel-Hamburg, Carl Hartmann-München, Fritz Wucherer-Frank furt a. M., Hermann Urban-München, Prof. Wilh. Leibl-Aibling, Pros. Albert Brendel fi-Weimar und Frau Wolff-Arndt - Leipzig, sowie ein Holzschnitt „Christus im Olymp" von Max Klinger. In den übrigen Sälen befinden sich Gemälde von Hugo Gugg, Marie Lrihaus-Leipzig, Emmi Rose-Berlin, Eugenie Dillman». Charlottenburg, Folkmar Klinck-Leipzig, sowie ein Bronze-Relief von Curt Stöving-Berlin. — Im Eingangssaale befinden sich Photo graphien von Gemälden aus der Gemälde-Galerie der königlichen Museen zu Berlin, von Braun, Clement L Co., Dörnach. Knnstgewerbe-Museum. Während im Museum für Völkerkunde gegenwärtig die prähisto rische Sonderausstellung einen tiefen Blick in den Begräbnißcult vorgeschichtlicher Zeit werfen und die Urne in ihrer einfachsten, in ihrer keramischen Form vor Augen treten läßt, bietet das Kunstgewerbe-Muscum in seiner Abtheilung für moderne Erzeug nisse eine der allerjüngstcn Zeit entstammende Arbeit aus gleichem Gebiete, die dem heutigen hochentwickelten Kunst sinn und Kunstgeschmack vollkommen entsprecht. Es ist eine aus den Gießer-Werkstütten der heimischen Firma Jßleib L Bebel her vorgegangene, in Goldbronze gegossene Aschenurne, deren Ent wurf der Künstlerhand des hiesigen Architekten Th. Kösser ent stammt. In klaren Formen und in schönen Linien gehalten, belebt von einer zarten und doch schwungvollen Ornamentik, Labei im Gcsammtaufbau wirkungsvoll gegliedert, paßt sich dieses Stück heimischen Kunstfleißes iu allen seinen Theilen seiner Bestimmung an. Aus kurzem breiten Fuß ruhend, wächst der schlanke Urnenkörper, an den volle breite Henkelschalen angelegt sind, zu einem schönen Ganzen heraus. Um seinen oberen Rand legt sich in leichtem Relief ein Stoffbehang, über dem Rosen erscheinen; damit wird eine tröstliche Symbolik von dem über die Trauer hinaus sich erhebenden Er blühen ewigen Lebens gegeben. Den Abschluß der Urne bildet eine in leichtem Schwung durchgeführte Bekrönung mit lodernden Flammen auf der Spitze. Das künstlerisch bedeutsame Werk, technisch peinlich ausgesührt, erweist sich in allen seinen Theilen als wohlgelungen. V. Ll. Londerauöstellung -er Gesellschaft deutscher Aquarellisten. II. In seiner frischen kecken Weise schildert Hans von Bartels wieder einige seiner von ihm mit besonderer Liebe gepflegten Scenen aus dem Seemansleben, oder dem öffentlichen Leben malerischer Hafenstädte; Bilder, zu welchen ihm besonders Holland willkommene Motive darbietet. So zeigt er uns eine kleine Flotille „Hermkehrende Heringsfischrr", die im Begriff steht, im sicheren Hafen vor Anker zu gehen, während im Vordergründe, oben am Quai, ein altes Mütterchen mit ihrem Enkeltinde Ausschau hält nach dem heimkehrenden Oberhaupt der Familie. Ferner bietet der Künstler noch einen „Fisch verkauf am holländischen Strande" mit seinem buntbewegten Leben, bei dem namentlich die hübschen schmucken Holländerinnen in ihren kleidsamen Trachten unser Interesse erregen. Bei dem an sich recht farbenfrisch wiedergegebenen „Kirchgang", den eine junge Holländerin durch ein blühendes Tulpenfeld unter nimmt, vermißt man