Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931012017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-12
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
723S rille« uruen Schulgebäudes im südlich« Thrile de« Stadt bezirke« L.-Eonnrwiy, auf sich beruhe». Zustimmung fintet die Vorlage wegen der Abschätzung Le» unbrweglilben, in bas Verzeichnis de» Stammvermögrns einzustellenden Besitze« der vormaligen, am l. Januar l8S0 mit der StattgememLe Leipzig vrreinigten Vororte. Zu der Vorlage, betreff«»» den HauSbaltplaa der Parochie L -Plagwitz für da» lausende Jahr, beantragt der Finanzausschuß, l) dem Natde gegenüber da« Recht auf Zustimmung zu Len Vereinbarungen mit der Kirchengemeindr L.-Plagwiy bezüglich der seilen» der Stadlgemeinde vorge- schvsfenea l8 200 zu beanspruchen, 2) Einverständniß damit zu erklären, daß obige >8 200 in frch»jährigeu gleichen Raten, mit 1893 beginnend, der Sladtgcmeinte zurückgezahlt werden, 3) im Uebrigcn Bedenke» gegen den Haushaltplan nicht zu erheben Herr Vorsteher Or. Schill bringt hierzu in Rücksicht aus die finanzielle Ealamität, in der sich die Kirchengemeindr Plagwitz befindet, eine Kalamität, w-lckir von Herrn Professor v. Zahn aus führlich dargelegt wird, den Antrag riu, den Antrag de» Äu»schusseS all l dahin zu fassen, bei» Ralhe gegenüber zwar da« Recht auf Milsestsleäung der alljährlichen Ratenzahlungen in Anspruch zu uehnien, >m Uebrigen aber die AuSschuß- anträge abzuleknen. E« muß kierzn bemerkt werden, daß nach den Entschließungen de» NatheS die jährlichen Rück zahlungen nur IO00 ^ betragen sollen. Der Antrag de« Herrn vr. Schill wird mit erheblicher Mehrheit angenommen uud erledigen sich dadurch die Au-schußantrLge. Der letzte Puuct der Tagesordnung betrisft die Haupt- rechnung der Stadt Leipzig aus La» Jahr l89l. vor behaltlich der Prüfung einiger Sxecialrechnungen wird die Hauptrechnung als richtig erklärt. Mehrere gestellte Anträge finden Annahme, unter Anderen den Mehrauswand von -»300 ^ für Errichtung eine» siebenstelligen Pissoir» an der Wilksluthdrücke zu genehmigen, nur wird den, Rath zur Erwägung a,>he.»„gegeben, diese Anstalt im Ritler- werder zu erbauen. Erinnert werken die Ueberschreitunge» l ei den Eonten u. Herstellung einiger Straßen de» Reudnitz» BebanungSplaneS, b. Neubau eine» Siechenbause», e. bauliche Herstellungen in einigen Grundstücken der Riebeckstraße, ck. ver schiedene Ausgaben. Das Lyceum für Damen. Me aus dem Aiizeigeatheil d. Bl. ersichtlich ist. beginnen die ..Wissenschaftlichen Lehrcurse" de» LyceumS für Damen Sonnabend, den 11 d. MlS., Mcllstrasie »6, un Erdgeschoß- Trotz de« lü jährigen Bestehen» der Anstalt bedarf e» noch immer eines Hinweises aus Lehrplan und Lehrziel derselben: Beide«: Plan und Ziel ist von dem Eiedanken bestimmt, der erwachsenen weib lichen Jugend der gebildeten Stände »ine Fortbildung zu gewähren, die den in der Schule emvivngenea Unterrichtsstoff ver liest und erweitert uud die Vorbereitung zu dem eigentlichen, dem naturgemäßen und zugleich idealsten und schwierigsten Berufe, dein Erztehungtberuse gewährt. In ltiiicksichl aus Vertiefung und Erweiterung de« in der höher« lNädcheuichute oder in einer guten Fortbildungsschule erhaltene« Unter» lchisstoil»« sind Literatur und Kunstgeschichte, politnche Äe- chichle, die modernen, sr»»,d»n Sprachen und die lateiuiiche Sprache, sowie die tniisiterijchen Uebuuge», Zeichnen, Gesang, tOhinnastik »ingesührt. In Rücksicht aus die „Vorbereitung :i dem ErziihungSberuse" sind „ lkrziehungslehre, Geschichte der Erziehung, Gesundheit-Iedre, Geometrie und Naturiviss«»- ichastcn" vbligaloriichr iSegeiiklände für diejenigen Schülerinnen, die «in Zeugniß der Anstalt erlange» »volle»; ebenso da« HoSpIttrrn in» Kindergarten und tu einer Elementarschule. Trotz diese» orga nischen Zusammenhanges der einzelnen Uuterrtchtsiächer ist die Be- ibeiligunq an jedem einzelnen Lehrgegenstandr gestattet. LS sind dieje,ilgen Perioden an» der Literatur und Kunsigcschichl«, au» der volitiiche» Olcschichte gewählt, dir besonder« dazu geeignet