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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189806198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980619
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-19
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1898
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Si ¬ ll II d Ter d n e r. ivdernstrn Neubau ist tzender. Bie von dem dem Der in seinen n's feine wuchtige e stets er- bh a r d t, scheidenheit mal in sehr v. Mer« man dazu : lsruhe ellung des aber sehr ) her. Mit eine/Reize seine Ge il Flächen, rannt eine nicht wilde ; vielmehr Feld und zu Hause n und zu rlichen hat >r der un ser eupitiu chnet aus- iruhe und lben: seine d malerisch l's „Hol stimmung r Einfluß cmein fällt l jüngeren - Gustav !ritzvon s köstlich« r Abend - aus ein »en Wan für seine reizenden chüllt, der ncn nicht nt. Man ebens ge lt sich wie : nur die l in erster nem aus- lf Hen aus Böck- Augu st e sind so Ack-enbach n n giebt ich feine», t discrete müde, den n erweist et aber in leschmocks. allgemein oärc etwa älde „Ave nen, einer l Arbeit, erikanische ngswerthe s ideale Farbe und üal hinge- Hurras rufen Tie Musik- Tie Glocken feuerte den Schutze des mng hervor, itzenden der Schmidt iu r cko I'in- assen. Herr gerner Cou- ittörairs et ihn zu einem Truppen Spalier 3 Uhr 25 Min. Auf der Lan- seiuer hohcu Bahnhofe zurück- Gleich nach der unter brausenden Begleitung zahl- -1S.P5 - N.65 -S.SO te« «rief. anwesend waren. Sodann wurde von Mannergesangvereine unter Orchester- Himmel rühmen u. s. w." gesungen Oberbürgermeister Giese die Festrede, zuzuweisen, welche — . enthalten; weiter aber ^.handelt eS sich um ein im Geschmack den Südweinen ähnliches, verhältnißmäßig alkoholreiche- Ge- - dem ater hat der Zum ersten um sich vcr- n'er Gelegen- in ouSdrüct- i odzulegen. ur die über- mBormitto.i die Künstler. Mvereinigen, ndigt. Tie irsonal war : im Frack, rantritt des l2 Uhr der s Schwarten Wiser führte swunsch ge- ierung auch leich seinein ir die Hobe, ch Schönheit rzieherin der einer Zeit, ilismuS, der -i es die edle nd Kraft für das gcthau berliner Hof- ihnen feinen alten. Das >er Sinn der gespanntester hm General- her Namens luszeichnung, rrliche Kund- jchen Bühne, er der Fahne S Hoch, das tlerschast mit en defilirten Tinzelnen die aunl an und Person zum Hilzingen. Steinau. tLstcrrodc. Toudern. Bingen. Schmidt (srcis. Volköp.) gewählt. Sonneberg. ReißhanS (Soe.) gewählt. Glogan. Stichwahl zwischen Krause (cous.) Hofmeister (freis. Vg.). Uach Schluß der Nedaciiou eiugegangen. Di« io ditler Siutiit mitgetheill-n, wshrcnd le« Druck«» «in,,l»ul«ne» D-Iegramm« Hal«», »ie l4on an« »er Uebertchrifl «rsichilich, der Red-etion nicht »orgele,«», Virl« i- iirithi» Nir virftluair.ilung«» und unver-audUche Wmdun,« aicht »er- «uuioonltch » «ach«». (vrgcbnijsc der RcichStagswahicn. Baumann (Centr.) gewählt. Graf C armer (cous.) gewählt. Weitzel (cous.) gewählt. Toeniiics (nat.-lib.) gewählt. C. II. Berlin, l 8. Juni. (Privattelcgra m iu.) verstorbene Professor Baron Born, hier, Hal sein mehrere 100 000 betragendes Vermögen der Stadt Berlin ver macht; eS soll dafür ein vegetarisches KinderhauS er richtet werden. * Altona, 18. Juni. Zur Enthüllung deS Kaiser- Wilhelm-Denkmals trafen die Majestäten kur; vor 2 Uhr auf dem Bahnhofe ein. Zum Empfange waren unter Andern: anwesend: Oberbürgermeister Giese, Oberpräsidcnt von Köller und der commandirende General des IX. Arince- corps von Massow. Nach dem Empfange begaben sich die Majestäten nach dem Festplatze, wo 