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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931005023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893100502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893100502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-05
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
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VO-»-D-Pr»«» ^ -«-«»<» H^lrk »nd bl» Narortr» errichtet» Uns» «ndeftttle» «b,»h»lt: «tsteisrhrlich^l-ckK^ Hei Meimaliger »glich« gnstellnng in« Haas » bchiL Durch dt« Post bezog«» für Deatjchload »ad Oestrrrrich: vl«rt«l>ödNich 6.—. Dtrrct« »glich« Arrazbondieadaag i>» Au»laad: moaatltch ^4 ?^0. DkeMor,»»»«--»-« rrschttut täglich V,?U-L di« Ldenb-Aor^ch« vocknutag« L Uhr. Ned«tt<» m»d Lr»MiL» : -»tznnnr»-«!« 8. Die Enxditio» ist Voch«»»ag< »aantubrochr» »»tznrt »a» früh 8 b» ««d« ? Uhr. Filiale«: vtls Man»'« Eortt». <Uifrest U»ivrrsitüt»sm>b« 1. Looi« Usch«. Kethattnenstr. 14, pari, »ad R»»ig«vl«tz 7. Abend-Ausgabe. ripMer TmfÄalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. «»-«tgen-P**» die 8 gespaltene Petit-eü« BO Wß. >«cl«m«a a»trr de» Nrdnittnn-Ketch (4ß» i»«Itea> 50-4, vor den Amaütivaochesch«» (Ogffpalte,) ro-h. stlrößerr Schritten laat a»j«i» Pulä« «erzeichnih. Tobellaritch« und Ziffer, sich »och höherem Tarif. «etea»veita,rn (gefalzt», a»r nrtt de» Di»rgea-«o«aade. oha« Poftbeshrdermch ^4 SO.-, «it Poftbesörder«, ^8 ^anahaeschluß filr Lyel-eir «beud-An-gabe: vorniittag« 10 llhr^ Marge »-Ausgabe: NachnttÜnD« 4vchr> So,»- ,»d Festtag« früh '/F Uh» d«a Ailial«, a»d «»»»-»«stasta» j, Mst halb« Staad« früher. Nntrist« stad stets a, »» »» richte». Druck «ch Verla, »»» U. Holz Ist ^-5«S. Donnerstag den 5. October 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Die zum Nachlaß de- Gärtners und BaumschuIenbesitzerS Karl August Zapf in Knautkleeberg gehörigen, aut den Folien Nr. 4 t und 96 des Grund- nnd Hyvo- thekenbucheS für Knautkleeberg eingetragenen Grundstücke — Ge- bände, Garten, Feld und Wiese, mit Baumschule, — welche eine Gelammtfläche von 2 Hektar 25,5 Ar --- 4 Acker 22 Quadrelrutlxn enthalten, mit 235,39 Steuereinheiten belegt und ohne Berück- sichiigung der Obiasien und des WcrtheS der Baumschutbesländc aus 32 940 zusammen gewürdert worden sind, solle» aus Antrag der Erben Zaps's unter den am GerichtSbret, im Gaiihos zum Park in Knauthain und im Jeser'schen Gasthos zu Knautkleeberg aushängcnden Bedingungen am 16. erlöster 18S3. ' ,11 Uhr Vormittags. im Jeser'schen Gasthos zu Knautkleeberg össentlich gegen Meistgebot versteigert werden. Die Grundstücke sind zu Gärtnerei, und Bauzwecken gleich gut geeignet. Markranstädt, am 2. October 1893. Königliches Amtsgericht. I. A.: Naumann, Ass. politische Tagesschau. * Leipzig, 5. October. Der Veröffentlichung der Grundzüge deSTabak fabrikatsteuer - Entwurfs ist die Veröffentlichung deS Wetnsteuergesctz-SntwurfS auf dem Fuße gefolgt; es bleibt somit auch den von dem letzteren Entwürfe berührten Interessenten Zeit genug, vor Beginn der betreffenden Be rathungen des BundcSralbs Ausstellungen nnd AbäuderungS Vorschläge an diesen zu richten. Inzwischen