den durch das Feld hinführenden Weg, der nur kurz vor dem jungen Mädchen angedeutet ist; wahrschein lich hat es jedoch bis zu dem jetzigen Standort auch einen Fußweg benutzt, den man aber vergeblich sucht. Ein charakteristisches Großstadtbild bietet Hans Her mann mit „Kaiser Wilhelm-Brücke und der neue Dom zu Berlin", in dem das umfangreiche Bauwerk, in dem Dunst der Großstadt gehüllt, noch in riesigeren Dimensionen erscheint. Da gegen spricht aus dem Ton des Bildes „Der Judenfriedhof in Amsterdam" tiefe Schwermuth. Ein „Sonntagmorgen vor der Kirche" und „Die Augustusbrücke in Dresden" sind mit flotter Hand wiedergegebene Studienblätter. Walter Leistikow steht diesmal mit seinen Dar bietungen weniger im Vordergründe des Interesses, es sind kleine, zum Theil feinempfundene, unmittelbar vor der Natur ent standene Gelegenheitsarbeiten, die ein „Waldinneres", eine „Marine", „Kiefern", ein Motiv „Auf Gutland" und einen „Waldteich" (bei untergehender Sonne) veranschaulichen, unter welchen die letztgenannte Naturschilderung leider an starker Manierirtheit leidet. Mag die untergehende Sonne die oberen röthlichen Aeste der Kiefern noch so purpurn färben, als wie mit reinem rothen Zinnober angestrichen, werden sie trotzdem nicht erscheinen. Und dann diese oberflächliche Zeichnung in der an sich so überaus charakteristischen Kiefernästelung! Selbst bei einer noch so flott behandelten Arbeit darf man von einem Künstler wie Leistikow doch stets Wahrheit verlangen und keine Willkür erwarten, wie sie in dieser Malerei zu Tage tritt. Seltene Zartheit der Naturbeobachtung bekundet der fran- zösirte Leipziger Jules Wengel in seiner „Heimkehr" eines vom Felde kommenden Bauernpaares, das in einer mäßig be waldeten HUgellandschaft der vor ihm in der Dämmerung auf tauchenden Wohnstätte zusteuert, hinter der der Mond soeben über den Horizont emportaucht. Die „Flußlandschaft" Wengel's leibet, wenn auch in der Stimmung gut getroffen, an einer auf fälligen Verblasenheit der Technik. Hugo Vogel, Friedrich Stahl und Friedrich Wahle schließen sich ihren College» mit verschiedenen landschaftlichen und figür lichen Darstellungen und Studien an. E r n st K i e s l i ng. *Für das Bismarck-Denkmal, welches die deutschen Corps studenten aus der Rudelsburq errichtet haben, soll, wte Berliner Blätter mittheilen, ein kunstvolles und eigenartiges Gitter ge schaffen werden. Das Gitter wird die „Cirkel" sämmtlicher Corps, die sich an den Herstellungskosten betheiligen, in Eisen und vergoldet tragen. Die Zeichnung hat Professor A. Linneman in Frankfurt a. M. entworfen. Die Ausführung ist einer Bau- und Kunstschlosserei in Sachsen übertragen worden. Die Ausstellung wird voraussichtlich noch im Laufe des Sommers erfolgen. * Auf das Preisausschreiben der Stadt Nürnberg für rin Reiterstandbild Kaiser Wilhelm's I., das erste im König reich Bayern, sind 34 Modelle eingesandt worden. Ursprünglich waren drei Preise, zu 5000, 3000 und 2000 ./t, ausgesetzt; das Preisgericht hat aber, da die Concurrenz nur ein mittelmäßiges künstlerisches Gesammtergebniß hatte, keinen ersten Preis zu erkannt, sondern die Berlheilung eines