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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930304012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-04
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
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U»IlI»ei Idrbit» ioi>,e« dörasr S. 14.S « d»w-1. isrltoe» ILom« bet» ipr.-2. br»-». rv>«>t,j llllLUU r, ,-2»dr «e»i »d»o»» oldr>r> »»»ob.« e»i»I:> iclr»rl, M—i rw»l>7 reo,», >Utr»ll «cotk-r. >». «d.-V. VS.« 102.75 »7« ro,,- »7Z0 ios- 102« sro^- 110«> I12 — 4250 iss.- 10?.- S8.- V1.— ii«.- 112.- 10S.50 40.— 4I.2L ?0»0 110^0 ic>47r iss- S7^5 224^75 1LS.L0 117,— 17SLL 02.- »01- so,so 147,— 7S.L0 ISS,— ISS,— ISS.— SS.S0 «4.S0 217.2» 110 — 2Ü4S0 ISS — 1S1.— iüi— 1«,.— SS.— so — SS — so«.— so — 121,2» 122,- SS.L0 SS- 7S.— »».so 1k».— »ri» SILO «1.— 1«00 1S7AÜ 214.10 »IS.7L 21440 IV4.V0 1S2.M 107.20 1SV.40 1VS.- 147.S0 I»1«) 142.— ISS- 14« >0 142 S0 IS« »0 »S2S »»2« »SS ISS.7» 17».— »4S.25 »4S.2» Ä- 121.1» o.ss lZl»Ll«L i».2S 1»>. SS ".. «2»« Ib^. «4>« S7, S4>. 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Neclamen unter dem Redactionkstrich <4g«» lpaltea) bO>^, vor den Fainilieanachrichleu (6 gespalten) 40^. Srötzrre Schristea laut unserem Preis- derzeichnib. Tabellarischer und L'sserusatz »ach höherem Taris. Ertra-Veilagen (gesalzt), nur mit d». Morgen-Lutgab» . ohne Dostbesördernug ü».—, mit Postbesörderung 70.—. Änuatsmeschluß für Änzeigen: Adead-Au«gabe: Bonnittag« 10 Uhr. Marge n-Auögab«: Siachmitiag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,0 Uhr. Bei de» Filialen und Lunahiiikslellka je ein« halbe Stunde früher. Auirtgki« sind stets an di« Er-e»itta« zu richte». Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Sonnabend den 4. Mtn-z 1883. 87. ZahMiig. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den S. März, Vormittags nur bis Uhr Lcössnet. 1«xpSsNt1oil 8 I t-lp/.kLer 'l'axediltttLx. Sie Nothlage des gewerblichen Mittelstandes. ill. Nachdem wir vorgestern und gestern die beiden ersten Tbeile de« in Crimmitschau gedaltencn Bortraa« de- Herrn Amtsrichters Kulrmann mitgctbeill haben, lasten wir heute den Schluß folgen. Cr lautete im Wesentlichen: Die vorgerückte Zeit zwingt mich, eine Reihe anderer Puncte sehr kurz zu behandeln. Hierzu gehört die wichtige Frage terEefängoißardeit. Sir ganz zu verbieten, ist undenk bar, weil die Äesanaenen an« ethischen Gründen durchaus beschäftigt werden milssen. Aber man kann doch durch ver schiedene Einrichtungen die Benachtheiligung der Gcwerl." lreibenden fast ganz ausschließen. Zunächst soll der Staat in den Gefängnissen lbunlichst seine eigenen Bedürfnisse, z. B. sür das Heer, ansertigcn lasten und die Oekonomiebandwerker in dir Front einstellen. Ferner kann die Gesängnißvrrwaltung, wie e« z. B. in Halle geschieht, die Arbeitskräfte an Gewerbe treibende zur Benutzung innerhalb der Anstalt vermietden. Endlich aber soll, soweit ein öffentlicher Verkauf der Erzeug nisse stattfindet, dabei der Marktpreis innegchalten und auf diese Weise eine unbillige Loncurrenz gegen die Gewerb treibenden vermieden werden. Auch die bisherige Handhabung des SubmissionS- wesenS bietet zu berechtigten Klagen Veranlassung. Dian darf den Grundsatz teS MinvestgeboleS nicht ohne Rücksicht auf die Güte der Arbeit und die Existenzfähigkeit der Bietenden durchfübren. Ucber Wucher- und AbzablungS-Gcschäfte liegen angenblickiich