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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930520019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893052001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-20
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
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BezugS-Pret- tz> der Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk und den Vororten errichteten Aus- aabeslellen abgeholt: vierteljährlich./L4.50, hei zweimaliger täglicher ZuiteUung in» Hau» ^ 5.öä Durch di« Pos» bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ahrl ich Ü.^. Direct« tägliche ttreuzbandiendung in» Anstand: monatlich 7.50. TieMergen-Air'-gctbc erscheint tägksch Uhr, die Lbeod-Auegabe Wochentag» ö Uhr. Vedactroa vni> Lrpt-itüm: AoheuincSg«sie 8. Tie Ervebition ist Wochentag» ununterbrochen geojsnct von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialm: ktt» tltWm'S Sortim. <A1sre» Htzhuk Universiilüsswaß« 1, LoinS Lüsche, üatharinenstr. 14, Part, and KSnigSplah 7. Morgen-Ausgabe. 'ciWM.TlWblalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichtt, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. RecUtmen unter dem Redactionsstrick (4-«« sparten) 50-4. vor den Fanuli«inachrichtt» (Sgespalleu) 40^. Größere Schriften laut uns««« P«i4- vcrzeichuiß. Tabellarisehs« uud Zißernsatz nach höherem Tarif. O^tra-Beilage» (gefalzt), nirr mit der Morgen-Äueaabe, ohne Posldeförüeruag 60.—, mit Postbefördermig 70c—. Ä«iah«eschluL fLr Zeigen: Abend-Ansgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/»9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stund« früh«. Auzerge» find stets au dl« Expedttt«» zu richten. Druck und Verlag von S. Pol» i» Leltzzk» Sonnabend den 20. Mai 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den Ä1. Mai, Vormittags nur bis Uhr r/vssnet. Lxpe<Iltimi <1?8 I-eip/ieer ^asek1»tt«»8. Amtliche Bekanntmachungen. Leklnintmschunz. Als Platz für den Verkauf »«» Psinatzmaie» «m 2«,«- abcud vor 0cm Pstngstsestc (20. Mai) wir» »er TüPfer- platz angewirfe». Leipzig, der, 17. Mai 1893. „ Der Rath »er Stützt Leipzig. Ib. 2383. vr. Georgi. Wagner. Aeka«»tmach«»-. Tie für die Heizuiiasaiilagen der städtischen Volksschulen für den Winter 1893 94 erforderlichen Stein- und Braunkohlen sollen an den Mindestsordernden vergeben werden. Die Lürierungsbedmgungen sind ans der Raihsschulezpediiion, Katharinenslr. 1, 1., gegen Erlegung von 0,3 zu entnehmen. Tie Angebote sind mit der Aufschrift „Bcwcrbuu« um »ie Uohltnlirfrrnng für Sie stiivttschci« Boltsfchulcn' bis zum 30. dieses Monats, Abends :> Uhr ebendaselbst einzureichea. Leipzig, den 18. Mai 1893. Der Dchulausfchutz »er Tta»t Lritzzig. Walter. I)r. Tdf. Lekamttmachnng. Wegen vorzunehmenden Schle»tzc«u«tzane< wird »ie vemeindrstrastc z» Lct»;ig-Rr»»nitz auf der Strecke von der Leiten- bis zur Lhaussee-Ltraß« »«« 24. »s». M»S. ab während der Dauer dieser Arbeit für »len Fuhrvrrkchr gesperrt. Leipzig, am 18. Mai 1893. Der Math »er Stadl Leipzig. IX. 6926.vr. Georgi.Stahl. Bekannlmachuug. Wegen vorzunehmender Nsvhaltiruiig wird das Ranft schc Gätzchc» vom 24. dsS. MtS. ab während der Tauer der Arbeit für aller Fährverkehr gcf»c»-rt. Leipzig, am 18. Mai 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 6925. vr. Georgi. Stahl. Lekanntmachvnz. Tie Pflasterung der Mn »Masse mit bossirteu Stein«» I. Classe soll an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen für diese Arbeite» liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, RalhhanS, 