sind, da« Berslundniß sür unsere gegenwärtigen Zustände aus den Gebieten de« künstlerischen, politischen und sociale» Leben» zu «rössnen. Die beiden Periode» der deutschen Literatur sdie erste Blülhezeit und die Glanzverwde, die eigentliche klassisch» Periode) werden in -wei Wintersemestern durchgenomme». Die kunstarschichtlichen Borlragr beziehen sich in einein Winterhalbjahr aus die „griechisch- »äiiiische Kunst", in zweiter aus die „italienische Renaissancezeit". In der Geschichte werden La» achtzehnte und da» uelluzehilt« Jahrhundert in zwei Winterhalbjahren behandelt. Ta« Problem der weiblichen Fach- und Berufsbildung, da» jetzt mehr a>« je zuvor die Gemülher beschäftigt, lösen zu Helsen, ist auch da« Lhecuin bemüht. Nicht eine gelehrte Fachbildung, sondern eine wissenschaftliche Berufsbildung, die auch praktisch vnweilhbar ist, wollen die wissenschastlichen Lehrcurie geben Nicht ein zusanuuenhanglose- Nebeneinander von einzelnen Fächern, wie es in Selectrn, Kränzchen rc. au» Mangel an einem «inhettlicheu Lehrplan und Lehrziel der weiblichen Jugend gebotea wird, sondern eine „höhere Lehranstalt" !ür die Töchter der gebildeten Familien ist da» Lyceum, dessen Bedeutung für unser Familien- und Volksleben uur Diejenigen vollauf schätzen, dt« r» keauell gelernt habe». BelanntUch hat da» Lyce um für Dame» auch eine Abtheilung: „Wissenschaftliche Vorträge", di« in jedem Winterhalbjahr der reijeren Frauenwelt geboten werden. Da» Luratorim» ür« Lheeiiin» ist bemüht, die besten Lehrkräfte auch sür diese Vorträge zu gewinnen und durch die Wahl der Gegenstände möglichst vielseitiges Interesse zu erregen. In diesem Jahre werden Vorträge au« dem Gebiete der Geologie statt- Iindru. Herr Geheimer Oberbergrath Credner hat dir Vor träge sreundlichst überuvmmeu, die Anfang November beginnen werden. Wir machen noch aus den dritten, seit 1878 bestehenden Eursu» im Modcltire» und Zeichnen ausmerksai». Im Ikunslverein «! ädtijchen Museums ist ieqi rin» Büste und rin Relief von der hier > > beliebt gewesenen Lvcrnjäi'geri» Frt. Paula Mark ausgestellt, cus eine frühere Schülerin des ModellircursuS Frt. Alexandra Kindermauli unter Leitung de» Herrn Srssner gesrrtigt. „WaS nachhaliigen, dauernden Einfluß gewinnen soll, muß sich aus alle tkreij« der GAellschait t »ziehen." Tieiem Ausspruch getreu, bat der Verein sür Familien- und Volk-erziehuag sein« Ausgabe ersaßt. Ein innerer Zusammenhang besteht zwischen den Bolk»kindrr. gärten, dem Seminar sür 1tiiidergärt»erinnea nud dem «lssenschistlkche, nnd r»,stl«r»»che, Lehre»,s, he« LM»»««: sie be^oecke, »tu« harmonisch», akksetlig« Entwicklung der Ktndbrit, «in« inielleciuelle Btldn», der Frau als Erzieherin de» «rschlechle« der Zukullft. Di» Mittel gesunde» za habe», welche da» Ursprüngliche der «at»r erhalt» ,»d welche je nach Jndtvtdnalttt« „d Leben»laae der weibliche« Jageud dt» höchsten Vudu^Setement« zasahrea, ist da» Verdienst de« jüngsten, schüpferischea^tdagoge,: Frtedrtch Frsbel. Zoologischer Garten. De* idhimpausr. «»«gedehnt» HandelSbezie Hungen haben jetzt den Zoologische» Garten in den Besitz eines seltenen Affen gebracht, der immer zu einem Schau- uud WnaLerthirr der Thiergärten und Menagerien ählte: ein LH Im pansr langte gestern hier an. ES ist rin wuuder- icher stanz. In seiner Organisation dem Menschen am nächste» tretend, verbindet da« titteressant» Geichövj mit einem Grad von Intelligenz de« trtzteeen den »hirrischea Charakter und wird somit zu einem vereinzelte» Punet in der Scala der Danotu'jchr» Ent- wickelungSgeschicht«. So lauge sich nnser neuer Ankömmling, den die Zoologie ml« Liwi» tro^iockzie« bezeichnet, di« noch nicht rin- gewöhnt hat, läßt sich »och kein zntreffendeS Urtheil über sei» Leben und Wesen fällen. Rur da« Eine weiß man bereit», daß er nicht umsonst den Namen „Menschenaffe" trägt, daßer, wie der Meuich, bald freudvoll, bald leidvoll zu sein vermag. Al« der Ehimpanse nach seinem Eintreffen im Autilopenhauj« Quartier bezogen und dort de» Besuch ietur» »enen Besitzer», Herrn Ernst Piokert, der bei dieser Gelegenheit