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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930227029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-27
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
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SUlck Stück » pro »llM- bOO k. klltdr- >i 4»^ llUll»t- >dll«II- Olovck- itiwo» »ton»' >»oo"; o» oll", Slldllo »ott»r » »>t t« »» »r tll «os«i>- i Ho», «»üo», p- voll -l.ll!» »rüllm. o»cd »drll»r: Vezvg»«Preis >4 der Hauptexpedition oder de» im Stadt- bqtrk «ud d«, Bororten errichteten AuS- mbestellen abgrholt: viertel jährlichst 4.SO, zweimaliger täglicher Zustellung ins Laut » 5L0. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oeuerreich: vierleljäbrlich > 6.—. Direct» tägliche Kreuzbaadjeuduog in- Autland: monatlich S.—. Die Moigen-An-gabr erscheint täglich '/,? Uhr, die Abend-Ausgab« Wochentag» 5 Uhr. Uediliou und Lrpeditiou: Jahannesgaffe 8. DieLrvedttioa ist Aochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 1 Uhr. Filialen: Htt» Klemm » Lorttm. (Alfred Hahn), UuiversitütSstraste 1, Laut« Lösche, Ratharinenstr. 14. Part, und König-Platz 7. Abend, Ausgabe. 'chriacrTagtlilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, tzandels- un^eschüstsverkehr. A«zeige«.VretS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter demRedactionsstrich <4ge- spalten) 50^j, vor den Familieuaachrichtca (6 gespalten) 40 ij. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzrlchaiß. Tabellarischer und Zisferusatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ^l 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Annahmeschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expetzttt«» zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Montag den 27. Februar 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 27. Februar. Die Erklärungen der Officiösen, daß der Reichskanzler Graf Caprivi in der Jesuitenfrage auf seinem früheren Standpuncte bebarre, die Zustimmung deS CentrumS zur Militairvorlagc durch keine Concession in dieser Frage er kaufen, aber nach einer etwaigen Ablehnung jener Vorlage durch das Centrum dieses als Oppositionspartei be handeln werde, bat begreiflicherweise den Zorn der ultra- montanen Presse in bobein Grade erweckt, selbst die „Köln. LolkSztg.", die dock sonst der „Leixz. Ztz." so oft Veran lassung zu sympathischen Entlehnungen und Zust.mnnuigcn gicbt, verstcigl sich zu directen Drohungen und erklärt, selbst sür den Preis der Aufhebung des Jesuitcngesetzcs werde das Centrum nicht für die Mililairvvrlage zu haben sein. Es beißt in dem betreffenden Artikel reS rheinischen CenlrumS- blatteS wörtlich: „Borläosig liegen doch die Dinge wohl so, daß die Regierung froh sein kann, wenn ihr nicht auch noch das Centrum Schwierig keiten macht. Mit den Herren aus der Rechten hat sie es stark verdorben, Social-Demokrale», Freisinnige, Temokrate» werden immer Opposition bleiben, die Natioualliberalen sind laue und halbe Freunde der Negierung, dazu ein winziges Häuslein. Wen hat die Regierung denn noch einigermasten für sich, wenn sie auch La» Centrum vor den Kops stosten will- Meint sic etwa, bei Neu- wahleu das Centrum schädigen zu können- Sie würde froh sein, wen» die Freunde der Militairvorlagc mit heiler Haut davon kämeo. Wie will sie, abgesehen von dem Jesuilengesepc, das Centrum sonst alS Oppositionspartei behandeln? Die social-politischen Wünsche des CentrumS hat sie ohnehin bisher unbeachtet gelassen. Wir wüßten nicht, daß das Centruin eine Reihe sonst belondcrer Wünsche ge äußert hätte, durch deren Nichtberücksichtigung man es strafe» könnte. Die „Boss. Ztg." zieht mit gewohntem Scharfsinn aus dem Artikel d«S „Hamb. Corresp." die Quintessenz: es wird verhandelt, aber es liegt im Interesse des Cenlruiiis, seine Forderungen nicht zu hoch zu spannen. Welche Forderungen das Centrum haben könnte, nachdem das Jesuitengcsen ausschcidet, weist das Blatt auch nicht an zugeben. Die Rückberufung der Jesuiten st eilt das Centrum nicht nur nicht als Forderung sür die Zustimmung zur Militairvorlage, eS würde die Zustimmung sogar verweigern, wenn ihm die Rückberusung freiwillig an- aedoten würde. Di« Wähler wollen unter keinen Um ständen etwas von der Militairvorlage wissen und würden gegen das vortheilhafteste „Handelsgeschäft" Einspruch er- heben, weil sie die Mililairsrage von der Verquickung mit irgend welcher anderen Frage frei gebalten wissen wollen." -Allzu tragisch wird man diese Drohung freilich nicht zu nehmen haben. Nicht die „Köln. Volksztg." entscheidet über da» Schicksal der Militairvorlagc, sondern die Diplomatie deS CentrumS. Gestern dürfte Gras Ballcstrem aus Rom wieder in Berlin eingetroffen und alsbald mit den übrigen CentrumSdiplomaten >n Besprechungen über die Haltung der Partei gegenüber der Militairvorlage eingctreten sein. Und daö Resultat dieser Besprechungen wird für den größten Tbeil deS Centrums und seiner Presse maßgebend sein. Ob dieses Resultat auch auf den Grafen Caprivi und seine „Festigkeit" einen Einfluß hat, muß abgewartct werden. Einstweilen kann er auS der „Köln. Bolksztg." entnehmen, wie herrlich weit er eS mit seiner bisherigen „Festigkeit" dem Centrum gegenüber gebracht hat. Im preußischen Abgeordnetenbause bat das Centrum in den letzten Tagen der verflossenen Woche einen nicht unbedeutenden Erfolg errungen, natürlich mit conserra- tiver Hilfe. Centrum und Rechte nahmen gegen die Stimmen der Freisinnigen, der Nationallibcralcn und der Freiconservativcn einen Antrag Hcereman an. der die Regierung auffordert, eine Revision deS Gesetzes über die Vermögensverwaltung katholischer Kirchen-Gcmeinden in Erwägung zu ziehen. Daö klingt so harmlos und braucht, wenn als reine Zweckmäßigkeit-Maßregel gedacht, auch nicht allzu viel zu bedeuten. Aber gerade die Be scheidenheit und absichtliche Zurückhaltung, womit dic Centrums- Redner, die Herren v. Heercman und Porsch, ihr Verlangen begründeten, erscheint verdächtig. Das Centrum will die ohnehin dürftigen Spuren von Mitwirkung der Gemeinden bei der Verfügung über Kirchengüter einfach beseitigen. Der absolutistischen Verfassung der katholischen Kirche geht diese Mitwirkung des LaienelcmentS auch in reinen Ver- mögenSsragcn gegen den Strich. Warum der CulruS- minister und seine Räthc de» Antrag so woblwollcnd be handelten, versteht man nicht. Zuerst sagen sie, daß daS bestehende Gesetz nicht nur nützlich sei, sondern auch keinerlei Widerspruch auS katholische» Kreisen erfahren habe, und dann stellen sie gleickwobl die verlangte Revision in Aussicht. Tie Conservativeu sind begreiflicherweise von dem Centrums- antrage herzlich cingcnoinmcn gewesen, unter der Voraus setzung, daß die Beschränkung, die die Herren v. Heercman und Porsch den katholische» Gemcinteverivallungen aufcrlegen wollen, auch gegenüber den evangelischen gelten müsse. Zn Brüssel und den Vororten hat gestern das „Re ferendum" über das in Belgien cinzujührcnde Wahl system unter reger Beibcitigung der Bevölkerung statt- Hesunden, ohne daß cs zu Ruhestörungen gekommen ist. Ten Sieg haben die Demokraten davvngctragen, denn für den Antrag Zanso» (das mit vollendetem 2l. LebenSjadre zu- stehenbe active allgemeine Wahlrecht) wurden 18 060, für den Antrag Nolhvinb (daS mit