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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931007026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893100702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893100702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-07
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
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Bez»G<^prerD A d« -d« de» k« «t»»» »«»tick »nd den Vororten «richtet»» Ans. o-de)trlleu,«geholt: ««eneliLhrlich^Il^o. »ei zwetmalig« täglich« Zustellung ms Sau» >l bchü. Durch die Post bezogen für Deutschland »»d Oesterreichs viertestädrlich » 6.—. Direct» tügllche Kreuzbandirubuag .»< Ausland: monatlich >l 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint töqlich '/,7 Thr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Lrd«ctt<« und Lrpr-itiou: Ao >»«»»« «gaff« 8. Die Erve ditto» ist Wochentags ununterbrochen geössnet »o» früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale»: Ott, Me»»'» Gerti». (Alfred Hichdd UniversttLtsstrah« 1« L»nl« Lüsche, Kothartnenstr. 1». pari, und Königsplotz 7. Abend-Ausgabe. ttpMtr.Cagtlilall Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschüstsverkehr. Anzetgen-Vrets die «gespaltene Petitzeüe 20 Pfg. Nerlame» uut« de» Siedactiousslrich (»gl« fpaltra) 50>4. vor de» Familiennachrtchte» (Kgeipalten) «0-^. Größere Echristra laut unserem Prrib- verzeichaib- Tabellarisch« und Ziffern!»- nach höherem Tarif. Extra«Veilagcn (gesalzt), nur mit de« Morgen.Ausgabe, ohne Postbesiirderuna W.»-, mit Postdessrdernug ^l 70.—. Äoaahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Bormittags 10 Uhr. Morgen»Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn- and Festtags früh '/,S Uhr. Bei dm« Filialen and Annahmestellen s« «ta« halb« Stnnd« früh«. Utrzrlgr» find stet« an di» Grdedttta» za richten. Drnck „d Verlag von L. Holz in Leid,»» ^-513. Sonnabend dm 7. October 1893. 87. Jahrgang. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 8. October, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Expedition des I.elp/jxei- laKedlattes. Politische Tagesschau. * Leipzig, 7. October. Die Rückreise, die Fürst VtSmarck heute, wenn nichts Unerwartetes dazwischen fällt, von Kissingen antritt, ist die bündigste Widerlegung der aufregenden Gerüchte, die über sein Befinden verbreitet waren und Nahrung in dem Um stande fanden, daß auch seine jüngste schwere Erkrankung längere Zeit selbst dem Kaiser trotz seines an den Professor Schweningcr gerichteten Ersuchen- verheimlicht worden war. Diese thalsächliche Widerlegung macht eS begreiflich, daß trotz aller Abmahnungcn in FriedrichSruh nicht nur, sondern auch auf den Stationen, die der Fürst bei seiner Reise berührt, Vorbereitungen zu seinem Empfang und zu seiner Begrüßung getroffen werden. Anderwärts be wegt alle treuen deutschen Herzen der Wunsch, daß diese Aufregungen dem Fürsten keinen Nachtheil bringen und daß mit jedem Tage, den der geisteSgcwalligste Bau meister am Deutschen Reiche in FriedrichSruh verlebt, die Nachrichten von dort über sein Befinden günstiger lauten. An diesen Wunsch schließt sich aber auch ein anderer. Daß der Dcpeschenwechscl zwischen dem Kaiser und dem Fürsten bisher ohne weitere Folgen geblieben ist, legt sich wie ein Mchlthau aus die Freude, welche dieses unerwartete Ereigniß im ganzen Reiche hervorgernfen hatte. Immer zahlreicher werden die Stimmen, die überhaupt keine Folgen mehr er warten und die in der Veröffentlichung jener Depeschen nicht viel mehr als einen diplomatischen Schachzug erblicken. So wird der „N. Zür. Ztg." aus Berlin geschrieben: „Dem Dcpeschenwcchsel zwischen dem Kaiser und BiSmarS fehlt