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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960609027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896060902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896060902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-09
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
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«sm grüßte Lady GreviUe freundlich und unbefangen. „Wie wohl Sie auSsehen, Herr Graf!" konnte Beatrix sich nicht enthalten zu sagen, und nach einigem Zögern fügte sie h«ß» „und wie glücklich!" »DuH. ich nicht glücklich sein?" antwortete er, al« er er den Rasenplatz dahinschritt, zu un«? Hier küssen Sie sofort meinen Sohn, und sagen Sie, ob er nicht da« entzückendste Kind von der Welt ist!" Während der nächsten sünf Minuten wurde der junge Herr gebührend bewundert und da« weiße Spitzenstechkifsen ging in die Arme Mr». Jane Seudamore'S über. Jetzt hörte man da» Knallen einer Peitsche und in schnellem Tempo näherte sich ein Wagen — e» war Victor, der mit seinem Gast von der Bahn anlangte. Der Graf von Sanfoine war erst vor wenigen Tagen nach England zurückgekehrt, nachdem er mehrere Jahre im AuSlande gewesen war; Indien, China und sogar Amerika hatte er bereist. Beatrix hatte sich vielleicht im Geheimen vor seinem Kommen gefürchtet, doch al» sie jetzt den Blick auf dem kleinen Grafen ruhen ließ, athmete sie erleichtert auf. Sein Antlitz war von der südlichen Sonne gebräunt und La» abwechselungSvolle Leben, welche» er geführt, hatte vortheil- baft auf feine ganze Erscheinung gewirkt. Al« Beatrix jetzt seine Hand erariff, die er ihr entgegenstreckte, nahm sie mit tiefer Dankbarkeit wahr, daß Zufriedenheit und Glück ihren Wohnsitz in seinem Herzen aufgeschlagen hatten. Sanfoin,'« Antlitz strahlte vor Vergnügen und die augen blickliche Erregung, in welcher er sich befand, hatte eine dunkle Röthe auf demselben hervorgerusen. Seine klaren Augen erinnerten in keiner Weise an den Blick de» Kummer» und der Verzweiflung, mit dem er Beatrix in dem Garten de« Hotel« Beau Rivage in Mentone verlassen hatte. Die da malige Enttäuschung war offenbar überwunden und er be grüßte Lady GreviUe freundlich und unbefangen. „Wie wohl Sie auSsehen. Herr Graf!" konnte Beatrix sie h«ß» „und wie glücklich! »Muß ich nicht glücklich zwischta Beatrix und Victor MKUM. Mi VVK» VN «ENVAkMir «WSß gsstmk in seiner Generalversamrnlung. di» Forderungen der Maurergesellen zu unterstützen. — Der Verband deutscher Post« und Telegraphen assistenten dielt gestern unter Betheiligung vou etwa 700 Mit gliedern, darunter etwa 100 Vertreter auswärtiger Zweigvereine, seinen Verbandstag ab. Der Vorsitzende konnte in seiner Begrüßungsrede constatiren, daß im vergangenen Jahre größere Maßregelungen nicht vorgekommen sind. Die Mitgllrderzahl ist von 8680 aus 8300 ge stiegen DaS BereinSvermSgen beträgt etwas über 100000 ^ll, der Umsatz des WaarenhauseS 3Äl771 ^l, 3l Proc. mehr al» im Vorjahre. AlS BetriebScapital zur Erweiterung des WaarenhauseS ist eine Anleihe von 145 000 unter den Mitgliedern aufgebracht worden. Dir Verhandlung selbst bot wenig von allgemeinem Interesse. Obertelegraphenassistent Kaifenheim referirte über die Frage: „Wie stellt sich der verband zu der Resolution Or. Schädler's, oe- treffend die Zulassung der Post- und Telegraphenassistenten zur Secretairprüfung?" Die Resolution will nur denjenigen Post« assistenten, die im Besitz der Berechtigung zum Einjährigfreiwilligen- dienst sind, ohne Weitere« da- Recht zur Ableistung de» Secretair« Examens zugestehen. Der verband lehnt diesen Antrag nicht ab, verlangt aber gleiches Recht für alle Assistenten und fordert für Alle die Möglichkeit, Secretair zu werden. Redacteur Hubrich hielt einen längeren Vortrag über die wirthschaftlichrn Leiden de» Beamtenstande», er fordert schleunige Ausbesserung