Preises von 4000 und eines solchen von 2500 beschlossen. Ersterer wurde den Professoren Syrius Eberle und Bühlmann in München, der zweite dem Professor Heinrich Schwabe in Nürnberg zuerkannt. Der Entwurf der Professoren Eberle und Bühlmaun, der nach dem Beschluß dcs Denkmalausschusses zur Ausführung kommen soll, zeigt nach der „Köln. Ztg." den Kaiser im Krönungsornat, in feierlicher und würdevoller Haltung auf einem mächtigen, in den Halspartien etwas schwerfällig gebildeten Streitrosse. Das Postament mit Drei viertelsäulen im Geschmack der Spätrenaissance ist einfach und mit wirkungsvoller Vornehmheit durchgcbildet. Vor dem Denkmal er blickt man zwei freie, zu demselben in keiner rechten Beziehung stehende allegorische Figuren, ferner einen Adler und ein Medaillon relief des Kaisers Friedrich. Dieser ganze Aufbau mit den slankiren- den Figuren soll forlsallen, was den Eindruck des Ganzen nur heben kann. Auch soll an Stelle einer von den Künstlern vorgesehenen barocken Treppe ein vorderer Abschluß durch eine Brüstung geschaffen werden, was den stilistischen Eindruck des Ganzen einheitlicher und geschlossener machen wird. Durch diese Aenderungen kann außerdem eine Ersparnis) von 50 000 an der verfügbaren Summe von 200000 erzielt werden, besonders auch, wenn die Reiterfigur des Kaisers nicht in der Riesen größe ausgeführt wird, wie sie die beiden Künstler in Aussicht genommen haben. Die übrig bleibenden 50 000 ./L sollen den Grund stock für ein Kaiser-Friedrich-Denkmal bilden, welches vor der Burg (in den Anlagen vor dem Thiergärtnerthor), wo der verewigte Kaiser so manchmal weilte, seinen Platz finden soll. Der Entwurf LeS Prof. Heinrich Schwabe, der mit dem Preise von 2500 bedacht wurde, macht einen sehr gefälligen Eindruck und ist unstreitig mit großem Geschmack arrangirt. An den Seiten findeu sich Reliefs, welche „Sedan" und „Versailles" zur Anschauung bringen. Vor dem Postament ist eine allegorische Gruppe angeordnct, die sich durch eine sehr gefällige Silhouette auszeichnet, während die Platt form mit Ballustrade zu umfangreich ausgefallen ist. Bei allen übrigen Entwürfen findet sich nur Mittelmäßiges, mehrfach Unzu längliches, was in einzelnen Fällen bis zur vollständigen Unfähigkeit ausartet. Es scheint demnach (die Urheber dec einzelnen Entwürfe sind nicht bekannt) sicher zu sein, Laß sich Lie hervorragenden künst lerischen Kräste des Reiches an dem Wettbewerb nicht betheiligt hatten. *Der Löwe von Chäronea, jenes Kolossalstandbild, welches die Thebaner auf dem Grabe ihrer gegen Philipp von Makedonien gefallenen Mitbürger aus der „heiligen Schaar" errichteten und Las erst am Anfang unseres Jahrhunderts zusammenstürzte, soll, wie aus Athen berichtet wird, demnächst wieder aufgerichtet werden. Es handelt sich darum, die auf der Erde Herumliegenden und zum Theil mit Erde überschütteten Theile des Löwenkörpers zu sammeln und in angemessener Weise zusammenzufügen, worauf die Aufstellung auf dem noch wohl erhaltenen Sockel erfolgen kann. Zur Aus- führung dieser Arbeit „at die griechische archäologische Gesellschaft um das Gutachten und die Unterstützung des englischen