die actuelle politische Bedeutung. Der Kaiser knüpfte nicht an, um einen verstoßenen Ralbgebcr wieder zu ge winnen, und BiSmarck antwortete nicht, um von Neuem in die Sonne kaiserlicher Gnade zu gerathen — vielmehr erinnert der ganze Vorgang, nachdem sich der Sturm der ersten Ueberrafchunz gelegt bat, nur sehr lebhaft an ein Wort, daS früher dem Prinzen Albrecht von Preußen gegen den jungen Kaiser in den Mund gelegt wurde: „Bedenke, was die Nachwelt sagen wird, wenn Bismarck stirbt, ohne daß Du Dich mit ihm versöhntest!" Drückt heut oder morgen der große Einsiedler von Friedrichsruh nun die Augen zu, so kann Niemand mehr behaupten, daß er vom Hofe verbannt und in kaiserlicher Ungnade gestorben fei, was sich in patrio tischen Geschichtsbüchern doch später recht unbequem aus- nähme. Betrachtet man die jüngsten Vorgänge von diesem Standpunkt, so gewinnt man Wohl eine richtige und nüchterne Ansfassung, zugleich aber auch die Ueberzeugung, daß derSchritt deSKaiserS ein recht kluger war, um BiSmarck der Nachwelt gegenüber dauernd ins Unrecht zu setzen." Von anderer Seite wird daS Unwürdige eines solchen Verdachtes betont und Hervorgeboben, Fürst BiSmarck habe auS der kaiserlichen CabinetSordre an den Professor Schwe- ninger ersehen müssen, daß jener Schritt des Kaiser- nicht blo- ein kluger, sondern auch ein von seinem Herzen dictirter ge wesen sei. An dem Fürsten BiSmarck sei eS nun, weitere Schritte zu thun; unterlasse er solche, so werde er allerdings inS Unrecht gesetzt sein. Wir kalten uns nickt für berechtigt, dem Fürsten Rathschläge zn ertheilcn; aber jedenfalls würdenalle seine Verehrer, die zugleich den Wunsch des Prinzen Albrecht lheilcn, eS mit hoyer Freude begrüßen, wenn bekannt würde, daß die Veröffentlickung der kaiserlicken CabinctSordre an Professor Schweningcr dem Fürsten Veranlassung zu einer zweiten Depesche an den Kaiser gegeben Härte, von der man eine weitere persönliche Annäherung erwarten dürfte. Von dem Manifeste der Jnngczechen ist eS früher still geworden, als diese selbst erwartet haben mögen. Jetzt spricht man kaum mehr davon, und cs gehört eben die Selbst überschätzung der Jnngczechen dazu, zu glauben, daß die Augen Europas auf ihre Kundgebungen gerichtet sein würden. Nur die französischen Blätter thun den Jnngczechen den Gefallen, sich mit einem Eifer der czechischcn Wünsche anzunchmen, der mit Rücksicht darauf, daß eS sich um eine den Franzosen so fern liegende Angelegenheit bandelt, nur eben dadurch zu erklären ist, daß man sranzösischerseitS Alles aufgrcist, waS man gegen die Mitglieder des Dreibundes auSbeuten zu können meint. Man hätte aber glauben sollen, daß mit Rücksicht auf den Eifer, womit die Ezechen eine Vertretung ihrer Inter essen durch die französische Presse zu erwirken bestrebt sind, die französischen Organe sich wenigstens besser über die Ver hältnisse oricntiren würden. Statt dessen begegnen wir in der französischen Presse mitunter Ausführungen, die von der crafsen Ignoranz zeugen, die sich in dieser Presse immer be merkbar macht, wenn cS sich um die Besprechung scrnlicgender Gegenstände handelt. Sprach docy der „Figaro" dieser Tage in einem Artikel davon, daß Oesterreich von der Gefahr der Losreißung Böhmens und der Schaffung eines selbstständigen KönigrcickeS bedroht sei. Daß kie A l tczechen selbst jetzt, wo ihnen der Ausnahmezustand einigen Rückhalt gewährt, nicht den Muth haben, gegen die Jnngczechen aufzutreten, zeigt sich immer deutlicher. Nach einigen vorliegenden Meldungen werden sogar die mährischen Altczechen gegen den Ausnahmezustand im RcichSrathe austreten. — lieber die Ernennung de» neuen mährischen StatthaltersBaronSpenS-Booden liegen jetzt zahlreiche