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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980625010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898062501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898062501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-25
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
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Reklamen unter dem RedactionSstrich (»ge spalten) 50/^, vor den Familiennachrichtea (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderuug 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Margen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. 92. Jahrgang. Der parlamentarische Lankerott in Italien und Frankreich. 22 In einem Aufsatz über die Lage in Italien schreibt die „Kreuzzeitung": „Der einzig richtige und in Italien auch mögliche Ausgang wäre das Aufgeben des parlamentarischen Systems und der Uebergang in ein konstitutionelles Regiment, das es dem Könige möglich macht, seine Minister selbst zu wählen und sie darin zu behaupten, so lange er es mit den Interessen des Landes für vereinbar hält." Man wird bei der „Kreuzzeitung" leicht geneigt sein, diese Anschauung auf ihre grundsätzliche Abneigung gegen parla mentarische Regierungen zu schieben. In diesem Falle aber hat das konservative Blatt auch objektiv Recht, und jeder Freund Italiens, mag er auch theoretisch auf dem Standpunkte des parlamentarischen Regimentes stehen, wird wünschen müssen, daß in diesem Lande dem reinen Parlamentarismus ein Ende bereitet werde. Denn unter der Herrschaft des parlamentarischen Regimentes ist Italien an den Rand des Abgrundes gebracht worden. Ernste Reformen sind dringend nöthig, aber die Kraft und die Zeit auch der besten Patrioten und der tüchtigsten Staatsmänner werden durch den unaufhörlichen persönlichen Machtkampf derart verbraucht, daß für die praktische Arbeit schlechterdings kein Raum vorhanden ist. Diese persönlichen Machtkämpfe bedingen es auch, daß die italienischen Volks vertreter nach persönlichen Neigungen und nach der Anhänger schaft an bestimmte führende Persönlichkeiten gewählt werden, nicht aber nach festen wirthschaftlichen Anschauungen und Pro grammen. So ist die Volksvertretung in Bezug auf wirthschaft- liche Pläne eine vollständig unzuverlässige, man könnte sagen, eine gallertartige Masse, in der eine ernsthafte Behandlung ernsthafter Angelegenheiten zur Unmöglichkeit geworden ist. Was soll ein Ministerium mit einem solchen Parlamente an fangen? Auch der tüchtigste Staatsmann könnte ans Ruder gestellt werden, und er würde doch schon durch die Besorgniß entmuthigt werden müssen, daß ihm die Durchführung auch des besten Programmes voraussichtlich unmöglich sein wird, weil er in jedem Augenblick von einer zufälligen Kammermehrheit gestürzt werden kann. Unter diesen Umständen wird ein Minister immer mehr Werth darauf legen, sich das Wohlwollen der Mehrheit zu erhalten, als ernsthaft für das Wohl des Landes zu arbeiten. Italien steht heut in einer geringeren inneren Krisis, als Preußen im Anfänge der 60er Jahre. Herr von Bismarck aber konnte nach einem festen Plane vorgehen, weil er wußte, daß er seinen König hinter sich hatte, und daß die Kammer nicht die Macht besaß, ihn zu stürzen. Dieses Bewußt sein aber darf, nach dem in Italien herrschenden Regime, ein italienischer Staatsmann nicht haben, und deshalb wird es eben immer an dem in schwieriger Lage doppelt nöthigen Selbst vertrauen fehlen müssen. Ein deutsches Blatt räth der neuen Regierung, die