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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960619028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896061902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896061902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-19
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
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4574 Nerazz'mi angewiesen, sich erforderlichen Falls mit fichetem Geleit dahiu zu begeben. Es ist begreiflich, daß die «talieni- schen Vaterlandsfreunde alle diese Dinge mit zähneknirschen- dem Unmuth beobachten, denn die Einbuße an Ansehen, die Italien durch dieses Nachlaufen seiner Unterhändler binter dem von Uebermuth geblähten Barbarenköuig erleidet, ist viel schlimmer als die, die eö durch das Mißgeschick seiner Waffen erlitten hat. Nicht ohne Bedenken gewahrt man auch die allmähliche Entblößung der Erythräa von Truppen, die einen baldigen FriedeuSschluß zur Voraussetzung hat, aber die übelsten Folgen nach sich ziehen kann, wenn diese Voraus setzung nicht zutreffen sollte. Deutsches Reich. k Berlin, 18. Juni. Von Seiten der Negierung ist wiederholt in Aussicht gestellt worden, daß der preußische Landtag im Herbst dieses Jahres werde cinberufen werden. Nunmehr steht fest, daß dies und zwar in der zweiten November woche geschieht. Veranlaßt wird der Zusammentritt zu so ungewohnter Zeit durch die Nothwendigkeit, die Erwerbung von Theileu der hessischen LudwigSbahn perfect zu machen. Die Arbeiten des Landtags werden jedoch nicht auf diesen Gegenstand beschränkt bleiben. Es ist vielmehr beabsich tigt, ein Richter» und ein Lehrerbesvldungögesetz, ein Gesetz, betreffend die Sparkassen und ein solches, be treffend die Verwendung der Ueberschüsse der StaatS- eisenbahnen, vorzulcgen. Das seit Langem angckiiudigte Comptabilitätsgesetz wird hingegen, wenn überhaupt vor 1898, erst nach dem Januar 1897 eingcbracht werden können. Mit dem vorstehenden Programm würde das Deficit der zu Ende gehenden Session, das negative Ergebnis; der Beralhung eines LehrerbesoldungSgcsctzcs, noch in diesem Jahre ausgeglichen werden können, so daß den Lehrern aus dem erstmaligen Fehlschlag kein Schaden erwüchse. * Berlin, 19. Juni. Dem „vielseitigen „Genossen" Liebknecht" widmet die „Conscrvative Corrcspondenz" anläß lich seiner Gastrolle in Paris u. A. nachstehende Worte: „Liebknecht hatte jedenfalls die Absicht, gegen die Ehre, Deutscher genannt zu werden, zu protestiren; den» er erklärte, seine Reichstagsreden, in denen er gewohnheitsmäßig auf die französische Revolution zurückgreise, seien derart von franzö sischem Geiste erfüllt, daß seine College» ihn den „Franzosen" nennen. Dieser Cbaraklerzug des „großen" Liebknecht ist so bezeichnend, daß er die weiteste Verbreitung verdient. In England führte Liebknecht bekanntlich sich dadurch ein, daß er darauf hinwieS, wie die Engländer die politischen Muster knaben für unS Deutsche seien, in Frankreich sagt er den Franzosen mututis wutanäis das Gleiche. Das ist ei» wenig stark selbst von dem „großen" Vorkämpfer der internationalen Socialrevolucion. Die französischen „Genossen" müßten sehr schwachköpfig sein, wenn sie auf diese plumpen Umschmeiche lungen hineinfallen und den „großen" Liebknecht ernst nehmen wollten. Eine kräftige, selbstbewußte Nation bringt solchen „vielseitigen" Strebern, die heute englisch, morgen französisch, übermorgen vielleicht spanisch — nur nicht national — „empfinden", nur ein Gefühl — daö der Verachtung — ent gegen. Wenn Herrn Liebknecht in Frankreich dieses Gefühl vorenthalten wird, wenn er in Festmahlen und Toasten auf Kosten der Franzosen schwelgen darf, so wird er wohl selber wissen, daß dies zu dem einzigen Zwecke geschieht, die deutschen Socialdemokraten durch den „großen" Führer für den Tag der französischen Revanche als Hilfstruppen zu gewinnen." — Gegenüber der Meldung, daß die deutsche Regie rung dem chinesischen Wunsche, betreffend die Erhöhung der Einfuhrzölle, im Princip nicht ungünstig gegenüber stehe, erfährt die „Nat.