Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930225016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-25
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug-Preis t» dir Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten AnS- -clestellen abgeholt: vierteliLhrllch^ltz SV, kn " ' " ' -- - -- Morgen-Ausgabe. zweimaliger täglicher Hu sie Nun, ^ . - -^os, bezöge - ^ >"s pan« 5ck0. Durch die Post bezogen für IlUlschtand und Oeilerreich: vierl«I,ährlich >i 6.—. Direct« tägliche jtreuzbandjenduug in« Ausland: monatlich S —. ll:e Morgen-Auigobe erscheint täglich '/,? Uhr, bi« Abeud-Ausgabe Wochentag; 5 Uhr. Nedaclion and Lrpe-itio«: L«tza«»»s,asse 8. TieErpedition ist Wochentags ununterbrochen gedss»«t vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ttt« Stemm'S r,rti,a. (Alfred Hahn). U»iversität«sirobe I, voni» LSfchr. pothariuenstr. 11. pari, und KSnigSplatz 7. rWiger. TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWit. tzandtlsHcMftsvttkehr. Nuzeigen-PreiS Die bgejpallene Pelitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactlvn«f>rich >1ge- spalten) 50 Ä, vor Len Faimllennachrichte» («gejpallen) 40 Größere Schriften laut unserem PreiS- verzrichniß. Tabellarischer und Zifferasatz nach höherem Tarif. 0rtr«-Beilagen lgeialzt», nur mit de» Morgen.Äuegade, ohne Boslbesörderuug 60.—, mit Postbesordcrung >li 70.—^ ^nnalfmeschluß für Änzeigen: Adend-Ausgade: Bormittagl 10 Uhr. Moegen-Ausqab«: Nachmittags «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmeslellen je «i»« halbe Stunde früher. BnzkitzkN sind stet« an die Egpeditt«» zu richleu. Druck und Verlag von S. Pol» in Leipzig. IV2. Sonnabend den 25. Februar 1893. 87. Jahrgang. Jur gefälligen Lcachtuug. Unsere Erpcdition ist morgen Sonntag, den 26. Februar, Borruittags nur bis Vsv Uhr hcossnet. kxpeilMon «kes I^ip/.ixor Amtliche Bekanntmachungen. Lekaulitmachuns. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahres zu ballenden Revision der UiitversitütS-Btbltolhck werden die Herren Liudirendcn, welche Bücher au« derselben entliehen haben, ausge. fordert, diese am 87 Februar, 1. und 8. Mär; gegen Zurückgabe der Empsangsbescheinigunge» abzuliesern. Die Ablieferung wird in der Weise z» geschehe» haben, daß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben X—II ansangcn, am 27. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 3—!i beginnen, am 1. März und die Uebrigen am L. März abliescrn. Alle übrigen Entleiher werden ausgesordert, die au sic verliehenen Bücher am S, 7. und 8. Mär» zurückzugeben. Während der Revisionszeit (27. Februar bis 11. März incl.) können Bücher nicht auSgeliehen werden. Der Leiejaat bleibt während derselben geöffnet (Vormittag- 8 bis 1 Uhr. Nachmittags, außer Sonnabend-, 8 bis 6 Uhr). Leipzig, de» 23. Februar 1893. Die Direktion der Universitäts-Bibliothek. Die Inhaber der abhanden gekommenen L-arbücher Ser. II Nr. 45272,126189, 222054 und die von unserer 2 Annahmestelle gleich falls al« verloren ongezcigten DuittmigSschetne über die Sparbücher Ser. II Nr. 181330,140181 werden hierdurch ausgesordrri, sich damit blnnendreiMonaien und längsten- am 27. Mai 1693 zur Nachweisung ihrer Rechte