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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960819011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896081901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896081901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-19
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
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I.MlU MÄWMLMWMAMMK.W, Wvch, lS.AMst M8. (My-MM Amtlicher Theil. Bekaililtmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be schlossen, den für das städtische Gebiet östlich der Kochstraste bis zum Kohlcnbahnhos fcstgcstellteu Bebauungsplan dahin abzuändern, Last der zwischen der Bayrischen und Elisen-Straste einerseits und der Stein- und Fichte-Straste andererseits in Aussicht genommene sreie Platz an die in dem untenbenauntcn Plane grün jchrassirte Stelle zwischen der Bayerschen, Lößniger, Fichte- und Kant-Straste verlegt und an seiner Westseite eine neue, das zwischen den vier zuletzt genannte» Straßen gelegene Areal in 2 Thcile zerlegende, 17 m breite Straße angelegt wird. Die Platzverlcgung und die neue Straßenführung sind im Plane «.».^.15692. d°^estellt. Wir bringen dies gemäß 8 22 des Regulativs, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straße» betreffend, vom 15. November 1867 mit de». Bemerke» zur öffentliche» Kenntniß, 1' v 8049 daß der Plan in unserem Bauamte (Abtheilung für TV- I Tiesbausachen) Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer 23, zu Jeder manns Einsicht ausgelegt ist, und daß Widersprüche gegen ihn innerhalb vierwöchiger Frist, vom Ablaufe des Tages nach der Aus gabe der diese Bekanntmachung enthaltenden Amtsblätter an ge rechnet, bei Bermeidung ihrer Berjaumuiß und Nichtberücküchligung schriftlich bei uns anzubringen sind. Leipzig, den 12. August 1896. 7 3468 _ Ter Rath der Ttadt Leipzig. ' 892 ' vr. Tröndlin. Bis. Bekanntmachung. Am 12. d. M., Bormittags kurz nach 8 Ukr, ist von einem Pserdebahnwagen der Linie Bäurischer Batmhvs-Eutritzsch ein schwarzer Lcöcrkoffcr gestohlen worden, in dem außer Kleidungsstücken Werthpapiere über 2500 enthalten waren. Der Dieb, der auf dem Vorder perron des Wagens neben dem Kutscher gestanden und von da den Koffer entwendet hat, ist ein junger Mann von etwa 20 Jahren, initiier Statur, gesundfarbigem Gesicht, dunklem Haar und kleinem Schnurrbart. Er trug dunklen Anzug und schwarzen steifen Filzhut und soll den Eindruck eines Kellners oder Schreibers gemacht haben. Ain gleichen Vormittage gegen '/»H Uhr Hot derselbe junge Mann aus dem Augustusplatze den Koffer auf ben Vorderperron eines Wagens der Linie Südfriedhos-Lindenan gestellt und sich mit dem Bemerken, daß noch Jemand miisahren wolle, wieder entfernt. Darnach hat eine andere Mannsperson mit spitzem, dunklem Voll bart den Vorderperron desselben Wagens bestiegen und ist bis zum Gasthofe zum Deutschen Haufe in Leipzig-Lindenan mitgefahcen. Dort hat er den Wagen unter Mitnahme des Koffers verlassen wollen, ist aber vom Kutscher daran gehindert worben und hat sich ohne Koffer eiligst in der Richtung nach der Ktcche in Leipzig-Lindenau entsernt. Der Koffer ist darauf im Depot der Pferdebahn abgegeben worden und jo in den Besitz des Elgenthümers zurückgplangl. Wir fordern Alle, die über die Persönlichkeit der derben Un bekannten, die jedenfalls den Koffer haben gemeinsam in Sicherheit bringen wollen, Miliheilung machen können, ans, sich ungeiüumt in unserer Criminalablheilung, Wüchterstraße 5, pari., Zimmer 65, zu melden. Leipzig, den 17. August 1896. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzig. VII b. 2735. I. A.: Müller, Polizei-Rath. Kc. Toilliabcud, den 22. August ». v., von Bormittags 10 Uhr an soll im Geschäftszimmer des Proviantamts zu Leipzig, Pleitzen- burg, Thurmhaus 2. Stock, eine Partie Roggenkleie und Fußmehl rc. öffentlich an die Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, den 19. August 1896. Königliches Proviantamt. Auf Fol. 9439 des Handelsregisters für den Bezirk des nnter- zrichneten Aniisgerichls und heute die Firma Ernst HimmclSpach in Leipzig (Rltterslraße Nr. 32, 1.), Zweigniederlassung des in Pirmaiens unter gleicher Firma bestehenden Hauptgeschäfts, als deren Inhaber Herr Ernst Hiinmelspach in Pirmaiens und als Procurist Herr Bernhard Pflngbcil emgelragen worden. Leipzig, am 17. August 1896. ' - ' Königliches Amtsgericht, Abth. Id. Reg. Id. H.. 3952/95. Witter. - ' Richter. Versteigerung. Freitag, am 21. Augnu 1896 und am daranffülgenden Tage, von Vormittags 10 Uhr an, sollen im Versteigerungs- raume des Königl. Amtsgerichts hier 50 Stück Tisch-Thurm- Billards, 30 000 Stück Hertel'S Univcrsal-Menagen, 2 Kisten Zahn stocher, 6 Kisten Papierservietten, 6 Ballen Seidenpapier, 1 Faß Evgnac, 1 eiserner Geldjchrauk, I Eopierpresse, 1 Regulatoruhr, 1 Petroleumapparat, Waarenregalc und Arbeitstafeln, 1 Pianino, eine Anzahl Möbel, Kleidungsstücke u. A. m. meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 18. August 1896. Ter Gerichtsvollzieher bei dem König«. Amtsgericht. R andel, Actuar. Versteigerung. Donnerstag, am 20. Angnit 18S6, Nachmittags S Uhr sollen im Gasthof znr Lbcrschänkc in Leipztg-tKohliS eine Parti« bessere Möbel, 2 Pfeilerjpiegel, 2 Nähmaschinen, 4 Leihhausjcheine, 1 Eisjchrank, 1 Kastensenster, verschiedene Laden-Einrichtungs-Gegenslände, Schriftkasten und Pulte mit Schriften u. v. A. m. meistbietend gegen fofortigc Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 18. August 1896. Tcr Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgericht. Sternbeck, Secr. Versteigerung. Tonner-tag, den 20. ds» MtS., Nachmittag» S Uhr, sollen im Gasthof zu L.-Neustadt 1 gr. Partie Möbel (darunter Garnituren), Waarenrrgale, 1 Comptoireinrichtung, 9000 Stck. Ligarren, 1 Papierschneide maschine, 1 Cylinderdruckmaschine, 1 Rundmaschine, 1 Abkante, maschine, 1 Stemmmaschine, I Partie Stoffreste, Betttücher und wollener Kleiderstoff gegen Baarzahlung zur Versteigerung kommen. Leipzig, am 18. August 1896. Ter Gerichtsvollzieher am Königlichen Amtsgericht. Bekanntmachung. Die verfallenen und ungepflegte» Graber auf dem hiesigen alten Friedhöfe sollen demnächst etngecbnrt werden. Die An- gehörigen der dort Begrabenen werden hierdurch veranlaßt, die Ein friedigungen, Denkmäler und Bäume von jenen Gräbern bis zum 15. Oktober d. I. zu tiitserneu und zu diesem Zwecke mit dem aus dem hiesige» neuen Friedhöfe wohnenden Todtenbettmeister Schmidt rechtzeitige Rücksprache zu nehmen. Leipzig-Connewitz, am 18. August 1896. Ter Ktrchenvorstand. K. M. Hasse, k. Sparkasse in der Parochic Schönefeld zu Leipzig-Reudnitz, Grcnzstr. 3. Baulicher Veränderung halber bleibt die Spaccasse Sonnabend, den 22. August 1806 geschlossen. Leipzig-Reudnitz, 17. August 1896. Robert Liebcrt, Director. Königreich Lachsen. -g- Leipzig, 18. August. Wie wir bereits mittheiltcn, fand heute auf dem Lindentbaler Exercirplatze die Besichtigung der 4. Jnianteriebrigade Nr. 48 (Generalmajor Hingst) durch Geuerallieutenant Freiherrn v. Hodenberg in Gegen wart Sr. königlichen Hoheit deS Generalfeldmarschalls Prinzen Georg statt. Der hierbei in vorzüglicher Gefechtsordnung bewirkte Schlußangriff der Brigade in der Richtung auf Lindenthal und den Tannenwald war ein Abbild deS Angriffs, den dieselbe Brigade vor 26 Jahren am 18. August sieg- und ruhmreich gegen die starke fran zösische Stellung bei St. Privat-Ron court durchführle. ick. Leipzig, 18. August. Auf dem Ausstellungsplatze ist heute ein Zimmer streik von größerer Ausdehnung auS- gebrochcn. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Zimmerer, die bei dem Hauptausstellungsgebäude beschäftigt, das von der Frankfurter Firma Hollmann L Co. aufgeführt wird. Die Firma beschäftigt etwa 160 Gehilfen, von denen ungefähr 120 die Arbeit eingestellt haben. Bereits am Sonnabend traten sie an den Bertreter der Firma mit der Forderung heran, den Stundenlohn von 45 -f auf 50 zu erhöhen. Diese Forderung wurde so allgemein, wie sie ge stellt war, von der Firma abgelchnt, dagegen erklärte sie sich be reit, für die besonders guten Arbeiter, sowie für diejenigen, die schwere Arbeiten zu verrichten haben (Ausrichten rc.), den Lohn zu erhöhen. Damit schien sich die Gehilfendeputation vorläufig einverstanden zu erklären. ES ist jedoch Denjenigen, die hier Gelegenheit zu einer hübschen Agitation zu finden schienen, gelungen, die Mehrzahl der Gehilfen zur Arbeitseinstellung zu bewegen. Es liegt hier zweifellos ein Contractbrnch, za sogar ein Wortbruch der schlimmsten Art vor. Als es den Maurern im vorigen Jahre nach langwieriger Arbeitsein stellung gelungen,durch das Entgegenkommen der Meisterzu einer Bereinbarung zu gelangen, in welcher der Mindeststunden lohn vom 1. April 1896 ab auf 45 festgesetzt wurde, da waren es die Zimmerer, die sich alle Mühe gaben, in diese Vereinbarung mit einbegriffen zu werden. Anfänglich zeigten die Zimmermeister, und zwar aus gewerblichen Gründen, hierzu wenig Neigung, nach längeren Verhandlungen wurde jedoch auch den Zimmerern der Stundenlohn von 45 ab 1. April 1896 gewährt. Und nun sehen wir, daß von Seiten der Gehilfen das Abkommen in ganz frivoler Weise gebrochen wird. Sie kehreu sich nicht im Ge ringsten an dasselbe, sondern weil augenblicklich die Arbeits verhältnisse auf dem Ausstellungsplatze etwas günstig für sie liegen, verlangen sie allgemein die Erhöhung des Lohnes auf 50 -f, d. h. der Mindeststundenlohn soll so viel be tragen, denn wohlgemerkt: die Firma war ja bereit, für schwere Arbeit den Lohn zu erhöhen. ES kann ein solches Vorgehen, wie eS hier zu Tage tritt, nicht scharf genug verurtheilt werden. Die Arbeitnehmer pochten stets darauf, daß bei ihnen, und zwar nur bei ihnen, noch ledig lich Treue und Glauben bei Abmachungen über Arbeits bedingungen zu finden wären. Wie steht eS nun damit? Und wie würde in Gehilfenkreisen gezetert werden, wenn umgekehrt, bei ungünstigen Conjuncturen, die Arbeitgeber Abzüge machen würden? Darum ist gerade diese Arbeits einstellung wegen des Ansehens deS Arbeiterstandes hoch be dauerlich. — Seit einigen Monaten arbeitet in unserer Stadt auch eine Abtheilung der Heilsarmee. Sie hält ihre Zu sammenkünfte in Leipzig-Neustadt auf der Hedwigstraße ab und ist besonders des Abends und des Nachts auf den Straßen und in Schankwirthschasten der Stadt thätig und vertheilt das Blatt der Heilsarmee, den „KriegSruf". Bekanntlich erfährt die Thäligkeit der Heilsarmee die ver schiedenste Beurtheilung. — In Ergänzung unserer Mittbeilung, betreffend die Aauarien- und Terrarien-AuSstellung des Vereins .Nymphea", ist mitzutheilen, daß die Ausstellung nicht vom 5. bis 12. September, sondern vom 18. bis 24. Sep tember hier stattsindet. —m. Der Vorstand der Leipziger Schützengesell schaft hat, weil das Leipziger allgemeine Sedan-VolkS- fest