Kammer aufzulösen, weil mit der gegenwärtigen Volksvertretung nicht zu regieren sei. Aber damit wäre nichts gebessert, denn seit langer Zeit ist in Italien jede Kammer ebenso unzuverlässig, wie es die vorige gewesen ist. Man er innere sich nur, welch ungeheure Majorität Crispi bei den Wahlen vom December 1890 erhielt und wie er noch nicht zwei Monate später von derselben Majorität erbarmungslos gestürzt wurde. Der Fehler liegt im System, nicht in den Personen. Derselben Erscheinung begegnen wir in Frankreich. Dort ist sie freilich dadurch etwas abgeschwächt, daß die wirthschaftliche Lage nicht so trostlos ist wie in Italien. Aber trotz der besseren wirthschaftlichen Situation sind die socialen Gegensätze kaum geringer als in Italien. Wenn in einem von der Natur so überschwenglich begünstigten Lande wie Frankreich die socialen Gegensätze eine so furchtbare Schärfe annehmen konnten, so trifft auch hier wieder die Hauptschuld das parlamentarische System. Auch hier haben die persönlichen Machtkämpfe die Kraft der Minister und der Volksvertretung derart in Anspruch genommen, daß für ernsthafte Reformen kein Raum blieb. Auch hier haben die persönlichen Cliquen einen größeren Einfluß als die positiven Programme. So ist es gekommen, daß auch in Frankreich die innere Gesetzgebung nicht fortschreiten will. Im vorigen Jahre drehte sich das ganze Interesse darum, ob das Ministerium MSline sich bis zu den Wahlen halten würde oder nicht; praktisch gearbeitet wurde nichts. Nun, das Ministerium hat die Wahlen um einige Wochen überlebt. Aber bald nach den Wahlen ging wieder der alte Machtkampf los, und es scheint, daß in der neuen Deputirtenkammer ebenso wenig positiv« Arbeit geleistet werden soll, wie in der vorigen. Es ist wohl kein Zufall, daß gleichzeitig in Italien und in Frankreich das parlamentarische System Schiffbruch leidet. Beide sind romanische Länder, und in den Volksvertretungen beider treten die Mängel der romanischen Rasse hervor: das geringe Pflichtgefühl, die Eitelkeit, die Selbstsucht und die Habgier. Alle diese Eigenschaften aber sind bei einem parla mentarischen Regime besonders gefährlich. Denn ebenso wie ein König, der diese Eigenschaften hat, sein Volk schädigen würde, so muß es eine parlamentarische Regierung thun. Und vielleicht noch in einem höheren Maße, denn einmal ist die Ver- iStrrung dann eine größere, und zweitens ist es natürlich für ein Volk in jedem Sinne des Wortes kostspieliger, wenn nicht die schlechten Neigungen von Einzelnen, sondern die von Hun derten Befriedigung verlangen. Deutsches Reich. Berlin, 24. Juni. Der Ausschuß der dentschen kolonialgescllschast hat am 14. Juni eine Sitzung gebalten, über welche jetzt der ausführliche Bericht vorliegt. In der Beratbung, welche sich mit der Entsendung einer deutschen Handelsexpedition nach dem oberen Benue, der Regelung der Wehrpflicht deutscher Reichsangehöriger in den Schutzgebieten und der Begründung einer Stiftung zur Ausbildung deutscher Knaben und Jünglinge aus überseeischen Ländern für höhere Berufe beschäftigten, wurde besonders eingehend die wiederholt behandelte Frage des Verlustes der Reichsangehörigkeit im Auslande lebender Deutschen erörtert. Darüber hatte eine Commission berathen, der u. A. ein von Professor v. Stengel in München erstattetes Gutachten vorgelegen hatte. DaS Ergebniß war, daß vom Ausschuß eine Eingabe an den Reichskanzler beschlossen wurde, im Gesetz über die Erwerbung und den Verlust der Reichs- und Staats angehörigkeit auf dem Wege der Gesetzgebung folgende Ein