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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930518021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-18
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
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3S04 aufzubringenden Mittel für Durchführung der Mili« tairreform gemacht. Der Vorschlag gebt aus eine Selbst bestrurrung dieser und anderer Industrieverban de hinau». Ein Ausruf stellt dir unheilvollen Folgen eine abermaligen ScheiternS der Militairvorlage oder gar eines unglücklichen Kriegt« dar und weist aus die großen Bortheile hin, welche die Sicherheit und Stetig keit in Handel und bewerbe, das wicderkehrende Ver trauen für alle ErwerbSkrcise mit sich bringe» würden. Die Lage der deutschen Industrie gestatte rin solche« Opfer Wohl. „Der berechtigte Einfluß in» Staat wird in die Hände Der jenigen zurückkehren, welche Einsicht für die Bedürfnisse desselben haben, sowie den guten Willen und die Macht, solche zu befriedige». Die Zerstückelung de« Einflüsse« n» Staat aus viele kleine und unzufriedene Elemente liegt nicht im Wesen einer vernünftigen Staatöraison, nur die Einsichtigen, Verständigen »nd Starken sollen regieren, bezw der Regierung mit ihrem Rath zur Seite stehen, dafür aber müssen sie stet« die ersten sein, welche mit Rath und Thal hilfsbereit beispringen und diejenigen Lasten gern und willig übernehmen, welche die ärmeren ;u tragen nicht wohl angehallen werden können." Der Vorschlag ist hochherzig und patriotisch gedacht; über seine politische Zweckmäßigkeit und praktische Ausführbarkeit mag man aller dings zweifelhaft sein Jedenfalls mag den demokratischen und ultramontanen Agitatoren, die, ohne selbst jemals eine» Pfennig für patriotische Zwecke übrig zu haben, stet« von der Selbstsucht und Opserscheu der grojjintustriellcn Kreise reden, diese« Anerbieten eine Lehre sein, wenn eine solche bei ihnen überhaupt noch wirkt. «Berlin, 17. Mai. lieber Eandidaten Mangel ist in der gegenwärtigen Wablbewegung wahrhaftig nickt zu klagen. Trotz der nur geringen Anziehungskraft, die da« parlamentarische Leben unter den heutigen Verhält nissen auSüben kann, ist der Zudrang von geeigneten und ungeeigneten MandatSbewcrbcrn ein außergewöhn lich starker. E« kommt hin;», daß Verständigungen unter verschiedenen Parteien für den ersten Wahlgang weniger als sonst zu gelingen scheinen, so daß in jedem einzelnen Wahlkreis eine ungewöhnlich große Zahl von Be werbern bervortritt. Bei den Stichwahlen wird es wieder zn einem guten Sckachergeschäst kommen. Tie »Freis. Ztg." hat schon Angst, durch eine Beschleunigung in der Ansetzung der Stichwahlen könnte da« Geschäft gestört werden. — Ter Kaiser nahm heute früh im hiesigen Schlosse den Vortrag de« Ehess des Eivilcabinel« entgegen und be sichtigte dann aus dem Tempelhoscr Felde die Bataillone de« Kaiser Franz-Gardcgrenadier-RegiiiienlS Rr. 2. Daraus entsprach rr einer Einladung de- Lfsiciercorp« zum Frühstück. — Bei der Bcrathung der Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn, Italien, drr Schweiz und Belgien fanden neben den Getreidezöllen die Wein zolle die meiste Be anstandung. Die süddeutschen Winzer befürchteten vielfach, daß die vermehrte Einfuhr srcinden Weine« den Absatz de« einheimischen Productes erschweren könnte, und suchten dem gemäß da« Zustandekommen der Verträge zu binlertreiben. E« sind seitdem schon manche Stimmen in Süddculschland laut geworden, dic zugcben, daß die Befürchtungen gr nn d lo« gewesen sind, ja man begegnet auch in den Kreise» der Wein bauer dem Eingeständnisse, daß sich bi« jetzt wenigsten« keine ungünstige, wohl aber