der Beamten gehälter; auch die Wohnungsgeldzujchüsse und dre Ruhegehälter bedürften dringend einer Erhöhung. Die Berichte der Zweigvrreine > lauteten im Allgemeinen günstig. Direct ungünstig ist derjenige man um den Tisch Platz genommen hatte, mußte der Graf da» Baby bewundern und er erklärte feierlich, daß dasselbe da« schönste Kind sei, welche» seine Augen je gesehen. Der Tag neiate sich zu Ende und die kleine Gesellschaft saß, von alten Zeiten plaudernd, unter der Buche, bi» die Amme sich mit dem Kinde entfernte, um e» zur Ruhe zu bringen, und Jane Seudamore sich erhob, um rhr epheuum- rankte» Häuschen auf der andere^ Seite de» Parke» wieder aufzusuchen. Auch Victor und Beatrix standen auf, um ihrer Ge wohnheit gemäß der armen Jane auf ihrem Heimweg da« Geleit zu geben. Als da» junge Paar wieder allein war, sagte Victor zu Beatrix: „Jane scheint jetzt wirklich ein wenig froher zu werden. Ich hoffe, daß sie den Schmerz über ihr traurige» Schicksal überwunden bat!" „Ja wohl, e» scheint mir auch, al» ob sie etwa» ruhiger geworden wäre, obgleich natürlich so schmerzliche Erfahrungen wie die ibrigen einen Schatten auf da» Leben einer Frau werfen müssen. Wenn ich an den Mann denke —" „Laß ihn ruhen, Theuerste. Du hast ihm vergeben. Seitdem da« Grab sich über ihm geschloffen hat, haben wir, die wir noch auf Erden wandeln, nicht über ihn zu Gericht zu sitzen." „Du hast, wie immer, Recht, mein lieber Victor, sprechen wir nicht von ihui. Aber, wie findest Du den Grafen?* „Er siebt au-gezeichnet au«, mein liebe« Frauchen, und ich denke, jetzt, wo vte Feuerprobe bestanden ist und Du wieder mit ihm zusammrngetroffen bist, wirst Du vielleicht aufhören, Dir Deinen hübschen Kopf um seinetwegen zu zerbrechen. Sanfoine sieht wie da« Urbild der Gesundheit gvffvrre»» s» DK «MsißnaKkM StMkNkkMkLWß Versammlung bischloß, die Organffatitzk der deutsche« Volk«partei in allen Kronländern zu vollziehen uud bei den bevorstehenden Landtag-Wahlen gemeinschaftlich mit den Antisemiten Eanvidaten aufzustellen. * Wien, 9. Juni. (Telegramm.) Die Blätter melde«, daß in einer gestern abgehaltenen christlich-socialen Wählerversammlung de« HI. Bezirk- l)r. Lueger eine Rede hielt, in welcher er unter Anführung der iu den Pester Zeitung«, gegen ihn gerichteten Beschimpfungen die ungarische Jahrtausend fei er auf da» Heftigste angriff. ! Il» infolgedessen die Versammlung durch den Regierungs vertreter aufgelöst wurde, brachte Lueger ein Hoch auf den Kaiser au-, nach welchem die Versammlung : die Volkshymne stehend absang und al-dann in Ruhe auS- einanderging. »Ms««» St»,». Berlin, 8. Juni. Wie wir auS mittelfränkischrn Blättern ersehen, bat der conservative Candidat für den Reichstagswahlkreis Ansbach-Schwabach, Herr Hufnagel, die große Unvorsichtigkeit begangen, sich vor der Stichwahl noch in Wahlversammlungen persönlich vor zustellen. Der absolute Mangel an Beredlsamkeit, der ihm ;elbst anhaftet, mußte in den Städten einen Eindruck Hervor rufen, als dessen Wirkung das sonst ganz unverständliche Stich- wahlergebniß (Conrad hat vor Hufnagel einen Borsprung von 700 Stimmen, der nicht mehr eingeholt werden kann) anzusrhen ist. Da er dir noch größere Unvorsichtigkeit hinzugefügt hat, den Abg. Lutz-Heidenbeim und den württembergischen Pietisten Schrempf al« seine rhetorischen Vertreter in die Versamm- lnngen mitzunehmen, so kann es nur Wunder nehmen, daß sein Gegner nicht noch mehr Stimmen erhalten hat. Die vor nicht« zurückschreckende Agrar-Demagogie dieser Redner, zu der sich bei Herrn Schrempf noch eine gerade in Mittel franken vergeblich aus Berständniß hoffende ultrareactionaire Gesinnung in Fragen der Geistesfreiheit gesellt, mußte den ruhigen Elementen Herrn Conrad als den Gemäßigteren von den beiden Candidaten erscheinen lassen. Letzteres nm so mehr, als die politischen uni» wirthschastspolitischen Auffassungen der Demokratie durch deren Agitator im Wahlkreise, Herrn Quidde, mit einer beispiellosen Ungenirtheit verleugnet wor den waren. Es klingt eigenthümlich, ist aber buchstäblich wahr: der radicale Republikaner Conrad verdankt seinen Sieg der Scheu eines TkeileS der städtischen Wähler vor der revolu- tionirenden Wirksamkeit der Redner der Conservativen. * Berlin, 8. Juni. Unter der Ueberschrift: „Die Stützen des Hern Lashford" schreibt heute die „Rhein.