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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893061901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-19
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
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An den Stichwahlen lst die Partei allerding« in ca. 35 Wahl kreisen bctheiligt; dir Trümmer aber» die sie mit conser- vativer, nationallideraler, klerikaler und socialdemokratischer Hilfe bei den Stichwahlen au« dem Sckiffdruche zu retten hofft, werden jedenfalls von geringem Äerthr sein) mehr al« ein Dutzend Mandate werden für Herrn Richter und seine Getreuen schwerlich abfallrn. Auch HerrHänel ist au« dem Reichstag besriligtj Herr von Stauffenberg halte über haupt keine Candidatur mehr angenommen. Sie waren auch nie zur Stelle, wenn r« galt, verhängnißvollen Ent scheidungen im liberalen Lager entgegenzutreten. Dohrn, Hirsch, Horwitz und viele Andere sind parlamentarisch beseitigt. Mit solcher Gründlichkeit, man könnte säst sagen, so er schütternd ist noch nie eine Partei zusammengebrochen. Die .Boss. Zta." gesteht d"S auch offen zu, indem sie schreibt: „Ls wäre Toorbeit, die Bedeutung dieser Niederlage zu beschönigen. Gewiß ist kaum je eine Partei bei Wahlen, aus die str selbst Hoffnungen gesetzt hatte, s» gründlich geschlagen worden, wie die freisinnige." Bon der Einsicht in die wahren Ursachen dieser Niederlage ist freilich auch die „Boss. Ztg." noch weit entfernt. Sie mißt die Schuld lediglich der Spaltung der deutschfrristnnigen Fraktion bei. Nur dem „Bert. Tageol." ist ein Talglicht aufgrgangrn, denn e« schreibt am Schluffe einer Betrachtung über da« Schicksal der Partei: „Der Ltberalttmu» wird breiten Bob«« in der Nation «ab tu der Vertretung derselben nur dann wtedergewinnen, wenn er sich »»» den Fraktton«sessrl» befreit und Fragen her Sicherung de« Frieden« nicht z»m Gegenstand eogberzlaen Streites macht." Herr Richter selbst ist, wir mau au» der „Frris. Ztg." ersieht, immer noH der Meinung, seine Flunkereien über die Stimmung im Reiche und dir guten Aussichten de« „Frei sinn-" hätten der Wahrheit entsprochen, nur habe sich die ganze Opposition zu Gunsten der Socialdemokrati« ent laden. Aber wer ander« al« Herr Richter selbst und die ganze volk«parteiliche Kampfe-weis« trägt an dieser Art von Ent ladung die Schuld? Di« Gegner der Militairvorlage in der freisinnigen Fraktion hatten allmälig einen Ton ange schlagen. der sich von dem der Socialdrmokratie in nicht« unterschied, von vaterland«lirbe, von jener Gesinnung, welche leider bei anderen Nationen noch immer kräftiger ent wickelt ist, alt bei un«, merkte man in den volk-parteilichen Aeußerungrn keine Spur. Im Gegentheil. E« schien, al« ob die Volkspartei den Patriotismus für einen überwun denen Slaabpunct erklären wollte. Wa« hat man nach dieser Richtung nicht Alle« zu hören bekommen! Jeder, der für die Sicherung ve« Vaterlandes gegenüber auswärtigen Angriffen einlrat, wurde al« ein Volksfeind dargcstelN, al« rin Blut sauger, der von der Bevölkerung die Aufbringung uner schwinglicher Steuern verlange. Wa« Wunder, wenn bei dieser Kampfe«art rin großer Theii der BolkSpartei einen Unterschied zwischen solchen und socialdemokralischen An schauungen nicht mehr erkennen konnte und gleich für die letzteren den Stimmzettel abgab, während ein anderer Tbeil sich noch so viel Patriotismus bewahrt hatte, um weiter nach recht« zu rücken. Und setzt Herr Richter, wir e« den Anschein