Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931012017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-12
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
z. Mge z. 8chM ÄgeM llnil MM A. A ÄNttckg, IL Lctllitt M. WöM-WM Z«m MMtairdieuftjudilSum des Königs. U»t»r dem Titel „König Albert kachsenheld" hat -rrl Vorsitzende d«< patttotiichea H>ls«verein« hirrjelbs«, Herr Emil Lau,», et» Festjpkl verfaßt nnd t« Druck erscheinen lassen, da« unter de» Kunogebnnge» bet« bevorstehend«» M>1itairdirasti»bilänm Er. Majestät de« König« Albert eine der ersten Stellen mit ein» »immt uud ahne Zweijel i» «nette» Kreise» sreudi, willkommen aeheißen werde» wrrd. Da« Festspiel vereinigt viel« Vorzüge tu sich: vor Alle« ist e» vo» warme« patriotischen Leist« durchweht, e« führt di« Heldengestalten de« Hause« Wettin an unserem geistigen Sag« vorüber und läßt »n« theilnehmr» an große» Ereignissen, zu denen unser Fürstraha»« t» veziehnng steht. Da« Festspiel ,sl essectvoll u»d leicht auszusühren, selbst bei kleinen sänischen Mitteln wird die «ufsührung iuimer noch sehr wirksam zu gestalten sei». I» drei Auszügen gehl di« Handlung vor sich, der dichterische Inhalt jeder dieser Theile wird verschönt durch lebend« vtlder. Im erste» Auszug« werden uo« fürstliche Heldr» au« alter Zeit vor- geführt. In de» lebenden Bilder», ,» den«» «in Herold Erklärung«, gtebt. ersitzet»«« Lonrad I., «lbrecht der Beherzt«, Kurfürst Moritz und der Herzog von vraunschweig, umgebe» von ihre» Paladinen »ad Reisigen. Ein« Sampsscru« an« dem Iah» lA» beschltrßt den ersten Auszug. Zu Beginn de« zweiteo Aufzuge« erscheinen Lermaata »»d Saxonia, dt« vor der Büste de« Sänig« Albert stehe». Hier begrüßen Saxonia und Germania «inander, erster« hnldigt de« König durch Anheftung eine« Kranze« an dir Büste. Ja gleicher Weise huldige» »in Lrei«, der vo» der Geburt de« König« Albert Kund« bringt, ein Veteran, der di« Thatrn de« Gefeierten au» d« 49rr Zett, eia Invalid an« dem Krteg«jahre 1866, Soldat«» u»d «i» Invalid au« dem dentsch. französische» Kriege. Auch di« Lieb« erscheint al« guter Geuiu« und grüßt de» König Albert im Vereise mit der Germania und der Saxonia. Der dritte Auszug gipfelt in einer Huldigung de« König« Albert durch den Frieden. Bei den Klängen der Sachsen Hymne hebt sich der Vorhang. Jo der Mitte der Bühne steht di« Büste de« König« Albert, dahinter auf hohein Postament steht der Fried« mit der Palme in der Hand. Link« und recht« auf hohem Felsen stehen Germania und Saxonia und halten Lorbeerkränze; Soldaten und Volk stehen im Halbkreis um di« Büste herum, da« Militair präseutirt da« Gewehr. Au« diesen Audeutuugea schon kann man entnehmen, wie wirkung-voll di« lebenden Bilder sind. Die schönste Weih« wnrd« dem Festspiele dadurch zu Theil, daß der König di« Wtdmnag desselben auzunehme» geruhte. Mehrer« Bühnen haben da- Spiel zur Ausführung angenommen. Auch der Patriotische Hils-veretn führt das Festspiel am 24. Oktober in der Leittralhalle aus. Schließlich sei bemerkt, daß da« Auf führung-recht nnr durch den «eisasser, Herrn Emil Lange, Neu» markt 12 hierselbst, zu erwerben ist. Thätigkeit selten gelächelt hat» ei» Nein»« Lapital nm sein Aster etwa« sicher zu stellen, so hossen wir, daß wir nicht »»gehört an den Edelsinn de« Publicum« appellirea und daß letztere« dies« Vorstellung durch «inen recht zahlreichen Besuch au«, teichnea wird. All« Mitwirkeadeo stellen sich in uneigennützigster Weise dem Jubilar zu Diensten, wie auch Herr Direktor Staeg«. mann da« Theater demselben kostenfrei zur verjüguag gestellt hat. Dieser Edelfia» sei hierdurch besonder« anerkannt. Das Dreßler-Jubilaum. * 3» der bevorstehende» Frier de« 40jährige» Beruf», juiiläum« de» Theaterdirector« I. Dreßler dürste e« vo» Interesse sei», etwa« Nähere« über dessen Lebenslaus zu erfahren Dreßler ist geboren in Dresden am 22. Januar 1838, besuchte dort dir Kreuzschule bi- zur Untersekunda »nd betrat am 13. Ort. 1883 in Bautzen bet dem Direktor Schermann die Bühne al-Osficier in dem Schauspiel „Die Tochter de« Gefangenen". Bon da begann ein wanderlrben, da« ihn in die verschiedensten Gegenden de« König, reiche« Sachsen und wett darüber hinan» führte. Im Jahre 1859 erhielt er »tu Engagement bei der Direktion Ben-berg, welche in Crimmit schau «in Pecional für da- Hostheater in Sero zusammenzog, wo er am 2. August al- Lhalisac in „Anna-Liese" oustrat. Beneberg er- kannte Dreßler'« Begabung