Gcsetzentwürsr dem Reichstage vor, aus denen ich nur die Bestimmung Hervorbeben will, daß künftig jeder Gewerbtrcivendc, der aus Credit verkauft, bei Strafe ge zwungen sein soll, innerhalb 3 Monaten nach Iahrcsschluß seinen Schuldnern genaue Rechnungsauszüge rnzusendcn. Berechtigte Klagen de« Kleingewerbes richten fick gegen den Hausirbandel und die Detailreisenken. Was die letzteren betrifft, so find sie nach meiner Ansicht, so weit sic ibre Thätigleil nickt ans Geschäftsleute beschränken, sondern aus da« Privatpudlicnn, ausdebncn, durchaus mit den Hausirern auf gleiche Stufe ru stellen. Der Hausirhandel ist sür gewisse Bezirke unentbehrlich und kann deshalb nicht einfach verboten werden, dagegen trage ich kein Bedenken, daS stehende Gewerbe als die normale Form deS Geschäftsbetriebes zu bezeichnen, dem gegenüber der Hausirbandel al» dir durch bescnlcpc Rücksichten gebotene AuSnabme erscheint. Ich halte es deshalb für berechtigt, seine Zulassung von der Bediirfniß srage abhängig zu macken. Ebenso sind örtliche Steuern ein Mittel, der übertriebenen Ausdehnung entgegenznwirken. DaS letztere Mittel ist auch geeignet zur Aekänivsnng deS Wanderlager-UnwescnS, nachdem man di« Wunder» auctionen jetzt gesetzlich verboten hat. Ein großer Groll pflegt in den Kreisen deS Kleingewerbes herrschen gegen die Consumvereine und Großbazarc, aber man verlangt doch verständiger Weise nicht deren Unter drückung, sondern nur die Beseitigung der bisher bestehenden unberechtigten Begünstigungen. Diese hängen meist zusammen mit einer doctriuäreo Auffassung de- Begriffes „Gewerbe betrieb", den man auf diese Einrichtungen »lindesten- dann nicht anwenden will, wenn dieselben sich aus den Kreis ihrer Milglicker beschränken. Ich halte daS für 'unrichtig und deshalb die Forderung für berechtigt, auch in diesem Falle Consumvereine unter das NahrnngSmittclgesetz, die Maß- und Gewichtsordnung, vor Allem aber unter die ConcessionSpflicht hinsichtlich des Ausschankes und de- Kleinhandel- mit geistigen Getränken zu stellen. Auch zur Einkommen- und Gewerbesteuer sind sie unbeschrankt hcranznzichcn, wobei insbesondere kein Unterschied zwischen eingetragenen und nickt eingetragener Genossenschaften gemacht werde» darf. Daß der Verkauf an Nichtmitglirder freilich verboten, die Uedertretung diese« "'crbotcS aber nicht unter Strafe gestellt ist, bedeutet »in n Hohn auf die Gesetze-autorität, den auch solche ?c»te empsinec» sollten, die daö Verbot nicht billigen. Auf die Gründe dieses Letzteren und die bei der jetzigen Vage der Gesetzgebung vor liandcncn Mittel zu seiner Erzwingung kann ich heule leider nicht mehr eingeken. Dagegen will ich wenigsten- noch einige Worte sagen über die Betheiligung der Beamten an ConsumvereiNcn, Waarenbäuscrn n dgl. in leitender Stellung. Gewiß ist es gesetzlich nickt zulässig, die- zu verbieten, aber man sollte cS seiienS der Behörden nicht begünstigen. Man darf nicht sagen daß cS jedem Beamten sreigestellt sein müsse, in seine Mußestunden die Vorstandsgeschäfte eines ConsumvercinS zu besorgen, denn die Arbe>k«theilung, der Grundgedanke der heutige» wirtbschastlichcn Entwickelung, bringt eS mit sich, daß man lbunlichst jede Arbeit dem zu ihr sachmäßiz Berufenen überläßt, und so wenig ein Beamter in seine» Mußestunden sich seine Stiesel und Kleider ver fertigt. so wenig ist cS volkswirtbschaftlich richtig, während derselben kaufmännische Arbeit zu