2. Stockwerk, Zimm« Nr. 23, auS und Hanen dort eingejehcn oder gegen Entrichtung von SO di« auch »i Briefmarken eingcsendet werden können, entnommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mäk der Aufschrift: „Pflasterung »er Münzgaize" versehen in dem vbe» bezeichneten Geichap-zimmer »i» zm» 29. d. M-, Nachmittags 5 Uhr einzurcichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, jämMtliche Angebote abzu- lebnen. Leipzig, den 18. Mai 1893. Des RathrS der Stad« Leipzig Ie. 2157. Ltras;rnba«dep»tUti«u. Bekauutmachultg. Tie Herstellung von FustwegnbergäiiMN i« Bebtete Pe* 2. Ingenieur-Bezirke» soll an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen für diese Arbeit liege» in unserer Tiefbau- Verwaltung, RattihauS 2. Stockwerk, Zimmer 9!r. 23, auS »nd kennen dort cingeschen oder gegen Entrichtung von 50 ^4, di« auch in Briefmarken eingefendcl werden können, eiSncnnmen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift: „Herstellung von Fustwegnbrrgängo« im L. Ingenieur- Bezirke" deuctien in dein oben bezeichneten GeschlstSzimmer bi» MM 29. tz. M„ 5 Uhr Nachinitlag» einznrrichrn. Ter Rath behält sich da» Recht vor, sätnmtlichr Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 18. Mai 1893. Des Rathes der Stadt Leitztzig Stratzcnb««» Ie. 2457. Sepntation. Lekamümachuttg. Tie Herstellung von FuiM>rgi>dcrgän«kit mid Renhrrstel- Iniiq von Fnftwcgrn t« Lcipzkg-Lindrna» soll an einen Unter- nehmer verdungen werden. Tie Bedingungen für diese Arbeiten liege» in unserer Tiefbau- Berivaltung, RaNiliau» 2. Stockwerk, Ziimver Nr. 2:1 au» und können dort einqesehen oder gegen Eninchttmg von 5>0 Psg.. die uuä> i» Briefmarken ringeiendet werde» können, entnommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und irit der Aufschrift: „Fnstwegübernangr ,n LcipzigALinbrnan' reriehen in dem oben gezeichneten tyesch öktSzinnncr dt» MM 2«. ». MtS. 5 Uhr Nachm, einzureiche». Ter Rath behält sich da» Recht vor, fämmtliche Angebot« ab- zulehnen. Leipzig, den 19. Mai 189S. Dc» RathrS der Stadt Lciptzi» Ltratze«»»»- le 2458. »rpntotio». Gras-Verpachtmkz. TikUütag, den 22. Mai d. I.. sollen mau Nachmittags 3 Uhr an tie Hen- und tllrnmmrtn»tz»ng der Fkmthrtunr im V»r«- a»rr Revier und zwar von, Leutzsch-Wadr euer Fahrwege bi» zur Luxichcnaer Grenze varcellenweiie verpachte» werden. Tesgleichrn soll die <hra»u»tz«»g zweien Si«i«»parr»llrn in der Nabe der Lenysch-Sahrener Brückt »o»e» Vaemzahi««» zur Versteigerung gelangen. 2ni«»«rnkm>ft: an der Fluthrianc und dem alten Dachlocal am Leutzich-Wahreuer Fahrwege, tstipztg. am 12. Mat 1SS3. D»O »«HA Sartzbetmtaltan. SeklMntmachMks. Tie Lieferung und das Verlegen von Mranttplatten und Schwelle» an den städtischen Elrandstütken an der Kirchstratze in Leipzig-Volk- marSdorf und Leipzig-Neuschöneseld sollen an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ties- bnn-Verwaltung, RothhanS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, auS und könne» dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 >>, die auch in Briesmarke» etngestndek werden könne», entnommen werden. Bezügliche Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Fntzwcgarbritcn in drr küirchstrastr" versehen in dem oben bezeichneten cüeichäilSztmnier bi» MM 2«. SsS. MtS. 5 Uhr Nachmittags einzureiche». Ter Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abznlehnen. Leipzig, den 18. Mai 1893. Dr» Rathr» der Stadt Lripzig le. 2454. Ttrairrnbaudeputation. Die Jungczeche» im böhmischen Bandtag. -» Wie», 18. Mai. Plötzlich, noch bevor das LandeSbudget ganz durchbcralbcn ist, wurde