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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896120401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896120401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-04
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
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Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Das 13. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für das Könlgreicb Täcksen ist bei uns «ingegangen und wird bi» zum 21.Tccculber diese» JahrrS aus dem Rathhausjaale zur Einsicht- nähme öffentlich aushänge». Dasselbe enthält: Nr. 73. Bekanntmachung, eineAnleihe der Kirchengemeinde Hainichen betreffend, vom 16. October 1896. Nr. 74. Berorüuung, die zur Führung der Börsenregister zu ständigen Amtsgerichte betreffend, vom 19. October 1896. Nr. 75. Bekanntmachung, die Besiätiqung der Abänderung einer Bestimmung in 8 35 der Geschäftsordnung für die Landes- jhnode der Evangelisch-lutberischen Kirche deS Königreich- Sachsen vom 20. Juni 1871 betreffend, vom 30. Oktober 1896. Nr. 76. Kirchengesetz, die 88 3, 8 und 33 der Kirchenvorstands, und Synodalordnung vom 30. März 1868 betreffend, vom 30. Octobcr 1896. Nr. 77. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Hochlegung der Bahnstrecke Bodenbach-Tresden in der Flur Dresden-Strehlen betreffend, vom 8. November 1896. Nr. 78. Verordnung, die Auszahlung der Pensionen sür Wlttwen und Waisen von Geistlichen und Lehrern betreffend, vom 16. November 1896. Leipzig, den 1. December 1896. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung, das Anfahren der Troichke» aus Sen Halteplätzen bctrcffend. Unter Bezugnahme auf 88 18 und 19 des DrofchkenregutativZ für die Stadt Leipzig vom 22. November 1890 bringt das unter zeichnete Polizeiamt hierdurch erneut die durch Bekanntmachung vom 8. Januar 1891 erlassene Bestimmung in Erinnerung, wonack an den Tagen mit gerader Datumszahl (also am 2., 4., 6. rc. jeden Monats) mindestens alle diejenigen Droschken (I. wie II. Classe), welche gerade Nummern (2, 4, 6 rc.) führen, an den Tagen mit ungerader Datumszahl (also am 1., 3., 5. rc. jeden Monats) mindestens alle Droschken mit ungeraden Nummern (1, 3, 5 rc.) pünktlich früh 7 Uhr auf den Drojchkenhalteplätzen anzufahren haben. Ist ein hiernach zum Frühanfahren an der Reihe stehender Droschkcnbesitzer durch irgend welche besondere Umstände am AuS- >ahren behindert, so hat er, wie hiermit gleichzeitig bestimmt wird, einen Stellvertreter zu stellen und hiervon die Polizeiwache des jenigen Bezirks, in welchem sich seine Stallung befindet, bis spätestens früh '/§7 Uhr zu benachrichtigen. Diese Benachrichtigung hat auch dann zu erfolgen, wenn bei plötzlich eingclrcleuen unvor hergesehenen Hinderungsgründen die Beschaffung eines Stellvertreters unmöglich sein sollte. Bei Unterlassung dieser Benachrichtigung hat der Droschenbesitzer ebenso wie in denjenigen Fällen, in denen sich die angegebenen Hindecungsgründe als nicht stichhaltig erweisen sollten, Bcstcafung rn Gemäßheit von 8 53 Les Droschkeuregulativs vom 22. No vember 1890 zu gewärtigen. Leipzig, am 1. December 1896. Las Polizeiamt der Stadt Leipzig. v. R. 5937. Bretschneider. Bekanntmachung, die sogenannten Reserve-roschkc» bctr. Als sogen. Reservedroschken dürfen vom 1. Januar 1897 ab nur solche Wagen eingestellt werden, welche vom Polizeiamt mit dem Revisionsstempel 1897 versehen sind. Zuwiderhandlungen unterliegen einer Geldstrafe bis zu 30 Mark evenr. entsprechender Haftstrafc. Zur Revision und Abstempelung können die Wagen, welche sich in gutem und gebrauchsfähigem Zustande befinden müssen, vom 28. December er. ab an den Wochentagen Vormittags zwischen 9 und 12 Uhr beim Polizeiamt Wächterstraße 5 vorgesahren werden. Leipzig, an« 1. December 1896. Tas Polizciamt der Stadt Leipzig. v. R. 6084. Bretschneider. Gefunden oder als herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bis 30. November 1896 folgende Gegenstände: Portemonnaie» mit Betrügen von 7 .6 27 -H, 5 ^6 80 2 .6 70 und 1 .6 70 ein Betrag von -1 .6 60 Briefmarken im Werthe von 4 .6 »0 1 goldene und 1 