verrichten. Biel wichtiger aber noch ist, daß der Beamtcnstand durch solche- Vorgehen in «inen Interessengegensatz zu den Gewerbetreibenden gesetzt wird, und in heutiger Zeit, wo di« Anhänglichkeit an d>k bestehenden staatliche» Einrichtungen ohnehin stark erschüttert ist, sollte eS ängstlich vermieden werden, die Beamten, die in erster Linie als Träger deS StaatSgebankenS erscheinen, zu großen Kreisen der Staatsbürger in «in feindliches Verl ältlich zu dringen. Es wäre noch so Manche« zu erwähnen, worüber die cb, licken und anständigen Gewerbetreibenden mit Reckt sckwei Klagen erheben, so insbesondere der ungenügende Schutz gegen zu unlauteren Wettbewerb, überhaupt gegen die überall ein- zcnistcte Unsolidiiät, über bctrüczlichcS ConeurSniacken, über Echwindclausverkäuse. über da- Firmcnunwcsen — ist cS dock zar kein seltner Fall, daß ein gewissenloser Geschäftsmann eine Gläubiger dadurch schädigt, daß er das Geschäft seiner ^rau überträgt und formell nur als deren Gcbilfe arbeitet, oder daß als Inhaber der Firma sogar unmündige Kinder eingetragen werden — aber das Alles kann ich hier nur ganz oberflächlich erwähnen, um Ibre Geduld nickt noch länger in Anspruch Hu nehmen. Ich schließe deshalb, indem ich noch mals auf meinen Ausgangspnnct zurückgreife, nämlich auf die Bedeutung de- gewerblichen Mittelstandes sür daS ganze ociale Leben unsere« Volles Leider vollzieht sich ja unver- ineidlich eine Scheidung i» Elasten, die sich gegenseitig auf da- Acußersle bekämpfen, und die Entwickelung der modernen Industrie hat iniiner niebr dahin geführt, einen Gegensatz von der größten Schärfe herznslellcn zwischen dem Großeapilat auf der einen und d>n besitzlosen Massen auf der andere» Seite. Vollzöge sich jemals die Entwickelung Labin, daß diese harten Steine unvermittelt auf einander träfe», so müßten die entstehenden Funken die große sociale Explosion cniznndc». Die- zu verhindern und gewissermaßen ein neutrales Medium zu bilden, welches dir Starke der Stöße des socialen Mecha nismus abschwächt »nd den Gegensatz bis ans ein erträgliches Maß mildert, das ist vor Allem die segensreiche Aufgavc des Mittelstandes, LcS landwirthschaftlichcn wie de« gewerblichen, und deshalb muß cS die oberst« Sorge einer weitschaueildcn StaatSleitung sein, dir innere Kraft diese« Mittelstandes aus jede Weise zu erhallen und zu stärken. Politische Lagesschau. * Leipzig, 3. März. Die colonial politische» Verhandlung» im Reichs tag verlieren mit jedem Jahr mehr von ihrer früheren Schärfe und Heftigkeit. Obwohl in manckertei Vorgängen der jüngsten Zeit Zündstoff genug vorhanden war, ist doch der Colonialetat ziemlich glatt und kurz erledigt wordeo. Auch die Freisinnigen mäßigten sich in ihren Angriffen, und eö ist als rill wrsentlichcr Fortschritt zu begrüßen, daß sie diesmal wenigstens die Etats von Togo und Kamerun mitbc- willlzten.Es bricht sich toch auch in den eineractivenColoriialvotitlk früher grundsätzlich feindseligen Kreisen die Erkenntlich Bahn, daß mau jetzt nicht mehr zurückkann, daß nicht nur unsere nationale Ebre, sondern auch viele materielle Interessen mit diesen Unternehmungen verknüpft sind. Anderseits hat man auch ans colonialfrcundlicker Seite im Lause der Zeit und unter manche»« bittcrn Erfahrungen die allzu hoch gc>pa»ntcn Hoffnungen und Erwartungen eingeschränkt, »nd so wird sich nachgerade allgemein der colonialen Sache gegenüber eine mitllere