zur Ve rübung seine» neuen Gaste» selbst in den Küsig kroch, empfangen attr. zeigt« «e allerdings sehr viel Menschliche», indem er sei» Plattgciicht entsetzlich in di« Breit« zog und unter Hinweis ans rin unheimliche« Zähnefletsche» zu verstehe» gab, daß ihm rin andere» Logis auch lieber gewest» wäre. Da« daraus folgende Adendeffen beruhigt» ihn. Es gab The«. Weißbrot» »ad rin Glat Rothweia. Wie er erst traurig und mürrisch gewesen, so wurde er dann »ach diesem lucullijchem Mahl lustig uud ausgeräumt. Wiederholt wiegt« er sich unter Lautro de« Wohlgefallen» hin und her, ans und nieder, schmunzelte, indem er die flach« Unterlippe weit über die Oberlippe hervorzog und so dem flache» Prosit eine merkwürdige »Schaut«" verlieh, und verflieg sich zu einem »narticulirten „Ha, ha, Hel" Dann wickelte der Ltziinpanse sich behutsam in den Strohkranz seine» Gelasse«, schlug di« wanne Pferdedecke um seine Schultern uud de- trachtete mit klarem und seelenvollem Blick seine Umgebung. Wie originell Iah da» behaarte dicke Kerlchen an», wie verschmitzt lugt« er aus seiner molltgeu Umhüllung hervor, um den Hol« noch dt« sonderbare Cravatt, tragend, die ihm die Matrosen in Form eine» alten Hosenträger« vorsorglich umgedunden hatten. Erst vor Kurze« kam da» hübsch« gesunde Thier mit einem Asrikadampser in Hamburg au» seiner tropisch«» Heimath mit einem Drill und drei Mandrill« an und ging sofort in den Besitz de» hiesigen Zoologischen Garten» über, welcher ihn nunmehr ai« eine» seiner seltensten und werlhvollsten lebende» Jnvcntarstücke betrachtet. Wie der Augenschein lehrt, ist der Lhimpanse beträchtlich kleiner al» der Gorilla, auch im Rumpfe kürzer. Da» hiesige Individuum, welche» al» «tn raffeechter Vertreter de» Gliedes der Menschenaffen gelten darf, überrascht durch seine frappante Aednlichkeit seiner Physiognomie mit dem verkümmerten Antlitz eine» plattnasigen Homo nrpivu», dem am »nrasirten stinn die weißen Borsten sprießen. Mil übergeschlagene» Beinen, die langen Arme über den Tonnen- bauch gelegt, Io sitzt regungSlo» wie ein träumender Türke unser Lhimpanse im Stroh. Sein schlichtes, schwarze- Haar, da» aus dem Kopse etwa» gescheitelt ist, wird an den Wanzen barlähnlich lang nnd bedeckt dich« Schultern und Nocken. Di« langen Finger der inwendig nackten Füße trogen hornbrann« Nägel; di« mu-kulösen Anne reichen über die Kaste hinaus. Zu dielen benttrkenSwerlhen Eigrnthümltchkelteu im Vau de» Thierr» treten noch große abstehende Ohren, tritt der gestreckt« stopf, die stark zurücktretend« Stirn und di« kleine platte Nase. ES ist viel darüber geschrieben worden, daß der Lhimpanse in de» Ur- Wäldern seiner Heimalh zum Schutze und Unterkunft seiner selbst und seiner Nachkommen storcharllge Nester baue. Wer ihn hier in seinem neuen Daheim bei der Verrichtung seiner au» Stroh bestehenden Schlasstütte beobachtet, wird die unvrrkrnabar» Anlage diese» Thierr» zum Nestbau nicht in Abrede stellen können. Mit der Erwerbung de» gedachten Lhinipausen hat unser „Zoologischer" einen guten Griff gethaa, er hat rtu zugkräftige» Schaustück ersten Range» gewonnen. —ru. Eden-Theater. Ueberrascht von dem Glanz der sceaischeu Lffect», wie sie in den leuchtenden Wunder-LaScade», in der Feeri» der „Amazonenschlacht" zu einem so bestrickenden AuSdrnck gelangen, sieh» der Besucher Le» Eden-Theater» aus dem KöatgSplatzr den Vorhang fallen und den Schluß einer Vorstellung verkünden, Hst ihm de« Sehen»- werthen und Unterhaltenden in Menge geboten hat. Genußreichere Slnnden sind kaum anderswo z« verlebe», al» hier in den Vor stellungen der Magst und der Sinnestäuschung. Im Handumdrehen verleiht der in magischen Kunststücken aller Art wohlbewanderte Direktor B. Sch «nk «einen plattaedrückten Hampelmännern Leben nnd Bewegung, er läßt blitzschnell «in Pferd von derBühue verschwinde», um e» im nächste» Augenblicke wieder erscheinen zu taffen, er heißt ein» hotd« Fre.ASrolithe, Lustpromenadeu machen, und« dtctirt einer freiliegenden Trompete den Ton, einem Todtenkopf unter der Glasglocke dar rhythmische Klappern der