silberne Tamen-Rcmontoir-Uhr, erstere mit Kettchen, 1 silberne Herren-Rcinontoir-Lavonett- Uhr, 1 silberne Cylinder-Lchlüffelndr (Anfang Octobec gefunden), tgoldener Ring, 2 Dranringe mit vrrichiedenen Gravirungen, 1 goldene» (älteres) Gliedcrarmband, 1 goldene» Kettenarmband, 1 goldener Armreif, 1 Corallen- ohrring, 1 goldene Brosche, 2 Corallenketten. verschiedene goldene Slemmer (theils schon Ansang November gefunden), 1 neusilberncr Klemmer, 1 Brille, mehrere Leihhausjcheine, 1 weifiseibenes Tuch, 1 Manschette mit Elsenbeinknopf, 1 weiß- leinene Damenschürze, 1 Wackstuckschürze, 2 schwarze Pelz kragen, 1 ebensolcher Muff, 2 Dtzd. Mützenschilder, 1 Mantel- krage», 1 Bettüberzug, 1 Wagendecke, 1 Sitzpolster, zwei Svozierstöcke, 1 Packet Rodrstöcke, mehrere Schirme, eine An zahl Schlüssel, ein erbrochener schwarzer Handkoffer mit Zimmererwerkzeug, eine 3eckige PlacaUaterne, 1 Kinder schaukel , 1 Tragkorb, 1 neues Biersaß, 1 Fensterflügel, 1 Wogengiebel, 2 Pferdedecken und 1 Hose, eine Anzahl 1»gerichtete Holzftämme, 1 2rädrtgcr und 1 vier rädriger Handwagen (letzterer mit Eisenthrilea beladen) und ein zugeflogener Papagei. Zur Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im October und November 1895 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, aus, diese Gegenstände zurückzufordern, andernfalls darüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 2. Dezember 1896. Das Polizrt-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Bekanntmachung. Der Königliche BezirkSschulinspektor sür Leipzig I, Herr Schulrat vr. Hempel, ist bis zum 1. März 1897 beurlaubt und wird bis dahin von dem unterzeichneten BezirkSschulinspektor ver treten. Leipzig, den 3. Dezember 1896. Der Königliche BezirkSschulinspektor für Leipzig H. Nr. 2330. Schulrat vr. Kühn. Hildebrandt. Anmeldung von Meßlocalen betr. Die bei dem unterzeichneten Meß-Ausschuß der Handelskammer fortdauernd eingehenden Nachsragen nach Meßlocalen für di« kommende Bormesse veranlassen uns, hierdurch zur Anmeldung von freistehenden Meßlocalen lMusterzimmer bez. Ständen) anszusordern. Nähere Angaben hinsichtlich der Größe, Lage, Einrichtung u. f. w. sind erwünscht. Die Anmeldungen sind baldmöglichst an di« Kanzlei der Handelskammer, Neue Börse, Tr. 1. zu richten. Leipzig, de» 3. December 1896. Der Mrtz-Ausschufk der Handelskammer. Stadtrath H. Dodel, Bors. vr. Pohle, S. Konuks verein Keipni^-Ktaät. Vleostug, Äe» 8. veeewkor 1806. KdeuLa 6 vbr iw Lakcke äer ersten Lürxorscdule. Tuxeijorcknung: I. OaEndericdt. Llitzrlieckerdeitrax kktr 1897. II. Wahlen kür 1897 (ck. Linlnckuuxskarts). ver Wahlakt virck um 7 Ohr pünktlich tltr geschlossen crklLrt verckvn. L.U« nach ckieser Zeit sicd sinünäeuckon Llit- rlleäsr muck von cker ^dstumnuoz »u^esetttowso. SüuUiwrnU» vr. llolmr«. Nutz- und Brennholz-Anction. Dienstag, den 8. December d. Js., sollen im Eonncwitzcr Forft-Rcbier, und zwar I. von Bormittag» 0 Uhr an: 1K7 Fichtenstämme von 13—19 cm Mltt.-St. u 10—>9 mLauge, 63 »leiernklötze -15—28- - - - 3—4'/, - - sowie 4Birkenktötze . 17/18 - - - - 3'/,—6« - und 2Lö Stück Ftchten-Schirrhölzer, hierauf: II. von vormittags '/.II Uhr ab: 79 Raum-Meter Kiefern- i und 29 - . Fichten- / Rollen und 6 Langbanfea gegen die übliche Anzaklung und unter den im Termine aushängen den Bedingungen an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Znjammcnkttnft: auf der Zwenkauer Chaussee in der Nähe von Jauck's Tampshammer, Vormittags 9 Uhr. Leipzig, am I. December 1896 De» Rath» Forstdepntation. Auf Fol. 1792 des vormaligen Handelsregisters sür die Stadt Leipzig ist heute der Uebergang der Firma Baller L Herchncr in Leipzig auf Frau Sophie Elisabeth verw. Herchncr geb. Müller hier eingetragen worbe». Leipzig, den 2. Dezember 1896. Königliche» Amtsgericht, Abth. Id. Reg. Ib. 5343/96. Steinberger. Auf Fol. 105 deS vormaligen Handelsregisters für die Stadt Leivzig ist heute das Erlöschen der Herrn Carl Augnst Angcr- mnnn für die Firma Fciithol är Sandtman» in Leipzig ertyeilt geweienen Prokura eingetragen worden. Leipzig, den 2. Dezember 1896. Königliches Amtsgericht, Abth. Id. Reg. I d. .4. 5344 96. Steinberger. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Kohlenhändlers Emil Richard Schnlze n Leipzig, Ebeeharüstraße 8, IV., welcher bis zum 23. November 1896 in Leipzig, Gerberstraße 47 eine Holz- und Kohlcnhandlung betrieben hat, wird heute am 3. December 1896, Mittags 12 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Herr Kaufmann Johannes Müller hier, Marschncrstraße 3, wird zum Konkursverwalter ernannt. KonkurSsorderungcn sind bis zum 9. Januar 1897 bei dem Gerichte anznmelben. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver- Walters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschnsses und einlretcnden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung be zeichneten Gegenstände aus den 22. December 1896, Vormittags 11'/, Uhr, und zur Prüfung der aiigemeldeten Forderungen aus den 20. Januar 1897, Vormittags II Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 167, Termin an beraumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinjchnldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Vervflicktung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, sür welche sie auS der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 2. Januar 1897 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht ;u Leipzig, Abth. II', am 3. December 1896. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber L. 137 96. Nr. 5. Sek. Beck. Konknrsvcrfahrcn. In dein Konkursverfahren über das Vermögen des Schneider meisters Carl Heinrich Theodor Oberländer hier. Reicks straße 9, 111., ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin aus Sen 19. December 1896, Vormittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hicrjelbst, Zimmer 167, anberaumt. Leipsig, den 1. December 1896. L. 111/96. No. 24. Sekr. Beck, Gerichtsschrciber de» Königlichen Amtsgerichts. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Fuhrwerks- besitzerS Richard C«rt Schmidt, Inhabers des FubrwerkSgeschästs unter dem Namen: A. Strande Nachf. Richard Schmidt hier, wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch auf gehoben. Leipzig, den 2. December 1896. Königliches Amtsgericht, Abth. II'. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber Sekr. Beck. L. 82/95. Sir. 7ö. Reichstag. tztz Berlin, 3. December. Wider Erwarten ist die „all gemeine Besprechung" deS ReickshauShalts-Etats in drei Tagen nicht zum Abschluß gekommen, weil fast von jeder Partei diesmal zwei Redner zum Worte kommen. Heute ritt der Socialdemokrat Liebknecht sei» Steckenpferd. Er donnerte gegen den Militarismus und „Marinismus", und erklärte wiederum, daß es nur eine Rettung gebe, die Ein führung des schweizerischen Milizsystems. Daß ver Ge nosse Liebknecht den ekemaigen Schiffskoch Schwär: als Autorität dem Admiral Hollmann gegenüberstellte, ist so eckt socialdemokratisch, daß es Niemand in Erstaunen setzt, daß Herr Liebknecht abermals den heroischen Commandanlen de» „Iltis" begeiferte, paßt ebenso zu der vornehmen Denk' und Gefühlsweise der Genoffen. Es verdient Anerkennung, daß selbst der so nachsichtige Präsident v. Buol sich genötbigt sah, den Abg. Liebknecht zweimal zur Ordnung zu rufen. Auf die falsche Darstellung deS Hamburger Streiks sah sich StaatSsecretair v. Boetticker veranlaßt, nachdrücklich hervor zuheben, daß noch niemals ein Streik so frivol entfesselt worden sei wie der dortige. Der Minister constatirte dabei zugleich, daß die Socialdemokratie bei dem Streik betbeiligt ist, daß mehrere socialbemokratische Abgeordnete sich in Hamburg aufhalten und einer derselben bei der Aufwiegelung der Arbeiter abgefaßt worden ist. Admiral Holl mann nagelte ebenfalls eine Unrichtigkeit in Liebknecht'» Aus führungen fest. Der „Iltis" war durchaus seetüchtig, mindesten» noch sür zwei Jahre. Frbr. v. Stumm stellte ebenfalls fest, daß svcialdemokratische Agitation und englische Unterstützung den Hamburger Streik berbeigeführt und äußerte seine Be friedigung darüber, daß die Rheder, wenn einmal an die brutale Macht appellirt sei, auch diesen Standpunct festhaltcn. Die Socialdemokraten schickten noch einen dritten Redner vor, den Abg. Auer, der die Socialdemokraten und die