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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189304036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930403
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-03
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1893
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2. Mp M LtipM ÄpM Nl> Aizkipkü!k. N M«tl>l>, z. AB M. UM, llwr-cd-rlb. n I 10,1. -»«.s nsn t der Sund.! Reiseid«, k und inche, neteu Ne- eben, j«r !N, im In- »geführte, »che. ltzrS- ». Geschist Chemiker en unter l. erb. Ist. «auf- Pa-ier- gesucht »ge al- SI rative« üchtigem ter eines irntS in -tt 1» «I». abrikatimli- Platze wird >^l EinlW »S-LerbiÄ SO" in di, ße 14, erd inges. r« äst (hau» zur nöb oder stille» ter lufm. nicht serte unter gernd. lks, »eich, »ftnck »e« efte Lage, rdrn s«>. ie Filiale itze 14. «r 'k. xlZöeio, >rei-wertt, rr 1 Ruh- s bäum. nnkrüge. »«rzegan p. Arendt. lügel ei- zu Vase ör 275 > S, II. >» Nußb.« c.6, Ill.r. zügl.g»!' »ftr.14. Garantie rtrrre. -tr.8I,Ist vettr» -Matr. »art. r. Bettstell tr. 20, l. trn. gc- tr. 53,1. rßcknel t blllige-n llurcden, noe« e. » »lebt e >)- «pH. ISVSl Zur Meßfrage. ' * In ganz ausgezeichneter Weise wird die Frage der Leipziger Messen, dez. ras Bestreben, den Meßverkehr in irgend welcher Form der Stadt Leipzig zu entziehen und nock> Berlin zu verpflanzen, von einem erfahrenen Fach- m-nmc, »er wie nicht viele Ändere dazu berufen ist, ein zutreffende- Urtheil in dieser Frage zu fällen, von dem Ponellan - Fabrikanten Herrn RocSler >n El bogen bei Karlsbad, erörtert. Dieser seit langen Jahren die Leipziger Messen besuchende Industrielle veröffentlicht im „Sprech- lsaal", dem Organ stir den Verband keramischer Gewerbe :e., de» nachstehenden Artikel, den wir um seines hohen Interesses willen, den er für unsere Stadl hat, wörtlich zum Abdruck bringen: ..Mit großem Eifer, deutlichem Zielbewußtsein, jedoch nicht mit ebensolcher Treffsicherheit wirb seitens einiger Herren Geschäfts-Vertreter in Berlin und ihrer Freunde siir eine Per lcgung der keramischen Messe von Leipzig nach Berlin kräftig die Lärm und Werbetrommel gerührt. Aus den Kreisen der Fabrikanten, wie der großen Einkäufer, welche der Fall zu nochsl aiigeht, ist meines Wissend noch keine Stimme in gleiche»! -sinne laut geworden. Ed könnte zu Mißdeutungen silbre», wenn nicht auch von einer dieser Seiten einmal eine Meinungsäußerung sich hören ließe. Ich bin zu einer solchen wiederholt von verschiedenen Seiten aufgefordcrt worden. Trotz Arbeitsüberhäufung nur sorgenschwerer Beschäftigung möchte ich im Folgenden ei» klärendes Wort zu der «achc sogen, um einer derzeitigen Schädigung unserer Gewcrbs- bebelse durch zweifellos gutgemeinten llebercifcr Einzelner womöglich Vorbeugen zu helfen. Ich will dabei Niemand zu nobe treten, ich will und kan» mich nicht in eine Eontroverse einlasscn, ich muß auch bei der Kürze eines einzigen Abends, den ich dafür erübrigen kann, darauf verzichten, Alles zu sogen, in Widerlegungen einzelner Behauptungen einzutrctcn, «bcrbaupt ein vollständiges Bild zu gebe». Wer die Messe, ihre Eigenart und Bedeutung nicht kennt iman kennt sie noch nicht nach zwei oder dreimaligen Be suchen), der hat für den Fall ans Eigenem weder maßgebendes Jntcresie noch Urtheil; wer sic kennt, dem werden meine Andeutungen genügend Schlaglichter auf das bewegte alte Bild Wersen, um selbst ergänzen und ansgestalten zu können, was meinen Ausführungen fehlen sollte. Ich glaube, die Messe zu kennen, zu deren regelmäßigen