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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960421010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896042101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896042101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-21
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
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Morgen-Ausgabe Druck und Verlag von E. Bolz in Leipzig M Dienstag den 21. April 1896. SS »o »It»:KLV o. o o. Di» Morgni-AnSgab« erscheint um V»? Uhr. dir Ab«nd-Au-gabe Wochentag- um 5 Uhr. SV. Jahrgang «0. ' »0. k »0 tv t 0 t-o tv «v r» «v i.o Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgr»«Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Etpevitio» zu richten. Le-action «n- Expedition:' L»h«une«ß»ffe 8. Die Ezpsditiou ist Wochentag» un unterbrvche» geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Anzeigen Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsslrich l4ge- spalten) 50 »j, vor den Familiennachrickten (S gespalten) 40 ^j. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichntß. Tabellarischer und Zifsrrnjatz nach höheren, Tarif. Filialen'. vttO Klemm'» Sortim. (Aifrel Hahn), Universität»strahe 1, Loui» Lösche, Katbarinenstr. 14, Pakt, und König-Platz 7. sü. sb sb I, l-ö i-L >L «V 1. c 1. 1. s«/,ivaeo; >. t. >. . »o ». r. « i. >. r tlioueo. A s. L S s. v. n. a. L - s. r. r. L j. »0 »o s 1. >. «ll 8. r. all. LLSS 1. 1. desselben durch den Zaren würde den Letzteren zweifellos zum Herrn der Lage machen. Bier Mächte unterstellen sich der „Schutzherrschaft" der Ruffen und sind willig, ihre Leitung anzunehmen. Sie gewähren denselben dadurch die Möglich keit, jedes Ereigniß mit Ruhe abznwarten und ihren weitgehenden Orientzielen beträchtlich näher zu rücken. In der Petersburger Presse wird kein Hehl daraus gemacht, welche Bedeutung die leitenden russischen Kreise dem geplanten Balkanbunde bei messen und schwerlich dürfte England allein der neuen Ge staltung mit Sorge entgegenblicken. Die bulgarischen Regierungsblätter haben die Reise des Fürsten Ferdinand nach Petersburg als hervorragenden Erfolg ihrer Politik ge kennzeichnet; sie haben dann die „Aussöhnung" mit dem Zaren als vollzogen hingestellt. Sie verschweigen es aber sorglich, was der Fürst mit sich fübrt und welche Bedingungen erfüllt werden muffen, damit Rußland dauernd gewogen bleibt. Sicher ist bei dem Ganzen dieses jedenfalls: daß Rußlands Politik am Balkan zweifellos triumpbirt, daß es mit der ganzen Action einen mächtigen Borstoß zum Bos porus unternimmt und daß die kleinen Mächte vermuthlich die Kosten tragen müssen. sie in irgend einer Hauptstadt auf eigene Faust einmal feiern wollten. Man fragt von socialdemokratischer Seite: ob eS denn etwas Ungeheuerliches wäre, wenn an einem Tage des Jahres mehr nicht gearbeitet würde? welcher Abbruch der Industrie dadurch geschehen könnte, da doch in der ganzen Welt die Hände ruhen würden? Die Socialdemokratie ver schiebt damit die Frage des WeltfeiertagS von dem Macht gebiet in ein Bereich ganz anverer Erwägungen. Die Sonntage und die großen christlichen Festtage haben sich seit unvordenklichen Zeiten eingelebt, mehr noch durch Sitten und Gebräuche, durch die Uebereinstimmung Aller, als durch die Gesetze. An sie hat sich nicht allein die Industrie und der Handel, sondern daS gesammte