Hamburger Agitatoren al- unschuld-volle Engel zu schildern bemüht war. Uebrigen» sei ver Hamburger Streik nicht von den Soeial- demokraten in Scene gesetzt worden. Die Hamburger Hafen arbeiter seien nicht organisirt; hätten sie eine Organisation, so wäre im Gegentbeile der Streik verhindert worden. Diesen phrasenhaften Ausführungen setzten der Staat»- secretair v. Boelticker und der Vertreter der Hausastadt, Herr vr. Klügmann, authentische Zahlen entgegen, auS denen für jeden Unbefangenen di« Frivolität der Hamburger Streikenden überzeugend hervorging. Doch Liebknecht blieb dabei, daß die Rheder Unrecht hätten und procla- mirte eS al» Pflicht eines jeden Arbeiters, die Streiken den zu unterstützen. Auch der Hamburger Cigarren arbeiter Molkenduhr vertrat noch vaS Interesse der Feinde der Arbeit. Darauf wurde die sogenannte EtalS- beratbung geschloffen und, wie üblich, der größere Theil de» SpecialetatS, sowie das gesamnne Extraordinarium ver Buvgelcommission überwiesen. Morgen steht der Handels vertrag mit Nicaragua und außerdem Petitionen aus der Tagesordnung. 139. Sitzung vom 3. December. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 1 Uhr. Am BundeSrathstisch: Graf v. PosadowSky, Holl mann, o. Goßler. Das Haus ist jchwach besetzt. Die erste Lesung des RetchShaushaltSetatS für 1897/98 wird fortgesetzt. Abg. Lirbknrcht (Soc.-Dem.) verliest die Aeußerungen des Partei mitgliedes Schwarz, der nurauSgriührt habe, daß man imAugenblickdeS Schifsvruchs des „Iltis" Alles hätte thun sollen, was zur Rettung uöthig geweien wäre. Deshalb habe er nicht dir Mannschaft, wohl aber den Capitain des „Illis" geradelt, der die Leute nicht habe bandeln lassen. (Sehr richtig l bei den Locialdeinokraten). Der Staatsjecretair habe gemeint, wenn dir Leute Len Kaiser in ihrer letzten Stunde vor Augen gehabt hätten, jo hätten sie ihren Gott vor Augen gehabt. Er tünne auf diele Aeußerung nichts erioiedern, ohne «ich einen Oldnungsruf zuzuzieben. Die Aeußerung sei aus dem Boden deS modernen Cäjaclsmns gewachsen, aus dem auch die Majestäls- belndiguiigen hervorgtgangen jeieu. Dann könnte auch der Unter- osficier als Stellverireler Gottes bezeichnet werben. Was hätte auch die Mannschaft so Außerordentliches gethan? Wie viele Arbeiter gingen nicht bei ihrer Arbeit in den Bergwerken zu Grunde; dazu gehöre ebenso viel Heldenmuth als dazu, mit einem Schisse unterzugehcn. (Hier unterbricht Präsident von Vnol den Redner, da er bas Verhalten der Mamychaft deS „Iltis" einer enlwürdigenden Kritik unterzieht. Lebhaftes Oüoi bei den Socialdemoktaten.) Redner jährt sort, die Matrosen seien heldeumüthlg gestorben, aber sie hüllen nur ihre Pflicht gethan. Man habe nur deshalb io viel Rühmens davon gemacht, um die allgemeine Ausmerjamkeit von den, Falle abzulenken; Vie Schuld habe an der Attersschwäche deS Schiffes gelegen; das suche mau zu verdecken Redner wendet sich sodann zu dem Hamburger Streik und bestreitet, daß derieibe durch iremde Agitation verursacht worden fei. Die Verhältnisse hätten ihn zu Sillnde gebracht; die Rinder und Kaufleute hätten gute Geschäfte gemacht, aber sie bezahlten den Arbeitern ungenügende Löhne. Ein Vergleich, den die Arbeiter angeboren hätten, sei von den Arbeitgebern abgewiesen worden; die Capckalisten wollten auch hier wieder Len Arbeitern ihre Macht zeigen, sie niederwerfen. Wie könne man also jagen, daß englisches Capital für die Ver längerung Les Streiks agitire, wie die „Hamburger Nachrichten" behaupten? Man möge doch den Engländern lvlche Lächerlichkeiten nicht zulrauen. Man behandle die Arbeiter wie gleichberechtigte Menschen aber nicht wie Lvhnsclaorn, daun werde man stets iml ocganisirlen Arbeitern auskommen können. (Sehr richtig! bei den Social demokraten.) Auf dem Lande würden die Arbeiter zum Theil wie Vieh behandelt, Herr v. Kardorsj scheine diese Verhältnisse nicht zu kennen. Die Regierung mach- nicht vor der Socialdcinokratie, wohl aber vor Lein Capital tiefe Bücklinge und dazu gehören auch die Herren von der Rechten. Wie inan für die Arbeiter sorge, das zeige die deutsche Volksschule; man müsse errölhen, wenn inan im Ausland immer noch