Besuchern ich seit dem Jahre 1808 mit wenigen Unterbrechungen geböre, zuerst als Farbcnmocher, dann als Stcingütiger und schließlich als Vorzelliner. Wenn diese Zeit von 25 Jahren auch in ibrem »»fange noch jene Perioden umfaßt, in welcher sich für unsere Industriezweige die Umwandelnug der früher üblichen Mcßlagcrverkäuse in das Mustcrlagergcschäft endgiltig rollzog, in welcher für die Keramik ans den alten Leipziger Messen eine ebenso eigenartige, als bedeutende regelmäßige WemreuauSstellung und Warenbörse für den Weltmarkt Wurde, so maße ich mir deshalb dock kein abschließendes Ur weil über die Geschichte und die Bedeutung der Leipziger Messen an, und so weiß ich auch, daß eS eine große Anzahl von Meßbesuchern giebt mit weit größerer Erfahrung und reiferem Urtbcil. Diese mögen entschuldigen, wenn ich als Nufer im Streit den Mund öffne, um für eine Einrichtung cinzntreten, die aus einen Bestand von Jahrhunderten zurück blickt, die nicht auf Eommando geschaffen und erhalten wurde, sondern so recht ans den Bedürfnissen der Fabrikation und des Handels hcranSgewachsen ist, sich jeder Zeit und Wand ln»g anpassend lebendig crbaltcn und für die deutsche Keramik unendlichen Segen gespendet bat. In aller Bescheideirboit sage ich meine persönliche Meinung, gerne jeder sachlichen Belehrung zugänglich, sobald dieselbe ernst und objectiv, au Grund statistischer Ausweise und vollswirthsckastlicher Eigen- kenntnisse mir crtbcilt wird, nicht aber in der Verfolgung von Sondcrinteressen Einzelner ihre Onelle hat. Der Schlachtruf: „Fort von Leipzig, auf nach Berlin! ist biuauSgerufen worden. Es macht nicht den Eindruck, als ob die betreffenden Herren selbst an der Nützlichkeit wie an dem Erfolge ihrer Agitation zweifelten. Dagegen halte ich diese Agitation derzeit für verwirrend, schädigend, zerstörend und auch im Sinne der Herren Agitatoren für nicht nutz bringend. Betrachten wir einmal, was wir in Leipzig haben, und vergessen wir dabei nicht, daß inancbc Vorzüge der Messe gerade in ihren Unannehmlichkeiten liegen. DaS Eigenthüm- lichstc von der Messe ist der seldlagermäßige Zustand der ganzen Veranstaltung. Jeder Verkäufer haust in seinem flüchtig ausgcschlagcncn beschränkten Zelte, nnddie Zelte stehen dicht bei kinauder. Es ist kein Raum an Zeit und Gedanken für Anderes, als das Geschäft, den Eoncurrenzkampf. Es ist ein wirklichcscon- centrirtcSseldmäßigesManöverlmengstenNaume.dcrgesaiumten lcramischenTrnppen und ihrer Führer, Deutschlandsund Oester reichs, an dem auch genügend Ausländer Theil nehmen. Auch wenn die TageSmanöver vorüber sind, von denen cS kein Entrinnen giebt, gehen die Kriegsgcspräche und Zusammentreffen weiter in den überfüllten Buden der Marketender. Aber in diesem Unangenehmen liegen auch unersetzbare Vorzüge. Man sieht und spricht in den engen Zeltgassen Jedermann, aller Förm lichkeiten und Weitläufigkeiten gegenseitig enthoben, man erfährt auf rascheste Weife Alles vom Kriegsschauplätze, von den Rüstungen oder den Siegen der Anderen, man ist ge zwungen und im Stande, in kürzester Zeit eine Fülle von Arbeit zu thun, von Abmachungen zu pflegen, von Ent scheidungen zn treffen, seine Waffe» zn erproben und neue zu schnneden, mit rastloser Anspannung aller Kräfte, ohne jede Ablenkung durch Unterhaltung, Erholung, durch das Leben und Treiben, sowie die sonstigen mannigfachen Darbietungen einer großen Stadt. Bei dem Bilde bleibend, zeigen sich auch nach Beendigung d>.s Manövers die Fluren zum größten Thcilc zerstampft, für eine örtliche GeschästSernte verloren