der böhmische (fandtag ans Grund aller höchster Erniächtizung geschlossen. ES bot dazu eine Seandalützmig sonder Gleichen, die gestern statlsand. die Vireclc Veranlassung. Die „Franzosen deS ListenS", welche ebenso wie ibre TemperamentSbriider im Westen zeitweise bald Affe, halb Tiger" find, haben den Landtag sorinlich gesprengt. Es ist das um so bcnierkeiiswerkhcr. »iS sich die wölbenden Inngczechen keineswegs in der Mehrheit, sondern in der Minderheit befanden. Der Hergang ist kurz erzählt. Der Lbcrsilaadinarschall «Präsident» Fürst Lobkowie^ hatte ain letzten Montag angekündigt, »aß für die nächste Sitzung lMittwoch) die Bcratbnng über Errichtung eine- deutschen kkreiSgerichte» in Trautenail auf die Tagesordnung gebracht werde. ES ist das ein Gegenstand auS dem .Ausgleich" — an sich «zwar (selbst vom czechischcn Standpuncte auS) unbedeutend — von dem aber nach Ansicht der Iungczrchen gar nicht mes« geredet worden oh. Schon Montag wurde der OberstlandmarschaU m der skandalösesten Weise jener Tagesordnung wegen angeschrien; man erklärte ibm, daß man die Bcrathung nicht dulden, sondern ans jede Wevc verhindern werde. Abends warf man dem Fürsten Lobkowie; und anderen Herren vom hoben Adel znr weiteren Bekräftigung dieses jnngczechischen Vorsatzes noch die Fensterscheiben ihrer Häuser ein. Und am folgenden DienSlag (Fest des h. ZohanneS von Nepomuk) warf der Iuiigezechcnfiibrcr De. Jul. Grcar in einer ebenfalls stürniischen Volksversamiiilniig dem Adel vor, daß er sich nach der Schlackt am Weigcn Berge ans Kosten deS Volke- die besten Güter des Lande» angceignet habe, und daß diese „GütereonfiScalion" noch nickt abgeschlossen sei. Die Wurb der Inngczechen gegen den Großgrundbesitz ist in letzter Zeit so groß geworden, weil dieser a»S Rücksicht auf die Regierung sick weigert, die jungczcchischrn Fordcrungc>i ;u nnterstützcn. Der c^echische Adel schwärmt zwar ebenfalls für das .böbmisck« «Ltaals reckt" und die „.KönigSkzönung" nnv bat den Jtmgczechen zu Liebe iin Verein mit den '.'lltczecken auch wortbrüchig den feierlich beschworenen Ausgleich preiSzegebcn, für den Auge» blick aber erscheint den Großgrundbesitzern da- staatsrechtliche Vorgehen »er Jungcrecken ;n gefährlich , man will sich bei Hofe, wo ein anderer Wind weht, nicht in Mißkredit bringen. So kam der gestrige Mittwoch in- Land. Vor dem böhmischen LandlagSgcbäudc hatten sick viele Tausend Lärm macher angesammclt. Von der Polizei znrückgedrängk, behielten sie die angrenzenden Straßen besetzt und riese» den Führern der Deutschen zvr. von Plencr nnv I>r. Sckmcnkal> beleidigende Worte zu. Anck Fürst Lobkowicz und Statthalter Gras Tbun wurden mit Sckreien empfangen. Im Hause selbst herrschte ebenfalls eine ungrwölmliche Bewegung. Die Galerien waten Lickt besetzt von Herren und Dame». Die Bänke der Jung czeckcn blieben anfänglich leer. Rur der »»vermeidliche l)r. Engel war im Saale und verlangte nack Eröffnung der Sitzung die 'Auszählung des HanseS. Diese ergab die A» Wesenheit von 137 Mitgliedern i Deutsche, Großgrundbesitzer und Allezechen). Rackdem somit die Beschlnßsähigkcit de- Hanse» nicht mehr angczwrifrlt werden konnte, traten tie jungezechischen Abgeordneten im Gänsemarsch i» den Saal — noch viel geräuschvoller als kiö Gänse ans dem Capitol. Von Minute zu Minute steigerte sich der Lärm. Ter jiingezechisckc Berichterstatter Abgecrd neter l>r. Kuczera tobte unter dem BeisallSgebrüll seiner Freunde gegen die geplante „Zerreißung des -Königreiches". Er beantragte, daß Trantenan von der Tagesordnung ver schwinde. Der Lhcrstlandmarsckall