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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896120401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896120401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-04
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Monat
1896-12
-
Jahr
1896
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3. MU W ÄiWM TUM llllll AHM K. 8lk, Mag, 4. ÄMbn 1888.(MW-MM Theatralische Rundschau. Die Novitäten drängen sich beim Beginne der Saison- Die Saisondramatiker, welche jede- Jahr rin neue« Srlick vom Stapel laufen lassen, beeilen sich damit, ihre Novitäten auf die Bretter zu bringen, wa» ihnen durch da« Entgegen kommen der Bühnenleiter wesentlich erleichtert wird. Auch da« Wiener Hofburgtheater ergreift jetzt öfter die Initiative. Der „Athenerin" von Ebermann, dem jungen Wiener Dichter, folgt« jetzt „Der Sobn de« Khalisen" von Ludwig Hulda, «dermal« «ine Märckrndicktung, die im Orient spielt, diesmal aber ohne satirische Tendenz; nur eine allge- meingiltige Moral soll den Sterblichen in der phantastische» Einkleidung eingeschärst werden. Diese dramatischen Märchen sind keine selbstgenugsamen Phantasiegebilde; sie sind lehrhaft wie die Fabeln und Parabeln und gehören eigentlich der didaktischen Dichtung an, die man auf der Scala der Dicht arten nicht gerade hochstellen darf. Der Sohn de- Kbalifcn Assad ist despotisch geartet, betrachtet die Welt als seine Beule und auch die Fürstentvchter Morgiane, die der Bater von einem KriegSzug mitgebracht bat, als sein Eigenthum. Ein Derwisch spricht den Fluch über ihn aus, daß er Alle-, waS Andere leiden, miterdulden müsse. Dieser Fluch ist eine Uedersetzung der bekannten Moral- und LebenSregel: „WaS du nicht willst, daß dir geschieht, daS tbu' auch keinem Andern nicht", in« Pbantastische. Assad sühlt nun Morgiane'S Schmerzen mit; er schlägt die Khalifenkrone aus und wird umgewandelt durch einen Höfling, den er mit Liebe behandelt und erhöht hat. Er will Morgiane zu sich nehmen, doch diese stirbt. Da erklärt ihm der Derwisch, er könne sie zum Leben er wecken, wenn Assad an ihrer Stelle sterben wolle. Dieser ist bereit dazu, dock sein guter Wille gilt für die Thal — Morgiane erwacht, und die Liebenden können glücklich sein. Assad verkündet dem Bolle daö Evangelium der Menschen rechte. Der äußere Erfolg des Stücke- am Wiener Hof burgtheater war ein günstiger — man entschädigte den Dichter für den „Talisman", der zwar angenommen worden war, aber ans Eensurrücksichten nicht zur Aufführung kam. Doch wurde der Beifall matter gegen den Schluß hin. Der Berlauf der Handlung erschien etwas langsam. Wir können aus der bloßen Inhaltsangabe nicht auf den Werth dcS Stückes schließen. Doch darnach erscheint unS die Fabel »er künstelt, allzuabsichtlich, ohne märchenhaften Reiz. Das Stück hat inzwischen auch in Altona - Hamburg ge fallen und ist am Berliner Hoftheater zur Aufführung angenommen worden, ebenso die „Alheuierin", nachdem der Intendant des Berliner Theaters, Prascb, der dieses Stück schon angenommen hatte, es dem Hoftheater überlassen hat. „Renaissance" zeigt beim Berliner Theater eine besondere Zugkraft, und diese wird jetzt noch dadurch erhöht sein, daß der Kaiser das Stück bei einem GeburlötagSfest im Neuen Palais geben ließ und sich auf das günstigste über das Stück aussprach. Auch steht ja das zweite Drama der Wildenbruch'schen Kaiserbilogie „Heinrich" in nächster Aussicht. Der Vorrathsichrank des Berliner Theaters ist also gefüllt, und es konnte dem Hoftheater, welches übrigens feiner Zeit „Renaissance" abgelehnt batte, die „Athenerin" überlassen. Eine zweite Wiener Novität istg„Nausikaa" von Hermann Hango, welches am Raimundtheater mit Beifall in Scene ging. Bekanntlich