Architekten Penrose ersucht, der vor Kurzem seine Vorschläge für die Nestau- rirung des Parthenons der griechischen Regierung unterbreitet hat. Der englische Architekt wird sich demnächst mit einer Special- Commission, bestehend aus den Direcloren der ausländischen archäo- logischen Schulen, dem General-Ephoros der Alterthümer und dem Direclor der öffentlichen Arbeiten, an Ort und Stelle begeben, um über die nöthigen Maßnahmen seine Vorschläge zu machen. Diese Commission soll auch darüber entscheiden, ob Lie im Jahre 1880 in unmittelbarer Umgebung des Löwenstandbildes aufgedeckten 242 Ske lette (von denen die meisten noch die Spuren von Lanzenstichen tragen) von jenem Platze weggeschasst oder dort begraben bleiben sollen. Dies dürfte das Richtigere sein: Die tapferen Kämpfer der heiligen Schaar und das Löwcnbild, Las an sie erinnern soll, bilden ein zusammengehöriges Ganze, Las man auch räumlich nicht trennen sollte. (W. M.) Wissenschaft. L-n. Tie Beulenpest und Robert Koch. Neuerdings tritt die Beulenpest, die man bei uns bis vor ganz kurzer Zeit nur noch als eine historische Thaisache zu betrachten pflegte, unliebsam in Len Vordergrund des Interesses. Bekanntlich handelt es sich bei der Beulenpest um eine Krankheit, die als „Schwarzer Tod" im Mittelalter Deutschland durchzog und deren charakteristisches Zeichen die Pestbeuien (geschwollene uud erweiterte Lymphdrüsen) sind, die am häufigsten in den Weichen, seltener unter den Achseln, im Nacken oder unter dem Ohr als rundliche Geschwülste erscheinen. Sie verursachen meist lebhafte Schmerze», wachsen bis zur Größe eines Taubeneis und darüber und gehen dann gewöhnlich in Eiterung, Verjauchung und Brand über. Neuer dings sind bekanntlich in China (Hongkong) und Indien (Bombay) zahllose Menschenleben der Pest zum Opfer gefallen und einige Male ist Europa die Pest bedenklich nahe gerückt. Durch den Schiffsverkehr wurde ein Pestfall nach London verschleppt und in Suez wurde ein Schiff mit mehreren Pestkranken in Quarantaine gelegt. Kitajato undPersin haben nachgewiesen, daß der Pesterreger ein Bacillus ist, und damit den Weg zur Bekämpfung geebnet. Weitere Fortschritte verdanken wir den Untersuchungen von Robert Koch, der bei seinem Aufenthalt in Indien und OstAfrika auch Untersuchungen»»^! die Pest angestcllt hat, über die er am Donnerstag im Berliner Verein für öffentliche Gesundheitspflege berichtete. Danach muß man verschiedene Pest herde unterscheide», in denen die Krankheit nie erlischt und von denen aus sie pestfreie Länder überzieht. Bon Alters her ist ein solcher Pestherd in Mesopotamien bekannt, weitere sind in der Gegend von Tibet und an der arabischen Küste in der Nähe von Mekka zu suchen. Aber ein vierter, bisher unbekannter Pestherd liegt nach den Forschungen Koch's und des Stabsarztes Zupitza in der Nähe unserer ostafrikanischen Colonie, in dem englischen Uganda. Tie in unserem ostafrikanischen Schutzgebiete feit etwa acht Jahren beobachtete eigenthümliche Epidemie, Bubrunga genannt, die namentlich in Kissiwa im äußersten Nordweften nahe dem Victoria - Nyanza herrschte, ist durch die mühsamen Untersuchungen