schaltung zu bewirken: 1) Großjährige Deutsche, welche da» Reichsgebiet verlassen, eine fremdländische Staatsangehörigkeit auf Grund eigenen Antriebes erwerben und sich lO Jahre lang ununterbrochen im Auslande aus halten, verlieren dadurch ihre Staatsangehörigkeit. Die zehnjährige Frist wird unterbrochen durch die Eintragung in die Matrikel «ine» ReichSconsulatS. Minderjährige Deutsche, welche — in Ge meinschaft mit dem Bater oder ohne ibn — das Reichsgebiet ver- lassen, sowie die im Auslande geborenen Kinder von Deutschen verlieren durch ununterbrochenen zehnjährigen Aufenthalt im Ausland« ihre Reichsangehörigkeit. Di« zehnjährige Frist wird unterbrochen durch die Eintragung in die Matrikel eine» ReichS consulatS. 2) Im Sinne dieses Gesetzes gelten alle überseeischen Besitzungen de» Reich» als Inland. Berlin, 24. Juni. Am 29. Juni tritt in Berlin der GesammlauSschuß des Vereins zur Förderung des DeutschthumS in den Ostmarken zusammen, um den Jahresbericht des Hauptvorstandes und der Geschäftsführer über die Wirksamkeit und dieLage deS Vereins entgegenzunehmen. Die Tagung vollzieht sich unter dem unmittelbaren Eindruck der Wahlen, bei denen eS gelungen ist, im ersten Wahlgang den Polen wieder vier Mandate abzunehmen, die sie infolge der Zersplitterung der deutschen Wählerschaft im Jahre 1893 und 1890 gewonnen hatten. ES ist gesagt worden, dieser Erfolg sei der veränderten Regierungspolitik in den Ost marken zu danken. Gewiß hat sich die Regierung auf diesem Gebiete Verdienste erworben, aber darüber sind alle Kenner der Verhältnisse einig, daß, bevor die Regierung sich zu dieser Politik wieder entschloß, der Verein zur Forderung deS Deutsch- thums, Dank der selbstlosen Initiative der Herren Kennemann- Klenka, v. Tiedemann-Seeheim und vr. v. Hansemann- Pempowo, das Deutschthum zur Abwehr aufgerufen hat, und nicht nur zur Abwehr deS Vordringens des Poleuthums, sondern auch zur Abwehr einer „Versöhnungspolilik", welche über die Traditionen der Ostmarken und die Lehren der Geschichte der Ostprovinzen fick hiuwegsetzteund polnischen Aspirationen auf Kosten des deutschen Selbstbewußtseins rifrigRcchnung trug. Er freulicher Weise weht seit mehreren Jahren ein anderer Wind, aber nicht die Aenderung „von oben" hat hier den Erfolg geschaffen. AuS dem Volke heraus ist e» gekommen und mit einer solchen Energie, daß nicht nur jeder politische Sondergeist, sondern vor allen Dingen auch die extreme Juteressen-Agitation schließlich unschädlich gemacht wurde, die anderswo so zer störend gewirkt hat. Vor dem Verein zur Förderung des DeutschthumS hat die extreme Bundesagitation in der Ostmark Halt machen müssen, und das Verdienst der unverdrossenen Arbeit des Vereins ist es gleichfalls, daß auch bei den katholischen Deutschen, trotz der entgegengesetzten Bemühungen auS dem Centrumslager, da» Gefühl der nationalen Pflicht nunmehr kräftig zum Ausdruck kam, wie es bei der übrigen deutschen Bevölkerung allezeit Ausdruck gesunden. Das Hauptverdienst aber kommt dabti den Männern zu, die selbstlos, aus eigener Initiative, sich dieser großen Aufgabe der Sammlung des DeutschthumS unterzogen, und zwar zu einer Zeit, wo wenig Anerkennung und Dank zu holen war an den Stellen, denen man jetzt ausschließlich das Verdienst der jetzigen Erfolge zuschreibcn möchte. Gewiß, Anerkennung der Negierung, daß sie ihre Pflicht als deutsche Regierung gethan — aber Dank in erster Linie der deutschen Bevölkerung im Osten, daß sie auS sich heraus eine Bewegung hervorgebracht, die in Zeiten der Verwirrung und