das Märchen höre, daß die deutsche Volksschule dem Ausland zum Muster dienen könne. Sie sei schon lange überflügelt worden. Wie Hetze man nicht in Sachsen gegen die Comumvercine! Dagegen hätten nachgerade die Forderungen für den MilltarlsmuS eine Höhe er- reicht, die eine Steigerung kaum noch zulasse. Man sollte sich an dem Milizsysicm in der Schweiz ein Muster nehmen, mit dem inan in der Schweiz allieitig zufrieden sei, ein Versuch cS zu „verpreußen" habe inan »n vorigen Jahre mit Entrüstung zurückgewiejen. D:e Mililairmißhandluiigen seien lediglich eine Folge unseres Militailsynems, das ia auch den Fall Brüsewitz gezeitigt habe. Wo ein Soldat gegen das gememe Recht verstoße, muffe er wie in England auch vom gemeinen Recht abgeurthrilt werden. In Eng land kämen daher solche Kindereien, wie unser Duellwejeu, nicht vor; dort Hirschen Bürgerthum und bürgerliches Recht. Man sollte doch endlich zu der Erkenntniß kommen, daß es unmöglich lsl, eine Flotte oder ein flehendes Heer zu schaffen, mit Lein wir zu gleicher Zeit gegen Frankreich u»d Rußland Front machen könnten, es Labe den Anschein, als jchreiic man immer zu neuen Schulden, weil man sich sage: npres norm Is ckcluxs! Man habe eine souveraiue Volks vertretung, aber kein Präsident habe jemals gewagt, enien Vertreter der Regierung zur Ordnung zu rufen. Aus der einen Seite die Reichsverfasjung, auf der anderen Pickelhaube, Polizei, absolute Gewalt; hier allgemeines Wahlrecht und daneben Absolutismus. Solche Dinge könnten nicht nebeneinander leben. In Frank reich habe man schon lange mit dem absoluten Köuigthum von Gottes Gnaden aufgeräumt; wir Hütten hier ein gewißes x, über das wir nicht hinauskommen. (Heiterkeit bei den Socialdemokralen.) Niemand weiß, was das x morgen oder übermorgen lhun werde; darin liegt die Beunruhigung, die Angst vor einem Kriege, die Alle erfüllt. Wir seien zu Zuständen gekommen, die unhaltbar, die des deutsche» Reichstags uuwürdig sind! Der Präsident ruit den Redner für diese Aeußernng unter dem Beifall der Rechten zur Ordnung. Auch der Proceß Leckerl zeige wieder, baß in den höheren Regionen Jntriguen niedrigster Art spielen. Nur von einer vernünfligen Socialreforin sei eine Gesundung der Verhältnisse zu erwarten. Keine Partei werde sesthalten an dem Grundsatz; keinen Mann, keinen Groschen weder sür den Militarismus, noch für den Marinismus; und seine Parole ei nach wie vor: für das deutsche Volk seine Freiheit und die internationale Socialdemokratiel (Beifall bei den Socialdemokraten.) Staatsjecretair v. Boctttchcr: Es würde vergeblich sein, den Vorredner von der Unrichtigkeit seiner Ansichten zu überzeugen. Er bewegt sich auf einer so ganz anderen Rechlsanjchauung, daß alle Versuche, sie zu ändern, scheitern würden. Wir können nur hoffen, daß alle Parteien, die sich der Väter Thaten freuen und stolz sind auf die schöne Entwicklung des deutschen Reiches, sich zusammen- schließcn weiden, um dem Anwachsen der Socialdemokratie ent« gegenzutrrtcn. Was sonst der Vorredner vorgebracht, sind Pban- lvine, die man herauSjucht, um eine schöne Rebe zu halten. (Sehr gut! rechts.) Ich will nur seine Ausführungen über den Hamburger Streik berichligen. Niemals war ein Streik unbegründeter, da die Verhältnisse der Hamburger Arbeiter so günstig« sind, daß Tuuseude von Ju- landarbeitern sich danach sehnen. Ob Einflüsse englischer Rheder hier mitgewirkt haben, lasse ich dahingestellt; mir ist davon nicht bekannt und ich will einen solchen Borwurf gegen die englischen Rheder nicht fchleudrrn, bevor ich nicht sichere Nachrichten habe. Daß aber der englyche Agitator Tom Man gefaßt worben ist, ist belaant. Und bann, die socialdemokratische Partei bestreitet auch hier jede Mitwirkung bei dem Streik. Weshalb ober halten sich die Abgeordneten v. Elm, Legten und Molkenbuyr, jetzt in Homburg auf; ja, warum hat man den Abg. Molkenbuyr dabei abgefaßt, die Arbeiter der Hamburger Packetsahrt-Gefellschaft zu haranguiren?! Tie Rheder halten es länger au-; ste erhalten schon Zuzug von Arbeitern, selbst aus England. (Abg. Bebel: Das läßt dir internationale Socialdemokratie nicht zu!) Nein, Herr Abg. Bebel, soweit