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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930711012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-11
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
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2. UM M ÄWll Äffblllii M AliMl M. W, AM«z tl. Wi W. sMP».MM Musik. Leipzig. 9. Juli. Der Gesangverein Phönix stierte gestern im Garten und Saale de» Etablissements Bonorand lein Ssiftungs- fest, zu dem sich «ine große Anzahl Feslideilnehiner «ingesunden hatte. Ta» Progranim zu dem Gartenconcerte, bestehend au» zwei Adtheilungen, deren erste ausschließlich Orchesternorträge, von der Capelle de» Herrn Musikdirektor L urth ausgesüdrt, enthielt, wahrend die z»«ite zum größten Theile Lieder und Gelange sür Mannerchor sowohl, wie sür gemischten Thor auswie«, deren Leitung Herrn Musikdirektor Karnahl oblag. Bon den correct und wirkungs voll auSgesührleu Orchesterwerken erwähnen wir ipeciell die Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" von Nicolai, den bekannten, jetzt ost gelpielten dtaroks rriowvtmle über Beethoven'» „Lsclur-Üoncert" von Wieprechl, sowie die Fantasie über „Weber'» letzter Gedanke" sür Tromba von Fuchs, die von Herrn Belg er in sehr IvbenSwerther und sicherer Weise zum Vortrag gebracht wurde. Die Darbietungen de» Vereins selbst begannen mit drei Männerchören „O Wald, wie ewig schön bist du" von Abt, „Mein Schatz" von Curti und „Frühlingsmarsch" von Mittmann, letzterer mit Begleitung von Trommel und Trompete, die dir Wirkung der Tomposition jedoch nicht zu erhöhen vermochten. Weiterhin sang der Männerchor noch „Gott schirme dich, mein Vaterland!" componirt mit Orchester von A. Zedtler. In allen diesen Nummern, namentlich in Lenen, die nicht zu hohe Ansprüche an die obere Tenorlage machen, war die Klangwirlung eine treffliche, der gute Rus, den sich der „Phönix" seit seinem Be- stehen erworben hat, zeigte sich überall berechtigt auch heute noch, und ebenso konnte man mit Vergnügen und Anerkennung wahr- nchmen, daß der Letter des Vereins, Herr Karnahl, große Sorgsalt aus das Studium verwendet hatte, um eine tadellose Aussührung vorzubereiten. In ganz ähnlicher Weise effektvoll vorgetragen -wurden die gemischten Chöre: „Maiendust" von Gartz, „Dort sind wir her" von Abt mit Sopran - Solo, dos so begeisterte Ausnahme fand, daß es theilwcije wieder holt werden mußte, und das herrliche Mendelssohn'jche Quartett „O Wald, du kühlender Brunnen". Wie immer und überall blieb es eine der Glanznummern. Ten Schluß des zweiten TheilcS bildete die Walzeridylle sür großen Chor mit Orchester von Th. Kojchat „Ein Sonntag aus der Alm". Das beliebte, kgern gehörte Werk mit seinen sympathischen und flüssigen Rhythmen machte auch gestern wieder den gewünschten Eindruck und kam zu srischem und harmo nischem Vorträge. Noch ist zweier Nummern lobend Erwähnung zu »hun, des von der Curlh-Capelle vorgetragenen Vorspiels zum 5. Acte aus der Oper „König Manfred" von L. Reincäe und zweier Lieder für Sopran mit Orchesterbegleitung, „Frühlingslied" von Goltermann und „Komm aus der engen Stadt" von Henning von Koß, gesungen Von einer der Damen des Vereins. Erweist sich auch im Allgemeinen »in großes Gartenlokal nicht gerade sehr geeignet für den Licdervortrag, da es dem Leistungsvermögen einer Sängerin viel zumuthet, so konnte man doch sehr wohl mit der Ausführung der Lieder zufrieden sein, die, mit Geschmack und an genehmen Stimmmitteln gesungen, sehr viel Beifall fanden. Daß letzterer allen übrigen Vorträgen ebenfalls in reichen, Maße zu Theil wurde, sei noch nachttäglich der Vollständigkeit wegen erwähnt. G. Schlemüiler. * Dresden, 9. Juli. Die Todesanzeigen bringen die in musikalischen Kreisen gewiß sehr schmerzlich berührende Trauerkunde von dem am Sonnabend erfolgten Ableben des königl. sächsische» CapeNmeisters, Ritter- rc. Carl August Gustav Ricci uS, eines Mannes, mit dem abermals eine der edelsten Stützen unseres königl. Kunst-Inslitute-, eine Zierde unserer königl. Hoicapelle,c.. dahin- gegangen ist. Die Gebrüder Riccius traten anfangs der fünfziger Jahre als Aussehen erregende Violinisten in die königl Capelle; der jüngere Bruder de» nun Entschlafenen schlug aber bald die Virtuosen Tarrisre eia und machte in London durch >ein vorzügliches Geigen spiel