gewinnt, auch vor den Stichwahlen die bisherige KampfeS- weise fort, bestehlt er wohl gar seinen Getreuen, in einigen Wahlkreisen für die socialdemokratischen Eandidaten rinzu- treten, so kann er sich nicht darüber beklagen, wenn er in anderen Wahlkreisen, wo seine Gesinnungsgenossen mit den Socialdemokraten in der Stichwahl stehen, von den recht« siebenden Wähler» im Stiche gelassen wird und wenn sein Fähnlein im neuen Reich«tage auf ein halbe« Dutzend zu- sammeaschmilzt. Ob im neuen Reichstage dir Mtlttatrdorlage auf An nahme zu rechnen bat, läßt sich auch heute noch nicht völlig übersehen und wird sich auch, bevor der Au«sall der Stich- wabien bekannt geworden, nicht mit Sicherheit erkennen taffen. Immerhin haben die zuletzt eingetrofsenen Nachrichten die schon etwa- gesunkenen Hoffnungen auf eine Verstän digung über d«e wichtigste Vorlage neu belebt. Die Eon- srrvativro scheinen sich im Allgemeinen gut behauptet zu haben; die freisinnigen Eindringlinge in deren Besitz stand, die Reibnitz, Dan, Wiffer, Wilbrandt, sind glatt beseitigt. Wo dir Eonservaliveo Mandate einbllßen, gehen diese meist aus die Antisemiten über, für die ja in vielen Tbeileu de« Reiche« die Eoaservativen den Boden geebnet baden. Und wa« die Antisrmiten selbst betrifft, die im auf gelösten Reichstag« bei der Militairfrage sich spalteten, so gehen sie jetzt entschiedener für die Mititairvorlage vor; r« bat offenbar günstig gewirkt, daß Einer an« dieser Gruppe, Werner, der gegen den Antrag Hnen« gestimmt hat, bei der Wahl unterlegen ist. Da« Erutrum wird sich natürlich im großen Ganzen io seinem Besitz erhalten. Di« der Militairvorlage geneigte« Mitglieder dieser Partei er reichen bereit« die Zahl von sieben; r« wrrden aber noch verschiedene andere .mit freier Hand" in den Reichstag i-rückkehrr«. Daß di« «bsplitternna «ach recht« nicht gleich die dumpfe», »n de« ge,Mich«« Druck und Zwang gewlhnte» Dählermasirn de« Er»trum« mit forlrnHe» wRrd«, war selbstverständlich. Immerhin st,» an dern Westen bedeutsame Nachrichten ringetroffen: In dem un unterbrochen ultramontan vertretenen Wahlkreis Mör«- ReeS (Wesel) ist der kalholisch-conscrvative Landratb Gescher (Gruppe Schorlemer) im ersten Mahlgang gegen den bis herigen Vertreter Graf HoenSbroech gewählt worden. In der ganz katholischen Stadl Euskirchen erlangte ein miiitair- sreundlicher Eenirum-candirat die Mehrheit» ebenso in Rbeydt. In dem alten Wallonenviertel um Malmedq ist Graf Arenberg, der für den Antrag Huene ge stimmt hak, mit großer Begeisterung fast einstimmig gewählt worden. Al« eine für die Entscheidung Uber die Militairvorlage nicht unwichtige Erscheinung möchten wir ferner Hervorbeben, daß auch im neuen Reichstag sämmtliche Polen, meist sind e« die alte» Vertreter, al- Freunde der Verständigung gelten können. Ein höchst er freulicher Vorgang ist e« endlich, daß im Elsaß (vgl. unter Deutsche« Reich. Red.) mehrere alldeutsche oder deutsch freundliche Vertreter gewählt sind, welche für die Militair vorlage cinlrctcn werben. Werben die Lebren, die der 15. Juni ertbeilt bat, überall bei den Stichwahlen beherzigt, so braucht man eine abermalige Auslösung des Reichstags in nächster Zukunft wohl kaum zu besorgen. In Betreff der Verfassungs-Revision in Belgien steht nunmehr fest, daß »n der Deputirtenkammer nicht ein einziges der für vie Bildung de« Senate« vorgeschlagenen Systeme die notbwendige Zweidrittel - Mehrheit erlangen wird. Der Senat soll unter Rücksicht auf die in der