Zcitungsstimmen vor. au» denen ersicht lich ist, daß diese Ernennung eine günstige Aufnahme findet und daß selbst die gegnerischen Parteien gegen sic nicht« ein- zuwendcn vermögen. Die Czcchcn sind freilich nicht davon erbaut, daß Baron SpenS, wenn auch keiner Partei ange hörend, so doch ein Deutscher ist. Allein selbst Organe wie die czechiscke „Politik" geben zu, daß man von ihm als bis- herigem Justizdcamten eine gerechte Verwaltung zu erwarten habe, und rühmen ihm nach, daß er sich auch in Böhmen zur Zeit seiner dortigen Wirksamkeit als ein rechtlicher Mann erwiesen habe. Die Gerüchte von einer CabinetSkrise in Ungarn, so wird auS Pest geschrieben, sind von der gesammten RcgierunaSprcsse demcn.irt worden und zwar mit vollem Reckte. Die Mitglieder des Ministerium- können unmöglich in der Thatsacke, daß der Monarch die Civilehcvorlage einer eingehenden Prüfung unterzieht, den Anlaß zu einem Enthebungsgesuche erblicken. Die Verzögerung der Entscheidung ist allerdings für daS Cabinct peinlich, jedoch nur wegen des Umstande-, daß die Ertheilung der Vorsanction eben von Organen, welche der Regierung nahe stehen, schon wiederholt voreiligerwcise als eine Frage weniger Tage oder gar als bereit« erfolgt bezeichnet ward. Nach solchen Mißgriffen ist daS Publicum dann natürlick doppelt befremdet, wenn cS erfährt, daß die Vorlage jetzt erst einzelnen Kirckenfürsten zur Beurtbeilung vorgelcgt ward und daß die Regierung nun eine Gegenäußeruilg aus das „Gutachten" der kirchlichen Faktoren abgeben muß. Trotz dieser, von Pessimisten als bedenklich bezeichneten Symptome und trotz des weiteren angeblichen „ Symptoms", daß der Autor der Vorlage» der Justizminister Szilagyi, seit überaus langer Zeit von dem Monarchen nicht empfangen ward, dürste die Zustimmung des Königs ur Einbringung der Vorlage kaum verweigert werden. Die ritischc Zeit — oder wenn inan will — die Zeit der Krisen, wird erst kommen, wenn das Oberhaus sein Votum gegen die Reform abgegeben bat. Die Frage, ob unsere RegicrnngS- männer dann in Wien angesichts der dort bestehenden Strömungen den nöthigen Rückhalt zu Maßnahmen finden werden, welche den Widerstand de» Oberhauses brechen sollen, muß vorläufig als eine vollkommen offene gelten. In Belgien hat der BcrgarbeiterauSstand zu groben Ordnung-Widrigkeiten geführt. Der Streik ist zwar weit davon entfernt, ein allgemeiner zu sein, doch hat er größeren Um fang angenommen, als man erwartet hatte. Auf etwa 150 00V Bergleute, welche in den vier belgischen Kohlen districten vorhanden sind, dürften ungefähr l? 000 Aus ständige zu rechnen sein. DaS Syndikat der belgischen Berg leute, welches, wie üblich, zumeist auS politisirenden Nicht- Arbeitern zusammengesetzt ist, hat mit der Veranstaltung des AuSstandeS in Südbelgien wieder einmal die längst be kannte Thatsachc bekräftigt, daß eS im Dienste der fran zösischen Socialdemokratie steht und den Befehlen der BaSly und Lamcndin blindlings gehorcht; denn der gegen wärtige Koblenausstand in Belgien ist sinnlos, weil er die materielle Lage der Arbeiter nur verschlechtern kann und ihnen zudem die Sympathien der Bevölkerung raubt, welche die fortgesetzten Ausstände nunmehr gründlich satt hat. Die Regierung blickt denn auch, trotz der Versicherung, daß der AnSstünd unverzüglich zu einem allgemeinen sich gestalten solle, der weiteren Entwickelung der Angelegenheit mit Ruhe entgegen und trifft lediglich die üblichen Vorsichtsmaßregeln, um Attentate gegen die Freiheit der Arbeit zu verhindern. Seit den vielbesprochenen Kaltwasserstrahlen der amtlichen russiscken Kreise wollen die Flammen der Russen- begcisterung in Frankreich nickt mehr so hell lodern, wie in den ersten Tagen nach der