Zersplitterung zeigt, daß der deutschen Nation nur große Aufgaben gestellt zu werden brauchen, um sie auf dem Posten und — einig zu finden. I!. k'. Berlin, 24. Juni. Darf ein Reichsbeamter Director oder AufsichtsrathSmitglied einer Erwerbs und Wirthschaftsgenossenschaft sein? Diese für alle Reichsbeamten wichtige Principienfrage gelangt auf dem am 6. und 7. August d. I. in Berlin tagenden VIII. Ber- bandStage des „Verbandes Deutscher Post- und Telegraphen-Assistenten" zur eingehenden Erörterung. Der ca. 14 000 Mitglieder zählende Verband beabsichtigt nämlich, das VerbandS-WaarenhauS in eine Eingetragene Ge nossenschaft m. b. H. umzuwandeln. Nach dem „Gesetze der Erwerbs- und WirthschaftS-Genossenschaften" sind aber Direction und AufsichtSrath aus dem Kreise der Genossen schafter zu wählen, in diesem Falle also ReichSbeamle. Hierbei würde der Z 18 deS „Reichsbeamten-GesetzeS" ein Hinderniß bilden, der folgenden Wortlaut hat: „Kein Reichsbeomter darf ohne Genehmigung der obersten Reichs behörde ein Nebenamt oder «ine Nebenbeschäftigung, mit welcher eine fortlaufende Remuneration verbunden ist, übernehmen oder ein Gewerbe betreiben. Dieselbe Genehmigung ist zu dem Eintritt eines Reichsbeamten in den Borstand, Berwaltunqs- oder Aufsichtsralb einer jeden aus Erwerb gerichteten Gesellschaft erforderlich " Im Gegensätze hierzu nimmt der Verband unter Berufung auf folgende Reich«- und Ober-Verwaltungs-Gerichts-Ent- scheidungen an, daß die Aufsichtsraths- und Vorstandsmitglieder der geplanten Genossenschaft überhaupt der Genehmigung der obersten Reichsbehörde, in diesem Falle des Reichs-Postamtes, nickt bedürfen. DasReichsgerichl entschied am 1.November 1888: „Gewerbsmäßige Thätigkeit ist eine fortgesetzte, auf Gewinn oder Erwerb gerichtete Thätigkeit." Die Entscheidung deS Ober-Verwaltungs-Gerichts vom 11. October 1894 hat folgenden Wortlaut: „Dabei ist eS gleickgiltig, ob diese Thätigkeit im Haupt- oder nur im Nebenberuf auSgeübt wird." Ferner entschied daselbe Gericht am 7. März 1895: „Ein Gewerbebetrieb ist nicht vorhanden, wenn ter Zweck des Unternehmens lediglich in der Beschaffung der eigenen wirlh- sckaftlichen Bedürfnisse des Unternehmers besteht. Das Be streben, durch Vermeidung von Ausgaben für Beschaffung eigener Bedürfnisse Ersparnisse zu erzielen und einer Ver mögensverminderung vorzubeugen, ist nicht gleichbedeutend mit der für den Begriff des Gewerbetreibens uothwendigen, auf positive Gewinnerzielung gerichteten Absicht." D Berlin, 24. Juni. (Telegramm.) Der „ReichSanz." meldet die Verleihung des Schwarzen Adler-OrdenS an den Grohhcrrog von Meckleuburs--Tchwerin. (-) Berlin, 24. Juni. (Telegramm.) Der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge wird der Beirattz für da» AuS- wanderunßswesen am 27. Juni, Vormittags 10 Uhr, zu- sammentretrn. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Nachweisung der in den Haupt-Bergbaubezirken Preußens im ersten Viertel jahre 1898 verdienten Bergarbeiter-Löhne. AuS derselben geht hervor, daß die Belegschaft in allen Bezirken gegen das Vorjahr, bezüglich gegen das letzte Quartal de» Vor- jahrr», zugenommen hat, während die auf einen Arbeiter kommenden Arbeit»schichten gegen das letzte Quartal Le» Vorjahres im ersten Quartal diese» Jahre» eine kleine Verminderung aufweisen; der Durchschnitt wird mit 75 Schichten ziemlich richtig angegeben sein. Die verdienten reinen Löhne (nach Abzug aller Arbeitskosten, sowie der Knappschafts-, der Invalidität»- und AlterSversicherungsbeiträge) betragen nun auf einen Arbeiter