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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930706010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893070601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-06
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Monat
1893-07
-
Jahr
1893
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4812 20 000 uk Eapitakwerth vorbanden. Der VürgerboSpital- fond» ist angesammelt worden durch Uebrrweisunz eine« TbeileS de< Reingewinnes der diesigen Sparcasse, durch Schenkungen, Vermächtnisse und durch Veranstaltung von Gabenverloosungen, von Concerlen zum Besten der genannten Sache u. s. w H Au» dem vsgtkande, 5. Juli. Am Sonntag Mittag bat rn Undermarkgrün ein Waldbrand staitgesunden Zum Glück wurde das Feuer noch rechtzeitig bemerkt und gelöscht, rbe es gröberen Schaden anrichtcle. — Zn Bram bach wurde ein Arbeiter von einer rinstürzendeu Sandwand verschüttet und gelöbtet. — Zn Untersuch senderg er trank beim Baden im Flvßteiche daselbst der Briesträgcr Fr. Rosenbaum von dort. kV BtschofswerX. 4. Zuli. Zm benachbarten Weickers dorf wurden heute früh '/,? Ubr das WohubauS und die Scheune de» Gutsbesitzers HanS Müller ein Raub der Flammen. Der entstandene Schaden ist sehr bedeutend. Ueber die Entstebung-urlacke de« BrandeS ist noch nicht« Bestimmte» ermittelt, doch wird Brandstiftung vermulbet. L. Trr-beu, 5. Zuli. Nachdem nunmcbr die Genehmigung zum Betrieb der elektrischen Straßenbahn Schloß- play-Bläsewitz ertbeilt worden ist, erfolgte beute Nach mittag 8 Ubr vom Schießplatz au- die ossicielle Probe fahrt. Donner-tag früh 8 Uhr beginnt der öffentliche Betrieb Lihmiy der Stadtverordneten Vorläufiger Bericht. * Leipzig. 5. Juli. Den Borsitz führt Herr Borsteber Justizraid l-r. Schill. Am Ratbslische anwesend die Herren Oberbürgermeister Or. Georg,, Bürgermeister Jusnzrath vr. Tröudlin, Sladträtde l)r. Fischer, Fricling, Dürr, Esche. Hentschel, Pohle ntz und Dobel. Eingegangen ist ein Schreiben der Herren Kraft und Gen., in welchem gebeten wird, von der geplante» Errich tung einer Brtürsiiißanstalt an der Osiseite der katholischen Kirche abzusehen, da eine solche Anstalt zu der ga»zeu Um gebung nicht passen und dieselbe verunzieren würde. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die RatbSvorlage, zwei neue Stellen für zwei besoldete Stadträlde mit einem Jabresgehalte von je 800» zu begründen und demgemäß taS Ortestatul dahin abzuändcrn, daß anstatt »S besoldete Stadlrälbe" gesagt wird „ll besoldete Stadt- rätde", auch die neuen Stellen in daö Berzeichniß der pen sion-berechtigten Beamte» auszunebmen. Seiten« LeS BerfassuugS- und Finanzausschusses wird vorgeschlagen, die Vorlage abzulehnrn und Folgendes zu beschließen: l) a. E» werden drei neue besoldete Rathssiel len begründet, eine in Gemäßbeit der Ratbsvorlage mit dem Jahresgebalte vou 6000 zwei für sogenannte Stadtbaurätdr, deren Inhaber Techniker, welche die Staatsprüsnng bestanden haben, sein müssen und von denen einer de», Hochbauwrsen, der andere dem Tiesbanwesen vorzustehen hat; d. die Stadtbaurätkr sind Mitglieder de« StadtratbeS mit voller Ttiinmberechtigung, sie werten aber von den Stadtverordneten auf Vorschlag de-RatheS zunächst aus sechs Jabre gewählt; im Falle der Wiederwahl kan» eine Kündigung nur von 8 zu 6 Jahren eintreten; die selbe muß 8 Monate vor den bezeichnet«!, Fristen bewirkt werden; v. die GehaltSbezüge der Stadtbaurätdr werden be sonder» geregelt; ck. die Pension der Stadtbaurätbe beträgt, wenn sie nach den ersten sech» Zabren nicht Wieder gcwädlt werden, '/,, wenn sie später nicht wieder gewählt werde», die Hälfte de» Gebalt«-; v. die Zahl der unbesoldeten Stadträthe wi>d um zwei vermehrt; k. in da» OrlSstatut ist eine Bestimmung über da- Verfahren bebusS Herbeiführung der Versetzung besoldeter Rathsmitglieder in den Ruhestand unter Gewährung der ort-statutarisch zustebenden Pension nach Maßgabe der Borschristrn in tzZ. 05 und 06 der Nevidirten Stätte-Ord nung in Verbindung mit tz 7 de» Civil-SlaatStie»er-G«setzeS vom S Juni «876 auszunebmen. 