-Ztg." von zuverlässiger Seite, daß an amtlicher Stelle überhaupt noch nicht bekannt geworden ist, ob und welche Vorschläge der Vicekönig Li-Hnng-Tschang hier machen wird. — Daß einReichsvereinönothgesetz die Zustimmung des BundeSratheS nicht erlange, wird von der „Post" mit großer Bestimmtheit angekündigt. Daö Blatt behauptet, baß das an sich unhaltbare Verbot der Verbindung der Ver eine nur preisgegeben werden dürfe gegen anderweitige Ver schärfungen des Vereinsrechts mittels der Landesgesetzgebung. — Der VundeSrath hat in seiner heutigen Sitzung außer dem Entwurf eines BörsengesetzeS in der vom Reichstage beschlossenen Fassung auch dem vom Landes ausschuß beschlossenen Entwurf eines Gesetzes für Elsaß- Loth ringen über die Wahlen der Mitglieder der Bezirks vertretungen und der Kreisvertretungen, den Vorlagen, betr. die Zollbehandlung der Verschnittweine und -Moste und betr. die Ausprägung von Kronen, einem Anträge Preußens, betr. Zulassung von Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit in Molkereien, und den Ausschußanträgen, betr. Aenderung des Zollverwal- tungskosten-Etats für das Großherzoglbum Luxemburg, sowre betr. Abfindung der Brauereiabfälle verarbeitenden Brennereien, die Zustimmung ertheilt. Der Bericht der Reichsschuldencommlssion über die Verwaltung des Schulden ¬ wesens des Norddeutschen Bundes btzw. des Reich» und der ihrer Beaufsichtigung unterstellten Fond» rc. und die ReichS- tagSbeschlüsse zu den von den Abg. ColbuS und Genossen, bezw. Auer und Genossen eingebrachten Gesetzentwürfen wegen Einführung des NeichsgesetzeS jür die Presse in Elsaß-Lothringen und zu einer Petition wegen Ausdehnung des Gesetzes, betr. die Fürsorge für Beamte und Personen des Soldatenstandes infolge von Betriebsunfällen, auf die Schutzleute wurden den zuständigen Ausschüssen, die Reichstagsbeschlüsse zu Petitionen, betreffend die Arbeitszeit der Handlungsgehilfen in den Detail geschäften, wegen Ausdehnung des tz 133a der Gewerbe ordnung auf die Zuschneider und betreffend den Erlaß eines Gesetzes zur Bekämpfung der Trunksucht, dem Reichskanzler lberwiesen. Von der Denkschrift über die ans den deutschen Colonien exportirten Produkte und deren Verwcrthung in der Industrie wurde Kenntniß genommen und über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — In der „Germania" werden die auf die Civilehe bezüglichen Anträge des Abg. Nintelen als private Leistungen des genannten Herrn gekennzeichnet, die nicht auf Beschluß oder im Auftrage der Fractivn erfolgt seien. Die zur zweite» Lesung dcö Bürgerlichen Gesetzbuchs dem Reichstage sonst noch zugegaugcnen Anträge zählen bereits nach Dutzenden. Die socialdemokratische Fraciion allein hat deren 42 eiu- gebracht. — Tie Berliner Socialdemokrate», die ans ein gelautertes knnsllcriichcL Empfinden Anspruch machen und aus diesem Grunde kein „Bourgeoislheater" und dergleichen besuchen, sind jetzt vor einen schweren Cvnflict gestellt worden. Als der Verein Freie Volksbühne sich anslvste, unternahm eS sein eigentlicher artistischer Leiter, der frühere Kaufmann Julius Tii rk, aus cigueFanstThea ter- vorstellnngen zu veranstaUen, die, wie man erzählt, em sehr gutes finanzielles Erträglich gehabt haben. Dieser letztere Umstand hat nun den Vorstand der in chronischer Geldklemme lebenden Arbeiterbildung;- jchnle veranlasst, mit einem Eon currenz unternehm en dem Genossen Türk eiitgegeiiziitreten. Mau