und Arbeiten Zupitza's unzweifelhaft als echte Bubonenpest sestgestellt worden; alle Zeichen der Seuche stimmen mit denen der Pest überein. Das Leiden verläuft meist tödtlich, von zehn Kranken sterben nemr. Als wahre Brutstätten für den Pesterreger sieht Professor Koch die Bananenhaine an, die mit ihren breiten, meterhohen Blättern so dicht sind, daß weder ein Lusthauch noch ein Sonnenstrahl durch dieses Laubdickicht hindurch zu dringen vermag. Ausfallend ist die hervorragende Bedeutung, welche die Ratten für die Verbreitung der Pest hoben; die Pest ist in erster Reihe eine Ratten- krankheit. Die Ratten sind es, welche die Seuche verschleppen, erst durch sie kommt die Pest zu den Menschen. Wie in Indien und in China das massenhafte Verenden als ein sicheres Vorzeichen für die herannahende Pest gilt, so auch unter den eingeborenen Negerstämmen in Afrika. Eine Verschleppung durch Sclaventransporte nilabwärts an die Häsen des mittelländi schen Meeres (Tripolis) hat mehrfach stattgefunden. Auch die Aus sicht, daß Uganda durch Eisenbahnen dem Weltverkehr näher gerückt wird, würde die Einschleppungsgefahr erhöhen. Indessen liegt, wie Robert Koch hervorhob, kein besonderer Grund zur Beunruhigung vor, denn die Pest hält, wie die Erfahrung lehrt, vor der Cultur nicht Stand, sondern verkriecht sich mehr und mehr in ihre letzten Winkel. Auch von hier wird es gelingen, sie bald aufzustöbern und zu vertreiben. Es ist zu erwarten, daß in absehbarer Zeit auch die letzten Pestherde vom Erdboden verschwinden werden. Die L5 jährige Jubelfeier des Mitteldeutschen Schiihenbnndes. x. Leipzig, 9. Juli. Endlich, nach gewaltigen Regengüssen, die den Plan der Festwiese gründlich durchweicht hatten, steckte der Himmel heute Nachmittag wieder einmal fein heiteres Blau heraus und gab damit wenigstens der Hoffnung auf einen sonnig-heiteren Abschluß der Schützenfesttage Raum. Es war eine unliebsame Unter brechung, welche das ungünstige Wetter den einzelnen Volksbelustigungen und Schaustellungen im Schützen hofe bereitete. Wer aber einmal draußen im Grünen war, der nahm beharrlich die Hindernisse, die ihm von oben und unten erwuchsen und rang sich glücklich durch bis zum „wasserdichten" Etablissement Burhop's an der ihren Namen diesmal mit vollem Recht führenden Fluthrinne. Je dichter das Wasser vom Himmel floß, desto lebhafter standen die Schützen im Feuer. Es wurde erstaunlich viel ge- fchossen und mit einem Eifer ohnegleichen dem Ringen um die Preise obgelegen; unaufhörlich rollte der Donner der Büchfen über den Plan, verkündete ihr Knattern an allen Ständen, daß man fämmtliche 38 Scheiben aufs Korn ge nommen: die Standscheiben, die Feldscheiben, die Jagdscheiben und die Pistolenscheiben. Bis heute sind weitere folgende Treffer bekannt geworden. Es erhielten auf Standscheibe „Heimath": U. Bur meister-Berlin, 616 Theiler, A. Pfretzschner-Ludwigsburg, 595 Theiler, A. Kühnel-Chemnitz, 396 Theiler, M. Geschefsky- Berlin, 220 Theiler, O. Tanner-Liegnitz, 493 Theiler, H. Härtelt-Liegnitz, 195 Theiler, M. Szyzka-Schweinfurt, 873 Theiler, G. Freyer-Oschatz, 785 Theiler, A. Dorner-Nürn- berg, 848 Theiler und F. Schmeißer II-Leipzig, 193 Theiler, auf Feldfestscheibe „Deutschland: R. Drechsel - Hof, 19 . 