Kammer vorgetragenrn Anschauungen seine Entscheidung treffen. Zugleich bat die vorgeschrittene Linke einen wichtigen Antrag zur BerfassungSrevisivn ringcbracht, der dabin geht, daß, wenn nach zweimaliger Bcrathung in jeder Kammer eine Einigung Uber einen Gesetzentwurf nicht zu erreichen ist, beide Kammern vereinigt darüber beschließe». DaS Ministerium batte für diesen Fall dir Befragung der Wähler durch den König beantragt, war aber mit diesem Anträge an dem Widerstande der Rechten gescheitert. E» unterliegt keinem Zweifel, daß die franzüstsche Land- wirth schaft unter dem so lange andauernden Zustand der Trockenheit schwer zu leiden chat; die dadurch für weit« BevölkrrungSkriise entstandene« Nachthrilr sind so groß, daß, wir wir schon in der letzten Nummer melden konnten, die Regierung außerordentliche Errdite zur Linderung der Noth beantragt hat. Auch der Kampf zwischen Schutz- zvllnrrn und Freihändlern in der französischen Depu« tirtcnkammer wird von dieser Frage berührt. In einer d>r letzten Sitzungen trat der bekannte Abgeordnete DSrouläd« mit dem Anträge hervor: ,,l) Die Zölle auf Biehsulter werden für 3 Monate aufgehoben; 2) die Zölle auf )afer, Gerste und Mai« werden für 3 Monate auf die dälfte vermindert". Dieser Vorschlag erregte großen lärm unter den Schutzzöllnrrn, um so mehr, al« DäroulLde die Dringlichkeitserklärung und die sofortige Beratbuna ver langte. Der Ackerbauminister Tiger und Mäline widersetzten sich; ein solcher Beschluß lasse sich nicht im Handumdrehen fassen; r« handele sich um einen Eingriff in da« neue Tarif system, der weitgehende Folgen haben tonne:' zum mindesten müsse man die Angelegenheit dem Zollaulschusse zur sorg fältigen Prüfung unterbreite». Wa« d,e Schntzzöllner am meisten erbitterte, war, daß Dbrouläde zu ihrer Partei gehört (.man wird nur von den Seinigen ver- rathen"). Sie machten ihm deshalb heftige Borwürfe; er antwortete: .Nein, ich bin kein Berrätdrr; ich bleibe nach wie vor ein überzeugter Schutzzöllner. Aber dir Sonne ist weniger schntzzvllnerisch gesinnt, als ich; man muß ihre Dummbeilen wieder gut machen." Nach einer langen und verworrenen Berbandlung wurde DSroulSde mit seinem doppelten Antrag« abgewiescn; aber er kam sogleich mit der ersten Hälfte wieder, und die-mal wurde mit einer Mehr- beit von 37l gegen l05 Stimmen der Zoll aus vieb- futter für 6 Monate aufgehoben. Um nickt den Bauern zu mißsallen, legte die Mehrheit selber eine erste Bresche in ihre neue Tarifmauer. Mölme hat diesen Tag al« einen Unglück«tag zu betrachten. Der Erfolg der Homerule-Debatte im englischen Unterhause gestaltet sich für die Negierung zusedend« be denklicher. E« kommt die« daher, weil sic ihre beste Kraft in Ueberwindung von Reibungen im Schooßc der Mehrheit ausivenden muß, während die Opposition nur nötbig hat, ihrem uriprünglichen Feldzug-plane treu zu bleiben Jetzt ist vie Berathung glücklich beim Artikel 4 der Bill augelangt, und hier ist e« ihr gelungen, für einen von ihr beantragten Zusatz sogar den Beifall Mr. Gladstone'S ;» gewinnen. Da« beweist, daß die Opposition bei ibirm Widerstande gegen da« Gesetz keineswegs blo« einer vor gefaßten, sachlich nicht zu rechtsertigenven Abneigung gehorcht, sondern daß sic gesunde Grundsätze vertritt, wenn sie eS dabei auch nicht verschmäht, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Bon ihrem Standpuncte au» muß sie ans allmänge Zersetzung der bunt zusammen zewürfelten Regierungsmehrheit rechnen, und im gegebenen