ist, einer Bekanntmachung im „Vorwärts" zufolge, mit der Direktion des Schillertheaters in Verbindung getreten und wird von nun an ständige Thcaler- vorstellunge» an Conntag-Nachmiltagen dort veranstalten. Genosse Türk parirt diesen Streich damit, daß er ankünbigt, daß „auf viel- faches Verlangen von prolemrischcn Frauen Berlins" am nächste» Sonntag „Nora" im Belle.Alliancetheater gegeben werden soll. Wie der Kampf um das zielbewnßte Theater-Publicum Berlins ansgchen wird, ist noch gar nicht abzusehen. — Die Bemühungen der von der Berliner Packetfahrt- gesellschaft entlassenen Angestellten, neue Verhandlungen vor dein Einignngsamt des Gewerbegerichts hcrbcizusührcn, sind ergebnißlos geblieben. Tirector Starke gab die Erklärung ab, daß die Gesellschaft sich ans eine Verhandlung nicht cinlasseii könnte. Die Angestellten der Gesellschaft wären mit der Ent lassung derer, die nur Unfrieden in ihre Reihen getragen hätten, sehr züsritden. — Hcindelsmiliiflcr Freiherr v. Berlepsch ist nach Pommern abgereist. Landwirthschastsminister Freiherr v. Hauiiuerstein von Hohen.;ollern nach Berlin znrückgrkchrt. — Ter preußische Gesandte in Karlsruhe Wirkt. Geh. Naih von Eijendechcr hat einen Urlaub angctretretcn. Während der Abwesenheit desselben fnngirt der commissarisch nach Karlsruhe ent sandte Legationssecrctair bei der Gesandtschaft in Stuttgart Freiherr von Wang en he im als Geschäftsträger. — Dem „Hann. Cur." zufolge trifft Major v. Wissmann Mitte Juli in Bad Lauterberg a. H. ein, nm bei seiner dort wohnenden Mutter längeren Aufenthalt zu nehmen. Seine Schwester, die seit vorigem Herbst bei ihrem Bruder in Dar-es-Salaam ge- weilt hat, ist bereits in Lanterberg eingctrossen. — Der öslerrcichisch-nngarische Botschafter von Szögyeny- Ma rieh ist von einem kurzen Ausflüge nach Pest nach Berlin zurückgekehrt. — Ter chinesische Vicekönig Li-Hnng-Tschang hat, wie die „Post" hort, den Geh. Medicinalrath Prof. vr. Schweninger consultirt. * Kiel, 19. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser tra um 8 Uhr in Kiel ein und begab sich auf die Aacht „Meteor", die Kaiserin traf um 8'/» Uhr ein und begab sich auf die „Hohenzollern". * Hamburg, 18. Juni. Die „Hamb. Nachr." veröffent lichen heute folgende, augenscheinlich auS FriedrichSruh stammende Notiz: „In den Blättern begegnen wir einer Pariser Notiz, derzufolge dem ehemaligen französischen Botschafter am Berliner Hose Her bette vom Fürsten Bismarck ein Schreiben zugcgangen sei, worin der erste deutsche Reichskanzler dem Botschafter für die Unterstützung danke, die er ihm bei der Aufrechterhaltung des rnro- päischen Friedens habe zu Tbeil werden lassen. Die Thatsache, daß Fürst Bismarck an Herrn Herbette geschrieben hat, ist richtig. Der Bries ist durch ein sehr freundliches Abschiedsschreiben veranlaßt worden, das der ehemalige französische Botschafter an den Fürsten gerichtet hatte und welches der Letztere mit der gleichen Höflichkeit beantwortet hat." * Grandrnz, 16. Juni. Der „Nat.-Ztg." wird von hier geschrieben: „Bei der am 14. d. M. vollzogenen Eröffnung der Westpreußischen Gewerbe-Ausstellung bat der Ober präsident von Goßler in seinem Kaisertoast die Worte gesprochen: „Uns Westpreußen hat der Kaiser in erster Linie zn Dank verpflichtet, indem er an unsere Kernigkeit in Danzig und in Marienburg an unser Deutschthum appellirte. UN» Westpreußen namentlich ziemt e», zu arbeiten, al» Bürger des Staates und al» Deutsche." — Wir hatten Gelegenheit, im vorigen Jahre der Eröffnung der Posener Gewerbe - Ausstellung beizuwohnen und ver nahmen mit Staunen, daß der Gesang der ursprünglich im Programm vorgesehenen „Deutschen Lieder" aus den „bekannten Gründen" unterblieb, ja man wollte sich ogar anfänglich der Fälschung schuldig machen und „daS deutsche Lied" unter dem Titel: „Festhymne" einschmuggeln. Die Scham schien io letzter Stunde gekommen zu sein, als mau den „Festgruß an die Künstler" an Stelle deS „anstößigen" !