Kiefern. Wo» bringt der liebeuSwiirLioe Zauderer nicht Alle» au» seinem Hute: Tauben, Ferkel und Gänse, Knilchen, Würfel und Käfige, Lampion» und Bouquet», umrollt von nicht endendem Papier I Aus einen Spiegel zaubert er die schönsten Rosen. Lr läßt sie blühen, welken und vergehen, kurz, sein Pro gramm ist reich und unterhaltend. Ei» stark« Besuch, Abend für Abend, da» Prächtig decorirst Hau- füllend, brückt mehr al» alle» Andere die Anerkennung au«, welch« man den sehenSwertd»» Vorstellungen de« Lden-Thrater» io den writesten Kreisen schenkt. Monstre-Borstellungen sind sie zu nennen, denn groß ist dir Zahl L« Nummer», die da» jeweilige, stet« an Abwechslung sehr reiche und immer neue Programm «nt- hält. Lin Besuch de« Lden-Thrater» sei erneut empfohlen; r» wird Jedermann von dem dort Gebotene» »oll befriedigt sein. Vermischtes. Altknbnrg, 10. Oktober. Am Sonntag fand hier dir 3. Wändrrvrrsammlung de» mitteldeutschen Philatelisten- verdande» statt, und zahlreiche Freunde der Briesmarkenkunde hatten sich riugesuadrn, um wichtige VerbandSangelegenheiten zu beralheu. Nach der Begrüß»»« »» Seite, dg« hsesigeu OrtSvrrria» durch Herrn Gastwirth Schott übernahm He« Balkr au« Gößnitz den Vorsitz uud erledigte verschiede»«Eingänge. Herr Glasrwald-Äößuitz gab al» Schriftführer de« verbände« bekannt, daß der international« Verein für Localmarken kund« mit dem .Mitteldeutsche» Phiiatelistrnverband- verschmolzen worden sei, wodurch di« Zahl der Mitglieder a»s 500 angr- wachsen ist. Zu den bestehenden Ort»v«r«inrn sind zwei neue (Glauchau und Reichenbach i B.) gekommen. Der in der Tauschverbindung erzielte Umsatz von Briefmarke» be trägt in diesem Jahr« bereit» I8S5vuk und dürste bi» zum Jabresschluß aus 25 OVO -F steige», während >m vorigen Jahre uur für lS OOO Briefmarken umgesrtzt wurden. Ter Verband-beitrag wurde aus 4 festgesetzt und der Beschluß gefaßt, daß die nächste Jahre «Versammlung in Gößnitz stattstndru soll, während der Ort sür dir nächste Wau der Versammlung noch nicht fest bestimmt wurde. — Karlsruhe, lO. Oktober. Der „Badischen Corrrspon- denz" zusvlae babrn dir Regierungen von Preußen und Hefte» dem Vorschläge Badens, die Bahnhöfe der Mai»- Neckarbaha und der Badische» Bahn ia Hridrlberg zu- sammenzulegrn, zugestimmt. Nächste» Frühjahr dürste die Umgestaltung beginnen. --- München, 9. Oktober. Ein süddeutsche» Blatt erzählt von einem keinen Roman der ältesten Tochter eine» bayerischen Prinzen. Nach Dem, wa» ich erzählen hörte, ist an der Sache etwa», wenn sie auch nicht ganz so verlief, wie da» Blatt berichtet. Bor tinigen Monaten hielt der Kaiser von Oesterreich für einen jungen Erzherzog um die Hau» der Prinzessin an. Wider alle« Erwarten schlug die Prinzessin die Hand au», indem sie offen erklärte, ihr Herz ei nicht mehr frei. Man denke sich da» Erstaunen im prinz- ichen Palai». Und just am gleichen Tage fuhr eine Prinzessin an der Front der Residenz vorüber, au der die Residenzwache liegt. Dir Wache trat m» Gewehr, der Offieier salutirte. Ein Miethwagen kam de« Wege». Der herrschaftliche Kutscher parirte zu heftig. Da» Hanopserd der prinzlichen Equipage lürzte. Der Officier sprang vor, hals der Prinzessin und ihrer Mutter au» dem Wagen. E» war nur «in Blick, aber er sagte der Mutter, wa- da« Hrrz der Tochter gefangen habe. E« war ein junger Lieutenant au» frriherrlicdeni Geschlecht. Al« er noch in der Pagrrie gewesen, war er manchmal mit anderen Edelknaben in da» priuzliche Palai» geladen worden und da halten sich die Augen und die Herzen gesunden. Wenn er dann seinen Braunen durch dir Schwabiuzer Landstraße courbetliren ließ, oder eine priuzliche Equipage a» gewissen Tagen an der Rcsidenzwacht vorüberslog, dann batte sich wieder ein Eapilet in diesem Roman abgespielt. Der Herr Vater brauste auf, aber die Frau Mama legte dir Haud beschwichtigend auf seine Schulter. Der Lieutenant wurde nach Metz versetzt. Der Erzherzog sah die jüngere Schwester der Prinzessin und hielt nm »brr Hand an, und in Bälde wird sie da« Band der Ehe umschlingen. Ob der frllhlingS- zarte Roman ihrer