vielfach günstige Folgen gezeigt haken. In Uebcreinstimmung mit Liesen Aeußcrungcn schreibt jetzt auch die Handelskammer in Frankfurt a. M. in ihrem Jahresbericht für 1892: „Ganz abgesehen davon, daß die besseren deutschen Weine sich wegen ihrer Eigenartigkeit besonderer Beliebtheit erfreuen und de«, halb wrniger Soncnrrenz zu befürchten haben, hat die Einfuhr von Siidweinen es ermöglicht, bah unser» herben und sauren Landweine jetzt leichter Absatz finden, da sie mit den Südwrüien gut und holt- bar verschnitten werden können." Di« lkammer weist dann daraus hin, daß die hohen Preise, die 1892 sür die deutschen Weine »»> gelegt werden mußten, in hohem Grade dir italienische Traube», und Weinaussuhr begünstigt haben, und sährt fort: „Für die Bev haltaisse, wie sie im abgelausenen Jahre Vorlagen, entsprachen die ermäßigten Zollsätze einem Bedürfnisse und hoben den Berkehr mit Wein nach jeder Richtung. Ob in guten ertragreichen Weinjahren der Bezug von Trauben au« Italien auch noch Rechnung geben wird, dürste zu bezweifeln sein, während der Verkehr in Verschnitt- weinen sich weiter entwickeln dürste. Er ersetzt uns vielfach di» Bezüge kleiner französischer Weine und liefert günstige Qualitäten auch für die Aussuhr." — Drr Draht meldet anS PariS: In einer den hiesigen Zeitungen zugestellten halbamtlichen Mitlheilung wird die Meldung auswärtiger Blätter» daß der Botschafter Herbette in einer Unterredung mit einem deutschen ReichStagSabgeordneten Erklärungen über die au« wärtigen Beziehungen Frankreich« gegeben habe, formell dementirt. Herbellr kenne nicht einmal den Ab geordneten, um »welchen e« sich handle, und habe die ihm zugeschriebenrn Aeußerungen überhaupt nicht gethan. Wir flehen damit vor einer traurigen Wahl: entweder hat der französische Botschafter die Unwahrheit gesagt, oder Herr vr Baum dach hat in seiner vielbesprochene» Rede ge flunkert. Seiner Antwort sehen wir daher mit Spannung entgegen. Allerdings bleibt dem großen Freisinn«- diplomaten noch die Berufung aus die fremde» Herren au- Kottbu« — Verzeihung! — au« Kiew, die Herru Baumbach die beruhigende Versicherung gegeben haben, daß Rußland gar nicht« verlange, als die Freigabe der Dardanellen. — Die für Juni angrsctzten Urbungen drr Reserve und der Landwehr sind, der „BreSl. Htg." zufolge, bi» Anfang Juli verschoben worden. Sie fanden mithin erst nach den ReichStagswablen statt. (?) — Durch ein Flugblatt werden „alle Vaterland-freunde und Antisemiten Berlins" nach den Germaniasälen, Chaufsee- straße lü, zu einer Volksversammlung eingeladen. Ta» „3m Aufträge Oskar Grohmann, Berlin >V., Eisenacherstr. 10", Unterzeichnete „Dokument" lautet: „Gesinnungsgenossen! Die jüngsten Vorgänge erheischen eine schleunige Aufklärung de- Volke«! Der Reichskanzler Gras Laprivi hat einen förmlichen Lanossa- Gang vor der Börse angetretea! Die Baiikjudea halten Uerathungen ab im Reichs« kanzlerpalaisl Gegen den Fürsten Bismarck ist von jüdischer Seit« «in neuer schamloser Streich verübt worden. Dem muß da« deutsch« Volk hunderttauseudstiinmig ein „Hall" entgegenrusen! Gleichzeitig iverden in der Versammlung Mittheilungen über da-Berschwindeu der kleinen Hedwig Weber gemacht werden." Tie „Nordd. Al lg. Ztg." bemerkt zu dieser „Leistung": „Auf die Frage, ob die so angekündigte Versammlung wird stattfinden können und wie es möglich ist, daß der artige Einladungen in Berlin verbreitet werden, vermögen wir unfern Lesern Ausschluß nicht zu geben — Wa« die kleine Hedwig Weber anbetrifst, so liegen über daS Verbleiben des Mädchen« nicht die geriizgsten Anhalt« puncte vor. am wenigsten solche, die aus eine wie immer geartete Beteiligung von Juden