Ankündigung de- Touloner SchissSbesuchS. Die Pariser Hctzpresse ist darum unermüdlich beflissen, sic durch Ausstreuung von allerhand beunruhigenden Meldungen über schlimme Absichten der Dreibund- mächte zu verstärkter Lohe anzufachcn. DaS Märchen von den deutschen AuSspäbern und Lockspitzeln wird munter, wenn auch nicht eben sehr geschickt fortgcsponnen, dazu gesellt sich jetzt ein andere- von bedrohlichen militairischrn Vor kehrungen Italiens. Es wird der „Voss. Ztg." darüber auS Pari- telegraphier: Hiesige Blätter vcrbrciten seit einigen Tagen Schreckensnachrichten über angebliche italienilcke Truppenanhäusungen an der Grenze, Rüstungen des Rotbcn Kreuzes in Italien u. s. w. Hiervon ausgeregt, fordert „Soleil" die unverzügliche Einberufung der Kammer, da es Lagen gebe, in denen ein Bersäumniß von Stunden die schwersten Folgen haben könne. DaS „Journal des DSbatS" »er. spottet diese Angst und versichert dem „Soleil", daß der Friede augen blicklich nur in seiner Einbildung gefährdet sei. Die Regierung bleibt bei ihrem ursprünglichen Beschlüsse, die Kammern für den 1-1. November einzuberusen. Die Geschichte von den deutschen Spionen und Lockspitzeln, die zu den Russcnsestcn ausgeboten seien, spukt weiter. Al» Erkennungszeichen der Dreibund-Lockipitzcl geben die Blätter besondere» Ueberschwang der Russen-Begeisterung und vorlaute Rufe: „Nied« mit Diesem und Jenem!" (Lies: Nieder mit Deutschland oder Italien) an. Die echten Rusiensreunde werden sich sehr in Acht nehmen müssen, damit ihr Jubel sie nicht verdächtig mache. Schlao- köpfe suchen auS der herrschenden Stimmung Profitchen zu schlagen. Ein BaterlandSireund schlug gestern in tiefbewegten Ausdrücke» vor, dem Zaren den bekannte» mehrfach verkrachten Eisfelthurm in Diamanten als Geschenk des französischen Volkes zu tisten. Das würde eine halbe Million kosten. Jede der 36000 Ge. meinden Frankreichs solle 10 Franc« zeichnen, die fehlenden 140 000 Francs würde die BaierlandSlieb« Einzeln« aufbringeu. Heule schreibt ein nüchierncr Diamantenhändl«. der Diamanten» thurui sei vor einem Jahr« in öffentlich« Versteigerung um 220000 Franken zugeschlagen worden, mehr sei « auch nicht werth und der sinnige vaterländische Vorschlag rühre unver- kennbar vom gegenwärtigen Besitzer des häßlichen Werthstücks her. . . Russenfestartikel aller Art. von Halsbinde« mit Doppel- adlern bis zu Operngläsern in den Farben Frankreichs and Roß» lands, beginnen hier den Markt zu überschwemmen und aaf den Boulevards mit Getöse seitgeboten zu werden. Man ersieht daran«, daß leicht ein neuer Kaltwaffcrstrahl de- Zaren nöthig werden kann, wenn unliebsame Vorfall« während des bevorstehenden FlottrnbesucheS vermiede» werden sollen. Trotz der bochgehenden Wogen der Rnffenbegeisteruog in Frankreich übt der bekannte französische Nationalökonom Le roy - B eaulicu in der Fachzeitschrift „L'Econoniists sranzaiS" an de», russisch-französischen Hanpelsadkammcn vom Sommer v. IS. eine Kritik, die im gegenwärtigen Zeit» punct auch für Deulschland von besonderen! und lehrreichem Interesse ist. Bekanntlich hat Frankreich durch den Vertrag Erleichterungen nur für die russische Petroleumeinfubr gewährt, und zwar nur solche Erleichterungen, welche bereit- vor Ab schluß des Vertrages von Len französischen Kammern be schlossen waren und welche die französischen Petroleumzöllc »och auf einer höheren Stufe belassen, als diejenige ist, aus welcher sich die deutschen Pctrolcumzölle befinden. Leroy Brausten untersucht nun, ob für diese« — objcctiv be trachtet — reckt geringe Zugeständnis; Rußland an Frankreich entsprechende Gegenleistungen gewährt habe, und «r kommt bei dieser Untersuchung zn dem für die Vertreter der