ältere» Schwester ebenfalls, wir da« süd deutsche Blatt wissen will, bald am Altäre seine Erfüllung finden wird, weiß ick nicht, aber wahrscheinlich ist e«, -» steht ja die Mutter der Tochter zur Seite. Erks. Z.) --- Das Haberfeldtreibru in Miesbach. Ueber da» von un» bereit» gemeldete Haberfeldtreiben bringt der „MieSbachrr Anzeiger" einen auSsubrlichen Bericht, dem wir Folgende» ent- ncbmcn: Seit Wochen schon ging da» Gerücht, daß die Haderer unserem Markt einen Besuch abstatteu würden. Besonder bestimmt trat diese» Gerücht am letzten Sonnabend auf. Uebrrall wurde erzält, daß in der Nacht zum Soniitag in MieSbach getrieben werden solle. In der Tbat bestätigten mancherlei Anzeicheu, so vereinzelte Gewehrschüsse, welche, wohl in der Absicht, bezüglich der in Aussicht genommenen Oertlichkeit zu täuschen, nach Dunkelwerden au- vrr» schiedcnea Richtungen ertönten, die Bermuthung, daß etwa» im Werke sei. Um die neunte Stunde sand man die Thür de» Glockenhause» zur hiesigen Pfarrkirche ver nagelt. Der Meßner und sei» Gehilfe halten sich indrß schon vorher in den Glockenraum begeben, um beim ersten Anzeichen zugegen zu sein und Sturm zu läute». Ebenso hatte da» kvnigl. Bezirksamt MieSbach zur Vorsorge Nach mittag» fast die gesammte Gendarmerie-Mannschaft des Bezirke- (l7 Mann) telegraphisch nach MieSbach berufen. So wurde in leicht begreiflicher Aufregung und Spannung der MittcrnachtSstmide entgegenaesrhen. ES schlug 12 Uhr, bald 1 Uhr, noch regte fick nicht». Schon glaubte» Manche, c» sei für heute vorbei und die Haderer hätten sich eine» anderen besonnen. Da plöhlich krachte in nächster Nähe de» Markte» ei» Schuß durch dir Stille der Nacht, ein Heidenlärm erhob sich, wie Pcletonfeuer folgte Schuß aus Schuß, ja ganze Salven, da zwischen ertönten Kuhglocken und dumpfe Schläge aus einen hohlen Gegenstand. X tewpo, gleich nach dem ersten Schuß, läuteten die Glocken der Psamkirchr Sturm, ihre harmonischen Töne mit der Di-Harmonie da draußen vermengend. Fast ganz MieSbach eilte auf die Straßen, dem Schauplatz de» nächtlichen Seandal» zu. Da» Getöse, au» de» Gewehr- läusen aufflammrnde Blitze, durch die Luft zischende Raketen ließen bald den Standpunkt der Ruhestörer er» kenueu. E» war rin zu diesem schimpflichen Vorhaben günstig gewählter Platz, da» südlich der Plntzergrubrn- Anlage auf d« einen Seite steil nach der Schlierach und dem Bahngleisr abfallende, auf der andere» Seite von dem brwaldetrn Birknergrabrn begrenzte ausgedehnte Plateau, da» sogenannte Stadrlfeld oder die Badcrwirths- wiese. Hier svectakrltr dir Gesellschaft, während abwechselnd der Haberseldmrister da» sogeyannte Sündenregister ver las, worauf jedesmal auf die Frage .Ist'» wahr?' rin lautes, gellende» »Wahr ist'«' au« den Kehlen der, nach den Stimmen zu urtheilen, meist jugendlichen, ländlichen Sittenrichter — wahrscheinlich lauter Tugendhelrcn — sowie eine Art Tusch au« Blech - Instrumenten folgte. Vom In halte des verlesenen Register« war selbst Näherstehenden »s»ig vernehmbar, da d«s laut« G«li»t« Alles üüerttntr «m Rande de« Plateau» waren Posten au«grstellt, dir jede« Unberusenrn zurückhirlten. Einzelne vorwitzige, di« sich den Schwindel gar zu nabe brsehen wollten, sollen thatsächlich mit scharfe» Schliffe» i» respectvoll« Ent- srruuag zurückgrwiesea tvvrde» sa». Während so die Sache de» üblichen Verlauf nahm, war mittlerweile die Gendarmerie unter Leitung de» Herrn Bezirk-amtmann- Rirzler im Lauf schritt durch drn unteren Markt dem Hadersrld «geeilt. Sie suchten die Haderer zu umgehen und rückten im Birknrr- graben vor Wer diese »ies -ingesöhnitlene, von einem Bäch lein durchzogene Schlucht kennt, wird begreifen, mit welchen Schwierigkeiten rin Vordringen daselbst bei stockdunkler Nacht verbunden sein mußte. Die Gendarmen fielen mehrmals in den Bach nnd stolperten aus Schritt und Tritt übrr Wurzel» und Steine. Milbig drang die klein« Schaar vorwärt» und suchte, Herr Bezirksamtmann Riezlrr mit dem Revolver in der Hand an der Spitze, den steilen mit Gestrüpp und Bäumen dicht bewachsen«,, fast un durchdringlichen