Anschauung verbreiten, welche die Fortfübrung de- Werkes und die Bebalchtnng deS erworbenen Besitzstandes unter Verzicht ans überspannte weitauSgrelfendePlänc und mit Berücksichtigung der beschränkten Leistungsfähigkeit des Reich» verlangt. Wir können mit dieser Entwicklung wobt zufrieden sei». Keine andere Ration, die nicht einen seil Jahrhunderten scstge- gründelen Ccloniatbcsitz hat, kann aus diesem Gebiet befiele Erfolge ausweisen, und die materiellen Leistungen de- Reichs sür diesen Antheil an der Erschließung und Besitzergreifung neuer Welten dalte» sich doch im Vergleich mit ankern Ländern in wirklich sehr bescheidenen Grenzen. Ucber viele Einzelheiten einer zweckmäßigen Eolonialpolitik, einer ver ständigen Verwaltung und eilolgreicho» wirthschastlichcii AuS Nutzung wird bei der Neuheit des Gegenstandes und der noch geringe» Erfahrung freilich noch uiancherlci Meinung« Verschiedenheit Kerrschen. Tie Grundlage» und der weitere Aushau unserer coloniale» Unternehmungen aber können mit jedem Jahre mehr al- befestigt und gesichert ange sehen werden. Der Antrag de- EentrnmS aus Aushebung des Iesuitenge sctzcS soll nunmehr am Mittwoch, lö. März zur Bcratbung im Reichstag gelangen. Wenn c- überhaupt zu einer Abstimmung tomint, so wird das Ergebuiß derselben wesentlich von den Freisinnigen abkängen. Bekanntlich bat der Abg. IK. Meyer-Berlin kürzlich im Abgeordneten Hause recht vorbehaltlos die Zustimmung der freisinnigen Partei zu dem EentrnmSantrag erklärt, eS wird aber doch noch sehr bezweifelt, ob er wirklich seine ganze Partei hinter sich habcnwird. Was die Con servativen betrifft, so ist daran z» erinnern, daß viele hervorragende Namen dieser Partei, z. B der de- Abg. Stöcker, unter den gegen die Aushebung des Iesilitenaeseye» gerichteten Petitionen sich befinden. Ei» anderer Tkeil der Conservativen dürste seine Haltung von den Aeußerungen der Vertreter der verbündeten Regierungen abhängig machen und, wenn diese sich in Schweigen hüllen daS Gleiche tbun. Inzwischen verfolgt der Neichalan^ler die Taktik, durch die ihn: ergebene Presse verlünde» zu lasse», er sei einer Verständigung über die Militairvorlage auch obne Concessionea aus anderem Gebiete sicher. So wird der „Post" geschrieben: „So wenig in der Milltoircommission bis jetzt recht eigentlich da« gefördert worden ist, was als mehr oder ininder entscheidend s!lr das Schicksal der Heeresvorlage angesehen werben n.öch-.c, so besinn»«! glaubt man in den maßgebenden jtreisc» der HeercS- verwalliing an d-m Glauben seslhalten zu sollen, der Ent wurf werde zwischen Ostern und Pfingsten in scincr wesentlichen Gestaltung Gesetz werden. Ma» folgt bei diesem Glauben nicht einem vagen Optimismus, sondern stutzt sich vielmehr auf die feste Uckerzeugung, die mit vollster Be- reitwilligkeit dem Parlamente gegenüber osten gelegten Grunde und Berechnungen, welche für dir verbündeten Regierungen bestimmend gewesen seien bei der Einbringung der Vorlagen, dürste» sich in immer zunchmciidem Krade zu der Anerkennung durchringen, hie ihnen auch schon bisher, mehr al« eS vicUeich! die Parteipresse zu- »ugeben geneigt sein mag, selbst bis in die Reihen der Opposition hinein zu Lherl geworden ist. Mit aussälliaem Eiser sucht sich da- Iesuitcnthum neuerdivg- zwischen Oesterreich und Italic» zu drängen nnd ,n diesem Sinne den bekannien Zwiickenfall im Wiener St. Michaeloverein auSzunntzen. Wir die römische „Eorrespon denza Verde" mittheilt, hegt man in italienischen Kreisen dcn Verdacht, daß bei einer Papsrivabl da- dem Kaiser von Oesterreich zuskebende Ausschließungsrecht sich gegen einen auSgleichsreundlichen Papst italienischer Nationalität wenden würde; al« Mandatar bei diesem Anlässe wird jener Wiener inirsterzdisckof Cardinal Gruscha genannt, der mit den Ministern Falleubay» und Schimborn >n der Wiener Ver- iauimtung a», 12. Februar eine Hauptrolle gespiett lat. Die Mittdellung klingt allerdings etwas »nwahr- cheinlich. Einmal pflegen die einlpruchsberechliglen Mächte bei Papstwahleu nicht kirchliche Würdenträger, sonder» welt liche Personen zu verwenden; daun aber hat der Vatica» nenerdlng« immer jenes Einspruchsrecht der katholischen Mächte bestritten und würde cs voraussichtlich auch künftig besonders lebhaft tbun. Vor Allem aber ist die verhetzende Tendenz gegen de» Bestand des Dreibundes in jenem jesuitisch deein- Nußien Organe doch etwa« allzu durchsichtig. Aber freilich könnten die hüntnißfreundtichen Elemente der vslcricichisch- ungarischcn Regierung auch an dieser Aenberung wieder er- kenne», welchen Hebet durch jene taettosc Änndgedung der Wiener Ullramonlane» die italienische» Gegner des mittel europäischen Bündnisse- zu seiner Bekämpfung in die Hand bekommen haben. In P e st sind bekanntlich seit einigen Tagen die ungarischen Bischöfe versammelt, um liker ihre Haltung gegenüber den kirchenpolitischcn Absichten de- CabinclS Wckerl'e ^il bcrathcu. Ter tzürstxrimaS VaSzary, der de» Vorsitz in dieser Versammlung führt, hat sich im Laufe de- letzten IahrcS als ein kampflustiger Fanatiker entpuppt, als daö gerade Widerspiel dessen, was alle Welk bei feiner Bernsung ans dcn Grauer Erzstuhl sich von ihm versprochen Halle. Statt versöhnend, bcichwichllgend zu wirken, schürt er u»a»S- seseyt den Widerstand gegen die Staatsgewalt. Anfänglich olgte ihm der ungarische Episkopat blindlings, allein je offener die wahre Sinnesart Klaus VaSzary'S zu Tage trat, um so stärker regte sich wenigstens bei einigen Bischöfen das nationale Gefühl, da? Bewußtsein ihrer Pflichte» gegenüber dein Volke, aus dem sie bervorgegangeii, »nd dem ungarischen Staate, wie dessen Gesetzen. Vorgestern endlich ist eS zu einen, förmliche» Zusammenstöße zwischen diesen Kirchen- lirstcn und de», streitlustigen Prima« gekommen. Die „Voss Zkg." erhält über kiesen bedeutungsvollen Vorgang folgende Mittbcitnngen: Pest. 2. Marz. In der Kirchensrage ist eine ganz nn- «rwarlei« Wendung ein,,»ie«t<n. de« d»4 höchste Aussehen er- r,'gl und die polnischen itreise auss Lebhafteste tiejchasngt. Der Primas legte in der gestrigen Conserenz eia Lchusistnck vor, das an dcn Kaijcr und das Ministerium gerichlel werde» soll und in den iuaßlolesteii Ausdrücken gegen die liberale jUrclienpolluk loszieht. Er veralricht den Staat mit einem undankbaren mißrathenen Sohn, der seine Mutter, die iiirche, zuerst ihres Vermögens beraubt, dann ihr die Ehrfurcht der- weigert habe. Zuerst komme aber Gott, daun da« Volk, zuerst die Gelctzr der Religion, da»» jene de» Llaaies. Las ganze Aclenstück hat einen geradezu aufrührerischen Eharaktcr, da eS das Volk förmlich ausreizl zum Ungehorsam gegen die Ltaaisgcietze. Die Ver- lesunq des AcicnjillckeS erregte bei de» VilchSjen fast einb« tilgen Widerspruch. Bischof Meszlenyi beantragte die Weglassung jener Stelle, welche die Religio» Uber den Sinai stellt