hatte sich Goethe mit diesem antiken «Stoff beschäftigt. Neuerdings hat der Professor in Schulpforte, Schreyer, eine Nausikaa gedichtet, welche am Berliner Hoftheater mit einem Achtungserfolg in Scene ging. Der Gang der Handlung ist in allen Nausikaadramen derselbe; wenn ihn die Homerische Dichtung auch nicht vor gezeichnet bat, so eraiebt er sich doch von selbst auS ihren Voraussetzungen. Die Begegnung der Pbäakenprinzessin mit Odysseus ist der Ausgangspunct der Handlung — hier knüpft sie an die Odyssee an. Die Liebe derselben, die Eifer sucht des Phäaken, der von ihm im Discuöspiel besiegt wird, Nausikaa's Verzweiflung, als sie erfährt, raß Odysseus sich nach Weib und Kind sehnt, der Tod der Euryalos durch die Hand des Odysseus, die Abfahrt des Letzteren, ter Selbst mord der Nausikaa, die sich von dem Felsen berab wie Sappho ins Meer stürzt: das ist eine Reihe von Vorgängen, die im Ganzen nickt mit dramatischer Kraft gestaltet, sondern nur mit poetischen Schönheiten lyrischer und epischer Art ausgeschmückl worden ist. Den Fulda'schen Verslustspielen hat auch Oscar Blumenthal einen poetischen Einacter an die Seile ge stellt: „Abu Seid", der am Hamburg-Altonaer Theate, eine beifällige Aufnahme sand. Ebenso wie Fulda ist Blumenthal ein Epigrammatiker, der in seinen Stachelversen auch für geschickten VerSbau Talent gezeigt hat. Und du Verse deS Abu Seid, die natürlich an Hafis und Mirza- Schaffy erinnern sollen, werden als packend und anmutbig und als reich an treffenden Gedanken und Bildern gerühmt. Der Inhalt des Einakters geht über die Anekdote nicht hin aus. Abu Seid, ein Vagabond und Bettler, weiß daS Herz dec reichen Ibrahim zu rühren, indem er die Geheimschrift eines prächtigen Teppichs ihm enträthselt. Ibrahim hat eine Tochter, um die ein armer Poet wirbt. Abu Seid hat diesem seine Hilfe versprochen, und als Ibrahim durch die Weisheit deS Vagabonden bekehrt, ihm jeden Wunsch zu erfüllen verspricht, so bittet ihn dieser um seine Tochter, deren Hand er dann in diejenige des verliebten Dichters legt. Blumenthal begegnet sich also mit Fulda im weisheits vollen Orient, besten Eostüme durch diese VerSlustspiele auf der Bühne Mode werden. Blumenthal selbst hat an seinem Lessingtheatrr einen andern Einacter: „Masken" von dem Italiener Roberto Bracco zur Aufführung gebracht, dem Verfasser deS auch hier gegebenen Lustspiels: „Untreu". Der neue Ein acter ist ein EhcbruchSdrama, welches gleich damit be ginnt, womit manche Fünsacter schließen: mit der Leiche der schuldigen Ehefrau. Der heimkehrende Gatte entdeckt mit einem Spürtalent, vaS der dramatischen Spannung zu gute kommt, den Schuldigen; eS ist sein SociuS. Er will ihn anfangs zur Rcchenschast ziehen; doch er besinnt sich eines Besseren: er möchte das Andenken seiner Frau nicht beschimpfen, seiner Tochter nicht die liebende Erinnerung trüben; so lebt er mit seinem SociuS nach wie vor zusammen — sie tragen Beide „Masken", welche den Haß und Vie Feindschaft in ihren Herzen verdecken. Ein neues Schauspiel von Paul Lindau hat am Berliner LessingiHeater einen unbestrittenen Erfolg davon getragen. Der Held ist ein Künstler, und man wird, wenn auch nicht gerade nachdrücklich, an Gerhart Hauplmann's „Eollegen Erampton" erinnert. Doch daö Atelier des Malers spielt m den meisten Liudau'ichen Stücken eine wichtige Rolle und der Dichter ist hier diesem mUieu treu geblieben. Der Held de« Stücke-, der Maler Erwin Drüben, ein Künstler, der für seine Bilder keine klingende Anerkennung findet, muß sich mit Plakatmalerei sein täglich Brod verdienen. Seine Tockter Stasfi empfindet diese demüthigente Cristen; ausS Tiefste; sic macht die Bekanntschaft eines reichen Fabrilanten- sohnes, der, um die Gunst der Tochter zu erwerben, dem