und übertrug ihm die ersten Rollen im Eharaktersach, so daß er im Ja»»ar 1360 am Hoftheater in Gera den Mephisto, Burleiah, Franz Moor, Präsideut Walter re. mit Erfolg spielte, von Gera ging da« Ensemble nach Plauen, Schleiz, Erfurt, Rudolstadt, Zwickau, Altenburg (Hoftheater). Hier ging Dreßler in Folge ein«- Streite« mit der Dtreetion mitten im Muter ad und echtest ein Engagement a» da« Stadttheatrr i» Hall« a. S. wo er am ü. December 1860 al« Lectl-Burleigh in „Gras Essex' aaftrat. dem al« zweite Rolle der Mephtstoisolgte. Dreßler, glaubend, daß seiner Au«btlduug nur große Beschäftigung im ersten Fache förderlich sei» könnte, ging wird« Oster» 1861 zu der reisenden Gesellschaft Heinrich Kupfer. Im Herbst 1862 erhielt Dreßler Engagement bei der Direktion Ullrich« al« Regisseur und besuchte mit dieser die Städte Apolda. Mühb Haus», Eisenach, Erfurt und da« Sommertheater in Halle. Hier wurde er durch Kölbel'« Agentur in Leipzig für da« Stadttheatrr in Rache» enoagirt, wo er jedoch nur kurze Zeit blieb und an das Stadt» theater t» Köln (Dir. Ernst) ging. Hier sagte ihm di« Beschäftigung nicht zu and er nahm de«h»lb et» Engagement au da« Staüiiheater in Loble»z (Dir. Picho») a», vo er di« erst« nütz beschäftigtst» Kraft wurde. von Eoblenz erhielt er Ostern 1864 ei» Gastspiel au da« Stadt» theatrr in Heidelberg (DK. Didmau»), der ihn nach drei Rollen sofort für de» Winter engagtrte «ad ihm für den Sommer ein« Euslentaliou-gage bot, damit er ihm für den Winter sicher sei. Hier sah ihn der Hofschauspieler Grnnert, der in Heidelberg gastirt«, und empfahl ihn a» das Carltheater in Wien, wo er im Mai 1868 austrat und im Sommer durch die Gastspiel« vo» Anton Reiibenbach. Lobe, Weirauch. L'Arronge in norddeutschen Posten und Lustspiele» unter Lreumaaa'« Direktion überreiche Beschäftigung saud. Hier spielte Dreßler auch gelegentlich de» Gastspiel« von L'Arronge und Frau L'Arronge, wo er als erster »ach Knoack de» Han« Styx in Orpheu ms« antem Erfolge spielte. Im Herbst trat jedoch di« Gollmeyer in den Verband de« Karllbeater«, dir nur in Localpostea spielte, wodurch D. fast gar »tcht beschäftigt wnrd«, aud so »ahm er im Januar 1866 et» Engagement an da« aruerbaute Harmonie-Theater in der Alser« Vorstadt t» Wie» a», da« aber nach kurzem Bestehe» schon Ostern seine Pforte» wich« schloß. Bon Wie» reist« D. im Mai 1866 »och Lre-tzea wo er sich verheirathete. Im Herbst destelbeo Jahre« erhielt er Engagement mit seiner Frau am zwefteu Theater daselbst, wo er bi« zum Schluß drstelbe» 1868 blieb und al« Komiker »ebe» Ne«»üllrr ein« dar deUebtesten Mitglieder war. Sein Strebe» war. selbst Direktion zn führen, und wurde ihm hier da« Angebot, di» Letchseartug'schr Direktion zu übernehmen, sich selbst aber durch et, Engagement daselbst Etastcht t» da« Geschäft zu vrrfchaste», ein Angebot, da« »doch au« verschtede»«» Grüad«, sich zerschlug I» dieser Zeit erhielt D. «tu Sastsplelangebot ao da« Laude» dille-Theater i» Leipzig, wo er währead der Ostermess» mit so viel Glück gafttrtr, daß er sofort für de» wt»trr eugagir« ward«. Hier erfreut« er sich großer Beliebtheit sowohl durch seiue Dar« stellungea, »l« auch durch seine selbstversertigteu, zeitgemäßen Coupielstcopden. Trotz sei»« großen veliebtheti nahm er im Herbst 1871 ein ihm «ft guter Gage gchoteue« Eugagemeu» au da« neu« Köntgftädter Theater t» Bali» au, kehrt» aber uo Herbst 1872 wieder »ach hier zurück, wo er bi« Mai 1876 klteb, nachdem ihm tw letzte» Jahr« die Direct loa übertragen worde» war. Seit dieser Zeit ist D. hier t» Leipzig oft» Unterbrechungen in den Winter» Halbjahre», wo er in de» Städte» Göthen, Zerbst, Kalb«, Eilrnbur, uud ft, häß «kl«» Proviitielstödten de« Leipzig« Kreise« dt» Direktion sührt». * Ds«I»btI仫s.BorstrN»»g findet morgen, Freitag, den 18. Oktober '/^ llhr, ft» Carola.Theater statt. Da« Programm derselbe» ist ein äußerst reichhaltige« «nd habe» sich Bet» Kräfte vereinigt, »m dies« z» ei »er sehr interessante» z» gestnlte». I» erst« Linie nennen wir da« Valletpersonal. voran »»ser» Solotänzer!, ne, Fräulri»« Fiebig »»» D«»ge«, welch« t» de» beide» Ballet« „Maurische« Tanz-Dtverkffement" uud „ Parademarsch»Truppen- scha»" vereint «ft de» andere» Balletdam«, da» Beste bteieu werde». Roch sei besonder« hervorgehobe». daß Herr Hosballet- Meister Goltueitt vo« Dirige,te,pulte ,»« dt» Vnklrtnummer, periSulich leite» wirb. Für Herr» Hart«»»», weicher dienstlicher Verhältnisse wegen absagr» lasten mußte, ist Herr Sirasrted Raab« vom kgl. Theater t» Eastri etngetretr» und »Kd derselbe de» Lohnschreider Knabe ft» „Vorzimmer Sr. Exrellenz" spiele». Harr Ranb« ist hier ni« autgezrtchueter Charakterdarsteller von seinem ftübeee, Engagement am hiesige» tztadttheater bekannt. Nun nennen wir »och Frä»lei» Paula ,,r. «brnfall» früh« Mttgftrd der hiesige» vüh»e. ihetlbast t T»l l« », Mulik. Carl Halir, dessen künstlerischer Erfolg in seinem ersten Concrrt rin sehr großer und unbestrittenrr war, vcr» anstaltet beule Abend ?»