hat die Polemik in der Presse gegen die Grundzüge des Tabaksabrikatsteuer- EntwurfS bereits begonnen, und zwar vielfach mit einer Schärfe, die schwere Kämpfe im Reichstage in AuS sicht stellt. Vielfach wird einfache Ablehnung deS Ent- Wurfs und völliger Verzicht auf eine höhere Belastung deS Tabaks gefordert. Das ist allerdings begreiflich; über wenn eine auch nur für den nächsten Zweck, die /Deckung der Kosten der Militairreform durch die Rcigenen Einnahmen deS Reichs, ausreichende Vermehrung der rletzteren erzielt werden soll, so wird man an dem Tabak nickt vorübcrkommcn. Er hat jedenfalls den größten Theil der neuen RcichSeinnahmen zu dringen. Ist der Rcickstag zu seiner Verständigung nicht zu bewegen, so muffen eben die Re gierungen und Landtage in den Einzelstaaten sehen, wie sie die wachsenden HerauSzaklungen an das Reich aufbringcn. Leicht wird das nicht werden; neue Einnahmen sind immer noch eher im Reich als in den Einzelstaaten zu beschaffen. Viel leicht sieht auch daS Ccntrum im Reichstag die Steuerreform etwas freundlicher an, wenn erst ein Nothschrei auS Bayern und den andern in ihrer Lebensfähigkeit bedrohten Bundes slaaten ertönt. Wie wir heute auS der „Kreuzzeitung" ersehen, fügt diese ihrer Mitthcilung deS bereits von unS im Morgenblatte wiedergcgebenen Wortlautes der CabinetSordrc, mit welcher der Kaiser am 2l. April 1890 den Professor Schwe nk«,er ersuchte, ihm von Zeit zu Zeit Berichte über das Befinden des Karste« Bismarck zu erstatten, folgenden Satz hinzu: „Wie eS gekommen ist, daß Se. Majestät bei dieser Sachlage erst oackträglich von der ernsten Erkrankung deS Fürsten erfuhr entzieht fick unserer Kenntniß und daher auch unserer Beurtheilung Die obige Labinetsordre ist aber jedenfalls ein neuer Beweis des hochberziqen Dankgesühls, dar unseren Kaiserlichen Herrn sie» für den Fürsten BiSmarck erfüllt hat." Aus diesem Zusatze läßt sich schließen, daß die Veröffent lichung der EabinctSordre in erster Linie den Zweck bat, Herrn Prof. Schweningcr — der schon als gewöhnlicher Arzt der Erfüllung eines kaiserlichen Wunsches sich nicht wohl ent ziehen konnte, als Professor an der Berliner Hochschule aber gerader» zu einer solchen Erfüllung gezwungen war — einer Versänmniß zu zeiben. Nachdem dies in der Öffent lichkeit erfolgt ist, wird Herr Proseffor Schwcninger wohl kaum umhin können, auch seinerseits mit einer Erklärung über die Gründe seines Verhaltens an die Ocffciitlichkcit zu treten. Dabei wird sich ja wohl auch die Frage lösen, ob Fürst BiSmarck alsbald von dem Wunsche des Kaiser- in Kenntnis; gesetzt worden ist. Die Veröffent lichung scheint aber auch »ock einen anderen Grund zu haben. Bekanntlich sind über daS Befinden deS Fürsten neuerdings die beunruhigendsten Nachrichten verbreitet worden. Heute meldet unS sogar ein Privattelegramm auS Rudolstadt: „Die für amtliche Bekanntmachungen der Regierung benutzte „Schwarzburg-Rudolstädtische LandeSzeitung" er» hielt gestern, wie sie angiebt, auS absolut sicherer Quelle die Mittheilung, daß es leider mit dem Fürste« BiSmarck langsam, aber stetig zu Ende gehe." Da nun Prof. Schweninger dem Kaiser die jüngste schwere Erkrankung des Fürsten