keine Erneuerung erfährt, beschlossen, wenigstens in dem Kreise der Gesellschaft da« Andenken des unvergleichlichen deutschen SiegeStages in jugendlicher Frische zu erhalten und es in einer patriotischen rzeier, zu welcher das von den Combattanten gestiftete Schießen ausgestaltet wird, ausleben zu lassen. Dieses im Sedanschießen gipfelnde Fest soll in Verbindung mit dem sogenannten „Mentzel-Essen" am 6. September abgehalten werden. —m. Leipzig, 18. August. Im Besitz der Leipziger Schützengesellschaft befindet sich ein werthvolles Gesell schaftskleinod, das sogenannte „Paaßin", welches die Büchsenschützen bald nach Abfassung ihrer neuen Ordnung im Jahre 1591 zu Ehren ihrer Gesellschaft errichteten. Es ist eine große, schwer silberne und auf der Brust zu tragende Dekoration mit Kette nebst starken Silberplatten und vielfach kleineren Emblemen. Dieses vornehmste Würdeabzeichen der Gesellschaft hatte der Schützenkönig des Jahres beim „Aus- fübren" oder festlichen Gelegenheiten anzulegcn. Eine daran befindliche Inschrift lautet: „Im Jahre 1591 hat die löbliche Büchsengesellschaft dieses Kleinod aufgerichtet und ist anno 1664 wieder renovirt worden." Tie Mehrzahl der dem „Pacem" bei gefügten Schilde, Medaillons, Schaumünzen, reicht bis in das siebzehnte Jahrhundert zurück; ja eine in Silber nachgebildete „Ziclbüchse", die über einen Dccimeter lang ist, stammt noch aus dem Jahre 1565. Bei einer in den jüngsten Tagen vorgenommenen genauen Besichtigung dieses kostbaren Gescll- schaftskleinods ist es gelungen, auch den Namen seines Ver fertigers festzustellen. Es ist, wie das eingeschlagene Monogramm, ein II und ein II zusammengezogen, zuver lässig beglaubigt, kein geringerer als der berühmte Leipziger Goldschmied Hans Reinhart der Jüngere, der, wie sein im Jahre 1581 verstorbener, eben falls hoch in Ansehen gestandener Vater, als ein überaus tüchtiger Medailleur gegolten hat. Von den eigentlichen Goldschmiedearbeiten des jüngeren Hans Reinbart besitzt übrigens der Rath zwei prachtvoll beschlagene Bibeln, die ehedem im Rathbause bei der Abnahme des Eides gebraucht wurden. 16. Leipzig, 18. August. Die im „Arbeiterverein Leipzig" stattgefundene Abstimmung darüber, ob die jetzige Organisation (mit 8 Vereinölocalen) beibehalten werden oder eine Centralisation stattfinden solle (in einem Ver- einSlocale), hat ergeben, daß die große Mehrbeit für Bei behaltung der jetzigen Organisation ist. Es stimmten nämlick 535 in diesem Sinne, während nur 121 für Cen tralisation waren. Ob sich nun eine größere Regsamkeit zeigen wird, bleibt allerdings fraglich. — Der Militairverein „107er" zu Leipzig hält beute im Etablissement „Sanssouci" in der Elstcrstraße sein Sommerfest ab, das Nachmittags 4 Ubr mit Concert von der Capelle des Herrn Günther Coblenz beginnt, dem um 8 Uhr Ball folgt. Für Unterhaltung von Er wachsenen und Kindern wird durch mancherlei vortreffliche Veranstaltungen auf das Beste gesorgt sein. * Leipzig, 18. August. Seit einiger Zeit befindet sich der Getreide-Engroshändler Lustig hier in Untersuchungs haft, weil er beschuldigt ist, eine Wechselfälschung im Betrage von 325 000 zu Ungunsten der Erben seiner Schwägerin vorgenommen zu haben. Nach einer Mittheilung verschiedener Blätter soll oas königliche Landgericht hier bereits beschlossen haben, bas Hauptverfahren gegen L. zu eröffnen: auf eine Anfrage im Bureau des Herrn Rechtsanwalts I)r. Justus Zehme, in dessen Händen die Vcrtheidigung des An geschuldigten ruht, erfahren wir, daß dort von der Eröffnung des Hauptverfahrenö gegen L. bis jetzt noch keine Mit- thcilung eingcgangen ist. sisi Beim Nachhausekommen in der Nacht zum Dienstag stürzte die 1867 zu Halle geborene Kellnerin Margarethe F. in ihrer auf dem Thomaskirchhos gelegenen Behausung die Treppe hinab und zog sich hierbei eine so erhebliche Gesichtsverletzung zu, daß sie sich nach dem Krankenhaus begeben mußte. — Beim Reinigen der Luft- pumpe in einer chemischen Fabrik der Westvorstadt verletzte sich der 1853 zu Plauen geborene Tagelöhner Franz K. derartig an der rechten Hand, daß er im Krankenhaus Ausnahme suchen mußte. 