Vater Aufträge giebt und Bilder' zu hoben Preisen erkauft. Staffi fällt als Opfer ihrer Leidenschaft, während bange schwere Ahnungen da- Herz des VaterS erfüllen. Der alte Fabrikant will durch Geld Alle« gut machen; der Maler aber verlangt, daß der Sobn sich vom Vater lossage und als Gatte der Staffi in ehrlichem Erwerb sich sein Brod verdiene. Der Fabrikantensohn war verlobt mit einer Jugendfreundin Stafsi'S, welche meint, daß diese schlechte Person sich nur hergegeben, um ihn an sich zu fesseln, dock Staffi selbst ver- »icktet, vertheidigt ihre ehrliche Leidenschaft und will nach Amerika ziehen, um sich dort als Lehrerin eine selbstständige geachtete Stellung zu erwerben. Der Maler aber, der daS Leben bisher für ein frobeS Spiel angcseben, erkennt jetzt den Ernst desselben — ein elegischer, kaum dramatischer Abschluß. DaS Ganze erscheint als ein Charakter- und Stimmungs gemälde; inwieweit cS dramatischen Kern besitzt, läßt sich auS der Inhaltsangabe kaum ersehen. Jedenfalls gab Herr Engels in dem Maler ein treffendes Charakterbild; er war der Träger deS Erfolges und wurde mit dem Dichter mehr fach hervorgerusen. Von leichten dramatischen Arbeiten erwähnen wir einen drriactigen Lnstspielsckwank: „Im Exil" von Anderten und Wolfs, welcher am Hamburger Tbaliatheater «inen Heiterkeitscrsolg davongetragcn. Gleichen Erfolg batte ein einactigcS Lustspiel von Gustav Davies „Katakomben" am Altonaer Stadttbeater. Das Theater deS Westens gab ein Berliner Volksstück „Sckiedsmann Hempel" von Julius Keller und Louis Herr m ann mit gutem Erfolg; besonders der erste und zweite Act schlugen ein. Der Held ist ein WohltbätigkeitSsanatiker und die Moral eeS Stückes ist, daß allzugroße Gutinüthigkeit vom Uebel sei. Die Titelrolle wurde von Herrn Roh land ge spielt, dessen vis comicu, wir ja hier in Leipzig oft genug gewürdigt baden. Namentlich wird sein glänzender Couplet vortrag gerühmt. Auf dem Gebiete des ernsteren Dramas haben Herr Ferdinand Bonn als Hamlet und Fräul. Barkany als Maria Stuart bewiesen, welche hervorragen den künstlerischen Kräfte daS sich immer mehr emporarbeitenbe Theater deS Westens besitzt. Rudolf von Gottschall. Generalversammlung -er Ortskrankencasse für Leipzig nnd Umgegend. Der Vorsitzende Herr Coininerzienrath vr. Willimar Schwabe eröffnete die von k8l Arbeitnehmern und 51 Arbeitgebern beiuchte Generalversammlung, welche am 30. November d. I. Abends 8 Uhr im Saale der „Flora" stattsand, wies durch Vorlegung der in H 63 des Statuts bezeichneten Blätter die ordnungsgemäße Einberufung nach, berief zu seiner Unterstützung aus der Versammlung als Bei sitzer ein Cassenmitglied, Herrn Michel, einen Arbeitgeber, Herrn Blüthner, und gab bekannt, daß im Ganzen eingeloden worden seien 23l Arbeitnehmer und 109 Arbeitgeber, außerdem der Ver trauensarzt Herr Vr. Otte und Herr Stenograph Jehl. Hierauf berichtete der Vorsitzende weiter, daß im lausenden Jahre 48 Sitzungen Les Vorstandes und der verschiedenen Ausschüsse statt- gesunden haben, daß der Mitgliederbestand am 15. November 1894 89 227, am 15. November 1895 98 480 und am 15. November 1896 109513 betragen habe, so daß seit 2 Jahren eine Zunahme von 20000 Personen zu verzeichnen sei und daß der Krankenbestand sich vor einigen Tagen ans 2067 ---- 1,89 Proc. gegen 1934 — l.96 Proc. im Jahre 1895 gestellt habe. Er erwähnte ferner die die vom I. Juli e. ab eingetretenc Erhöhung der Casjenleistung von 26 auf 34 Wochen, die in der Zeit vom I. Juli bis l. November o. lnsgesamint 119 Mitgliedern zu Theil geworden sei und einen Mehraufwand von 6971,25 an Krankengeld, Verpflegkosten im Krankenhause und an FamilienunterstützunZ verursacht habe, lieber Ergebnisse der Verwaltung des der Lasse gehörigen Grundstücks, früher