Hinweisen könnten. Daß ein nennenSwertber Theil der Berliner Bevölkerung auf diese Geschickte hineinsallen könnte, ist wohl, obgleich wir im Zeit alter Ahlwardt'S leben, nicht anzunchinc». — Tie „Tanziger Ztg." berichtet: „Eine größere Anzahl bekannter hervorragender Männer in Berlin, darunter Theodor Moinnisen, Georg von Bunscn, Justizrath Makower, werden in den nächsten Tagen einen Ausruf zu Gunsten der freisinnigen Vereinigung veröffentlichen." — Im Feuilleton der „Franks. Ztg." finden wir einen Aufsatz „D ie Zerstörung Heidelberg« im Mai 1099", worin cs heißt: „Die Franzosen commandtrte der Marschall de Lorg», ein Neffe Turenne's. Da- wichiigstr und traurigste Ereigniß dieses Krieg«. jahreS war die Einnahme und Verwüstung Heidelbergs, dir jetzt in diesen Maitagcn zwei Jahrhunderte hinter uns liegt — eine trübe, warnende Erinnerung." Schade, daß die Erinnerung an die Zerstörung Heidelberg« sür da« demokratische Blatt die Bedeutung einer Warnung nur im Feuilleton, nicht auch im politischen Theile hat! In diesem wettert eS gegen den „Militarismus". — Herr v. Kardorss candidlrt wieder in Wartenberg-LelS (Schlesien). — Der Finanzminister vr. Miquel beabsichtigt morgen eine Reise anzutreten. — Die sür den 90. d M im Abgeordnetenhause erwartete Interpellation de« Grasen DouglaS über die Maß nahmen gegen dieEhole ra wird, da e« noch fraglich ist, ob der zuständige Minister an diesem Tage in Berlin sein kann, möglicherweise von der Tagesordnung abgesetzt werden. * Etrtttn, 17. Mai. Der freisinnige Wahlvereiu in Stettin hielt am Dienstag die angekündigte Versammlung ab, in der von dieser Seite zur Eandidalensrage Stellung genommen werden sollt». Nach längerer Debatte, i» der l)r. Tohrn sür die Eandidatnr Vrvmel eintrat, wurde abgestimmt. Wie die „Stett. Zeitung" berichtet, stellte sich bei der darauffolgenden namentlichen Abstimmung heraus, daß von Len 442 Mitgliedern des Vereins nnr 181 anwesend waren, davon stimmten 89 für und 98 gegen die Wiederausstellung des Herrn Brömel. Rechtsanwalt Munckel wnrde darauf als Eandidat von der Versammlung ongenvinmen. Vr. Dohrn erklärte hieraus seinen Austritt au- dem Vorstand des deutsch-sreisinnige» Wahlvereins. * Srntht», 17. Mai. Im hiesigen „Wochenblatt" ver öffentlicht der als ReichstagScandidat sür den Ierichow'schen Wahlkreis aufgestellte Gras Herbert Bismarck eine Er- klärung gegen eine, ihm in einer pfälzischen Zeitung znge schrieben,: und von dort in viele andere Blätter übergegangene Aeußerung, wonach er die Frage aufgeworfen haben sollte, ob es ei» Unglück sei, wenn die kleinen Bauern verschwänden »nd ihr Besitz in größeren rationelle» Betrieben ausgehen würde Graf Bismarck erklärt jene Unterstellung sür eine müßige Erfindung von Anfang b,S zu Ende; eine derartige Aeußerung sei von ihm niemals gethan worden. Er er blicke vielmehr in dem Stand der kleinen ländlichen Besitzer einen Segen für unser Land und würde die Verwehrung desselben im Interesse unserer heimischen Laadwirlhschaft mit der größten Geaugthuuag begrüßen. * Merseburg» 17. Rat. Im Wahlkreis» Querfurt-Merseburg stelle» di« Evnsrrvalivra »,d National liberalen de» frrieonservattve» Amtsvorsteher Re»barth.Wü»sche»dors auf, »elcher tm Jahr» 1887 12 047 Stimmen aus sich vereinigte. Di« Deutsch,retfinnige» Rickert'scher Richtung stellen als Eaadidatrn den Gutsbesitzer Ritter. Barnstedt auf. * Bochum» 16. Mai. Die Nachricht, daß vr. Haarmaa» die Landidatur abgelehut Hab«, ist tendenziös erfinde». Haar- mann ist der alleinig» Eandidat der Natio»alliberal»n. — Für Ar nsberg-M efchede-Olpe ist natürlich Fusaagel wieder all Eandidat aufgestellt. * Köln, 16. Mai. Die Kölner Handelskammer