Leben gewöhnt. Sie entsprechen den religiösen Empfindungen wie der körperlichen Wohlfahrt. So liegt jedoch die Angelegenheit des Weltfeiertags nicht. Sie hat mit diesen Betrachtungen gar nichts zu thun. Sie geht von dem einseitigsten Classeninteresse aus und will allen Uebrigen einen Arbeiterfeiertag aufnölhigen. Wie die Forderung des acht stündigen Arbeitstages, entspringt die Forderung nach der Arbeilsruhe an jedem ersten Mai dem Verlangen der Arbeiter, von sich allein auS, mit Ausschließung der Arbeitgeber, die Arbeitsverbältniffe zu regeln und die Dictatur des Prole tariats zunächst hier zur Geltung zu bringen. Das Prole tariat decretirt: die Welt hat sich zu unterwerfen. Darüber geht der Streit, daß eine einzelne Claffe allen andern das Gesetz vorschreiben will, nicht darüber, ob es einen Festtag mehr geben soll. Der „Moloch Capital", der dem Arbeiter keine Ruhe gönnt, spielt hierbei keine Rolle, das Princip gilt es zu vertheidigen, daß nicht die Arbeiter nach ihrem Gut dünken die bestehende Ordnung ändern können. Sie ver spotten den Ausruf Ludwig's XIV.: „Der Staat bin ich!" als Cäsarenwahnsinn und thun dasselbe." L. Berlin, 20. April. (Telegramm.) Mehrere Blätter melden: „Der Kaiser bat in Karlsruhe den eingehenden Bor trag des Chefs des Militaircabinets Generals v. Hahnke in Sachen der Tucllfrage auf Grund eines Berichtes deS Generalmajor« Frhrn. v. Bissing entgegengenommen. Hahnke fungirte bei dem Duell Kotze-Schrader als „Unparteiischer". Das preußische Staatsministerium beschäftigte sich in folgedessen in der am Sonnabend stattgebablen Sitzung mit den Entscheidungen des Kaisers bezüglich der Disciplinar- mittel und Neugestaltung der Functionen der militairischen Ehrenräthe und der Direktiven, mit denen sich eventuell die gesetzgebenden Körperschaften zu beschäftigen haben werden." Berlin, 20. April. (Telegramm.) Der Reichskanzler ist infolge einer Erkältung genolhigt, daö Zimmer zu hüten. L. Berlin, 20. April. (Privattelegramm^ Die „Nat.- Zeitung" schreibt: „Mit Bezug auf die in Frankreich bei einigen Truppentheilen gemachten Versuche mit Schnell feuergeschützen wird in deutschen Blättern die Even tualität einer mehrere hundert Millionen betragenden Forderung für die Ncubcwafsnung der deutschen Artillerie erörtert. Uns scheint die Krage noch nicht erheblich anders zu stehen, als bei ihrer letzten Erörterung vor einigen Monaten; damals wurde von der Regierung darauf hingewiesen, daß kein Land hoffen könne, mit einer derartigen Maßregel einen erheblichen Dorsprung zu erlangen, da, sobald eines sich zu der Neubewaffung ent schlösse, die anderen alsbald nachfolgen würden, und daß man aus diesem Grunde sich wohl nirgends leicht zuerst zu der Uebernahme der großen Kosten herbeilaffen werde. Ob dies in Frankreich jetzt geschehen ist, gebt aus der französischen Presse nicht hervor; die Einführung der, ihrer Construction nach bekannten Schnellfeucrgeschütze bei einigen Truppen theilen würde es noch nicht beweisen. Man muß bei der artigen Nachrichten, immer abwarten, ob sie sich nicht als Fühler der Kanonenfabrikanten erweisen, die ein nahe liegendes Interesse haben, den Wetteifer der Militairstaaten auf diesem Gebiete anzustacheln." 