und eine Schicht im ersten Quartal d. I. zwischen 2,22 im Oberharz und 3,71 im Ober- bergamtsbezirk Dortmund oder vierteljährlich zwischen 165,4 und 287 Natürlich sind an diesen Löhnen die verschiedenen Arbeiter kategorien verschieden betheiligt. Dir reinen Löhne schwanken zwischen 4,53 für Schicht- und eigentliche Bergarbeiter und 0,74 für den jugendlichen Arbeiter unter 16 Jahren. Die Schtchtdauer beträgt zwischen 6 und 12 Stunde»; in den Hauptbezirken Dortmuno, Osnabrück und Saarbrücken geht sie über 9 Stunden nicht hinaus. — Bei der gestrigen Oberbürgermeisterwahl ent fielen auf Oberbürgermeister Bender aus Breslau nicht 19, wie das „W. T.-B." gemeldet hatte, sondern 9 Stimmen. — In dem Berliner Bismarckblatt, den „B. N. Nachr.", lesen wir: „Gegenüber der Naivetät, mit welcher seitens des Bundes der Landwirthe Graf Herbert Bisma rck als „reiner Bundescandidat" bezeichnet wird, ist doch auf die Thatsache zu verweisen, daß im „Genthiner Wochen blatt" s. Z. zwei Wahlaufrufe für ihn veröffentlicht worden Tod den Fliegen! Sine hygicinischc Warnung. Vou Rudolf Zabel (Leipzig). Nachdruck vrrdeien. Im Allgemeinen nahm man bisher an, daß unsere Stuben fliege ein ziemlich harmloses Thierchen sei, die Einem wohl auf dringlich und lästig werden kann, aber sonst für den Menschen völlig ungefährlich ist. Ich denke hier nur an die Stubenfliege, nicht an ihre zahlreichen größeren und kleineren Berwandten, die das tropische Klima vorziehen und hier für die Menschen zu einer gräßlichen und gefährlichen Plage werden können, wie z. B. die Moskitos. Im Allgemeinen sind ja die tropischen Fliegenarten auch größer als diejenigen, die unsere Stubenwände zu bevölkern Pflegen, aber auch die Stubenfliege, die anscheinend harmloseste Vertreterin des Fliegengcschlechts, kann, wie mehrere in neuerer Zeit stattgefundene medicinische Untersuchungen be weisen, dem Menschen gefährlich werden. Man ist heutzutage vorsichtiger geworden in hygieinischer Hinsicht; man wird fichalso auch daran gewöhnen müssen, di« Fliegen noch mehr, denn bereits geschehen, als Schädlinge zu betrachten und ihnen nach zustellen; „Tod den Fliegen" sei die Losung, die jetzt beim Hcrannahen der warmen, fliegenreichen Jahreszeit aus beson deren Gründen am Platze ist. - Die Fliegen-Gefahr besteht nicht darin, daß sich so ein fllrwitziges Jnsect dem Hausherrn, der in heißer Sommerszeit nach reichlich genossenem Mahle ein Stündchen wohlverdiente Mittagsruhe halten will, einmal auf die Nase seht, oder daß ein Stück weißes Papier über Nacht an einer falschen Stelle mit schwarzen Puncten gezeichnet wird; die Gefahr rührt weniger von den Fliegen selbst her, als von den Flirgrneiern und den Maden, die sich aus diesen entwickeln. Eine Fliege legt etwa 70 Eier, und zwar legt sie dieselben in Klumpen von etwa 20 Eiern zusammen. Au» diesen Eiern entwickeln sich innerhalb von 12 bis 24 Stunden Maden, die oft genug allein aus ästhetischen Gründen den Aerger der Hausfrauen im Sommer bilden. Meistentheils legt die Fliege ihre Eier an frischem Fleisch, Käse und dergl. ab, so daß die Maden beim Au»schlllpfen sofort Nahrung finden. Daher suchen die Hausfrauen ihre Eßwaaren am liebsten durch Fliegenschirme oder durch Gazefenster vor den Fliegen zu schützen, können aber trotzdem nicht dafür gutsagen, daß die Fliegen die Eßwaaren immer unberührt gelassen haben. Zumal in großen Betrieben, in Hotels, Restaurants, ist in den wenigsten Fällen eine Garantie hierfür möglich. Man ist also jederzeit in Gefahr, derartige Fliegeneier mit dem Essen zu ver