beschloß, «in« anSsiihrlich begründete Eingabe an den Reichskanzler und Reichstag zu richten, um Beibehaltung des biöherigea WShrungssystemS. * Tarmftabt, 16. Mai. Im Reichslagswahlkreis Lauterbach. Altfeld stellen die Nationalltberalen im Einverstüiidniß mit dem Lund der LandwirtheLeaProsefforBackhaus aus Güttingen aus. * Karlsruhe, 17. Mai. Der Grobherzog ist wegea eiaer Unpäßlichkeit genöthigt, da» Zimmer zu hüten. * München, 17. Mai. Bon der nalionalliberalen Partei sind in der gestern Abend abgehaltenen, zahlreich besuchten Versammlung svlgende Rcsolulioiien angenommen worden: „1) Die nationalllberale Parlei beschließt, der nationalliberalen Reichstogtiractioa und in erster Linie dem verdienstvollen Führer Herrn v. Bennigsen für deren Haltung bei Berathuvg der Militairvorlage Zustimmung und Dank auszusprechen. 2) Für die devornehenden Reickistagswahlen erklärt die national- liberale Pariei in München mit Rücksicht aus die besonderen localen Verhältnisse ihre Bereitwilligkeit, zu einem einigen Vorgehen aller liberalen Vereinigungen niitzuwirken, und beauftragt ihr« Vorstand» ichast, in diesem Liane in Verhandlungen mit den übrigen Ber- einigungen cinzutreten." Für diesen Beschluß waren nach der „Allg. Ztg." folgende Erwägungen maßgebend: Tie Partei ist der Ansicht, daß ein g«»iei»sanier Eandidat ohne imperative- Mandat aus- zusleUen sei, daß aber von demselben vorausgesetzt werden müsse, daß er unter Festbalten an der gesetzlichen Festlegung der zweijährigen Dienstzeit einer Verständigung mit der RcichS.egierung über die Militairvorlage nicht von vorn herein negirend aegenüberstehe. Der gemeinsame Eandidat soll vielmehr die Vorlage unbefangen und gewissenhaft prüfen und alsdann bewilligen, was zur Sicherung de- Vaterlandes notbwendig ist, dabei aber für eine solche Beschaffung der ersorderlichen Geldmittel eintreten, welche die minder leistungs fähigen BevölkerunzSkrcise weniger heranzieh«. Oefterretch.Nugar». * Wie», 17. Mai. (Telegramms Drr zu Ehrende« Großherzogs von Hessen auf der Schmelz angeordneten Truppenschau wohnten außer dem Großberzoge der Kaiser, die in Wien anwesenden Erzherzoge und der Sultan von Iobore mit Gefolge bei. Im Gefolge des Kaiser« befanden sich LerKriegSminister und sämmtticke MililairattacheS. Heute Nach mittag wobnte der Großberzog von Hessen mit dem Herzog und der Herzogin Iobann Albreckl von Mecklenburg, dem bisherige» englischen Botschafter Sir Paget und dem Mttitairattache der deutschen Botschaft Oberst v. Deine- einer ibm zn Ehren veranstalteten Festlichkeit in der spanischen Reitschule bei. An dem heutigen Festmahl bei dem Kaiser zu Ehren de« GroßberrozS nahmen die in Wien anwesenden Erzherzoge und Erzherzoginnen, der Prinz von Schaumburg-Lippe, der Sultan von Iobore, der deutsche Botschafter Prinz Reuß mit Gemahlin und dem Botschaft-personale, die ReichSininistcr und der Ministerpräsident Graf Taaffe mit den österreichischen Ministern Theil. * Pest. 17. Mai. Graf Eugen Zichv tral au« der Regierungspartei au« und ging zur Oppositionspartei Apponyi'S über. Der Abfall der Zichy'S von der Regierung hangt wohi mit der letzten Abstimmung im Oberhause zusammen, bedeutet jedoch für die Regierung keine Schwächung, sondern vielmehr eine vortheilhafte Klärung der Partciverhältnisse. (Magdeb. Z.) — Das Abgeordnetenhaus nabin heute die Delegation«, wählen vor und beschloß, keine ineritorischen Sitzungen mehr abzu- halten. Das Haus ermächtigte den Präsidenten, dem Kaiser zu dessen Ecburtsscste die Glückwünsche de« Hause« zum Ausdruck zu bringe». (Lebhafte Eljenrufe.) Frankreich. * Paris, l8. Mai. (Telegramm.) General DoddS wird beute vom Präsidenten Earnot