2) Den Rath zu ersuchen, den Beschlüssen unter 2 a bi» g beiznireien, eine dement- sprecheud« Vorlage dem Eollegium zugehen zu lasten und >u> Verein mit den Stadtverordneten den eventuell nölhigen Ditpen» einzuhvle«. Herr Vorsteber Justizratb vr. Schill, als Referent der Aulschüsse, begründet die Anträge in eingehender Weise. Durch di« Schaffung von Stadtbaurätbe» würde namentlich der Rarb in der Lage sein, ttwaige Einwendungen seitens sachverständiger Mitglieder de« Eollegium» sofort erörtern zu tönurn, während jetzt erst immer aus die technischen Beamten zurückgrgrisfen werden muß. Man har daher auch in vielen Städten SladtbaurathSsleUen errichtet. Seiten» de» Rathe» selbst sind jedoch erhebliche Be denken erhoben worden. So glaubt man, daß die Selbst verwaltung der Gemeinde behindert werden wird. Susann dürften diejenigen RathSmitglieder^ welche jetzt mit Bau sachen beschäjligt sind, durch die Stadlbauralhc nicht sehr entlastet werden. I» elfterer Hinsicht theilte der Herr Referent die Befürchtungen de» Ratbe» nicht, dagegen sei rS richtig, daß in allen baupolizeilichen Angelegen heiten, sowie auch solchen sanitärer Natur eine Entlastung der da» Ressort inuebabendeu Stadträthe nicht eintreten wird. AuS kiesen Gründen und weil e» auch notbwendig ist, die beiden Herren Bürgermeister von allen Nebengeschalten nach Möglichkeit zu entlasten, schlagen die Ausschüsse vor, außer den beiden StadtbauratbSstellen noch eine andere besoldete SladtrathSstelle zu begründen. Endlich em- pscble e» sich, wegen der großen Verantwortung, welche mit der Wahl von Sladibauräthen verknüpN ist, dieselbe auf Vorschlag de- Ratbes vorzunebmen. Referent empfahl, nacktem er »och einige Aenderungen, welche in den Anträgen vorgrnomme» worden sind, ertäutert hatte, dieselben zur Annabme. Herr Oberbürgermeister vr. Georgs beschränkte sich auf die Erklärung, daß er bei der tiefgreifenden Natur der ge stellte» Anträge dem etwaigen Beschlüsse de» Rathes in keiner Weise heute vergreisen wolle. Eine weitert Debatte fand nickt statt, und eS erfolgte die Annabme sämmtlichcr AuSschußauträge mit allen gegen eiue Stimme. Der nächste Gegenstand betraf den Neubau einer Armeiibrodb äckerci und Uederlassung de« dazu erforder lichen, an der Schenkendorfstraße gelegene» Areale» an da« Armendireclorium, sowie Verkauf de- jetzt zur Arnien- brodbäckerei benutzten Grundstücks für den Proi« von SO 00» -t an die Firma Breitkops L Härtel. Die dann noch berechneten Kosten würden sich auf 24 573 -<? belaufen. Seitens der AuSschüfse wird (mit 2» gegen 5 Stimmen) beantragt, die Vorlage abzulebncn. Der Referent, Herr Vicevoisteber Ebmig, gab die Gründe bekannt, welche den Raik veranlagten, eine AuSrebnung des Arnienbrokdäckcrel- betriebeS zu wünschen. Namenilick bandele es sich darum, de» Armen ein steiS gleiches und gut auSgebackeneL Brod zu liescrn. Eine G>wäkr bierjür sei bei Bezug von Bäckerbrov nickt gegeoe». Auck würde bas letztere der Arme»verwali»»g tbeurer zu stcbe» kommen, als das seldstproducirte Brok. Der Herr Referent bielt diese Gründe für nickt