/jedes setzte. Angesichts der geradezu unglaublichen Rückgrat- osigkeit im vorigen Sommer in Posen wirkt die Ansprache des Herrn von Goßler erfrischend und höchst erfreulich." * Wen, 18. Juni. Der Kaiser wird in Begleitung der Kaiserin am 7. August Abend» zum Besuch des Geh. Commerzienraths Krupp hier eintresfen. Dem Vernehme»« nach wird das Kaiserpaar sofort zur Villa Hügel in Bredency ich begeben, am 8. die Krupp'sche Fabrik und einige von deren WohlfahrtScinrichtungcn besichtige«« und darauf die Weiterreise fvrtsetzen. * Wiesbaden, 18. Juni. Der König von Dänemark ist heute zu mehrwöchigem Curgebrauche hier eingctrossen. Mainz, 17. Juni. Die zuerst von der „Post" gebrachte Nachricht von der Festnahme eines französischer« Spions Namens Louis Matile aus Nancy ist stark aufgebauscht gewesen. Thatsache ist, der „Voss. Ztg." zufolge, nur, daß ein barnfloser französischer Musikant, wie verschiedene Mainzer, die doch gewiß ortskundig sind, auf einem Promenadcnwege unabsichtlich auf Festungsgelände gerathcn ist. Man hätte den Fremden sofort mit einer Verwarnung oder einer kleinen Ordnungsstrafe entlassen, wenn nicht bei Ausländern gewisse Formalitäten zu erfüllen wären. * Stuttgart, 18. Juni. Wie in früheren Jahren hat oaS wiirttembergische Gcncralcenimando auch in diesen« Jahre wieder genehmigt, daß Mannschaften über die Ernte zeit zur Unterstützung ihrer Angehörigen, soweit das dienst liche Interesse eö gestattet, beurlaubt werden. * München, 18. Juni. Der Prinzregcnt verlieh den« Obersten v. Kalkstein, Commandellr des 1. Garde-Regi- mettls zu Fuß, sowie dem Oberst Dietz, Comiziandeur des Magdebnrgischen Feldartillcrie-Neginients Nr. 4, dessen Chef der Prinzregcnt ist, das Comthurkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone; ferner de««« Hauptmann Neide und dein Prcmierlicntcnant Kuchenbecker in demselben Regiment das Ritterkreuz 2. Classe deS MilitairverdienstordenS. — Die „Münch. Ncnest. Nachr." schreiben: „Auswärtige Blätter lassen sich von hier aus telegraphiren: „Viel besprochen wird hier die Thatsache, daß in der gestern eröffneten WochcnauSstellung des Münchener Knnstvereins vor dem Ehrenplätze, den die Büste König Ludwig'ö I. einnimmt, ein Bild des Prinzen Ludwig prangt, das init Eichenlaub bekränzt und von einem Pflanzenarrangement umgeben ist." Auch uns ist diese Tbat- sache bekannt." Frankreich. * Paris, 19. Juni. General Briörse de Lisle ist ge- storbe u. * Paris, 18. Juni. Depntirtenkainmer. (Schluß.) Douiuergue (Rad.) bekämpft in längerer Rede den Gesetzentwurf, betreffend die Annexion Madagaskars. DestournelleS fordert von der Negierung genaue Ausführungen hierüber. Die Fortsetzung der Berathnng findet am Sonnabend statt. * Paris, 18. Jnni. Der Minister des Acnßeren Hanotanx theiltc in dem beutigen Mi nist errat he mit, daß mit Rumänien ein Uebereink omineu abgeschlossen worden ist, nach welchem ans dem Seewege nach Rumänien importirten französischen Weinen, Zucker, Conjerven, Tcxtstwaaren, ConfectionSwaaren, Passcmenterien, Papier und Porzellan bedeutende Reduktionen der sogenannte» andcrthalbprocentigei« Zölle gewährt werden. * Paris, 19. Juni. (Telegramm.) Nach einer Depesche des „Figaro" wird der wegen Verdachts der Spionage ver haftete italienische Hauptmann Navelli voraussichtlich um gehend in Freiheit gesetzt werden, da Beweise von Spionage nicht erbrucht sind. Nach dem „Petit Journal" soll die Freilassung heule erfolgen. Belgien. Lothaire. * Brüssel, 18. Jnni. Das „Journal dc Bruxelles" erklärt das