Spamer's Hof, konnte Günstiges berichtet werden. Im Ver kehrsinteresse machten sich einige Verbesserungen der Bureauräume nokhwendig, die 1898 vorgenommen werden würden, da zu dieser Zeit der Vertrag mit einem Abmiether ablause. Der Neubau des Grundstückes Qnernraße 29 sei sertiggeslellt und inzwischen mit Ausnahme des Parterregewölbes vermiethet. Der Vorsitzende de- richtete ferner, daß im laufenden Jahre Verbandslage der sächsischen Ortskcankencassen und des Centralverbandes der deutschen Orts- krankencassen stattgefunden haben, und sprach der Vereinigung zur zürsorge für kranke Arbeiter den Dank der Casse für ihre Mtt- irbeit bei der Nutzbarmachung des § 12 Les Atters- und Jnvattbi- ätsversicherungsgesetzes aus, gleichzeitig auf eine vor Kurzem erschienene wichtige Bekanntmachung der Invaliditäts- und AlterS- aersicherungsanstalt für das Königreich Sachsen hinweisend, wonach Versicherten, welche wegen Lungenkrankheit oder anderer Leiden zur Abwendung der Invalidität der Behandlung in einer Heilanstalt oedürfen, den Gebrauch einer Cur in einer solchen auf Kosten der Versicherungsanstalt bewilligt werden könnte und zwar in den Fällen, in welchen eine vollständige Heilung oder doch eine wejent- ttche Besserung zu erwarten stehe. Zu Punct 1 der Tagesordnung übergehend, wählte die Ver- sammlung in den Ausschuß zur Prüfung der Rechnung des aufenden Jahres folgende Herren mit Acclamatton, die Arbeit- ,ebcr: Herrn David Magnus, als Stellvertreter Herrn Direktor Ürück, die Arbeitnehmer: Herrn Adolf Hüttig und Hermann Rabe, als Stellvertreter die Herren Eappus und Ehrlich. Sodann erledigt man Punctll: Die Wahl eine-Vorstands mitgliedes an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Jacobsen. Der Vorsitzende beritf als Wahlleiter die Herren Blei, Hafer- korn, Braun; die Versammlung wählte mit Akklamation aiS Bei sitzer der Wahlleiter die Herren Gälisch, Thiele, Schneider, Bertram, Letzner und Glantzmann. Nach beendeter Aus zählung verkündete der Herr Vorsitzende, daß Herr Arthur Heyne al« Vertreter der Arbeitnehmer mir 148 Stimmen gewählt worden ,ei. Herr Heyne erklärte, daß er die Wahl aunehme. Zu Punkt UI berichtete für den Finanzausschuß Herr Blüthner. Er theilte mit, daß im lausenden Jahre zweimal eine Revision der Hauptcasse und eininal eine solche des Markenbestanbes stattgefunden habe, und legte die darüber oufgenommenen Protokolle vor, aus denen hervorgehe, daß nur unwrirntliche AuSgellungen zu machen gewesen seien, desgleichen legte er die Ergebnisse der PrüfuugSthärigkeit der vereidete» Sachverständigen vor. Die Ge- lainniteiiiiiahuie bezifferte er für das Geschäftsjahr 1896 vorläufig aus 2 800000 die Gejammiausgabe aus 2 550 000 ^l, den vor aussichtlichen Ucbcrjchub aus 230 000 bi- 250 000 ^i, so daß die gesetzlich vorgeschnebene Rücklage zum Reservefonds von 10 Proc. gedeckt i«iu werde. Für den VcrfassungSauSjchuß berichtete Herr Haserkorn Folgendes: Ter Ausschuß habe 7 Sitzungen abgehaltrn und u. A. 42 Gesuch» der Arbeitgeber um Erlaß von Forderungen der Eass« erledigt, 3 durch voll«, 22 durch theilweisr Bewilligung, 17 durch Abwei>ung. Herr Haserkorn richtete an die Arbeitgeber dir dringend« Bitte, wenn sie von der Lass« wegen unterlassener Anmeldung haftbar gemacht würden, nicht mehr die Beraniwortung aus ihre Angestellten zu übertragen, da der Vorstand außer Stande sich be fände, auf solche Gesuche eiugehen zu können, da nach dem Gesetz nickt der Angestellte, sondern nur der Arbeitgeber der Lasse gegen über verantwortlich sei. Auch erwähnte er, daß verschiedene Arbeit geber wegen Nichtabsühruug der Arbciterbeiträge der Staatsanwalt schaft angezeigt worden wären, nnd berichtete über einige Be- IrtdiguugSfätte. Die bei der Versammlung der freien Vereinigung