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Lor Allem ist über den Gesetzentwurf wegen einer srsten Regelung der finanziellen Be ziehungen zwischen dem Reich und den Einzel- staaten in allen seinen Einzelheiten ein vollkommene« Einverständniß erzielt worden. Wir bekannt, kommt die geplante Einrichtung in der Wirkung darauf hinaus, daß da« Reick, unter formaler Festhaltung de« Institut« der Matricularbeiträge und der Ucberweisungen, seine sämmtlichen Bedürfnisse au« seinen eigenen Einnahme» bestreitet und außerdem au« den letzteren den Emzelstaaten eine feste Dotation, als weiche der Gesammtdetrag von 40 Millionen in« Auge gefaßt ist, zuwendet. Die Regelung soll iadeß vorläufig nur aus einen Zeitraum von fünf Jahren rinlreten. Al« Mittel zur Durchführung dieser Neuordnung, welche im Interesse einer gesunden Gestal- tuug de« Finanzwesen« im Reich«, wir in den Einzel- staatea al« schlechterdings unerläßlich betrachtet wird, sind lOO Millionen neuer Einuahmrn im Reiche er forderlich. Wenn neuerdings von verschiedenen Seiten auf die iu der Militaircommission seiten« de« Rrich«- schatzamte« gegebene Berechnung der Steigerung der be stehenden Reich-einnahmen in dea nächsten fünf Iahrea hingewieseu worden ist, so ist doch daran zu erinnern, daß diese Steigerung von vornherein al« zur Deckung de« natür lichen, auf Grund der gesetzlich gegebenen Bedingungen sich vollziehenden Anwachsen» der Re>ch«au«gaben kaum aus reichend angesehen worden ist. Für die durch die Wirkung der Handeltverträge rinersrit?, die Hrere«reform andererseits entstandene Lücke ist damit nicht« gethan. Hier gilt e« eben die Beschaffung neuer Einnahme«. Zn diesem Zwecke hat sich dir Kinanzministerconserrnz über de« Entwurf einer Tabakfadrikalstruer und über die ausgiebigere Heran ziehung der Börsensteuer einstimmig verständigt. Wir vermulhrn, daß daneben noch eine Ergänzung ans dem Gebiet« derSlempelstruern in Aussicht genommen ist. Betreff« der Wein st euer dauern, wie wir hören, die Erwägungen über die Frage, wie Liese Steuer am zweckmäßigsten zu gestalten sei, noch fort. Die großen Schwierigkeiten einer solchen Ge staltung, die namentlich in der Schatzung de« Werthe« der Weine und in der Eontrole liegen, werden von keiner Seite verkannt. Mau hofft noch wesentlich befriedigendere Moda litäten, al« vie in den veröffentlichten Gruuvzügen angegebenen, sioden zu können. Iedenfall« aber wird der Entwurf an den BuadrSratb kommen und dort ebenso wie dir anderen zur Annahme gelangen. In der Thal ist an- zunrhmen, daß auch die in der Sache am meisten betheiligtcn Regierungen sich der Urberzeugung nicht verschließen werden, daß eine ReichSweinsteucr auf die Dauer doch nicht zu ver meiden, daß sie unter für den Weinbau günstigeren Bedingungen al« jetzt aber wohl schwerlich jemals zu baden sei» wird." Wenn der Weiusteuerentwurf trotz der vielfachen ernsten Bedenken der am meisten an der Sacke betheiligten Regierungen vom BundeSrathe angenommen wird, so ist an der Aunahme de« Entwurf« einer Tadaksabrikatstruer im BundeSrathe erst recht nicht zu zweifeln. Wir können daher nicht dringlich genug unsere scho» gestern au«gesprochene Mahnung an Alle, dir von der Einführung einer solchen Steuer den Ruin der Tabakindustrie besorgen, wiederholen, «» bei einfachen Protesten nicht