Halle ist sie diesem ihrem Ziele zweifellos um ein gutes Ltück näher gekommen. Denn die irländische ffraction war durch da« Eintreten de« Premierminister« für eine Anregung der oppositionellen Seite so sehr überrascht und entrüstet, daß sie sich sehr starker Au-fälle gegen Gladstcoe bediente Dir national-irischen Parlamentsmitglieder waren empört, oder tbaten wenigsten» doch so, und stellten sich, al« ob ibnen dir Zurückziehung der Vorlage lieber wäre, al« dir Aufnabme von Bestimmungen, welche Irland stet- daran erinnern sollen, daß e« durch lauge Jahrhunderte mit England in einem staat-politischen verbände gelebt bade. Jndrß ging da« Unterbau« mit «lieblicher Mehrheit über die Wünsche und Drobungen der irischen College» rur Tages ordnung über. Uedrigrn« ist für dir Wandlnng der öffent lichen «Stimmung in England der konservative Wahlsieg bezeichnend, der gegen die Gladstoneaner in diesen Tagen in Lialtthgowshire errungen wurde. Diesen Wahlkrei« hatte» fest drei Jahrzehnten die Gladstoneaner in ihrem Besitz. Die Thronrede, mit welcher der junge lÜSni, Alexauder t»«n Serbien die neugewählte Skupschlina eröffnet hat. macht einen guten Eindruck. E« liegt eine frische, jugendliche Auf richtigkeit in Dem, was der König über die Ursachen und Er wägungen sagt, die ibn veranlaßt haben, i» der Nackt ko« 13. April die Regentschaft heimzuschicken und selbst die Negie rung zu übernehmen Der junge König meint e« offenbar sehr ernst mit dem Versprechen, die versassung, die er seierlich beschworen bat, zu beobachten und zu behüten, und eS ist ihm wie dem serbischen Volke nur zu wünschen, daß diese« Versprechen ringclöst werde. Auch an den »ach außen bin gerichteten Sätzen der Thronrede läßt sich nickt« «»«setzen. Jetzt ist die Bildung des neuen Eabinet« an die Reihe gekommen, doch besteht dieselbe nur in einer Wiedereinsetzung de« alten Eabinet« Dokitsck, nur daß der radicaie General Sava Grnilsch anstatt de- Fortschrittler« Franassovitsch das Kr>eg«porteseuille übernimmt. Sava Gruitsch gekört nickt zu den Extrcm- Radicalcn; immerhin bleibt e» beachtenSwcrlh, daß der radi kalen Homogenität des Ministerium« das bisherige fort schrittliche Mitglied desselben geopfert wird. Nach neueren Nachrichten auß Washington ist die Lage auf Samoa so ernsthaft geworden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten voraussichtlich ein Kriegsschiff dort hin entsenden wird. König Malietoa weigert sich, mit Matasa, den einflußreichsten Gegenkönig, zu einem Einver- ständniß zu kommen. Der König hat den RegicrungStruppen den Beseht ertbeilt, gegen Mali«, wo Mataafa seinen Sitz bat, zu marschirrn. Der Ausbruch eines Krieges wird für gewiß gehalten, da Mataafa populär ist, zahlreiche An hänger hat und Malietoa ernsthaften Widerstand zu leisten vermag. Ihre Bestätigung finde» die vorstehenden Nachrichten in Mittheilungen, dir der bisherige Mlinicipiumspräsident Frbr. Sensst v. Pilsach in Auckland aus feiner Rückreise nach Deutschland einem Vertreter gegenüber machte. Nach einer telegraphischen Meldung der .Voss. Ztg." kam Freiherr Senfft von Pilsach auf seiner Rückreise in Auckland an. Im Lause einer Unterredung mit einem Ver treter der Presse äußerte er, der Handel in Samoa liege darnieder und werde sich nicht eher erholen, al» bi- di« gegenwärtigen inneren Wirren vorüber seien. Die Ein geborenen bereiteten stch auf einen Kampf vor und hätten au„enb icküch keinen Sinn für stetige Arbeit. Nach der allge meinen Meinung auf Samoa wäre