der sächsischen Ortskrankenkassen und bei der Hauptversammlung LeS Eentral- Verbandes der deutschen OrtSkrankencassen gestellten Anträge und die darauf gefaßten Beschlüsse machte der Berichterstatter zum Gegen- stand einer eingehenden Darstellung und bemerkte Labet, daß die Ortskrankenkasse Leipzig in Folge ihrer Eigenschaft als geschästs- führende Casse verpflichtet sei, diese Beschlüsse zur Ausführung zu bringen. Ferner weist der Herr Berichterstatter daraus hin, daß in riuein von der Ortskrankenkasse geführten Processe rechtskräftig sestgestellt worden sei, daß Streitigkeiten nach 8 58 deS Krankenversicherungs-Gesetzes zwischen den zu ver sichernden Personen oder ihren Arbeitgebern einerseits und der Ortskrankenkasse andererseits Uber die Verpflichtung zu Leistung von Beiträgen nach einer ncuerlichen Entscheidung des kgl. Oberlandes- gcrichtS nicht im ordentliche» Rechtswege, sondern im Verwaltungs- sireilversahre» weiter zu verfolgen seien. — Auch in der Frage der Nutzbarmachung deS 8 12 des Alters- nnd Jnvalidilätsversicherunas- Gesetzes sei durch das Entgegenkommen der Versicherungsanstalt für da- Königreich Sachsen viel erreicht worden, insbesondere habe diese die Lniigenheilanstalt Albertsberg bei Reiboldsgrnn durch eine» Beitrag gefördert und stehe zu erhoffe», daß die Anstalt im nächsten Jahre eröffnet werden könne. Herr Ramm sprach den Wunsch ans, daß der Vorstand in der Frage der Haftbarmachung der Arbeitgeber feste Grundsätze beobachten möchte, und besprach noch die freie Bereinigung sächsischer Ortskrankenkassen und den Central-Verband von Ortskrankenkassen im deutschen Reiche. Herr Ernst empfahl dem Vorstände, strenge Maßnahmen zu treffen gegen solche Arbeitgeber, die der Meldepflicht nur ungenügend nachkommen. Herr Haserkorn erläuterte gegenüber Herrn Ramm das Ver halten des Vorstandes, ebenso Herr Grimm. Herr Letzner bestritt die Berechtigung der Aberkennung des Mandate- gegenüber zweien Arbeitnehmer-Verlretern. Nachdem Herr Ramm nochmals zur Sache gesprochen und Herr Steinmetz ihm erwidert hatte, sprach Herr Haserkorn über den einen von Herrn Letzner erwähnten Fall Stuhr, bei welchem der Vorstand lediglich nach den Statuten gehandelt habe. Ten Bericht des Sanitäts-Aussch usseS trug Herr Steinmetz vor. Er erwähnte, daß die dem Sanitäts-Ausschuß unterstehenden Angelegenheiten dem Vorstand am meisten Arbeit verursachen, daß aber die Thätigkeit LiejcS Ausschusses eine befriedigende sei, und be rührte die Thätigkeit Les Vertrauensarztes, Herrn vr. Otte, mit dem die Casse kürzlich einen Vertrag auf wettere drei Jahre ab geschlossen habe. Bon den Cassenärzten seien zwei verstorben, zehn verzogen, zwei haben gekündigt und zwei Aerzten iei gekündigt worden; für den demnächst ausscheidenden vr. Pabst werde als Ersatz ein anderer Arzt zugelassen werben. Die von der Casse benutzte Heimstätte am GleeZberg sei nach dem Brandschaden dcs vorigen Jahres erweitert worden, so daß jetzt bis zu 60 Personen dort Unterkunft finden könnten. Die Herren Wunderlich, Schneider, Kücken, Weidler und Gälisch stellten verschiedene Anfragen, worauf der Herr Vor- sitzende und Herr Steinmetz antworteten. Hierauf erklärte der Herr Vorsitzende die Tagesordnung für er ledigt nnd die Versammlung für geschlossen. Vermischtes. ---- Berlin, 3. December. Ter falscke Einjährige, der Sobn des Gastwirthö Köhler von der Ecke der Teltower- und Möckernstraße, wirb sich demnächst wegen schwerer Ur kundenfälschung zu verantworten baden. Ucder seine Ver haftung werden noch einige Einzelheiten bekannt. Fritz Kökler war, als er sein Jahr abgcdient hatte, nach Amerika ge gangen. Als sein Schwindel bekannt wurde, vernahm der Untersuchungsrichter seinen Vater, konnte aber von diesem den Aufenthalt