-Westsäl. Zeitung": „Bon befreundeter und gut unterrichteter Seite werden uns zum Falle Bashford noch einige Einzelheiten uütgetheilt, die einerseits erkennen lassen, wir die Freunde waren, die sich des Herrn Basbsord mit so gutem Erfolge angenommenhaben, und die andererseits durchaus nicht darnach angethan sind, das Benclnuen der Engländer in einem günstigeren Lichte erscheinen zu lassen. Erst einige Tage, nachdem die An zeige erstattet war, setzte Mr. Bashford Himmel und Hölle in Bewegung, um das gegen ihn eingeleitete Strafverfahren niederzuschlagen. Anfangs fand er beim StaatSsecretair im Reichspostamt, v. Stephan, verschlossene Tbüren. Mit Hilfe des englischen Botschafters soll er aber einen sehr ein flußreichen Befürworter beim Generalpostmeister gefunden baben, man nennt als solchen den StaatSsecretair im Aus wärtigen Amte. Wir geben aber diese, uns allerdings von sonst gut unterrichteter Seite gewordene Mittheilung nur mit allem Borbebalt wieder. Frhr. v. Marschall hat sich in der Angelegenheit des Amerikaners Stern so schneidig ge zeigt, daß man ihm diese Schwachmüthigkeit kaum zutrauen mag. Vielleicht wird man darüber etwa» Bestimmteres bei der bevorstehenden Reichstagsverhandlung über den Fall Bashford erfahren. Daß der Strafantrag auf höhere Weisung zurückgezogen worden ist, erscheint allerdings unerhört. Man kann zur Beschönigung dafür nicht einmal anführen, daß e» sich um einen mit unseren Gewohnheiten und An schauungen unbekannten Ausländer handle. Herr Bashford lebt bereit» gegen IL Jahre in Berlin, er befindet sich sogar oder befand sich bis vor Kurzem noch, was bisher nirgends erwähnt worden ist, in öffentlicher Stellung al» englischer Lector an der Berliner Universität. Er ist also mit unseren Sitten genügend vertraut. Allerdings darf er für seine Unverschämtheit und seinen echt insularen Hoch muth gegen einen deutschen Beamten manche Milderungs gründe anführen. Herr Bashford, der eine rot he englische Hofunisorm besitzt, über deren Bedeutunc nirgends eine genaue Auskunft zu erhalten ist, nimmt durch diese Thatsache ein Ausnahmestellung in der Berliner Journalistik ein. Er ist nämlich auch in Berlin hoffähig. Während andere Berichterstatter bei unseren Hoffestlichkeiten hoch oben in der Musikloge sich drängen und stoßen lassen, pflegt Mr. Bashford unten in den Sälen als Gleichberechtigter herumzustolzieren. ... Die« ist ihm offenbar zu Kopf gestiegen. Hat doch Herr Bashford die Genug- lhuung, auf der Journalistentribüne de« Reichstags den Pla > Nr. 1 zu besitzen, obwohl er sich nur bei den seltensten Ge legenheiten dort auf kurze Zeit blicken läßt. Sein hoch gesteigertes Selbstgefühl ist also immerhin erklärlich." Eine zweite Zuschrift, die demselben Blatte zugeht, enthält die Mittheilunz, daß Mr. Bashford Vertrauter de» Chef» de» ColonialamteS, des Herrn vr. Kayser, sei. Er vermittele dem Leiter veS ColonialamteS gegenüber die Wünsche der englischen Erwerbsaesellschaften in Südwestafrika. So habe Mr. Bashford die Damaralandconceffion zu Stande gebracht. Er werde in seinen Bemühungen nach bestem Können durch den Rechtsanwalt vr. Scharlach-Hamburg, einen Freund de« Herrn vr. Kayser, unterstützt. — Es ist kaum denkbar, Laß diesen Behauptungen nicht ein schleuniges Dementi werde entgegengesetzt werden. Uebrigens meldet das „Depeschen- Bureau Herold", zur Ermittelung desjenigen Beamten, welcher die Angelegenheit der Presse übergeben hat, sei ein