rmpsangen. — Der Ministerrath beschloß, den Londoner Botschasterposten neuer dings Ribot anzubieten. — Der „Eclair" äußert sich be treff« de« Artikels de« Brüsseler Corresponbenten der „Time-", welcher ein Bündniß de« CongostaaleS mit England ver schlägt, um französische llebergriffr in M Bomou zu bindern, diese beständen wohl nur in der Phantasie de« Eorrespondenten; diefranzöstsche» Colovisten wußten selbst nicht, waS sie wollten — Mehrere Moraenblätter besprechen in sehr scharfer Weise die in Mülhausen erfolgte Verurtheilung einer Frau zu Geld strafe io Folge der Aeutzerung „Es lebe Frankreich"! — Ter Liquidator der Panama-Gesellschaft hat gegen die Erben de« Rrinach'schen Nachlasse« und gegen den Coulissier Oberndorrsser die Eivilklage aus Herausgabe der seiner Zeil von drr Panama-Gesellschaft erhaltenen Beträge erhoben Aehaliche Klagen sind gegen andere Mitglieder de« Synbikai« beabsichtigt. — Die Blatter veröffentlichen eine Depesche der siamesischen Botschaft, drr au« Banzkogk gemeldet wird: Am S. Mai fand ein Kampf bei Me kany statt. Eine Abtheilung französisch - anamitischer Soldaten, welche den Stamm der Lao« angegriffen, sei zurück- geschlagen worden, wobei mehrere französische Ossiciere und viele anai»itische Soldaten artödtet wurden. Der Commandant der französischen Abtheilung, Capitain Thoreur, wurde von Laos gefangen, aber respektvoll behandelt. Man befürchtet weitere Unruhen infolge de- Vormärsche- der vom General Lamesan abgesandtrn Truppen. Belgien. * Antwerpen, 18. Mai. (Telegramm.) Gestern haben zwei Individuen eine mit Sprengstoff und brennender Lunte explosionsfertig gemachte Flasche aus die Straße gelegt. Die Explosion der Bombe richtete zum Glück keinen Schaden an. * Brüssel, 18. Mai. (Telegramm.) In militairischen Kreisen ist man der Ueberzeugung, daß bei Einführung des persönlichen Dienste- der Kr.egSminister K Jahre brauchen werde, um ein Heer von 200 000 Mann hrrzustellrn. JtKlie». * Rom, 17. Mai. Der Senat nahm heute seine Sitz ungen wieder auf. Aus der Tagesordnung stand da« Gesetz, betreffend die Maßnahmen hinsichtlich der Civil- und Militairpensionen. Der Schatzminister Grimaldi bat um die Eröffnung der Debatte über den von der Kammer aenchuiigten Text der Regierungsvorlage und erklärte, die Regierung sei geneigt, eine beträchtliche Anzahl der von der permanenten Finanzcoininission gemachten Vorschläge als AnientementS zu dem Gesetzentwürfe anzunehmen. Daraus folgte die Verlesung der Vorlage. Brotzbrita«nie«. * London, 17. Mai. Wie der „Globe" erfährt, stellten Justin Me'Earl Hy und John Redmond dem Premier Gladstone vor, keine der beiden nationalistischen Gruppen würde mit wcniger zufrieden sei», als der Beibehaltung der irischen Deputirten in voller Stärke sür alle Zwecke iin Hause der Gemeinen. Gladstone habe dem Verlangen zu- gestimmt. * Hu», 17. Mai. (Telegramm) Die Angelegenheit bezüglich de» AusstandeS soll morgen rndgiltig erledigt werden. SrmRie«« * MaSrtd, 18. Mai. (Telegramm.) Ja Barcelona fanden Unruhen statt; die Gendarmen wurden mit Steinen beworfen und feuerten aus die Ruhestörer. Einige Personen wurden rerwundet, man nahm mehrere Verhaftungen vor. Rußland. ^ * Petersburg, l?. Mai. (Telegramm.) General Schirokoff begiebt sich im Juni mit einem Schreiben und und mit Geschenken de- Zaren zum NczuS Menelik von Abessinien. * Petersburg, 16. Mai. DaS St. Petersburger Central- ComitS sür Organisirung der Auswanderung der Juden nach Amerika ist nunmehr in- Leben getreten und gegenwärtig damit beschäftigt, in den snd- und weftrussischen Gouverne ment- Zwcig-Eomitö- ins Leben zu rufen. Präsident des Ceutral-ComitSS ist der ehemalige Bankier