verspätet gemeldet bat, so ist eS begreiflich, wenn in Kreisen, die dem Kaiser nabe sieben, die Befürchtung gehegt wird, der Leibarzt deS Fürsten melde auch jetzt nicht schleunigst die betrübende Wahrheit. Man kann also die Veröffentlichung der kaiserlichen Ordre auch Ol eine Mahnung an Herrn Schwcninger aussaffen, seiner Pflicht als königl. preußischer, zur Behandlung deS Fürsten eigens beurlaubter Professor setzt prompter nachzukommen. — Das eben mitgetbeitle Rudolstädter Telegramm wird allerdings erfreulicher Weise durch folgende- Privattclegramm, das unS au» Dortmund zugeht, auf das Bündigste dementirt: „Auf telegraphische Anfrage deS „Generalanzeigers" an den Grasen Herbert BiSmarck, ob die in den Zeitungen enthaltenen Nachrichten, daß das Befinden des Fürsten da« Schlimmste befürchten lasse, begrüntet seien, erhielt das Blatt folgendes Telegramm: „Graf Herbert abwesend. Nachrichten vollständig unbegründet Befinden zusehends besser, vr. Cbrysaiider." ES ist aber begreiflich, daß alle dankbaren Verehrer des Fürsten BiSmarck, zu denen auch der Kaiser gehört, nicht aus Privatdepeschen von Zeitungen über daö Befinden deS Fürsten angewiesen sein wollen. Die belgische Hauptstadt war dieser Tage der Schauplatz zweier Kundgebungen, welche beweisen, daß die socialistische Agitation in der belgischen Armee immer bedenklichere Fortschritte macht. Im socialistischen BolkShause tagte» die 150 Vertreter der jungen socialistischen Garde» Belgiens, um ihrem tiefen Haffe gegen die „Blutsteucr" und den aesammten Militarismus Ausdruck zu geben. Die wildesten Reden wurden gehalten und die schärfste socialistische Propaganda in der Armee beschlossen. Insbesondere soll in jedem GarnisonSorte ein militairischcr Socialistenverem als Eentralpunct der Agitation und als BereinigungSpunct der socialistisch gesinnten Soldaten errichtet werden. Man einigte sich über die einzuschlagende Taktik, um die Soldaten gründlichst socialistisch zu bearbeiten. Unter dem Ruse: „ES lebe die Internationale!" schloß der Congrcß. Als dann zog die ganze Gesellschaft mit Musik, rotbcn Fahnen und erleuchteten Transparenten durch die Straßen Auf den Transparenten las man u. A.: „Nieder mit der Blutstencr!" „Nicht Gott, noch Herr!" „Gehorchen beißt nicht mehr denken!" „Der Patriotismus ist die letzte Zuflucht der Schurken!" Nicht bloS die ausgesprochen chauvinistischen Organe in Frankreich, sondern auch Bläiler wie der Pariser „Figaro" berichten ganz ernstbast, daß anS Anlaß der Festlichkeiten in Toulon und Paris agouts provocateurs bereits cin- getrosse» seien oder »och eintressen würden. Der Hanswurst «t.-Eöre im „Figaro" weist darauf bin, daß eS sich um deutsche „Agenten" bandle, indem er an die früher bereits von der französischen Presse verbreitete abgeschmackte Pbantasie anknüpsl, wonach bei den fraiizoscnfcindlickcn Kundgebungen in Rom und Genua a»S Anlaß der Vorgänge von AigneS- MortcS Deutsche die Hände im Spiele gehabt baden sollen. „Man muß bcffcn", schreibt Herr St.