bewenden zu lassen, sondern mit anderen Vorschlägen hervorzutretrn, die einen genügenden Ertrag versprechen und sowohl im BundeSratbe al« auch im Reichstage mehr Sympathien verdienen und finden, al« dir Tabaksabrikatstruer. Ter in Köln berathendr sociatt»e«»kr«1tsche V«rt»it«« bat bisher nicht viel Interesse auf sich zu ziehen vermocht. Er ist matter als je eine solche große .Kundgebung der Partei verlausen, war auch weniger zahlreich beschickt, al« seine Vorgänger. Nick» ohne Absicht war gerade Köln, die Metropole de« katholischen Rhrinlande«, gewäblt worden; i» der allen Hochburg de« EentrumS sollte der Tag seine agita torische Wirkung übe». Bebet erinnerte daran» daß Köln als die Geburt-siätte de« SocialiSmu« bezeichnet werden könne, die Zeit sei gekommen, wo auch hier der Tburm de« EentrumS inS Wanken geralben und der Si-g der Srcialdrmokratie zu- falle» werde. Allein trotz vieler prahlerischer Redewendungen war der Verlauf rin matter; in dem ganzen Auftreten war keine rechte Zuversicht und kein Aufschwung medr zu demerkea. Wenn aber eine solche Partei, die der beständigen Erregung und eine« unerschütterlichen Vertrauen« in dir Zukunft bedarf, matt zu werden ansängt und starke neue Reiz mittel nickt mehr besitzt, dann ist auch ihr Rückgang unvermeidlich Großen principiellen Erörterungen ist die Versammlung sichtlich au« dem Wege gegangen, die Leiter wußten wohl, daß dabei nur scharfe Gegensätze zu zu Tage treten und der inneren Zerklüftung neue Nabrung ugeslldrt wird. Ein Programm mit klaren und «nt- chirtrnen Forderungen aufzufleUen, ist dir Partei ja nicht im Stande, und üver dir letzten Ziele dieser Bestrebungen sind ihre Anhänger ebenso uneinig wir in den praktischen Fragen socialpolttischer Gesetzgebung. So drcblrn sich die Berbandlimgen sas« nur um Aeutzerlichkeiten, dir außerhalb de« socialdemokraiischtn Lager« wenig Interesse erregen tönnrn, um Fragen der Taktik und Oraanffation, um Personen- und Preßangelegenhriien, um gleichgiltige Anträge „nd Resolutionen. Wir wüßten keine andere Partei, dir einen mehrtägigen Delegirtentag mit großem äicheren Apparat zu veranstalten wagte, wenn sie so wenig Schwung und sachlichen Gehalt zu bitten vermöchte. Nachdem da« ««»»rische Abgeordnetenbau» sich zeit weilig vertagt bat, ist für die Presse weniger Gelegendeit geboten, der Entwickelung, welch« dir ganze Frage der kirchrnpolitischrn Reformen einschläat, im Einzelnen zu folgen. Der „Pester Lloyd" sucht nun unarsäyr in folgende» Weis« ein Bild der Lage zu geben. DaS Eabinet hat im August der Krone den Entwurf zu einer staatlichen Regelung de» Ebr- rechte« bebuf« Ermächtigung zur Vorlage unterbreitet; r« hat gleichzeitig am maßgebenden Orte den Vorschlag gemacht, auch andere Ratbgebrr zu vernehmen, worauf dir beiden Eardinäl« Baßary und Schlauch um Abgabe ihrer Mei nung angegangen wurden. Beide Kirckensürsten baden, wie schon gemeldet, ihr» Ansichten in Denkschriften niedergrlegt, die dem Eabinet Ende September zugegangen sind; — jene de» Prima» ist knapp gebaltrn, während jene de« Großwardeinrr Bisckof« ausführlich gegen dir Motivirung der Regierungsvorlage polemisirt. Mit diesen beiden Denk schriften, die dem Ministerium .zur Berücksichtigung" zu gestellt wurden, bat sich nun der Ministerrath in seinen letzten Sitzungen befaßt, und »« darf Niemanden Wunder nehmen, daß diese Beratbungrn viel« Stunden in Anspruch genommen haben, handelt e» sich doch um in jeder Beziehung wich tige Staat«schriften, deren eingehende Würdigung uud etwaige Widerlegung Zeit und Arbeit erdeifcht. Der Ministerratb hat nunmehr diese Ausgabe vollendet; in welcher Weise und in welchem Sinne, da- wird die Zukunft lehre». Der „P. Lloyd" kann aber schon jetzt mitthellen, daß die Ne gierung von dem Standpuncle nicht abgrwichen ist, den Franz Deäk und die rrleuchletsten und liberalsten Staatsmänner Ungarns allezeit vertreten haben, von dem Standpuncte der Schaffung eine« einheitlichen EherechteS, da« keine AuSiiadmen für einzelne Evnfesstonen oder ReligionSgenosseu- schasten kennt und anerkennt. Die im Gefolge der russischen Serbelten in Frankreich befindliche» Petersburger und Moskauer Journalisten verlangen jetzt von der deutschen Presse, daß diese wenigsten- anerkenne, e» sei ein imponirendeS Schauspiel, da- an der Seine fick abgespielt. Nun, die deutsche Presse bat den FestarrangenientS und Veraiistallungen volle Gerechtigkeit widerfabren lassen, auch übereinstimmend hervorgchoden, daß in Paris großer Freudentaumel Kerrsche; aber inipvnirrn kann un« Deutschen da- ganze Gepränge ebensowenig wie die Thatsache, daß dir französische Republik dem Zaren zu Füßen liegt. Denn da« ist nicht« Neue«; wir batten Zeit zeilug, un« aus diese Tbatsache vorzubereilcn und mit ,br zu rechnen. Darum ist e« nicht wabr, wen» da« Blatt de« Herrn Suwori», di« »Nowoje Wremja", sich au« Berlin berichten läßt, man sei dort einigermaßen bestürzt, namentlich, weil auch die Sympathien der übrigen Völker, welche bi«der dem Dreibunde folgten» sich dem russisch- französischen Bunde zuwendrn könnten. Da» werde hinsicht lich England« besonder« gefürchtet. Die Engländer, praktische Leute, neigten immer mehr Rußland zu. Man sehe in England bereit« ein, daß der Dreibund englische Interessen nicht zu fördern vermöge, und Halle e« daher cort für klüger, diese durch freundschaftliche Beziehungen zu Pari« und St. Petersburg zu sichern. Namentlich verspreche man sich iu England materielle Erfolge durch Anknüpfung regen Handelsverkehr» und finanzieller Vereinbarungen mit Rußland. Ob Pie ,Now. Wr." wirklich so kühn sein sollte, an die Eontrabirimg einer englischen Anleidr zu denken? Da« wäre denn doch eine gar zu niedrige Schatzung te- praktischen Sinne« der englischen Nation. Wie die spanische« Zeitungen auSweisen und briefliche Nachrichten der .Köln. Ztg." bestätige», herrschte am Sonn tag in Madrid ungeheuere Begeisterung darüber, daß am Sonnabend oer Kreuzer .Eonde Venadito" vor Melilla einige Schüsse gegen die Verschanzunzen der Riffkadylen ab gegeben bat. „Der erste Kanonenschuß ist gefallen!" fauchzl der .Liberal" und .jedem guten Spanier ist ein Stein vom Herzen gefallen", erläutert der .Imparcial" dir Stimmung. Seitdem wird die Begeisterung über die Vorgänge am 2». d. MtS noch gewackien sein. General Margallo bat sich nämlich nicht aus da« Frriigesecht beschränkt, sondern mit einer mit Mauser-Gewehren bewaffneten Ab theilung «ine Rccognoscirung argen die feindliche Stellung vorgenommen und dabei «inen Dbcil der Schützengräben zer stört, ohne aus Widerstand zu stoßen. Bei der Gelegendeit bat er wieder Unterredungen