36 Mädchen in schleswig- holsteinischen Trachten ausgestellt waren. DaS Kaiserpaarschritt die Ehrenconipagnic ab und begab sich in das Kaiserzelt, wo Ober bürgermeister I)v. 8ehmann, Generaloberst Graf Waldcrsee und andere Ehrengäste dem Vereinigten bcgleituug „Die Nunmehr hielt nach der der Kaiser die Genehmigung zur Enthüllung des Denkmals ertheilte. Unter kräftigen der vieltausendköpfigen Menge fiel die Hülle, corps intonirtcn „Nun danket Alle Gott", sämmtlicher Kirchen läuteten. Tie Artillerie Kaisersalut von 101 Schüssen ab. Oberbürgermeister Giese brachte hierauf das Kaiferhvch aus, worauf die Musikcorps die Nationalhymne spielten. Das Kaiserpaar besichtigte sodann das von Professor Eberlein ausgesübrte Denkmal, daS Kaiser Wilhelm I. zn Pferde darstellt. Dann folgte der Vorbeimarsch der Hamburger, Harburger, Wandsbekcr und Altonaer Garnisonen, woraus dem Kaiserpaar der Ehrentrunk credenzt wurde. * Altona, 18. Juni. Kurz nach 3 Uhr erfolgte die Ab fahrt des Kaiscrp aar cS unter dem Geleite einer Schwadron Husaren durch die festlich geschmückten Straßen, in denen eine ungeheure Menschenmenge und bildeten, nach dem Hafen, wo um der Kaiser den Aviso „Hela" bestieg. dungSbrücke nahm der Kaiser von Gemahlin Abschied, die sofort nach dem fuhr, um sich nach Kiel zn begeben. Abfahrt der Kaiserin setzte sich die „Hela" Hurrahrufen in Bewegung und fuhr in reicher Passagierdanipfcr elbaufwärts. An mehreren Stellen der Küste, die von Tausenden von Menschen besetzt war, ertönten Böllerschüsse bei der Vorbeifabrt. Der festlich geschmückte Dampfer der Hamburg-Anierika-Liiiie „Pretoria", auf dem der Kaiser morgen nach beendeter Regatta daS Diner einnehuien wird, verließ um 3 Ubr Nachmittags die Stadt. — Anläßlich der Enthüllungöfcier wurden vom Kaiser verschiedene Ordenöauszeichnungen verliehen. * Mel, 18. Juni. Die Kaiserin ist beute Abend 5 Uhr 30 Minuten hier eingetroffen. trank, daS — trotz seiner Erzeugung auS Malz — Weine und den Likören näher steht, al- dem Bier." --- Contessa IneS »e Pendara«, die „Erbin 88 Millionen Gulden", stand dieser Tage vor Wiener Strafgericht. Man wird die Contessa mit volltönenden Namen verzebhßh in „Gotba" suchen. Eigenthümer bat mehr als 20 Jabre gebraucht, um die Sammlung zusamnicnzubringcn, die über 7 Millionen Stück enthält und deren Werth von Kennern zur Zeil an 40 000 L geschätzt Wird. ---- Risljuy - Nowgorod, 18. Juni. (Telegramm.) Aus der Wolga stieß in der Nacht voni 14. zum 13. d. M. ein Personendampser mit einem Schleppdampfer zusammen, der drei Barkcu im Schlepptau hatte. Durch den heftige» Stoß wurde die Bordwand deS Schlasrauins der dritten Classc des PersoncndampferS ciugistoßen, wobei drei Reisende getödtet und 16 verwundet wurden. Bei der großen Verwirrung, die infolge des Zusammenstoßes entstand, sielen eine große Anzahl Personen ins Wasser. Mindestens 10 Personen sind ertrunken. schj KriegSkostm. Ter jetzige Krieg lostet den Amerikaner» durchschnittlich täglich eine Million Dollar, gleich 4 230 000 .//, nachdem 30 Millionen Dollar zuvor für Ankauf und Instand setzung von Kriegsschiffen, Einbcrusen der Mannschaften w. verausgabt waren. Von diesen Geldern fällt ein sehr be deutender Theil auf die Löhnung der Soldaten und Officiere. Die Soldaten der regulären Armee, welche schon in Friedens zeiten vorhanden ist, bekommen 13 Dollar monatlich, wogegen den Bundcötrnppcn, also den in Kriegszcitcn zu stellenden Soldaten, ebenfalls Freiwilligen, täglich 2 Dollar gewährt werden, von denen jedoch die Bclöstigungskosten mit etwa 23 Cents (n 4,23 ^s) abzehcn. Die Beköstigung ist reichlich und meist auch gut, denn es erkalten loo Mann pro Tag 123 Pfund frisches Fleisch oder 73 Pfund Speck, 112 Pfund weiches oder 110 Pfund hartes (Zwieback) Brod, 4 Pfund Back pulver und 112 Pfund Mehl, 13 Pfund Bohnen oder Erbsen oder 10 Pfund Reis, 100 Pfund Kartoffeln, 8 Pfund Kaffee, 2 Pfund Tbce, 13 Pfund Zucker oder 2 Gallonen Syrnp, 1 Gallone Essig, 1 Pfd. Salz, 4 Unzen Pfeffer, 1 Unzen Seife, 1 Pfd. 8 Unzen Kerzen. DaS sind jedenfalls genügende Rationen; die Mannschaften sind damit zufrieden, wenn sie daS Essen im gewöhnlichen Wege sich besorgen können. Zn KriegSzciten bekommen jedoch Lieferanten die Verpflegung und dann gebt Alles etwas bunt zn. Es ist eine bekannte Sache, daß an Llriegölicserungcn Geld und sogar sehr viel Geld verdient werden kann, und die amerikanischen Lieferanten sind vielleicht noch schliniincr als die europäischen; kurzniu cs sind schon ans den verschiedenen Lagern, iu denen die nen angcworbenen amerikanischen Mannschaften cinexercirl werden, die bittersten Klagen über schlechte Verpflegung cingelauseu. klArllkr'8 MMrdAlm, Lebenslauf der Contessa ist aber auch ohne die Erfindungen, mit denen sie selbst ihn verschönerte, romanhaft genug. Die Pseudogräfin ist im Jahre 1878 in Konstantinopel geboren; über ihre Geburt und ihren Personalstand bat man nichts Näheres zu ermitteln vermocht. Als Tbatsachc aber ergab sich, daß Ines bis zum Jahre 1896 unter dem Namen Mathilde Calgiano als Nichte einer älteren alleinstehenden Dame gleiche» Nanienö bei dieser iu Konstantinopel gelebt und in dem Kloster St. Georg, einem deutsch-österreichischen Pensionat für Töchter höherer Stände in Galata, eine überaus sorgfältige Erziehung genossen hat. Im Jahre 1896 starb die sogenannte Taute, ohne ihrer Nichte auch nur einen Para Vermögen zn hinterlassen, und Ines fand Aufnahme bei einer barmherzigen Näherin «nd Bekannten der Tante, welche auS Straßburg stammte und vor mehr den» zwanzig Jahren von Paris nach Konstantinopel übcrgesiedelt war. Dieser erzählte die damals 17jährige Ines, die Verstorbene sei gap nicht ihre Tante gewesen; sie — Jneö — sei eigentlich die Tochter eines außerordentlich reichen spanischen Grase» Namcnö de PendoraS, sie werde daher »ach ihrer Volljährigkeit einmal sehr reich werden. Doch habe sie unter den Verfolgungen ihres Adoptivvaters und eines Vetters, eines „Grafen Chambery", zu leiden, vie Beide selbst iu den Besitz der kolossalen Erbschaft zn gelangen trachteten. Oftmals kehrte sic von Ausgängen mit allen Zeichen deS Schreckens zurück und erzählte, sie sei von dem Grafen und seinen Häschern verfolgt worden; cininal wies sie sogar ihren verbundenen, eine leichte Stichwunde zeigenden Arm vor mit der Behauptung, Gras Charubcry habe wiederum einen Mordansall versucht und sic dabci nut einem Dolche verwundet. — Unter tausend Betrügereien lebte die famose Gräfin in Straßburg, Hamburg herrlich und in Freude», machte Reisen, bis sie in Wien wegen vielfacher Betrügereien verhaftet wnrde. Die Strafkammer berücksichtigte ihre Jugend, andererseits aber auch die schweren Schädigungen und daS an den Tag gelegte große Raffinement und ver- nrthcilte die Pseudogräfin zu drei Jahren Gefängniß. Damit ist ihre Laufbahn als Hochstaplerin vorläufig aus einige Zeit unterbrochen. — Ein curioseS Borkonnuuiß trug fick während ver letzten Tage in der A b g e o r d n c i e u k a ui m c r von Luxemburg zu. Die sogenannte Socialisten-Gruppe der letzteren zählt zwei Mitglieder, von denen das eine, der Herr- Abgeordnete Iw. Welter, ein überaus