-Cöre, „daß die fran zösische Regierung wissen wird, woran sie sich zu kalten hat, und daß sie in gleicher Weise die »go»t« provocateur» zu überwachen wißen wird, die nickt ermangeln werden, während der geaenwärtig vorbereiteten Feste »ach Paris zu kommen." Diese Hirngcspinnste läßt sich der „Figaro" von einem EideS- helscr in Brüssel telcgrapbisch, wie folgt, bestätigen: „Nach Miltdeilungrn, di« von verschiedenen Seiten eintressen, hat man hier die Ucbcrzeuguna 0) gewonnen, daß eine besliminle Anzahl np;entn provocateur» sich bald in Toulon und i» Paris rinfinden wurde, welche den Versuch zu machen bezwecke», über triebene Kundgebungen einer unüberlegten Chauvinismus zu er regen und Zwischenfälle hervorzurusen, die dann von den Blättern der Tripelallianz auSgebeutel werden würde»." Ankere Blätter sprechen von zahlreichen Spionen, die in Toulon und Paris eintressen werde», ohne jedoch hinzu- zufüzen, was diese Spionage bezwecken soll. In Deutschland kann man diese Erörterungen nur mit Heiterkeit aufnehmen. Höchstens könnte im Hinblick auf sie die Mahnung aus gesprochen werden, den Besuch eines Lande« zu ver meiden, wo man sich solchen Phantasien hingicbt. Hervor- aehobcn zu werden verdient, daß derselbe „Figaro" vor einigen Tagen erst Klage darüber führte, daß der Fremdenbesuch in Paris stets zurückgcbe und daß insbesondere Italiener und Deutsche, sowie seit dem Schottern de« Handelsvertrages die Schweizer scrnblieben. Der „Figaro" braucht nur seine jüngsten Artikel und „Brüsseler" Depeschen zu lesen, »m eS selbst begreiflich zu sinden, wenn die Deutschen die italienische Riviera der Eornickc oder dem Auscntbalt in der französischen Hauptstadt den in Rom vorziebcn, und wenn auch die An gehörigen anderer Nationen auf den Besuch Frankreichs vcr zichten, wäre cS auch nur, um nicht in der jenseits der Vogesen üblichen Weise für ngsnt» provocateur» oder Spione gehalten zu werden. Der Abschluß de- Vertrage« zwischen Frankreich »nd Siam verleiht den Handels- und staalSpolilischen Interessen der Republik in Ostasien einen Ansporn, dessen Wirkungen sich einstweilen mehr ahnen, als ihrer vollen Tragweite nach übersehen und abschätzcn lassen. Nur so viel ist schon jetzt Ilar, baß in dem Eoncnrreiizkainpfc Englands und Frank reichs um daS Uebergcwicbt aus siamesischem Boden die erstere Macht jetzt ganz entschieden überholt worden ist nnd schließlich ganz und gar außer Gefecht gesetzt werden dürste. Bei alledem war und istEnglandS Position in jenem fernen Lande keineswegs so unwichtig, um die von dem jetzigen englischen Ministerium daselbst befolgte Politik der „meisterllchcnUnibätig- keit" ohne Weiteres begreiflich erscheinen zu lasse». Vielmehr hätte man erwarten sollen— und weite Kreise deS britischen Volkes thaten das auch —, daß LaS Londoner Foreign Office wenigsten- den Versuch gemacht hätte, sei «- alle», sei cS im Einvernebnien mit den Pekinger Stant-miinnern, seine» Einfluß in Siam zu behaupten. Daß di« Manchester» lichc Taktil deö Geben- und Geschehenlaffen- in diesem Falle von de» Franzosen als cartv blaneke für ihr eigene- Bor- gcbcn betrachtet werden würde, lag aus der Hand, uud der linbalt de« nunniebr zu Stande gebrachten Vertrage- aiebt Denen nickt Unrecht, die da meinen, derselbe stelle nur den Anfang vom Ende der siamesischen Unab hängigkeit vor und babne die allmälige Einsetzung