mit verschiedenen KabnlenkaidS arbabt, dir versicherten, die Mauren würden ruhig bleiben, so lange dir Spanier nicht versuchten, da« Fort Siti Guariach wieder aufzubauen. Da« ist also die alte Forderung, aus welche die Spanier nicht eingeben könne». Die Kaik« er klärten dem General ferner, sie hätten dir Nachricht erhallen, der Sultan sei von Tasilet her im Anmarsch. Auch der Ver treter de« Sultans in Tanger, Mobamcd TorreS, glaubt, daß die Nachricht sich bestälige, meint aber, daS Herr des SullauS gebrauche vier Woche», ehe e« vor Melilla cintreffen könne. DaS persönliche Einschreiten des Sultans erscheint in der Tbat als die einzige Möglichkeit, den Streit bezzulcgen, ebne zugleich die marokkanische Frage aufzurollen. Spanien wird dann freilich seine» Kriegseiser noch einmal zügeln und auf bessere Zeiten vertagen müssen. Der von den Eolonialpionieren de« (kongostaateS gegen die arabischen Sciavenjäger am Tanga»yika>ee cröffnete Krieg bat in letzterer Zeit zu mehreren strategisch wichtigen Erfolgen geführt. Fast gleichzeitig mit der Meldung von der Einnahme KirundaS durch den Eommaudanten Pvntbier sind in Brüssel Nachrichten von der Expedition de- Eapitai»« Jacques eingetroffcn, der bekanntlich im Küstengebiete de- TangaiiyikaseeS operirt. Au- der nicht ganz unbedenklichen Lage, in welcher sich die Expedition desand, wurde sie durch das glückliche Eintreffen der von Eapitaui Lo»g gksübrtcn Berstarkuugen gerissen. Seitdem haben sich die Berl'älttiissc am westlichen Saume de« TangaiiyikaseeS stetig zu Gunsten derAittisclaverci- bestrebunzen gebessert. Tie letzten Nachrichten datiren vom t. Juni. Zu dieser Frist sah Eapitain IaegueS der Ankunft der mit Geschiil'kn und Munition zu seiner Unterstützung anf- gebrochenei, Expedition DcSeampS entgegen. Einmal im Besitz dieses Material«, meinte er, könnten sich die um sein Ergeben besorgten Kreise Europa« vollständig beruhigen. In einen, »ach Brüssel gelangte» Briese spricht Eapitain IacqueS seinen tiefgefühlten Dank für die Großherzigkeit feiner belgischen Landsleute au«, welche ihm die Expedition DeScamp« zu Hilfe sandte», und süat hinzu,- daß er liebst seinen Genosse» für alle- erduldete Üngemach durch da« Bewußtsein, daß ihre Bestrebungen an den Sym- patdirn de- Heimarblante« einen kräftigen Rückball baden, sich überreich entschädigt fühlen. Es werde de» Gönnern der Antisclavereibestredunaen gewiß zur Gcnugthuung gereichen, zu verliebmen, daß Dank ihrer Beihilfe eine HantvoU bel gischer MilitairS den ..afrikanische» Minotaurus" i„ Schach Halle und bereit« viele Tausende unglücklicher Neger- sclaven den Händen ihrer arabischen Pciiigcr entrissen habe. Wa« die Hils-expedition Descamp« anlangt, so verließ dieselbe am 28. Juli Fort Iobnslvn aus dem Wege nach Karonga, wo sie am 3. August eintraf Eapitain De«camp« berichtet von dort, daß es mit der Anwerbung von Trägern ziemlich langsam vo» Statten ging, weil der Agent der Scciigcsellschast durch Krankheit verhindert war, sich thätig au dieser Ausgabe zu bclhciligen. Ei» Tlicil der Expedition verließ unter Führung des Lieutenants Miok, welcher ein Geschütz mitnabm, am 7. Augusi Karonga »nd laugte »och am selbe» Tage >u Mweuiwauta an. (Eapitain Descamp« war im Begriff, der Borbut zu folgen, und hoffte in den ersten Tagen de« September-MonatS