bez. »um Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bet Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls, der Cparcassen- Lrdnung gemäß, den angemeldelen Berlustträgern uach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungiltig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt, bez. die eingelieferten Bücher auch ohne Rückgabe der ebeniallt für ungiltig zu erklärenden Quittungsscheine ausgehändigt werden. Leipzig, gm 23. Februar 1893. Dir Verwaltung »es Leihhauses und dcr Sparkasse. vculschnalionale Kleinarbeit in Oesterreich. Wien, 23. Februar. Im Abgeordnetenbause vcS ReichSrathe« wie im nieder österreichischen Landtag geht eS mitunter „wie in einer Juden schule" her; doch sind e- keineswegs die paar jüdischen, sondern die „unverfälscht christlichen" Abgeordneten, welche die lärmenden Zwischenrufe verursachen. Tie antisemitischen Scankalmachcr Lueger, Schneider, Geßmann, Schlesinger und Genosse» benutzen jede rastende und unpassende Gelegenheit, »in die Anderen zu beschimpfen. Sie sprechen von der „koscheren Mehrheit", von „Juden- und Börsenpack" vergleichen Wien mit „Jerusalem" und Hallen sich selbst für die schönste» und edelsten Germanen An all' diese parlamentarischen Ungezogenheiten ist man ge wohnt: man legt kein sonderliches Gewicht mehr darauf, weil die „Wiener Radau-Antisemiten" gesellschaftlich zu wenig gelten. Einige« Aufsehen aber erregte cS in voriger Woche tOü der jungczechische Gras Kaunitz den da- österreichisch« Bcamlentbum beleidigenden Zwischenruf „Unverschämte Bcamtenbagagr!" auSsticß. Ein Beamter im Justizministerium balle nämlich von der deutschen „Staatssprache" und von „fremden Sprachen" geschrieben. Bekanntlich wollen die Ezcchen, Slowenen, Kroaten und die anderen interessanten Völkerschaften des Reiche- dir deutsche Staatssprache in den einzelnen Laude-lheilrn fremd macken. Ob eS den Feinte» des Deutschtbnms gelingen wird? TaS hängt bauptsächlich von der deutschnationalen Klein arbeit ab, nämlich ob e« den Führern und den sonst politisch rührigen deutschen Männern gelingen wird, dem deutschen Michel die unheilvolle Schlasmützr von den Ohren zu reißen und ihn ebenso beweglich zu machen wie den Bruder Wenzel i» Bobinen oder den Slowenen, Kroaten, Italiener in Süd- tirol u. s. w. Da« ist die unendlich schwere, aber durchaus nothwendize politische Arbeit, um Oesterreich vor de Slawisirung und Europa vor der Russificirun, zu bewahren. Uud eS bleibt zu wünschen, daß auch die Brüder im „Deutschen Reiche" mehr als bisher den „Allgemeinen deutschen Schulverein" unterstützen Man schrieb in Böhmen die jungczechisckeii Erfolge vorwiegend der czechischen Lehrerschaft, sowie jenen czechischen Tagesschriftstellern zu, deren Beruf die Politik ist und deren Beruf zugleich «in lebhafte« Temperanicnt bedingt. Ben anderen idealen Beruf-arten machten sich ferner die czechischen Geistlichen im nationalen und politischen Leben bemerkbar. Bei dem deutschen Bolle ist bekanntlich gar Manche- ander«. Besonder- fehlt unserer nationalen Bewegung vielfach da» Feuer de- Temperamente-. E» braucht inckt erst wiederholt zu werden, daß sich die Klagen überden -Rückgang in der deutschnationalen Bewegung