frupzo- sischcn Jnleressen wenig schmeichelhaften Ausrufe: Opn- li»»o><ni*-i>»u!» st ötrv <lt?8 6>nurkli<r Der französische Nationalökonom begründet diese- Urtheil u. A mit Folgendem: „Die russischen Zollermäßigungen für französische Maaren sind zwar zahlreich: sie belaufen sich aus 10 bis 25 Proc. des russischen Zolltarifs von» II. Juni 1891. Aber da dieser Tarif für eine sehr große Anzahl von Artikel» exorbitant hoch ist, muß man sich fragen, ob die Ermäßigung der Art ist, daß sie einen bemerken», werthen Einfluß aus den Verbrauch und demgemäß auf den Absatz auSübl. Was die Zollermäßigungen für Nahrungsmittel iConstturen, Alkohol, Wein, Mineralwasser, Käse, Fische und der» gleichen) betrisst, so kann man von denselben irgend einen bemerkbare» Einfluß nicht erwarten. Bei der exorbitanten Hohe des russischen Tarifs für diese Artikel ist eine Herabsetzung um 15 Proc. ohne Bedeutung. Ebenso sind die Ermäßigungen für Cemcnt, keramische Artikel, Ehemikalien, Lederwaaren, Gewebe, Pianinos u. s. w. nur unbedeutend." Alle« in Allem bezeichnet der französische Nationalökonom die Convention als eine „sehr schüchterne und sehr beschränkte". Möge man in Rußland diese- Urtbcil würdigen. ES wird die Erkenntnis; fördern, daß sür Deutschland die Bortheilt des russisch-französischen Abkommens in keiner Weise ein auch nur thcilwciseS Aequivalcnt für die Gewährung de« deutschen VcrtragStarisS bilden können. Die Anschncidung der marokkanische» Franc 'durch Spanien bat in der diplomatischen Welt einige Bewegung Fruilletsn. Die quade Foelke. Roman auS der EmSgau. ei Bon F. Klinck-Lütetsburg. (Fortsetzung.) R-idtruck Verbote». Bernd wiederholte seine Klage bezüglich der vielen Kopf arbeit. „Ich will überhaupt nicht mehr bleiben", fügte er hinzu. „Ich pfeife auf die ganze Theorie. Insbesondere sür unS ostfriesische Bauern bat sie gar keinen Werth. Da« Land ist nickt ander- geworden und daS Getreide auch nicht. Mit dem Vieh aber? Ich sollte meinen, für uns passen keine Schweizerkühe und keine Heidschnucken. DaS weiß ich, ohne daß mir ein dummer Schulmeister cs sagt." Die Worte waren im Tone höchster Unzufriedenheit ge sprochen. Uffe AtjeS beantwortete diese Auslassung zunächst nur mit einem überlegenen Lächeln. Erst nach einer kurzen Pause sagte er: „Du bist ja gewaltig fix bei der Hand. Boden und Ge treide sind nicht anders geworden und mit den Biehraccn kann eS ein Jeder ballen wie er will. Wir hängen ja auch ganz besonder« am Althergebrachten. Ich sollte aber meinen, die Fortschritte, welche im Laufe der Jahre auf landwirth schaftlichem Gebiet gemacht worden sind, zwingen den Bauern « zu prüfen und das Beste anzuwenden." „Ich weiß von dem Kram gerade genug. Uffe AtjeS — Ohmke, nun laßt mich aber in Ruhe. Michaeli gehe ich ab und damit gut. Ick will jetzt heiralhen. Foelkc und ich sind beide alt genug. Was soll noch das lange Hin- und Her ziehen?" Uffe AtjeS warf einen etwa- besorgten Blick nach dem Eingang, unter welchem seine Tochter eben wieder mit der dickbäuchigen zinnernen Kaffeekanne erschien. „Rede jetzt nicht davon, Bernd — Du willst doch nicht Alle« verderben?" Bernd BrunS blickte den Oheim mit dem Ausdruck höchster Verwunderung an, und ihm schwebte sichtlich bereit- eine Entgegnung auf der Lippe, als sein Blick auf die Eingctrctcne fiel. Er schwieg. Während Foelke für die Bcwirthuog de» Gaste« Sorge trug, war er rin Gegenstand ihrer Beobachtung. Nicht minder verwandtschaftliche- Interesse, als Theilnähmc sür einen Jugendgenosscn, der eine Reihe von Jahren in ihrem Eltcrnhause verbracht, ließen sie ihn wiederholt prüfenden Blickes mustern. Die Prüfung befriedigte sic nicht. Bernd niußte wirklich krank sein, er sah ganz verfallen