einer ranzöslschcn Schutzberrschaft über Siam an. Man kan« »dessen auch »och weiter geben und, ohne durch den that» äcblichcn Verlaus der Dinge deSavouirt zu werden, behaupten, daß Englands Verbaltungslinie in der siamesischen Angelegen heit dartbnc, wie an leitender Stelle die Erkeantniß sich Bah« breche, daß selbst das Aussaugung-- und AngliederungSvrr- »iögcn des angelsächsischen EolonialgenicS seine Grenzen Hab«. England hat in Asien auch ohne Siam gerade genug mit Behauptung seines derzeitigen Besitzstände- zu thun. Iudie« wird alle Tage schwieriger, das in Mittelasien seiner Lösung karrende Macktprobieni alle Tage verwickelter, di« Festig keit des Bandes zwischen dem Mutterland und seine« überseeischen Gebieten alle Tage fragwürdig« — kein Wunder, wenn da die Neigung nach räumlicher Leraröße- rung deS Reiches im Abnehmea begriffen ist. Wen« eS der englischen Politik gelänge, für ihre ostastatische« Bestrebungen einen festen unv zuverlässigen Bundesgenosse« an Ebina zu gewinnen, so könnte eS mit großer Gemüths- rnbc aus die Ersolgc Frankreichs in Siam sehen, gewiß, wie cö alsdann sein würde, daß Frankreich der Früchte seiner VcrtragSpvIitik mir so lange und insoweit froh werden könnte, als cS den Ebincscn paßt. Man darf darum auch vermuthen, daß, was England an directer Abwehr der französischen ErpansionSgclüsle in Ostasicn fehlen läßt, durch um so an gespanntere Geschäftigkeit binter den Coulisien wett gemacht werden wird unv daß der Schwerpunkt der siamesischen Frage in dem Augenblicke aus Bangkok weg und nach einem ander« AuSstrablungSpuncte politischer Action verlegt werden wird, wo Frankreich de» englischen Einfluß daselbst definitiv au- dem Sattel zu hebe» vermeint. In dem StaatSvoranscklage für 1891/95, der dem soebe» riisammengetretcnen däntschc» Reichstage vorgclegt worden ^fsl, linden fick einige bemcrkcnSwerthc Anträge, die zum Theil wobl nickt obnc deftige Debatten zur Annahme arlangen dürsten. So beantragt der Kriegsminister, daß die Artillerie »nd daö GemecorpS rcorganisirt unv vie dadurch entstandenen Koste» hauptsächlich durch Beschränkung der Dienstzeit der Wehrpflichtigen gedeckt werden. Die« ist ein ganz berück- sichtigcnSwertbcr Vorschlag, der bei der Linken wenig Wider spruch erfahren dürste, ftm so mehr der Antrag de« KriegS- und deS MarincministerS auf Anlage neuer Befesti gungen. Um die Verbindung zwischen den verschiedenen LaudeStbcilen zu sicher» und die Zusammcnziebung der Arme« ans Seeland dadurch zn erleichtern, sollen Batterien bei Korsör und Nyborg am Großen Bell, bei Kallundborg im Wcstrn See lands, beim nördlichen Eingang in den Großen Belt, der Mündung deS IscsjordeS (nördliches Seeland), am Grönsuud zwischen den Inseln Falster und Möcn, sowie am Kleine» Bell, im Ganzen zwölf Batterien errichtet werden, für deren Anlage in das Budget eine halbe Million Kronen vorläufig eingestellt werden soll. So führen die Befestigungen vo« Kopenhagen zu immer weiteren FortisicationSaulagen im Lande, und alle Befürchtungen der Opposition treten in die Erscheinung. Wo bleibt da die vorjährige Versicherung de- dänischen KricgSministerS, daß mit dem Ausbau der Kopen- hagencr Befestigungen die Arbeiten auf diesem Gebiete ab« Feuillrts«. Die quade Foelke. Roman aus der EmSgau. 