Furore. Der ältere Carl Riccius blieb jedoch der königl Lapelle treu und wurde 1858 Musikdirektor bei derselben. Carl Ricciu» machte zuerst Aufsehen durch eine von ihm zum Schillerfcste 1859 schwungvoll componirte Dithyrambe sür Sopransolo und Chor, welcher Composition später noch viele vortreffliche Compositioncn und Kirchcnstücke folgten, deren letztes wohl der Huidigungs-Tdvr zum 80. Geburtstage de» Wirklichen Geh. Rath» Bär, Excellenz, gewesen sein dürste. Seine Hauptthätigkeit widmete seit laugen Jahren Carl Riccius als Lhordirector dem königlichen Hostheaier- Singechor, zu dessen feststehendem Ruhme der Entschlafene in un ermüdlicher Ausdauer gewiß daß Meiste beigetragen hat. Einer der edelsten Jünger der königl. Kunst ist nach tchweren irdischen Leiden im 63. Lebensjahre mit ihm eingegangenea in das ewige Reich der ' El " -- - - Harmonien! Ehre seinem Andenken! * Der Heldentenor Herr Alsred Rittershaus beabsichtigt in Folge der glänzenden Anerbietungen, welche ihm gelegentlich seine» rrsolgrcichen Singen» in Mailand gemacht wurde», zur italienischen Oper überzugehen. Der junge Künstler wird in der W>nterstagione diese» Jahre- an einer der ersten Bühnen Italien» in einer Wagner- schen Heldenteuvr-Parti«: als Siegmund in der „Walküre" oder als Lannhäuser debutiren. Gotha. Au» Anlaß der Mustcr-Aufführungen wird der Orchester- raum de« hiesigen Theaters in der Weise wie im Wagnertdeater zu Bayreuth vergrößert und tiefer gelegt, jo zwar, daß ein Theil der Musiker künftig, dem Publicum unsichtbar, unter dem Podium der Bühne seinen Platz erhält. Da» Dirigentenpult, da» sich bisher dicht an der Bühne befand, wird von dort entfernt und unmittelbar vor der ersten Parquettcihe angebracht, so daß der Dirigent künftig nicht nur da- Sängerperional, sondern auch das ganze Orchester vor sich haben wird. — Einer der zu den Proben hier eingetroffenen Sänger vom Karlsruher Hostheater hat, nach dem hiesige» „Tage- blatt", die Tour von Karlsruhe nach Gotha aus dem Zweirad zurück- aelegt. Derselbe hat für die etwa 430 iuu lange Streckt nur 4'/> Tage gebraucht. -t- Alten bürg, 9. Juli. Der akademische Gesangverein „Art on au» Leipzig traf gestern mittelst Sonderzuge» hier ein und wnrde aus dem Bahnhofe vom Vorstände d«S hiesigen Männergesangvereines empfangen. Die Gäste, die in einer Stärke von 800 Personen er schienen waren, begaben sich in da» Etablissement „Plateau", wo sie im Verein mit esiier großen Zahl hiesiger Theilnehiner die Nach- sei» ihre» Soinmersestes durch Loncert. theatralische Ausführung und Tanz begingen und nach viel frohen Stunden nach Mitternacht mit dem Sonderzuge wieder in ihre Museustadt zurückzogen. ein Riesenbild gesandt, daß eine Magistratssitzmig in seiner bayerischen Vaterstadt Lanbsderg darsleUl. Große Bilderiiieuaen sind »och in Kisten verpackt. Neues trifft täglich ein. Daß es >>ch hier um eine Elilt-AiiSstellung moderner Kunst handelt, kann man >etzt schon erkennen und wenn man bedenkt, daß die Secession schon in Berlin «ine Aussehen erregende Ausstellung zu Stande gebracht hat, gebietet ihre Leistung doppelt« Anerkennung. ' I» Ealzpnrg herrscht eine große Bewegung, welche durch den Beschluß de» Gemeinderathe», das alle, aus dem Jahre 1614 stammend« Linzer Thor zu demoliren, hervorgcrusen ist. Dieser Beschluß wurde von dem Gemeinderaihe infolge einer Ein gabe von Bewohnern der Linzergasse gefaßt, welche Len Fortbestand »ieseS Thore» a>S em Hemmniß sür die Entwickelung des ge schäftlichen Verkehre» in der Linzergasse bezeichnet». In dem über- wiegenden Theile der gebildeten und kunstsinnigen Bevölkerung Salzburgs hat jedoch der drohende Verlust des interessanten historischen Baue« Mißstimmung hervorgcrusen. Eine Reihe von Körperschaften der Stadt, die Gesellschaft sür Landeskunde, der technische Club, der Verwaltungsratb des städtischen Museums, der VerschönerungS- verein, der Kunstverein und die Äeuossenfchaft „Gral", haben an den Bemeinderath die Bitte gerichtet, das Linzer oder St Sebastians- thor, da» ein Werk edlen Bürgersinne- und ein Wahrzeichen der Stadt, sowie zugleich ei» stilvoller Monumentalbau sei, nicht zu be- eisigen, sonder» vielmehr zweckentsprechend zu reslauriren. Dieser Wunsch wird sicherlich auch bei allen Fremden, welche da» schöne Solzdutg gern besuchen, lebhaften Widerhall finden. Die erwähnten