ganz zutreffend; eS würden die Privaidäcker da» Brod ebenso gut und wadr» schtiulick noch billiger liefern, als eS die Armcnbrodbäckerei Herstellen kann. Herr Siaciratb Henrschel widersprach dem; der Privat bäcker müsse eine» Gewinn erziele», während die Armendrod- backerei aus einen solchen verzichien könne. Deshalb empsedle eS sich auch auS finanziellen Gründen, der Rathsvorlage zlizuitiiniiien. Herr Biccvorsteber Ehmig suckle drin gegenüber auS den Broviaren zu beweisen, daß da« Brod der Privatbäcker in den Jahre» 1887—>890 immer noch etwa« billiger war, als sich der Selbstkostenpreis des BrodeS der Armcnbrvd- bäckerei stellte. Die Herren Biccvorsteber vr. Zenker und Kaufmann Sckröber sprachen sich entschieden für die Ratbsvorlage aus, während Herr Bäckermeister Joachim unbedingt daran frst- bielk, daß die Privaidäcker mindesten« ebenso gute» und ebenso preiSwürtigeS Brod Herstellen könnten, als da« feilen« der Armenbrodbäckerei geschehe. Man sollte sich nur mit wirklich leistuiizöiädigeir Bäckereien in Verbindung seyen. Die von Herrn Gebeimratb Prof. vr. Hotmann über da- Armenbrvd erstatteten Gutachten seien überschwenglicher Natur. Principiell empsedle e» sich eirrlich, den Privatdäckern nickt durch Regie betrieb in der dentigen schweren Zeit Eoncurrenz zu machen. Herr Direktor Sauer glaubte. einen Versuch mit Privat- backcrn empsedlen zu sollen, und so werde er, obwohl er die Güte des ArmrnbroveS in jeder Beziehung anerkenne, für den Ausschußantrag stimmen. Herr Fleischerobermeister Streubel sprach sich gegen die Ratbsvorlage au«. Die Armenbrotdäckerei werde in ihrem jetzigen Betriebe für die Brodbeschasiung für Arme völlig ausreiche», wenn nicht mehr an verschiedene Vereine (vin- centiuSstift, Artnenfreniide rc.) geliefert werde. Ein vom Redner nach dieser Richtung hin gestellter Antrag fand genügende Unterstützung. Herr Siadtratb Hentschel erklärte, daß letzterer Antrag wohl in Erwägung gezogen werden tonne. Herr Kürjchneroberineister Pfeiffer wie» darauf bin, daß ein sehr großer Theil der Armrnpsleger da» Brod der Armenbrodbäckerei für sehr gut befunden hätte. Auch die Arme» selbst haben bisher immer die gleiche Ansicht ge äußert. Er könne deshalb nur die Aunahme der RalhS- vvrtage befürworten. An der weiteren Debatte betheiligten sich noch die Herren Stadtrath Hentschel, Privatmann Rudolph und Kauf mann Brück, von denen der Letztgenannte gegen den Antrag Streubel sprach, da durch das ViuceniiussUft rc. ebenfalls lediglich Arme unterstützt würden. Die Abstimmung ergab dir Annahme der AnSschnßaniräze (also die Ablehnung ber RalhSvorlage) mir allen gegen etwa l2 Stimmen. Ebenso wurde der Antrag de» Herrn Streubel gegen S Stimmen angenommen. In Betreff der Eingabe de- Verbände» der Hau»besttzrr Leipzig« wegen Irndtrung der die Einlegung der Bei- und Fa Urohrschleußen betaidelnden Bestimmungen empfehlen die Ausschüsse, „den Ratb u ersuchen, daß vom Jahre 1893 ab den Adlaceureo Losten für die beim Umbau vou Haupt- sckleußen nötbigen Aenderungen an Bei- und Fallrobr- fckleuhen dann nicht auferlegl werden, wenn diese Schleißen sich in gutem Zustande befinden und schon in die frühere Hauptschleuße ordnungsmäßig eingesührl waren." Der Antrag fand nach kurzer Debatte Annabme. Dem mit den betbeiligten Grundstücksbesitzern getroffenen Abkommen wegen Durchführung und Herstellung der Brau st raßr in L-Eutritzsch mit einem Auswande von ca. 8550 -4l (der mit NOO -4l durch freiwillige Beiträge gedeckt werden soll), wird debattcloS zugestimmt. Für Befestigung der User der Pleiße unterhalb der Streiiholzbiückc