/, Uhr im alte» Grwandbausr sein »weite« und letzte« Coacert. Der Künstler spielt: S^mvkonio r-zpugnol« von 8alo, GesangSscene von Spohr, Violin- Concert von Tschaikow-ki, weicht» letztere ganz besonder« interessant sein dürfte. * RudolfZwintschrr hat für sein erste«, am 14. October stattfindende« Coacert da« folgende Programm bestimmt: Präiadium und Fuge Vwvll von Händel, Toccata Ockur von Bach, Fantasie OmoU von Mozart, Appassionata^Sonate von Beethoven, Vunntious »Lrisuso» vo» Mendel-sobn, bis moll- Gonate von Schumann, Barcaroile, U ckar-Nocturne, L iuoll- Walzrr und Impromptu vou Chopin, -In borst st aue uource uud Legende von LiSzt. ^Weltlicher Oratorien-BereinzuLeipzig. Freitag, den 20. Octoder, findet im Saale Bonorand Abend« 8 Uhr ein Concrrt dr« genannten Vereins statt. Zur Aufführung kommen von größeren Chorwerken „Schön Ellen" von Max Bruch, ferner „Meerfahrt" von Johann Heuchemer. Weiter zu hören ist ein Quartett (Oboe, Clarinette, Baßclarinette und Piauoforte), compcnirt vom Dirigenten de- Berein-, Herrn Capellnieister Julius Jehring; da« Orchester, gleichfalls aus Mitgliedern de« Verein- bestehend, wird die «xtzudert'schc Symphonie (Nr. 6, Lstu,-) und Ouvertüre zur „Zauberstötr" vortrageo. Bon dem Männerchor deSBercin- wird Franz Lachner'S „Abentfriede" unter Orchestrrbegleitung gesungen. Außer einigen Liedern für Sopran werden sodann noch mehrere Doppelquartett» (vom Mannerchor) gesungen. Nach dem Concert ist Ball. Weitere- wird durch Anzeigen bekannt gegeben. Selbstverständlich werden wir über da« interessante Concert berichten. 8 Grimma, 3. October. Am Abend« de« gestrigen Tage«, de« Gedenktage« der Stiftung de- hiesigen Seminars I, wurde, wie seit Ja»re» üblich, in der geräumigen Turnhalle de- Seminar« 1 eine iiiusikalisch« Aufführung seitens der Seminaristen unter Leitung des SrminaroberlehrerS Herr« Musikdirektor« Böhringer vkransloltrt. Dem Allegro aus dem Streichquartett Nr. 18 von Mozart solgt« Harald, Ballade von Uhlaad, für Baryton-Solo und gemischten Chor mit Pianosortedegleituiig vou Krug - Wo ld see. Hierau reihten sich 2 Solostücke für Lioline mit Pianosortebegleitung von F. David und 3 Lieder, gesungen von Fräulein Strauß Kurzwelly: ». Die junge Nonne, von F. Schubert; b. Dt« Soldatcndraut^ von R Schumann; e. Meine Lied« ist grün, von > die Meudtlssohn'jche Ouvertüre z« Fahrt", arraugirt für Pianosork zu 4 Händen, Violine und Cello, wurde die letzte und Hauptnuminer de« Programms Frithjos, Scene» au- der Arithjos-Sage von Tegnör, sllr Männer, chor uud Solostimmen, mit Pianosortebegleitung von M. Bruch, > eingeleitet. Di» zahlreiche Zuhörerschaft, zusammengesetzt au« allen musikliebenden Kreisen Grimma« und der Umgegend, folgte allen Vorträgen mit gespannter Ausmerksamkeit. Die beiden für die Aus sührung gnvonneneu Solokräfte Fräulein Strauß.Kurzwelly und Herr Huaaar au« Leipzig, hier bereit- rühmlichst bekannt, entzückte» durch Schönheit. Kraft und Fülle de« Tone« bei vollendeter ^ Ltegsamkeit desieibe», vor Allem aber durch vollständige Anpassung an den Text, dem sie hierdurch dramelische« Leben etnzuhaucheu verstanden. Nicht minder erfreuten die ausübenden Seiiiinoristrn I durch ihr« anerkennen-wertheu instrumentalen und gesanglichen Leistungen. DK vollste Anerkennung aber gebührt dem Letter der Ausführung, Herrn Musikdkeclor Böhringer. der Seele de« Ganzen, der die Schüler bei Einübung der auszusührendeu Gelang, stück» so ta da» Bersiäadoiß derklben «iaziisühren uud sie derartig dafür za erwärmen gewußt hatte, daß die Darstellung Vieler an sich schon so trefflichen Lompvsitiouru wie an« einem Guss« erfolgte uud die Zuhörer wahrhaft enthusia-mirte. Da« Bewußtsein, allen Hörern einen wirklich genußreichen Abend verjchajjt z» Hab«, sei allen Ans« führenden der schönst« Loh»! Uedrr da» sliafzsgjShrig« Jubiläum de» Wiener Mäunergesaag. Berein« berichtet