Verein« haben zugleich einen Ausruf zur Deckung der Restauration«- kosten erlassen. Ter Verjchönerungsvereia hat bereit» für diesen Zweck Beiträge zugesagt. * Pari», 6. Jult. Der große, alle Jahre vom Institut äs Brunos verliehene Preis von 80 000 Francs, den Heuer die Xouüsmis sie» iuscriptions et bslles-lettres zu vergeben batte, ist, wie bereits gemeldet, Professor James Darme steter vom Oollsee üs kruiiee zugcfallen. Somit ist seine Uebersetzung des „Avesia", welche drei Bände der Sammlung der Annalen des Russe Ouimet bildet, auf Grund der Beslinimung des (iranii I'r>» „sür das dem Lande am meisten zu Nutz und E«r' gereichende Werk der letzten zehn Jahre" erklärt. Bon den 44 Stimmen Hallen sich 23 aus Darme,Irter vereinigt, während die übrige» sich für de» früheren Consul Frankreichs in Bagdad, de Earzec, correspondirendes Mitglie der Akademie, entschieden. Janies Tarincsletrr, der Bruder des wohlbekannten verstorbenen Romanisten Arjene Tarmesteter, ist am 28. März 1849 in Chäleau-Salins iLoihringen) geboren und be- chäfliglr sich hauptsächlich mit vergleichenden Studien der alt- persischen Sprache und Religion. Seine Hauptwerke sind Laur- vatüt et Imeretät, die Legende Alexaudcr's bei de» Persern, Iranische Studien, orientalische Essays rc. Auch um die Verbreitung englischer Literatur und Wissenschaft in Frankreich hat sich Darme- steter als Herausgeber Byron'S und Mitarbeiter Professor Max Müller's vielfach verdient gemacht. (AUg. Ztg.) * LoiiVv». 6. Juli. Mr. Samuel Alexander ist zum Nach- olger de» Kantianers Adamson für den Lehrstuhl der Philo- ophie am Owen's College zu Manchester ernannt worden. Der neu» Professor ist Australier von Geburt, Sohn von Sir Samuel Alexander in Sydney, und erinnert in semem etwas cultur- unbeleckien Aeußeren eher an den Busch, als an die ge wöbnlich sorgsam gepflegte Erscheinungsform eines Lxsorder Philo sophen. Sein iktzigcs Credo ist der Evolutioniomus. Seine erste Liebe galt Hegel; von diesem ging er über Lotze zu Spencer und der Eniwickelungsiheorie, die itinem Buche „Die morali,che Ordnung und der Fortschritt" zu Grunde liegt. Ter Gelehrte steht im 34. Lebensjahre und darf nicht mit dem Geistlichen gleichen Namens an der Temple Church verwechselt werden, der sich durch sein Buch über „Christenihum und Pessimismus" bekannt gemacht hat. — In dem kurzen Bericht über ihre Reisen in Tibet, welchen Frl. Taylor in dem „North China Herold" veröffentlicht, ver spricht sie ein wirklich interessantes Reisewerk, da» für die nächste Zeit angekündigt ist. Tibet scheint ein belonders für weibliche Forscher geeignetes Gebiet, da ihnen das Geschlecht dort zum Schutze dient. Gleich zu Anfang ihrer Reise gerieih Miß Taylor Räubern in die Hände, die zwei Leute und fünf Pferde au» ihrem Gefolge tüdteten und acht verwundeten. Sie floh, aber als «in Lama ausrief, die Flüchtige sei eine Frau, stellten die Räuber di« Ver folgung ein, denn, lesen wir, »ntcr de» Tibetanern ist es, wie bei den Mongolen, eine furchtbare Sünde, eine Frau zu schlagen. Miß Taylor drang nicht bis nach Lhassa vor. Drei Tagemär,che davon entfernt wurde sie von einem Beamten empfangen, der ihr anheim- stellte, weiter zu gehen, ihr sogar zu Lie,em Zwecke eine Begleit mannschaft anbok, fedoch hinzusügte, daß er selbst seinen Kopf »er- köre, wenn sie es thäte. Von dieser außerordentlichen Liebens würdigkeit der Leute Frauen gegenüber wußte man bisher nichts Miß Taylor ist jetzt aus dem Heimwege durch China. Turiiwcskn. Kunst und Wissenschaft. * Düffel>«rs, 7. Juli. Der Bildhauer Karl Janssen, Bruder de- Geschichtsmalers Pros. Peter Janssen, hat den Rus als Lehrer der Bildhauerkunst an der Düsseldorfer königlichen Kunstakademie angenommen und wird somit Nachfolger des verstorbenen Professor» August Mittig, der di« Düsseldorfer Bildhauerschule begründete. * München, 9. Juli. Ernst Possart wurde als General director der königl. Theater definitiv zum Leiter der Theater unter Wahrnehmung der Intendanz - Geschäfte ernannt. * Dir Ausstellung der Münchener Ecersstoniften in München wird, obwohl die Uederwindung der baulichen Schwierigkeiten fast unmöglich schien und mit noch nie dagewesener Anstrengung gearbeitet werden muß, dennoch bestimmt am 15. Juli spätestens eröffnet. Während in einzelnen Sälen noch die Baugerüste stehe», sind die anderen