Waldhaog zu erklettern. Sie mvchteu den Abhaug bi« zur Hälfte erNommen haben, al- ihne» von einem Habererposten rin laute» .Halt, zurück!' zugerusrn wurde. Auf die rasch gegebene Antwort: .Selbst zurück! Im Name» »>e» Gesetze»! ' fuhr der Bursche schon mit dem stutze» in die Höhe, der Schuß krachte und nun folgte ein gegenseitige» Hin- uud Herschießeu, bei dem nur da» jeweilige Ausblitzen eine» Schnffr» als Ziel diente. Bei dieser Gelegenheit «hielt Gendarm Wür- dinger der hiesigen Station, ein braver, pstichtgrtreu« junger Mann, der al« ein« der erste» ia nächster Nähe de» Herrn Bczirk-am'mannr» mit vordraag, durch einen Schuß eine schwere Verwundung im Unterleib. Er konnte noch einige Schritte nach abwärt« klrtter», rutschte dann ab und fiel in Ken Bach. Während sich etliche Gendarmen um de» schwerverwundeten Kameraden, der dann mittelst Tragbahre in» Krankenhaus gebracht wurde, be mühten, scheint den Brs'vnnrren der Haber« da» Gefährliche und Sträfliche ihre» Vorgehen» zum Bewußtsein gekommen ru seio, denn sie zogen sich zurück und verschwanden bald im Dunkel der Nacht uud de» Walde». Im letzteren ihnen nachzurilrn. verbot drn Gendarmen ihre geringe Anzahl, ebenso wäre da» Nach feuer» gegen die Instruction gewesen. Ob nun, wa»ja derFall sein könnte, auch bei de» Haderern Verwundungen vorkamen, ist nicht festzustellen. Eine Pause, dir sie während de» Geplänkels einmal machten, sowie da» furchtbare Fluchen und Schelten beim Abzüge läßt die» fast vrrmuthrn. Auch scheint ihr ganze» Austreten und Verfahren ein sehr eilige», abgekürzte» gewrse» zu sri». Jedenfalls kam ihnen der Empfang mit Glvckkngeläute und der Angriff von der Flanke unerwartet. Wem .gclriebcu" wurde, laßt sich nicht feslstellen, da man. wie gesagt, wenig verstehen konnte. Die Zahl der Thcil- nehmer wird verschieden geschätzt; e» mögen l50 bi» 200 Mann gewesen sein. Nach ihrer Marschrichtung beim Abzüge zu urtheilen, waren e» wohl zumeist Angehörige dc» Bezirke» Tegernsee; ein kleiner« Theil wendete sich link» gegen die Schliersccr Straße zu. Ein Trupp von etwa 25 Mann hatte gegen 12 Uhr Pienzenau passirt; e« scheioeu also auch Leute von Ortschaften entgegengesetzter Richtung theilgeuommen zu haben. Die» der Hergang der Affaire nach unseren Informationen. — E» dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß diese» sortwährende gesetzlose Treiben, welches sich innerhalb der letzten 3 Wochen nun zum dritten Male wiederholte, zu drn schärfsten Repressalien und Verfügungen durch die k Regierung, die sich derartige Au»schreitungea un möglich gefallen lassen kann, führen wird. Leider werden dann mit den Schuldigen znmeist Unschuldige zu leiden haben. Nach Schluß -er Nedacttou eingegaugeu. ick. Leipzis, t2. Octob«. Die gestern Abend in der „Tonhalle" abgehaltene Bolk«vrrsammlung, in welcher der Rcich-tag«abgeordncte Hrrr Liebknecht au» Berlin über „Die vevorsteheuden La«dtaa»wahlen" sprach, war von etwa 1200 Personen besucht. Redner entwickrlte in mehr al» l'/,stündigcm Vortrage die bekannten socialislischen Grundsätze und schweifte von dem eiaeutlichen Thema oft sehr weit ab, so daß seine ganzen Au«suhru„gen mehr ein« allgemeinen Parteirede glichen. Eine wirkliche Debatte fand nicht statt, da nur der Vorsitzende und der im V. Wahlkreis ausgestellte socialistiscke Caadidat, He« Schirmhändler Kleemaua, einige Worte sprachen. Nach Annahme einer Resolution, in welch« sich die Anwesenden u. A. auch sür die Erbauung eine-Leipziger Ca ual» au-sprachen, wurde die Versammlung geschloffen. * Hamburg, 11. Octob«. (Privattelegramm.) Die .Hamb. Nachrichten' melden: Mit dem Befinden de« Fürsten Bitmarck geht e», wie in der Natur der Sache liegt, nur langsam besser, aber täglich ist eia kleiner Schritt vorwärts zu verzeichnen. Gestern Dienstag hat der Kürst ebenso wie an den vorhergehenden Tagen wieder eine Ausfahrt gemacht. Im Uebrigen ist Ruh« jetzt da» erste Bedürfuiß de« hohen Herrn und deshalb ist im Interesse seiner baldigen vollen Wieder herstellung zu wünschen, daß die danken-werthe Zurückhaltung, die bi-hcr von