Baron Günzburg. — In der „Nvwvje Wreinja" berichtet eine Correspondenz au» Odessa über da« Darniederlieaen de- Getreide handels in Südrußland. Im Hafen von Odessa seien mitunter nur zwei oder drei auswärtige Dampfer. Als Grund des DaruicderlieaenS führt die Correspondenz die geringe Einfuhr de- russischen Getreides nach Deutschland an, wa« durch die Concurrenz anderer an der Donau Acker bau treibender Staaten bewirkt werde. Der Correspoadent bezeichne, als einzige« Mittel, um hierin Besserung zu schaffen, VerkehrSerleichterungen gegen Deutschland, sowie Ermäßigung der deutschen Kornzölle. DaS werde von der ganze» süd- russischen Handel-Welt anerkannt, welche mit Sehnsucht aus die Verwirklichung dieser ihrer Wünsche warte. Orte»t. * Wie die „Nvwoje Wremja" au« Konstantinopel erfahren haben will, hätte der Sultan dem Fürsten Ferdinand wahnsinnig!" Und plötzlich, sie wußte selbst nicht wie, war ihr eine Zeitungsnotiz gegenwärtig, die sie gestern nur mit halber Aufmerksamkeit im Localblatte gelesen batte: „AuS der kiesigen Irrenanstalt ist in der vergangenen Nacht rin Tobsüchtiger entsprungen, über dessen Verbleib man bi- jetzt noch gar keinen Ausschluß bat u. s. w." „Die- ist der Tobsüchtige", sagte sie sich mit fürchterlicher i^cwißbcit. „Er wird mich entdecken, wird mich in seinem Wahne für einen seiner Verfolger kalten, wird sich aus mich werfen und mich erwürgen in seiner Angst und Wutd!" In sich zusammengesck'miegl saß sic, nicht z» alhincn wagend. Noch sah der Unheimliche sie nickt, aber wenn cs ihm einsicl, nur die Hand auszustrecken und da« Gezweig ein bischen auSeinandrrzubicgen, so war ibr gräßliche« Vcrbängniß da Er that eS nicht, stand nunmcbr regungslos, gab keinen Laut mehr von sich, hielt den Kops seitwärts geneigt, als ob rr borckr. War etwas zu hören? Für sie nicht, ihr dämmerte daS eigene Herz betäubend im Obr. aber rr schien plötzlich etwa« vernommen zu baden Sem Haupt zuckle empor Ein kurze», wilde« Hohnlachcn entsudr ibm Mit drei Schritten war er am Saume de« Walde« Aus die Straße trat er nicht binau«, hinter einem Baume faßte er Polio Seine Hand machte sich unter dem Rocke zu schassen, aus cinnial hatte er eine Waffe her- vorgrzozen — einen Revolver Irene überlics c» eisig Jede Spur von Farbe wich a»S ihrem Gesichte Sie wußte, »m wa« r« sick bandelte. Um einen Mord. Sie wußte auch, wer den Mord beging — nicht der Unzurechnungssäbige, der im blinden Wahne in Jedem, der ibm ,n die Quere kam. den Tottfeind sab, gegen den er sich seine» Leben» zu webren batte, sondern sie, die feige stillsaß und das Gräßliche geschedcn ließ. „Ich kann ja nicht. ,ck kann ,a nickt!" stöhnte sie bändt- rinaend ,^kein Mensch, kein Gott kann von mir schwachem Geschöpfe verlangen, daß ich —" Sie stand plötzlich wie «mporgeschncllt. Auch sie batte jetzt etwa- vernommen — den Husicklag eine» Pferde«! Sie sagte sich nicht: ,.E« kann ein Jeder sein, der da kommt", sie sagte sich: „Er ,st» — ihm geht « a.. Leben, wenn ich r« nicht hindere!" Hell und heiß schlug die alle Liebe in ihrer Brust empor, sie kannte keine Furcht niedr, al» nnr für ibn Lautlo« glitt sie über den Moosieppick bi» Jetzt üand sie hinter dem unheimlichen Gesellen, den Atdem dielt sie an, um sich ,bm nicht vorzeitig bemerkbar zu mache» lieber sein« Schulter biuweg sah sie den Nabenden Die innere Stimme hatte sie nicht getäuscht — r« war Waldstedt Cr schien e« mit der Heimkefir nicht sonderlich eilig zu baben. er hatte sein Pferd in einen gemächlichen Trab gebracht, e» dauerte furchtbar« Strunden, bi« er >n Schußweite gelangte. Jetzt aber bob der Entsetzliche dir Waffe, seht wollte er zielen und — jetzt batte sie mit beiden