reicht Ihre Jnternationalität noch nicht, der englische Arbeiter kommt herüber, um den guten Lohn einzuheimsen, den die Hamburger Arbeiter verschmähen. Be denken Sie, der Winter ist vor der Thür, Tausende von Frauen und Kindern hungern. Da kann jeder, der es gut meint mit den Arbeitern, nur hoffen, daß der Streik bald ein Ende findet. (Beifall rechts.) Siaatssecretair v. Hollniann: Der Abg. Liebknecht hat sich nicht gescheut, gegen die Mitumrverwaltuug den Bormurs zu schleudern, daß der „Illis" seeuntüchtig gewesen sei. Wir fordern nun aber in jedem Jahre Bericht über die Seetüchtigkeit der Schiffe ein, und so Hit auch der Commandant deS „Illis" noch im vorigen Jahre den „Iltis" auf zwei Jahre für feeliichtig erklärt. Das Schiff ist aus seinem Cour» gekommen; wie? das weiß Niemand; so ist es ge scheitert; aber leetüchtig ist es gewesen. Nun meinte Abg. Liebknecht, der Commandant hätte besser gethan, seine Mannschaft zur Rettung aufzufordern. ES war aber keine Rettung möglich! Dir Boote waren nicht frei, die Rettungsgürtel nicht bereit, das Schiff lag auf dem nackten Felsen und jeder war verloren, der über Bord ging. Erst am zweiten Tage sind die Urberlebenden gerettet worden. Der Abg. Liebknecht hat ferner eine einzelne Aeußerung, die ich damals gethan, herau-grgriffen und bekämpft. Meine Herren, ich will Ihnen diese Arußerung zu erläutern versuchen. Alljährlich werden die jungen Recruien kirchlich vorbereitet in erhebender Weiie, um danu ihrem obersten Kriegsherrn den Eid der Treue zu leisten. Wer jemals dieser kirchlichen Feier brigewohnt hat, muß ties davon ergriffe» sein; ich wenigstens, der ja auch hlnzugezogen werde, jage mir immer wieder, nicht laut, aber in meine Seele hinein: mit welchem Stolz« müssen diese jungen Leute diesen Platz vrrlassrn. Sie wissen, vor Gott haben sie ihrem Kaiser den Eid geleistet, und ich bin überzeugt, Niemand wirb diese kirchliche Feier vergessen in der Stunde, wo e» gilt, den Treueid zu verwirklichen. In diesem Augenblicke steht ihnen diese Feier ivieder vor Augen, sie sehen die Kirche, wo sie den Treueid geschworen, und aus diesem Gesühl heraus sichle» sie sich zu Gott gezogen. Da» hab« ich sagen wollen, und wenn ich da miß- veriianden btn, so muß ich mich ungeschickt ausgedrückt haben Etwas Anderes hat mir nie ia den Sinn kommen köuaeu. (Beifall.j Lag aber ein Abgeordneter von jener Leit« de» Hames sich hierin zum Richter über mich aufwirf», kann ich nicht zugrben. Seien Sie mir uicht böse darüber; aber die Versicherung kann ich Ihnen geben: aus Dem, was ich in Ihren Zeitungen lese und was ich sonst höre, da sehe ich klar ein, daß Sie weder gewillt sind Gott zu geben, waS Gottes ist, noch dem Kaiser, was des Kaisers ist. (Lebhafter Beifall.) Abg. v. Ttnnim (Reichst).): Den Socialdemokraten wird es nicht gelingen, den Schwarz weiß zu waschen. Was die social politische Ausführung dcS Vorredners anlangt, so bemerke ich, das; ich immer fest aus dem Boden der kaiserlichen Erlasse stehe. Aller dings sind diese Erlasse später in einer Weise gedeutet worden, die ich nicht billigen kann. Insbesondere kann ich mich nicht mit dem Vorgehen Les lonst von nnr sehr verehrten früheren Handelsministcrs befreunden. Ob bei dem Hamburger Streik englische Einflüsse einc Rolle spielen, weiß ich nicht, möchte es aber bezweifeln, jedenfalls spielen aber socialdeniokrattsche Agitationen dabei eine große Rolle. Bei dem Streik handelt es sich nur um eine Macht frage, eS freut mich, daß dies von socialdemokratischer Seite zugestauden wird, das habe ich immer behauptet, daß die Streiks hauptsächlich aus diesem Grunde von den Arbeitern hervor- gerusen werden. Wenn der Vorredner meinte, unsere Volksschule sei schlechter geworden, so glaube ich doch, daß unsere Volksschule immer noch thurmhoch über den Schulen anderer Länder steht. (Lachen bei Len Socialdemokraten. Beifall recht-.) Abg. Gras v. Schwerin (cons.) weist die Aeußerung des Abg. Richter zurück, daß die Lanbwirthschastskammern auf die Regierung einen Druck in der Richtung ausübten. Laß die Regierung von ihnen Getreide zu übermäßig Hoden Preisen kaufe, und Laß Liese Kammern nicht