vollendetem 25. Lebensjahr zustebcnde actwc allgemeine Wahlrecht) 7681 , für den Antrag Graux (Ausschluß der Unterstützten und Derer, welche weder lesen noch schreiben können) 1029, sür den Regierungsvorschlag (Abhängigkeit der Wahlberechtigung von dem Zunehaben einer eigenen Wobnung und dem Nack'weiS eines gewissen Bildungsgrades) I22Z und sür den Antrag Fröre-Orban (Ausschluß Derjenigen von der Wahlberechtigung, welche keine Volksschutbildung besitzen) nur I»20 Stimmen abgegeben. Dieser Sieg verliert allerdings wesentlich an Bedeutung dadurch, daß die Klerikale» an der Abstimmung sich gar nicht und die Doctriiiair-Liberaten (Gruppe Fröre Lrban) sich nur ganz vereinzelt bctheiliat haben. Immerhin beeinträchtigt daS Resultat deS RcscrenbumS die Hoffnung der Regierung, außer den Klerikalen auch die Anhänger Zanson'S für ihren Vorschlag zu gewinne». Bisber galt r« nickt sür ausge schlossen, daß Janson nach Ablehnung Le- allgemeinen Elimi»- rccktS den Regierungsvorschlag als den verhältnißmäßig am weitesten gehenden annehmen werde. Will derselbe dock die Zahl der Wähler von etwa 130 (»00 auf rund 850 ONO erhöben, während Frörc-Orban'S CapacitätS-Wahlsystcm kaum lOO NOO Wählern mehr als bisher den Weg zur Wahlurne eröffnen würde. Sollte indessen Janson sich nicht mir dem sichere», wenn auch geringen Erfolge begnügen, so muß man die Aus lösung der Constituante gewärtigen. Und die Neuwahlen dürsten nach der allgemeinen Strömung iin Lande und namentlich bei der tödtlichen Feindschaft der beiden liberalen Gruppen den Klerikalen die erforderliche Zweidrittelmajorilät bringe», mit deren Hilfe sie alle, auch die extremsten Partei- wüniche erfüllen könnten. Ucbcr den Gesundheitszustand deS Papstes waren in Folge der Anstrengungen, welchen sich derselbe bei den neulichrn Empfängen unterzicben mußte, beunrubigendc Ge rüchte verbreitet. Der päpstliche Leibarzt vr. Lapponi klagte jüngst einem journalistisch tkätigen Priester seine Noch. „Im Vatican", sagte er, „befehlen zur Zeit die Herren vom Sanci Peters-Club. Sic setzen Audienzen an und verfügen eigen mächtig über den alte» Papst. Sie verurtheiltcn ibn letzthin, sieben Stunden lang dem Vorbeimärsche von zwölstauscnt, meist den niederen Ständen angedörigen, ungewaschenen Menschen aus den Abruzzen und auS Calabricn beizuwchiicn, sich von Jedem die Hand küssen zu lassen und Jedem ein freundliches Wort ru sagen. Seine Lunge braucht gute Luft, und er mußte tagelang in einem wahren Pandämoniuin von Gerüchen leben. Nachdem die Pilger am letzten Sonntag die PeterSkircke verlassen batten, uiußlen ^er «nd *di. Wände mit As-.'wasser gewaschen^ wer^. so verunreinigt war die K'rche- ^ harten Probe, wenn sich der 83jabrige ssapi wurden, welk welcherseine Muskeln u-'v N"vcn ausgesttz. wurd^. und müde süblt und da» B --,,,„r-"steibarrt vr Ceccarclli, vr. Lapponi. Lebte noch der ^^.- /verstand zu so würde ^ü^.a..d-rsge.v°rd-n n. d-"» ^e,e ^ also den Kirchenvrrwescr/' In Portugal gi-bt man sich infolge der llmsestaltung des CabmctS großen Hoffnungen l»n ..D.e ^taa,sgI g - schreibt ma„ auS Lissabon „h-bc" alle unacyc, , w °l^d?^°'frühere,^wsbrL ^e WaUL^ bestem "wir" Pachtung eines aerechtcren Verfahrens zu veranlassen, -ww das Staatsoberbaupt daS schroffe Au,treten ^rre-ra S n ß- billiate tciatt sick erstens in der Weigerung, auf die vier- monati'ze Vertagung der CorteS einzugehcn. und "', Wettcn' i» der sofortigen Annahme der Demission deS Ministeriums. Damit ist allerdings die finanzielle Situation nicht geaudert, aber wenigstens e.n System «.'gebahnt, das d-nJnt-res n der auswärtigen BondSbcsitzer mehr gerecht werden tur tc. König Karl erfreut sich .