redeeifriger Herr ist. Dieser Redeeifer will den Abgeordneten, von denen die Mehr heit biedere Grundbesitzer vom Lande und daher recht un gelehrige Schüler deS verstorbenen griechischen Collegen Demosthenes sind, nicht recht behagen, und so wurde denn beschlossen, den redselige» Herrn zu boycottiren. Die Kammer, so berichtet nian der „Franks. Ztg.", beräth über ein neues Schankgesetz. So oft nun Herr Iw. Welter bei Begin» der Sitzung sich zum Worte meldet und zu sprechen anhebt, flugs verduften die Abgeordneten aus dem Saal, und der Vor-, sitzende muß die Beschlnßunfähigkeit des Hauses seststellen und die Sitzung aufhebeu. So kam es, daß Iw. Welter jedesnial also begann: „Zum zweite»..., dritten..., vierten Male will ich versuchen, meine Rede über das neue Schank gesetz vorzubringen". Kaum war dies gesagt, leert sich der Saal, und der Redner steht allein vor dem Präsidenten und den vier Ministern. .4. Aus Ser Schweiz, 17. Juni. Die Sckneeplage ist Heuer auf den meisten Alpenpässcn fühlbarer als jcnials, weit noch zu Beginn dieses Monats tbeilweisc Neuschnee gefallen ist. Die eidgenössischen Postwagen haben deshalb bis jetzt ihre Fahrten über die Hochpässe noch nicht allgemein ausuehinen können. Namentlich liegt auf der Grimscl der Schnee noch in einer Höhe bis zn 11 Metern, und gegenwärtig ist eine ganze Schaar von Arbeitern mit dessen Auswerfung be schäftigt. Tort war auch im vorigen Jahre die Schnecplagc sehr groß. Während z. B. die Post für ihre Grimselfahrten im Somuier 1897 im Ganzen 33 700 Francs eingenommen hat, mußte sic für die Beseitigung des Schnees 23 000 Francs ausgeben. Heuer wird das Geschäft wohl noch weniger er giebig werden. — Für einen fahrbaren Weg von St. Remy über den Großen St. Bernhard hat die italienische Regierung eine Beisteuer von 700 000 Francs bewilligt. — Die Temperenzler im englischen Unterhausc. AuS London, II. Juni, wird der „Frtf. Ztg." berichtet: Eines der feinsten und bestfrequentirten Restaurants in London ist das Restaurant im Parlamentsgebäude, und der ganze riesige Kellcrraum unter dem Unterhaus? enthält große Quan titäten von Wein, die Lord Stanley, der Vorsitzende des Kiichencomites des Unterhauses, mit anerkanntem Verständniß ausgewählt hat und stets ergänzt. Namentlich bedarf der Cham pagner fortdauernder Ergänzung, aber auch die deutschen Rhein weine finden im Unterhause guten Zuspruch, und sie sind auch in den allerbesten Jahrgängen und Marken dort vertreten. Einige Temperenzler im Unterhause, vor Allem der bekannte Sir Wil- frid Lawson, führen nun schon seit einem Jahre einen Krieg gegen diesen Spirituosen-Ausschank im Parlamentspalast, den diese Herren als gesetzwidrig denunciren, weil weder das Par lament noch das Küchencomitö eine behördliche Schankconcession besitzt, und sich außerdem auch daselbst cingeführic Fremde im Restaurant des hohen Hauses gegen Bezahlung ihrer Zeche er frischen können. Sir Wilfrid Lawson hat die Sache ordnungs mäßig bei der Polizei zur Anzeige gebracht, nachdem er erst dem Sprecher des Unterhauses höflich von seinem Vorhaben Kenntniß gegeben, dann an betreffender Stelle ordnungsmäßig festgestellt hatte, daß das Parlament nicht auf der Liste der concessionirten Schankhäuser steht, und nachdem er dann zwei Gehilfen eines Papiergeschäftes dazu gewonnen hatte, sich in: Restaurant des Unterhauses Sodawasser mit Cognac zu kaufen, um dann als Belastungszeugen auftreten zu können. Denuncirt war der Bedienstete am Buffet, der die Getränke verabfolgt hatte. Wie die Vertheidigung aber ausführte, treffe weder ihn