8. Berlin, 20. April. (Privattelegramm.) In der am 18. cr. statlgehabten Vorstandssitzung der neu gebildeten Abteilung Bcrlin-ltharlottenburg der Deutschen Colonial-Gesellscbaft wurden Prinz von Aren berg zum ersten Vorsitzenden, Geh. Bergrath von Ammon zum stell vertretenden Vorsitzenden, General-Lieutenant von Teichmann und Logischen zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden, Herr Emil Selberg zum Schriftführer erwählt. L. Berlin, 20. April. (Privattelegramm.) Die Be schwerde der „Köln. Ztg." darüber, daß Gymnasiasten der niederrheinischen und westfälischen Gymnasien alljährlich zu den Jesuiten nach Exaeten in Holland gehen, um Exercitien zu machen, wird in der klerikalen „Köln. VolkSztg." in sehr hohem Tone zurückgewiesen; sie schreibt: „In Preußen gehören die Gymnasiasten nicht zu den Individuen, welche zur Stellung unter Polizei-Aufsicht vrruriheilt sind. Ob Gymnasiasten zu den Exercitien nach Exaeten geben, das geht den Staat ganz und gar nichts an, und wir würden un energisch verbitten, daß in dem gewünschten Sinne eingeschritten würde. Schließlich könnte man ja auch den Gymnasiasten jeglichrn Kirchenbesuch verbieten." Die „Nat.-Ztg." bemerkt hierzu: Durch die Stärke der hier gemachten Worte kann die Schwäche der Position, welche damit vertheidigt werden soll, nicht verhüllt werden. Gymnasiasten stehen allerdings nicht unter Polizeiaufsicht, wohl aber unter der SchuldiSciplin und diese ist in Uebereinstimmung mit den Staatsaesetzen zu handhaben, welche im deutschen Reiche die Wirksamkeit der Jesuiten als schädlich behandeln. Wenn auf schuldiSciplinarem Wege verboten würde, daß preußische Gymnasiasten da» Iesuitengesetz umgehen, indem sie an jesuitischen Exercitien jenseits der Grenze Theil nehmen, so wäre dies vollkommen in der Ordnung und es wäre nichts „energisch zu verbitten". Der Vergleich der Theil- nähme an zenen Exercitien mit dem Kirchenbesuch bedarf keiner Widerlegung. 88 Berlin, 20. April. (Privattelegramm.) Das Staat-mtntftertn» trat beute Nachmittag 2 Uhr im Reichs tagsgebäude unter dem Vorsitz deS Herrn v. Bötticher zu einer Sitzung zusammen. — Für die Zulassung von Frauen zu den Vor lesungen der Berliner Universität sind jetzt folgend« Be- llvavie. T L L. S L O. s u 0 6. L L L. ä. 0. »r.87: 100,90 ü a v s. 8. s. koe.v.18 8. as,r- ». 8. j. 8. 8. 8. 1. tkxtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ^l 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Rußland und -er Lalkanbund. V. 8. Vor etwa l o Jahren that Kaiser Alexander III. von Rußland einen Ausspruch, der in der Oeffentlichkeit viel be sprochen worden ist. Bei Gelegenheit eines PrunkmahleS zu Ehren des Fürsten Nikolaus von Montenegro erklärte der Har in einem Trinkspruch den Gebieter der Schwarzen Berge für den einzigen Freund seines Reiches. Die zahlreichen Er örterungen, welche die sonderbare Aeußerung des mächtigen Selbstherrschers aller Reußen veranlaßte, waren nicht gerade schmeichelhaft für Rußland und seine Regierung; in Peters burg selbst schien man bald darauf etwas Beschämung zu fühlen und bemühte sich, die kaiserliche Rede umzudeulen. Wie aber die damalige Isolirung Rußlands bewies, steckte gleichwohl rin gut Theil Wahrheit darin, welche vermuthlich nur unbeabsichtigt enthüllt worden war. In den Balkan staaten zumal, an welchen der Zar einen besonderen Stütz- punct zu haben glaubte, war das russische Ansehen beträcht- lich gesunken. Serbien stand vorwiegend unter österreichischem Einfluß, Rumänien hatte die falsche Rolle Rußlands im Türkenkriege nicht vergessen und Bulgarien