das Recht hätten, Erhebungen über Preisnotirungen mit Hilfe der Proviantämter zu veranstalten. Das geschehe nur, um eine an der Börse unabhängige Preisfestsetzung zu erreichen, die sehr nothwendig sei. Gelreidepreise, welche die Landwirthschast ruiniren, seien ein Unglück nicht nur für die Landwirthschast, sondern für Las ganze Land, und eS sei daher von großem Werthe, eine natürliche, richtige, von der Speculation unabhängige Preis- nolirung zu erreichen. Die Militairverwaltung sei hier ganz seiner Ansicht und werde hoffentlich unter dem neuen Kriegsminister ebenso verfahren, wie unter dem vorigen. (Beifall rechts.) Abg. 'Richter (sreif. Vlksp.): Was den allgemeinen Standpunct in dieser Frage anlangt, so kann ich ja mit dem Herrn Vorredner nicht streiten. Daß aber von den Landwirthlchafiskammern einseitige Ermittelungen vorgenommen werden nur im Interesse der Produ centen, dem imiß ich entgegentreten; daS ist gesetzlich nicht gestattet. Auch daß die Pommerjche Landwirthschastskammer von dem Proviant amt verlangt hat, es solle die wöchentlichen Preisvermittelungen der Landwirthschaftlichen Genossenschaft miltheilen, war nicht berechtigt. Die Jntendanturbehörde hat das selbst in einem Schreiben für nn« zuläisig erklärt mit dem Bemerken, daß es sich dabei nur um eine einseitige Preiserhöhung handeln könnte. Abg. Auer <Soc.): Ter Abg. v. Kardorff hat gestern die Re gierung aufgefordert, zu dem Curse de- srüberen Reichskanzlers zurückkehren; die heutigen Ausführungen des Ministers v. Boettichec haben demgegenüber ein vollkommene Schwenkung ia der Social politik erwiesen; wie weit diese mit der kaiserlichen Botschaft von« 14. Februar 1890 in Einklang steht, muß ich der Entscheidung des Hauses überlassen. Der Minister hat den Streik sür völlig unberechtigt erklärt und die Verhältnisse der Hamburger Hasen arbeiter bei einem Tagclvhn von 4,20 .6 für glänzend erklärr. Ich weiß nicht, ob er in seiner Stellung, die so ganz verschieden ist von der derArbciler, darüber richtig urtheilen kann; er hätte aber wenigstens ein objektives Bild dieser Verhältnisse geben sollen. (Sehr richtig!» Ist ihm bekannt, daß diese Arbeiter häufig feiern müssen, namentlich wenn ungünstige Eisverhältnisse eintreten, sv daß sie über einen Jahreslohn von 800—900.6 nicht hinauskommen? (Seb: richtig!) In Hamburg selbst ist man über die Verhältnisse dieser Arbeiter, namentlich was die Wohnungsverhältnisfe betrifft, ganz anderer Meinung. Sie haben bei weite» Entfernungen vom Hase» hohe Miethen zu zahlen und müssen i» Speisewirthschajten essen; sie haben unter dem Sinken der Frachtpreisezu leiden gehabt und haben ein Recht, jetzt, wo die Preise wieder steigen, einen Antheil von dem hohen Gewinn dec Rheder zu beanspruchen. Nur wer diese Verhältnisse mcht kennt, kann diesen Streik sür unberechtigt erklären. Nun fragt man: Wer hat angefangen? ES kann von einer jocialdemokratischen Hetzerei nicht die Rede jein. Die Bewegung erklärt sich einfach aus dem Umschwünge, den LaS Rhedereigeschäfr genommen hat. Leider sind die Arbeiter rin unorganisirter Haufe; wären sie organisirt gewesen, so wäre eS nicht zuni Streike gekommen 1 (Sehr richtig!) Die Ablehnung des Vergleichs ist im ausgesprochenen Widerspruche mit Len Fühler der Arbeiter erfolgt; Las muß ick feststellen. An den englischen Millionen ist kein wahres Wort. Der Herr Staats- ecretair ist leider davon nicht unterrichtet. Ja, wozu hat er denn seine Cousule? (Heiterkeit.) Man hält diese Arbeiter auf einer Seite für eine Schelmenzunft. Nuu, Sie müssen ja diese Ver hältnisse besser kennen als wir. (Lachen bei den Socialdemokraten.) Wir sagen demgegenüber: Man jucht keinen hinter dem Ösen, wenn man nicht selbst dahinter gesteckt hat. Der Herr Staatsjecretair hat ferner gesragt, was denn unsere Parteigenossen v Elm, Legten und Molkrn- buhr in Hamburg suchten. Weiß er denn nicht, daß diese drei Abgeordneten in Hamburg und Altona wohnen, daß Molkenbuyr den ersten Hamburger Wahlkreis vertritt? Wir bedauern, daß die legalen Vorschläge des Senaiors Hachmann durch die Hamburger Aroeitgeber- Vereinigung vereitelt und brüsk zurückgewiejen worden sind, weil