Letzteres durch die Abstoßung von Defoctcn, veralteten oder nicht cinaeschlagenen Mustern, durch den vielleicht bedauer licke», aber nicht behebbaren Umstand von Verkäufen an Privaten, durch das unaufhaltsame Durchsickern von Preis bemeffungen erster Hand re. Meine sehr verehrten Freunde, die beiden älteren Herren Selle in Leipzig, könnten den Herren Porzellan, Steingut- und GlaShändlcrn in Berlin ein Licdlein Vorsingen von den Schädigungen des Platzgeschäftcs durch die Messe. Der Ge schäftsakte» von Berlin ist doch ein zu großer und werth voller, um ihn ähnliche», ganz unabänderlichen Folgen eines regelmäßig wicderkekrenden ManövcrzefechteS anSzusetzcn. Wo Holz gehauen wird, fallen Späne, und auf einem Zimmer platz kann man nickt heuen. Die ungewohnten, zum Theilc übermäßigen, aber durch keine andere Veranstaltung erzielbaren concentrirten An trengungen in einer Richtung erziehen und stäblen Führer, wie Truppen. Ich gestehe offen, in den jeweiligen acht Tagen dcS MeßgeschäfteS und Meßverkchrs jcdcSmal mehr, wenn nicht aus angenehme Weise, gelernt zu haben und beute zu lernen, als durch viel längere Studien und Reisen anderwärts. Das Mcßgefecht hat mir auch zur Schulung oder Erprobung tüchtiger >unger Leute ein ganz unersetzbares Mittel stets abgegeben. Dort hat man sie fortwährend unter den Augen, ist gezwungen, mit ihnen unausgesetzt Schulter an Schulter zu stehen, ihnen fortwährend Beispiel und Be lehrung zu geben. Wie viele von unseren angesehensten und tüchtigsten Fabrikanten, Geschäftsführern, Vertreter», Reisen den u. s. w. haben dort ihre Markt und Geschästskenntnissc erworben oder gestärkt, sich die erste» Sporen in Leipzig ver dient; wie vielen neuen Fabrikanten bot und bietet noch die Messe die unvergleichliche Gelegenheit, zu lernen, Bekannt schaften zu macken, sich rasch einzuführen, ihre Schwächen wie ihre Stärken zu erkennen und den Bedürfnissen dcS Marktes gemäß nmzumodcln. Man kommt mit zerschlagenen Nerven und VerdauungSorgancn heim, aber man wird auch beim Militair kein kricgsfäbigcr Soldat ohne die ernste Ge fechtsübnng auf kriegsmäßigem Felde. WaS würde» wohl unsere Haupteoncurrcnten, die Enz länder und Franzosen darum gebe», eine ähnliche Veranstaltung zu besitzen, welche in wenigen Tagen Erzeuger nnv Käufer aus der ganze» Welt rn dem einen ausschließlichen Zweck sicher zusammenführt, sie zwingt, in möglickst kurzer Zeit ihre Geschäfte und nur diese zu erledigen? und zwar trotzdem daS Waarcuangebot durch Musterlager, Vertreter, Reisende, Muster und Listensendungen sich fortgesetzt natur- und zeit gemäß steigert und mehrt. Den ziffcrmäßigen Nachweis, daß die Messe in unserer Brancke sich überlebt habe, daß die Zahl der Besucher und Geschäftsabschlüsse in unsere» Branckcn eine wirklick sich mindernde geworden sei, können die Herren Berliner Meß interessentcn nicht erbringen, trotz des Ausbleibens einzelner Firmen. Es ist wegen des seinerzcitizen, meines Wissens nicht allgemein aufrecht erhaltenen MeßstreikeS der Herren Berliner Bronzcsabrikantcn kein einziges Meßloeal leer ge blieben, kein Käufer weniger erschienen. Die Lücken in Dar- bietcrn und Nch nern wurden und werden immer sofort wieder gefüllt. Der Baum der Messe grünt, blüht, trägt Früchte, breitet sich fortwährend weiter aus bis in die letzten Winkel des bekannten Leipziger MeßvicrtclS, und wir sollten diesem Baume selbst die Apt an die Wurzel legen? Versetzen läßt sich so ein alter Baum nicht. Es ist nicht so einfach auszusührcn: Man gebt eben nach Berlin, statt nack Leipzig. Es