seit :rci Jahren gebäuft haben Die letzten JahreSverichte kcS Deutschen Schulverein» führen eine kür die Ausdauer de- deutsch - österreichischen BolkrS beschämende Sprache Wenn man bedenkt, daß da« Reich 9 Millionen Deutsche zäblt, und ferner, wie viel einzelne Mitglieder des Lchnlverein« zahlen, so fragt man sich erstaunt: Ja, tbuen :cun die meisten (ungefähr 8' « Millionen) Deutschen gar nichts für die Erkaltung ibrrS BolkStbumS? Die kürzlich veröffent lichten Zahlen über de» italienischen Schulverrin stellen ebenso wie die auf czecknscher Seite geübte nationale Opser- sreudigkeil der Deutschen in rin trübe« Lickt. ÜS liegt au der Hand, daß solchen Erscheinungen gegenüber der gründ Uch veranlagte Deutsche auch »ach Gründen sucht. Leider! aber dient dir Auffindung solcher Gründe anstatt zur all- emeincn Einkehr und Ausraffung Aller oft nur zur Aus» lammnng der deutschen Rechthaberei, Streitsucht und gegen- eitigen Beschuldigung — >» Folge dessen dann erst recht der Eifer für die nationale Arbeit, die gelhan werden müßte, erkaltet. Dabei übersehen die Meisten, daß da- Ergebniß der großen szoUlik in Wie» vder in den einzelnen Landeshauptstädten wie Prag, Brünn, Troppau. Klagcnfurt, Graz ein für die Deutschen befriedigendes nur dann sei» kann, wenn überall der deutsche Besitzstand gewährt bleibt tvon einer Germanisiruiig ist ja längst keine Rete mehr in Oesterreich). Tein deutsche» Philister, der jahrein und jabrauS gar nicht« tbut, »m sein VvlkStbum zu beschützen, liegt eS aber sehr nabe, für etwaige Rückschritte und Niederlage» auf deutsch- nationalem Gebiete di« „Führer" verantwortlich zu machen. Cie sollen wahre Hexenmeister sein. „Samicl hilf!" Man rufe nicht immer nach Hilfe von Wie»; an jedem Ort ist Rhoduö, hier springe I Angesicht- der deutsch-nationalen Kleinarbeit, die in jedem Ort zu verrichten ist, und der empörenden Schlaffheit des deutschen Michels bat der Ruf an die deutschen Führer in Wien insofern etwas Beängstigendes, als die Bermuthung »ahelirgt, daß die Parteileitung alles Das allein thu» oll, waS die deutschen Bärenhäuter in den einzelnen Orten au« Bequemlichkeit unterlassen. AIS ob die Selbsthilfe ein überwundener Standpunct wäre! Unterbleibt die locale Kleinarbeit, so kaben wir schließlich Führer ebne Heer. Wird sie aber mit frischen Kräften und unter allscitiger Bcthcilignng freudig in Angriff ge nommen, so kommen die Fübrer ganz von selbst zum Bolk der Arbeit und nationale» Erfolge. Und eS werden auch die von einer machtvollen Volksbewegung getragenen deutschen Führer der Negierung Erfolge abzuringe» ver mögen — ob mit ober ohne Opposition! Die Opposition ist jedenfalls eine Strategie, die nicht vom augenblicklichen Unwillen veranlaßt sein darf, sondern einen sicheren Erfolg erstreben soll und unzweifelhaft volle KricgSrüstung voraussetzt. Die Kritik gegen die Fübrer (Plener, Schmeukal u. A.) artet fast au«. Tie deutsch-nationalen Anlisemilen, welche mit dem unzufriedene» Kleingewerbstande liebäugeln und ihm daS Blaue vom Himmel versprechen, bringen die un sinnigsten Behauptungen über die ,,Deutsch-liberalen" auf Man meint oft, in der politischen Kinderstube zu sein. Aber je mebr geschimpft