noch den Restaurateur, und auch nicht einmal das Küchencomitc? die Schuld, sondern nach dem Buchstaben des Gesetzes könne jeder beliebige Polizist in das Unterhaus eindringen und die Spiri tuosen confisciren, und jeder Abgeordnete, der darin sitzt, wäre dann als Bewohner eines unconcessionirten Schankhauses einer Geldbuße von vierzig Schillingen verfallen. Der Polizeirichter bestand keineswegs auf dem Buchstaben des Gesetzes, sondern führte aus, das Schankgesetz sei zur Wahrung der öffentlichen Ordnung da, innerhalb seines Palastes aber könne das Parlament wohl selbst die Ordnung wahren. Doch gab er zu, daß die eigentliche Rechtsfrage einer Entscheidung höherer Instanz bedürfe. (Wiederholt.) 8Z. Ein Briefmarkenhaus. Den etwas anspruchsvollen Namen „Briefmarkenpalast" hat der englische Millionair Sharpe seinem vor Kurzem in der Näbe deö Seebades Bognor (Grafschaft Essex) errichteten Landbause beigelegt. DaS HauS enthält eine der reichhaltigsten und kostbarsten Briefmarkensammlungen der Welt, aher nickt wie allgemein üblich in Albnms, sondern auf den Wänden, Decken, Thürcn ». s. w. aufgeklebt. Tausende von Marken sind ferner an den verschiedenen Möbeln angebracht und namentlich daS Bibliothekzimmcr ist reich damit auSgcstattet. Hier ist die Decke mit den auS Briefmarken in doppelter natürlicher Größe hergestellten Bildern der Königin Victoria »nd deS Prinzen von Wales verziert; auch eine Nachbildung de« EiffelthurmeS ans Briefmarken ist vorhanden. Der Vermischtes, s 8«r Geschichte des Lau ckv kowßiw. Nicht- ist < schwieriger, als den Ursprung einer Erfindung zu erfahren. Dieser Satz bewahrheitet sich wieder, wenn wir der Ge- ! schichte deS Kölnischen Wassers nachgehen, das trotz aller anderen Parfüms als die erfrischendste Essenz sich der allge meinsten Verbreitung in den Fqmilien erfreut. Seit mehr al« 200 Jahren erfunden und jetzt von etwa 33 Fabrikanten in Köln hergestellt, welche meist die Firma Farina führen, stritten sich bereits im vorigen Jahrhundert die Nachkommen der ersten Familie Farina untereinander, welcher von ihnen der berechtigte Erbe de« Erfinder« sei. Bi« in die neueste Zeit glaubte man, daß ein Johann Maria Farina das Geheimniß geerbt habe. Ein ganzer Sagenkreis bildete fick um die Erfindung dieser stärkenden wohlriechenden Essenz. Eine dieser Sagen erzählt, daß im siebenjährigen Kriege, als die Franzosen Köln besetzt hielten, die Officiere sich über den schlechten Geruch in der Stadt beklagten und denselben durch Schwefeln und Räuchern zu beseitigen suchten. Der Bürger meister, bei dem sich die Kölner fortwährend über dies Ver fahren beklagten, trat eines Tages sorgenvoll zn seiner Gattin ins Zimmer. Er fand bei ihr eine Nonne, die sie besuchte. Seine Fran stellte ihm die Schwester vor, die ihr ein Fläschchen wohlriechenden Wassers gebracht habe. Der Bürger meister ergriff mit freudig auflenchtendem Gesicht daS Fläschchen und war entzückt von dem Wohlgeruch. Er ¬ fragte die Nonne, ob es eigene Erfindung sei: sie ver neinte eS und erzählte, sie habe das Recept von einer sterbenden Italienerin Paula Feminis erhalten, die zn ihr gesagt habe: „Liebe Schwester, nimm dieses von mir an; eS ist daS Einzige, was ich hinterlasse; ich empfing es aus meines Vaters Hand! Er machte die Erfindung im Kerker, und als er die Freiheit wieder erlangt hatte, fehlten ihm die Mittel, seine Erfindung zu verwerthen. Mache du nun", so schloß die Sterbende, „Gebrauch davon; daS nach diesem Recept bereitete Wasser strömt einen köstlichen Dust auö." — Die Nonne fuhr fort: „Lange ließ ich daö