8 Aus dem Bureau des Stadttheaters. Im Neuen Theater findet heute eine Ausführung von Beethoven's „Fidelio" statt, im Alten Theater wird als zweite volksthümliche Vor stellung zu halben Preisen — um 7 Uhr beginnend — „Die Venus von Milo" und „Der Tartüfs" gegeben. — Für morgen ist im Neuen Theater eine Wiederholung des Schnitzler'schen Schauspiels „Liebelei" und des Lustspiels „Gewitterschauer" angesetzt. — Das Alte Theater bleibt morgen geschlossen. 8 Leipziger Saison-Theater. Ein neuer Ehrenabend, diesmal für Herrn Emil Leitner, findet heute, Mittwoch den 19. er. statt. Wie daS Inserat in vorliegender Nummer besagt, ist für ein reichhaltiges Programm Sorge getragen worden. Der Abend be ginnt mit der Operette „Das Pensionat", in welcher der Bene« fiziant in der Rolle des Rechtsgelehrten Carl auftritt. Hierauf tritt das Ballet-Ensemble vom kaijerl. jubv. Stadttheatcr in Straß burg (Elsaß) in den neuen Tänzen (Schottischer Tanz und I'as cko ckeux) auf. Daraus geht das Vaudeville: „Ter Hahn im Dorfe" in Scene. Der voraussichtlich sehr genußreiche Abend wird durch das gesammte Balletpersonal mit den Tänzen Oraeovienns und Oulop ünal beschlossen. Ein volles Haus dürfte dem beliebten Künstler beschieden sein. 8 Krystall-Palast. Die Leistungen deS gesammte» neu engagirten Künstler-Personals im Sommer-VaristS sind vortreffliche. DaS hochinteressante und reichhaltige Programm, in welchem beinahe alle VariötS-Künste vertreten sind, wird von den stets zahlreichen Besuchern allabendlich höchst beifällig ausgenommen. — JmZoologischenGarten geht heute Nachmittag wiederum ein „Bratsest der Samoaner" in Scene. Der große Anklang, welchen das erste „Südsee-Jnsulaner-Festmahl" jüngst gefunden, hat Herrn Pinkert veranlaßt, der Samoa-Truppe noch ein zweites Schwein zum Schmoren zu spenden und ihr damit Gelegenheit zur Veranstaltung des originellen Bratactes zu bieten. Aufs Neue darf ich hierbei die Zuschauerschaft mit Kostproben versehen. 8 Heute ist wieder Theater-Abend in Battenberg; es gelangt durch das Director Dreßler'jche Ensemble zum ersten Male der urkomische Schwank „Die Strohwittwe" von Robert Misch und Wilhelm Jacoby zur Aufführung. Die Vorstellung beginnt 8'/, Uhr. — Heute Mittwoch findet bei günstigem Wetter im Panorama- Garten ein Militair-Extra-Concert von dem vollzähligen Mufikcorps des 4. thüringischen Jnfanterie-Regiments Nr. 96 aus Altenburg unter der Leitung des herzoglich altenburgischeu Musik directors Herrn Schulz statt. Das Concert beginnt um 8 Uhr. 8 In Häßner's Concerthaus (Nicolaistraße 14) coucertirt bekanntlich die Damencapelle Stella. Ihre Leistungen verdienen ungetheilten Beifall, und besonders sind es die virtuosen Vorträge aus dein Cymbal, die den Concerten besonderen Reiz und Anziehungs kraft verleihen. 8 Fortdauernden Beifalls erfreuen sich die ausgezeichneten Vor- träge der Capelle Apollo in der Wilhelmsburg am Königs platz. — Allabendlich ist das Local gefüllt, ebenso erfreuen sich die Nachmittags-Concerte regsten Besuches. — Im Etablissement „Schloß Trachensels" zuL -Gohlis giebt heute Abend das beliebte Neue Concert-Orchester des Herrn Günther Coblenz ein Familien-Concert (Streich musik) unter Mitwirkung des Violinvirtuosen Herrn Ille. Das aufgestellte Programm ist ein äußerst gewühltes. Der Besuch des Concertes, welches um 8 Uhr beginnt, kann bestens cmpsohlen werden. 