wird, desto weniger wird die Arbeit gefördert. Gar manchem fähigen deutschen Politiker wird alle Lust zum Mitthun verleidet. Anderen, ja ganzen B e - russständen wird die Bctheiligung am politischen Leben untersagt: so den deutschen Bcanilcn, den deutschen Priestern; stellenweise werde» sogar die deutschen Lehrer kalkgestellt. Wer bleibt schließlich noch übrig? Ein deutschböhmisches Provinzblatt, die „Gablonzer Zeitung", stößt einen für die politische Unthätigkeil der Deut schen sehr bezeichnenden Stoßseufzer aus. Genannte« Blatt behandelt nämlich die Acußerung au« deutschen Lehrerkreisen, daß man die von einem deutschnationalen Verein eingeleitete Bewegung erst „abwarten" wolle und ihr vorläufig „kühff gegcimberstcbe. Es ist eine wahre Tragödie — da« Ringen des deutschen Volke« um« Dasein. Ja ein Schauspiel! Nur Schade, daß dabei Alle« aus dem Spiele steht, daß es sich nicht um die Kunst, sondern um Sein und Leben der Nation bandelt. Leider faßt man da« Ganze nur a>« Schauspiel auf Die Zahl der passiven Zuschauer ist groß, alleRäume sind dicht besetzt, aber die Zahl der Ackeure ist nur gering. Jm Proscenium erblickt man sogar den für da« herrliche „Deutsckbohmrn" begeisterten Statthalter, der ebenfalls ein „Deutschböhme" ist Mit ihm finden sich auch andere deutschböbmische Beamte vielleicht sogar einige deutsche Priester al« passive Zuschauer ein, kühl oi« ans Herz. In den anderen Logen sitzen stattliche Damen mit Operngläsern, die sie außerordentlich fleißig ge brauchen. Auf dem Juckbc, koch oben ans der Galerie, sitzt die deutsche oder vielmehr sekr nndcutsche Socialdemokratie und wirft mit faulen Aepfeln nach den handelnden Personen Jni Parquet und Parterre sitzen höchst vorsichtige Geschäfts leute und Handwerker, die nicht mitspielrn, weil eS di« Kundschaft beeinträchtigen könnte. Und eS sitze» und stehen da noch viel andere Leute au« dem deutschen Volke. Wen wir aber nicht unter den passiven Zuschauern erblicken wollen, wer nicht „kühl" der deutschnationalen Bewegung gegenüberstehen soll — nie und nimmer I — da« ist der dentzch« Lehrer. Die älteren Pädagogen ibreS Volkes sollen eS den jüngeren Genossen, die oft für leichte Vergnügungen mehr Sinn haben mögen als sürS ernste Leben, immer wieder und bei jeder Gelegenheit sagen, daß der deutsche Schulmeister sich nicht untren werden kann daß er in erster Reibe da- arme deutsche Volk au« per Ver wilderung und Verängstigung des dreißigjährigen Krieges geistig und volkSthümlich wieder erretten half — und daß die wahre Liebe zum Volke kein« Grenzen kennt. Ter alte deutsche Schulmeister mit einem Herzen voller Ideale soll nicht »»«sterben. Deutsche- Reich. 5«. Berlin. 24. Februar. Dir politischen Vorgänge der letzten Wvcken mußten nach zwei Leiten hin Bedenken erregen. Dir agrarische Bewegung zeigte mehrfach Erscheinungen, die mit staatsrrbaltenden Tendenzen kaum vereinbar schienen Andererseits war nicht zu verkennen, daß die leitenden Per sönlichkeiten sich mehr von solchen Aeußerlichkeilen bestimmen ließen, als dir Sache erlaubt«. Di« extrem-agrarischen Exclamalivuen erweckten in der Regierung ein Echo, taS nicht nur bei den „Hamb. Nachr" den Eindruck bervor- brachte, Graf