war zur Ueber- zeugung durchgedrungen, daß die russische Bevormundung kaum minder unerträglich sei, wie die Herrschaft der Türken. Nur der Fürst Nikolaus von Montenegro war dem Zaren ergeben und suchte einen engeren Anschluß an das stammes- und glaubensverwandte Reich. Auf der Balkanhalbinsel gehörte damals zu den maßgebendsten Persönlichkeiten Stambulow, dec leitende Minister, dann der Regent von Bulgarien, der, von glühendem Haffe gegen Rußland beseelt, sein Vaterland zu größter Unabhängigkeit zu führen gedachte und jede Ein mischung der Zarenpolitik entschieden zurückwies. Von Stambulow ging auch später der Gedanke aus, die kleinen Balkanstaaten zusammenzuschließen, um eine Schutzwehr gegen die Machtentfaltung Rußlands zu bilden. Zur AuSführmm ist der Plan freilich niemals gekommen, weil die Staatsmänner an der Newa es wohl verstanden haben, diese unbequeme Idee rechtzeitig zu vereiteln und eine ihnen drohende Gefahr aus der Welt zu schaffen. Allmählich vollzog sich dann ein Umschwung auf dem Balkan. Zn Serbien begann man sich Rußland zuzuneigen, und der Fürst von Bulgarien war ungeduldig geworden, denn die nationale Politik brachte ihm keinen äußeren Vortheil und trug ihm keine Anerkennung ein. Heute werden beide Staaten von Rußland beeinflußt und Bulgarien besonders unterscheidet sich kaum noch von der Stellung eines Basallenfürstenthums des Zaren. Seitdem in Sofia wieder ein russischer Vertreter residirt, hat man aufs Neue begonnen, vom Balkan bunde zu reden. Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro sollen ein engeres Bündniß schließen wollen, um an geblich ihre Interessen besser wahren zu können und im Falle von Verwickelungen gerüstet dazustehen. Der Unterschied gegen früher liegt nur darin, daß Rußland an die Spitze des Balkanbundes treten soll und aus einem Abwehrmittel gegen sich eine wirksame Waffe für seine Pläne geschmiedet hat. Man hat in Petersburg die Bedeutung dieses Bundes, den Stambulow erstrebte, ganz richtig erkannt und ist bemüht, ihn im cigenenInteresse jetzt auszunutzen. Die veränderteLage amBalkan läßt die Verwirklichung deS Gedankens durchaus nicht aus sichtslos erscheinen. Die betheiligten kleinen Staaten sind allem Anscheine nach einig, dem Zaren die leitende Stellung im Bunde zu lassen; Weber Serbien oder Montenegro, noch auch Griechenland, die ohne Ausnahme im russischen Fahr wasser steuern, werden Widerstand leisten, wenn der Zar den „Schutz" über die beabsichtigte Vereinigung übernimmt. ES erscheint nicht unmöglich, daß der Fürst Ferdinand im Besitze bestimmter Aufträge ist, die er dem Kaiser Nikolaus zu überbringen hat. Bekanntlich hat die russische Regierung den Befehl ertheilt, dem Bulgarenherrscher beim Betreten des ReichSbodenS einen glänzenden Empfang zu bereiten und ihm während der Dauer seiner Anwesenhert „kaiserliche Ehren" zu erweisen. Die Begrüßung in Odessa sowohl wie in Petersburg entsprach denn auch durchaus den Erwartungen und übertraf weit die übliche Art deS Empfanges eines tributairen Fürsten, dessen Oberherr der Sultan ist. ES läßt sich nicht annehmen, daß nur die Genugthuung über die Umtaufe des Kronprinzen und da» sonst in Bulgarien Errungene zum Ausdruck kommen sollte. Die russischen Politiker denken viel zu nüchtern, um für gesicherte Erfolge sonderliche Aufwendungen zu machen und einen Fürsten auSzuzeichnen, auf dessen Willfährigkeit sie in jedem Falle rechnen können. Sicher handelt eS sich hier um mehr, als darum, den Bulgaren etwas Angenehmes zu thun. Bon Petersburg auS ist soeben in Abrede gestellt worden, was gerüchtweise über Eingriffe in innerbulgarische Dinge gemeldet ward. Man wird zunächst abzuwarten haben, ob da» Dementi ernst gemeint war, oder nur den Zweck verfolgte, die Bulgaren einstweilen zu beruhigen. Unwahr scheinlich ist eS nicht, daß Rußland darnach trachtet, die Na tionalkirche umzugestalten und daS Schisma zu beseitigen, jetzt, wo eS darauf auSgeht, seinen Einfluß auf dem Balcan dauernd zu befestigen. Denn wird der ökumenische Patriach, der der Schützling deS Zaren ist, der Obrrbirte Bulgariens, so geräth die Landesgeistlichkeit in dauernde Abhängigkeit des Zaren. Wie ganz anders würden die Sendlinge wirken, welche im pau- slavistischen Geiste im Lande agitiren, wenn die einheimischen Priester ihr Vorgehen fördern und kein Exarch nationalen Widerspruch zu erheben vermag. Noch beute ist die Kirche in Bulgarien ein Factor, der unter allen Umständen Berück sichtigung verdient und sür die Politik auf die eine oder andere Art gewonnen werden muß. Go wäre «S nur folge richtig und zirlbewußt gehandelt, wen« di« Staatsmänner an der Newa den bulgarischen KleruS nach Möglichkeit ihrem Willen zu unterwerfen versuchen. Man darf den Petersburger Aufenthalt deS Fürsten von Bulgarien au» verschiedenen Gründen mit Spannung ver folgen. Nicht da» künftige Schicksal de» Fürstenlhum« allein mutz während dieser Tage zur Sprache gelangen, indirekt dürft« auch di« Roll« entschieden werden, welche Rußland künftig auf dem Balkan zu spielen ardenkt. Di« Verwirk lichung de» Gtaatenbunde» und bi« Urdrrnahmr drr Führung Bezrrg--PreU W tz«r chauptrxpeditton oder den tm Stadt» ßMdck and d«r Vororten «richteten An»- Aestellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50, zweimaliger täglich« Zustellung in» Hau- ^l KLO. Durch die Post bezöge» für Deutschland uud Oesterreich: vierteliährllch -l S.—. Direkte tägliche Kreu-bandiendun- tn» Ausland: monatlich 7.20- stimmungen getroffen: „Frauen, die an den Universitäts- Vorlesungen als Gastzuhörerinnen theilnehmen wollen, haben zunächst die Erlaubniß deS Unterrichtsministers naä> zusuchen. In der Eingabe sind die wissenschaftlichen Fächer zu bezeichnen, über welche Vorlesungen zu hören beabsichtigt wird, auch sind über die Vorbildungen und die persönlichen Verhältnisse Mittbeilungen zu macken. Die Genehmigungs- Verfügung deS Ministers, sowie Legilimationspapiere und Zeug nisse über die Vorbildung sind nach vorheriger persönlicher Meldung auf dem UniversitälS-Secretariat dem Rector vor zulegen. Nach Prüfung der Zeugnisse und Ausstellung des Erlaubnißscheines durch den Rector ist die Einwilligung der Herren Professoren und Docenten, deren Vorlesungen zu hören gewünscht wird, einzuholen. Die Aushändigung des Erlaubnißscheines erfolgt durch die Universiläts-Quästur bei Belegen der Vorlesungen. Außer dem Honorar für Privat vorlesungen sind 8 sür den Erlaubnißschein und 5 Auditoriengelder in jedem Semester zu entrichten. An meldungsbücher werden nur denjenigen Frauen ausgebändigt, die sich auf eine Prüfung vorbereiien und zu dieser einen Nachweis über die gehörten Vorlesungen zu führen haben. Die Ausstellung eines RectoratS-ErlaubnißscheineS ist in jedem Semester nachzusuchen." — Das Amtsblatt in Zürich bringt