4s Von F. Klinck-Lütetsburg. Nachdruck Verbote». (Jorksetzung.) „Ich vermuthe, Frau Räthin, Sie wollen damit sagen, daß Vaters Platz sehr groß und für manchen Fremden auch schcnSwerth ist", zwang sic sich zu einer ausweichenden Gegen rede. „Im Uebrigen findet man einen Unterschied in der Größe der Bauerngüter kaum heraus, es handelt sich immer nur um ein paar Morgen Land und einen etwas größeren oder ge ringerem Viehbestand." Sie hatte sehr ruhig gesprochen, gewaltsam eine innere Aufregung unterdrückend, und damit eigentlich den Zorn der ganzen Gesellschaft erregt. Die Worte, mit welchen die Räthin daS junge Mädchen eingesührt, warenNiemandem als unvasicnd ausgefallen, nur Assessor Buddcnbcrg hatte ein ironisches Lächeln nicht unterdrücken können. Seine Augen ruhten mit un verhohlenem Interesse auf der jugendlichen Erscheinung, die einen so auffallenden Gegensatz zu den Damen seiner Be kanntschaft bildete. In dem Augenblicke, in welchem Foclke eine Taktlosigkeit zu pariren versuchte, war man ausmerksam geworden, und eS fehlte wenig, so würde sie eine scharse Zurechtweisung für ihre „Grobheit" von Fräulein Elsbcth erfahren haben. In dem hübschen Gesicht derselben prägte deutlich der Acrgcr sich au«, den daS Bauernmädchen ihr durch die Art und Weise, wie eS ihre Schwester abgesertigt, bereitet. „Wie viel Kühe haben Sie denn eigentlich?" fragte jetzt plötzlich Assessor Hellwald, Fräulein ElSbeth'S eifrigster Verehrer, dem die bei dem Gegenstände seiner Bewerbungen bervor- gerufenc Verstimmung nicht entgangen war. in etwa« malitiöscm Tone, indem er Fvrlkc von oben bis unten musterte. Diese gab nicht gleich «ine Antwort, die leise Rothe ihrer Wangen verdunkelte sich und breitete sich bi« über da« un gewöhnlich kleine Ohr und den Nacken auS. Sie konnte die an sie gerichtete Frage in der That nicht beantworten. Au ^ jeden Fall lag ihr eine Bosheit ganz fern» als sie mit leicht vibrireader Stimme uttgegncte: „ES thut mir leid, mein Herr, Ihnen hierüber keine Aus kunft geben zu können. Die Aufsicht über den Kuhstall hat die Großmagd." Foelke wandte sich, um weiteren Fragen vorzubcugen, die offenbar daraus berechnet waren, sie in Verlcgenbeit zu bringen, der Frau Räthin zu. So bemerkte sie weder die allgemeine Heiterkeit, welche sie in diesem Kreise durch ihre Worte bcroor- gerusen hatte, noch hörte sie etwas von der spöttischen Be merkung deS Assessors Buddenberg, mit welcher dieser den College;; über die erhaltene, vermeintliche Abfertigung zu necken versuchte. „Gestatten Sie mir, :u meinem Vater zurückzukcbren, Frau Räthin", sagte Foelke, und nun hörte man an dem Schwanken ;hrer Stimme, daß sie sehr erregt war. Dann machte sic der Gesellschaft eine Verbeugung, die von allen Seiten nachlässig genug erwidert wurde. Nur Assessor Vuddcn- berg zeigte sich als ein Mann, dem eS unmöglich ist, einer Dame gegenüber den Anstand zu verletzen. Die Frau deS Hause- begleitete Foelke durch den Garten zurück. Letztere glaubte noch rin mühsam unterdrücktes Lacken zu hören, und sie batte sich nicht getäuscht. Noch ehe sic sich ganz außer