Eaprivi sei ein grundsätzlicher Freihändler Ta» rst wobl nickt der Fall, das Unvermögen, Kern und Schale »» unterscheiden, wird auch diesmal bestimmend gewesen sein. Immerhin war die Lage bis gestern die, daß di« Landwirthschast im Allgemeinen, nicht allein die »grloultura militLL,, Grund batte, sich verletzt zu fühlen. Freiherr von Marlchall war in seinen Ent gegn»»-«» schroff, Graf Eaprivi unter dem Jubel der Nur- sreibäiidler abweisend und ^sigmldigungen unbeariffen« und durch Factt»», daß de« Ackerbauminister« v. Henden nickil ^ gzer- Rcgicrung — ^^-U?^?,!'^^^^^ss!>ischaslSverbai>deS sammlung bei lankw'Nbscha '>'2 >>z,,„crk>„'gc„ des unvertrelcn geblieben >ft. A» den iil Nichtbeachtung begreiflich nnd inußlcn gerate von 0) ü Ge- agrarischer Forderungen ^ . htsck>>is- nosienschaslS'vesc" . m.t dem sich ft» '''''j'" „ ^a t tigtc, suck't eine Besserung rcr Zi.ftä..dc a-,S e,g "-r Kruft und ohne Siaaisbilfe a.'zubahnc». Ter ^nkru-i rav durch da« Fernbleiben der Regierung b-'''cnsft'N w ^ elfte, war nick', abzuwe.fen. In »«!-> F'"',,' nun Nemedur geschafft». Auf Eongrcß der d s Landw.rrhc ist Minister von Heyt-n i ft ,-hn. s g ,ek» Rätben erschienen, und gesiern Abend wurde, wu gemeldet, eine Abordnung cstclbischcr sta.ser empfangen und der landcsva,erlichen Fütstrüc silr die Landwiribschas? in de., gnädigste.. Ausdrücke.' ^-^ 2 » diesem Ae« wird die Regierung ftdensal« '" kr Veribe l baden, alS von ihrer Haftung in rc" .Parlamenten. Ter Umstand, daß nur oslelb.sche ^'ntw.rlhe sich nn be stnumlc» Bitten an den Kaiser wende», und der " Tenkschrift, die sic dem Monarchen uberre'ch'en zeigt den,, ». daß da« Agrarierlbnm nur so lange eine gcichlvsscne zu bilden vermag, als e« sich nicht aus de», Boden der rea en Verhältnisse befinde«. Tie Verschiedenheit der err,tonale» I»,eresstn kan» auf Tivoli bei de, Auffassung von Programmen nnv Resolutionen ignorirt werden, nicht aber, wenn e« gilt, concrcte Forderungen zu erbeben. Der bgiideSciilittrralh des Königreich« Sachse» witcrräth den sächsischen Bauern, sich dem Bunde der Landwirtbe anzuschließe», und die Denkschrift der ostelbischen Grundbesitzer enthält Bitten, deren Erfüllung einen großen Tbci! der preußischen Landwiribe, von den übriaen deutschen zu schweigen, mit Unmuth erstUlen mußte. Die Lehre, daß der Staat nicht Alle« machen kann, werden sich di. Agrarier von selbst holen und die Nutzanwendung kann durch Mißdeutungen au-gcsttzte Regierungsstmdgebungen nur verzögert werden. Die ostpreubifchen Grundbesitzer verlangen n. A, baß die Frachten für Massenartikel der Landwirthschast aus de» StaatSbahnen mehr wie bisher nach dem Verhältnih der Selbstkosten ermäßigt werden. Selbst wenn darunter nicht die Ausdehnung der Stafstttarise verstanden sein sollte, so läge in der Gewährung doch eine Benachlheiliauna der gesammlen nicht oslpreußischen Landwirthschast, welch letztere auf weit größere Entfernungen als die anderen NcickSlhcile verfrachtet. Reben dieser Bevorzugung verlangt die Denkschrift aber auch noch eine Enquete über die Zulässigkeit der Aushebung LcS Identitätsnachweise« bei der Ausfuhr von Getreide. Fracht- Vergünstigung und Aushebung des Identitätsnachweises, daS