Seite» der Freunde de» fürstlichen Hause» bezüglich der Abstattung von Besuchen und dergl. geübt worden ist, auch sür die nächste Zeit noch beibehalten wrrd«. * Sstzendagtn. ll. Octob«. Ter König wird morgen mit der königlichen Familie und drn fürstlichen Gästen einen Ausflug nach Schweden unternehmen. Der Kaiser von Rußland wird am Freitag auf der hiesigen Schiffs werft der Legung de» Kiel» für eine Lustjacht beiwohnen. Wie verlautet, erfolgt die Abreise de» Kaiser» nebst Familie im Laufe der nächsten Woche. deten Pianistin mit vorgehalten« Hand ihr Gähnen verstecken, frei nack ihrem Willen zu handeln, sind sie niemals in der Lage. Da kommt der Zwang der Geselligkeit entweder bei ihnen zu Hau« oder bei den andern außerhalb, das Eine so schlimm wie da» Andere, de»» das Eine bedingt da» Andere im circulu!» viclosllii. Ob nun der Herr Musik direktor, müde und nervo« von seinen Lebrstunden Abends rnbebedürstig bcinikehrend, fick wieder in Toilette werfen und mit seiner seit Mittag in der GesellschaftSfrisur dasitzenden t^attin wieder hinaus muß i»S feindliche Leben, oder ob da» ganze Hau» ans den Kopf gestellt wird und Frau Musik direktor und eine Kechköchin und da« Mädchen und eine ge- iniethete Frau in Aufregung sich durch die Küche bewegen und ein Dutzend fremder Menschen, solche, welche man al» Revanche einladcn muß, nicht die, welche man bei sich sehen möchte, am Tische sitze» und sich bei den lheurcn Weinen zutrinken, c» kommt aus Cln» heraus: Beide» ist nicht da», wa« das Ehepaar möchte. Dieses würde am liebsten ge- mütblick zu Hause sitze», er in Scklasrock und Pantoffeln, sie im bequemen Hauökleide, sich gegenseitig etwa» vorsingend nnd vorspielend oder vorleseud. bei Tbee und Abeudbrvd plaudernd von dem und jenem, und wenn nian dabei cvu amore ein Nickerchen macht, ist» noch immer schöner al» die steife Langeweile in der Gesellschaft, oder da» Vorspiele», oder da« Bewundern irgend welcher Familiensembrich. Aber wie beißt c» im allen Liebe? .Wenn man nicht kaun, wie mau will, da schweigt man lieber still.' Während unserer Untcrballung beginnt eine Drehorgel im Hose das Lieb: »Am Rhein, am Mein, da wachsen unsere Reben" zu spielen, wa» Herr» Musikdirektor — alle Musiker sind etwa» nervös — in Berzweisliinz bringt. Nachdem mein Freund eine Zeit lang unruhig die Finger bewegt und mit drn GcsichtSmu«keln gezuckt bat, gebe ich ibm den Rath, iaige in Papier gewickelte Groschen dem Künstler mit der Bedingung zu verehren, daß « sein Eoocert beende und weiter gehe. Aber dazu waren dir Freunde nicht zu bringen. Frau Direktor fand schon de» Vorschlag perfid. Dieser Leier- uianu habe da» Sclbstgesüdl eine» Künstler», eine solche Zu muthuna müßte ihn ,m Innerste» verletzen. So saß denn Herr Walter eine halbe Stunde aus dem Roste de» Laurentius, und d« Drehorgelbesitzer gab für den be- dinguiigölo» hinuntergeworfrnen Nickel noch 2, 3 Stück« au» Dankbarkeit zu. Al» er geendet, kouute» wir die unter brochene Unterhaltung sortsetzrn und atbmeten auf. Aber jetzt klingelte es uud es erschien rin Gast, der sich al» Doctor Werner vorstellte. Nach einigen rinletteoden Worten verschwand « mit sein« Patientin, der Frau Direktorin, im Nebenzimmer, und der Gatte schüttete mir sein Herz au». Aus meine Bemerkung, daß Frau Laura blühend wobl au«sehe, erklärte er mir mit webmüthigem Lächeln: .Sie ist e» auch, und da» ärgert mich eben.' Und auf mein erstaunte» Gefickt: »Ja, sehen Sie, dieser Herr Doctor wohnt im ersten Stock und hat eine Klingel, welche da« un- gezogenste Ding von Berlin ist. Wir kamen bei den Schwieger eltern. deren Hautarzt er ist, jüngst zusammen und r« wurde un- von diesen deutlich der Wink gegeben, «ns auch seiner vorkouimeiiden Falle» zu bedienen. Nun habe» wir gar nicht« gegen den jungen Mau», aber wir können doch seinetbalden nicht krank werden! Wir haben un» bi»h« über kleine» Unwohlsein — und so etwa« kommt in den beste« Familien vor — immer mit Hausmitteln und dadurch hiowcaaeholscn, daß wir der Kraokbrit nicht achteten. Jetzt muffen wir Herrn Doctor Werner in solchen Fällen