seine Bereinigung mit Eapitain IaegueS zu bewerkstelligen. Die Nachrichten vom Eaz> über Matabclcland sind an dauernd widersprechend. „Edrvnielc" und „Daily New«" verlangen in besligc» Leitartikel» Aufklärung über die Nieder- nietzrlung der Abgeordneten Lobengnia'S, die wie Ermordung auSsebe. ÄuS der Eapsiadt ist nämlich dir Nach richt von einem Zwischenfall ringelrosse», der schwerlich ge eignet sein dürste, die Hoffnungen aus eine baldige Beeiidigiliig de« Matabele Feldzuges z» erhöben. Im Fort Tati, süd westlich von Gubuluwavo, trasc» Gubogubo, der Bruder Lobeiigula'», sowie Mantuse, der Induua (Eommandant) de« Mvdokutwanc-Regiments, nebst einem Begleiter als LS! Die quade Foelke. Roman aus der Emsgau. Boa F. Kliack-Lllt»t«burg. »!«ch»r»ä »er»»ini. (gortirtzuna.) ,Last Du von Bernd Brun« gehört?" „Nein", gab sie ruhig zurück. ^,Man sagt, er will eine Aussöhnung mit Dir. Er soll den ringeleilkttn Scheidung«-Prvcrß rückgängig gemacht haben." Foelke entgegnete nickt«, aber Wilhelm machte die Be merkung, Laß ihre schmalen, weißen Hände zitterten. „Da« Gerücht hat mich eigentlich heraetrieben, Foelke", fuhr Wilhelm fort. „Ich kenne Dich. Bernd Brun« sieht nicht aut au«. Wenn er zu Dir kikme, al« ein Bittender — Du warst im Stande neue«, größere« Elend auf Dich zu laden." „Nein", sagte sie hart und fest. „Gott sei Dank, daß Du so sagen kannst. Versprich e« mir in dir Hand, daß Du Wort batten willst." „Ich halte immer Wort, ohne daß ich mich mit Hand schlag verpfände." ,H»»1ke, kannst Du glauben, daß ich im Stande sein würde, Dir etwa« zu ratben, da« Deinem Glück entgegen wäre?"' „Du gewiß nicht, Wilhelm." Sie sagte dir« mit einem vollen, warmen Blick aus ihn. „Do mußt Dich von Berod scheiden lassen." „Warum? Wir sind geschieden. Da bedarf r« keiner anßerea Lösung mehr." „So wirst Du auch zu ihm zurückkehren." Di« junge Frau schauert« bei dem bloßen Gedanken an eine solche Möglichkeit zusammen. Sie sab Wilhelm beinahe erschrocken an, seine Worte batten etwa« Bestimmte« arbabt. „Ich wiederhole, wa« ick gesagt. Du hast einen barten Kopf, Foelke, säst so bart wie Dein Vater, aber Du kannst doch nicht »>«l durchsetzen, wenn der Rechte an Dich berantrilt. weil Du »eben dem harten Kops da« Herz eine« guten, mit leidigen Kinde« hast. Mach' ein Euer, Foelke, nur dann kannst Du noch wieder etwa« vom Leben haben. Sie schüttelte wehmüthig mit dem Kopfe. „Da« Leben ist mir zu ernst gewesen, al« daß ich noch eine» Genuß davon er»«rten sollte." Er schwieg einen Augenblick und sab sie mitleidig an. Sir war so jung und hatte schon auf Alle« Verzicht geleistet. „Nicht darum, Foelke, sondern au« anderen Gründen. Mit Bernd Brun« steht r« nicht gut, er hat arg gewirtb- schastet, und da- Geld, was er auS der Brandcasse empfangen, wird kein große« Loch zumachen Wer weiß, wie es mit dem zu Ende geht! So lange Du aber seine Frau bist, könnte man Dick auf die eine oder andere Art zwingen, mit Deinem Gelbe für ibn einzustchen. „Was da ist, gekört Grete. Der Vater hat mich ja über gangen, um sein Erworbene« sicher zu stellen." Er entgegnet« daraus nickt«. Da«, wa« er ihr bätte sagen könne», würde ihr großen Schmerz bereitet baden. Wie wäre e« ihm möglich gewesen, sie an dir geringe Lrben«fahigkeit der kleinen Erbin zu erinnern? „Die Sorge um mein Geld könnte