sind Maßnahmen, welche den Westen und den Süden in ihren vitalsten Interessen verletzen würden. Für die fernere geforderte WähruiigS-Enquelc werden sich zwar auch in, Süden und Westen Stimmen austreibc» lassen — die Bauern von Zeitlofs, dem Sitze de« Frbrn. v. Thllngen, haben schon vor zehn Jahren die Doppelwäbning verlangt —, aber eine tiefgehende bimctaUistische Ärwegung außerhalb de« Ostens zu erzeugen, liegt nickt im Bereiche der Möglichkeit. Die Regierung hat, wie ossieiöü verlautet, eine Untersuchung angeordnet, ob die Geldproduction dem Münz- und Industriebedarf genügt. Die Untersuchung wird zu Gunsten der Goldwährung aus- falle», nnv die von den ostpreußischcn Grunddesitzer» ge wünschte allgemeine WährungSeiiqucte würde dasselbe Ergebniß und den Bortheil haben, daß nach ihrem Abschluß Views Agitation-mittel auf eine Reihe von Jahren in Weg fall käme. lH Berlin, 23. Februar. Der „Vorwärts" hatte in seiner Nummer vom 17. d. M. die Thätigkcit der Eom- mission für Arbeitrrstatistlk höchst abfällig kritisirt und u. A. behauptet, die Bäcker-Enquete sei in den Händen der Bureaulralie gründlich mißglücki und ein reines Zerrbild geworden. Ferner: die Regierung fliehe ängstlich die Be rührung mit Vertretern der Arbeiter. Diese Behauptungen widerlegte im Reichstage der Abgeordnete Hirsch, der be merkte, daß ja der socialkemokratische Abgeordnete Sckippel Mitglied der Eonimission gewesen und jetzt sein FractionS- aenosie Molkcnbuhr ,dr angehöre. Daraus bezeichnet Herr Bebel den Abg Hirsch al« „freiwilligen RcgicrungScommisfar". Auch lehnte er c« in gewohnter Weise ab, den VorwärtS- Artikel zu vertreten , derselbe sei nur die Meinungsäußerung eines „einzelnen Parteigenossen". Jetzt verleugnet auch der „Vorwärt«" sein eigene« Prodnct, den in Rede stehenden Artikel, nnd sucht der Welt wieder einmal weiß zu machen, daß innerhalb der Socialdemokratie „vollste Meinungsfreiheit" und Las „unbeschränkte Recht der Kritik" herrsche, und daß im „Vorwärts" jede Einsendung Aufnahme finde. Nun, jedem Zeitungsleser ist längst bekannt, daß jeder Kritiker in der socialdemokratischen Partei riskirt. schleunigst au« derselben hinauSgeworsen zu werben, wenn er sich eine eigene Meinung erlaubt oder irgend welche Corruption ausdeckt und Be seitigung derselben verlangt. Es ist ferner nicht unbekannt, daß der „Vorwärts" so frei ist, Berichtigungen, die ihm nicht coilveniren, in den Papierkorb zu werfen oder in die Taschen res Partcisccretairs Auer wandern zu lassen. Ta« social- demokratische Centralorgan resp. die Parteileiinng kann übrigen« den fraglichen Artikel nicht vo» sich abschüttcln. weil nickt nur kiese« Blatt, sondern die gestimmte solialdemokratische Presse wird e rbolt die staatliche Enquete über die Bäckereivcrhäftnifse uttL ditThat'gkeilber Eommissiou bcruntergerisico. dagegen aber Bebels Brofchure über die Bäckereien als ein besonder« verdienstvolles Werk gepriesen hat. - D.c Anarchisten. L,e schon seit cmcr Reihe von Jahren keinen Eongreß i" S'ande gebracht, werden in diesem Jahre einen solchen abkalten und zwar , ur Zeit der WeltauSstel, u» g Uschlag dazu ,st vom amerikanische,, ausgegangen und wurde auch alsbald vom Ntw'Vorker„«narchist". den