seines Sohnes nicht erfahren. Als der Bater später mehrere Briefe von seinem Sohne erhielt, trug er sie selbst ungeöffnet zum Untersuchungsrichter. So erfuhr dieser, daß Fritz Köhler seinen Vater uni Geld bat für die Reise von Rotterdam nach Berlin. Im Einvernehmen mit dem Richter schickte Herr Köhler daS Geld und sein Sohn kam nach Berlin. Nachdem er sich zwei Tage im Elternhaus« und einen Tag bei seinem Bruder Carl in Scköneberg auf gehalten hatte, führte ibn dieser dem Gerichte zu. Z Halle a. S., 2. December. Heule wurde der bisherige Rendant der Kirchencasse zu St. Marien, Kanzlei- secretair beim Amtsgericht Müller, verhaftet, nachdem ihm vor Kurzem bereits diese ehrenamtlichen Geschäfte wegen auf fälliger Differenzen im Rechnungswesen abgenommen worden waren. Inzwischen har sich herauSgestellt, daß M. sich er heblicher Unterschlagungen schuldig gemacht hat. Bis jetzt ist eine Fehlsumme von mebr als 10 000 festgestellt worden. Die Veruntreuungen, die durch rasfinirte Fälschungen verdeckt wurden, reichen etwa 6 Jahre zurück, während welcker Zeit erhebliche Summen die Casse passirten, da die Kircheugemeinde einen umfangreichen Neubau ihrer Predigerhäuser au-führte. Ein Sohn M.'s wurde vor einigen Jahren wegen Bankerotts verurtheilt. Man vermuthet, daß der Vater dem Sobne Summen zugewendet bat, um ibn vor dem Fallissement zu retten. Auffällig war eS dann, daß während deS ProcesseS gegen den Sohn, Weinhänvler Max A. Müller, verschiedene GerichtSacten spurlos verschwanden. — Kopenhagen, 29. November. Der Lakai Oxenböll, der im Laufe von einigen Jahren über 60 000 Kronen aus der Privatschatulle deS König- gestohlen hatte und dafür zu einer längeren Zuchthausstrafe verurtheilt worden war, ist vom Könige begnadigt und mit seiner Familie LeS Landes verwiesen worden. — Johannesburg (Transvaal), 21. October. Die am 15. Juli vorgenommene Zählung ergab für Johannesburg und seine Vorstädte eine Bevölkerung von 102 078 Personen; eine Hobe Zahl, wenn man bedenkt, daß die Stadt erst vor zehn Jahren gegründet wurde. Darunter befinden sich 50 907 Europäer oder Weiße, 42 533 Eingeborene von verschiedenen Kafferstäminen, der Rest besteht aus Asiaten, Mischlingen rc. Von der weißen Bevölkerung stammen 16 265 aus Groß britannien, 15 162 aus der Capcolonie nnd nur 6205 aus Transvaal, 3335 aus Rußland (meist russische oder polnische Juden), 2262 aus Deutschland. Unter den Europäern be finden sich 25 028, die das 16. Lebensjahr überschritten baden; von diesen sind 1039 vollberechtigte Bürger und 516 natura- lisirte Untertdanen; die übrigen 23 503 haben kein Stimmrecht. Von den 13391 europäischen Kindern unter 16 Jahren sind 6992 deS Lesens und Schreibens unkundig, auch nicht für den Schulunierrickt angemeldet. Die Zahl der verheiratbeten Per sonen wird mit 31981 angegeben, darunter 22 968 Männer und 9013 Frauen, eine Ungleichheit, die selbstverständlich daher rührt, daß viele unter den am Rand sich aufhaltenden Männern ihre Familien in der Heimath zurückgelaffen haben. Dem Brkenntniß nach zerfällt die Einwohnerschaft in 48 213 Protestanten, 4800 Katholiken, 6253 Juden, 2565 Moham medaner, 7503 von verschiedenen Seelen und 32 545 Heiden. Als Gewerbtreibende, hauptsächlich in den Goldgruben be schäftigt, sind 45 187 Personen angegeben, al- Ackerbau treibende nur 1884. Johannesburg beherbergt 19 Lehrlinge, einen Wegearbeitrr, einen Todtengräber und fünf Landstreicher Literatur. In der Geographischen Verlagshandlung Dietrick Reimer in Berlin erschien soeben »in üb»rau« fesselndes Buch: Waitperjahre einrs jungen Hamburger Kaufmannes, eine Reise um die Erde i» 1000 Tagen von Oswald Kunhardt. Die Einleitung dieses stattlichen, mit zahlreichen Abbildungen und UebersicktSkarten gr- schmückten