schon vollständig sertiggestellt und mit Bildern gefüllt, mit deren Werthung die Jury bereit» seit einer Woche be schäftigt ist. Die Säle erhalten ein prächtige» Licht, die Wände der verschiedenen Räume verschiedenartig gefärbten Stoffbezug, jo daß die Bilder je nach ihrem Grundton vortheiihast gehängt werden können. Eines Saales Wände sind mit seingefältetcm, elsenbeinsarbigem Stoff bezogen, ein tdeilweise vergoldeter Frie» läuft unter der Decke hin. Besonder» prächtig wird der Repräsentation-raum unter der Kuppel. Die Münchener Angehörigen der Secession bringen eine Reche hervorragender Bilder, Fritz v. Uhd« eine ganz« Anzahl von Ge- mälden, so einen „Abschied de» jungen Tobias", eine alte Hausirerin und ein lachende- Mädchen von Frans Hal-'scher Kraft u. A., de«- gleichen H. Zügel, Leo Samberger, Franz Stuck, Olde, Otto Eck- mann, Rabending, Böller u. A. Der Bildhauer Rudols Maisvn wird durch interessante polychrome Plastik vertreten sein. Von Dagnan-^ouveret werden zwei prächtige Landschaften „Dan, Is korst' und „l)»ii» I» prairi«" zu sehen sein, von dem genialen Belgier Tourten» unter Andern, «in große», brillant geinalte» Strand- bild. Robert Haug und Otto Reiniger in Stuttgart senden große Arbeiten, de»gleichen Gregor von Bocvniann (Düsseldorf) ein Haupt- bild die „Ras, am Kruge". Gut vertreten sind auch dir Berliner Ltebermann, Saltzmann, Max Koner, Tetmann und Ludwig von Hofmann. Zum Arrangement der Abthrilung der Holländer ist Professor de Haa» au« Brussel hierher gekommen. Al« eine Perle der Ausstellung kann man schon jetzt Troyer'» lebensgroße« Bildniß einer Dame am Meere bezeichnen. Herkomer (London) hat Schulwesen. * lieber den Stand der Volksbildung in Rußland giebt di» russische Wochenschrift „Nedelja" aus Grund amtlicher Zahlen folgen des Bild: Faßt man in Kürze die Betrachtungen des Blattes zu sammen. so ergiebt sich, daß nur ,n Finnland, dem Dorpater Lehr- bezirk (Estland, Livland und Kurland) und bei den deutschen Colonisten Le» Innern des Reiches die Bildungsverhältnisse denen der westlichen Culturstaaten gleich, oder nahetominen, im inneren Rußland dagegen sehr weit zurückgeblieben sind und nur äußerst langsam sich bessern, daß aber am schlimmsten die Verhältnisse im Königreich Polen liegen, wo sie überdies sich noch immer weiter verschlechtern. Im Jabre 1874 fand man unier der Gcsainintzahl der Recrnten im europäischen Rußland (ohne Finnland und Polen) 78 v. H. Analphabeten, 1883 74 v. H. und 1887 68^/, v. H. Insonderheit bei den Recruten bäuerlichen Standes stellte man in diesem letzteren Jahre 72 v. H. Analphabeten fest, ausgenommen jedoch de» Dorpater Lehrbezirk, wo die Bolksbildungs-Verhältnisse (namentlich in Livland und Estland) denen der am meisten fort geschrittenen Staaten Westeuropas nahekommen. Ein höchst un besriedigendes Bild bietet, wie schon gesagt, das Weichselqebiet (Polen): Hier zählte man 1875 81 v. H. Analphabeten, welches Verhältniß von Jahr zu Jahr stieg und im Jahre 1878 bereits bis aus fast 86 v. H. gewachsen war, bis 1885 blieb es sodann säst unverändert. In Sibirien und Mittelasien ist die Zahl der An- alphabeten unter den Recruten (nur russischer Nationalität) von 1874 bis 1887 von 86 v. H. bis aus 83 v. H. herabgegangen. Glänzend heben sich von diesem Bilde die Verhältnisse inF, nnland ab. Dort zählt man unter den mehr als zehn Jahre allen Per- sonen der Gesammtbevölkerung nur säst 2 v. H. ohne E,ementar- bildung und zwar ist dies Verhältniß besonders bei den Frauen <1,68 v. H.) noch günstiger, als bei den Männern. Dem gegenüber hebt das Blatt ausdrücklich hervor, daß die Russinnen der untersten Stände säst ohne Au-nahme zu den Analphabeten zählen. „Der Gegensatz ist io Wahrheit betrübend." In 110 Kreisen des inneren Rußland, sür welche hierüber Angaben vvrliegen, zählte man unter den mehr öl st Jahre alten weiblichen Wcsen säst 97 v. H. Analphabeten. Hin sichtlich der deutschen Colonisten giebt da« Blatt nur einig« wenige Zahlen au» dem Gouvernement Siaratow, Krei» Kainyschin. Unter den hier mit Großrvssen untermischt lebenden deutschen Colonisten zählte mau an Männern 28.7 v. H. und an Frauen 28L v. H Analphabeten, bei den dortigen Ärohrussen dagegen 79,4 v. H. bei den Männern und gar 98,4 v. H. unter den Frauen. Tie „Now. Wr." sagt zum Schluß: „Alle diese Ziffern geben den