der bekannte Joseph "n'crstützt. Di- von Johann Most redigirte ^Freiheit soll sich gegen den Eongreß erklärt haben. Der Grund hierzu liegt darm. daß Most schon längst die E.n brrufuiig eine« internationalen EongrrsieS sämmtlicher Re rolutionaire (Anarchisten, Nihilisten, unabhängige Cocialiste») empfohlen hat. Da« Anarchistenorgan „Trotz Alledem!" Nachfolger der Londoner „Autonomie") ist principiell gegen de» Eongreß, dessen Tagesordnung jedoch bereits festgesetzt jst und lautet: Mündlicher Meinung«, und Ideenaustausch» um sich l) über «ine neue Princiviencrkläruiig zu einige», 2> über die beste Methode der Propaganda i» der Absicht einer allgemeinen Verständigung zu besprechen und 3) die in Bezug aus die Organisation ausgcwvrfeueii Fragen zu disenliren." Da« Blatt „Trotz Alledem!", da« innerhalb vier Monaten erst dreimal erschienen ist, erklärt, daß da, wo die individuelle Initiative zu Grunde liege, jede Veranlassung zur Abhaltung einer Eonfercnz fehle. Ihre, der autonomistischcn Anarchisten, Taktik bcrube aus individueller Frcibcit und Initiative, uud cö könne deshalb niemals vo» einer allgemeinen Verständigung die Rede sein. Die Lebenskraft der Gruppen werde durch die Eon- seren; sicher nicht gehoben werden, und auch für die Verbindung der in den verschiedene» Landern bestehenden Eft nppen miteinander werde der Eongreß wcrthloS sein. Die Hauptsache sei, daß die Mitglieder dieser Gruppen mit aller Kraft, nach ihrer Neigung und Fädigkeit, an dem Umsturz der bestehenden Verhältnisse und der Errichtung einer freie» Gesellschaft arbeiteten und durch Wort, Schrift oder Thal den gemein- amen Feind bekämpften. In jedem Falle sei daö viel« Geld, da« der Eongreß kosten werde, weggeworsen. * Berllii, 24. Februar. In einer Polemik gegen die „Nordd. Mg. Zlg" behauptete di« „Kreuz,lg ", daß ein Einschrumpfen der Landwirthschast bei fortdauernd niedrigen Preisen unmöglich eine leere Befürchtung bleiben könne, ja inan könne da« Tempo, i» dem eS sich vollziehen muß, in großen Zügen unschwer an den Preisen ablesen. Das hochconservativr Blatt begründete seine Behauptung ylgendermaßen: Die Durchschnittspreis» für die Tonne Roggen betrugen in Preußen ln den VOcr, «Oer und 70er Jahren 159, 155 und 169 Nehmen wir ober al« „Normalpreis" mit dem „Lonservatlvcn Handbuch" nur 150 ^l und nehmen wir ferner an, daß unter 60 sicherlich auch auf dem allerbesten Boden ln Deutsch- land kein Rochfen mehr gebaut werde» kan», so ergiebt sich — wie da« „Handbuch" ganz richtig ausftihrt —, daß jm Durchschnitt jede dauernd« Abbröckelung des RoggenvreileS um nur 10 Mark da« Verschwinden des Getreidebaues aus dem zehnten Theil des deutschen PodenS, also aus etwa tausend Ouadrat- meilen, bedeutet. ThotsächUch wird das „trinschruiiipsen" sich aber noch viel schneller vollziehen müssen, da der Minimalpreis, zu dem Roggen unter de» gilnsligsten Verhältnissen noch productrt iverde» kann, uuzweiselhast weit über 50 .