Eduard Hansllck in der „Reuen Freien Preffe" Folgende«: Mit Kränzen geschmückt, mit Ge- schenk» beladen, vo» Lob und Lkb« erdrückt, schließt der Wiener MLnaergesang. Verein da» Fest seine« fünfzigjährigen Bestandes Wa« tu einem halben Jahrhundert nur immer gewünscht und ver. dient «erden kann, die Wiener Bevölkerung hat e« sür sein Schoß, sind in ein« halbe Woche zusammengepreht. In Md und Schrift, in Rede und Gesang floß da« Lob de« Wiener Mänurrgelang.Verkin» tn Einem langen Strom dahin. Ich müßt« mich schämen, wollt« ich deute, «ns da» beeudet» Fest »«rückblickend, die Verdienste de« Jubilar« neuerdiug« auftvärmen. Sein jüngste« Ehrenmitglied, bin ich zugleich einer seiner ältesten Freund» and hob« sein Wirken durch mehr al» vierzig Jahr« mit herzlichem An theil begkftet. E« war au einem Ociooer-Abend de« Jahre« 1846, daß ich, damals noch Student, vo» De. August Schmidt in seinen erst drei Jahre alten Berein eingesührt ward«. Ich fand da in einem Borstadtlocol dreißi, bi« vierzig Männer versammelt, welch«, da« Notenblatt in Händen, au schmalen Bänken saßen und ihr« Chöre sangen. Sie gehörten den ver- schiedensir» Gesrllichaftöclaffrn au and verkehrten durchau« kainerad- schaftlich mit einander. Demokatisch war Hk Verfassung, demokratisch im besten Sinn dt« Seele dksrr Gesellschaft. In ihren Zusammen künsten sollte Musik ihnen den Hinab de« Leben« forlsplllen und sie der Poesie de« Leben« wieder zusührru. Eine beredt» Illustration de« Goethe'schen Au«sprnch«: „Man weicht der Welt nicht sicherer an«, al« durch dk Kunst, «nd man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr. al« durch dk Kunst." Dem Programm wie der Au-iührung war an dem Abend onzumerka, daß e« sich mehr um ein Vergnügen bandelte, al« am rin Studium. Völlig unbesangen gab sich hier noch der gesellig» Musiktrkb, diek ursprünglich« Quelle aller Lied,riaieln von der man heute, vielleicht allzu vornehm, sich weit zu entiernen Ikbt. Außer zwei riusachen Chören von Schubert lang man an jenem Abend nnr leichter«, größteutheft« humortsttjche Stücke, von denen eia von Zöllner recht witzig componirter „Speisezettel" mir tn heiterer Erinnerung geblkbe» ist. August Schmidt ging, sich ver. gaüg« dir Häod« reibend, mi« freundlichem Zuspruch hin und wieder; die zwei khormeiftre, Auto» Storch und Gustav Barth — beide »«besoldet — dtrlgirtru abwechselnd. Mir war dk ganze Sach« etwa« vollständig Rene«. Wo hätte man auch in Oesterreich vor dem Jahre 1848 dergleichen gesunde»? I» Wien selbst mußte der Verein bekanntlich einige Jahre inkognito bleiben und existtrte eigentlich nur, indem man ihn iguortrt«. Während in Deutschland seit 80 Jahre» dk Liedertafeln blühte» und nach ihrem Muster bereit» ähnlich« in Holland, Belgien und Elsaß sich gebildet dal len, gab e« in ganz Oesterreich, dem grsangfrrudigen und sttmmenrrichen, nichts Aehn- liehe«. DK Ursache lag einzig in der Bevormundung durch rin» Polizei, dir an« de« politischen Angstschweiß uk h«rau»kam »nd in dem Vortrag« de« „Deutschen Liede«" eia« Gefahr sür dt« Monarchie wittert«. De» „Gesang" hat «an t» Oesterreich jederzeit arlkbt, auch tu den hohen »nd höchsten Kreisen, aber ein« ve» btndnna von „Männer'' and „Verein" versetzte dt« zärtlich wachen- den Behörde» t» bös« Aufregung. Angnft Schmidt hatte bekannt- ltch »„erst den Mutd, drrttztg Feennd« an jede« Freilag Abend zur Uebnag im vierstimmigen Mänaergesang zu vereinigen. Da« Gafthan« „Z»m goldenen Löwe»" am Rennweg, wo vor süusztg Gedichte. Er lebt» nur io dsr Musik — von ihr konnte er freilich nicht leben. Seinen Unterhalt verdiente er, wie die meisten Dichter uud schöngeistigen Schriftsteller im vormärzlichen Wien — al« Beamter. Sobald er sein Bureau in der StaatSschulbracaffe adgejperrt hatte, wußte der Glückliche nicht« mehr davon; jetzt war er mit Einem Schlage Musiker und uur Musiker — b>« ym nächsten Vormiitag 9 Uhr, wo wieder ausgeiprrrt wurde, adllose Schwierigkeiten und Poltzei-Seccatnren ertrug er ge- duldig, nm leinem Männergejang - Berein endlich ein legale« Dasein zu erwirken*). E« war dem braven Manne vergönnt, noch durch volle sechtundvkrzig Jahr« an dem Wachsen des Vereine« sich zu erfreuen und seinen achtzigsten GebunSIag im Kreise seiner Sänger zu verleben.... Mit den, Cbormeisler Anlou Storch wußte ich nicht viel anzufangen; da« finstere Ge- sicht de« schweigsamen Manne« paßte ganz zu seinem verwadrloslen Aeußern und seinen ungefälligen