>" ganzen Lande einer große Popularität, weil man überzeugt ist, daß derselbe de Lösung der Aufgabe anstrcbt, aus der einen ^este das Nationalgefühl zu schöner, und andererseits ein gh lickcS Abkommen mit den StaatSglaubigeru zu treffe». T>e Letzteren beklagen sich aber weniger über die ihnen zugemutdcie ^'nSverkürruna, als über die Bevorzugung der Besitzer der mnern Schuld, und ferner über die Hintansetzung aller BilligkeilSrücksichlen ihnen gegenüber. Die ministerielle KrislS > ' .>t endlich auch der Hoffnung Raum, daß die Regierung einrtztheilS zu außerordentlichen Mitteln Zuflucht nehmen dürfte, um der Finanznotb ein Ende zu machen, und andern- thcilS willkürliche Handlungen, wie ;. B. die einheitliche Ab lehnung aller späteren Verbindlichkeiten aus Grund des un bezahlten Tbcilcs der Coupons, nicht dulden wird. Ter Fall von DiaS Ferreira ist jedenfalls der erste Hoffnung«- strahl für die Gläubiger seit Juni v. IS." Die Botschaft kören wir wohl, aber eS fehlt uns, offen gestanden, der Glaube. AuS der dänischen Hauptstadt gebt der „Kreuzztg." ein interessanter Bericht über die Fortschritte zu, welche in den letzten Jahren die katholische Propaganda dort gemacht hat. ES veißt in viescm Berichte: Es werden viele Proselylen gemacht. 2" ^ Kopen hagen wird jeden Sonntag in fünf katholischen Kirchen und Capellen gepredigt. Im vorigen Jahre traf hier zum zweiten Male ein noch jugendlicher Dominikanermönch, der Pater Lange aus Paris, ein. Er hielt stark besuchte Conserenzen und predigte in der St. Ansgar-Ktrche Nach seiner Abreise wurde er von hiesigen Predigern wegen seiner Lehren schriftlich angegriffen. Jetzt ist der Pater zum dritten Male hier eingetroffen und hat soeben zwei französische Schriften veröffentlicht. Der Pater zeigt sich i» diesen Broschüren als gewandter Polemiker; auch sein Appell an die Kopenhagcner ist charakteristisch. Er fordert die Sympathie der Dänen, daran erinnernd, daß Dänen und Franzosen sür gemeinsame Interessen ihr Blut auf dem Wahlplatze vergossen haben. Er iästt die Kopenhagener wissen, daß er nicht als Fremder kommt, sondern als Mitglied eines Ordens, der Dominikaner, welcher vor drei Jahren in Dänemark und Schleswig-Holstein 30t) Klöster besaß. So in der einen Broschüre; in der zweiten <350 Seilen lange») Broschüre sagt der Pater unter Anderem: „I4 bin nicht gekommen, um Neugierde zu erregen, uin Euch Gelegenheit zu geben, die schöne französische Sprache zu hören, welche Ihr Alle so sehr liebt. Ich komme zu Euch a>S Apostel. Ich will in Eurer Erinnerung jene ewigen Wahrheiten aussrische», welche so ost im Drange der Arbeit und des Geschäft-, im Wirbel der Vergnügungen und Leidenschaften in den Hintergrund gedrängt werden. Ich komme, um zu erobern. Ich brn ehrgeizig, ^rch will Eure Seelen erobern. Dar, was ich Euch in den Katkcn meiner Kutte bringe, ist nicht der Frieden, sondern der Krieg, der Krieg gegen Eure religiöse Unwissenheit, der Krieg gegen Eure Borurlheile. Irrungen, Leidenschaften, der Krieg gegen Alles, was Euch von der Wahrheit entfernt, gegen Alles, was Euch von Gott abwendet." — Der kampjesmuthige Palcr, der besonders die Damen hinreistt, hat sich auch von dem Mitarbeiter eines hiesigen Blattes interviewen lassen. Der Pater äußerte bei dieser Gelegenheit u. A.: „Ich bi» froh, mich wieder einmal wieder in Kopenhagen zu befinden. Seitdem ich zu letzt hier war, suhle ich, daß hier wie überall eine Bewegung zu Gunsten des KatholiciSmus sich deutlich bemerkbar macht. In England wächst die päpstliche Kirche ebenfalls und in Nord amerika ist ihr Forttchreittn überraschend, ja selbst in Nord