lassen sick Erzeuger und Käufer der ganzen Wett nickt so leicht auf Eommando gegen den gewohnten, angepaßtcn richtigen Strich bürsten. Die Osterniessc hat die Herbstmesse an Bedeutung über flügelt. Aus der erstercn werden Geschäfte für lange Fristen und entfernte Gebiete, auf der letztere» meist Weihnacht- geschäfte gemacht. Natürlich gebt nicht bin. wer als Ver käufer weniger Interesse am Weilmacktsgeschäste mit seinen kurzen Lieferfristen hat. Viel früher wurde auch die Neu jahrSmessc noch besucht; das hat längst anfgebört. Vielleicht verliert auch die Herbstmesse für den Großhandel altmälig ikre heute immer noch vorhandene Bedeutung und eonecntrirt sich, wie in der Zahl der eigentlichen Meßtage heute schon eine Zusammcnziel'ung stattgefundcn bat, unser Geschäft auch dereinst auf einen einzigen Mcßtermin. Warten wir die natürliche Entwickelung ab, diese bringt schon das Zeit gemäße und Gute in fachlichster Weise, ob wir zetern und strampeln oder nicht. Wie der lebendige Stoff, so modeln sich auch lebendige Einrichtungen selbsttbätig bessernd nm, ohne einen, selten günstig wirkenden plötzlich znfahrenden Eingriff. Man führt den wechselnden Ostertcrmin gegen die Messe ins Feld. Ja, der Kampf um die Festlegung der Osterzeit ist ein viel älterer und unendlich weitninfasiendercr, den wir mit unseren Meßwünschcn nicht auSfcckten werden und können, der in Berlin auch kein anderes Gefickt beton,int als in Leipzig. So lange die Osterwoche lind ihre Schluß feiertagc nickt allgemein festgclcgt werden, so lange läßt sich auck kein fester Termin für eine achttägige Frnhjahrsbörsc bestimmen. DaS Osterfest käme immer wieder jedem fotckcn Versuche störend in die Quere. Aber sagen wir einmal, wir hätten Alle den besten Willen, nack Berlin, statt nach Leipzig zu gehen. Wird es dort möglich sein, in gleich kurzer Zeit das Geschäft und alle die freiwilligen und gezwungenen, gesuchten und unacsuchtcn Begegnungen und Verhandlungen abziiwickeln? DaS be hauptcn die Herren Berliner Vertreter selbst nicht. Sic führen gerade als einen Vorzug den längeren Aufenthalt, die mannigfachen Zerstreuungen und Studienmittel der Reichs Hauptstadt an. Das sind Vorzüge, aber nicht für die Zwecke und Ziele dcS MeßgeschäfteS. Wer in der Lage war, nur bestimmte Versammlungen für mehrere Tage nach Berlin einzuberufcn und abznhattcn, der weiß, wie schwer es ist, die Herren tagsüber nur für eine größere Anzahl Stunden geschweige denn mehrere Tage hintereinander zusammen und frisch bei der Sache zu erhalten. Der Ablenkungen sind zu viele, ernster und wichtiger, wie nebensächlicher Natur, die räumlichen Entfernungen der verschiedenen Wohnungen und Locale sind zu groß. Kann sich der Fabrikant 1t Tage oder länger nach Berlin setzen und auf die Besuche warten, deren er m Leipzig von früh bis spät Abends innerhalb weniger Tage sicher ist? Bedeutet Berlin eine Minderung des Aus wandcs an kostbarer Zeit? Auch billiger an Geld kommen wir selbst in der penonlichcn Verpflegung ganz gewiß dort nicht weg. In Leipzig ist jeder Fabrikant Herr im engen Zeitraum seines MusterlazcrS und in der Lage, vertrauliche und wichtige Besprechungen ohne Zeugen zu führen. Wird cS dem Fabri kanten paffen, für längere Zeit Gast im Locale seines Berliner Herrn Vertreters zu sein, diese Gastfreundschaft auch räumlich »heilend mit anderen Fabrikanten desselben Vertreters und deren Angestellten? Wird eS den Kunden passen, nicht »ach freier Wabl einen Fabrikanten zu besuchen, sondern eine ganzc Anzahl anzutreffen, sobald er den Zeltvorhang