consultirr», schon um der Schwiegermutter willen, welche die Unterlassung für eine persönliche Beleidigung aussassen würde. Derselbe ist aber einer der Gründlichen von rer jüngsten Schule, welche Lunge und Herz perkutlirr». wenn Jemandem da« kleine Fingerchen weh thut, und wer sich einmal in sein« Haud gegeben hat, den läßt « nicht so bald wieder lo». Jetzt ist meine Fra» an der Reihe, dir einen kleinen Katarrh noch nicht ganz überwunden hat und ganze Batterie» vo» Medici» neben ihrem Bette stehen hat; ich bin neugierig, wa» ihr Freund A«»kulap heute sür Verordnungen geben wird. Ich mußte innerlich über diese» unsreiwillige Opfer der Medicin lachen, machte aber ein sehr ernste» Gesicht, al- sie jetzt mit drn, sich verabschiedenden Herrn erschien und nach seinem Fortgange darüber klagte, daß ihr der Hrrr Doctor rode» Obst uud Compot» — «brr Ambrosia — während sie da» Mineralwasser trinke, verboten habe. Sie blinzelte zum Fenster binuter und al» sie brmerkte, baß Herr Doctor unten ia den Pferdebahnwagen gesprungen war, sagte sie: .Eigentlich hat er mir auck da- AuSgehrn untersagt, weil die Lust zu kalttrocken ist, aber da er mich ja nicht coutrolire» kann, möchten wir e« wagrn." Ick erhob mich — meine Freunde ebenfalls. Al« wir bei der Küche vorbeigingen, bemerkt« ich dir weiße Gestalt de» Kürassier» und körte Flüstern von verschiedenen weiblichen Stimmen. Da» Dienstmädchen von Walter» — sie hatte» e» schon seit ihrer Verheirathung — in Straßentvilrtte, be gleitete un» zur Thür und nahm meine Geburtstag» Gratu lation huldvoll entgegen. Frau Laura entschuldigte sich, al« wir aus der Straße waren, daß sie mich nicht läng« zurück- arbalten. Man hatte dem Mädchen Erlaubniß gegeben» ihren Geburtstag mit einigen Freundinnen zu feiern und dazu da» durchwärmte Studirzimmer ihre» Manne» zur Verfügung gestellt, während in der guten Stube sich der Feier rin Tänzckrn anschließen sollte. Der Besuch hatte wahrscheinlich schon dir gaure Zeit aus Kohlen gesessen. Al- der Gatte sich einen Augenblick entfernt hatte, um sich einige Ciaarren zu kaufen, gestand mir Frau Direktor, daß^da» Bersprecken von ibm ausgcbe. Er könne keinem Menschen etwa» abschlagen, am wenigstra »iurr Dame, und so war er Emilien selbst mit diesem «utgrgengekommen. Jetzt hole er sich seine Empbysem-Ckgarrrn, wie sie Herr Doctor nenne, weil sic immer keine Lust bekommen. Aber in diesem Laden im Hause gäbe c» keine besseren und man hole sich dort manchmal Postmarken uud genieße kleine Gefälligkeiten. Außerdem gehe es den Lenken schlecht, sie brachten die Mietbe an de» Schwiegervater schwer zusammen, und so opfere ihr allzu rücksichtsvoller Mann sich und seine Ehre al» Gastgeber, um diese Leute in Nahrung zu setzen. Mir kam diese gegenseitige Anklage der Eheleute so drollig vor, daß ich mich angesichts eines zum Kirchhofe sahrendcn Traucrzuge» nicht euthalten konnte, zu dem jetzt rurückgekehrten und krampshaft an seiner Ci<m«e ziehenden Freuudr zu sagen: „Ich hoffe, daß Sie keine Beziehungen zu einem Todtrngräb« haben. Sie wären im Stande, wenn sein Geschäft einmal schlecht geht, zu sterben, damit« wieder etwa« zu begrabea hätte." .Damit käme er »u spat', antwortete dies«, .denn rin Freund von mir, welcher vicepräfidcat des Bereins.Flamme' ist, bat mich schon dazu gepreßt, daß ich «ich verkommenden Kall- io Gotha verbrennen lasse." Weiter ging in der That sein Wille nicht. Nicht riumal sein .letzter Wille' war eia freier. Wir mußten alle Beide üb« diese Entäußeruugr» der guten Leute lachen, al» He« Walt« plötzlich erröthete und mit dem Fiaz« auf dem Munde schnell in eine Seitenstraße ging. Und nach einiger Zeit, während deren wir ihn gespannt angesehen, sagte er mit einem vrrständnißvollen Blick aus seine Frau: ,Da ging eia College mit sein« Krau und Tochter vorbei, der mir noch einen Betrag, drn ich ihm ia sein« Verlegenheit einmal vorgeschosseo habe, nicht »urückgestellt hat. Sie »ehe» All« iu neuen Anzügen. Es Kant« ih» doch peinlich sein, wroo er un» hier begegnete.'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)