Gedörweitc befand, kam die unterdrückte laute Heiterkeit zum Ausbruch. Einer stimmte nicht mit ein, cS war Buddenberg; in seinem scharf ausgeprägten, klugen Ge sicht spiegelte sich etwas von der Verwunderung wieder, welche ibin die Ausgelassenheit der Gesellschaft erregte. Fräulein ElSbeth'S Blicken entging der GesichtSauSdruck de- Assessors nicht. „Finden Sie diese Person in ihrer friesischen Unverfroren heit nicht interessant, Herr Assessor?" fragte sie, von einer leisen Ahnung ergriffen, daß er daS Benehmen der Gesellschaft nicht billige. „Interessant finde ich Fräulein Meinbardi allerdings, nicht weniger um ihre- ausdrucksvollen Gesichte-, als um der Eigenschaften willen, dir man ihr andichlet oder nachrühmt", enlgegnetc der Angeredete langsam und bedächtig, als müsse er sich noch auf etwa- besinnen. „Ich habe durch sie nickt einen Eindruck von Unverfrorenheit empfangen, sondern fühle mich geneigt, dicRuhc eines so jungen Mädchen« zu bewundern, mit welcher e- eine für beide Theile" — er betonte diese Worte besonder- stark — „unangenehme Situation über wand." Deo Worten de- Assessor« folgte ein minutenlange« Schweigen, welche- dann aber von einem spöttischen Auslachen unterbrochen wurde. Fräulein ElSbeth war nicht .mehr im Stande, ihren Verdruß zu verbergen, den ihr die Worte deS Mannes verursacht, dem es so bald gelungen war, ihr ein Gcsübl einzuflößen. dessen sic selbst sich kaum fähig gehalten. „Man sicht, daß Land und Leute Ihnen noch fremd sind, Herr Buddenberg", sagte sie gereizt. „Rübe! Ah bah! Hoch- muth wollen Sie es benennen. Nur Hochmulk, versichere ich Sie. O, Sie kennen diese Proyen nicht! DeS ValerS Geld ist die Ruhe, mit welcher diese Person dem Assessor Hellwald eine so grobe Antwort geben konnte. Dieses junge Mävchen, welches Sie so sehr bewundern, war das c»1ai>t tcrriblo unserer Pension, und Lehrerinnen wie Schülerinnen waren gleich froh, als sie sich von der aiigcncbmcii Gesellschaft des selben befreit saben. Fräulein Mcinhardi Halle einen sehr bezeichnenden Beinamen " „Und dieser war, gnädiges Fräulein?" „Die „quade" oder die böse Foelke Die Bezeichnung war eine sehr richtige. Ibrc NamenSczciiossin, die alle Gräfin, die ihre Gefangene» in der alten Eindencr oder Auricker Burg zu Tode hungern ließ, muß, einem alten Holzschnitt nach z» urtheilen, äußerlich eine nickt zu verkennende Aehnlichkcit mit ihr gehabt baden." Diese Worte riefen einen Sturm von Fragen hervor, welche Fräulein ElSbeth sehr ausführlich beantwortete. Sic entwickelte dabei eine Gründlichkeit, die man bei ibr in allen Dingen am meisten vermißte, nnv cS gelang ihr, sehr über zeugend darzuthnn, daß die friesischen Frauen und Mädchen nickt selten ein psychologisches Rätbscl seien, um so mehr, da sie unter einem sreundlichen bescheidenen Acußcrn einen Ab grund von Grausamkeit und Verdorbenheit zu verbergen ver ständen. Nur Assessor Buddenberg schien durch die Auseinander setzungcn der jungen Dame nicht beeinflußt zu sein, obschon er nickt den Versuch machte, da« von allen Seiten Kart an- aegriffene Mädchen zu verlbcidigcn. DaS ibm eigene maliliösc Lächeln siel indessen noch nickr an ibm aus, und dieses war eS unzweifclhast, da« die