die Annexion der Inseln durch rin« der drei Großmächte da« Beste, wa» geschehen könnte. Deutsche» Reich. * Berlin, >8. Juni. Bei der großen Zahl der Stich wahlen ist e» von Bedeutung, welche Haltung dir ein zelnen Parteien dabei zu beobachten gedenken. Man darf allerdings bei solchen Winken, wie sie von Seiten der Parteileitungen gegeben werden, nicht vergesse», daß sich die Wähler nur zum Tbeil danach zu richten pflegen und viel fach bei den Stichwahlen ihre eigenen Wege gehen. Die »Frris. Ztg/' schreibt: „Für da« Verhalten bei den Stichwahlen werden selten« der frrtstnntgrn BotkSpartet allgemein« Regeln und GrundlStz« diesmal ebenso wenig ausgestellt werden, wle die« srühcr seilen« der freisinnigen Partei und der Fortschritt-Partei geschehen ist. Es wird sür jeden einzelnen Fall nach den besonderen Umständen zu entscheiden sein tm Einvernehmen der locale» Partelletlung mit der Lentralleitung." Der socialdemokratischr Partrivorstaud erläßt eine Erklärung, in der e» heißt: „Der Berliner Parteitag bat bekanntlich insofern Stellung zur Frage der Stichwahlen zwischen gegnerischen Landidalcn genommen, als er sich gegen die absolute und principielle Wahlenthaltung auSjprach. Unmittelbar vor der Auslösung des Reichstags beschäftigte dt« soclaldemvkratisch» Fractlo» nebst dem Partei- Vorstand sich mit dieser Frage, und einstimmig wurde dabi» eiitichiedrn, unseren Genossen zu empfehlen, daß str, wo da- Jnieresse der Partei es ersordert, sich an den Stichwahlen zwischen gegnerischen Eandidaten betheiligen; jedoch »nr dann, wen» der gegnerische Eandidal, der um unsere Stimme» w,-bt, sich In klare», nicht inißzudeutendtii Worten verpflichtet, sills er gewählt wird, im Rcichetag rückhaltlos enlgegeiizutrelen: 1) jeder Vermehrung dcS stehenden Heere- über den gegenwärtigen Präienzstand hinau«; 2) jeder Ver- m.hrung der Steuerlast; 3) jeder Beschränkung der BoikSrrchte, namentlich jedem Angriff aus da- allgemeine, gleiche, geheime und direclc Wahlrecht. Wer sich diese» Mindest-Bedingunge» - «>t »»tcrwirst, kan» keine socialdemokraiische Stimm« erhalle». Und die Ehre und das Interesse der Partei gebieten unseren Ge nossen, in allen denjenigen Fällen, wo unsere Bedingungen nickt kiivv klar angenommen werden, sich der Wahl zu enthalten und mit allem Nachdruck sür Wahlenthaltung thättg zu sein." rste den Deutich-Freisinnigen und den Klerikalen schwer werben, anrugebrn, wie auch nur die Einführung der zweijährigen Dienstzeit unter Festdaltung der gegenwärtigen Präjenzstärke ohne „jede Vermehrung der Steuerlast" möglich wäre; die Freisinnigen werden vielleicht versuchen, diese Klippe durch den Hinweis auf dir mögliche Einziehung der Branntweinsteuer-Differenz zu umschiffe»; aber die Kleri kalen? Von letzterer Seite wird in der „Germania" folgende Parole an-gegeben: „In Etiltiwahikreisen, in denen daS Centrum selbst nicht de- tbeliigt ist, muß nach der Rücksicht verfahren werdcn, daß die Leutrumszieie möglichst erreicht werden, d. h. bei diesen Wahlen in erster Linie der Sturz der Militairvorlage, und daß ferner da» Eentrum da« Zünglein in der Waage im Parlament bleibt (!). Bei dein »ugünsttqea Stande der Wahl für di« Link-liberalen (insbesondere di« freisinnige Bolkspartei) erfordern de.de Slücksichiea die Unterstützung Liaksiiberaler tn der Stichwahl gegen jede andere Partei, es sei denn, die Person de« linksliberalen Eandidaten mache da« unmöglich. Mittelvarteller, d. h. NationaUibrral« und Fre>cou,elvatl»e »nd die