kräftigen Händen seinen Arm gepackt und ihn zurückgerissen Der Sckuß entlud sich. Die Kugel schlug in da- Gebüsch jenseits der Straße. Irene taumelte gegen einen Baumstamm zurück. Wie durch einen Nebel sab sie, wa- folgte. Ein aschfahles. wuthverzerrteS Gesicht schwebte momentan dickt vor dem ibren, dann war c« verschwunden. Sie hörte davonstürniende Schritte, ein Knacken und Kracken in den Zweigen und — jetzt schnob dicht neben ihr ein Pferd. Der Reiter war mit einem Sprunge aus dem Sattel und dem Flüchtling »rack. 9. Capitrl. Nach einigen Minuten kehrte Richard Waldstedt zurück. „Unmöglich, den Schurken einzuholcn!" ries er schon von Weitem. „Mein Fräulein, ich bin Ihnen zu unendlichem Dank —" Da« Wort erstarb ibm auf der Zunge, ein Ausdruck maß losen Erstaunens kam in seine Züge, al- rr nun au- dem Gebüsch trat und sie erkannte. „Sic? Sie hier?" stieß er bcrvor „Mein Hott, Sie waren eS doch nicht etwa selber, die dein Menschen in den Arm siel und dem Schuss« eine andere Richtung —" „Warum sollte ich eS nicht sein ?" stammelte sie, daS Auge mit einem beißen Blick zu .bin ausschlagend. „Trauen Sic mir nicht zu. daß ich mein letzte» bischen Muth daran setzen würde. Ihnen da» Leben zu rette»?" „Also wirtlich! DaS Schicksal spart Einem mitunter wunder bare Ueberraschungen aus!" Und unwillkürlich entschlüpfte ihm ein Lachen Wenn eS noch bitter geklungen hätte, diese- Lachen, oder auch nur spöttisch, aber eS klang einfach belustigt! Wie eine eisige Hand legte eS sich ibr aus ibr beiße» Herz, da« Blut stieg ibr in die Mange. In stummer Bejahung seiner letzten Worte neigte sie da» Haupt und dann war sie an ihm vorüber auf die Straße dinauSgesckritten Was ihn damals, als er noch in Zauberbanden gel.qrn, am meisten an ihr entzückt hatte, war >br Gang gewesen Da» sanfte Wiegen in den Hüsten, die herrliche Geschmeidigkeit der Glieder batte für ibn etwas Sinnberückrnde» gehabt, jetzt indem er ibr nachsab, ließ c« ihn kalt. Er merkte e« selber mit Genugtbuung. Er sagte sich: „Wenn die alt« Liebe so ganz todt ist, wird auch die neue nicht ewig leben zu meiner Oual." Dann befestigte er den Zügel seine« Pferde« an einem Baumas« und schritt ihr nach „Halten Sie mir noch rin Moment still", bat rr, „gestatten Sic, daß ich Ihnen meinen berzlicken Dank abtrage. „Die Kugel batte vielleicht auch ohne mich nicht getroffen", murmelte sie, mit abgrwandtem Gesicht stehe» bleibend. „Da kennen Sie den Savelli schlecht — rr ist der beste Schütze auf Meilen in der Runde!" „Savelli?" fuhr sie herum. „Kein Wahnsinniger also?" „Wahnsinnig! Ja. wenn er noch die Entschuldigung hätte! Ein qbgescimter Spitzbube, ein Schwindler und Dieb ist er, den ich im Interesse der menschlichen Gesellschaft ins Zuchthaus hätte schicken müssen, statt ihn einfach sortzujagen. Leider Gotte» aber sallen mir solche gemeinnützige Anstalten immer zu spät ein. Todt aus der Landstraße läge ick also jetzt, wenn Sie nicht — ich bin ties in Ihrer Schuld, mein Fräulein!" „Wenn Sie die- wirklich glauben sollten", rntgrgnete sie leise mit zuckenden Lippen, „so mag eS Ihnen peinlich genug sein." „Warum peinlich? Ich sehe nicht ein —" „Ich meine, vor einem Jahr wäre Allerlei geschehen, da» Idnen den Gedanken, in meiner Schuld zu sein, allenfalls verleiden könnte." Die Worte, die sie gesenkten Haupte« hervormurmeltr, ver darben ibm die Laune. Seine Brauen zogen sich finster zusammen und eS war ein spöttischer Klang in seiner Stimme, al« er erwiderte: „Es scheint, Sie halten mich sür einen ganz miserablen Christen. Wenn ich nicht irre, so steht in der Bibel: „Laß die Sonne nicht untergeben über Deinen Zorn" — und nun trauen Sie mir zu, daß ich