8 Das beute im Schloßkeller stattfindende Mittwochs- Con cert zeichnet sich durch ein vorzügliches Programm aus. Die Günlher Evblenz-Cavelle ist durch ihre ersten Kräfte vertreten. Je nach den Witlerungsvechältnissen wird im Concertgarten oder im Saale gespielt. 8 In dem Etablissement der „Drei Lindes" in Lindenau findet heule das 3. Sommern ach issest statt. Das Concert wird aus geführt von drei Musikcorps, darunter die Capelle des königlich bayerischen I. Pionier-Bataillons aus Ingolstadt unter Leitung deS königlichen Musikmeisters Herrn Teichmanu. Im Theater kommen zur Ausführung, 2 Einacter „Aus Liebe zur Kunst" und „Der Sonn tagsjäger", es folgen Ballet - Ausführungen , Sommernachtsball. Um ' zll Uhr wird durch den Kunstscuerwerker Herr R. Mann ein Prachtfeucrwerk abgebrannt. Tas ganze Etablissement wird esfeclvoll beleuchtet. k. Rosswein, 17. August. In der Nähe der Haltestelle Niederstriegis ereignete sich beute Vormittag in der 9. Stunde das Unglück, daß einem Arbeiter des Sandgrubenbesitzers Müller von zwei LowricS der Brustkasten eingedrückt wurde. Der Verunglückte, Franz Kuwalczik aus Galizien, verheirathet und Vater von 2 Kindern, ist im Laufe deS heutigen TageS verstorben. k'. Mittweida, 1/7. August. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend auf der Bahnstrecke zwischen Mittweida und Altmittweida. Der in letzterem Orte wohnhafte und beim hiesigen Bahnbau beschäftigte Arbeiter Werina nn befand sich in der zehnten Abendstunde auf be sagter Strecke, als der von Chemnitz kommende Personenzug heranbrauste. Wermann suchte demselben durch Uebertrelen auf ein anderes Gleis auszuweichen, kaum hatte er jedoch letzteres betreten, als er von der Maschine des Nisa er Schnellzuges, der >/z Stunde Verspätung hatte und von W. nicht bemerkt worden war, überfahren und sofort getödtet wurde. * Zwickan, 18. August. Die vor zwei Jahren durch greifend restaurirte Kirche im Vorort Cainsdorf erhielt bei der Erneuerung eine größere Anzahl Bildwerke gestiftet, auch ein solches vom k. Ministerium des Innern, nach An- bören des akademischen Nathes für bildende Künste in Dresden, aus Mitteln des sächsischen Kunstfonds. Dieses letztere Bildwerk, auö Lindenbolz gefertigt, kam erst jetzt zur Aufstellung, womit vorgestern ein feierlicher Act verbunden war. Dasselbe besteht in einer auf dem Triumph- balcon vor der Apsis aufgestellten Figurengrnppe: Christus am Kreuz, zur einen Seite ein betender Bergmann, zur andern ein betender Hüttenarbeiter. Den Entwurf lieferte Bildhauer Gröne in Dresden, welcher auch die Figuren der beiden Arbeiter fertigte, während Bildhauer Rühm-Dresden den Christus am Kreuz ausführte. Der Triumphbalcon und das Kreuz wurden nach dem Entwurf des Bauratbs vr. Mothes hier, die künstlerische Bemalung der Gruppe von dem Maler Witting in Dresden berzestellt. Bildhauer Gröne wurde seiner Zeit auf seinen Entwurf preisgekrönt und aus der Zahl von 18 Bewerbern für die Herstellung des Bildwerkes gewählt. * Aus dem Erzgebirge, 17. August. In Johans» - georgenstadt feierte gestern nach 42iährigem Besteben der Gesangverein Sängerbund die Weihe seiner neuen schönen Fahne. Die Festlichkeit, die unter sehr zahlreicher Anthcil- uahme einheimischer und auswärtiger Vereine, namentlich auch solcher aus dem benachbarten Böhmen, stattfand, gestaltete sich zu einer allgemeinen