im Connewieer Forstrevier werden N40 -Sk und für Uiiterduckcrung deS Lintrnauer LaucrngrabenS unter der Fluthrinne 1200 -4^ bewilligt. Dem mit Herrn Fabrikant Earl Curt Gerhardt in Linde,«au getroffenen Abkommen wegen unentgeltlicher Ab tretung von 43 qm Areal zur Stiaße vor seinem Grund stücke (Lllyener Straße Nr. St) trat da- Eollegium bei. Dir Vorlage betreffs Regulirung der Pleiße läng- de« sogen. Dölitzer Holze-, im Forstrevier Eonnewitz, fand mit verschiedenen Modifikationen die Zustimmung de« Colle giums. Zu den Regulirungskosten werden die Herren KeeS und Herfurth Beiträge von 80 000 -4k und l5 484 -4k leisten, während ber voraussichtliche Rest der Kosten in Höbe von 34 688-4k auS dem BetriebSreservesondS entnommen werden soll Für den Anschluß deS Rittergutes Lößnig an die städtische Wasserleitung bewilligte da« Eollegium I7I5-4' 40^. Unter Adietzunz der übriaen Gegenstände von der TaaeS- ordnung wurde hierauf die Sitzung geschlossen. Verkehrswesen. X An» Thüringen, 4. Juli. Wie wir in Ersabrung bringen, wirb sich die nächste Hanpiconferenz deS Deutsche» Lifenbaliil. VerkekrSverbande», die oin 8. Nove,„s-r d. I. in München ab- geballeu werden soll, doch mit der Frage der Schafs» ng ein- deitlicher Personen tarife zu belassen hibe». Es dürfle aber diese Instanz nicht über oiiderweitc Gr»>>dl'ren. kurz, nichts über die rein finanzielle Seile der Aageieeeiid.it, sonde.n über die sich nolbwendig machenden Aenderungen in rein odm.nistraiiver Hiiisich! Beschlüsse fassen, damit laiche der einen Wonai später in'Berlin zusainmeniretendkn Eenerotcousercuz der deutschen Eisenbahnen unterbreitet werden könne». vfrmjsäiler. — „Weil »er Ehemann nicht rechtzeitig zum «neu kam", soll eine Frau B. einen Seid st Mordversuch gemacht kaben, indem sie sich mit einer Zuckertchnur am Tdürdrllcker der „guten Stube" aussnilpfte. Der Zufall führte aber ihre Tochter nach derselbe» Stube; dadurch wurde die Lebens müde noch rechtzeitig vor dem Tode bewabrt. Ihr Zustand 'oll trotzte», bedenklich sein. Frau B. soll übrige»« schon »lehrfach aus ähnlichen Anlässen Selbstmordversuche gemacht haben. Aus -km HMlMsvkrkelir. k Prehn'S transatlantische Pntver-Eombinatian ist ein vortreffliches Mittel gegen Motten, Schwabe», Nüssen, Fliegen, Flöhe, Wanzen, Blattläuse, Bogelmilben und Ameisen. Groß» Mobei-Ausbewahrungsgeschafie. Tapezierer und Pnvale wende» mit beiiem Erfolg Pr.hn't ,ra»«o»an,„chc Pulver- Eombinaiion an. — Schwaben Gucken-, Brod- u»d Bäcker,chwabe, auch Schabe, Preuße, »akerlake genannt) sind nächtliche. sehr stinke, >»s dem Orlen, eingewandert» lederbraune Thiere. Jedem Eocvn entspringen l6 Jung«. Man gehe deshalb recht energisch gegen diese Brut vor. der Eriolg krön, die gehabte Mühe. Oskar Prcbn, Leipzig, leistet für die Wirkung seiner iransoil Pulver-Lombiiiatton Garantie, auch stehen ihn, lehr viel Anerkennungen zur Seite. — Prlanzenläuse und Blatts! äh» leben aus Pflanze», fixen meist an der Unierieile der Blätter, wo sie durch Anssaugen der Säfte schaden, ja selbst schon durch ihre» Slick die Pflanzen schädigen. Die Blattläuse werden durch ihre starke Beuiiehruiig höchst gcsäd» lich. Tie sammeln sich im Früh,ahre dicht um die ausbrechenden Knospen und kommen später an di« jung«» Triebe, welche sic oft ganz bedecken, so daß die Blätter sich krümme» und welken. Auch hiergegen wende mau die Pu ver-Lo»ibi»aiion an, und di, Wirkung wird von üderraichendeiu Erfolg ie!». - Stuben- und Stall st ie gen. Dieselben sind durch ihre Zudringlichkeit und Beschmutzen aller Gegenstände sehr lästig und besonder» de» Pferden