Manieren. Er war ein für fein specielles Fach begabter, insdeiondere sedr productiver und populärer Lomponist. Als entschiedenes Gegenstück zu Storch präsenttrte sich besten College Gustav Barth, rrne stattlich«, elegante Persönlichkeit von feinen UinqangSsormrn. Er schien mir ein vornehmere« Talent zu sein al« Slorch, »ach dem Wenigen, da- ich von ihm kennen gelernt. Ein sehr hübsche- Lied „Ade, du grüner Tannenwald!", daun ein zarte«, melodiöse« Chorsländchen „Komm' in die stille Nacht", auch ein „Soldatrntrinklied" sind mir noch lebhaft gegen» wattig. Ader Barth hat ausfallend wenig vervsieutlichl; er gehörte zu jenen anipruchsvollen, empfindlichen Naturen, die vor lauter Unverstandenseiu niemals recht zum Arbeiten kommen. Ost sprach er mir von einer großen Oper, die er aber Wie» nicht »inreichen könne, so lange seine Frau (die berühmte Hasselt-Barthl hier engagirt sei, wa« ich gerade sür einen sehr hilfreichen Umstand kramtet hätte. Gustav Barth hat den Mannergesaiig.Berein und Wie» bald verlassen; seit dreißig Jahren völlig vclschollen, vennutheie man ihn kaum mehr unter den Lebenden. Da üderraicktt un» »de» jetzt dk ivtlttommeiie Nachricht, daß der atte Chormeisttr zurückgezvge» in Wie«, baden lebt und herzliche» Aulbett nimmt an dem Wiener Jubiläum. Seit Storch und Gustav Barth ist der Verein mächtig gewachsen an Umsaug, Ruhm und Kunstfertigkeit, aber die kulturhistorische Bedeutung, welche seine Aniänge batten, be- sitzt er längst nicht mehr. Wichtig in diesem Sinn ist nur seine erste Periode gewesen, der Kamps um seine Existenz, die heimliche junge Mach! seiner »alionakn und politischen Propaganda. Alle die ersolgreiche», weilen Concrttreise», welche der Berein heute unter- nimmt zur Freude kincr Mitglieder und seiner Zuhörer — sie habe» nicht entiernl die Bedeutung jener harmlosen ersten Au-flügc nach Haimbam und Weibling, wo (>844) „De« Deutschen Vaterland" zi»» erste» Male in Oesterreich öffenilich gelungen wurde. August Schmidt batte die Polizei mit keiner Voranzeige dieser Sängersahrlen be. lästtgt, La er bestimm! wußte, daß ein Verbot al« einzige Antwort aui lein Ansuchen erfolgen mürbe. Dem harmlosen Arndt-Rcin- hardi'schen Liede ging es übrigen« in Oesterreich nicht ander«, als der blutgierigen Marseillaise in Frankreich: beide waren zciiweilig erlaubt, logai begünstigt, zeitweilig wieder streng verboten, >e noch dem die Regierung eben in ihren poliliichen Geiiit»«» weckttelle. I)r. Schmidt batte solche Anrslüge in dk Wiener Umgebung zunächst au« dem pratlischen Gesichtspunkt geplant, daß die concerljeiiidlicben Sominermonaie seine» Verein nicht blo« lockern, sonder» vielleicht ür immer sprengen dürften. Die Wirkung der „Sängerfahrie» ging jedoch weil über dies« interne Absicht tzinau«. Sie wurden bald zu echten Volk-festen und waren, um mit August Schmidt zu sprechen, „die erste» Lickttsirablen, welche erweckend in da« deutsche Bciviißlsein de« Volke« fielen, das dem gesungenen Worte mit ganzer Hingebung znhorchie, denn sür dasselbe existirte damals noch nicht da« von der Sensur gefesselte gesprochene Wort' Aus der nachsolgenden Periode rage» besonder« drei ausdruck-volle Cdaraklerköpje hervor: Herdeck, Dumba und Olschdaur. Daß e« Herdeck nicht vergönnt sein jollle, da« Jubiläum de« Verein«, seine- Vereins, zu erleben, hat Jede» von uns mit schmerttickier Wehmut» erfüllt. Ihn, dankt der Wiener Männergesang-Verei» seinen höchsten Ausschwung. Herdeck'« Verdienste um denselben sind bekannt, leben in Aller Erinnerung und wirken heute noch ortbildend noch. Mit unfehlbarer Sicherheit wußle er diesem Lkor Kraft und Feuer, sowie di« zartesten Schattirungen auszuprägen. Neben der feinste» Ausgestaltung de« Vortrag« war di« stetige Enveitrrung «nd Bereicherung de» Repertoire« seine vornehmste Sorge. At« Dirigent üble er eine magiiche Gewalt; Keiner hat vor oder noch ihm mit gleicher Unmittelbarkeit dk Chormaikn zu eiektrisiren vermocht. Gleichzeitig mit Herbeck wirkte durch volle 2ü Jahre Nikolaus Dumba al« Vorstand de« Verein«. Schon vor 40 Jahren stand er al« Sänger von Talent uud nicht üblem Aussehen ta Reih und Glied mit den Uedrigeu. Erst seine an« gestrengte Thätigkeit al« Landtag«, und Reich-ratbS-Abgeordneter zwang ihn, die Barstandschait des Männergeiang-Vere,»« nieder zulegeu; doch Hot er nie ausgebürt, demselben freundschaftlich mit Rath und Thai beijusleben. Wo ries überhaupt irgend eine Ledeu-srag» musikalischer