Werkes aiebt kurz und bündig über die Absichten des Verfassers Ausschluß. Es will nicht die Reihe der zahllosen Reise werke vermehre», die nur der Unterhaltung dienen; sein Buck ist die Niederschrift der überseeischen Erfahrungen und Erlebnisse, die er als junger deutscher Kaufmann in seiner BerufSthätiakrit gesammelt bat und bereu Kenntniß für seine Alters- und Berussgenossen eben so wichtig als anreaend jein dürste. Kunhardt bat das für einen jungen Kaufmann der Jetztzeit unschätzbare Glück gehabt, in drei fremden Erdtheilcn an bedeutenden Handelsplätzen längere Zeit tdäiig zu sein. Er war Angestellter großer Ausfuhrgeschäfte in Argentinien und Paraguay; er vertrat als Reifender rin Haus in Mexiko und be lachte in dessen Auftrag das Innere des Landes; er regelte für die Hamburger Firma seines VaterS schwierige Angelegenheiten in Wellington auf Neuseeland. Er hat mit offenem Blick die Lage unserer deutschen Landsleute in der Fremde betrachtet, sei es an der Westküste Südamerikas, auf den Samoa-Jnseln, auf dem australischen Festland. Er hat englische Besitzungen besucht, in Mittelamerika, im Copland, und ihre trefflichen Einrichtungen schützen gelernt. Ueberall ist er bestrebt, selbst zu urtheilen und nach eigenen Eindrücken vorgefaßte Meinungen, so zum Beispiel im Lande deS „Ohm Paul", zu berichtigen. Ueberall klingt die Ueberzrugung durch, daß der Deutsche im Ausland von anderen Nationen noch viel lernen kann, und ans dieser Uebcrzeugung erwachsen ihm praktische Rathschläge sür den Ausfuhrhandel, das Siedelungswesen u. s. w. Neben diesen sachlichen Mittheilungen finden wir Capitel reiner Reiseschilderung, die ungemein fesselnd sind. Dahin gehört z. B. der Ritt durch einen brennenden Kamp, die Reise durch die Jndiancrdörfer Les inneren Mexikos, der Aufenthalt auf Honolulu und in Apia, die Besteigung der Neuseeländischen Alpen, der Besuch der Gold- und Diamant gruben in Transvaal. Der Geschmack des Verfassers zeigt sich nicht nur an den trefflich ausgewäbtten (nach Originalphotographien her- gestellten) Abbildungen von Land und Leuten, sondern auch an der mit Bedacht von überflüssigen Fremdwörtern gereinigten Sprache. Das Buck dürfte somit namentlich sür kaufmännische Kreise ein ebenso gediegenes als unterhaltendes Geschenkwerk sein. * -l- Teutschev Soldatcnyort, Jllustririe Zeitschrift sür das deutsche Heer und Volk. Herausgeber: General-Lieutenant z. D. H. v. Below. Verlag von Carl Siegismund, Berlin >V., Mauerstraße 68. VIII. Jahrgang Nr. 7 erschien soeben und enthält: Der König hilft! Erzählung von R. W. Eber. — Erinnerungen an den Heim gegangenen Oberbofprediger a. D. vr. Emil Fromme!. — Er zählungen aus dem Kriege. Von General der Infanterie z. D. o. Kretjchman. — Die Ornväs - Kousguetairs und Orevaäier-- ä eük-val in der brandenburg-preußischen Armee von 1687—1709. Von B. Steinbrinck. (Mtt Abbildungen.) — Kriegsspiel und Kriegs ernst Ein« Mitthrilung von F. Frdrn. von Dincklage. — Von der französischen Armee. (Mil Abbildungen.) — Auch ein Schreckschuß. (Mit Abbildung.) — Volksaberglaube nnd Volksanschauung ans Nordthnringen. Bon N. Reichhardt, Pastor. — Ein schwarzer Fürst. Historische Skizze aus Westindien von Ank. Andrea. — Vaterländische Gedenktage rc. * * Äus -em Geschäftsverkehr. ? Das Institut für Optik, Mechanik nnd Physik L- H. Meder, Martt 11, welchem ein wohtbegründeter Rns voraus geht, Hal in diesem Jahre in seinen großen hallenartigen Räumen, welche nebenbei gesagt einen angenehmen Aufenthalt bieten, eine Ausstellung der auserlesensten Fachartikel geschaffen. In systema tischer Reihcnsolge sind die verschiedenen Instrumente nnd Apparate aus den, Gebiete der Optik, Physik, Elektrotechnik rc. zur Schau gestellt. Die Reichhaltigkeit, leben Wünschen