ans, was bei seiner hünenhaften Gestalt um so mehr auffiel. Sein Gesicht, dessen Röthe sie sonst beunruhigt, war bleich, die Augen lagen tics in ihren Höhlungen und der rothe Backenbart konnte nicht die Magerkeit seiner Wangen verdecken. Bernd hatte in der Stadt ohne Zweifel ein furcklbar wüstes Leben geführt. Am Nachmittag hatte Ufse AtjeS mit seinem Neffen eine lange Unterredung, die nicht ganz zur beiderseitigen Zufrieden heit verlief. Der Elftere sah seinen LieblingSplan gefährdet, der Letztere hatte sich Dinge sagen lassen, die ihn ärgerten. Er überlegte sogar, ob eS nicht besser sei, da« Hau« de- OheimS sogleich wieder zu verlassen. War er nicht sein eigner Herr? Und WaS lag >bm denn schließlich daran, ob Foelke seine Frau wurde oder eine Andere ? Besondere Vorliebe batte er nie für sie gehabt. Mädchen gab es aber doch wahr lich genug in der Welt, und er brauchte nur znzulangeii Bernd BrunS war indessen nicht in der rechten Stimmung, einen Streit anzufangen, sonst würde Wohl gleich eine heftige Auseinandersetzung mit dem Oheim, dessen Herrschsucht ihm längst nicht mehr paßte, erfolgt sein. Dazu kam, daß er sür den Augenblick nicht recht wußte, wohin seine Schritte lenken. Er batte die Stadt aus besonderen Gründen verlassen und konnte nicht dahin zurückkehren. Sein Platz aber war noch dis zum Frühling de- kommenden JabreS verpachtet. So blieb er. Nachdem aber sein leicht erregter Zorn sich erst wieder abgekÜhlt, dachte er auch nicht mehr daran, fort- zugehen. Die Stille im Meinhardi'schen Hause thal ihm wohl, und er sah sich mit Freundlichkeit begegnet, sogar von Seiten Foelke'«. Vielleicht hatte der Oheim ihn nur bange machen wollen, derselbe wußte genau so aut wie er. daß eS ihm nicht leicht werden würde, eine paffende Frau zu be kommen. Die PlatzbesitzerStöchter batten da« Dorf und ihre Güter niemals verlassen, die ganze Welt war ihnen fremd, und Bernd Brun« konnte sich eines leisen Grauen- bei der Vorstellung nicht erwehren, daß eine solche im „Fünsschasts- rock" und Heller Kattunjacke in seiner Wirtschaft sckalten und walten sollte. In der Stadt hatte er einer andern Sorte von Frauen Gesckmack abgewonnen. Foelke hielt bei der Arbeit zwar aus die ostfriesische Tracht und man sah sie an Wochentagen selten im Kleide; aber der glänzende, faltige, blauschwarze Rock konnte eine Gestalt wie die »hre nicht plump machen und die Helle Kattunjackc mit angekräustem Schooß und kurzen Acrmeln schien ihr besonders gut zu stehe». Bernd BrunS hatte immer ein offenes Auge sür Foelke'S Vorzüge gehabt, und wenn er, so lange er denken konnte, mit ihr auf dem Kriegsfüße gelebt, so war die- nur eine Folge ihrer Ueberleaenheit, die sie unbewußt geltend gemacht. Bernd war ein wüster Geselle gewesen und ihr llrlbcil über ihn, mit dem sie niemals zurückgchaltcn, batte ihn stets zum Zorn gereizt. Es ärgerte ihn, daß sic ihn durchschaute. Schon früher, wenn er irgend eine ungerechte Handlung, «ine Roh heit begangen, und sic ihn mit ihren klaren, klugen Augen vorwurfsvoll angeblickt, war ibm, waS alle Vorstellungen seine- OheimS und Vormundes nicht bewirkt, plötzlich bewußt geworden, daß er etwas gethan, da« er selbst nickt billigen konnte; aber einen bessernden Einfluß hatte diese Erkenntniß trotzdem nicht auSgeübt, sondern ihn nur aiigestachclt, sich an Foelke dafür zu rächen, daß sic niedrig von ibm gedacht. Seit Jahren war er von der Absicht de- Vormundes, an- ibm und dessen Tochter ein Paar zu machen, unterrichtet ge wesen. Anfangs hatte er diese Idee nur belacht. Er sagte sich, daß er gewiß nicht so dumm sein werde, sich eine der artige Oberaufsicht sür das Leben aufznbürdcn. Die bloße Vorstellung davon, daß Foelke'S Augen