oder bildender Kunst in Wien, odne daß Nikolaus Dumba ihr augesäuutt Kops und Hand gewidmet dätte. Aus Dumba folgk al« Vorstand de« Berein« De. Karl Olschbaur. Man Hai bei den jüngsten Festlichkeiten wieder sein Rednertalent bewundert. Olschbaur ist ein Gutredner, »etl kein Schönredner. Aus die meisten« steifen, drncksettigen Gratulation«-Ansprachen batte er immer eine treffende, ungekünstelt», geinüthvolle Antwort. Er besitzt, wo« manchem berühmte» Redner sedlt, zu dem rechten Wort auch den rechten Ton. Ich had, Olschbauer noch al« hinreißenden Lkdettäuger gekonnt; sein blühende« Organ erinnert« an dk schönsten italienischen Tenorstiiiimen. Ach, daß so eine Stimme sich nicht wie Gemüse couftrviren, oder wie ein Landhaus vre erben läßtl Wa« Alk« der Verein in seinen fünfzig Jahrgängen gelebt und gesungen hat, weiche Reisen er unternommen und welche Aii-zeichnungeu empfangen, davon berichtet un« eia stattlicher Großquarldand von 680 Seilen, der von dem Fleiß und der Genauigkit de« Versager- Rudolph Hosmann rühmendes Zeugniß giebl. E« ist dk» leine pragmatische Darstellung, sondern eine richtige „Chronik", dk Jahr iür Jahr alle Erlebnisse de« Verein« aufzählt; also mehr «tn Nachjchlagebuch al- eine Lecture. Einen schlankeren Beitrag, ini Ton einer begeisterten Apologie, hat Otcar Tender mit seiner Festschrift „Fünszig Jahr in Ltcd und Thal" g». liefert. In diesen beiden dankruswetthen Publikationen bürst« auch der ueugkrigsle Liedertäskr Alle« finde», wa« ihn die-fall« noch zu wissen verlangt. Da- große Feslconcert de« Männergesang-Verein« am 8. Ottoder zählt« zu den glänzendsten Producttone» dieser Art. Um den ungewöhnlich feierlichen Anlaß auch üußerllch zu kennzeichnen, hatte der Verein sür diese« Loncert die kaiserliche Wniier-Rettschule gewählt. Seit dem 28. Oktober 1866 ist dieser prächtig« große Raum nicht zu musikaliichen Zwecken benutzt worden Damals vereinigten sich unter Herdeck« Directioa sämmttiche Mänuergesang-Vereinr Wien- und der Umgebung, 1200 Monn stark, zu einem Monstre-Concert, dessen Ertrag den Familien der im Kriege gefallenen österreichischen Soldaten zu Statten kam. Die« mal wirkten blo» 400 Musiker zusammen. Die kolossale Wink» Reitschule war also nicht sowohl nöthig, um die Sänger, al- um dk reichlich zuslrömenden Besucher unterbrtnge» zu können Lewinsky sprach mit gewohnter Meisterschaft «inen Prolog von Ferdinand v. Saar, einem Dichter, dessen edle Persönlichkeit und Begabung einem großen Kreise von Verehrern thcuer ist. In dem mustkoiischea Programm wechselten Perlen de« älteren R'perloire- mtt Novitäten. Sv hörten wir Schubert'« unvergleichlichen „ttksang der Geister über den Wassern", Mendelssohn « „Wossersahrt , Schumann'« süß träumerische- Ritornell „DK Rose stand im Thau", den Pilgermarich auk „Tannhäuser". In Kremser'» melodiösem „Rachtlkd" erzielte Waller'» derzgewinnender Gelang neuerdings die chm ak versagend« Wirkung. Kremser, der mit Sicherheit und Energie dk Ehör« leitete, darf auch al« Dirigent einen neuen großen Erfolg verzeichne». Zur ersten Ausführung gelanglen drei eigen- sür da« Jubiläums «Coacrtt geschriebene umsangreiche Evmposittonen sür Männrrchor und große« Orchester: „Leonido-" vou Max Bruch, „PhSdos Apollon" von F Gern«heim und „Helgoland" von Anion Bruckner. In ihrer Absicht und Au«sühruna »ttnnetten mich diese drei Novitäten »a tzk langen, schwierigen und hochstrebeaden Chor» kön 6-mülll nialtche er scheu Hofschaospkkria d» Dru-deu, welche i» Lkdrrspkl „Die wild« Toni", da« hkr noch nie ansgrsilhrt wnrd«, nnftrek» »Kd. Schließlich sei der Iuttlnr erwähnt, der den sächsischen Lheatrrdkector Walt« ft» de» Stäger'scheu Lustspiel „Der Präsideut^ spiel«, weich« a ul« eiue sein« Glanzrolle, bezeichne» kan», ko Inn» mn» sage», daß der Festabend viele« bietet, au de» Jedermann Gefallen finde» muß. Auch für musikalischen Ge»oß sp gesorgt, da dk besten Kräfte der Rene» Leipziger C»»cerp4iaprll« Günih«rX1obIe»z dk Begleit»», u»b ZwischraacGmnfik übernommen habe». Wen» wir an» »mH z». letzt ermichue», boj dl» B»rft»I»»g eigentlich ein« Wvhlthitigktt». HG HtzW WW HW EHIHEHHUN Ül HE>W ^ Jahre» dk erste Versammln», stattsa»d, ist seither demolkt und hat einem gletchsall« sehr musikalischen, aber viel schöneren Haas» Platz gemacht: dem vo» Victor Müller v. Aichholz. Nach beendeter Lkdrrtasrl. »m zehn Uhr Abend«, begaben sich dt« Sänger z» einer «adere», aahrhasterea Taft! t» einem