sie auf die Noth und LaS Elend der Arbeiter rechnen, um sie mürbe zu machen. („Sehr richtig!" bei den Socialdemokraten.) Man bat ge- sagt, die Söhne der Bourgeoisie sollten nach Hamburg gehen, nm die Arbeiter zu ersetzen. Nun sie gehen nach Hamburg, um sich zu amüsiren, und wir wissen ja, wohin sie gehen; wir haben es yr erfahren, nachdem sie dem Altreichskanzler die Visite gemacht haben. (Heiserkeit), ober ans die Schiffe gehen sie nicht." (Beifall bei den Socialdemokraten.) StaatSsecretair v. Boettichec: Meine Informationen beruhe» aus amtlichen Miltheilungcn uud muß ich sie vorläufig als richtig betrachten. Nach einer von einem Arbeiter der „Nalionalzeitung" gemachten Mitiheilung beläust sich in günstigen Jahre» die Zahl der arbeitslosen Tage auf 90, LaS Gesamutteinkommen wird aber auf 1l55 .6 berechnet. (Wiederholter Zuruf: In günstigen Jahren.) Jawohl, immerhin beweist das die Richtigkeit meiner Behauptung, Laß Liefe Arbeiter zu Leu besser Siluinen gehören. In Las Schiedsgericht sollten 4 Arbeiter, aber nur ein Senator gewühlt werben, also jo Unrecht halten sie gerade nicht, diese» Vorschlag abzuweijen. Es ist klar. Laß ei» allgemeiner Ausstand in allen Häsen inscenirt werden sollte, aber die Agitatoren habe» nur in Hamburg damit Glück gehabt. Hoffentlich ist nunmehr der deutsche Arbeiter gewitzigt und läßt ein andermal andere Leute di- Kastanieu aus dem Feuer holen. Beifall und „richtig!" rechts). Der Hamburger Bevollmächtigte vr. Klügmann: Der Streik wird allgemein in Hamburg bedauert, es wäre aber bester gewesen, wenn der Reichstag sich nickt damit besaßt hätte, wie es die Redner der locialbemokratijcheo Partei gethan haben. (Leb hafter Widerspruch links.) Daß Tom Man agitatorisch wirken sollte, hat er selbst in einem Ausrufe bekannt. Es bat ihin ganz fern gelegen, vom Streik abzurathen, er hat vielmehr den Arbeitern noch Aussicht auf Unterstützung gemacht. Außer der Lohnsrage sind eine ganze Reihe anderer Streitigkeiten in die Streiksrage hineingezogen morden. Die Lohnsrage ist es also nicht allein. Nach eigenen Mittheilungen der Schaucrleute beläust sich ihr Einkommen auf 1l86 bis 1500 .6 und darüber. Wollen Sie nun behaupten, daß das Hungerlöhne sind? Nein, die Arbeiter sind aufgeregt worden, weil man täglich auf die Leute cm- redete, daß ihre Lage unerträglich sei. Und dann wollen Sie noch bestreiten, Sie hätten keine Schuld an dem Streike? Aber schüren wir nicht mehr das Feuer, verletzen wir keine Partei. (Beifall.) Abg. Liebknecht (Soc): Den letzten Ausruf Halle der Vorredner an den Staalsmimsler v. Boettichec richten sollen; dieser kann etwas zur Beilegung des Streiks lhuu. Das Schiedsgericht ist nicht un günstig sür die Arbeiter gewesen, jedenfalls haben sich die Arbeiter bereit erklärt zum Frieden, dieArbcitgeber haben sich geweigert. ES ist eben eine Machtfrage, die die Arbeitgeber hier zum Austrage bringen wollen; das Recht ist jetzt aus unserer Seite. Die Mittheilungen de- Staatssecretairs beziehe» sich auf besonders günstige Jahre; da niag der Verdienst 1155.6 betragen, aber wieviel verschlingt davon Las Leben aus der Straße, in den Wirthshäusern? Tie Debatte übcr den Streik haben wir aber nicht angeregt, wie der Vorredner gemeint hat, sondern der Abg. Poajchr, der gestern so viel Beschul- digungen gegen die Arbeiter vorbrachte, daß eS für unS Ehrensache war, auf den Streik einzugehen. (Sehr richtig!) Was dann die Wohnung-Verhältnisse aus dem Lande anlangt, so sind sie derart, daß man schon lange nicht mehr jagt: „ländlich, sittlich", sondern „ländlich, schändlich". Das sollte Herr v. Stumm doch bedenke». (Beiiall bei den Socialdemokraten.) Abg. Gras Schwerin-Löwitz (Eons.) verwahrt nochmals die Landwirthschastskammer Pommerns gegen die Borwürj« dc» Abg. Richter. Abg. Molkenbtthr (soc.-dem.): „Wenn alle Angabe» über die brillante Lage der Sckaurrleute richtig wären, könnte man den Streik alS frivol betrachten. Aber da« ist nicht der Fall, ein ganz geringer Bruchtheü der Arbeiter ist in fester Stellung, die meiste» müssen sich jede Woche ander« Arbeit suchen. Der Verdienst
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