patriotischen Feier; ein geleitet wurde sie am Vorabend durch einen Lampionzug des Sängerbundes. Die Begrüßungsansprachen hielten Herr Bürgermeister Brendler Namens der Stadt und Herr- Oberlehrer Hecker als Vorstand des Gesangvereins Sänger bund. Herr Pastor Otto weihte daS Banner als Symbol edler Geselligkeit, treuer Brüderlichkeit und treuer Anhänglich- LeuiHeton. Nur vorangegangen! LebenSskizze von Else Hofmann. (Nachdruck verbotrn.) Sie bat eS lange nickt fassen können, seine alte, achtzig jährige Mutter, daß ihr Einziger, ihr Sohn, sich so spät noch verhciratben wollte, er, der Fünfziger, mit einem Mädchen, das kaum halb so viele Jahre zählte. Als sie dann aber sein Lenchen sah und das Glück der Beiden, da batte sie sich stillschweigend gefügt. Er wird ja die alte Mutter nicht vergessen! Oder soll sie hinaus aus dem altgewohnten Heim?" Nein, sie durfte bleiben. Eines Tages hatte Fritz seinem Lenchen gesagt: „Du, Schatz, ich habe eine große, große Bitte. Wirst Du sie auch erfüllen?" „Gern, jede!" hatte sie gerufen und den großen, un beholfenen Mann, der solch ein köstlich ängstliches Gesicht machte, umarmt. „Nur dann kannst Du mein Glück vollkommen machen, wenn Du meine Mutter in ihrem Stübchen läßt und ihr mit der Tochter zugleich eine liebevolle Pflegerin wirst. Willst Du das?" Nickt einen Augenblick hatte sie sich besonnen. War's nicht ganz natürlich, die alte Mutter da zu lassen, wo sie gelebt batte seit mehr als einem halben Jahrhundert, wo sie im Gärtchen hinter'm HauS die hohen Bäume gekannt batte, als diese noch keinen Schub hoch waren. Es wäre ja grau sam gewesen, die alte Frau aus ihrem Heim herauSzureißen, und sie war ja seine Mutter! „Sie bleibt bei uns, Deine Mutter, Fritz", hatte sie ge sagt, .und ich werde jede freie Stunde bei ihr verbringen. Ich sitze so gern in dem altmodischen Stübchen Da tickt die bundertjährige Wanduhr im morschen Gehäuse so tief und laut, da hängen uralte, verblichene Bilder an den Wänden. ES weht ein Duft wie aus alten Zeiten durch den kleinen Raum. Dahinein paßt Dein kleines Mütterchen mit dem schneeigen Scheitel und der leisen Stimme. Aber — Her»! — Auck ich habe eine Bitte, Fritz! Ach, die meine ist so viel, viel größer!" Sie hatte sich auf ein Bänkchen zu seinen Füßen gesetzt und die gefalteten Hände in die seinen gelegt. „Du weißt, Fritz", hatte sie gesagt, „daß es der Mutter und Deinen vornehmen Verwandten nicht lieb war, daß Du Dich mit mir verlobt hast. Ich bin arm und in Stellung gewesen. Nicht Jedem schüttet eben da» Leben Glücksgüter in die Wiege. Ich habe oft unter dem Hochmuth Anderer leiden müssen. Aber nun ist Alles gut, sogar in mein armes Dasein hat das Glück seinen Weg gesunden, daS danke ich Dir! Nun weißt Du aber auch, daß ich einen blinden Vater babe, der seit der Mutter Tod nur auf mich angewiesen ist. Ach, soll ich ihn —" Sie batte zu ihm aufgesehen, und eS war so heiß in ihre Augen gestiegen. . .Dein Vater bezieht unser Fremdenstübchen, Lenchen, daS ist doch ganz natürlich, Liebling!" .Du guter Mann!" Eine Thräne war auf seine Hand gefallen. Und dann war sie in das kleine HäuScke» eingewgen. So dankbar hatten die Augen der jungen Frau auf den kleinen Räumen geruht, die nun ihr Eigen waren. Sie fühlte eS tief, was solch ein Heim für Werth hat für Den jenigen, der bis dahin nur die Fremde, die kalte, lieblose, gekannt hat. Friedliche, stille Jahre deS Glücks gingen dahin. Der blinde Vater hatte sein Stübchen bezogen; Lenchen brachte die freien Stunden mit ihm bei der Mutter zu. Fritz be baute seinen Garten, wobei ihm seine Frau gelegentlich balf. Die alte