bescheidene» Gast Hans«. Dort konnte ich mein Gespräch «ft Ve. Schmidt sarisetz«» n»d dk Bekanntschaft mi» de» beiden Lhormeiftern anknüv'e» Aua»ft Schmidt Mar eine« j«»er treuderziae» «»sikpasfioaitten Original«, wir st» ,« ft, vvrmärzlich»» Wie» gedeihe» konnte» De« sehaltchstni «»»sch» da« K»«be». Musiker »» werden, hatte» sich dk Elter» entgegen gestellt. Aber er begründete an» rHiakt» d, Wk» «tu« Musik.gettnna, schns de» Männer. werke, welch« (1868) Liszt, Franz Lachner. Ester uud Herbeck zu dem fünsundzwonziajährigen Jubiläum de- Münnergelang-Beretn« geipendei hatten. Ich fand dk bi» zum Zrrsvrinaen gewaltsame »»«dehnung der Grenzen de- Männergesana» bkdenkuch und meinte, nach all den Anstrengungen, diesen Musikzwelg zu höchsten Zielen und selbstständiger Kunsibedeutung emporzuzieden, werde derselbe doch immer wkver mit eigener Schwerkraft in ,«ne bescheidene Region »urücksallen, die ihm vou Han» au« behaglicher und natürlicher ist. Auch io Lea genannten nenesien Produkten dreier geachteter Meister erkenne in keinen reelle» Gewinn; sie bestärken nur den Wunsch, e» möge der vierstimmige Mannerchor allmäiig wieder mehr in seine Heimaih, dk Lyrik, und in den engeren Kreis einer portt- schen Geselligkeit zurückkehreo. Im Vergleich zu irnru im Jahre 1868 ausgesührten Judtläum-chörea scheinen mir die vom letzten Sonntag, bet gleich bedenklicher Wahl der Gedichte, noch aospruchr- voller, noch anstrengender, gekünstelter und erfindung-ärmer. Man gebe sie einmat ohne Jubiläum und iu Abwesenheit der geschätzten Coinponislea und sehe zu, wie da« Publicum, bei oller Zärtlichkeit sllr den Männergesangverrin, sich dabei langweilen wird. Um mit einer Coiiiposition jo Ivröder Stoff« uod so ermüdender Ansdehnuag da« Publicum zu erwärme» und zu entzücke», dazu gehört da« Genie eine« Schubert. Auch Sonntag- schienen dk Zuhörer von de» neuen Werken mehr ermüdet als erbaut zu sein, doch brzriglen sie den Tondichtern di« ihrem Rang und Namen gebüdrende Achtung. E« brauch« nicht daran erinnert zu werden, daß wir von dieien (Insbeivndere von dem Komponisten de« „Frithjos" und .Achilleus") ungleich frischere, gehaltvoller, Stück« kennen; viermal haben sie leider der blendende» Technik ein zu große« Uebergewicht über de» musikalischen Gehalt einaeräumt und in dem gewaltsamen Strebe» nach größtmöglichem Effect da« Geheimatß der echten Wirkung verloren. ' Wien, 11. October. (Telegramm.) Die bekannte Musi- kalien-Verlags-Firina Bette L Co. schreibt fünf Preise au- sür die slttis besten Militair-Märsche. Diese Märsche müssen sür die soge nannte öslerreichttche Bejetzuug der Miiitiurcapelle» uud sür Blech musik componirt sein. An« Italien. In der Alhambra zu Mailand hat die neue Oper „Cvangelina" von Aleffandro Coriella, Musik von Ariuro Berulli, eine» ziemlichen Erfolg qedabt, dtr nach den Berichten der italienische» Blatter iu landesüblicher Weise allerdings elwa« künstlich bcrgesiellt worden ist. Da« Hau« war überfüllt, 8 Nummern mußte» wiederholt werden, und die Darsteller wurden 28 Ma > gerufen Die musikalische Presse urtdeilt ziemlich abjprechend: Das Textbuch, obgleich es die wundervolle Dichtung Longsellow « als Grundlage dabe. sei langwellig und ungeschickt, der Musik fehle jede Originalilät und Frische. Von dem Componiskn hatte vor einige» Jahren eine erste Oper „Vendetta" einen zweifelhaften Ersvlg. — Der unermüdliche Verleger Mascagni'«, Edoardo Sonzogno in Mailand, wird im nächsten Jahre eine große ita- lienijch» Opernsaison im Covent-Gardeu-Theater zu London »iilernehme» und al«dann eine große Kunstrrisr mit seiner Truvpe durch Schweden, Norwegen. Dänemark und Deutschland «mlsührea. Kunst und Wissenschaft. * Berlin. 11. Oktober. (Telegramm.) Einem bei der Ge sellschaft sür GrtzknnSe «iupegangenen Telegramm zufolge ist die Grönlandsexprdition der Geselljchast hafea (im Kattegat«) «ingetrossea. glücklich ia Frkdrich«- Aport. ' Ludwig-Hafen, 10. Oktober. Im 1000.Frc--.R«ittien siegte in Mailand der Meiskrsahrer vou Bayern, OSrar Brettltng vo» hier. Es» hübscher Beitrag ist folgender: Aas Einladung de« Ge- mesnderathe« sollte sich >849 der Männergesnaq-Verrin an einem zu Ehren de« greisen Feldmarscholl« Radetzky veranstalteten Ktänd- chrn und Kackelzng betdeiltgen. Di« Veranstalter bewarben sich um dk Mitwirkung einer Mitttatr^lavelle b«, diesem Fest« und begaben sich tzrshald »» dem Stadtkommandanten FML. Baron iüelden. Dieser schlug