beb ' Oder auch Manchen nicht »u treffen, den er sprechen möchte, der aber in Berlin zu so bestimmten Tagen und Tageszeiten, und innerhalb so enger RaumcSgrcnzcn nicht glci-h sicher z finden sein wird wie in Leipzig? ES giebt wenige Herren in Berlin, welche nur eine keramische Fabrik vertreten; eS giebt wenige so ausgedehnte Musterlager in Berlin, daß in deren Räumen ein Meßverkehr verschiedener Fabrikanten nebeneinander denkbar wäre. Die> Musterlager dort müßten wohl sämmttich erweitert, verändert werden. Sollte daS billiger werden als in Leipzig? Die Erfahrungen überdies, welche man in Leipzig wiederholt mit ^ der bazarähnlichen Zusammenlegung von verschiedenen Muster lagern gemacht bat, waren meines Wissens keine günstigen. Die Höflichkeit und der Patriotismus verbieten mir, über 1 die bessere Verpflegung und Unlcrtnusl, die aUgcmeinc Neig »ng zu regelmäßiger langer Anwesenheit und »och einige! andere Puncic in Berlin Zweifel zu äußern. Aber ich bin nicht ganz frei von solchen Zweifeln, wenn ich mir den ganzen Leipziger Meßverkebr in ein Berliner Viertel versetzt denke, s wenn ich mich selbst ernstlich frage und wen» ich so Manchem auS dem großen Kreise meiner Bekannten unter Fabrikanten I und Käufern in Geranien ins Gesicht schaue. In Leipzig sind die Meßfremden während unserer Wockc die Herren, ^ tcncn die sreuntlickeu Ureinwohner rücksichtsvoll das Feld über lassen. Das ist in Berlinthatsäcklichnnniöglick, cbcnsvwie manche! andere, für die Meßzwecke vorhandenen Einricklnnge»,Gepflogen heilen und Verhältnisse, auck ans dem Gebiete teS Rechtes. Wir, die wir die Waaren machen und darbietcn, wir stöhnen I wobt regelmäßig, wen» wir die Reise nach Leipzig antreten, und wir schimpfen und klagen, wenn wir von kort zurück kommen, aber wir tommen dock, wenn »ur irgend möglich,! eben weil die alte Leipziger Scklackttrompete ruft und wir dort keine ständigen Vertreter haben. Ick für meinen Theil und für meine jungen Herren bi» in Leipzig auch persönlich wie geschäftlich nickt schlechter und nickt thcuerer untergebrachl, als ich cs in Berlin sein würde: ich würbe von Berlin wahrscheinlich nickt weniger müde Hcimkehrc». ob aber mit gleichem Gegcnwertbc für den Aufwand au Zeit, Koste» und Bemühungen, das siebt dahin. Die Musterlager und anck die Wolniungsverhällniffe in Leipzig haben sick dock, obgleich sie häufig uock Manches zn wünschen übrig lassen, unleugbar altmälig verbessert. Wer rechtzeitig vorher sich unithnt, tommt auch anständig unter, trotz des große» ZutrangcS von Fremden. UebrigeuS liegt man anck im Bivonac und im Manöver nickt aus Taimen Mir haben die mehr als lu Messen, die ick mitgcmackt habe, an meiner Gesundheit nicht geschadet Und früher mußte man sich in der Tbat manchmal arg behelfe». Die Herren Berliner Vertreter sind auch im Jrrthnin, wenn sic die Meßkarbietnngen für identisch ballen mit den Muster», welche die Herren Vertreter erhalten. Eine große Anzahl von Meßgcsckäftc» bezieht sich auf Spcoialitäten, welche der Fabrikant sich zunächst selbst vorbelnrlt. bespricht, erprobt, ändert. Nack der Messe wird die Auswahl getroffen, welche von diesen Mustern ansgeführl, welche der einen, welche der anderen Vertretung znzntheilen nützlich, passend, zweck entsprechend und angczcigt iss. Ich glaube nickt, daß cs von Nutzen oder überhaupt tbunlich wäre, cineni Vertreter in Berlin die sänimtlicken Muster einer Fabrik für die ver ckiedenslen Länder, die sämnitlichen Preise und Bedingungen lür die verschiedenen Absatzgebiete an die Hand zn geben. Tic Herren