deutschland machen sich ihre Siege bemerkbar." Cbarakleristischcrwcise bat weder der Gewährsmann der „Kreuzztg", noch diese seihst dem Berichte etwas hinzuzu- sügen. was wie ein Appell an die „von Gott abaewcndeten" klänge, sich der ultramontanen und zugleich französischen Propaganda zu erwehren. In Rußland läßt die in der Presse herrschende nationa listische Richtung trotz der Wabl Jules Ferry'S zum Präsidenten deS französischen Senats, trotz deS besseren Verhältnisse- zu Deutschland und trotz der günstigeren Aussichten für die deutsch-russische Zollvercinbarung nicht nach, gegen Deutsch land eine mißgünstige Stimmung zu verbreiten und daS Vertrauen zu der deutsche» Politik zu erschüttern. Demi man eS in diesen nationalistischen Kreisen ausgcgcben zu haben scheint. Len russischen Regierungskreise» einzureden, daß Frankreichs RegicruiigSpoluik aus alle Fälle Vertrauen verdiene, so soll wenigstens Deutschland nicht dabei gewinnen, und die „Nowojc Wremja" erklärt soeben, daß die innere politische Lage in Deutschland sich «Miner unbestimmter gestalte und „sroeS logischen Sinnes zu entbehren beginne". Einen Beleg ftir diese Behauptung er bringt daS Blatt nickt, aber darum ist cS ihm ja auch nicht zu thun. Seine gchässige^Schildcrung der Lage in Deutsch land saßt cS in folgende Schlußworte zusammen: „Es crgiebt sich ein vollständiger Wirrwarr in der Abschätzung der gegenwärtige» deutschen Politik, in der Waffengerassel mit trieb- liebenden Kundgebungen und Lobhudelei der eigenen Kraft niit An deutungen aus angeblich sür das Reich anbrcchcndc schwere Zeiten sich mischen. Europa kann an dieser Zusaiinncnkaiigslofigkeit der Erscheinungen sich gar nicht gewöhnen und fragt zwcisclvoll, wo« es von einer Regierung zu erwarten habe, a» deren Spitze ein Staatsmann mit so unbestimmter Physiognomie stehst wie der gegen- wärlige deutsche Reichskanzler." In einem Spiegel solcher Art werden den russischen Lesern in dem leitenden Blatt tagtäglich die deutschen Verhältnisse vorgeführt! Deutsches Reich. lJ Verlin, 26. Februar. Die unabhängigen Socia list cn batten heute Vormittag eine Versammlung nach Buggen- baaen'S Etablissement am Moritzplatz cinbcrliscn, die von Un abhängigen und Fractionellen gut besucht war und bis in den späten Nachmittag hinein währte. Der junge Journalist Gustav Landauer, der eigentlich Rentner ist, sprach über daS Thema: „Die Socialdemokratie und der Zukunfts staat". Ergriff dabei die socialdemokratische» Abgeordnete» heftig an, weil sie nicht die ihnen gebotene Gelegenheit benutzt hätten, den Gegnern sowohl wie ihre» Anhängern reinen Wein über den ZukunflSstaal cinznschenken. Wenn auch der Abgeordnete Bachem aus wahltaktischcn Gründen die Frage habe in Fluß bringen wollen, so sei F««»lletsn. Ums Geld. 4s Novelle von A. Heyl. Nachdruck verbeten. (Fortsetzung.) „Sie werden mir gewiß Dank wissen, gnädige Frau", sagte er, nachdem er der Medicinalrätbin die Hand geküßt batte, „daß ich dies liebenswürdige Geschwistcrpaar durch Zureden bewog, vom Theater auS noch aus ein Plauder stündchen in Ihrem gastfreien Hause einzukcbren." Friederike versicherte, daß ibr die- eine besondere Freude sei, nöthigte die späten Gäste, Platz zu nebmcn und sorgte sür deren Bewirtbung. Da sich alle Anwesenden kannten, kam die Unterhaltung bald in Fluß. Dieselbe drehte sich eine Weile um die heutige Aufführung, erhielt aber durch Stönewitz bald eine andere Richtung. Um sein Urtbeil über die Besetzung der Rollen befragt, erklärte er: „Ich kann mit dem besten Willen nichts sagen, ich babe kaum einen Blick auf die Bühne geworfen, weil mein Interesse und meine Neugierde einzig