bemerkte, daß der Land tag nicht nur Organ der jungezechischen Partei, sondern de» ganzen Königreiches sei. Darob wüster Tumult. Sasckatu ruft: „Wir sind die Vertreter deö Volkes!" Gregr ruft: „Der ganze Landtag ist gefälscht!" Als nacklangan vauerndem Lärm l»r. Funke (deutsch! als Berichterstatter reden will, bricht ein solcher Speetakel Io-, daß kein Wort zu ver stehen ist. Tie Inngczechen stampfen mit Len Füßen und trommeln mit den Händen. Einzelne klappern mit de» Pult deckeln, 2liidere lösen Bretter los und schlagen damit auf dir Tische. Den Stenographen und Sckrijtsübrern, welche nahe bei Or. Funle stehen und ickreiben wollen, werden die Schriftstücke ans den Händen gerissen. Die ärgsten Schmäbrnse werden reu Großgrundbesitzern und den Tci.tsckru zugernfen Der Oberstlandmarsckall läutet mit der Glocke: vergebens. Er entfernt sich eine Stunde auS dem Saale. Ter Lärm dauert fort bis zu seinem Wicdercrschemeii. Ta crllärt er die Sitzung für aufgehoben. Neuer fürchter licher Lärm. Man ruft: „Nieter mit dem Adel! Ans in den Club!" Der Statthalter Graf Tknn war reitweise unter die Jungcz«chei> geratbc« und mußt« allerlei beleidigende Redensarten von chueu anbörcn. Er schickte eine Depesche nach Wien. Ebenso berichtete der Oberstlandmarschall an den Grasen Taaffr. Dir Antwort hat nicht lange ans sich warten lassen und lautete dahin, daß der Landtag ge schlossen werten soll«. Wa« nun? Die Regierung bat endlich eingeseben, daß mit den Jung- ezechen nicht zu arbeiten ist. Sie wolle» jede Aussöbnnng der beiden Voltssrämme in Böhmen verhindern und würden nach Erreichung des „Staat-recktes" nicht nur mit dm Deutschen im Lande, sonder» auck bald mit der Regierung in Wien kurzen Proceß machen. Es ist der nackte Hockiverrath, den sie inö Volk hineintragen. Wird die Regierung aber einsichtsvoll und kräftig genug sein, endlich daS Programm der „Vereinigten deutschen Linken", baS I)r. v. Plener in den letzten Jahre» so oft und so klar entwickelt bat, anzunebmen ? DaS ist eine andere Frage. Von der Einsicht und SkaakS- kmist eines Grasen Taasse erwarten wir nicht viel. Ei» Trost für die Dcutschösterreichcr ist, daß die deutsch- liberale Partei fest und geschlossen bastelst und auch alle Ver suche von anlisemitischer Seite zur Sprengung der Partei siegreich abgeschlagen bat. Die gestrige seandalöse Landtagssitzung in Prag muß endlich die lang erwartete Klärung in der inneren Politik Oesterreichs bringe». Mit dem Programm des Grafen Taaffe: „ES wird sortgewurstcll!" — ist eö aus. Deutsches Sketch. Berlin, 19. Mai. Die „Krenzzritnng" stellt sich sehr verwundert und empört über die »ltramonkane „Deutsche ReichS;«it»iig", welche, wie mitgctkcilt, in deutlicher'Anspielung aus den Eardinal Kopp von „faulen Köpfen" ge sprochen hat. DaS ist herkömmlich bei bei» orlbodop- reactionairm Blatt. So oft sich der NltramontaniSmnS demaskirt, Ibut eS, als ob eS ihn zum ersten Male in seiner wahren Gestalt säbc. Sehr begreiflich bei den Vertretern einer Richtung, die sick oft mit dein Ecntrnm verbündet bat und künftig noch enger sich verbünden will und selbstverständlich in Verlegenheit gerälb, wenn sich der nndeulschc und, wie die „Krcnzzcilung" selbst sagt „rcvo- lulionairc" Eharakler dieser Partei offenbart. Die Ent rüstung gilt nicht der schlechte» Gesinnung, sond'rn deren unvorsichtiger Bekundung, sic hält auch» wie die Erfahrung lehrt, niemals lange vor. A s vor nicht langer Zeit dieselbe „Deutsche Reichs- Leitung" und »>it ihr ei» jränkischeS EentrumSblatt im vati- eanisckcn Interesse offen und entfchiedcn Partei