Recept unbeachtet liegen. Jetzt aber, nachdem die Klagen der Franzosen und die Beschwerden der Kölner auch in unser Kloster gedrungen, erinnere ich mich desselben und machte einen Versuch." Der glückliche Bürgermeister sprach der Nonne seinen Dank auS, eilte zu dem französischen General, ihm die freudige Botschaft zu bringen, daß er ein Mittel gegen jeden schlechten Geruch ge sunden habe, und nun war der Unwille der Franzosen gebrochen. Die Nonne stellte das Kölnische Wasser, so lange sie lebte, her. Nach ihrem Tode wurde ein großes Laboratorium eingerichtet und sämmtliche Nonnen beschäftigten fick, mit der Herstellung LcS Lau ckv OoloZue. Diese schöne Geschichte ist nun leider durchaus erfunden und wurde durch daS Stadtarchiv der Stadt Köln widerlegt. Dieses wies nach, daß keine Paula Feminis, sondern ein Paul Feminis existirt habe, welcher schon im Jahre 1695 das Kölnische Wasser sabricirt habe. Dieser war aus Mailand dorthin gekommen, wurde 1690 Kölnischer Bürger und bereitete unter dein Namen Lau ackmirabls jenes berrliche Parfüm, welches später unter dem Ncnnen Lau cke LoloZno weltberühmt wurde. Paul Feminis verheirathete sich 1693, hatte vier Kinder, die jedoch alle vor ihm starben. Anfang des 18. Jahrhunderts ließ er, als er sich vereinsamt fühlte, mehrere seiner Ver wandten auS der Familie Farina, vier Neffen, welche bis dahin in Italien gelebt hatten, nach Köln kommen. Diese Vier betrieben, einzeln und gemeinschaftlich, einen Handel mit italienischen Erzeugnissen. Wann sie später oder ob sie schon zu Lebzeiten ihres Oheims Feminis eine Nach ahmung des Kölnischen Wassers, dessen Recept immer streng geheim gehalten wurde, berstelllen, ist nicht ermittelt. Be wiesen ist nur, daß der Erfinder Feminis 1733 mir großen Reichthümern nach Italien znrückkebrle und sein Geschäft und Gehcimniß nicht einem seiner Neffen, sondern dein Sobnc eines derselben, Namens Joseph Anton Farina überließ, der beides nach dem Tode deS Onkels laitt Testament erbte. Im Jahre 1765 kaufte dieser Joseph Anton Farina ein Haus in der Hobestraße, in dem die Fabrikation des Kölnischen Wassers bis vor einigen Jahren ununterbrochen stallsand. Zur Ehrung seines Erbonkels nannte er nun das HauS nach dessen Geburtsorte „Zur Stadt Mailand", weshalb von da ab diese Originalmarke die Bezeichnung „Zur Stadt Mailand" erhielt, die sie beute noch zur Kennzeichnung ihrer Echtheit trägt. Der Beweis, daß die „Stadt Mailand" allein in den Besitz des Geheimnisses gelaugte, ist in einem noch I vorhandenen Notarial-Acte vom 14. April 1792 gegeben, in I welchem die Mitglieder der Familie Farina anerkannten, daß das Geheimniß der Fabrikation deS Kölnischen Wassers von dem ohne Kinder verstorbenen Paul Feminis einzig und allein seinem Neffen Johann Anton Farina anvertraut worden ist. Wohl ist anzunebmen, daß vie vorgeschrittene Chemie unserer Zeit durch geschickte Analysen die Hanpt-Jngredienzicn des Lau sto Eolozns heransgefnnden hat, wenn auch nicht deren Ver hältnisse zn einander, auch daß einzelne von den 33 Fabriken, die sich mit diesem Artikel beschäftigen, ein gutes Fabrikat liefern, aber die Composition nach dem Recept Les ursprünglichen Erfinders stellt beute noch immer die genannte Firma her. Es ist somit allseitig zugegeben, daß also Johann Paul de Feminis der Erfinder deS Kölner Wassers ist, der die Fabrikation desselben als Geheimniß der Familie Farina uiitgetheilt hat. Ferner ist constatirt, daß dieses Geheimniß im unbestrittenen Besitze der Firma Johann Anton Farina zur Stadt Mailand ist. Diese alte Farina-Firma „Zur