folgende Mittheilnng: „Herr August Bebel in Berlin beabsichtigt, an sein Grundeigenthum in Küßnach anschließend eine Land anlage im Seegebiet zu erstellen, wie solche auf dem Local mit Pfählen bezeichnet ist, und sucht hierzu um staatliche Con- cessivn nach. — In dem Proceß wegen der angeblichen Gesetzwidrigkeit der soc iald e mvkratifch en Partei-Organisation hat, wie der „Vorw." berichtet, das Gericht Liebknecht und acht Genossen außer Verfolgung gesetzt; gegen die anderen Angeschuldigten dauert daS Verfahren fort. — Der 1. Mai wird einem gestern gefaßten Beschlüsse zufolge auch von den Bauarbeitern aller Branchen durch Arbeitsruhe gefeiert werden. — Die Putzer haben ihre Forderungen, 7 Tageslohn bei neunstündiger Arbeitszeit, auf 142 Bauten mit 1480 Be scbäftigken durchgesetzt. Von etwa 2000 am Orte tbätigcn Putzern betheiligten sich 1585 an der Bewegung; 13 Bauten hielten sich ihr vollständig fern. Im Ausstande verharren noch 105 Personen. * Lübeck, 18. April. Den Redakteur deS socialistischen Lübecker „Volksboten" verurtheille die Strafkammer des Lübecker Landgerichts wegen schwerer Beleidigung von Polizeibeamten zu zwei Monaten Gesängniß. Der Staatsanwalt halte 100 Geldstrafe beantragt. (B. N. N.) * Magdeburg, 19. April. Wegen öffentlicher Empfehlung einer Anzahl Broschüren, worin der Gründung deS Deutschen Reicks in schmähender Weise gedacht ist, war „Genosse" Lankau vom hiesigen Schöffengericht zu einer Haftstrafe verurtheilt worden, weil er durch die Veröffentlichung „groben Unfug" begangen habe. Den Antrag auf Haftstrafe hatte der Ämtsanwalt mit der ehrlosen Gesinnung begründet, die Lankau durch diese Veröffentlichung bekundet habe. Lankau erhob gegen diese Begründung Beschwerde beim Ersten Staatsanwalt in Magdeburg, Herrn Maizier, und erhielt darauf folgenden Bescheid: „Nach den Feststellungen des gegen Sie zwei Wochen Haft aussprechenden Urtheils haben Sie in Nr. 15 der „VollSstimme" vom 18. Januar 1896 ein Inserat folgenden Inhalts veröffentlicht: Zum ReichSgründungs-Jubiläum empfehlen wir: Der Mythus von der Begründung des Deutschen Reiches, Preis 15 Sedanfeier und Socialdemokratie, Preis 10 Zur Erinnerung für die deutschen Mordspatrioten, Preis 25 ^s. Der Septembercurs vor dem Reichstage, Preis 15 ^f . Die Buchhandlung der „Volksstimme". Im Einklang mit dem ergangenen Urtbeil ist zweifellos anzunehmen, daß Sie die vaterländische Feier deS 25jährigen Gedenktages des deutschen Reiches durch Anpreisung dieser Schriften gerade zu dem Jubiläumstage verhöhnen wollten, weil schon der Titel der ersten und dritten Schrift — ganz abgesehen von ihrem Inbalt — geeignet ist, das VaterlandSgesühl tief zu verletzen. Die nationale Ehre jedes Deutschen ver langt mit Recht: Achtung seines Staatswesens und Hock haltung der Erinnerung historischer Tkaten, durch welche tie deutsche Einheit geschaffen und das deutsche Reich gegründet ist. Wer diesem in vaterländischen Feiern sich verkörpernden Streben entgegentritt, dasselbe in den Staub zieht und vcr spottet, bandelt gegen das nationale Ehrgefühl, also in diesem Sinne ehrlos. Demnach bat der plaidirende Amto anwalt die Grenzen erlaubter Kritik Ihrer That nicht über schritten." * Bochum, 19. April. Ein kleiner Krieg ist zwischen Len hiesigen Polen und den Franziskanern au-gebrochen, weil letztere sich nicht in den Dienst der polnisch-nationalen Propaganda stellen wollten. Der Pater Andrea» hat, so wird drin „Gonicc geschrieben, die Fahne und den Bücherichrank des „polnischen Vereins zum hl Stefan" mit Beschlag belegen lassen. In Folge dessen ist «ine polnische Versammlung obgeholten worden, welche den Beschlich gefaßt hat, eine Erklärung gegen den Pater zu erlassen und an die Bischöfe von Paderborn und Münster, den Provinzial der Franziskaner in Paderborn, den päpstlichen Nuntius i» München und den Erzbischof von Köln Beschwerden zu richten. Ter „Kliryer PoznanSki" rätb den Bochumer Polen, „mäßig in Worten, energisch und ausdauernd in den Thaten zu sein". 8 Düsseldorf, 19. April. In einer heute hier abgebaltencn außerordentlichen Versammlung des deutschen Drogisten Verbandes, die von Mitgliedern auS allen Theilen deS Reiches zahlreich besucht war, wurde einstimmig folgende Resolution gefaßt: „Die Versammlung erklärt sich mit den vom Vorstand getroffenen Maßnahmen bezüglich der Ein fügung deS Drogenhandels in den 8 35 der Gewerbe- Ordnung einverstanden und spricht die Erwartungaus, daß die zu erlassenden Gesetzesbestimmungen eine Fassung erhalten, welche sowohl den Interessen der Allgemeinheit, st auch denjenigen deS Drogistenstande« entspricht. Die An wesenden verurtheilen nach wie vor daS ungesetzliche Recep- tiren und die unbefugte Abgabe stark wirkender Arzneimittel, wie die« auch bereit» in den Berband-sadungen ausgesprochen ist. Ti« sind überzeugt, daß di« Einfügung h«» Dr»g«r* Deutsches Reich. * Zwickau, 20. April. Gestern Nachmittag fand hier eine socialdemokratische Parteiversammlung statt. Der Vertrauensmann der Socialdemokraten im 18. Reichs tagswahlkreise, Lagerhalter Schmidt hier, referirte über die Beschlüsse dex socialdemokratischen Landesversammlung und über die Beschlüsse der Leipziger „Genossen", deren Stand punkt er tbeile. In der sehr langen Debatte äußerten sich fast alle Redner im Sinne Schmidt's; nur einer trat als Vertheidiger der Landesversammlung auf. Zum Schluß wurde mit allen gegen drei Stimmen folgende Resolution angenommen: „Die heute im Belvedöre tagende Ansammlung der Social demokraten von Zwickau-Stadt und -Land beschließt: Nach wie vor auf dem Standpunkte der Nichtbetheiligung an den Landtags- wählen unter dem Dreiclassenwadlsystem und der Mandats, niederlegung zu verharren und spricht ihr Bedauern darüber auS, daß die Landesversammlung nicht in diesem Sinne beschlossen. Von der Ueberzeugung jedoch ausgehend, daß die nächste Landes- Versammlung zu anderen Beschlüssen gelangt, und da es die Dis- ciplin der Partei erfordert, daß sich die Minorität der Majorität unterwirft, wird den Beschlüssen der am 7. und 8. April in Dresden stattgefuiidenen Landesversammlung Rechnung getragen. Da die Leipziger Parteigenossen sich den Majoritätsbeschlüssen der LandeSversammlung nicht unterwerfen, ist zur endgiltigen Be- schlußfassung der Parteitag in Gotha anzurufen. Die Ver- sammlung ist ober auch gleichzeitig überzeugt, daß trotz gegelltheilig gefaßter Beschlüsse viele ziel- und classenbewußte Arbeiter des bei den nächsten Wahlen mit in Frage kommenden Zwickauer Landkreises sich der Wahl enthalten werden." U Berlin, 20. April. Der Gesetzentwurf über die Organisation deS Handwerks ist nunmehr bekannt lich dem preußischen Staatsministerium zur Beschlußfassung vorgelegt worden. Damit ist eine Arbeit zum vorläufigen Abschluß^ gebracht, welche jahrelange Erwägungen