gegen den Dreibund nahmen, erklärte die ..Kreuzzcilung" diese- Ver halten kür unvereinbar mit dem Wesen einer deutschen Partei und forderte zum Beweise, daß das Eentrum nichts mit solcher Vaterlandslosigkeit gemein habe, den Ausschluß de- der Ee» trnmSsraction angrbörigen Herausgebers der „Reichszcitnng" au» der Partei. Mau würdigte sic nicht einmal einer Antwort, und die „Krcuzzeitung" gab sich nickst nur zufrieden, sondern wirkte bald nachher bei der Schnlgesctzvorlagc für ein ein trächtige- Zusammenwirken der Eonscrvativc» mit den Ullramontanen; und sic dürfte auch noch der jüngsten Er fahrung geneigt bleiben, klerikalen Gegnern der Militair Vorlage vor liberalen und mittelparteilichen Freunden der selben den Vorzug zu geben. Ti« gemäßigte» Elemente in der conservalivcn Partei werden jedenfalls gut daran lbun, der reactionaircn Eiiguc gegenüber die äußerste Vorsicht z» beobachten. L Berlm. 19. Mai. Tie landwirtkschastlicke Be wezung, die sick mit so gewaltiger Kraft anküudigte, bat eS, soweit sich die Wahlvorbereitungen biS jetzt übersehe» lasten, zur Ausstellung eigener Eankivaten dock nur in ver einzelte» Fällen gebracht. In den »leisten Wahlkreisen haben die Anhänger dieser Richtung sich wieder an diejenigen be stehenden Parteien anaeschlossc», von denen überhaupt Verständniß für die laiitwirlhlchaftlichcn Interessen vorauS- zusctzen ist, die Eonscrvaliven, die Nationallidcralen, daS Eentrum. Sic haben daran reckst gethan, eine Aus lösung der parlamentarischen Vertretung i» einzelne Interessengruppen würde eine schwere Schädigung unsere- constitiitionellen Wesen- berbeisübreii. Man kann auch den genannten Parteien wahrhaftig nicht vorwerfen, daß sie sich gegen diese mächtige wirthschaftliche Strömung, die wie keine andere die Gcinüihcr i» Aufregung gesetzt bat, al'lchncnd ver halten. Die landwirlhschasllichc» Interessen sinte» scheu jetzt, und voraussichtlich in Zukunst noch mcbr, eine so kräftige Vertretung in den Parlamenten, wie die keines anderen Envcrbs- zwcigS. Wenn »tan von den Freisinnigen und Socialdemokraten absieht, ist keine Partei vorhanden, deren meiste Mitglieder nicht selbst dem Stand der Lanrwirtbc angeboren oder doch mit vollster Ucbcrzcngung »nd Hingebung die Wickligleil diese- Stande- für da- wirthichafilichc Leben der Nation anerkennen und für dessen Erhaltung »nd Lebensfähigkeit alles im Machtbereich der Gesetzgebung Mögliche ;» ge währen bereit sind. 'Aber man darf doch nicht übersehen, daß auch andere ebenso berechtigte wirtlstchafNicke Interesse» Berücksichtigung und Schonung beanspruchen dürfen, und daß ein Uebcrmaß in den landwirthschasklichen Forderungen nothwcndig einen Gcgenschlaa Hervorrufen muß, der keines Wegs im Interesse dieser Bestrebungen liegen kann. Wir wollen Kossen, daß anch i» kiesen Kreisen Ruhe und Be sonnenheit einkekrt und die Anerkennung turchtringt, daß eine gesunde nationale Wirthschaflüpolilik die Gesammlbeil deS vielgestaltigen Erwerbslebens eines BelkeS im '.'luge haben und pflege» mnß. Daß berechtigte Jntcrressen der Land wirllischast dabei kurz kommen könnten, ist unter den heutigen Verhältnisten und Strömungen weniger als je zu befürchten. ll Berlin, 19. Mai. Der Vorstand einer Bcrusö- genossenschaft balle beim ReichS-VersichcrungSani tc augesra.zl, ob er vcrpslichlcl sei, dem Verlangen eines II >N c rfuch ungSrick terS zu entsprechen, welches rahm ging» daß zu einer in der Voruntersuchung bcsindlichen StraNache die von dem Äugeschuldigte» bisher cingcrcichten Lobn- nachwersungr» vorgelegt würde». DaS Reichs Verficht rungSamt hat