schlucken, und es dürfte bei dieser allgemein verbreiteten Gefahr geboten sein, die Krankheitsformen kennen zu lernen, die als Folgen von verschluckten Fliegeneiern oder Maden auftreten. Diese Krankheitsformen sind noch sehr wenig untersucht, und es ist daher möglich, daß schon oft Jemand an ihnen gelitten hat, ohne daß er selbst oder sein Arzt sich über ihren Ursprung klar geworden wären. Neueres Material findet man in einer der letzten Nummern der „Deutschen medicinischen Wochenschrift"; e» handelt sich hier um Fliegeneier, die bei einem Säugling, und um Fliegenlarven, dir bei einem ausgewachsenen Manne vorgefunden wurden und in beiden Fällen sehr schädliche Nachwirkungen gezeitigt haben. Unter normalen Verhältnissen dürften Fliegeneier fast regelmäßig nach kurzem Aufenthalte den Angriffen der Magensäfte anheim fallen; doch sind Magenindispositionen gegenwärtig an der Tagesordnung, und es ist somit keine Seltenheit, daß die Eier im Magen sich in Maden verwandeln. Diese sind lebhaft be weglich und besitzen die Fähigkeit, sich mittels ihrer Nagehaken aus der Schleimhaut festzubohren. Dadurch wird diese Schleim haut in einen Reizzustand versetzt, der dann Erbrechen oder Durchfall zur Folge hat, wobei dann die lebenden Thiere nach außen befördert werden. DaS ist der leichteste Fall; ihm steht jedoch ein von Heuschen in der „Wiener klinischen Rundschau" beschriebener Fall gegenüber, der zu langjährigem Siechthum geführt hat. Eine dritte Möglichkeit wäre die, daß die Fliegen- eier den Angriffen der Derdauungsorgane widerständen und in mehr oder weniger entwickelungsfähigem Zustande wieder ab- gingen. Diese Fälle sind sehr schwer zu untersuchen, weil der ganze Proceß unbemerkt vorübergehrn würde. Um direct auf zufallen, sind die Fliegeneier auch zu klein im Gegensatz zu den Larven, die wegen ihrer lebhaften Beweglichkeit und ihrer Ähn lichkeit mit Würmern, für die sie ja zumeist gehalten werdrn, auch schon dem Lairn beim ersten Anblick aufzufallen und gewaltigen Schrecken einzuflößen pflegen. Der jetzt von einem Berliner Arzt beschriebene Fall wird sicherlich nicht vereinzelt dastehen: Eine junge, ängstlich besorgte Mutter theilte dem betreffenden Arzt mit, daß ihr erst drei Monate altes Töchterchen schon an Würmern litte. Es war sehr unruhig, schrie öfters plötzlich auf, krümmte sich und wurde dabei ganz blaß im Gesicht. Diese Schmerzanfälle pflegten etwa fünf Minuten zu dauern. Auch warf das Kind öfters käsige Be- standtheile aus, während stärkeres Erbrechen fehlte. Da machte die Mutter eines Tages eine sonderbare Entdeckung. Als sie das drei Tage vorher abgelegte und in einem trockenen Waschfaß unter der übrigen abgelegten Wäsch« verwahrte Jäckchen des Kindes besichtigte, gewahrte sie in demselben einen Haufen von lebenden „Würmern", und zwar an genau derselben Stelle, an der sich die Käseklümpchen befanden. In den Abgängen des Kindes befanden sich gleichfalls solche Klümpchen, aus denen sich allerdings keine Würmer mehr entwickelten. Die angeblichen etwa 8 Millimeter langen Würmer waren Fliegenlarven, die in dem Jäckchen gefundenen Gebilde waren Häufchen von etwa 20 Stück 1,6 Millimeter langen Fliegeneiern; eine Unter suchung der Gebilde durch einen bekannten Berliner Zoologen stellte mit Sicherheit fest, daß es Larven und Eier der gewöhn lichen Stubenfliege waren. Die Frage, auf welche Weise die Fllegeneier in die Verdauungswerkzeuge des Kindes gekommen sein könnten, beantwortet der behandelnde Arzt dahin, daß die Fliegen vermuthlich ihre Eier auf die mit