sie über dem meimgen dreihunderlsünfundsechzigmal bade untergeben laste»! Ach .,ein, mein gnädige« Fraulein, ick babc zwar keinen Grund, mir aus mein Christrnthum allzuviel rinzudilden, aber ein ganz so arger Heide, wie Sir annebmen, bin ick denn doch auch nicht! „Mit Jbrer Liebe waren Sie schon an jenem schrecklichen Abend fertig. da» weiß ich", nickte sie, „aber auch mit — Ihrem Haß r" „Dielen abzutbun, gebrauchte ich circa vier Wochen, wenn ich mich recht erinnere." DaS klang so kalt, so schneidend — ihr stürzten plötzlich die Hellen Tdränen über die Wangen. Thräoe» aber machten sie »ich« häßlich, im Gegentdeil, sie gaben ihren Augen rr» bähten Glanz und ihrer Schönheit etwa» rührend Hilflose». Waldstedt erinnerte sich einer Zeit, da sie ihn zu jeder hirn verbrannten Tdorbeit vermocht hätte mit diesem Mater Dolo- rosa-Gesicht Jetzt war ihm der Rublick so fatal wie di« ganz« Situation. „Ich Hab» da« Unglück, Sir unangenehm aufzureaeu, »rin Fräulein", sagte er, „am besten, ich zieh« mich zurück" „Einen Moment!" bat sie, hastig ihre Thränru trocknend, „Sie sagen, ich Hab« Ihnen eine» Dienst geleistet?" „Für den ich Idnen nicht dankbar arnng sei» kann." .Wolle» fie mir eine» Gegendienst leisten?" »Wenn r« in ««»er Macht steh» — gewiß." ,O e» ist kein« arge Zumuthung, «» handelt sich nur um Beantwortung einer Frage! — Sie entsinnen sich vielleick! noch eine» Briefe», den ich Ihnen vor einem Jahre schrieb Ich bat darin um Ausschluß über gewisse Dinge, die mir un endlich wichtig waren. We-Halb gewährten Sie mir meine Bitte nicht?" „Daß ich nicht schrieb, war eine Unhöflickkrit", antwortete er, „hätte ich aber geschrieben, so wäre die Unböflichkrit noch größer gewesen. Ich schauderte vor den Rücksichtslosigkeiten, die meine Feder zu Papier gebracht hätte, ich hatte damals nämlich da« Unrecht, mir einzubilden, daß Sie, mein gnädiges Fräulein, sich arg an mir versündigt hätten." .DaS war also eia Unrecht? Sie sehen e» rin?" .Allerdings, denn wenn man einem Menschen rechtzeitig dir Augen öffnet, so verpflichtet man ihn ja zu Dank." „Richard!" schrie sie auf und fuhr sich mit der Hand nach dem Herzen. „Sic sind grausam — teuflisch grausam!" Er zuckte die Achseln. .teuflisch grausam!" wiederholte sie. „So ungefähr urthrilte ich damal» von Ihnen." „O Gott!" jammerte sie. „und Alle«, wa» ich that, tha! ich doch nur au» Liebe zu Ihnen." Jetzt lachte er, aufrichtig belustigt, wie vorhia. „Verzeihung!" bat er dann. „Aber r» war unwidersteh lich. Au» Liebe zu mir also schenkten Sie Herrn von Nort heim an einem gewissen Abend Alle», wa« S,e mir versagte», erst ein —" .Marum versagte ich e« Ihnen?" fiel sie ihm leidenschaft lich in» Wort. „Weil Sir r» nur halbherzig begehrte» Warum ließ ich mich von ihm zu Tode langweilen? Well ich Sie durch Eifersucht io die alte Liebe zurückstacheln wollte, denn ich sah r« Ihnen an, Sie bereuten schon, wa« im Walte »orgesallrn war." „Die Eifersucht al» eine Art Hetzpeitsche zu benutzen?" entgegnet« rr achselzuckend. „Nun, r« mag rin Mittel sein, wir rin ander«», aber in meinem Fall mußte r« jämmerlich fehlschlagrn. Den» wisse» Tie, wa» mich seitjraer Begegnung ,« Wald« folterte und beunruhigte, so daß Ihnen mein Wesen verändert vorkam und Sie an di« Erkaltung meiner Gefüble glaubten? Nicht» Andere» al» der Gedanke, Sie könnten mir in der Ehr vielleicht bei der einen oder drr anderen Ge legenheit die abgeschmackte Roll« de» eifersüchtigen Gatten zu- weisen." „Richard! Die durfte Ihnen der Gedanke kommen, nach de« ich Ihne» hnndrrtmal »irderholt hatte, daß ich Sie liebt« — Sir uud Sie alri»?k" Eortfetzuu» k-V.)
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