Stadt Mailand" vererbte sich 1849 durch die Familie Leven an die Familie Neumann, in deren Besitze dieselbe heute noch ist. Das Geschäft firmirte 1695—1735 Johann Paul Feminis, von 1735 — 1885 Johann Anton Farina „Zur Stadt Mailand". Von da ab wurde die Firma auf den Namen des Inhabers in Joseph Anton Neumann „Zur Stadt Mailand" umgeändert. Diese Firma bereitet also allein daS Lau cks (.'oloxno nach dem Original-Recept des richtigen Erfinders Johann Paul Feminis vom Jahre 1695. Sie hat natürlich eine Menge Niederlagen, von denen in unserer Stadt die seit 1824 in Friedrich Fleischer'S Buch handlung (A. StöphasiuS), Universitätsstraße 3, genannt sein möge. --- Beim kaiserl. Patentamt war der Antrag auf Löschung! dcS für die Maltouweine eingetragenen WaarenzeichenSl „Malton" oder Versetzung desselben auö der Wein- in die' Bierclasse gestellt worden. DaS kaiserl. Patentamt hat diese« Anträge abgelcbnt, weil eS einerseits die Annahme, die Be-I Zeichnung „Malton" enthalte einen irreführenden Widerspruch mit den thatsächlichen Verhältnissen, nicht als zutreffend er-i achtet; anderseits könne es auch nicht in Frage kommen, daS Zeichen der Bierclasse zuzuweisen, denn es sei allgemeine Uebung, die für Ersatzstoffe bestimmten Zeichen den Classen zuzuweisen, welche die Zeichen für die betr. echten Erzeugnisse * Frankfurt a. M., 18. Juni. Die „Franks. Ztg". nrrldet aus Shanghai: Tie belgische Anleihe zum Bane der Eisenbahn Peking-Hanlan ist endgiltig abgeschlossen. * Wien, 18. Juni. Schachturnier. Die gestrigen Partien Marco-Wallrcdt und Stciiiitz-Bnrn wurden remis Heute gewann Pillsbury gegen Schiffers, Showalter gegen Alapin, Schlechter gegen Waitzrodt, Steiuitz gegen Trenchard. remis wurden die Partien Baro-Halprin, Baird-Maroczv und Tarrasch-Blacktznrne. * Pest, 18. Juni. Die hiesigen Blätter bringen anläß lick des zehnjährigen RegierungSjubiläumS des Kaisers Wilhelm sehr sympathische Artikel. „Bndapesti Hirlap" sagt: Ter Kaiser babt die öffentliche Meinung der Welt erobert durch seine Friedensliebe, die er in den zehn Jabre» seiner Regierung knndgegetzeu habe. Tie Sympathie» Ungarns habe sich der Monarch durch seinen bochsinnigk» Trinkspruch gewvuncu, der Ungarn zur glänzenden Genug- tbuung gereicht habe. DaS Blatt hebt die groß angelegte Colonialpolitik des Kaisers hervor, sein Losungswort taiile jetzt „Wcltpolitik". Die Zeitung schließt mit den Worten: „Wir Ungarn begrüßen ihn freudig zu seiiiciii Jubiläum". * Pest, 18. Juni. Im Ab geordnet en Hause legte der Honvcdminifter die Vorlage, betreffend den Nachtragscredit für Cascrncnbauten, vor. Im Verlause der Sitzung nabiu das HauS einen Antrag des Ausschusses an, nach welchem die Immunität deö Atzg. Lepsenyi als nicht verletzt betrachtet wird. Abg. Komlossv erklärte, der katholische KleruS fühle sich in diesem Falle nicht solidarisch mit Lepsenyi. Das HauS vertagte sich bis 6. September. * Puris, 18. Juni. Ni bot hatte beute Mittag Unter rednnzrn mit Peytral, Sarrien und Dupuy und begab sich irm 12s2 Uhr nach dem Elysöe, um dem Präsidenten Fau.re über diese Besprechungen Mittheilnnz zn mache». ES scheint, daß Ritzot die Hoffnung hege, ein Beschwichtigungs- cabinet bilden zu können. -"Puris, 18. Juni. Entgegen den Vermutbnugen erklärte Nibot dein Präsidenten Faure gegenüber, er glaube nicht, die genügenden Eigenschaften zu besitzen, um unter den gegen wärtigen Verhältnissen die Mission der Bildung eines CabinetS zn ützerncbmen. --- LonSou, 18. Juni. (Telegramm.) ES wird amtlich mitgcthcilt, daß in diesem Jahre keine Flottenmanöver statisinden