eine große Plage. Auch diese Störenfried», sowie Wanzen und Flohe werden durch obiges Pulver vernichtet. Dos Pulver wird nur in Packet»» zu 60 .H, l bis 4.4t bei Oskar Preh», Zur Flora, Lriumttiljche Straß» 7, verabreicht. Utch SLlub -er Lebattlon rillkkLangr«». * Vil'lt', 5. Juli. Da» Eeatrum brachte im Reichs tage den Antrag aus Aushebung des Jesuitengcsetze» sin. * Nürnber», 5. Juli. (Landtag-Wahl.) Hier siegt« die Soelalistea und iu Fürth die vereinigten Liberalen * Wien, 5. Juli. Das „Fremdcnblatt" versichert, daß die bisherigen Ergebnisse der diesjährigen Fuiterproduction keinerlei Anlaß zu einem Futterausfubrverbot böten. Die Meldungen, daß ein solches bevorstehe, sei unbegründet. — Der »Politischen Correspondenz" zufolge erklärte Egypten seinen Beitritt zu den Beschlüssen der internationalen SanitätSconferenz in Venedig. * Paris, 5. Juli. Carnot übernachtete m Pari» und bleibt beute hier. Gleich dem Senat, der Kammer und den anderen StaatSgebäuden wird auck da» ElysSe durch Truppen und Polizei geschützt. Nach der amtlichen Liste wurden 40 Polizeiagenten verwundet. Die Abendblätter melden die Verhaftung des Polizisten, der angeblich Nugcr am Sonn abend tödtlich verwundete. Der Polizist, welcher sich bisher verborgen gehalten batte, wurde Vormittags ausfindig ge macht. von den Demonstranten wurden ioszesammt 120 verhaftet. * Paris, 5. Juli. Bis 3'/r Uhr wurde kein Zwischenfall gemeldet. Im Lateinischen viertel, wo die Erregung nach gelassen hat, werden keine neuen Unruben befürchtet. Dupuy erklärte einer Deputation von Mitgliedern deS Municipal- ralhS, eS sei ihm gegenwärtig unmöglich, die Bitte um Er setzung deS Polizeipräfecten entgegenzunehmen. * Pari». 5. Juli. (Kammer.) Saal und Tribünen sind überfüllt. Es herrscht große Erregung. Der Präsident verlas mehrere an ihn ergangene Anträge auf Jnterpclla- tivnc» über die jüngsten Vorgänge in Pari». Dupuy bat, die Beraibung bis zur Wiederherstellung der Ruhe zu ver tagen. (Beifall im Centrum und Protestruse aus der äußersten Linken.) Dupuy sügtehinzu, daß derCharakterderKundgebungen beute klar erscheine. Die Studenten verabscheuten die Vor gänge der jüngste» Tage und die Manifestanten seien gewöhn liche Veranstalter von Tumulten. Es gebe darunter viele Fremde, mit denen unbarmherzig Kehrau« gemacht werde. (Beifall.) Ferroul unterbricht den Ministerpräsidenten mit den Worten: „Ihre Agenten sind Mörder!" Da- ganze Centrum erbebt sich und fährt den Zwischenrufer hart an. Dupuy schließt, daß die Regierung entschlossen ihre Pflicht erfüllen und un verzüglich die Rübe wiederherstellea werde. (Beifall.) Mehrere Deputirtc bekämpften die Vertagung, beklagten sich über da» rohe Vorgehen der Polizei und tadelten, daß der Polizei- präfect seine Demission noch nicht gegeben habe. Dupuy trat dann nochmals zu Gunsten der Vertagung ein. Pellatan versuchte zu sprechen, wurde aber von den Schlußrnfen überlönt. Mehrere Mitglieder de- CentrumS beantragten, daß die Berathung auf Montag festgesetzt werte. Dupuy stimmte dem zu und die Kammer stimmte mit 377 gegen l33 Stimmen für diese Tagesordnung. * Paris, 5. Juli. Der Gemeinderath bewilligte de» Inhabern verbrannter oder geplünderter Kioske eine Unter stützung von lOOO Francs. — Da« Zuchtpolizeigericht verurtheilte eine Anzahl der an den letzten Epcessen Betheiligten. darunter mehrere Studenten, zu eintägigem bi« zweimonatigem Gesängniß. — Die conservativen Lcputirtcn Provost de Launay und Goyon, welche mit Baudrydasson einen scharfen Wort wechsel hatten, weil er gegen die Vertagung der Interpellation über die