Mutter hatte den Wechsel im Leben des Sobnes nicht zu beklagen, sie vergalt die Liebe und Pflege ihrer Schwiegertochter, wo sie konnte. Kam der Sommer, so sah man alle Morgen die Greisin, wie sie den blinden Vater Lenchen'S vorsichtig die Steinstufen hinabführte, ein ergreifendes Bild: das Älter stützte die Blindheit. Im Gärtchen, dorthin, wo die Sonne am meisten schien, setzten sich dann die beiden Alten bin. Der Blinde sah von der schönen, blühenden GotteSwelt nichts, aber seine Gefährtin erzählte ihm so anschaulich von Allem, was in ihren Gesichtskreis trat, daß er es zu sehen meinte. Ja, der Garten mußte schon weit sein, die Reseda duftete, die Rosenstöcke batten Knospen anqesetzt. Drüben beim Bäcker lag ein hoher Haufen gelber Sand, er meinte ihn zu sehen und hörte ja auch Las Jauchzen der Kinder, die sich auf dem kleinen Sandberg vergnügten. .Dort ist Lenchen, sie holt Petersilie!" sagte die alte Frau. Er glaubte Leutlick sein Kind zu sehen in der blaue» WirthschaftSschürze; die Sonne leuchtete über die hohe Ge stalt hin. .Jetzt winkt sie uns zu!" sagte die Alte. Niemand siebt ihr die 82 Jahre an, die sie hinter sich hat. Sie braucht beim Gehen keine Stütze, mit der Brille liest sie noch alle Tage die .Henne", die kleine Zeitung, die ihr die TageS- neuigkeiten aus dem fernen Heiniatbstädtcken übermittelt. .Ich höre jetzt ein biScken schwer!" sagt sie bisweilen zu ihren Kindern. Diese müssen sick Müde geben, ernst zu bleiben; die Mutter ist ja sckon seit Jahrzehnten schwer hörig, sie weiß eS nur nicht recht. Ihr Sohn ist ihr ganzer Stolz, und seine beinahe väter liche zärtliche Fürsorge gilt der kleinen, schmächtigen Gestalt seiner Mutter. Am glücklichsten aber macht er sie, schlägt er den Deckel deS alten, tafelförmigen Claviers zurück und spielt einen Walzer. Da leuchtet es auf in den allen Augen, da steigt die ferne, ferne Jugend wieder auf. Die alte Frau summt die Melodie mit, und amEnde ist der Greisin der lockende Walzer in die Füße gefahren, so daß sie wirklich mit ihrer Lene vor sichtig einmal herumtanzt. Sie kann nicht Täiize genug hören. Der blinde Vater lächelt über seine lebhafte Gefährtin. Nun ist für die Alte die Gegenwart versunken. Ver- stnmmt die Musik, so erzählt sie mit glühender Begeisterung, wie es „vor Alters" war. Ein Menschenleben ist darüber hingcgangen, so weit kann die Greisin zurückschauen. Hand in Hand sitzen Fritz und Lene, und Beide nicken sich liebevoll zu, denn Beide denken: wenn wir erst mal so alt sind! Aber eS war anders bestimmt gewesen. Fritz begann zu kränkeln, die bobe kräftige Gestalt ging vornübergebeugt. Im Herbst umwickelte zum ersten Mal seit Jahren eine fremde Hand die Rasenstücke im Gärtchen. Die junge Frau ging auf in der Pflege für ihren Mann, dessen Liebe sie eS dankte, daß sie den Segen eines sorgenlosen HrimS genoß, dem sie seine Liebe mit gleicher Liebe vergalt. Kein heißer Wunsch, keine Thräne kann die zermalmende Hand deS Schicksals zurückhalten. Es wurde mit Fritz immer weniger. Die alte Mutter schien die Veränderung im Aus sehen ihres Sohnes nicht zu sehen. Nur Lene sah sie, und auch ihre rothen Wangen waren der Blässe gewichen. Kein Mittel half gegen das zehrende Leiben, das den kräftigen Mann überfallen hatte. Draußen gingen weicke FrühlingSlüste, die Christenheit rüstete sich, Ostern zu begehen. Die „Marterwoche", wie sie'S im Volke nennen, hatte begonnen, die Leidenswoche, in oer Gottes Sohn sein schuldlos reines Leben hingab. Lenchen saß am Lager ibreS Mannes, und Beide sprachen leise vom Heiland. Fritz sagte:
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