Verfahren eingrleitet worden. — Als der Kaiser heute von Hoppegarten zurückkehrte, wo er dem Rennen beigewohnt hatte, fuhr er beim Reichs kanzler Fürsten Hohenlohe vor und hatte mit demselben eine anderthalbstükidige Conferenz. Auf die Nachricht von dem Hinscheidrn Jules Simones hat der Kaiser an den Präsidenten der französischen Republick nachstehendes Beileids telegramm gerichtet: kraue« xleurs äs nouveau il la towb« ä'uu äs ses gravcks üls. tlr. ^ules Simon est wort, cke resterai il toujours soua le cdarme cke SL persoune en me souveuaul lies jours vü il ms prstait son appui prscieur pour »msliorer Is sort äe la elarse ouvriöre. au«, und man darf nur in seine Augen sehen, um zu wissen, daß er glücklich ist." „Ja, das ist richtig. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dafür bin. Der Gedanke an Sanfoine hat mir stet« schwer auf der Seele gelegen, weil ich ihm, der so edel und gut gegen mich gewesen ist, eine so große Enttäuschung habe bereiten müssen. Doch jetzt, nachdem ich ihn so frok und leben-frisch wiedergrsehrn habe, sühle ich, daß ich mir keine Gewissensbisse mehr zu machen brauche." Victor legte seinen Arm um Beatrix und sie zärtlich an sich ziehend, drückte er einen herzlichen Kuß auf die Lippen seines jungen Weibe». „Du hattest immer ein so zartes Gewissen, meine Triexie," sagte er scherzend. „Bist Du nun auch ganz sicher, daß nicht» mehr Dein Gemüth belastet — kein Brillantendiebstahl — kein schlecht behandelter Anbeter — kein andere- furchtbare» Verbrechen, dessen Du Dick schuldig fühlst — nicht», gar nicht», mein geliebte» kleine» Frauchen ? Nein? Nun dann lege Deine Hand in die meine, und sage mir, daß Du glücklich bist!" „Glücklich? Natürlich bin ich da»; vollkommen glücklich, mein geliebter Victor," antwortete Trixie, strahlend vor Glück und Seligkeit ihren Kopf an seine Brust legend. Der Mond stand an dem dunklen HimmelSgewölv« und oben in der hohen Rüster ließ eine Nachtigall rhr Lied er tönen, al» dir beiden Gatten Hand in Hand und Herz an Herz schweigend neben einander standen, ihrer gegenseitigen Liebe gewiß und erfüllt von dem Bewußtsein, daß nicht« al« der Tod sie scheiden könne. „wenn ich mich von thenren Freunden, wie Sie Beide e» für mich sind, so herzlich bewillkommnet sehe! Und außerdem, Lady Greville, muß ich Ihnen gestehen, daß ich noch eine kleine geheime Glücksquelle bade. Erinnern Sie sich meine» letzten Briefe» von New-Dork, in welchem ich Ihnen erzählte, daß ich dort die Bekanntschaft einer reizenden jungen Dame gemacht hätte?" „Ja, ja? Und sind Sie mit ihr verlobt, Herr Graf?" ries Beatrix freudig erregt. „Als wir den Brief lasen, haben wir die- Ereigniß vorhergesehen. Ich bin hocherfreut darüber und wünsche, daß Sie sehr, sehr glücklich sein mögen, so glücklich, als sie zu sein verdienen. „Ja, Lady Greville, ich bin glücklich, denn Flora ist so gut, als sie schön ist. Ihre Mutter kommt schon in der nächsten Woche mit ihr nach England, und die Hochzeit soll dann so bald als irgend möglich stattfinden. Sie nehmen natürlich an der Feier Theil?" „DaS versteht sich. Doch sagen Sie, Herr Graf, haben Sie von dem alten Mayblow nichts gehört?" „O, der alte Mayblow!" lachte der Graf. „Er ist in Verzweiflung. Flora ist, wie Sie wissen, keine Erbin, und das kann er mir nicht verzeihen! Er hält mich für «inen vollständigen Narren!" „Je eher Sie seine Bekanntschaft ausgeben, Herr Graf, je besser für Sie!" „O, er hat mich aufgegeben!" erwiderte Sanfoine lachend. „Wir sind ganz auseinander. Ah, da sehe ich Mr». Vyner. Wie wobl sie auSsieht! Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Ihnen Allen einmal wieder zu begegnen. Wie wohlthuend e» ist, wieder daheim zu sein und von so lieben, guten Menschen bewillkommnet zu werden!" Sie batten den Theetisch unter der Buche erreicht und Sanfoine beeilte sich, auch die Anderen zu begrüßen. Al» La» Millennium. * Pest, 8. Juni. Die Stadt ist glänzend illuwinirt. ! besonder- festlich erleuchtet find die öffrutlichen Gebäude am Douau- quai und da« Nationalcasino. Iu den Straßen wogt eiar «nab- ehbare Menge. — Da« Amtsblatt veröffentlicht ein königliche- Handschreiben an den Justtzministrr, welche« diesen auffordert, vor- chlägr über Begnadigung von verurthe iltrn Sträflingen u unterbreiten. Nachdem die« geschehen, wurden 149 Personen begnadigt und in Freiheit gesetzt. «nldtpi», M der «efdur, Ansprache de« KLni,». * Pest, 8. Juni. Nach dem Schlüsse der ReichStogssitzuag setzte ich der Huldigung-fest,ug mit den Sroninsignirn wieder in Bewegung, um sich nach dem königlichen Palaste zu begeben. Hier hatten sich um 3'/, Uhr Nachmittag» der König und die Königin, die Mitglieder de« Herrscherhaus«« und deren Befolge im Salon >er Königin versammelt. Nachdem dem Könige Meldung er« tattet war, daß Alle» bereit sei, begaben die Majestäten, dir Mitglieder de« Herrscherhaus«« und dir Befolge sich iu feierlichem Zuge in den großen Saal, wo das diplomatische EorpS, die Minister, die Mitglieder de« Reichstage- und dir hohen Würdenträger bereits versammelt waren. Nachdem die Majestäten sich auf dem Throne niedergelassen hatten, trat der Präsident de» Abgeordnetenhaus«», Drsider v. Szilagyi vor, um die Ansprache an den König zu halten. Redner brachte zunächst die dankbare Huldigung de» Reichstage« dar für die Sanction de» heute in Kraft ge- retretenen Besetze«, bat den König, diese dankbare Huldigung der Nation, welche Krone und Verfassung niemals von einander zu trennen vermochte, gnädig anzunehmrn, und gab unter Hinweis aus die Anwesenheit de» Herrjcherpaares und der Vertreter der fremden Regierungen, sowie unter Hinweis auf die von den verbündeten und befreundeten Staaten zu der Jahrtausrndfrirr dargebrachtrn Blück- wünsche dem Empfinden Ausdruck, daß König und Nation stark eien, wenn sie im Fühlen und Streben mit einander »ec chmolzrn sind. Redner erinnerte sodann an die auf der Gemeinsam keit de» Herrscherhauses beruhende Verbindung mit Oesterreich; diese zu erhalten sei Aufgabe des König» und der Nation. Die Gestaltungen der Gegenwart zeigten, daß dir Ver bindung mit Oesterreich hrute ebenso nothwendig sei, wie jemals, diese Verbindung sei für beide Staaten eine Quelle der Kraft und der Sicherheit, sie sei eine Bürgschaft für eine er- folgreiche Bertheidigung und für die Geltendmachung großer dauern- der Interessen, welche dir Segnungen des Frieden» sichere und da» wahre Gewicht in den internationalen Beziehungen verleihe. Deshalb liege e« im Interesse beider Staaten, daß die Monarchie nicht nur fest und stark sei, sondern daß sie diese Ueberzeugung auch allerwärts erwecke. Mit Selbstbewußtsrin, aber ohne SanguiniSmu» und Selbstüberhebung, schloß Redner, über- schreiten wir die Brenzstheide, die unser Fest zwischen Vergangenheit uud Zukunft zieht. Wir werdrn auch fürderhin inmitten de» Wett- bewerbe« der gebildeten Nationen sortschreitrn. Indem wir unsere Huldigung in tiefster Ehrfurcht Vorbringen, wenden wir un« an Ew. Majestät mit der Bitte: Möge Ew. Majestät der Führer unserer Bestrebungen sein! Inbrünstig flehen wir zur Vorsehung, daß sie Ew. Majestät noch lange, lange Jahre auf dem Throne erhalt». Es lebe der König! Nachdem dir mächtig erbrausenden Eljrnrufe verklungen waren, erwiderte der König dir Ansprache mit folgender Rede : „Beehrte Herren! Magnaten und Abgeordnete! Liebe, Be- treue! Mit Freuden begrüße ich die hier versammelten Magnaten und Abgeordneten meines geliebten Königreichs Ungarn und indem ich Ihre Huldigung mit Dank entgegennehme, preise ich die göttliche Vorsehung, welche e» mir vergönnte, mit meiner geliebten ungarischen Nation die Gedenkfeier au» Anlaß de« tausendjährigen Bestandes des ungarischen Staates begehen zu können. Selten und erhaben ist in der That diese«, eine so historisch