«( zu suchen ist; und es kommt hinzu, daß mit dem Stuken des Preises auch die Intensität der Production aus denjenigen Gebieten abnimmt, welche noch fernerhin Roggen produeiren können. Wir bezweifeln, daß e« mög- llch sein wird, diese ungeheuer« Verödung, mit welcher an dauernder Preisdruck unser Land bedroh!, diesen Verlust von Millionen Abnehmern für unsere Industrie, vo» Hundertiauscndeu von Streitern für unser Heer durch die prekären Voriheile, die unser« Industrie im Ausland« gewinnen mag, auch nur annähernd auszugleichen." Hierauf entgegnet die „Nordd. Allg. Zlg": „Wer eine so schwerwiegende Tbaisache behauptet, wie diejenige ist, daß unser Getreideanbau und damit unsere Landwirthschast „immer weiter" einschrumpfe» würde, also ein bereit« eingeiretcncS Einschrumpfen vorauSsetzt, muß die Beweise dafür erbringen, nnd zwar aus zuverlässigeren Quellen, als au« dem, wesent lich doch für bestimmte Zwecke geschriebenen conscrvativen Handbuch. Die für diesen Punct maßgebendste Quelle aber ist die ReickSstalistik, und diese ergiebt, daß an Nähr» flüchten im deutschen Reiche angebaut wurden: Roggen Weizen Gerste Hafer Kartoffel» 1890 5820 in Tausend Hektar 1960 I6<2 3904 2i»06 1889 5802 195« 1685 3887 2917 1888 5814 1933 1723 3832 2920 186? 5842 1919 173 l :l8io 2918 1886 5839 1917 1731 3807 291« 1885 5827 1914 1739 3777 2916 188t 5831 ISI9 1735 3768 290? 1883 5812 1921 1751 3763 290« 1882 5927 1821 1632 3744 27«i5 1881 5913 I8l? 1633 3745 2768 1880 5920 1815 1624 3743 2763 1878 5934 1814 1620 3743 2753 Im Lause der zwölf Jahre von 1878 b: :s >890 Anbaufläche im R eiche um rund 40» 000 Im ge! Vom „Eiiischrumpscn" ist demnach bis zu dem Augenblick, bis zu welchem zuverlässige Angaben vvrlicgc», »ichlü zu merken gewesen, wohl aber vom Gegcnlhcil, obwohl wir ni diesen Jahren scbr verschiedene Geircideprcisc »nd -Zölle gebabt haben. DaS sind Thal fachen, gegen welch: Phrasen über Pftilokralie — als ob eS eine landwirtbschaslliche Plulo kratie nicht eventuell auch gäbe — nicht auskoiiimcii töuiicii. So sehr wir davon überzeugt sind, daß die Leiter des Bundes der Landwirthe cS mit der von ihnen übernommenen Ausgabe ernst nehmen, ebenso fest sind wir davon überzeugt, daß sie der Ansicht sein werden, mit solche» „Antworten", wir sie die „Kreuzzeitung" aus ernsthafte Fragen glaubt geben z» dürfen, sei ihrer Sache schlecht gedient. Der Bund bat >a in seine Staluten ausgenommen, für eine Vertretung de« landwirtbschastlicken Interesses durch die Presse sorgen zu wollen; hoffentlich fällt diese Vertretung besser aus, sonst dürste es mit den anzuslrebenden Zielen sich auch nicht viel besser gestalten." V Berlin. 24. Februar. (Telegramm.) Ter Kaiser begab sich um 9'/, Ubr nach dem Reichskanzler-Palais, um dem Grafen von Eaprivi seine Glückwünsche zum Ge Kurt «läge auszusprechen und ihm bei dieser Gelegenheit einen prachtvollen Ehrrnsäbel zu verleih«» — Heute srüb fuhren der Kaiser und die Kaiserin vom Schlöffe a»S gemein sam nach der königl. Porzellan-Manusactur r» Ebarlotien bürg, uni daselbst diejenigen Gegenstände in Augenschein zu nehmen, welche für die Weltausstellung in Ebicago ausersehen sind. — Rector Ahlwardt ist heule Nackimttag au- der Haft entlassen worden. Berlin, 2t. Februar. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht beule einen Artikel über das Ergebniß der Wahl in Liegnitz. Sie ermabnt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite