Volltext Seite (XML)
Königliches Conservatorium der Musik zu Leipzig. Montag, am 5. November 1888 im Neuen Institutsgebäude. Zum Gedächtniss Felix Mendelssohn Bartholdy’s (gest. am 4. November 1847). (Compositionen von F. Mendelssohn Bartholdy.) Sonate für Orgel (Op. 65, Fmoll) Herr Arthur Johnson aus Norwich (England). Vier Lieder für gemischten Chor. a) Herbstlied. Holder Lenz, du bist dahin! Nirgends, nirgends darfst du bleiben! Wo ich sah dein frohes Blüh’n, Braust des Herbstes banges Treiben. Wiedel’ ist, wie bald, wie bald, Mir ein Jahr dahingeschwunden! Fragend rauscht es durch den Wald: Hat Dein Herz sein Glück gefunden? Wie der Wind so traurig fuhr Durch den Strauch, als ob er weine! Sterbeseufzer der Natur Schauern durch die welken Haine. Waldesrauschen! Wunderbar Hast du mir das Herz getroffen! Treulich bringt ein jedes Jahr Neues Laub, wie neues Hoffen! Lenau. b) Ruhethal. O Thäler weit, o Höhen, 0 schöner grüner Wald, Du meiner Lust und Wehen, Andächt’ger Aufenthalt! Da draussen, stets betrogen, Saus’t die geschäft’ge Welt; Schlag’ noch einmal die Bogen Um mich du grünes Zelt! Wenn im letzten Abendstrahl Goldne Wo)’"”iberge steigen Und wie Alpen sich erzeigen Frag’ ich oft mit Thränen: Liegt wohl zwischen jenen Mein ersehntes Ruhethal? — c) Abschied vom Wald. Im Walde steht geschrieben Ein stilles ernstes Wort Vom rechten Thun und Lieben, Und was des Menschen Hort. Ich habe treu gelesen Die Worte schlicht, und wahr, Und durch mein ganzes Wesen Ward’s unaussprechlich klar. Vhland. Bald werd’ ich dich verlassen, Fremd in die Fremde geh’n, Auf buntbewegten Gassen Des Lebens Schauspiel seh’n. Und mitten in dem Leben Wird deines Ernst’s Gewalt Mich Einsamen erheben, So wird mein Herz nicht alt. Eichendorff.