auch niemal« für mich bestimmend sein, mich von Bernd loSznsugen", fügte sie binzu. „Da« Geld aber könnte ibn bestimmen eine AuSsöbnung mit Dir zu suchen", kam e« ungewohnt hastig au« ihm herau«. Sie sab ibn beinahe verwundert an. Nie zuvor hatte sie Wilbelm in einer gleichen Stimmung gesrben. „DaS glaube ich nickt", entgegnete sie ruhig, „von einer solchen Seite bade ich ihn nicht kennen gelernt. Aber sei ohne Sorge, Wilhelm, ich weiß, wa« ich mir und meinem Kinde schuldig bin. Nie werde ich zu Berud Brun« zurück- kebrrn." Der entschiedene Ausdruck in ihrer Stimm« beruhigte ihn mehr noch al« ihre Worte. Dennoch glaubte er sie über dir Dinge ausklären zu müssen, welche seit Wochen die Dorf bewohner in eine förmliche Aufregung versetzt batten. Bernd batte bi« zum Wiederaufoau seine« Wohnhauses im Hause eine« kleine» Bauern Quartier genommen, welcher neben dem Schmied, Weiderich'« Pfirgeeltern, wohnte. An diesem Umstand selbst hatte wohl Niemand etwa« Bedenkliche« finden könne», besonder« so lange Weiderich weg gewesen sei, kein Mensch bade gewußt wobin. ander« bade dir Sache nach ihrer plötlichrn Heimkehr, durch die Beziehungen, welche der Tater zu Bernd unterhalten, sich gestattet Sie war den ganzen Tag drüben und niemand konnte darüber sich täuschen, daß sie ibn „am Bande" hatte. Kinder, dir, hinter der Hecke stehend, Beide belauscht, halten den Ettern Ding« üderdracht. welche da» größte Arrgrrniß erregten, so daß der Pastor sich veranlaßt gesehen, Bernd ernstliche Vorstellungen »u machen Seilten, sollte es bester geworden sein, noch besser nach Bernd'« Krankheit, und jetzt besprach man die Möglichkeit einer Au«söhnung zwischen ihm und Foelke. Es war aber gewiß nickt anzunebmen, daß ein Mann wie Bernd, von Reue er griffen, dir Bahn de« Laster« dauernd verlassen werde, »nd so fürchiete Wilbelm Fallstricke sür die junge Frau, die sich immer zum Vergeben »nd Vergessen bereit gezeigt. Ta« hatte ihn Hergetrieben, wie sie erkannte. Noch einmal beruhigte sic ih». „Ich kehre nie zu ihm zurück, Wilhelm. Er wird aber auch nicht versuchen, mich zu einem solchen Schritt zu de» egen. Wir sind gelrenut und will auch er eine äußere Scheidung, so wird er mich bereit finden, aber nicht von der Frau und Mutter magst Du Derartige« fordern." Wilhelm Adam« verstand sie. Da« Wort „Scheidung" erschreckte sie. Eine „geschiebene Frau" — sie würde da« Work gleichmüthig ertragen habe». Der Gedanke an „ein Kind geschiedener Eltern" ließ sie vor einem Ausweg zurück beben, der die einzige Lösung in diesem Eonflict bilden konnte. Die Furcht vor der Möglichkeit, daß Bernd den Muth finden könne, sie aufznsuchcn, brachte Foelke sür die nächsten Tage viel Unrube. E« hesremtrte sie. Die Vergangen heil war adgethan. Tie Vorstellung von einer zufälligen Be gegnung mir dem Vater ibre« Kinde« hatte sie wobt einmal beschäftigt, aber an eine solche konnte keine besondere Besorg- niß sich knüpfen. Sie war fest überzeugt gewesen, daß er ibr auSweichen werde, bi» Wilhelm nun eine neue Sorge in ihr wachgerusen. Foelke versuchte, sich zu zerstreuen, aber e« gelang ihr nickt. Da« Kind nahm nur wenig Zeit sür sich in Anspruch, sie hätte so sehr gewünscht, mehr durch dasselbe beschäsligt zu werden. E« lag den ganzen Tag still, die mageren Händchen emporgestreckt, al« wolle