Dame bewog, die Unterhaltung aus ein andere« Gebiet hinüberzulenkcn. Sie konnte sich indessen nicht enthalten, noch binzuzusügen: „Ganz abgesehen von den zahlreichen unangenehmen Eiaenschasten viesc« Fräulein«. hat mir dasselbe immer eine instinctive Abneigung eingeslößt. Es bat eine unbeschreibliche Art mit Menschen zu verkehren. Viel mag hierbei der Vater verschuldet habe». Dadurch, daß er sic längere Zeit in einem vornehmen Pensionat untcrgebracht, hat er sie vollend- ver dorben. Sie haben gesehen, wa- ihr die Erziehung genützt. Ein gesellschaftlich-distinguirtcS Benehmen kann nicht anrr« zogen werde», sondern muß nun einmal angeboren sein." Foclke ahnte nichts von dem barten Urthcil, daS an diesem Nachmittag über ibrc Person gefällt wurde, wenngleich sie von Herzen wünschte, daß die Fahrt unterblieben wäre. Ei« Blick aus dci; Vater hatte ibr gesagt, daß dieser durch die Ausnahme, welche er bei dem AmtSgerichtSratb gefunden, wenig sich befriedigt süblc. Sie atbmelc erleichtert auf, al- die letzten Häuser de« Städtchens hinter ibr lagen, und der Wage» abermals aus der Chaussee dahinrollte. Gesprochen wurde nicht. Ussc AljcS hatte sich am Nachmittag in der That schwer geärgert, der Zorn lag auf seiner Stirn und zuckle um seine Mundwinkel. Vielleicht batte er doch ein Ge- sühl, als ob Eigennutz von seiner Eitelkeit Gebrauch gemacht. Gewisse Worte des AmtSgcrichtSrathes konnten ihn kaum darüber im Unklaren lassen, warum derselbe seither große Frcundschast für ihn gesuhlt. Uffe Alses' Gedanken über diesen Punct waren ebenso falsch als seine cbcmaligc Meinung, daß die Eigenthümlichkeit seiner Person, die Achtung vor seiner Ausnahmestellung, welche er als Herr reicher Besitzungen ciniiabm, vollständig auSreicke, einen Mann wie den AmtSgerichtSratb Gutmund seine Gesellschaft suchen zu lassen. Ter liebenswürdige Mann batte Meinbardi mit einer Freundlichkeit ausgenommen, die gewiß eine von Herzen kommende war. Ilm störte der Be such nicht einmal, sondern er würde sich gefreut baden, diesen Man» gastlich zu bcwirtbcn, dem er sich zu aufrichtigem Dank für manche, in dessen Hause genossene friedvolle Stunde ver pflichtet suhlte. ES war nicht seine Schuld, daß Meinbardi sich geweigert, den Nachmittag und Abend in seiner Gesell schaft zu verlebe», wie kesse» Empfindlichkeit, weil er eine an ihn gcricknete Bille, in seiner Eigenschaft als Beamter, nicht hatte erfülle» könne», ibm unbegreiflich erschien. Im Uebrigen machte die kleine Verstimmung, welche Uffe AljeS gezeigt, dem AmtSgericktSrath keine Sorge». Rüdiger geworden, würde derselbe cinscben, daß er eine andere Ant wort nicht babc erwarten dürfen Was war'S denn auch weiter? Nur eine ganz und gar beschränltc Anssassiinz konnte in einer einfachen Zeugenvernehmung, die allerdings für rin junge« Mädchen etwas Unangenehmes haben mochte, rin großes Unglück erblicken. Foelke s Gedanken waren nickt minder »nersreulich als die ihres Vater«. Ihr Gesicht, da« immer einen ernsten Ausdruck zeigte, batte beinahe etwa« Finstere«. In ihren Augen blitzte c« dirwcilen zornig, während sie achtle- über di« reichen land-
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