19 -- 38 Ringe, A. Hans-Dresden, 19 . 18 ----- 37 Ringe, W. Geschcfsky-Berlin, 19 . 15 --- 34 Ringe, R. Kümmel- Löbau, 15.18 ---- 33 Ringe, R. Hohnsdorf-Halle a. S., 20 . 13 — 33 Ringe, O. Jentzsch-Meißen, 15.17 — 32 Ringe, P. Ehrler-Eckersbach, 19.13 — 32 Ringe, E. Freund-Plauen, 17.15 --- 32 Ringe, H. Münch-Eckartsberga, 20.13 --- 33 Ringe, F. Schellborn-Nürnberg, 15.17 --- 32 Ringe, L. Stottmeister-Braunschweig, 16.17 — 33 Ringe, O. Tanner- Liegnitz, 18.18 — 36 Ringe, E. Mehne-Aschersleben, 15.18 — 33 Ringe, und A. Leutbecher-Leipzig, 16 . 18 — 34 Ringe, auf Pistolenfestscheibe „Leipzig": G. Moritz I.-Leipzig 770 Theiler, Th. Leo-Suhl 538 Theiler, H. Weise-Magdeburg 911 Theiler, A. Schröter-Mühlhausen 672 Theiler, W. Förster-Berlin "781^ Theiler, A. Herrmann-Dillingen i/B. 685 Theiler, Ernst Gschigag-Eger 945 Tbeiler, B. Moritz II- Leipzig 875 Theiler, G. Sänger-Zwenkau 189^2 Theiler, C. W. Aydt-Suhl 351>/z Theiler, L. Arenhold-Wolfenbüttel 578 Theiler, N. Kaiser-Leipzig 612^ Theiler und C.Schönherr- Ehemnitz 956 Theiler; auf Punct sch eiben errangen: Adam Lieber-Kroncck i. B. 1 Herren-Uhr, Aug. Schlag II- Leipzig 1 Becher, Victor Dreßler-Breslau 1 Herren-Uhr, Hugo Haase II-Leipzig 1 Becher, Karl Haferkorn-Weißenfels 1 Becher, Georg Werner-Leipzig 1 Becher, O. Will-Zella 1 Becher, Director Brünegger-Josefshütte 1 Herren-Uhr, Victor Dreßler-Breslau 1 Becher, Max Winkler-L.-Gohlis 1 Decher, Paul Hörig Leipzig 1 Herren-Uhr, Curt Kupfer II-Leipzig 1 Becher, Ernst Gschigag-Eger 1 Becher, H. Trübenbach- Chemnitz 1 Becher, Max Lehmann-Pirna 1 Damenuhr, Martin Zschender-Mitterdeich i. B. 1 Herrenuhr, und Otto Münch- Oldisleben 1 Damenuhr. Bis heute haben sich im Ganzen 960 Schützen, aus wärtige wie heimische, am Schießen betheiligt, damit ein glänzendes Zeugniß für die Bedeutung dieses Bundes- Jubiläums-Schießens erbringend. —w. Gerichtsverhandlungen. Königliches Tchw » rgericht. VH. Sitzung. 0. Leipzig, 9. Juli. Auch die letzte Sitzung der diesjährigen dritten Ouartalsperiode des königlichen Schwurgerichts wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichtsdirector Dr. Müller als Vorsitzendem, Regen Mlielter Kk8eM8 ^uMullg stslton ^vlr unser xosawmtbs VsaarenlaAsr, sowokl äto rsloksorttrtvn oourantsn Lostanäo, als auok äto aus vorkanäsnon ^bsedlüsson noek oinKvksnäon unä von uns adrunstimvnäsn ^Vaaron, als: Wallvnv llsrnsriKlsirksr-slo^ßs, NkssvksloFße, fieinen- u Laumvol rvaarsn, (ümliiM, leppiede, NM-, kett- u. 8tepp«leelien, ll. Lilläor-ckLvkots, KSLSN- ll. kolsvMLlltol, «elmstre u. lsrdiAe LrLßsll, korUKs Llsickor, klviize» v. KIoiMifiielmIen, 8ebI»liMe, bllterrSeke, iieliürren, Nsi« ete. UFF» /FZks/ ^FFStzFSF^SFF^ Uw cki» noch vorbanckansn raichsortirten «r «!bneU als möglich ru räumen, baden vir die Preise vielfach nochmals, theil» di» »NI- HLI51« niiel Utoari» vis ^usverhauts-?reise sind mit Klan»» neben den trtiker«» für zecken Läufer sichtbar an jedem Ztltclc angebracht. Hloslvi'msnn L V L«Li»8tr«88v V.
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