e« mit seinen großen Augen die kleinen Finger zäblen. Nur wenn die Mutter in seine Nähe kam, mochte c« noch so leise sein, wandte e« den Blick» »m gleich daraus wieder dein gewobnlen Spiel sich zuzuwenden. So hatte Foelke sich gezwungen gesehen, Besckästtgung au» einer früheren Zeit wieder auszunehmeu. Sie kalte dieselben eine« Tage« nur ungern, aber dock ohne Widerstreben ausge- geben, weil dieselben sie ibren Pflichten entfremdet habe» würden. Als aber äußere Umstände sie nun r» einer Un- idätigkeit verdammten, die ihrer schaffenden Natur völlig fremd war, wandte sie sich mit Eiter wieder den Studien zu, von denen sie nur mit Bedauern sich gewendet. Der Flügel freilich stand unbrrübrt, obwohl er in ihrem mit geschmackvoller Eleganz ringeiichleten kleinen Salon Platz gesunden. Sir halte daran gedacht, auch durch di« Musik Zerstreuung zu suche», aber der Anblick ihre« Kinde« hielt ic zurück. So widmete sie sich mit Eifer den Studien der Sprachen und Elaisitcr, um ihren Geist in andere Babuen zu lenken. Sic würde nie auf da« Land und zu der Arbeit, welche da« Leben dort erfordert, zurückkcbren, und vielleicht erst, wenn ihr ein längeres Leben beschiedeu war, mit ergrautem Haar daS BatcrbauS wieder betrete». Eine« Tage-, als sie die Zeitung laS, siel eine Notiz ihr in« Auge. „Au Stelle de« zu der Atvocatur übcrgegangencn Amts richter- Hcllwald ist der Auilürichtcr Buschmann an da« Amtsgericht zu St. versetzt worden." Die Notiz weckte in Foelke mancherlei Betrachtungen. Jener Man», der sie vor kurzer Zeit in eine trauriao Lage gebracht, hatte nicht mebr eine Richicrstelle inne. BZirnm nicht? Cie konnte keine Aiilwort auf diese Frage sich geben, aber im Lause de- Tage« brachte sie durch die HauSwirihin mancherlei Dinge in Erfahrung, die, nenn sie nur ein Körn chen Wahrheit enthielten, sie annebnie» lassen mußten, daß sie selbst direct oder indirecl an diesem Wechsel in der Stellung Hrllivald'S mitgewirkt. Man saglc, der Amtsrichter habe gezwungen seinen Ab schied nehmen müssen, weil er ein „durchaus unsäbiaer Rickler gewesen sei". In diesem Falle würde er sich auch zum Ad» vvcaten schwerlich eignen und wobt kaum auf Kundlchaft zu recknen baden. Für ibn selbst sei die Sacke bockst bedauerlich, da er kein Vermögen besitze, seine Verlobung mit einem sehr reichen, schonen Mädchen aber infolgedessen von deren Ellern rückgängig gemacht worden sei. Er solle ein bru'alcr Mensch gewesen sein, der sogar seine Braut brutal bcbautctt babc. Foelke war im ersten Augenblick Alles zu glauben geneigt. Brutal! Ja, daS war nickt nur möglich, sondern wabrschei»- lich. Sic mußte an die Zeit denken, in welcher er ibr al« liiilcrsuchungsrichter gegenüber gestanden. Es besremdcte sie nur, daß er seine Braut „brutal" behandelt haben sollte. Vor ibrem inneren Auge erschien jenes Frauenantlitz mit dem in Gesellschaft immer kindlichen Lächeln uni den hübschen Munk, da« alle Welt „so reizend" an ibr gesunken Daneben erinnerte sie sich aber der Pensionairin, deren wenig liebens würdige Eigenschaften im engeren Verkehr vst genug zu Tage getreten waren. ElSbetb war wenig zuverlässig und scbr lannenbaft gewesen. Obne daß man sie jemals einer offen ausgesprochenen Lüge Kälte beschuldigen können, da sie auycr- ordenliicd vorsichtig war, galt sie Loch sür lügenhaft, und