Gerücht, die britische Negierung habe in der Angelegenheit Lothaire Berufung ringelcgt, für unbegründet. * Brüssel, 18. Juni. Der „Jndöpendance belge" zufolge entstand beim AuSgange einer klerikalen Wahlver sammlung, der Kammerpräsident Beernaert präsidirte, ei«« blutiges Handgemenge, wobei zahlreiche Personen verwundet wurden. Beernaert flüchtete in einem Wagen, nm Mißhandlungen zu entgehen. * Brüssel» 18. Jnni. Der Senat lehnie gestern den von der Deputirtenkamnier angenommenen Artikel 50 des Budgets für daS Lai'dwirthschastsministerinm, in welchem das Princip eines Lohn» millimilms für die für den Staat geleisteten Arbeiten ausgestellt Ist, ab. Di« Regierung und die Rechte der Deputirietk« kammer sind Willen», sich der Anschauung de« Senat» über diesen Artikel anzusckließen, wodurch «in unbeschreiblicher Lärm bei den Socta listen hervorgerufen wurde. Der Präsident der Kammer chloß kurzer Hand die Sitzung. Hierauf entstand neuer Lärm, wobei von verschiedenen Seiten Schimpfwort» fielen. Gvanien. * Madrid, 18. Juni. (Deputirtenkammer.) Minister« .'räsident CanovaS verlas den Gesetzentwurf gegen die Anarchisten, welcher acht Artikel enthält. Derselbe verweist die mittel- Explosivkörper begangenen Verbrechen vor die Kriegsgerichte. Die Urheber solcher Verbrechen sollen zum Tode verurthrilt werden. * Madrid, 18.Juni. (Deputirtenkammer.) DerDeputirte Gallego aus Euba beklagte sich darüber, daß die Vereinigten Staaten in der cobaniscberi Angelegenheit gegen die Interessen Spaniens conspirirten und erinnert an die in dem Repräsentanten haus in Washington geführte heftige Sprache gegen die Regentin nnd dir Regierung. (Großer Lärm.) Der Minister des Aus wärtigen rügte die Hesiigkeit der Sprache Gallego's. Der Zwischenfall war damit erledigt. Großbritannien. * London, 18. Juni. (Unterhaus.) Der SlaalSsccrctalr für die Colonien Cbamberlain erklär», nach einer ihn« ziigegaiigenei« telegraphischen Meldung hätten einige venezolanische Soldaten die Grenze von Britisch.Guiana überschritten und mit Vermrssmigsarbeiten beschäftigte britische Beamte behelligt. Der Parlamentsuntersccrelair des Aenßere» Curzon theilt mit, der britische Consul auf Kreta habe berichtet, daß von türkischen Soldaten drei Kirchen entweiht worden seien, jedoch sei in dem Berichte nicht angegeben, in welcher Gegend diese Kirchen sich befänden. Die Vertreter der Großmächte in Konstantinopel seien energisch bemüht, die türkische Regierung zu den erforderlichen Schritten zur Herstellung der Ordnung und zur Verhinderung weilerer Conslicte auf Kreta zu veranlassen. * Dublin, 19. Juni. (Telegramm.) Der Attache der deutschen Botschaft Baron v. Eckhardtstein hat gestern im Lager bei Curragh den Royal Drazoon'S mit einer Ansprache den Kranz überreicht, welchen ihnen der deutsche Kaiser gewidmet hat. Der Oberst Mac Laren richtete an den Attache die Bitte, dem Kaiser deu Dank des Regiment» für die ihm bewiesene Ehre zu übermitteln. Schweden nnd Norwegen. * Christinnia, 18. Juni. Das OdelSthing nahm mit 46 gegen 39 Stimmen ein Amendement zum Artikel 3 des Gesetzes für höhere Schulen an, wonach die lateinische Sprache als NnterrichtSgegeustand voin Gymnasium aus geschlossen wird. Rußland. * Petersburg, 18.Juni. Die Streikbewegung gewinnt an Ausdehnung. Es ist beuierkenöwerth, daß bier zum ersten Mal in Rußland Arbeiter ganz verschiedener Berufe gemein same Sache machen. Unzweifelhaft besteht eine geheime Organisation. Revolutionaire Prvclamationen werde«« massenhaft vertheilt. Grobe Ausschreitungen scheine«« jedoch bis jetzt nicht stattgcfuiiden zu haben. * Moskau, 18.Juni. Fürst Nicolaus von Montenegro ist mir dein Prinzen Mirco inS Ausland abgereist. — Die Kroninsignien sind heute nach Petersburg geschafft wordeu. Orient. Die türkische» Wirren. * Aonstatttiuopkl, 18. Juni. Nach Meldung des eng lischen Consulatö in War« sind die dortigen Unruhen durch eine aufständische Bewegung der Armenier Hervorgernfen worden. Bei diesem Aufstande sind auch türkische Soldaten umgekommen. * Athen, 18. Juni. (Telegramm der „Agence Havaö") Nach einer Depesche auö Cerigo sind heute kretensische Flüchtlinge in Antikythera eingetrosfen, welche von neuen Metzeleien und Brandstiftungen der Türken in den Provinzen Kissamo «ind Kydonia berichten. 