Socialdemokraten, könne« unter keinen Umständen »»srrklützt werden, und wo also diese unter sich zur Stichwahl strtz»», müssen sie allein gelassen werden und die Lentrumß- Wähler sich d«r Stimmen enthalten. Eonsnvatlv« können, wenn oie Person nicht all besonderer Eultarkämpser, Leutrumlsetnd und dergleichen bekannt ist, da unterstützt werden, wo ihr Gegner zweifellv« da« grSßere Nebel ist." Man siebt, d,e Frage, aus dir e« hauptsächlich ankommt, nämliitz wir dir klerikalen Mäkler stch verbalten sollen, wo Verthridlger der Militairvorlage und Gocialdrmokraten einander gegenüber stehen, wird mit »wrideutigen Worten im Dunkel» gelaffe». Mao wird ja bald hören, wir di, Klerikalen in den einzelnen Wahlkreisen sich dazu stellen und unserer seits hieraus die entsprechenden Folgerungen dort ziehen, wo Erntriim und Socialdemokraten in der Stichwahl stehen. II Berlin, 18.Juni. VorcinigenTagcntheiltknwircineGcgrn iiherstclliing der Ausgaben sür Löhne und Wohlfahrt-,- cinrichtuiigrn eine« der größten deutschen und eines bel gische» Eisenwerkes »nt, wobei sich herau-ftellte, daß das kculfche Werk weit starker al« daS belgische belastet ist. Wie in deni besondere», durch acnaue Zahle» zu belegende» Eiuzel- fallc sind die Verhältnisse i» der Eisenindustrie allgemein. Unter Hinweis hierauf hat nunmehr der Vorstand deS Vereins deutscher Eisen- und Stablindustrieller an die Negierungen derjenigen deutsche» Staaten, welche sich im Besitz von SlaatSeisenbabne» befinden, die Bitte gerichtet, in Ansehung der von Staate» niit cvn- currirciitcn Industrie» gegebenen Beispiele, bei Vergebung von Eise »bahn material daS Angebot solcher aus ländische» Jiivnstrieu nicht zu berücksichtigen, die Arbeit viel mehr ausschließlich den deutschen Werke» zuzuwcnden bezw. als Repressalie» solche Bedingungen zu stcUcn, durch welche der Wettbewerb der ausläiidil>f>e» Industrie in entsprechender Weise geregelt wird. Dieser Eingabe hat der Berein deutscher Eisen- »nd Stal'liurustrieller eine ausführliche Denkschrist dei- gcgebrn. In derselbe» wird zunächst auf den Rückgang anf- mcrksain gemacht, den der Export der deutschen Eisciilndustrie nach Nordamerika und Rußland, theilS in Folge der von diesen eingesührlen hohen Zölle, theilS in Folge der Er starkung der eigenen entsprechende» Industrie erfahre» hat. Sodann werden auöjührlich die Gründe dargelegt, aus welchen die Eisen- und Slablinduslricllcn in England und Belgien, die Hauplcoiicurreiile» der deutschen, mit geringeren Kosten arl-eilen können. Außer der Ersparung an Transportkosten, größerer Leistungsfähigkeit der Arbeilerfchast, größerer Eapitallrafr der fremden Industrie »c. wird dabei die Vorbelastung der deutschen durch die verschiedenen staatlichen Einrichtungen, nameiillich Versicherung und allgemeine Wehrpflicht, genannt. Schließ lich wird darauf verwiesen und durch Anführung von Special- sällen beleuchtet, daß in anderen Ländern, wie England, Belgien, Rußland, Oesterreich und Frankreich, bei Vergebung-« staatlicher, sowohl wir privater Natur die heimische Eiscniiidilni' außerordentlich bevorzugt, ja meist allein berücksichtigt wird. — Auch gestern Morgen unternahmen der Kaiser und dir Kaiserin gemeinschaftlich einen Ritt in die Umgebung Potsdam«. JnS Neue Palais znrückgekchrt, ertbeilte der Monarch Audienz, hörte einen Bortrag de« Chef« des GencralstabeS der Armee und arbeitete mit dem Vertreter de« MilitaircabinetS. — Da« Staat-Ministerium trat gestern zu einer Sitzung zusammen. — Die