in Ehren, aber ihre Absichten, Bcurtbcilnngen und Handhabungen decken sich dock nickt inilncr und voll läntig mit den verschiedenen Gesichlspunete» de» Leitung einer Wertstättc, die für verschiedene Mailte verschieden arbeitet. Es giebt auck eine ganze Anzahl Käufer, welche (die Herren dürfen mir das nicht nbclnehme», denn ich kann doch nichts für die Thalsache: nach Leipzig tominen, nm eben mit dem Fabrikanten, nickt aber mit dem Berliner Herrn Vertreter, nnd auch nicht immer in seiner Gegenwart, Gc chästc abzuwickcln und Besprechungen zu pflegen. DaS ist ja gerade eine der anderwärts nicht wieder so schaffbarcn Eigentbümlickkeitc» und Vortbeilc de» Leipziger Meßgesckänes für beide Thcilc, nämlich der »ninittelbare, nngcstörlc, nn- vernicidlichc und sichere tircetc Verkehr deö Erzeugers mit dem Nehmer. Der Appell a» das Nationalgcsühl, an die Hebung und Bedeutung der Reichsbanplsladt wäre bei dieser Gelegenheit Wohl besser »ntcrbliebc» Es ist seitens der Berliner Herren Vertreter doch bei ihrer Agitation etwas zn viel von ganz bcrccktiglci» Eigeiiintercsse und Loealpalriotisnins im Spiele, als daß sic mit Fug und Recht uns Anderen, die nicht ins gleiche Horn stoßen, deshalb Particularisinus oder Mangel an Nalionalgefübl Vorhalte» könnten Es bandelt sich beim Mcßgeschäfte »in Anderes. Es erscheint mir und noch vielen andere» Leuten in Erkenntniß der natürliche» E>ltwickcl»»gö geschickte und der berechtigte» nnd sorglich zu pflegenden Eigenthümlichteiten des denlsckcn Reicks nnd Oesterreichs gar nickt so wünsckcnswertb, ans Berlin nnd Wien solche aus scklicßliche Ecnlralstellcn kür Alles zn macken, wie Paris und London sie sind. Werden sie cS mit der Zeit, so wollen und werden wir daS nicht anfhaltcn. Aber wir haben leine zwingende Veranlassung und erblicke» vorläufig keinen Segen darin, ein seinem Zwecke entsprechendes andcrwärtigeS Gc bände abrnbrcchcn, nm dessen Banstcinc nack Berlin zu tragen. DaS bindert durchaus nicht, daß man sich der mächtigen Entwickelung Berlins auf alle» Gebieten neidlos und aufrichtig freick, wie auch ich cö thne, schliesit aber auch nicht die gleichen Gefühle für andere deutsche Städte und die gerechte Würdigung ihrer Vorzüge und besondere Verhält nisse aus. Es giebt allerdings Manches über Leipzig zn klagen. Das Gute wird die Agitation für Berlin nnd der Wegfall der vorigen Herbstmesse haben, daß wir uns nicht mehr Alles ruhig in Leipzig an Behandlung und Berechnung ge fallen lassen, was sich ändern läßt oder WaS unberechtigt ist. Bekämpfen wir diese Mängel zielbewusst und energisch. Machen wir unö das Gebäude der Messe wobnlicher, ohne cs zu zerstören. Die Leipziger Herren werden jetzt eher mit sich reden lassen, sic werden von selbst sich auch bemühen, ihrerseits die Messe nicht rücksichtslos auSzubcnle», mit möglichst geringem Aufwande an Mülien nnd Kosten die > größten Erfolge zu erziele», sonder» die Einrichtungen so anSzugcstalten, daß die Messe ihnen erhalte» bleibe, weiter grünend nnd wachsend. Erkennen wir doch auch gerechter Weise an, welche Mühe in dieser Richtung sich ein Theil unserer Leipziger Hausherren fortgesetzt bereits giebt, vor j Allen« unser bekannter nnd geschätzter Hansinspcctor Martin ich für meine Werkstatt für ersprießlich halte, an dessen möglichst ungestörtem Fortbestand, als eine,» werth vollen und unserer Heimath »och cigentbümliche» GeschästS- mittel, ich ei» lebhaftes Interesse fühle, nicht bloS au» Eigennutz, sonder» auch ans echtem Gemcingefühl. Ich kenne gar inanckc» Fabritantcii, der cs für »othwendig hält, nack Leipzig zu gehen, der aber nickt in Berlin vertrete» ist, und ebenso inanckc», der weit eher bereit wäre, eine Ver tretung in Berlin als sein heutiges Leipziger Meßmusterlager zu entbehren Die Zeit wirk auch an der Messe ändern. Die vor jährige Berliner Herbstmesse war ein Nothbehelf, für dessen rührige nnd rasche Ausrichtung wir den Herren Berliner Vertreter» herzlich dankbar sink. Das war ein energische» und sachliches Einspringen, an dem man seine Freude haben tonnte. Abc» schießen wir nicht über das Ziel oder daneben hinaus, wir laufen sonst Gefahr, auznkränteln, was jetzt noch voll lcbcnskräslig n»S nützt nnd was wir durch einen Umzug nach Berlin jetzt wcnigsscns gewiß nicht ersetzen könne». Reichen wir uns dagegen zur Erhaltung nnd Besserung der Leipziger Messe friedlich und besonne» Alle die Hände, auch Diejenigen, denen jetzt ei» begreiflicher Fcrnwrinsck ins Wasser fällt, die und iverttzvolte Meßkaineradcn waren, sind und ferner bleiben solle». So, ick habe mein Sprüchlein freiinülhig gesagt. Nicht- kür ungut, wenn cS Jemand nicht behagen sollte. Ich wollte damit Nieinand zn nahe treten, sondern will nur in bester Absicht unsere» keramischen Gewerbe», so den Waarcn- crzeuger», wie den Wacircnvertreibern, nnd init diesen »»seren schntzbefoblencn Arbeitern und Helfern ohne Sonderabsicktcn nnd Hintergedanken dienen. dplttvntin für Cvntttiiltilldtil-^llsKtun'. V. Dieser Verein hat de» Zweck, denjenigen Kindern, welche zn Lssern die Schule verlassen, bei Beschassnng der Lonsirniations- kleidnng nnd de» Ansriisiung siir den erwählten Lehenoberns hilf reiche Hand zn leisten. Daß für diese Zeit hesonders gesteigerte An- svrdernngen auch eine besonders ansinerkjaine Fürsorge »öttng ist. hedars keines Beweises, tzincrsei's giebt nun der Verein den Familien isselegenheit, durch wöchentliche, möglichst srnyzeitig beginnende Beitrage allmalig mit geringen Tpsern und ans eigener krass eine auskönnnlicke Sninnie auszusvaren, andererseits erbietet er sick, Gaben von Wohltbatcr» anznneinncn, zn verwalten nnd zur Zelt der Schulentlassung an solche Kinder z» vertheile», deren Erspar nisse einen nnznreickienden Erirag geliesert ballen, deren Streben aber, ans eigener krass etwas zn tlmn, besondere Anerkennung ver dient hatte. In dem Anssparen der wöchentliche» Beiträge mid in der sicheren Anlegung der gesammelte» Snininen erkennt der Bereit, seine.Hauptaufgabe: die Ersparnisse treulich zu verwalten »»d jähr lich durch die Summe des Rciiigewiiines zu vermehren, das ist seine Arbeit nnd Frende. In den Bezirks EaNkiislellen — 117 an der .Zahl »verte» die Wocheiibriträge «zegen Quittung angerwi»i»cn, alle Mvuate werden die eingegamMen Beiträge an die Leipziger Bank abgetiesert, die Werthpäpiere aber werde» vvn dem Rothe der Stadt verwahrt. Bier Wvche» vvr der Evnsirination findet die Rückzahlung an die jeweilig abgchenden Kinder statt. Um aber dies Sparen »och nachdrücklicher zn fördern, hat der Verein einen Wohtthätigleilsjckiatz gesammelt, aus dem würdige Sparer eine Erhöhung ibrcs Schlnßertragcs erhalte» solle». Für diesen Zweck sind dein Vorstände i» aller Stille vvn Freunden nnd Gönnern des Vereins dankenswerthe Gaben gereicht worden, die bis jetzt die Höbe von 818 erreicht haben. Damit aber der Vorstand sofort mit der beabsichtigten wohtthällgen Weise anslrete» könnte, wurde ihm im Jahre 1888 von dem ni»»nehr verstorbenen Kauf mann Amh Fetir in hochherziger Meise die ^nimne von iciiO.-! übergeben, welche »ach nnd nach siisiungsgcmäß bis Ostern I8!