seine Handlungen überwachen, ihre Obren seine Flüche und Schimpsworte hören würden, konnte ihm da« Blut ins Gesicht treiben, und so lange er im Meinhardi'schen Hause gelebt, batte er gedacht, daß ihm nur wobl werten könne, wenn er sie nicht mehr sehen würde. Die Entfernung von ihr übte indessen eine entgegengesetzte Wirkung au«. Sein Aufenthalt in der Stadt, der Besuch einer guten Schule, der Umgang mit Söbnen achtbarer Eltern batte Bernd BrunS schon nach kurzer Zeit vollständig verändert. Als er in den nächsten Ferien den Oheim besuchte, war dieser nicht minder erfreut al« Foelke, daß er so manche üble Angewohnheit abgelegt. Er fluchte nickt mehr, eS kam nickt wieder zu blutigen Schlägereien zwischen ihm und seinen Altersgenossen, bei welchen er stet- insofern eine große Rolle gespielt, al« er immer der Anstifter derselben gewesen war. Daß er dagegen fleißig die Dorfscyenke besuchte und inan sich bald heimlich zuraunte, daß Bernd BrunS sich dem Laster de« BranntweintrinkcnS ergeben habe, davon erfuhren Uffe Atje« und seine Tochter lange nicht«. So waren Bernd und Foelkc sich unbemerkt näher ge rückt. Sie hielt ihm keine Moralpredigten mehr und da« Zusammenscin mit ihr machte ihm die Langweiligkeit der Ferienzeiten vergessen. Ohne sie würde er den Aufenthalt im Dorfe gar nicht mehr ertragen haben. Sie hatte für alle Dinge ein offenes Verständniß, ja, sie verkehrte sichtlich gern mit ihm und sah seinem Kommen mit unverhohlener Freude entgegen. Einige Jabrc hindurch gab Uffe AtjeS sich einem trium- phirenden Gesükl der Freude darüber hin, daß seine Erziehungs methode den Löwen gebändigt, und beobachtete mit heimlicher Genugthuung den Verkehr zwischen Bernd und seiner Tochter. Erster« begann von seiner späteren Verbindung mit Foelkc als von etwa« Selbstvcrständiichci» zu sprechen. Er hätte in der Thal nicht gewußt, welches andere Mädchen im Stande sei» würde, ihm da« spätere Leben, welches fest und sicher vorgezcichnct seiner wartete, erträglich zu machen. So sehr ibm auch daS Leben in der Stadt zusagtc, so groß die Ab neigung war, die er dem Landaufenthalt cntgegenbrachtc, niemals wäre cS möglich gewesen, daß Bernd nur mit einem Gedanken die Möglichkeit, sein Erbe zu verkaufen, erwogen. Nie batte vor ihm ein ostsriesischer Bauer den ererbten Besitz veräußert, und das zäke Festhalten an demselben war vor allen Dingen rin Grnndzug seines Charakters. Bernd war sehr geneigt, den Oheim für einen ganz be sonder« klugen Man» zu halten, als er seiner Tochter eine Bildung zntbeil werden ließ, die sie nicht nur in einen Con- slict mit Allen brachte, aus deren Verkehr sie ein lange« Leben hindurch angewiesen sein würde, sondern sic auch der Gefahr aussetzte, einer Thätigkcit entfremdet zn werden, die sür eine Stellung, wie sie ihr bestimmt wurve, eine Noth- wendigkeit war. Daß die ganze Cbarakieranlage de« jungen Mädchens tiefe Gefahr glücklich »mschisste, war zweifellos nicht das Verdienst tcS Vaters. Wenn aber Bernd Brun« Foelke beobachtete, wie sie mit dem Verstand einer erfahrenen Frau daS große Hauswesen leitete, so hatte er doch immer daS Gefühl, al« ob Uffe AtjeS hier Großes geleistet, und so wurde cS möglich, daß er, der Niemandem eine Autorität über sich eingcränmt, diesem gegenüber sich fügsam zeigte und dadurch sich dessen besondere Zuneigung und Nachsicht er- rilnacn batte. Auch Foelkc batte eS früher als etwa- Selbstverständliche« betrachten gelernt, daß sic in einem gewissen Alter die Gattin de« Vetter» werden würde. Sich gegen eine Absicht oder den Willen ihre« Vater« auszulchncn, würde ihr unmöglich er schienen sein, und e« war auch so in Ordnung. Bernd Brun«'
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