überzeugenden Nachweis, in welch erstaunlichem Maße wir in dieser Beziehung in Vergleich zu jedem beliebigen Staate Europas, auSzeuommeu etwa nur dir Türkei, zurückgeblieben sind." »o. Dreißig Jahre sind im Strome der Zeit dabingerauscht, seit dem die blutgetränkten Gefilde der alten, deutschen Stadt Leipzig der Schauplatz eine» Fest,» waren, von denen noch heute die Alien in ergrautem Barte dem fungen Nachwuchs« begeistert erzählen und von dem gereiste Männer leuchtenden Auge» noch heule gern be richten, „Das ganz« Deutschland soll es sein!" Stolz prangten diese goldenen Worte unseres FreiheitsdichterS Arndt vor dem ge waltigen Festbou an der Connewitzer Landstraße beim Turnfest >863, und es war ganz Deutschland, ja, e« war mehr. Unser turnerische» ig zehrt von dem herrlichen Feste noch immer, denn in alle,, .sichten der Bevölkerung hat sich seit jenen Judel- tagen eine ganz eigenthümliche Zuneigung für da» Lurnwesen und die Turner in unserem Leipzig gebildet, welche von Zeit zu Zeit immer wieder an» Tageslicht kommt. Der damal» sestgebende „Allgemeine Turn-Verein zu Leipzig" feierte am Sonntag ein 48. Stistung-sest. und auch bei dieiem prächtig verlaufenen Feste sonnte sich der Verein, wie 1863, so auch heute in der Gunst der Bewohner unserer Stadt. Mit dem Glockenfchlage ',,11 Uhr öffneten sich die Thore der „den Turnern von der Stadt Leipzig" gewidmeten Halle sür die 284 zumeist weiß gekleideten Turner, welche in Vierer- Reihen unter den Klängen der Weide'schcn Lapelle stattlich und chmnck einhermarschirte», voran als leuchtendes Beispiel die Elite des Vereins, die rothumschärpte, 36 Köpfe zählende Borturnerlchaft. Derartige Aufmärsche haben sür jedes Auge einen ungemeinen Reiz, zumal hier, wo die gerade 4 Turner glatt durchlasscnde Thür nicht die Masse» vcrräth, die sich hinter jeder Reihe anreihen, und das immer mehr Turner gleichsam binaussprudelnde Haus durch eine tyl- und geschmackvolle, dabei einfache Bauart in architektonischer Schönheit als Conlisje dient. Herr Turnratv Lincke begrüßte, an- gesichts der in Winkel- und Schrägzügen zur Aufstellung in 4 Säulen gelaugten stattlichen Turnerjchaar, die Gaste des Verein» und be tonte, Laß der Allgemeine Turn-Verein heute wie immer Rechen schaft ablegen wolle von seiner turnerische» Arbeit. Die körperliche Bewegung heiße Gesundheit, und daß ein on Leib und Seele gleich gesundes Geschlecht herangcbildet werde, thue heute mehr wie je noth, und deshalb bringe er der deutsche» Turnkunst, dieser Be- wegung und deshalb Gesundheit spendenden Leibesknnst, sein Hoch. Die daraus folgenden, von Herrn Turnlehrer Teubner geleiteten und erdachten Freiübungen waren zwar Gliederbewegungen einfacher Art, aber dadurch, daß sie in getheilter Ordnung ausgeführt wurden, von guter Wirkung. Namentlich die letzten Uebunqen LeS Springens in die Seilgrälsch- und Hockstellung, in getheilter Ordnung, d. h. äulenweise verschieden, machten aus die den ganzen Turnplatz in großen Massen umgebenden Zuschauer sichtlich einen trefflichen Ein druck, trotzdem die Richtung in den einzelnen Säulen hätte besser ein können. Tie Ausführung von Freiübungen wird stets bei Musikbegleitung der Straffheit naturgemäß entbehre» müssen, welch« ein Turnlehrer durch seine Stiinmc erzwingt, wir sehen aber trotz dem von Zeit zu Zeit die Verschmelzung der Ton- und Turnkunst >rrn, zumal wenn erster« sich in LaS Wesen der letzteren hinein- iadei, was hier, gewiß zur Freude des wackeren Leiters, Herrn Teubner, der Fall war. Die Turner „stimmten mit hohem, Hellem Klang Las Lied der Lieder" an beim Abmarsche, dem sofort das bewegung-reiche Bild eines 45 Riegen umfassenden Vereinolurnens folgte. Bei unserem Rundgange nahmen wir zu unserer Freude wahr, daß trotz der Decenlrolisation unseres Vercinsturncns der A. T. V. sich einen „Allgemeinen Turn-Verein sür Leipzig nennen Lars,denn der ergraute, bärsigeAlte turnleinit seinem Enkelkind« zusammen, das nalürlich vorherrschende Jünglingsalter machte gern gemeinsam einen Schwung und Sprung mit de», kinderreiche» Geuoffen, und der Gelehrte, Kaufmann wie Student maß neidlos seine Kräfte mit Commis, Lehrling, Handwerker und Markldelser. Darin aber liegt die Bedeutung unseres Allgemeinen Turn-BercinS, der getreu nach seinem Begründer, Prosessor Bock, allen Theile» unserer Be völkerung Gelegenheit