denkwürdige Zeitperiode abschließend« Fest, und indem das ganze Land von dem Gefühle der großen Bedeutung dieser Feier durchdrungen ist, wollen wir vor Allem mit Pietät unserer Vorfahren gedenken, deren Weisheit mit Gottes Hilfe den bisherigen Bestand dieses Staates gesichert und wollen zugltüch au« der Geschichte die nützliche Lehre schöpfen, daß dieses Laad nur dann stark und blühend war, wenn dessen Söhne treu ihrem Könige und, die Religion hochhaltend, unter einander in brüderlicher Eintracht lebten, daß es jedoch Gefahren bedrohten, wofern innere Zwietracht seine Lebenskrasl lähmte. Aber auch dahin weist uns die Geschichte, daß das Land dankbar jener Nachbarn und Nationen gedenken möge, die demselben mit Bereitwilligkeit hilfreich beistanden, namentlich, als e» um die Befreiung von der mehr als hundertjährigen Fremdherrschaft kämpfte, und daß e« auch irnrr Nachbarn gedenke, mit denen es das wechselnde Geschick sowie die Weisheit unserer Vorfahren verbunden hat und mit denen vereint jene Monarchie ge gründet würde, deren Bestand an diesem Orte sich in Europa al« Nothwendigkeit darstellt, welche ich von meinen Vorfahren ererbt und die meinen Nachkommen un verletzt zu erhalten meine heiligt Pflicht und mein Wille ist, wie dies auch da« eigene Interesse der beiden Staaten erfordert ES ist deshalb mein innigster Wunsch, daß da« Befühl für diesen Verband nicht nur nicht erschüttert werde, sondern daß es stets unverletzt fortbestehe, daß diese Empfindung, sowie die Sympathie der Angehörigen beider Staaten der Monarchie eine gegenseitige sei und gegenseitig zugleich das Bewußtsein, daß au« dieser Zusammengehörigkeit nicht uur Rechte, sondern auch Pflichten für beide Theile erwachsen, wie die« sowohl dir pragmatische Sanction als auch die in Folge derselben geschaffene gegenwärtige staatsrechtliche Grundlage weise anordnet, auf welcher Grundlage die ganze Monarchie und nament lich mein geliebtes Königreich Ungarn in so erfreulicher Weise sich euttvickelte und ausblüht», ohne daß dadurch die unverbrüchlich fest- zuhaltende Einheit de« ungarischen Staates und der ungarischen MNW», riEtkSM k kKbickSM, 1'NkflSSM «stkd «yaMd!». ! Zuillunme, I. k (Frankreich weint von Neuem an dem Grab« eine« seiner großen Söhne. Herr Jule» Simon ist todt. Ich werde immer unter dem Banne seiner Person bleiben, indem ich mich der Tage erinnere, wo er mir seine werthvollr Unterstützung lieh, um das Schicksal der arbeitenden Elass« zu verbessern. Empfangen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck meines lebhaften Beileids. Wilhelm, I. K.) — Der Kronprinz von Italien wird morgen Vormittag in Begleitung des Prinzen Strozzi, des Ceremonienmeister« Grafen Santarosa, des Generals AppeliuS, de» Major« Algonzi, deS Fregatten CapitainS Susanns und deS Secretair» Corneto aus Moskau in Berlin eintreffen und in der italie nischen Botschaft Wohnung nehmen. — Der Erbprinz Reuß j. L. Hat sich nach mehrtägigem Aufenthalt hier nach Gera zurückbegeben. — Prinz Mohamed Ali Pascha auS Kairo, ein Bruder deS Khedive, ist, auS Paris kommend, hier ein- zetroffen. Am Sonntag machte der Kammerherr deS Kaisers Baron Mumm von Schwartzenstein im Hotel dem Fürsten eine Aufwartung. — Die vereinigten Ausschüsse deS BundeSrathS für Handel unv Verkehr und für Rechnungswesen hielten beute eine Sitzung. — die der „Freis. Ztg. mitgetheilt wird, hat vor Kurzem , »on Halle, wo von 40 Mitgliedern im Laufe eines Jahre« 33 ver- !?ch """ Audienz einem alteren! s,pt worden sind. 7 Mitglieder haben die Reise nach Berlin nicht jüdischen Assessor gegenüber, als es sich um dessen Beförde-1 antreten können, weil sttr sie plötzlich und zufällig sich aoßerordrnt- rung zum Amtsrichter handelte, dahin ausgesprochen, daß er I liche dienstliche Verwendung gefunden hat. von dem Grundsatz ausgehe, nur so viele jüdische Richter! — Der Bevollmächtige zum Bundesrath