und allein in den Logen gefesselt waren, erstereS durch meine schöne Nachbarin", bei diesen Worten warf er Fräulein Sykow einen intensiven Blick zu. „und letztere durch mein vi8-ä-vis, die vielgenannte Oelprinzcssin, von der die Fama so merkwürdige Gerüchte in Umlauf bringt." „Die Oelprinzessin war im Tbeater, wie alt ist sie. wie siebt sie aus?" fragte Dörnbach s Mutter, die sich sür Stadt klatsch lebhaft interessirte. „Danke der Nachfrage, recht gesund", spöttelte der Landrath. „Und recht dumm", setzte Lili binzu. „Ich sah sie gestern im Kunstverein, sic glotzte die auSgeslclltcn Prachtwerke an, wie eine Kuk das Sckeuertbor." „Ganz richtig, verebrte Frau", stimmte Stönewitz bei, „sie hat Augen wie ein Kalb." Unter dem Kickern der Anwesenden klang die Stimme de- Herrn Sykow scharf und schneidig, als er bemerkte: „diese- goldene Kalb wird Anbeter genug finden." „Sie soll vier Millionen Dollars im Vermögen haben, wissen Sie vielleicht, ob dem wirklich so ist, Herr Sykow", erkundigte sich der Medicinalratk. „Ich weiß daS sogar sehr bestimmt, da die Damen Roland mit ihren Geldern an meine Firma angewiesen sind. Man fragt natürlich an, ehe man sich auf dergleichen Beziehungen einläßt, und so habe ich denn von meinem Geschäftsfreunde in New-Aork erfahren, daß daS Vermögen der Miß Roland, Petroleumquellen und Ländereien mit einbegriffen, aus fünf Millionen Dollars geschätzt wird", berichtete Svkow. „Haben sie schon einen Arzt angenommen?" fragte Dörn bach hastig. Niemand konnte ihm Auskunft geben. „Sie wird, nach ibrcm Aussehen zu schließen, nie einen Arzt nötbig haben", lachte Lili. „Doctor", wandte sie sich an ihren schweigsamen Schwager, „daS wäre eine Partie für Dich, fünf Millionen Dollars, daS läßt sich hören." „Ich verkaufe mich nicht um'S Geld", versetzte der Doctor kurz angebunden. Stönewitz fuhr sich mit der Hand über die Stirne, als ob er unangenehme Gedanken verscheuchen wollte, und wandte sich dann mit spöttischer Miene an Hermann, dessen Worte ihn im Stillen ärgerten. „Sic streben wobl einem Ideale nach, Herr Doctor." „Nur einem glücklichen Familienleben, Herr Landratb", gab jener ernst zurück. „Ein solches kann aber, meiner An sicht nack, unmöglich erblübcn, wenn auf einer Seite Hab gier und Frivolität, auf der andern gründliche Täuschung aller gcbegten Hoffnungen mit in die Ebe treten, wenn der frivole Mann, der um ihr LebenSglück betrogenen Frau nichts bieten kann, als daS niederschmetternde Bewußtsein, daß sie nur die unangenebme Zugabe ist zu den Gcldsäcken. um die er gefreit und daß ihre Person in seinen Augen keinen andern Werth hat, als ei» gefüllte« Portemonnaie." „Ich wette mit Ihnen, Herr Doctor", fiel Stönewitz ein, „Sie werden nach einer romantischen Liebesgeschichte nicht weniger Täuschungen in der Ebe erleben, als andere, die den praktischen Ansichten unsere- Zeitalters Rechnung tragen." „Schwerlich, Herr Landratb, denn ich werde weder nach Schönbeit, noch nach Geld freien, sondern da, wo mir gute Eigenschaften Achtung und Vertrauen einflößcn, wo die sccialcn Verhältnisse zu den mcinigen paffen und wo seelische Ucbereinstimmung nickt ausgeschlossen ist. Vorerst aber denke ich gar nicht ans Heiralben und an die Oelprinzessin nun und nimmermebr; denn die Schilderungen, welche Sic und meine Schwägerin von ihr entworfen, genügen voll kommen, mich ihre Bekanntschaft nicht wünschen zu lassen." „Die arme Oelprinzessin wird arg verleumdet", nahm jetzt Fräulein Sykow da« Wort, „sie ist wirklich nicht so übel, wie man sie schilderte. Sie siebt zwar nickt geistreich, aber gutmüthig und keineswegs häßlich auS. Sie ist groß und kräftig." „Etwa- zu