jüngsten Vorgänge in Pari» gesprochen, sandten demselben ihre Zeugen zu. * Part», 5. Juli. Di« Umgebung der Arbeits börse hatte heute Nachmittag wieder da» gewöhnliche AuS- scben und im Innern arbeiten die verschiedenen Abteilungen wie gewöhnlich. Ein Mitglied der Epecutiveommission er klärte, die Syndikate würden keine Kundgebung in Scene seyen, da man sie unbehelligt lasse. * Belgrad, 5. Juli. Der Gesetzentwurf» betreffend die neuen Consumsteucru, wurde von der heutigen Tagesordnung abgesetzt in Folge Einsprache de» österreichisch-ungarischen Ge sandten Thoemmel gegen einzelne, mit dem Handelsvertrag collidirende Bestimmungen. Di« Gerüchte von einer Recon struction des Ministerium- werden von gut unterichteter Seite für unbegründet erklärt. Die Eindringung einer Anklage gegen da« Ministerium Avakumvwitsch wird im Lause der Woche erwartet. am 28. Juni in Chemnitz an, »m vom 20. Juni bi» zum 18. Juli in Sicherheit in Bödmen zu verweilen, dann wieder ru seiner Freischaar zurückzukebren und den Heldentod für» Vaterland zu sterban; < Tage vorher — am 22. August im Bivouak Buchenbain (Buckenhof?) schließen die Körner'scken Tagebuch-Mittdeilungen ab, die endlich auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu haben da« nicht hoch genug zu schätzende Verdienst de» HofratbS Emil Pesckel ist. Möge eS demselben vergönnt fei», noch weitere Beiträge von gleichem Werth zur Kennlniß der Biographie Theodor Körner'« zu veröffentlichen! vr. Karl Siege». Chicago. WeltaußstellungS-Briefe von Karl Böttcher. (vrtgiuaU>«richt unsere» Epecial-Lorrespondenten.) »e»chdr>i<e „»»oleu. XXV Etzleag». Jll., 18 Juni. Wa» Oesterreich auf der Weltausstellung macht? . . . Danke! Befindet sich kreuzfidel. — Schau'n mer'S halt mal alle miteinander an! Zuerst biueingestürzt in „Alt-Wien". Auf der „Midway- Plaifance", dicht benachbart dem chinesischen Tkeater und dem Dadomey-Dors, hat es Platz genommen, dies prächtige, herüber- aepfianzle Flcckckren von ber Donau. Seine alten Häuser fronten mit ihrem phantastischen Tächerzickzack heimeln schon von Ferne an. . . . Aber erst, wen» wir durch da« alter- thümliche Tbor eintreten — potztausend! . . . Mit einem Ruck sind wir moderuen amerikanischen Au«- itrllu»a«bttmtuleic zurückversetzt in da» Zeitalter Maria Tberesia'« und Jolepb'S ll. Ein träumerischer Marptplatz — die historisch getreue Nachbildung deÄ Wiener Alt-Markt- jener Zeit. Hock- gegiebrtle Häuser — einige «in wenig aufgedonnert in alt modischer Eleganz, wie da« RatbyauS mit seinen Butzen scheiben, aadere io bebäbiaer Beschcidenbeit — lauschige Nische», neugierige Erker, kokette BalcvnS, zierliche Tbürnichen blicken uu» entgegen. Drinnen famose Bier- und Wtin- kneipen, Cafe«. Ehampagnerbuffet», VerkausSlLdrn für Gegen ständ« der österreichischen Industrie au- allen Kronländern. Sogar brave Bosnier baden sich eingesunden. So die äufierc Physiognomie, in eie wir unö freilich nicht lauge verlief«, können; denn ringsum i'Uert wascheckie Wiener Fröhlichkeit. Ta ist eine Diener Miliiaircapelle mit de« prickelnde» Vortrag Strauß'scher Walzer: .Geschichten au» d«m Wiener Wald", .Künstlerblut", .Die dlaue Donau". Wir meinen, dir lebenSltistige Kaiserstadt an der Donau zu sehen: in lichte Federwvlkckeu mächtig emvorragend der SlephanSlhiirm, unweit davon eine Masse Pracktbanten — glänzende Strophen der Architektonik — und ringsum ein Meer von Häusern mit fesche» Frauen und Hunderttausenden von fröhlichen Gesichtern. Und über Allem ein anmuthige» Schimmern wie ein reizendes Mädchenlächeln. Solch' anheimelnde Fröhlichkeit, geschürt vom