württembergischer anzustellen, als das Verhältniß der Zahl der christlichen! Kriegsminister Freiherr Schott von Schottenstein ist von Bevölkerung zur jüdischen Bevölkerung ergebe. Der Minister! hier abgereist. soll den betreffenden Assessor, dessen Name die „Freis. Ztg." I — Der StaatSsecretair de« Reichs-Marineamt-, Bice-Admiral erfahren zu haben versichert, aufgefordert haben, hiervon I Hollmann, ist hierher zurückgrkrhrt. seinen jüngeren Collegen jüdischer Confession Mittheilung zu! — Der commandirende Admiral, Admiral v. Knorr, hat machen. „Die Strömung", soll der Minister gesagt haben, I Berlin verlassen. „verlange es, daß nicht mehr jüdische Richter als nach Maß-1 * Hamburg, 8. Juni. Die „Hamb. Nackr." veröffent- gabe der Bevölkerung angestellt würden." Es bleibt abzu-1 licken heute daS folgende, ihnen aus Hannover zugegangene warten, ob diese Mittheilung sich als vollkommen richtig er-1 Telegramm: weisen wird. I Aus Friedrichs ruh ist hier die Nachricht eingegangen, daß — Der „Wes.-Ztg." wird au« Berlin geschrieben: Diel Fürst Bismarck sich freuen wurde dir Hannoveraner am 5.Juli lange erwarteten chinesischen Bestellungen in Deutsch-1 empfangen, wenn inzwischen sein Gesundheitszustand and sind letzt zur Thatsache geworden und zwar handelt -S ^„„ «.worden wäre. An der Huldignnqssahrt nehmen die L-m- '-LS T^. wurden. DaS erforderliche Baumaterial wird von deutschen I FriedrichSruh mit Extrazugen wird um IL Uhr Mittags geplant. Walzwerken geliefert, denen die vor Kurzem erfolgte Er-1 Für den Nachmittag und Abend ist eine Hafenrundfahrt und LommerS Mäßigung der Eisenbahnfrachten für Schiffsmaterial hierbei ! in Hamburg vorgesehen. zu statten kommt. I * Hamburg, 8. Juni. Die Mitglieder der „Institution — Einen die Verminderung des Schreibwerkes I of Naval ArchitectS" uuternahmen im Laufe deS Nach- und die Beseitigung unnützer Curialien bezweckenden Rund- l mittags eine Fahrt durch den Hafen auf drei großen erlaß hat auch der Landwirthschaftsminister an die I Dampfern. Sie besichtigten die verschiedenen Gegenden und Präsidenten der ihm unterstellten Behörden (Oberlandes-! bewunderten die überall herrschende Thätigkeit, die Lade- und culturgericht.AnsiedelungscommissionundGeneralcommissionen) I Löscheinrichtungen und den lebhaften Schiffsverkehr. Alle erlassen. I Schiffe hatten über Topp geflaggt, die deutschen Schiffe — Das Programm für den am 26. Juni in Berlin I trugen meist die englische Flagge im Vortopp. Dann ging stattfindenden X. ordentlichen Berufsgenossenschafts-1 d« Fahrt an den verschiedenen Werften vorüber. Bei der tag ist nunmehr definitiv festgestellt und zur Versendung I von Bloom «Voß wurden sämmtliche Abtbeilungen, gelangt. Es stebt zu erwarten, daß der BerufSgenoffen-1 *>« sich in vollem Betriebe befanden, besichtigt. Die Em- schaftStag diesmal besonders zahlreich besucht sein wird; denn I jungen daselbst erregten die allgemeine Anerkennung. Nack abgesehen von den wichtigen Fragen, die aus der Tages-1 Beendigung der Hafenfahrt kehrten die Mit^ieder in die ordnung stehen, wird die Berliner Gewerbe-Ausstellung gerade I Hviel« zurück. Abends um lO Uhr findet der Empfang der auf diejenigen gewerblichen Kreise, welche in den Berufs-1 Gaste durch den Senat im Rath-Weinkeller statt, genoffenschasten vertreten sind, ihre Anziehungskraft nicht! * Gotha, 7. Juni. Aus dem Landtage wird an die verfehlen. Demgemäß ist denn auch am Tage nach der Ver-! herzogliche Staatsregierung ein Befragungsantrag gestellt sammlunz eine gemeinsame Besichtigung der Ausstellung in I werden, wie sich dieselbe gegenüber dem 1898 ablausenden Aussicht genommen. Die Begrüßung der Tbeilnehmer am I Vertrage mit Sachsen, betreffend den Vertrieb königlich Berufsgenossenschaststage findet am 25. Juni Abends in dem I sächsischer Lotterieloose im Herzogthum Gotha, zu neuen Residenz-Hotel, Wilhelmstraße 62/63, die Versammlung