Speichelflüssigkeit oder Milchresten benetzten Lippen des schlafenden Kindes in unbe wachten Augenblicken abgelegt hätten. Das Kind wird dann beim Erwachen die Eier mit der Zunge ausgenommen und in die Mundhöhle gebracht haben. Einen zweiten Fall, bei dem ein Fußgendarm von hünen haftem Körperbau den Fliege» zum Opfer gefallen ist, berichtet ein Jlfelder Kreisphysikus. Der Patient gab an, er habe seit längerer Zeit viel gehacktes Rindfleisch gegessen, gebraten oder auch roh, meist mit Eiern; andere Speisen habe er lange Zeit hindurch schlecht vertragen; nun könne sein Magen auch das Rindfleisch nicht mehr recht vertragen, ebensowenig Eier. Vor drei Wochen hätte er zum ersten Male „Würmer" erbrochen und seitdem wiederholte sich dieses noch zweimal. Jedesmal seien über hundert Stück weißer Maden mit Schleim und Galle vermischt, nach vorausgegangenem Uebelsein und krampfartigem Schmerz in der Magengrube von ihm erbrochen worden. Seit dieser Zeit leide er an Durchfall und starker Appetitlosigkeit. Rohes Fleisch habe er vor der Zeit, als die ersten Würmer ab- aingen, mehrfach gegessen. Bei der heißen Jahreszeit und der Menge der Fliegen könnten vielleicht Eier der Schmeißfliege daran gesessen haben, obgleich seine Frau das Fleisch stets selbst hacke und sehr sauber damit umginge. Dem Patienten wurde eine Medicin eingegeben, deren Hauptbestandtheil ein Aufguß von Jnsectenpulver war. Daraufhin gingen die Maden massen haft ab, und zwar halbvcrdaut. Offenbar waren sie im Magen von den wirksamen Bestandtheilen des Jnsectenpulvers getödtet worden, hatten ihren Aufenthaltsort verlassen müssen und waren von den Verdauungssäften angegriffen worden. Daß die Eier in diesem Falle im Magen drei Wochen lang sich aufhalten und sich bis zu Maden von 1 Centimeter entwickeln konnten, liegt wohl an dem katarrhalischem Zustande des Magens und dessen schlechter Berdauungsthätigkeit, die schon vorher bestand. Aber doch beweist dieser Fall, wie gefährlich gerade für Leute, die an Magenverstauung leiden, die harmlosen Fliegen an der Wand werden können. Noch mehr Fälle hier heranzuziehen, würde zu weit führen. Man sieht schon aus dem Wenigen, was hier mitgethrilt wurde, wie sehr Vorsicht geboten ist, im Sommer die Eßwaaren von Fliegengeschmeiß sauber zu halten. Besonders den Hausfrauen gilt diese Warnung, ebenso auch den jungen Müttern; keine Mutter sollte im heißen Sommer ihr kleines Kind in der Wiege oder im Bettchen liegen lassen, ohne einen Gazeschleier darüber hinzubreiten. Dadurch wird nicht allein ein Krankheitsfall wie der oben mitgetheilte verhindert, sondern man kann auch das Kind ruhig liegen lassen, ohne befürchten zu müssen, daß dle Fliegen das Kind kitzeln und dadurch seinen Schlaf stören, oder ihm gar in die offene Mundhöhle eindringen können. Um Eßwaaren vor den Fliegen zu schützen, sind Gaze schränke immer noch dar beste Mittel, ebenso recht kühl ge haltene Dorrathsräume, Eisschränke und dergl. DaS beste Mittel aber ist auch hier gegen die Fliegengrfahr daS Eröffnen eines regelrechten Krieges gegen die schwarzen Schmarotzer; Krieg und Tod den Fliegen mit allen Mitteln? Und Mittel giebt es ja deren genug. Fliegenklappen, Fkiegengift, Fliegenstöcke, Fliegenfallen, kurz alle Marterwerkzeuge deS 19. Jahrhunderts lasse man mit Beginn der warmen Witterung in ihre Rechte treten. Massenmord ist in diesem Falle nur Gutthat, und das sonst bespöttelte „Fliegenfangen" von hygirinischen Gesichts punkten au» betrachtet eine nützliche Verrichtung.
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