«3 an 71 bedürftige und würdige Eonfirnianden verweilt wurde. Rnn- inchr freilich ist der Verein ans die geringen Bestände des geküm melten Wvyltbätigkeitssonds angewiesen. Ilm zu erbübe» wird fort an seine besondere Sorge sein müssen, um bedürftige» Sparern in ausgiebiger Weise zn Hllsc kvinnicn zn könne». Wen» dann die Wohlthäter ibre Gabe» an Eonsirmanden mehr und mehr davon abhängig mache» wollte», daß die Einpsänger selbst anch etwas zu vor zn Wege gebracht hätte», so würde mancher Groschen, welcher jetzt achtlos verausgabt wird, einem edel» Zwecke ausbewahrt bleiben und obendrein die segensreiche Kunst des Sparens vvn Bieten geübt nnd vielleicht für das ganze Leben gelernt werden. Begonnen wurde das Werk im Jahre 1881 mit 18 Bezirls- Eassenstelleii; jetzt, nachdem Gohlis mit Lindciwu mit 8, Reu- sladt mit 5, und BolkmarSdors mit 21 Stellen hinzngetreten sind, besitzt der Verein 117 Sammetsiellen. Aus der Geschichte de-.- Vereins seien folgende Dhatsache» hervor- gehoben: 1 82,1 Kinder tistss - niid sparten l,!)l - 880 . . . l 821 - !>5ti « « « 2ü1l - l.8G> . . » 181» - . . Im Jahre 1881 sparten - - 188.» traten hinzu - - 1880 - - - - 1887 - - - - 1888 - - . . l88g . - . 1880 - - . . >8!» - . . 1882 - I» Summa l 1081 Snimna .M:»>0 881,21 An Gewinn wurde» i» de» entsprechende» Jahren gutgeschriebe»: 60,71 621,87 878/üi1117,M 2058,üü 2101,07 .< 2588,01 .«, .»>-17,87 8700,00 zusammen 10888,11 Diese Snininc gesammelt zn haben ist das Werk des Pereins, die ersparte Summe des Reingewinnes von 10 888,1t kann al» eine Gabe des Bereins angeschen werden, denn ohne tbn wären diese Ersparnisse nicht bewirkt worden. 7 285,77 15 527,07 20070,50 21887,08 8l '.»28,50 87 251,81 52827,18 57 888,20 58 G>0,00 gezahlt wurde» Oster» l885 a» N2 Consiriiiaiide»1252Z7 - - . 1880 - 200 - 1150,- - - - 1887 - 800 - - 8 250, - - - 1888 - 871 - - 12180, - - - - 188!» 102 - - 17 008,- - - - 1880 - 5!i0 - 21 000 — - - - l8'.»> - 752 - - 81100,— - - . 1882 851 - - 12 277, - - 1898 - 800 - . 13 000,— in Auerbach's Hof. . Nehmen mir cs die Herren auch mckt übel, Wenn d" BerwaltuncpKoslen ge^ d> darauf anfmerksa», mache, wie sie die Ziele unserer Feinde > nnd Neider fordern, wie stc die Gckchassc auch im Jnlandc schädigen, wenn sic von dem Aufhörcn der Leipziger Messe, von ihrer vermindcrtcn Bedeutung mit so vollen Backen reden. Ich würde cs meinem Vertreter, der geschäftlich mit mir an einem Seile zu ziehen hat, recht übel nehmen, wenn er, ohne mich zu fragen, untergraben helfen würde, WaS Besonderer Laut gebührt den Bezirkscassirern, die mit unermüd licher Treue und ohne jede Entschädigung die kleine» »ud kleinste« Wochen-Bkiträge elnsaimnellen »nd ablieserten, ferner der Gcineiu- nktzigen Gesellschaft, welche die Einrichtungskoslen trug, der Ber- waltnng der Stiftung eines Menschenfreundes, die alliahrtich eine« dem Rothe der Verwahrung hält. Anmetdnngen zmn Beitritt nehmen die Bezirkscassircr ent gegen, welche anch die weitere Auskunft rrtheile». Es empfiehlt sich, die Kinder möglichst frühzeitig dem Bcrcine zuznsührcn, damit dir ersparte Summe, nicht nur eine ausreichende Höhe, sondern auch Anthcil an vielen Jahresqewinneii erlangen kann. »r tle. sind in so dir ». s»l. brink», i«l von rtßb- r. Das Letzte in Meiderstoff-Renheiter» für Frühjahr und Hochsommer ist soeben einfltMücn. VnM-e Stoffe, wie Vnvnrnßin« in SvI>»tt«n»1n«iFvn in Jeiiivnlknvpp in wnn-erbarer Farbenwirknng, NssvII- nnd §>»»NLii»i»vI»« S«i0«nl»'app» in groher Auswahl
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