500 Apo- konioten mit einige«« Sphakioten unter dem Oberbefehl von PapamelekoS sind den Christen in Kissamo zu Hilfe gekommen. Die türkischen Schisse überwachen genau die Küsten von Kreta und verhindern, daß Frauen und Kinder die Insel verlassen. Der Mangel an Lebensmitteln und Munition macht die Lage der Christen äußerst kritisch. * Athen, 19. Iuui. (Meldung der „Agence Havaö".) Die auö türkischer Quelle stammenden Nachrichten, daß ein griechisches Schiff, welches Munition nach Kreta ge bracht habe, mit der Mannschaft gekapert wurde, ist voll ständig falsch — Die nach Nethymo Geflüchteten leiden völlig Mangel an Brod und bemächtigte«« sich der Militair- Bäckerei mit Gewalt. Afrika. Die Italiener in Abessinien. * Rom, 18. Juni. Wie die „Agenzia Stefani" meldet, ist heute das Decret erlyfse» worden, durch welches der Kriegs zustand in Erythräa für beendet erklärt wird. Nächsten. Ich werde in wenigen Tagen wieder fortreisen, weiß noch nicht wohin. Vielleicht dieses Mal nach Norwegen. Kommen Sie, wir wollen einen AbschiedStrunk im „Pschorr" genehmigen." Und Harald folgte, ohne Ja oder Nein zu sagen, der Auf forderung, doch blieb er einsilbig und zerstreut, was den Major nicht abhielt, in heiterster Laune seiner Zunge freien Lauf zu lassen. Als er später seinein Hotel zuschritt, langsam die Linde» hinunter bummelnd, pfiff er ganz vergnügt vor sich hin: „Wie er zeichnete, mein alter HaraldaßmuS, die Kugel saß auf dem Blatte. Herzschuß! Haha! Na, ich muß doch aufpassen; wenn die Beiden wieder hier eintreffen von der Reise, werde ich auch da sein. — Armer Kerl, der RaßmnS, eine verflixte Geschichte damals in der Sylvesternacht." Und als der Major, bevor er zur Ruhe geht, seine Uhr auf die Marmorplatte des kleinen Tischchens gleiten läßt, nickte er wieder vor sich hin. „Donnerwetter, wenn die Beiden ein Paar würden, dann könnte mein Herr Schwager des Teufels Großmutter h-iralhcn, oder an seinein verkrachte«« Ehrgeiz herumstochern, so viel er will." Als NaßmuS einige Tage später Abends von seinen Krankenbesuche«« heiiiikomnlt, empfängt ihn Frau Christensen mit der Nachricht, Frau Mohlen sei dagewesen, ihr Sohn sei erkrankt. Sie ließe den Herrn Doctor bitten, möglichst bald zu kommen. Harald sieht nach der Uhr. Es ist 10 Uhr vorüber. Er ist müde und abgespannt, diese ersten warmen Sommertage wirken mit ihrer Schwüle wirklich einschläfernd. „Ob eS wirklich so nöthig ist?" sagte Frau Christensen mit einein mißbilligenden Kopfschütteln, al» er wieder nach dem Hute greift. „Ich muß doch gehen, Frau Christensen." »Und da« Abendessen, Herr Doctor? Sehen Sie nur, ganz frische Erdbeeren. Sie sind zwar noch theuer, aber ich weiß, Sie essen dieselben gern", meint sie, auf den gedeckten Tisch deutend. „Ich habe gar keinen Hunger." «Na, wenn Sie sich ruiniren wollen, ich kann nicht niebr thun! Aber e» ist wirklich ein Unsinn, um 1 Uhr haben Sie ru Mittag gegessen. Und Sie sehen aus! — Ja, ich weiß schon, darüber darf ich nicht rede». Solch reiche Leute wie jene Dame können ebenso gut einen anderen Arzt holen." „Nun", sagt der Doctor, „rin Glas Bier will ich trinken", ihren Redefluß unterbrechend. Während die Frau das Getränk enschenkt, schwatzt sie weiter: „Eine sehr vornehme Dame kann aber diese Frau Mohlen nicht sein." „So — und weshalb denn nicht?" fragte er, mit Behagen das kühle Bier schlürfend und sich dabei über Frau Christensen amüsirend. „Ich führte sie hier herein, aber daS hätten Sie sehen sollen, Herr Doctor. Alles beschaute sie sich, sogar daS alte Gerippe dort in der Ecke und dann fragte sie allerlei; ob denn mein Junge zu Hause wäre und ob ich hier schon lange sei und in« Hause wohute oder nur zur Arbeit herkäme. DaS thut keine vornehme Mine!" Raßmus lachte sorglos: „Neugierde! Mein Gott, alle Weiber sind neugierig." „Aber hübsch ist sie!" Ein rascher sondirender Blick fliegt bei den Worten zu Raßmus hinüber. „O ja, ganz hübsch." Harald geht eilig hinaus nnd Frau Christensen blickt eine Weile die Thürsüllung an, hinter welcher er verschwindet. „Er wird doch nicht, — und noch dazu so eine? Aber er ist so merkwürdig seit einiger Zeit." Lola Mohlen wandert schon seit geraumer Zeit ruhelos in« Zimmer auf und ab. Die Schleppe ibreS eleganten Schlafrockes rauscht leise hinter ihr her, sonst ist e» still im Hanse. Nur von Zeit zu Zeit hört man ihres KindeS Stimme in« Nebenranm, bei welchem das Mädchen wacht. Immer wieder sucht das Auge der Frau die Uhr. Schon ein halb elf Uhr. Ob er doch noch kommt? Vor einer halben Stunde «nachte die Kinderwärterin de» Vorschlag, einen anderen Arzt holen zu lassen. „Ob Walter schlimmer sei?" fragte die Mutter, selbst an sein Bett tretend. „Nein, das nicht, aber mir scheint er starkes Fieber zu haben, schon weil er so wirres Zeug im Schlafe spricht." „Wir wollen noch warten", hatte Lola gesagt, „oder noch besser, Sie nehmen eine Droschke und fahre«« zum Doctor NaßmuS. Sie wissen die Adresse? Ich werde bei Walter bleiben." Das Mädchen war fort. Dumpf grollend zieht ein Ge witter über den Banmwipfeln des Thiergartens herauf und e» säugt an zu regnen. Kein Laut im Hause. Der Präsident ist verreist und hat den Diener mitgenommen» nur unten in der Küche hatte die Köchin noch vor einer halben Stunde mit den Teller«« geklappert und versprochen, vorläufig nicht zu Bett zu gehen. Ob Lola sie herauf rufen sollte? ES ist eine abscheuliche Hitze, trotz deS lose umgeworfenen GewaudeS scheint sie ihr unerträglich. In Eva'S Zimmer wird eS kühler sein. Sie läßt die Thür zu Walter'» Gemach offenstehen und schreitet in großer Ungeduld vom Sopha zum offenen Fenster und zurück. Unerträglich! weshalb wollte sie nicht zu einen« andern Arzt schicken? „Ich habe nur zu ihin Vertrauen", redete sie sich zum hundertsten Male vor. Da, jetzt schrillt die Glocke und wenige Sekunden später steht er vor ihr und streicht mit der Hand den regennassen Vollbart. „Nun, nun, nicht gleich so ängstlich. Kinder in dem Alter fiebern leicht. Wir wollen doch gleich sehen." Nachdrin er de»« Knaben gründlich untersucht hat, sagt er, sich langsam aufrichtend, zu der die Lampe haltenden Mutter gewendet: „Zunächst nichts al» ErkältungSfieber. Ich werde ein Mittel verschreiben, immerhin ist e» möglich, daß der Junge die Masern bekommt." „Gott sei Dank! doch nichts Schlimmeres", athmet Lola ans und schreitet NaßmuS voraus in Eva'S Zimmer zurück. Während sie mit den so hübsch und rundlich au» den Spitzen de» Morgenrockes herauSguckenden Händchen da» Schreibzeug für ihn bequem rückt, sagt sie: „Wie dankbar bin ich Ihnen, daß Sie noch so spät ge kommen sind, noch dazu bei dem Wetter." „Bitte sehr, Frau Mohlen." Er setzt sich vor den Schreib tisch und sie betrachtet sein gegen die Lampenalocke sich scharf abhebeudeS männliche» Profil, während ihre Rechte sich leicht aus di« schwarze Platte de» Tische« stützt. Unwillkürlich haftet sein Blick darauf. Die Hand irretirt ihn geradezu und er rückt mit sammt der Schreibmappe