Dreiviertel tact. sickert hier in alle Beine, in alle Herze», wetterleuchtet auf allen Gesichtern, selbst aus jenen amerikanischen Physiog nomien, die sonst auf der unermüdlichen Hetzjagd nach den Dollars so kalt dareinblicken. Es fehlt nur noch ein Stückchen Donau, ein Stückchen Am Grabe», ein Stückchen Prater, und das Wienertkum in Cbicago wäre complel. Diese landschaftlichen Reize aber leben i» den Volks liedern, die hier beim „Höchsten Heurige»" von Volkssängcrn loSgeseuert werden. Ta stngt'S: „Ja. da fabr'n ma hall nach Rüßdorf '„an» — Da» ist a Hetz a G'stanz ^ Da kör'n ma ferme Tanz — Da lass' ma unsre Dudler au» — Un geb n in der Frub mit'm Schwammer nach Hau». Zucht «ff- ... Da dudelt'», indeß ein Theil de» heitern Publicum» mitsingt und dazu trinkt wie ein Loch: „Groß- wiener sa wer doch" und „Trübsal blas ma net" und „Wir kab'n kan schwachen Mag'» und .Hallob, buliö, n»r rasseln »>i« Hamur" und -- Kruzitürken — wa» der melodischen Herrlichkeiten mehr sind. Wundersame Stunden verlebt man hier de» Abend», wenn man, ermüdet von tausend bunten Eindrücken, dem ganze» We>ta»«sIeU»»gsIrubel in all den Palästen entstoben in, wenn dinter den kleine» Fenstern der alten Häuser ein Licht »ack rem andern aiifblitzt »nd e« dann auSsiebt, als ob da oben im traulichen Nest alte Freunde baut«», wen» sich die Profile der spitze» Dächer scharfgezeichnel vom nächtigen Himmel aökeben. Tie Fröhlichkeit wächst mebr und mehr. Alle Sprüb- teusel sind loegelassen, alle Herzen aufgeschnilrt. Erreg» vom Kneipen, von den Walzern, von de» G sianzeln lacht und singt die ganze Stabt und steckt im Humor bi« über die Schornsteine Nn» verfügt sie Uber einen solchen Ueberschuß an diesem köstlichen Gut — man könnte davon mächtige Quantitäten für trübe Tage ansdeben, könnte davon einige Wagenladungen an jene kirchköslich traurigen Geschäfte ab- grben. die auf der Ausstellung bereit« verkrachten. Eine Stadt, die sich tagaus, tagein in gottvollster Stim mung befindet, läßt man sich füglich in dieser Welt gefallen. I Dckade, daß eine solche Stadt nur ein — Weltau«s»ellung«- l object ist! — Merkmale der Fröhlichkeit trägt auch die österreichische Ausstellung im „Jiibttslrie Palast." An der impofanlen Columbien-Avenne, zur Seit« „Deutsch land«". erbebt sich rin pavillonariiger Ba». Da« sckwar;- gelbe Banner, da« reickvergoldetr Wappen Oesterreichs »nd die auf rotkeni Sa»'»ietk,ssen ruhend» Krone HabSburgS schmücken da« bochgewölbte Eingang-portal. Was in öster reichischen Werkstätten de» Geranten», auf österreichischen Feldern der Arbeit Kopf und Hand »mfig geschaffen — dier ist e« in, friedliche» Völkerwettkampf aufgepflaiizt. Dabei vereint« fick da« Nützlich« mit dem Schönen i» Mannig faltigkeit, Fülle und Pracht -.. O, Angesicht« dieser Schätze kann er stolz sein, der Mann von der Donau und freudig aufjnbeln: „Heil Dir, mein Oesterreich!" vor Allem ist e« die Gla» und Porzellan-Industrie Böhmen», di« da« Interesse aufstachelt. . . . Da funkeln tausend Sorte« von Gläser», vok» einfachsten Becker bi» zur strahlenden Vase, welch» die Geldtasche de» Käufers ui» niedrere tausend Dollar» erleichtert. Da schiiiimern kunstvolle Service, schimmern prunkende Tafel aufsätze, schimmern Kode VhrkNpokgle Heidi! einen solchen Pokal in srober Zecherrnnb« aus da« Wohl eines herrlichen Menschen leere» — rin Vergnügen müßie e« sein. Weitert,!» sind di« verschiedenartigsten. glaSgeschlifscnen Schiiitickgegenständr mit eingebrannten Gold- und Farben- malcreicn vor Anker gegangen Alle- i» solch künstlerischer Schönbeit und Vollendung» wir man r» vorher in Amerika wobl 'aiiiii gesehen. Dies gilt auch von den tausend reizenden Artikeln der Porzell l»a»üstcll»iig mit idren Miniatnrgcmälden in zartesten Fai.