der kaufenden Welt begegnend, die wunderprächligrn Ausstattungen der einzelnen Sachen (erwähnen wollen wir besonders Theater - Perspective) zeigt die höchste Vollen dung der optischen Industrie und fesseln das Auge ungemein. Aus der Fülle der ausgestellten nützlichen Sachen greisen wir heraus die große Auswahl in Thermometern, Barometern, niedlichen Wetterhäuschen, Theater-, Fern- und Marine-Perspective, darunter die weltbekannten Theater, und Reiseglüjer „Universal", „Kosmos",„Lipsia", „Saxonia", „Apollo". — Eine schöne Sache ist eS, an langen Winterabenden die herrlichen Bilder der bereisten Gegenden in Erinnerung zu bringen, und nichts ist besser dazu angethan, als die plastisch er- scheinenden Stereoskop-Bilder. Eine enorme Sammlung von stereo skopischen Ansichten aller Herrenländer, der schönsten Partien aus Gebirgsgegenden und Städten hat die Firma O. H. Meder ihrer Ausstellung eingereiht. Verzeichniß der nach tausenden zählenden Ansichten erhält jeder Interessent an der Easie kostenfrei. Die be kannten Stereoskop-Apparate sind in besonders reicher Auswahl und Ausstattung vom kleinsten „Westentaschen-Apparat" bis zum großen Revolver-Apparat für 100 Bilder vertreten. — Für Lernbeslissene hat das Institut in der L'hrmittelabtheilung ganz besonders viel fällige, sehr anregende und belehrende Sachen ausgestellt, z. B: Reißzeuge, Experimentirkästen für Optik, Mechanik, Physik, galva nische und Reibungs-Llektricität, Modelldampsmajchinen, vktterim magge«, Oaweru obscur» und vieles mehr. Eine bedeutende Er weiterung hat die schöne Ausstellung durch die Erzeugnisse der Elektro technik erfahren. Auf diesem Gebiete werden eine Menge nützliche Gebrauchs- und Lurusartikrl auf den Markt gebracht, z. B. Uhr ständer und Handlaternen mit elektrischem Glühlicht, elektrische Feuerzeuge, leuchtende Blumen, Nasen, Ohren — für CarnevalSsckerze ausnehmend geeignet —, elektrische Haus- klingrin (complete Läutewerke), alle Arten Glühlampen, Dynamomaschinen, Elektro - Motor«, als Neuheit eine Reib zeug - Elektrisir - Maschine „Blitzfunkr". Sie ist die billigste exinirendr Maschine und vermöge ihrer sehr übersichtlichen Eon- struciion sehr lehrreich und zur Explikation bewnders geeignet. Man kann durch allerlei Kurzweil der elektrischen Experimente nnd Spiele sich unaufhörlich damit anregend beschäftigen. — Wir sehen des Interessanten so viel, daß wir nicht Alle« an dieser Stelle aus- zählen können, und so Manchem wird au« der Verlegenheit geholfen, Ivsern die Frage an ihn hrrantritt: Was schenke ich Schönes und zugleich Praktische- der Gattin, Schwester rc. Sin Blick in Meder's Ausstellung, und die Frage ist gelöst, rin Jeder findet »in passendes Geschenk. Wir können deshalb zur Besichtigung der Ausstellung rarhen, um io mehr, als auch Nichikäuser Zutritt zu derselben haben. Eine zuvorkommende Bedienung thut im Uebrigen ihr Möglichstes, jedem Besucher befriedigend Auskunft zu ertheilen bezw. Dienste zn erweisen. 8eri»«»-^»»ck>li«ke1 14 Prattistt e kinckeruliesel zum Knvpsen und Schnüren, rationelle Paßformen, von 20, .41 an. höchst solid«iseiiul!»tlekei von 4', ^l an. vamki>»v«cker-8li«t»l höchst praktisch nnd solid für den Herbst 5 v»m»»-rlie-S1lek»i 4'/, .»I Praktischer Vvwo»- 8odnllr-8tiek«1, »leg. engl. Sckaitt, 7 ^l ri1,-8o1,i»Ur-8«rke1 mit Lederbesatz 4 ^il Höchst solider u. eleganter engl. Vt»me»-Ha»pk-8t1e1«I 7'/, ^l Xnvpk-Ktlekel mit warmem Futter, Tuch mit Lederbesatz 7'/, 5'/, M Serrev-Dnarnoyustv für den Unteiricht 5 Norrov-, v«w«u- und Ulnck-r-Öummi- 8«kiuli« zu billigsten Praktischer Herrsn-8vl>v11r- Preisen. Höchst solide Verreu-8tiek«I«1tvn 8tletel für den Herbst u. Winter für den praktischen Gebrauch mit 8'/, eleg. 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