darauf erwidert, daß rer Vorstand nach von allgemeinen iin Strasproeeß herrschenden Grundsätzru über die Zeugniste und Ek.lionSpflichle» sich der Erfüllung deS gestellte» Verlangen- nicht entziehe» könne. Auch Be- tzörden und öffentliche Beamte seien von der Vorlegung oder AuSlieserung von Acten oder anderen in amtlicher Ver wahrung befindlichen Schriftstücken nur in dem AuSnahrne- sall des lf. 9« der Strafproceßordnunz entbunden, wonach die Vorlegung nickt gefordert werden darf, wen» die »berste Dienstbehörde erklärt, daß daS Bekanntwerden d«S Inhalts der Aetcn oder Schriftstücke dem Wöhle deS Reichs oder eines Bundesstaates Nacktheit bereiten würde. " Berit». 19. Mai. Bor Kurzem ist dem Nedactenr eines antisemitischen Blatte-, Herrn Obcrwinter, welcher wegen schwerer Beleidigungen der Staatsanwaltschaft und deS Landgerichts in Cleve auS Anlaß des Xantener ProeesseS mit mehreren Monats« Gefänguiß bestraft tvorden war, im Gnadenwege diese Strafe in eine Geld strafe umgewandclt worden? Wir baden den auffallenden Vorgang znnächst in der Erwartung einer Aufklärung nicht erörtert. Em solche ist aber bisher nicht erfolgt und jetzt wird der Münchener „Allg. Ztz." darüber geschrieben: „Es ist in der Tliat bedauerlich, daß der preußische Justiz minister diese Begnadigung dein Kaiser empfohlen hat. Wir sind überzeugt, daß die Siias,iniwaildlung nicht erfolgt wäre, wenn der Justizminister sich an der cuischeideiide» Stelle der ihm unterstellten Beamten mit der gebotenen Entschiedenheit angenommen hätte. Welchen Eindruck c-s in de» Kreisen LeS Richterlhums machen muß, wenn eine Persönlichkeit, welch« di» schwersten verlcninberischc» Angriffe auf die AmtS- und persönliche Ehre der Richter sich erlaubt hat, zu einer Strafe begnadigt wird, welche natürlich die Partei- und Gesinnungsgenosse» bereitwillig ansbringe», kann sich Jeder wohl selbst denken; wir meinen aber, daß gerade in unserer Zeit die Angriffe auf die richterliche Autorität mit besonderem Nachdruck geahndet werden mühten. Die richterlichen und staatsanwall- «chastUche» Beamten sind doch wohl berechtigt, von ihrem oberste» Borgejetzien zu verlangen, Laß er, wo immer eS nöthig ist, im Parlament oder im Kronratb, mit vollem Nachdruck für sie eintritt. L>err v. Schelling ist eine durchaus vonikkme Natur, eS geht ihm aber die Entschiedenheit und Entschlossenheit des Auf tretens ab, die Lock in diesen Tagen so sehr nothwcndig ist. Es cheint, daß Herr v. Schelling über das, was zur Erhaltung der richterlichen Anioniat heute unbedingt erforderlich ist, nicht recht niiirrnchtet ist, »nd daß er jedenfalls die Stimmung nicht kennt, welche solche Begnadigungen in richterlichen Kreisen erwecken. Für die Begnadigungen ist nach unserem Staatsrecht der Justiz- mini sler veraniw örtlich und er kann sich der Verantwortung ebenso wenig enlzichcii, wie die Kritik, di« sich hieran anschließt." ^ Berit», 19. Mai. (Telegrsmm.I Die „Nordd. Allg. Zta." wendet sich heule gegen die in der Presse ver breiteten Nachrichten, daß mit Rücksicht aus die Militair- vo ringe seitens der Musterung- Commission beim Ersatzgcschäft die»stunbrauchbare Leute als tauglich erachtet seien. Demgegenüber behauptet da- Blatt, daß die Bestimmungen über die Bcurtheilung der Körperbcschaffen- beit der Mililairpslichtigen in keiner Richtung einen Nachlaß der an tie Tauglichkeit zu stellenden Anforde rungen gegen früher enthalten. Die in der Presse er wähnten speeiellen Fälle, daß ein Hinkcndcr und ein an Epilepsie leidender Mann in daS Heer eingestellt worden wären, seien ganz imoen kbar. ES