kräftig!" höhnte Lili. Ohne diesen Einwand der Beachtung zu würdigen, fuhr Amanda Sykow fort, ihren Schützling zu vertheidigcn. „Sie bat reiche-, hochblonde« Haar, frische Farben n»d herrliche Zähne." Lili fiel der Sprechenden abermals in- Wort: „Jbrc Zähne sind schön, wenn sie echt sind, wenn sie eS nicht sink, auch." „Sie sind e«". versicherte Amanda, „wie überhaupt Alle« an diesem Naturkind eckt ist, ihr AeußereS sowohl, als auch ihr Denken und Fühlen. Ich gebe zu. sie sieht nicht vor nebm a»S und ihre Bildung mag lückenhaft sein, wie daS bei Leuten von niederer Herkunft gewöhnlich ist, aber sic muß dock das Bestreben bähen, diese Lücken auSzufüllen. sonst würde sie sich eine ganz andere Duenna auSgewädlt habe,, als dicse hockaristokra,ische Mistreß Parker, welche alle Regeln der Etikette aus- Strengste beobachtet wissen will. Schließ lich muß ich noch Fräulein Betty Roland Rubine nach sagen. daß ,,e von ihren immensen Reichtbümern den edelsten Gebrauch macht, sie ist freigebig gegen die Armen und ,hr Benehmen ihrer mibem.tlcltcn Cousine gegenüber ist bewun- LcrungSwurdig Sie hat die Elternlose zu sich genommen, brillant au-gestattet, generös dotirt und ihr eine Stell»»« d7«Ltt^ Aschen «rmeu un? „Wo steckt denn diese« Glückskind, da« eine solche Perle von einer Cousine besitzt?" erkundigte sich Stönewitz. * dttlin", antwortete Sykow mit eigen,bümlickem Lächeln, „sie ,st be, einer befreundeten amerikanischen Familie zu Besuch und kehrt erst in einigen Wochen hierher zurück. Ich habe Geschäftsbriefe von ikr erhalten, denn sie scheint daS leitende Princip in dem Hause Roland zu sein; diese Briefe zeugen von Kober Befähigung und von gründlichem Wissen." „Die Brüder Roland waren Bcidc kluge Köpfe", mischte sich der Medicinalratk ein. „Paul, der Jungcrc, konnte für ein Genie gelten. Wir waren Schulkameraden und ick er innere niiä, noch lebhaft, wie schmerzlich mir der Abschied wurde, als die Familie nach Amerika auSwandcrtc. Anfang kamen Nachrichten über« Meer, cS gehe ihnen schleckt, dann war die Familie Jahre lang verschollen, letzter Zeit wurde ikr Name häufiger genannt, auch in den Zeitungen erwähnt, mit Glück und Glanz in Verbindung gebracht. Einer der beide» RolandS, ich konnte bis jetzt noch nickt erfahren welcher, ob Ha»S oder Paul, hcirathete eine reiche Erbin und kam dadurch in de» Besitz auSgedebiitcr Ländereien, aus denen er zu allem Ucbersluß noch Petrolcilinquelleii entdeckte, mit deren Ausbeulung er sich Millionen erwarb. Vor un gesäbr zwei Jahren krackten amerikanische Blätter die Nach richt, der bekannte Oelprinz Mr. Roland in Peiinsylvanicn sei von seinen Arbeiter» »iciichlingS ermordet worden. Nun wäre eS mir interessant, die Töchter meiner cbcinaligen Spiel- gesährten persönlich kennen zu lernen Wollen Sic die Damen nickt vcranlassen, uns zu bejucken, Herr Sykow?" „Mit Vergnügen", sagte Sykow, sich leicht verneigend. Frau Lili, die sich stets langweilte, wen» daS Gespräch eine ernste Richtung nahm, schlug trotz der späten Stunde noch eine Partie Wbist vor und feierte abermals einen Triumph, indem ibr Vorschlag angenommen wurde. Herr Sykow bot ihr den Arm und führte sie in- angrenzende Gemach zum Spieltisch. Dörnbach und der Doctor folgten ihnen. Frau Friederike forderte Fräulein Sykow aus, mit ihr zu geben, um allerlei häusliche Einrichtungen und An schaffungen zu besichtigen, die alte Dame blieb mit Stönewitz allein im Salon zurück 2ik placirtcn sich vertraulich in eine lauschige Ecke am Kamin und waren alsbald in eine halb laute Unterhaltung verliest. (Fortsetzung folgt.)
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