geben will zu geregelten Leibesübungen. — Hebungen der Vorturner am Barren, Pferd und Reck setzten den ganze» Vorführungen die Krone auf, eine Arbeit, die des Schweißes der Edlen wirklich Werth war. Etwas stiefmütterlich, wie leider bi»- her immer, wurde da» Turnspiel, heute „Barlauseu", seitens der Turner und des Publicnms behandelt. Wir wissen, daß sich das Spiel erst Bahn brechen muß bei unserem Schauturnen, möchten ober bitten, durch erne Verlegung desselben, vielleicht zwischen Riegen- und Vorturnerturnen, nicht nur eine für All« angenehme Abwechslung zu schaffen, sondern auch offen Farbe zu bekennen sür Len Werth des Turnspiels. — „Der Lichtaott Apollon sandte seine spitzigsten Pseile aus den Scheitel unserer Turner, Loch sie ver gossen mit Ehren den Schweiß, welche» — noch des ollhellenischcn Sängers Hesiod Belehrung — die Götter vor die Tugend s haben." Drum allen ein „Wacker I" — Dem Allgemeine» Turn- Verein ein Glückwunsch und Gut Heil! zum Ehrentage. vn. Nach altgewohnter, lieb gewordener Sitte fuhren die Turner des Allgemeinen Turnvereins mit ihren Gästen, 825 an der Zahl, am Sonntag »ach dem Schauturnen, Nachmittags 2 Uhr 25 Min., mit einem Sonderzuge nach Lützschena. „Ländlich sittlich" zogen die froh erregten Männlein und Fräulein hinter der Musik kapelle der und auf der von Herrn Freiherr» Speck von Ster» bürg wiederum gütigst zur Verfügung gestellten Wiese tummelten sich die Großstädter einmal wieder gründlich und ungehemmt durch die be engenden Mauern der Stadt im srisch-fröhlichen Spiele. Bei den Wettkämpfen siegten: ». Erwachsene, Weiljpringen, Hochspringen, Hantelsteuimen: H. Müller (26 Puncle); d. Jugendadtheilung: 1. Schumann, 2. Striegel im Wettlaufen; im Freirmgen 1. Triebet, 2. Singer; im Mauerspringen: 1. Weidler, 2. Schürdt; im Ballwerfen: I. Pcucker, 2. Bernhardt. Di« Namen der Siegerinnen beim Damenlvettturnen im Schwebe- gehcn, Schleuderball und Reiscnwersen zu veröffentlichen, wagen wir nicht, da uns die Erlaubuiß der mit Blumeubouquets belohnten holden „Turnschwestern" leider fehlt. Herr Paul Erbes veri Universität. n. VVil. Leipzig, 10. Juli. Nächsten Sonnabend Mittag» 12 Uhr wird eine gynäkologische Antrittsvorlesung in der Aula des Augusteum» den neuernannten außerordentlichen Pro fessor der Medicin akademisch-solenn in die Oefienllichkeit einsühren Pros. vr. mesi. Albert Düderlein, der das Fach der Geburts hilfe und Gynäkologie erst als Privatdocent und Assistent an der Universitäts-Frauenklinik (Trier'sches Institut), dann als Dtreclor einer eigenen Privat-Poliklinik vertrat, beziehentlich vertritt, und in diesem Semester Prvpodentik anzeiite, ist der Fachwelt als Referent in S chmidt's Jahrbüchern, als Mitarbeiter an From mel '»Jabres- bericht über di« Fortichritte auf dem Gebiete der Geburtshilfe und Gynäkologie, namentlich durch eine ganze Reibe von Abhandlungen im „Archiv sür Gynäkologie" und in der Münchner „Mediciniichen Wochenschrift" bekannt. Auch seine Habilitationsschrift (Hebe das jbei Wöchnerinnen beobachtetes Vorkommen von Spalt Pilzen) erschien im Archiv. Al« Gegenstand der Antrittsvorlesung wurden „Fortschritte in der Geburt-Hilfe" gewählt. Urthetl auszuheben, das gegen Naumann auf Gefängnis erkannt», und gegen das keine Revision eingelegt war. K. 8. Leipzig. 10. Juli. Sein. Gutmüthigkeit brachtedea Ech-chlmeister Friedrich Julius Wilhelm Fischer tu Dresden aus die Antlogrbonk. Er war in Stellung bei einem Grubeabrsltzer und hatte die Aufficht über dt« Arbeiter, über den Betrieb und über dt« Materialien zu führen. Zu dea letzteren gehörte auch eia Quantum Dynamit, dessen Fischer zum Sprengen beaüthigt«. Etu auter Freund Fischer'« grub nun vor einiger Zeit etaru Brunnen; als er jedoch eia Stück tu die Liefe hinabgekommen war, stieß er statt aus eiaeu Quell zunächst erst aus einen Felsen. Da» war uuu reilich eiue böse Enttäuschung, doch der gute Freund wußte sich zu Helsen; er schickte zu Fischer, besten Gutmültsigkett er kannte, und erbat sich voa diesem etwa« Dynamit zum Brunnensprengen. Der Schachtmeister schickte auch, ohne zu bedenken, daß er deüntt den 8- 9,1 de- Sprengstoffgesetze- verletze, einen Zünder »ad lue Dynamitpattone — noch dazu durch ein« böhmisch« Arbeitertu. Fischer ist nun beschuldigt, auch noch in zwei wetteren Fällen ! Dynamit hergeaeben zu haben, und