kan» deshalb, so schreibt daS Blatt znm ^ck'lnß, nur erneut eonftatirt werden, daß bei Ausbringung de- durch die Militairvorlagc beanspruchten Rcernleiimehrbetarss der Ersatz in keiner Weise geschädigt wird. V. Brrtln, 19 Mai. zTelezramm.) Tie „Bossische Zeitung" veröffentlicht beule einen Commcntar zur Görlitzer Kaiscrrcdc. Sie zieht die Möglichkeit in Be kracht, daß, wie dies beim Zedlitzschen Schulgesetz geschehen, der Kaiser auch bezüglich der Militairvorlagc feine Meinung ändern könnte, und deshalb sollte die Rede von den Freunde» der Vorlage nicht auS- gebeutet werden, denn eS wäre zu bedauern, wenn die 'Ansicht allgemein würde, daß der Kaiser so nnverbrüchlich an der Militairvorlagc und zwar in der jetzt in Rede siebenden Fassung fcstbaltc, um einen Ausfall der Wahlen zu Ungunstcn der Vorlage als eine persönliche Niederlage betrachten zu müsfeit. „Dem Vaterland", so beißt e« am Schluß deS Artikels, „würde eS nur zum Vortheil gereichen, wenn, wie immer die Würfel über die Militair Vorlage fallen, dir Auffassung herrscht, daß die Krone von allen diesen -dämpfe» unberührt bleiben müsse und, so einschneidend auch die Gegensätze in einzelne» Fragen sein möge», dock die ganze Nativ» einig bliebe in der Treue und Hiiigebiiiig für Kaiser »nd Reick." (Die „Voss. Ztg." irrt in der Annahme, daß der Kaiser seine Meinung über die Zedliy'scke Sckmlvorlage geänkeit habe. Ter Kaiser hat bei verschiebe »cn Gelegenheiten betont, daß jene Vorlage nur dann Gesetz werde» dürfe, wen» sie auch de» Rationallibcralcn annehm bar werde, und diese 'Ansicht bat er nicht geändert. Ilnv so wird er anck, nachdem er seine Zustimmung zu der Auf lösiiug de- ReickSlagS crtbcilt bat, der die Militairvorlagc selbst >u der Hueiio'schr» Form ablclmte, sich »nd seine hoben Verbündeten i» einer der wichtigsten Lebensfragen der deutschen Nation nickt selbst deSavouircn oder Herrn Eugen Rickstcr das Zugesiändniß machen, daß in mili I a iri sck cn Fragen die Sachverständigen schweigen müssen. Darüber läßt die Görlitzer Rede keinen Zweifel. Es ist daher eine ganz »»würdige Insinuation, wenn die „Voss. Ztg." trotz dieser Rede eine MeiiuingSäiidernng deS Kaisers kür möglich hält. Am Ende würde auch die gute Tante da- Enke des Reiche- für angebrochen halten, wenn mir unerschütterlich bliebe, waS die Herren Engen Rickter, Iw. Lieber und Bebel sagen, der Kaiser aber vor diesen „Autoritäten" sich beugte. D. Red.) ^ Berlin, >9 Mai. (Telegramm) Einem Privat tclegramm der „Post" zufolge veröffentlicht Professor Koch in den nächsten Tagen eine Schrift zur Cholera-Fra ge. — Wie der Erzbischof Slab lew Ski, so bat anck Cardinal Ledochowski daS Eintreten der polniscken Fractio» für die Militairvorlagc gutgebeißen. Der „Kur. Pozn." bcrickiet über die Aeußerung LekockowSki'S Näheres Danach habe Ledvckowski i» Gegenwart Stablew-kVs an, II. Mai die polnischen Pilger ,u Rom empfangen »nd dabei den 'Abgeordneten v. Grabski auS Skoinik m außergewöhnlicher Wc ke ausgezeichnet. Der „Kur. Pozn." berichtet darüber wörtlich: „Ter Cardinal I,ob zunächst die Verdienste deS geehrten Abgeovdneten hervor und gab iodami i» einer längeren Ansvrache seiner großen BcsricLigulig darüber Ansdruck, daß er vor sich einen Re präsentanten der poliiuche» Fractio» in Berlin bal-e. weiche haupt sächlich in der ietziei, Zeit durch >I:re besonnene und kluge Politik sich so sehr um die Kirche und das Land verdient gemacht dab». Ter Eardinal erivähnte die letzten Vor kommnisse in Berlin und sprach sich mit großer Anerkennung
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