sollen. Der Grund ist wahrscheinlich in dem Mangel an Anthracitkohlen infolge des Ausstandes in Süd- Wales zu suchen. ---Rom, 18. Juni. (Depulirtcnkainmer.) ES berrsck-t große Erregung. Ministerpräsident di Rudini erklärt, das Ministerium habe, nachdem es die parlamentarische Lage in Erwägung gezogen habe, zu dem Zwecke, der wichtigen Frage der öffentlichen Ordnung nicht vorzugreiscn, die Demission in die Hand des Königs gelegt, der sich seine Entschließung Vorbehalten habe. (Zurufe.) Das Ministerium werde auf den, Platze bleiben, um die laiisimden Geschäfte der Verwaltung zu erledigen und um für die öffentliche Ordnung Sorge zu tragen. Er bitte, die Kammer möge die Sitzung aufhetzen. (Großer Lärm. Ruse auf der Linken: „Nein, nein!") di Rudini fährt fort: die Kaniiucr möge ihrem Präsidenten die Mög lichkeit getzcu, dieseltze wöeder zusamuienzurufeii, wenn und wann er glaube, daß dies nothwendig sei zur Bewilligung eines kurzenFinanzprovisoaiums. (LebhafteZurufe.) Vendemiin (Neputzl.) verlangt, daß die Sitzung nicht aufgehoben werde, und spricht sein lebhaftes Bedauern über die Opfer der Militairherrschaft aus. (Stürmische Unruhe und Widerspruch DaS ganze HauS mit Ausnahme des extremen Flügels der äußersten Linken evhetzt sich von den Plätzen und bringt donnernde HockS auf das Heer auS. Der Präsident erhell unter großem Beifall energisch Widerspruch gegen die Aus lassungen Vendcminis. Sonnino stellt fest, er habe eine Tages ordnung eingebracht, die seine Hochachtung uns sein Lotz gegenüber der Führung deö Heeres bei den jüngsten beklagens Worthen Ereignissen ausspricht. (Lebhafter Beifall.- Gioletti betont, daß alle auff dein Boden der Verfassung stehende» Parteien eiumüthig die Haltung des Heeres bewundern. (Znstimniung.) Dcer Kriegs!» inister erklärt, die Armee habe bei de» tzeklagciiswerthe» Ereignisse» ohne Leiden schaftlichkeit ihre Pflicht gethan. (Lebhafte Zustimmung.) Die Armee, in deren Adern dasselbe Blut fließt, wie in denen der übrigen Bevölkerung, sei Eins mit dem Volke in der Watz ruiig der hohe» Interesse» des Landes. (Lebhafter Beifall Nach kurzer Debatte, an der die Atzgg. Fortis, Crispi, Zanardclli und Sonnino thcilnahnien, wurde der Vorschlag di Nudini's genehmigt und die Sitzung aufgehoben. An den Ausgängen deS KammergebäudeS dauerten die Erörterungen noch lebhaft fort. --- Madrid 18. Juni. Eine längere Unterredung des englischen Botschafters mit bem Kriegsminister wird hier schr besprochen. — General Wepler kündigt an, er weid , sobald die Crpitulation Manilas officiell bekannt werde, en e Jnterpellaticu an die Regierung richten. — Die Zeitung.» verössentlichcai rin Manifest der journalistischen Gruppe rc i Catalonien zu Gunsten deS Friedens. — DaS spanstck.- Kanonenboot „Penzon" ist gestern ans dem Hafen v.'.i Havanna auSgefahrcn, um dem amerikanischen Geschwaderck. s mitzutheilen, daß General Blanco die Auswechslung Ge fangener deS „Merrimac" verweigere. Warschau, 17. Juni. (Pr ivatt elegra m m.) Eine gcwaltizc Feuersbrunst äscherte in Crystopol das ganze GeschäsckSviertel ein. Gewaltige Waarenvorräthe wurden ver nichtet. --- Vukarcst, 18. Juni. Ter König, sowie der Thron folger: mit seiner Gemahlin und Kindern haben heute srütz Bukarest verlassen, um sich zum Sommeraufentbalte »ack Siiraia zu begeben. Am Bahnhofe hatten sich die Minister, die Spitzen der Behörden und zahlreiches Publicum zur Vci- adschiedung eingrfundeu. 700 LZXtr. »ro«-. IL«»nr TlntOrrtvUt «ratta. kermaneulo er«tol»«»lxer derrlUirtar
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