und de» Staat eine» mißralhene» Loh» nennt. Bfichos Dessewsh proteflirte energisch gegen Inhalt und Forin dieser Kundgebung: er wolle und werde me vergessen, daß er et» ungarischer Bischof sei. Zwischen Vaterland und Religion Unterschied» aus- stellen, sei die Methode eine« kosmovolttifchen Geistlichen, er werde nie ein Kosmopolit sctn, Ehre, Friede und Gesetz de« Vater landes gehen ihm überAlleS. Primas VaSzary sühlte, daß er zu weil gegangen sei, und suchte seine Worie zu milder». Er lei auch kein tiosiuvpoiit, aber die Pslichl gegen dl« Kirche gebiete die höchste Rücksichtslosigkeit im Kampfe. Di« Berathung nadln einen so ungewohnt erregte» Ton an, daß VaSzary die Be- ralhuug schloß, deren Fortsttzung sür heul« anöerattniend. Diese Rachrichteu brachte heuie Morgen ein liberales Blatt; sie wurden mit Unglauben ausgenommen, llrtundigungeu an bester Stelle be stätigen nicht nur Len Belicht, sondern ergänzen ihn duhin, daß fünf hervorragende Bischüse kategorisch erklärten, es «,i ihre bischöfliche Pflicht, gegen die liberale ttticheupvlitik und die Civilebe jedes Mittel auzuwenden, das die Gesetze des ungarisch«» LMales gestatten, darüber hinaus würde» sie niemals gehe». Sollte der Staat »ach ihrer Ansicht schädliche Gesetze schaßen, so würden sie als ungarische Slaalsbürger diese Gesetze achten, so lange sie nicht aufgehoben werden. Agitation gegen de» Staat und den innere» Friede» aber würde» sie bei ihren uiiler- gcbeuen Geistliche» nnyt dulden Die Beraihung wird heule sort- gesetzl. t-s ist vvrauoznjehen, daß ma» bestrebt sei» wird, vor- sieheuden Bericht abzujchwacheu und einen Ausgleich herbeizusührei«. Das dürste auch gelingen, ändert jedoch nichts an der Lhaljache, daß der utlrainvnmne Lerrorsnin» gebrochen und der Primas nicht ineür allein Herr der Lage ist. Damit rrvlsiiet sich begründete Aussicht aus eine befriedigende Lösung de« Kirchenstreitrs wollen. NötbigcnsallS werde daS Gesetz den Schwächeren in Schutz nehmen. Ter Minister erklärte sich, unter allseingcr Zustimmung der Kamincr, ausgenommen natürlich die llm- frurzinänncr, mit diesem Vorgehen de« Präscelen rückhalt los einverstanden, und bemerkte zum Schluß: „Es ist nicht meine Sache, in dem Streit Pariei zu ergreife», oder zu entscheiden, ob die Arbeiter Reckt oder Unrecht habe». E« steht ihnen frei, zu handeln, wie eS ihnen beliebt. Die Ausübung eines Druckes oder irgend welche Einschüchterung ans ihre Kameraden aber steht ihnen nicht frei. So habe ich den Präsectcn instrnirt, danach bat er gehandelt, und ich preche ibn, meine vollste Billigung aus." Herr IauröS nachte nicht einmal mehr dcn Versuch zu einer Widerlegung, ontern verkroch sich hinier eine inotioirtc Tagesordnung und verschwand mit dieser in die Versenkung de« partainenlarischeil Papicrkorbc«. Der amerikanische Senat hat eS bekanntlich abge- lehnt, zu der Ha w a ii'sche» Angele gen beit vor kein Regierungsantritt Cleveland's i>ge»d>vic Stellung zu nehmen. Er hak dadurch ei» feineres Gefühl sür die politische Sach lage gezeigt, als Präsident Harriion. Der Plan des Letzteren, die amerikanische Politik sestzusahrcn, ist dadurch gescheitert; cs ist aber sehr zweifelhaft, ob Ctevelanb geneigt ist, die schwierige Frage der Annexion der Sandwich Inseln im Sinne seines Vorgänger« zu erledigen. Ob die Verfassung der Union ein Proteciorat iibkr auswärtige Gebiete zuläßt, ist nicht von vornherein sicher; eine Einverteibiing