Nachricht, daß am Wahltage die Garni sonen von Berlin und einigen benachbarten Orten in den Easernen consignirt gewesen seien, wird vom „ReichSboten" als falsch bezeichnet. Kein einzige« Regiment ist vom ge wöhnliche» Dienstplan der Wahlen wegen abgewickcn oder gar in der Eascrne zusaiiimengchalten worden. Vielmehr halten Cavallerie und Infanterie, wie aewödnlich bei großer Hitze, früh ihre» Felbdienst, während Nachmittag« Turnen, Schwimmen, Schießen im Stand und Kammerarbrit statt- fanden. Die Artillerie hingegen befand stch auf dem Marsch zu den Schießübungen. — DaS Abgeordnetenhaus wird, dem vernehmen der ,N. Pr. Ztg." nach, am 27. Juni wieder zusammeotretrn. — Da« NeichS-BersicherungSamt hat in einem besonderen Rundschreiben die für dir Unfallversicherung auf der Insel Helgoland örtlich zuständigen BcrufSgcnoffenschafte», sowie den Vorstand der Invalidität«- und Altersversicherung«- anstatt Schleswig-Holstein ersucht, nunmehr die nötbigen organisatorischen Maßnahme» zu treffen, um Helgoland in den Bereich der betreffenden Versicherung cinzubeziebcn. Neben der Krankenversicherung sollte Unfall-, sowie JnvaliditätS- unv Altersversicherung schon am l. Januar 1803 sür Helgo land eingcführt werden. Einzelne Umstäude hatten die Durch führung jedoch bisher verzögert. — Der „NeichSanzcigcr" hat daS Gejetz, betreffend die Geltung drSG erich tSversassungS- geseyeS in Helgoland, veröffentlicht. — Am 26. Juni beginnt vor dem Berliner Landgericht l ein Anarchistenproceß. Acht Personen sind anaeklagt. Die Anklage lautet gegen Alle wegen Aufreizung zur Gewalt; der HaupträdelSsührer Schenk ist geflüchtet. — In dem internationalen Preisgericht der Chicagoer Weltausstellung wird da« Deutsche Reich burcb 43 Preisrichter vertreten sein. Die Richter sollen am l«>. Juli in Chicago zusanimentrrtea. Die deutschen Mit glieder erkalten eine Entschädigung von 750 Dollar-. — Tie Generalversammlung de« „Deutschen Bauern- Bundes", welche Sonnabend vormittag im Archilektenbanse unter dem Vorsitz de» Herrn v. Plötz-Döllingen stattfaiik, war, wie die „Nat.-Zeilung" berichtet, nur schwach besucht. Baron v. Wangenbeim-Kl. Spiegel resrrirtr über „die Auf lösung des Bundes" und trat lebhaft dafür ein, daß der Bauernbund aufgelöst und der Anschluß an den B» »d der Land wirt de erklärt werde. Einige Bauern sprachen stch lebhaft dagegen au«. Bauer Ever» bemerkte, man solle ausbancn, aber nicht zerstören (Widerspruch), der Adel habe bewiesen, daß er kein Interesse an dem Bauernstand bade, deshalb sei eine Bereinigung nicht möglich. Der Bauern bund habe 35 000 Vermögen, diese- wolle der Bund der Landwirtbr nur „schlucken" (heftiger Widerspruch), v. Plötz erwidert ihm, daß der Bund der Landwirtbe selber 200000 besitze und die 35 000.ck gar nicht gebrauche. (Sehr richtig!) Nack längeren Debatten würbe mit allen gegen » Stimmen beschlossen, den „Deutschen Bauern-Buad" di« zum l. Juli aufzulösen und da« vermögen dem „Band der Land- wirthr" zu überweisen. — Der Erbprinz von Sachsen-Meinlngeo, General- lieulenaut und Lommandeur der 2 Garbe-Insanterie-Dtvlsio» hat stch mlt Urlaub nach Liebkostet» tu Thüringen begebe». * PstOa«, 17. Juni. Heut» Nachmittag fand im Katbarinendol, da« Adlerschirße» de« Offlcier-Eor»« de« l. Gardr-Regimeat« zu Fuß statt. Der Kaiser un» di« Kaiserin, sowie Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold wohnten dem Fest, dK. Der Kaiser hat», zwei Preis«, dl«
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