I verhalten gedenkt. Der Landtag erachtet die von Sachsen selbst am 26. Juni Vormittags 10 Ubr im „Kaiserhof" statt. I für die Erlaubniß des LooSvertriebeS an Gotha gezahlten An diese wird sich das übliche Festessen im Restaurant des I 6400 jährlich für zu gering und wünscht entweder eine Zoologischen Gartens schließen. I namhafte Erhöhung dieser Summe oder Errichtung einer — Nach einer Entscheidung des Cultusministers darf ein in den! eigenen Staatslotterie unter Beiziehung anderer Reichsdienst eingrtretener Studirender zur weiteren Jmma-1 Thüringer Staaten, in denen, wie m Weimar und Altenburg, triculation an einer Universität nicht zugelassen werden. I die gleiche Auffassung sich bereits geltend gemacht hat. Er darf den Vorlesungen nur als Gasthörer beiwohnen. Die betr. I »Reichenbach i. Tckl., 8. Juni. Gegen 1000 Textil- Entlcheidung ist in Folge des Gesuchs eines m den Reichspostdienst I Firma B. Neugebauer Söhne in Langeabielau sind e,ng-tt.tenen ,mmatnculirten Studenten der Berliner Universität h^te in einen Ausstand eingetreten. Ihre Forderungen mit dem Hinweise ergangen, daß dem Gesuche nach den bestehenden I wurden nickt accevtirt »-,w.Nü--ss-uE,,» m«. , w. s. Sm!. Di- K-ii.-in S-i-dri» Gründung eines Provinzialverbandes der beutsch-Ioclalen Resornr. s kommend, gum stündigen Sommerausenthall m Eronderg ein. Partei mit Professor Förster als Vorsitzendem. Unter Anderem I * Karlsruhe, 8. Juni. Dem „Schwäb. Merk." wird von wurde auch eine Protestresolution gegen die Theilnahme deutscher! hier berichtet: Nach den Erklärungen der Regierung ist gegen- ReichStagsabgeordneter an der Millenniumsseier in Ungarn gefaßt. I wärtig eine DiSpensertheilung geistlicher Studenten zum Be- — Arbeiterbewegung. Die vereinigten Berliner WollHut-1 such der Jesuitenhochschulen unmöglich. Die Regierung sabrikanten haben sämmtliche Fabriken wieder geöffnet, der Be-1 würde eventuell einer bezüglichen Gesetzesänderung zu- tneb wird durch neueingestellte Arbeiter besorgt. Die Fabrikanten sind ! stjmmen indeß nicht abgeneigt, auch ihre früheren Arbeiter zu den alten !' Bedingungen wieder einznstellen, vorausgesetzt, daß diese ihr Unrecht I München, 8. Ium. Die Nachricht, daß über die Wieder einsehen. Gestern aber haben die Ausständigen in der Brauereilherstellung der durch Brand zerstörten Thecke deS Wurz- Friedrichshain beschlossen, über sämmtliche Fabriken eine noch schärfere I hurger Residenzschlosses noch dem jetzt versammelten Ueberwachung auszuüben und dahin zu wirken, daß die Hutmacher,! Landtage eine Vorlage zugehen werde, ist, wie die „Allgem. die zu arbeiten angefangen haben wieder aushören. — Die Ber -1 Ästung" auf daS Bestimmteste versichern kann, vollständig un- Uner Privatpost hat ihrer Ankündigung gemäß h-ute ihren ^„Lndet. - Der Director der bayerischen Militair- stellen der Gesellschaft wegen Aufreizung und Bedrohung der l fordert, um den von der preußischen Mmtairtelegraphen Beamten vornehmen. Die Leiter des Ausstandes haben ihn l Inspektion angeordneten Proben und Versuchen eines neuen, Aeinter niedergelegt und dir noch Ausständigen, etwa 250 Personen,! bezw. geänderten Telegraphenmaterials anzuwohnen, setzen ihre ganze Hoffnung auf das angerufene Gewerbegericht. > da- den Bau von Feldtelegraphenleitungen zu beschleunigen Durch die socialdemokratische Organisation der im Handelsgewerbe! und den Betrieb zu sichern hat. beschäftigten Packer rc. wird jeder Ausständige mit 8 wöchentlich! unterstützt. — Die Maurer haben heute auf einer großen Anzahl, Bauten, darunter der Dombau, Fenerwehr-Hauptwache ,c., dir! . » Arbeit niedergelegt. Sie verlangen auf Beschluß einer gestrigen l * Wien, 8. Juni. Der ReichSrathS- und Landtags- Versammlung im Feenpalast 55 Stundenlohn nnd neunstündige! abgrordnete Kanonikus Klun ist gestern Nacht in Pest plötzlich
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