aber hat chwrrr, namentlich finanzielle Bedenken gegen sich. In dcn Vereinigten Staate» wird sür den Anbau von Zuckerrohr eine Prämie gezahlt, di« ziemlich hoch ist. Die Zucker- Ptantagen-Besitzer aus Hawaii Hallen früher vermöge deS Vertrag« mit Nordamerika da« Vorrecht, ihr Product zollfrei in die Union einzlisühren, was sie durch dir Mac Kinlcy-Bill, die allen Zucker frei ließ, verloren. Um diesen Vertust wieder rinzubringen, arrangirten sie die bekannte Uniivätzung, die weiter nicht« ist «IS eine RevolutionScomödie. Man hat die Prämien, di« den Zuckerpftanzern nach der Einverleibung au- der anlerikamschc» VundeScasse zu zahlen ein werden, aus 40 Millionen Dollar«, sür den Zuckertönig Spreckels allein ans lo Millionen, berechne». Da begreift ich denn freilich die Bewegung für die Annexion, aber auch, daß man in Washington bei genaueren, Znscl>eu etwa» kops- scheu geworden ist, zumal La die Bliithentagc der auicrikanischen Finanzen überhanpl vorüber zu sein scheinen. In der französischen Tevutirtcukammer haben, wie au- den jetzt vorliegenden Pariser Blättern hervorgeht, die Socia ldem okra tcn am Dienstag eine reckt empfindliche Niederlage erlitten. Der Vertreter de« Anarchistenncsteö Carmaux, „Bürger" IanreS, stellte die Negierung wegen ihre« Verhallens gegenüber ke» socialdemotranschcn Sttcik- rittern in Rive-de-Gier zur Rede. In dcn Augen der rcvo- lulionaireii Gleichheitsörüber haben die dortigen Arbeitgeber eine Tocsünke dadurch ans sich geladen, daß sie eS conscgucnt ablcbucn, sich von den Arbeitcrsacyverciiicn in ilir freies VersngnngSrccht treinrcden zu lasten. Tie Fachvcrcinlcr batten nämlich an die Arbeitgeber die Znm»lkli»g gerichtet, kein FachvcreiiiSinitglicd ohne vorherige Genehniiguiig diese« Vereins a»S der Arbeit zu entlassen, bczw. ein solches wegen 'eines widerspenstige» GtbalirenS an« der Arbeit entlassenes kndi viduil»! wieder einzustellen. Natürlich wurde diese Zuinut-ung rundweg abgetchni, nnd da die Fachvcrcinlcr den nicht zu ihrer Organisation gehörenden Kaineraben mit Mord und Totschlag drohte», fall« sie durch Annahme von Arbeit „Vcrratb" a» der Sacke der „Freiheit" übten, so tra> der Präkect im Einvernehmen mit der Pariser Cen tralstclle Vorkehrungen, um die wabre Arbeitersrcibcit gegen terrorisliswe Attentate der „Genossen" nachdrücktichll in Schutz zu »el.mc». Herr IaurtS, durch den früheren Ministerpräsi- dcnicn Loubet verwöhnt, glanbte auch dessen Nachfolger Ribol e-iischüchfcru z» können, sah sich aber bitter enttäusch! Herr Ribol vertaS in aller Rübe den dem Bürger IanreS miß Iiebigen Erlaß de- Präsecten, der im wesentlichen besagt, cS stehe jctcni Arbeiter frei, z» streiken oder zu arbeiten. Wer aber seine Enischeidling getroffen habe und verlange, daß dieselbe von Anderen anerkannt und geachtet werde, niüssc auch seiner seits die Entscheidung anderer Leute achten und dürfe letztere nicht mit Gewalt zu seinem eigenen Slandpunctc zwingen Deutsches Reich. es. Berlin, 3. März. Wie alljährlich, hat der Kaiser auch diesmal zu den Mitgliedern des Brandeilbnigischcii Provinzial- landtagS in feierlicher Weise über sein Meine» und Wollen gesprochen. Seit dem Jahre lyyy, wo der Monarch, damals noch Prinz, in einem ewig denkwürdigen Vergleich dcn Fürsten Bismarck den Staudartcnlräger des Reiche« nannte, benutzte er diese Gelegenheit, um der 'Nation gewissermaßen ein Prv- zranim zu entrollen, lind es findet