nöthig halte. Schon die ersten Grundzüge über die Handwerks organisation, welche vom Handelsministerium im Sommer 1894 veröffentlicht wurden, hatten längerer Vorbereitung bedurft. Es waren die Grundzüge, welche sich für die Bildung von Fachgenoffenschaften und die Einbeziehung sämmtlicher Gewerbetreibender mit weniger als 21 Arbeitern in die Organisation aussprachen. Diese wurden den Ober präsidenten zur Begutachtung unterbreitet. Die Oberpräsidenten ließen eingehende Erhebungen veranstalten, so daß schließlich ein weitschichtiges Material im Handelsministerium angesam melt wurde, auf Grund dessen eine Vorlage ausgearbeitet werden sollte. Indessen stellte es sich bald heraus, daß zur vollständig richtigen Beurtheilung der Verhältnisse eine ge nauere statistische Erhebung, sowie die Kenntniß der Regelung der Handwerksorganisation in anderen Ländern nöthig sei. In Folge dessen wurde eine allerdings auf bestimmte Gebiete beschränkte Handwerks-Enquete veranstaltet und Com- missare des Reichsamts deS Innern sowie deS Handels ministeriums wurden nach Oesterreich zum Studium der dortigen Handwerksverhältnisse gesandt. Nachdem auf Grund aller dieser Vorarbeiten ein Entwurf ausgearbeitet war, der sich wesentlich von den ersten Grundzügen unterschied, wurde er den Interessenten vorgelegt, und erst nach der Abgabe von Gutachten von dieser Seite wurde an die Ausstellung des endgiltigen Entwurfs herangegangen. Inzwischen war der Plan aufgetaucht, vor der localen Organisation des Handwerks zunächst Handwerkskammern zur Begutachtung dieser Organisation zu bilden. Der Plan verdichtete sich zu einem Ge setzentwurf und derEntwurfgelangte an den Reichstag, wo er be kanntlich, nachdem er einer Commrssivn zur Vorberalhung über wiesen wurde, noch jetzt ruht. Der neue, dem preußischen Staats ministerium vorliegende Entwurf ist bestimmt, ihn abzulösen. Indessen hat eS den Anschein, als ob die Ablösung in der laufenden Tagung noch nicht vor sich gehen sollte. So er wünscht eS auch ist, die Handwerksorganisation zu beschleunigen, so kann man sich doch darüber nicht täuschen, daß, selbst wenn nun in den Stadien, die der neue Entwurf noch zu durch laufen hat, die Arbeit sehr beschleunigt würde, der Reichstag noch so viele Vorlagen zu erledigen hat, daß die Einbringung größerer neuer Entwürfe Aussichten auf positive Ergebnisse nicht zeitigen kann. Man wird deshalb gut thun, den Ent wurf in den vorbereitenden Stadien eingehend zu berathcn und während der parlamentslosen Zeil der Oeffentlichkeit Gelegenheit zur Kritik an dem neuen Entwürfe zu geben. * Berlin, 20. April. Die „Nat^-Ztg." schließt einen Artikel über die socialdemokratifche Maifeier folgender maßen: „Für die Mehrzahl der europäischen Arbeiter ist der erste Mai zu einem gemeinsamen Festtage geworden, dessen würdige Feier im socialdemokratischen Sinne zwar Staat und Gesellschaft noch verhindern, den sie aber nicht mehr auS dem Herzen der Massen entfernen können. Die Feier de» ersten Mai ist eins von den Zielen, die den Arbeitern am anschaulichsten vorschwrben und daS ihnen leicht erreichbar erscheint. Ueber diesen letzten Punct werden sie vermuthlich erst zu ihrem Schaden aufgeklärt werden, wenn »o »o. NWger TaMalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aatljes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig.
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