wurde deshalb vom Landgericht Freiberg am 28. April wegen Vergehens gegen da« Sprrngstosf- , verurtheilt. Seine Revision mit materieller Recht-beschwerd« wurde verworfeu. L. 8. Lrtpzig, 10. Juli. Wenn Menschen hassen, dann t ihnen nicktts heilig, selbst nicht der Tag, an dem sie tu» Ge- ängniß müssen. Das zeigte auch der Schneider Ju'.iu» Karl Lietsch, der den Tag, an dem er in Chemnitz zur Verbüßung einer zweimonatigen Gesängnißstrase eiotreffea mußte, noch zuvor dazu benutzte, einen anderen seine« Zeichen», mit dem er in grimmer Fehde lebte, bei der Staatsaawalt- chast zu denunciren, derselbe habe der Finna Trautvetter in Dresden Ueberresie von Schncidcrartikeln entwendet und in eigenem Nutzen verwandt. Bald ergab sich die Grundlosigkeit dieser Bezichtigung, und der rachsüchtige Schneider zierte selbst die Anklagebank. Er legte gegen das Unheil des Landgerichts Dresden vom 19. Mai wegen wissentlich falscher Anschuldigung Revision «in mit der Rüge proeessualer Rechtsverletzung, da das Urthetl nicht mit im Pro- tololl enthalten sei. Die Revision wurde verwarf«». Turnverein. Polonaise und Tanz bildeten den Schluß des Fesles das, für Alle viel zu früh, durch den 10 Uhr abgehenden Son! eia Ende fand. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) k. 8. Leipzig, 6. Juli. Mit dem Credite seines Bruder» wußte der Kausmann Herrinann Naumann aus Erfurt sehr erfolg reich zu wirthschasten. Er ersuchte den Bankier Unger daselbst, ihm ein Conto bis zu 30000 zu eröffnen, da er gesonnen sei, mit seinem bisherigen Geschäftsfreund, Bankier Stirke, zu brechen Nach Deponirung von Werihpapieren gelang ihm dies auch. Di« deponirten Papiere waren iedoch Eigenthum seines Bruder- Karl, der sie ihm zur Verfügung gestellt hatte, damit ihm dadurch ein Eonto eröffnet würde. Naumann wurde nun beschuldigt, drei Schriftstücke dadurch gefälscht zu baden, daß er in den Unterschriften vor seinen Namen Hermann Naumann fälschlich ein K. gesetzt habe, weil die Sckieine seines BruderS, die er für seine eigenen ausgab, diese Unterschrift trugen. Es handelte sich I) um die Bedingungen sür Hinterlegung von Sachen, 2) um die Quittung über die ihm aiisgehändigien 30 000 .sl und 3) um den Wechsel über 30000 den er zur wetteren Deckung über das erhaltene Darlehen ousstellen mußte Da» Landgericht Erfurt verurtheitte ibn deshalb wegen BelrugS und Urkundenfälschung zu 6 Monaten Gesängniß; von zwei weiteren Anklagen wurde er sreigesprochen. Es handelte sich hier einmal um weitere nenn Depotscheine mit der gleichen Unterschrift, sowie um den angeblichen Betrug, da er, um 23 (XX) zu er- langen, behaupsiie, ein Mühlengrundstück gekauft zu haben Bankier Unger erklärte jedoch, er würde ihm da» Geld trotz der unwahren Angabe gegeben haben, da er die inzwischen von Bankier Stirke ausgebändigten Effecten Naumann'», 2 Scheine über 8400 >l und 1 Hypothekenbrief über 24 000 ^l, zur weiteren Deckung er halten habe. Ein falsches Anfertigen einer Privaturkunde sei aber zu dem erster«» Falle auch nicht annehmbar, da ja nicht der Schein erweckt weiden sollte, als hätte ein Anderer das geschrieben. Der Staats anwalt focht die beiden sreisprechenden Urtheile mit der Revision an, der die Reichsonwaltschait jedoch nicht beilrat, da sie die Beschwerde für ungerechtfertigt erachtete. Es sollt« in der That nich: der Schein erweckt werden, den die Revision vermuthet, den ober schon das Urrheil zurückwle»; Naumann hat sich auch nicht etwa für seinen Bruder ausgegebea. Er ist daher mit Recht sreigesprochen worden Auch dem Urtheile wegen Betruges dürste nicht beizukommen sein Der Senat beschloß hieraus, di« Berlündung des UrtdeilS au Montag, den 10. Juli, au-zusetzen. Am 10. Juli verkündete der Senat bas Unheil, wonach die Revision der StaalSonwallschast gegen das freisprechende Urtbeil der Vorinstanz bezüglich des einen Falle- zu verwersen, während bezüglich de« anderen Falle» ans die Revision der Slaotsanwalischast da» Unheil nebst den zu Grund« liegenden Feststellungen auszuheben und die Sache an die Bor instanz zurückzuverweiien ist. Da die Feststellungen ,edoch mit den dem dritten Falle zu Grund« liegendeu identisch sind, war auch das Gerichtsverhandlungen. Köutpliche« Landgericht. Straskauimer I. ' Leipzig, 10. Juli. I. Aus Grund einer nichtössentlicheu Sitzung beschloß das Gericht die Einziehung der Druckschrift: „Denkwürdig keiten au» den hinterlassenea Papieren eine- Arztes." Wien 1893. Es wurde ferner auf Unbrauchbarmachung der be treffenden Platten und Formen erkannt. Die Kosten wurden der Staatscasse auserlegt. 11. Der am 22. Januar 1865 zu Großenhain geborene Bäcker- l Felle Franz Oscar Burckhardt siabl im Januar dem Bäcker Th. 6 Pfund Gänsefett, welche er mit seiner Familie verzehrte. Im Februar entwendete er dem Bäcker M. aus einem offenen Wand schrank 5 Pfund Quark und etwa» Sülze, die er ebenfalls mit dea «einigen aß. Sodann stahl er dem Gastwirth K. eine aus dem Sopha der Gaststube liegende Decke tm Werthe von 4 gab die- selbe später aber wieder zurück. Später drang Burckhardt mittelst alschen Schlüssels in den Keller de- Bäckers Th. ein und versucht«, /, Faß Margarine zu entwenden, ließ jedoch von dem Borhadea ab, da er be» der Aussührung der That gestört wurde. Endlich versuchte er bei dem Gastwirth K., in dessen offen lebenden Keller er sich eingeschlichen halte, eine Flasche Bier weg- zunetnnen, wurde aber ertappt und sestgenommen. Sämmtlich, Straslhaten wurden in Wurzen verübt. Wegen d'eser fünf tdeilS einsacher, theils qualisicirtcr Diebstähle beziehentlich Versuche hotte ich Burckhardt heute vor der Strafkammer I LeS königl. Landgerichts zu verantworten. Während er bisher hartnäckig das ihm zur Last gelegte geleugnet batte, legte er tu der gestrigen Hauplverdandluag ein umsasieudes Gesländniß ab, und gab an, daß er nur durch bitter« Noth zu den Diebstählen getrieben worden sei. Der Gertchlsdof erkannte wegen eiusache» und versuchten schweren Diebstahls aus eine Gesängnißstrase von 7 Wochen und Tragung der Kosten des Ver- ahrenS. Bezüglich des letzten Falles im Keller des Gastwirth» K. wurde der Angeklagte kostenlos freigeiproche», da es ihm nicht wider legt werden konnte, daß er nur eme Flasche Bier habe wegnedmei, wolle». Es wurde diese That daher als Versuch einer Genußmittel« entwendung betrachtet und konnte demnach, weil Versuch einer Ueber- ttetung straflos bleibt, nicht bestrast werde». Lileralur. Ans «ach Chicago! Neuester, zuverlässigster und praktischer Illusttirter Führer nach der Weltausstellung tu Chicago. Auf Grund eigener Beobachtungen und Ersavrungen, sowie mit Benutzung allen einschlägigen Material» herausgegeden von Heinrich Lemcke (in Chicago). 8" 132 Seiten mit 38 Abbildungen. Hamburg, Verlags« anstatt und Druckerei A.-G. (vorm. I. F. Richter). Preis 60/H. « * « G. Frcytag'S RcichStagewahlkarte des deutschen Reiches. ahlperiode 1893. Mil graphischer Darstellung her Ergebnisse ämmtlicher Wahlperioden seit 1871. Volks-Ausgabe: Preis 50 »L — 30 Kr. Verlag von G. Frcytag L Berndt, Wien, Leipzig und Magdeburg. Dieselbe giebt eine klare Uebersicht sämmt- tichcr Parteien, zeigt die Namen der Abgeordneten in rothem Druck in ihren Wahlkreisen. Wochennachweis der Levölkerungsvorgiinge tn Leipzig. — s- s, -» Et«nd«»i>»a keü>«>, Bevölkerung-Vorgänge ll l UI l IV I V L Einwohnerzahl auf den 1. Juli 1898 berecd« ner: Stande-arnt l I84.K10, Standesamt ll 102.8üi», Standesamt II! M/Mb. Slanves- amt IV bv,b20. Standesamt V -u- lammen 33I^bb. Geboren in der Woche vom 25. Juni bis 1. Juli 1893. Lebendgeborene männliche . . 56 - weiblich« . . 35 - zuiammen . . 91 Todtgcborene männliche ... 1 - weibliche ... 2 - zniammeu ... 3 Gestorbene (ausichl.Todtgeborene) in der Woche vom 2. Juli bis 8. Juli 1893. Gestorbene überhaupt männliche 36 - » weibliche - » zuiaiiimen 67 Darunter Kinder im Alter von 0—1 Jahr >4 Darunter ehelich geborene . . 11 - unehelich geborene . 3 Todesursachen, Zahl der Fälle 1. Pocken 2. Maiern und Röcheln 8. Scharlach 1 4. Diphtherie »nd Cronp . . 2 5. Unterleibstyphus einjchl. aastriiches »nd Nervensieber . 6. Flecktuphus 7. Odoler» »sintie» .... 8. Acute Darmkrankh. eiuschl. Brechdurchfall .... darunter ») Brechdurchfall aller Altersclaisen . . d) Brechdurchfall v. Kindern bi» zu 1 Jahr ... 2 9. Kindbett-(Puerperal-) Fieber 1 10. Lungenschwindsucht ... 11 11. Acute Krankheiten der Ath- mungsorgane 9 12. Alle übrigen Krankheiten . 32 13. Geivalsiaiiier Tod: »I Verunglückung .... 1 d) Selbstmord 2 o> Todtschlag .... ') Hterunter 5 Fälle an Influenza. 141 115 256 3 4 7 121 109 230 124 95 29 1 8 6 79 40 39 1 19 '32 78 8 3
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