nicht nur in Altprcnße», sondern im ganzen Deutschland ein smnpatbischeü Vcr- stäiidniß, daß das ReichSoherhanpt mit diesen, ibi» sicht lich eine HerzenSangelegenheil bildenden Kundgebungen sich an die Bcrtrctcr seines CtainnitaiidcS wendet — ein echt deutscher Zug, in dem gemülbvotleö HeimathSgefühl und ein edler Stolz auf die uncrineßlichc nationale Be deutung der Mark Brandenburg znsaniinenslicße». Zweimal hat man in diese» Reden acluelle politische Spitzen sinken zu müssen geglaubt, in diesem Iabre ist die« nicht der Fall. Unter Denjenigen, die nach dcn kaiserlichen Worte» nicht zu frieden sei» wollen, sind gewiß nicht, wie einige Blätter uicincn, die Träger der agrarische» Bewegung verstände», sondern jene Richtung, die offen crllärt, daß sic unter keinen Uinständen sich mit der herrschenden Staats- und Gesellschafts ordnung zufrieden gehe» will. Aus Tageostiöinungen. das darf man Wohl mit Befiilnnilheit annchrnen, wollte rer Kaiser nicht Bezug nehmen, in die Einzelheiten sich verlierende Inlciprcta- ticnen scheinen überhaupt Kundgebungen dieser Art gegenüber wenig angebracht. Dagegen darf von der Genuglbuung Kcnittniß genommen werde», welche sich in weiteren Kreisen darüber zeigt, Laß der Monarch daS Große und NachahnicnSwcribe der Ucbcrlicjcrnngcn dcö alten Eurscs i» de» Mittelpunct seiner Betrachtung gestellt hat. Geraume Zeit nach dem Re gierungsantritt Wilhelm s II. war inan eö nicht anders ge wohnt, als daß der jugendliche Herrscher den ersten deutschen Kaiser schlechterdings al« Muster für jeden 'Nachfolger hin stellte. Im weiteren Verlauf wollte cS scheinen, als ob da« Bild deS Unvergleichlichen in der Erinnerung seines Enkels z» verblassen begonnen hatte und wechfclnd andere Vorbilder an seine Stelle getreten wären. Die jüngste Rede giebt die beruhigende Gewißheit, daß dem nicht so ist. Hat der Kaiser doch nicht nur unter seinen Vorfahre» alle», Wilhclm'S I. gedacht, sondern auch kessen großem Be- rathrr die höchste Ebre witersahren lassen, indem er mit Bismarcks großem Wort: „Wir Deutschen säreblen Gott und sonst 'Nichts in der Wett" seine Rede ausklin.zc» ließ. Der Eindruck ist an niebr als einer Stelle der, dag bannt ein Faden angcknüpft werden sollte, der bei einem früheren Festmahle deS Brandenburgische» ProvinziallandtagS vor aller Welt — wenn auch nicht sofort Jedermann erkennbar — zerrissen worden ist. („Zerschmettern". D Net.) Wie weit diese Auffassung begründet ist, siebt dahin, jedenfalls ist die enlsernle'le Möglichkeit, Wandet ui einem hockst bc- ktagenswertben Verhältnisse erhoffen zu kürse», ei» Sirabl, der Alle«, was sonst in der Rete de« Kaiser« enthalten ist, mit einem hellere» Lichte übergicßt. sj Berlin, 3. März. Tic bevorstehende Eröffnung der Strecke LcS 'Nordostscecanalö von Kiel dis Rendsburg macht die Regelung der Rechtsverhältnisse nothwendig. welche daraus entliehen, daß eine VerkebrSanlage de- Reiche« von dieser Art und Bedeutung innerhalb deS preußischen Gebiete- besteht. Während die Verwaltung de- Canals naturgemäß von Organen des Reiche- zu ffibrc» sein würde, steht ohne Aenkernng der Gesetzgebung die Schiffsahrt- nnd Canalpolizci zweifelsohne tcn preußischen Behörden, ins besondere dein Regierungspräsidenten >» Schleswig zu. Ab gesehen von Erwägungen anderer Art spreche» erhebliche Gründe der Zweckmäßigkeit takür, Verwaltung und Polizei
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