ein wenig nach link». Warum nur? Sie deutet e» in ihrer Weise mit einem zufriedenen, koketten Kräuseln der vollen Lippen. „Bitte, gnädige Frau, lassen Sie da» sofort besorgen. Jede Stunde einen Eßlöffel voll." Schon greift er nach seinem weichen Filzhute, al» sie ihm die Hand auf den au»- gestreckten Arn« legt. „Es ist viel verlangt von mir, Herr Doctor, fast an maßend,-«.ober ich schickte die Kinderwärterin nach Ihrer Wohnung und lasse nun den einzig noch übrig bleibenden dienstbare«« Geist zur Apotheke gehen. Ich bin ganz allein im Hause, bitte, lieber Herr Doctor, bleiben Sie mir noch einige Minuten." Harald ist nicht sehr erbaut von dieser Verzögerung, doch sein Blick fällt zufällig auf einen Schaukelstnhl, in welchem er Eva zum letzten Mal vor der Abreise gesehen und er bleibt, sogar mit einem Lächeln auf den Lippe». „Gewiß, sehr gern! Wovor fürchten Sie sich nur? Schließen Sie die Thürei« zu und keil« Mensch kann herein gelangen." Lola drückt sich fröstelnd in einen Armstuhl. „WaS weiß ich, Herr Doctor, ich — nun vielleicht bin ich nervös. Ah, ich sehe, Sie bassen da» Wort — aber ich — ich kann nicht allein sein. Ich könnte weinen wie ein Schul mädchen, wenn ich keinen Menschen in meiner Nähe weiß." Sie betupft ihre Stirn einige Mal mit dein Taschentuch welchem ein süßlicher Duft von Heliotrop entströmt, ein Parfüm, welches da« ganze Zimmer erfüllt. Eva braucht nie derartiges, denkt er, tief aufathmend in dieser dumpfer« Luft. „Könnten wir nicht ein Fenster öffnen, Frau Mohlen?" „Gewiß, ja." Gleichzeitig greifen sie nach dem Fensterriegel, ihre Hand auf der seinen. „Vereint macht stark!" lacht Lola etwas gezwungen, während Harald die hereinströmende, frische Lust begierig aufsaugt. Da fällt sein Blick auf eine Copie deS „Vater unser" von Gabriel Max. „Ah, da» war sonst nicht in diesem Zimmer!" „Nein, ich bracht« eS hierher, weil ich mich nicht davon trennen wollte. Ich liebe e» unsagbar, man kann Stunden lang davor träumen. Da» ist ein in seiner Liebe getäuschte» Weib! Sehen Sie nur", und die Wittwe hebt die Lampe dem Bilde entgegen. Harald schaut ernst hinauf, aber zugleich auch auf den pracht vollen Arin Lola», von welchem der weite Aermel vr» Gewändes herabfällt und der sich nun wie gemeißelt von der dunklen Tapete abhebt. — Welch «in Contdast, denkt er. Neben ihm da» Leben, diese gleichsam den Genuß de» Leben» verkörpernde Frau und dort die todternste Schöpfung de» Künstler». „Ein wunderbare- Bild", sagt er endlich, „aber da» ist mehr, mehr al» die Liebe mit ihren Schmerzen in landläufiger Auffassung! DaS ist die äußerste Hoffnungslosigkeit, welche nicht einmal mehr an da» Gebet glaubt." (Fortsetzung folgt.) * St. «s, publikanifchen gewählt. B Read 84»/,, Cameron 1 schreibliche später anaeni Mac Kinley'« Präsident 1 auf vertagte Die Couve genehmigte P * Saint National«! Inseln, dc eine Flotte« Bedürfniß h Monroe-T wärtigrn Be licheu Hemifl dürfen. Da« aus, den Machte au lich rückhalt CubaS au» * Havan Ja einem «i Weyler erklär gelbe Fieb« * MabrI gebrachten ! zwischen R« Regelung de nachstehende Allianz gesc Frankreich « ihre lebhafte nannte Allia Schwierigkei * Londo New»" ersal Englande letzteren hab hoben gegen k «er» angenommen, Viehscuchen-E nach Ober- der Eisenb Brandenburg eintrrten zu abgegeben, a Sperrung bei Rücksicht auf Maßregel, j Bedarf decke! russischen Gr L Verl in feiner Heu entwnrf, betr Geltuuasbere Haus in dü Ministers, b< an die Firm proceß wider ein. Von al der Firma < wie es'in de bracht ward« Vertreter de« geneigt schie« der Nevisior Soweit sich l Becker gege drücke bezieh vr. Krause den Rednern strenge Unt< Bccker'jchcn i falle der Unt« gcthan ivür Abg. vr. 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