-eii, so fein und sorgfältig ausgesükrt. daß man be- willidernd vor dieser Leistung menschlicher Kunstferligkeit siebt. Unk was dies«» Oesterreich außerdem de» Truden seiner Industrie entnommen und dier, auf dem Paratcfeld der Welt, aufmarschiren ließ! Unendlich viel — von den Er zeugnissen des Wiener Gold- und Silberschiiiiedcgcwerl'cs mit Caiidelabcr», Tbeekannen, Eognacservicen, Bonbonnibreli und den Nachahmungen antiker Bildwerke an bi- zu den Leder- lupusarbeiten, die nach allen Hauptstädte» des Erdball» wandern — bis zu den modernsten Erzeugnissen aus dem Gebiete der Cbemie, der Papierfabrikation, der Tyroler Loben- röcke — bis zu den berrlichstkii Emailleardeiten, wie sie kost barer noch nicht aus den Markt kamen — bis zur Wiener Ktinstniöbelinktistrie, allüberall mit Achtung genannt, wo man Berständmß für solche Leistungen hegt. Die« Alle» und noch viel mebr ist hier einkogirt, durch weht von jener Anmulh, wie sie einem treuherzig biederen Volke eigen ist. Oesterreich hat ans der Weltausstellung kein eigenes Staatsgebäildc, etwa wie Deutschland, dessen stolzer Ba» sich in den Fluihc» des Michigan Sees spiegelt. Seine Aus stellung ist auch nicht übermäßig vielseitig; trotzdem steht eS mit dem Gebotenen hinter wenig Nationen zurück und vielen voraus. von seinen Bädern ist nur das berühmteste vertreten: KarlSbalh. Sonst, wenn Curorte ihre Brunnen- und Heil- producte zur allgemeinen Schau brachten, wurde nicht gerade viel Originalität im Arrangement verschwendet. Man schichtete eine Pyramide auf, reihte Flasche an Flasch», Päckchen an Päckchen und liebkoste sich in dem Gedanken; „Jawohl, den an uns gestellten Forderungen sind wir zur Genüg« gerecht geworden!" Die Stadtgemeinde de» altberühmten Karl«bad ist von dieser AtiSst»N>ing«schablon» abgewichen. Sie führt gleich in einem künstlerisch bemerken-werlhen Diorama ihre ganze Sprudelstadt vor, wie sie hier im herrlichsten Park steckt, dort da« Deplthal entlang ziekt. weiterhin in dämmerige Wälder taucht, da oben die Höhen erklimmt. Der Weltan«stell»ng«bes»chtr, welcher jemal» in Karlsbad weilte — ein Deutscher, «>n Franzose, »in Engländer, rin Yankee — vor diesem anheimelnden Durcheinander von weißen Häusern, dunklem! Waldrevier, groteskem Gesels» wird er leicht all die trauten Orte entdecken, wo er wodnte, im Schatten der Buchen frühstückte, wo ihm die Heb» den Brunnen kredenzt«, wo er frohgelaunt dergaus, bergab zog oder von imposanter Höhe hinau-dlickt« in sonnenbeglänztc. duftverklärt« Lande, wo er scherzt» und lachte, bangt« und hoffte — und Genesung sand.... Und der sremd« Beschauer, meinethalben von irgendwoher — beim Anblick diese« in waldgrüne Herrlichkeit gebetteten Karlsbad versteht er, wie e» seit längstverganaenen Tagen ei» Wallfahrtsort aller Welt sein konnte, versiebt er, wie ibn von jeher deutsch» Dichter als dieblingSausenthalt erkoren und sich »>it ihm eine ganze Tiernenreibe glänzender Namen verknüpft, die mit Geliert anfängi, auS der bell und straklend wie ei» Meteor Goethe austeuchlet und die bossentlich mit Friedrich Svirlhagen noch lange nicht abschließt.. Eben, als ick mich vom Diorama entfernen will, tretcn zwei anmutbige Amerikanerinnen aus, Frauen, so schön „<»>, >nv noar ffu>laback!" ruft di« Ein« «rinnernngSvoll impulsiv aus. al» od sie plötzlich eln geliebte» Wese» erblickt, und ihr« großen Augen glänze» ....
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