ihr» Bitte rund ab. Erst »l« man von anderer Sette ihm vorstellk, daß «in Festaufzng »h,» Musikbandr unmöglich sei, gab Weiden sein, Einwilligung, i«doch nur unter der Bedingung, daß dk Regiment-bando (beim Radetzkyseftl) in Civilkleidern er- ichetne. Da di« Militainnusiker nicht iin Besitz» von Civilktetdern waren, mnßku solch« in der Schnelligkeit au- de» Trödlerbuden derbeigeschafft werden Daß unter diese. Umstände» dk Regiment«. «apell» chw «ft-r Ztgeuaurdand« ätznUch j»k läßt sich laicht vermischtes. ---- Berlin, 10. Octoder. Berechtigtes Aussehen erregte ai, einem dieser letzte» Spätsommertaae in, Südwesten unserer Stadt ein Herr, der nicht nur von Weitem, sondern auch in ganz unmittelbarer Nabe den Eindruck eine« veritablen . . Kanarienvogel- machte. Der Herr war vom Kops bi« zu den Füßen ganz in Gelb gekleidet; aber nicht etwa, wie man dies an besonder« beißen Tagen bäusiaer beobachtet bat, in Nanking oder Pia»-, sondern — man höre — vollständig in Waschleder. Da diese Felle nun bekanntlich nicht großer sind, al- höchstens einen halben Meter, so zeigte da« Kostüm an allen Eckeu und Enden Nabte, wa« im Berein damit, daß es in den verschiedensten Nüancrn, vom hellsten maisgelb bis znm satten Kanariengelb schillerte, einen überaus wunder lichen Anblick gewährte. Ob der „Wildlcderne" irgend einem spekulativen Geschäftsmann als wandernde« Reclameschild dient, oder ob er ein neuer GcsundbcilSapostel ist, der im Leder da- Heil der Menschheit erblickt — jedcnsalls darf man von ihm ohne die Absicht irgend welcher Kränkung sagen: Der Maua hat rin dicke» Fell. — Rentz, kO. October. Ein entsetzliches Verbrechen setzte, wie schon gemeldet, vorgestern Nachmittag unsere Stadl in Aufregung. AlS der Sohn de-Kutschers BcyerS vorgestern Nachmittag kurz nach 2 Uhr mit seinen beiden Schwestern und dem Webermeister Lüppertz den elterliche», in der Kkur- gasse, zwischen dem Nordcanal und der Krur gelegenen Garten betraten, sahen sie, wie die „Neußer Zeitung" be richtet, in dem Gartenbäuöchen ein kleine«, mit Hemd und Strümpfen bekleidete» Mädchen auf der Erde liegen. Da« Henidchen des Kindes war blutgetränkt, die übrigen Kleider desselben lagen in wüster Unordnung aus der Erde nmhrr. Be, näbcrcm Huseben fanden sie, daß der Unterleib de« Mädchen- aufges i litzt war. Di« Händchen hatte da- arme Wesen in die Erde eingekrallt. DaS Kind lebte noch und gab aus Fragen nach seinen« Namen nocb einige lallende Laute von sich. Alle Hilfe war aber zu spät. Kurz nach der Ankunft im HoSvital erlöste der Tod da- Opfer von seinen Leiben. DaS Mädchen ist ein fünfjähriges Kind de« Schlossers Naß. Vormittags um 10 Ubr batte da« Kind aus dem Münstcrplatz in der Nabe der elterlichen Wohnung noch gespielt. Al» seine Mutter c» gegen '/»II Uhr in« Han« rusen wollte, war e« nicht mehr auf dem Münster play. Da da« Kind Sonntag« oft bei seinen Groß eltern zu Mittag aß, machte die Mutter sich weiter keine Gedanken. Vormittag- um 9 Ubr war da» Mädchen bei seinen Großeltern in der Meinstraße und im alte» Post- aäßcken gewesen und hatte aus beiden Stellen je 2^s erhalten. Al» da- Kind ausgefunden wurde, sanken sich noiy 2 „s aus der Bank im GarienbäuSchen vor. ES ist also rvabrschein- lich, da» da- Kind Vormittags in einem Zuckerwaarengcschäsl sich etwas gekauft bat und aus diesem Wege von seinem Mörder zu der Mordstelle gelockt worden ist. Verdächtig, den Mord begangen zu haben, ist «ine Persönlichkeit folgenden AuSsebenS: Ein Mao von großer Gestalt, bekleidet mit einem dunkeln Rock, darunter eine carrirte Arbeiterblouse, dunkeln Beinkleidern und einem weicken Filzbut von schwarzer Farbe. DerBetrcffende hatte «inen dunkeln Schnurrbart und trug einen Regenschirm mit weißer gebogener Krücke. Sein Alter wird auf etwa 33 Jahre geschätzt. Dieser Mensch, der gestern früh nm >/«V Ubr aus dem Mühlenwege zwischen Hamm und Bilk einen Mord versuch an einem Dienstmädchen verübt bat, ist wabrschcinlich gestern Morgen um 6»/, Ubr mit der Fähre von Hamm auf da« diesseitige Ufer übergescyt und über die Cbaussce nach Neuß weitergegangen. Am Daumen der linken Hand soll er eine Bißwunde haben, weShalb er dir linke Hand im Rock ärmel versteckte. — Nachschrift. Nach einer Meldung der .Kölnischen VolkS-Ztg." ist der mothmaßliche Mörder eine« 4'/,jährigen Mädchen« daselbst in Hochneukirch bei eine» adermalt-eu Ltteatat s»ftgroomwen worde».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)