Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980223012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898022301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898022301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-23
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
eeclesia pressu herauszutreten und eine ecolesiu triuwpduns darzustellen. Thorwaldsen, Rauch, Tieck, und andere in der Bildhauerei, Overbeck, Cornelius, die Riepenhausen und Biele noch außer ihnen, die theils noch im Werden sind, theils bisher des reifenden Sonnenscheins ermangelt haben, harren mit Schmerzen der Gelegenheit, ihre Kraft und ihr Talent an einem großen Gegenstand für ihr Volk zu üben. Da würde ihnen das Sieges- mal geben, was einzig fehlt, und was Fürsten ihnen nie ge währen können: ein großes Heiligthum und eine Stiftung, der sich ihre Kraft und ihr Trieb hingeben, und wo die Kunst eines Jahrhunderts sich in einer Blüthe zusammenschließen könnte. Wie um die Kirchen des Mittelalters die Städte sich gesammelt haben, so würde die teutsche Kunstschule um dies Mal sich zu sammenfinden." Inzwischen hatte Schinkel, Wohl auch durch Sieveking's Vorschlag angeregt, schon einen gothischen Dom für Berlin ent worfen. In dem oben besprochenen Aufsatz „Siegesmal" heißt es auch, von Berlin werde geschrieben: „Hier hat Schinkel, gewiß der größte lebende Architekt, eine Kirche zur Erinnerung der ver gangenen Zeit von so wunderbarer Schönheit, mit solcher Frei heit der Behandlung des altteutschen Baustils, so sinnvoll als Denkmal der Geschichten aller großer Männer, aller Länder, aus denen unser Reich besteht, so zierlich gezeichnet und gedacht in Allem, ausgestellt, daß es gewiß nicht ausgeführt wird. Ein Siegesdenkmal, ein öffentlicher Brunnen, der, vom Genius mit dem flammenden Schwerte bewacht, in Basreliefen das letzte Jahr darstellt, von ihm entworfen, wird vielleicht eher ausgeführt, weil es mehr in den gewöhnlichen Sinn der Geschäftswelt paßt." Pläne und Skizzen zu dem Dom sowohl wie zu dem Brunnen haben sich in Schirrtel's Nachlaß erhalten.*) Aber auch noch ein andrer Gedanke war inzwischen ausge sprochen worden. Schon mehrfach war bei der Denkmalsidee über haupt und namentlich bei der Idee eines Doms auf den Kölner Dom und das Straßburger Münster hingewiesen worden. Ein Aufsatz im „ Rheinischen Merkur" vom 20. November 1814 (Nr. 151), unzweifelhaft von Gör res, dem Herausgeber des Blattes, selbst geschrieben, tritt nun „mit den gewaltigen Worten, die ihm eigen sind", wie Lyricus im „Orient" vom 3. December 1814 sagt, geradezu für den Gedanken ein, statt an verschiedenen Orten Deutschlands neue Dome anzufangen, lieber den Dom zu Köln, dieses „heilige Vermächtniß der Vergangenheit", zu Ehren der großen Zeit zu vollenden. „Ist auch in uns die teutsche Ehre wieder aufgerichtet, wir können nicht mit Ehren ein ander prunkend Werk beginnen, bis wir dieses zu seinem Ende gebracht und den Bau vollends ausgeführt haben. Trauernd schwebt die Idee des Meisters über diesem Dome, er hat sie vom Himmel herab beschworen, aber den Leib haben alle Geschlechter, die an ihr vergangen sind, ihr nicht ergänzen können, und so flattert sie, halb Geist und halb verkörpert, wie beim Sterbenden oder Un- gebornen, um die gewaltige Masse und kann nicht sich ablösen und nicht wiederkehren, noch auch zur Geburt gelangen, um ein viel tausendjähriges Alter auf Erden durchzuleben. Ein ewiger Vor wurf steht der Bau vor unfern Augen, und der Künstler zürnt aus ihm heraus, daß so viele Menschenalter nicht zur Wirklichkeit gebracht, was er allein, ein schwacher sterblicher Mann, in seines Geistes Gedanken getragen hat. Auch ist ein Fluch darauf gesetzt gewesm, als die Bauleute sich verliefen, und also hat der zornige Geist geflucht: so lange soll Deutschland in Schande und Er niedrigung leben, preisgegeben eigenem Hader und fremdem Uebcrmuthe, bis sein Volk sich wieder der Idee zuwendet, von der es sich, der Eigensucht nachjagend, losgesagt, und bis cs durch wahrhaftige Gottesfurcht, gründlich treuen Sinn, festes Zu sammenhalten in gleicher Begeisterung und bescheidene Selbst- verläugnung wieder tauglich worden, solche Werke auszuführen, wie es sie jetzt in seiner Versunkenheit aufgegeben. Die Nächsten haben der wahrsagenden Stimme gelacht und bei sich überlegt, wie sie es wohl selbst durch eigenen Verstand abwenden und zu einem guten Ende bringen wollten; aber Jahrhunderte haben den Fluch getragen, und an uns ist er zur Vollziehung gekommen. Und weil wir darüber uns wieder auf uns selbst besonnen haben, darum ist auch an uns der Ruf ergangen, zu vollenden, wo jene es gelassen, und auszuführen, was ein Geschlecht, dem wir wieder gleich werden wollen, angefangen." Sieveking und Görres scheinen die letzten gewesen zu sein, die mit Denkmalsideen h-rvortraten. Dann erstickte die bittere Enttäuschung der großen Hoffnungen, die sich an die Erhebung des deutschen Volkes von 1813 geknüpft hatten, die Begeisterung für die Sache. Nach der Schlacht bei Belle-Alliance kommt im „Rheinischen Merkur" vom 4. Juli 1815 (Nr. 263) noch einmal einer auf die Denkmalsfrage zurück. Er ist gegen alle Denk mäler. „Wer ein Kunstwerk schaffen will, der stell' es frei und stolz in die Welt, denn es ist für sich eine That und braucht nichts anderes, worauf es sich stützt; das andere Thun wird doch unsterblich, so es den Keim der Unendlichkeit in sich trägt. Ein schlechtes Denkmal aber wird der Nachwelt ein dummer Klotz und höhnt die That und die Zeit, die es ausgestellt hat; was aber wahre Kunst erbaut, das ist sich selbst Ursache und Grund und darf trotzig auf sich selber stehen." Darum habe ihm am besten gefallen, „was Arndt vorgeschlagen auf Eingebung des Engels." *) Vgl. A. v. Wolzogen, Aus Schinkel's Nachlatz Bd. 4., S. 128 f. und 316. Einen andern Entwurf machte Schinkel 1819; s. ebenda. Dieser „Siegesdom- für Berlin sollte „vor dem Potsdamer Thore in der Are der Leipziger Straße auf einem großen freien Platze- er richtet werden. Dgl. die „Deutsche Bauzeitung", 3. Jahrgang (1869) S. 7V, wo der Grundriß abgebildet ist. Kaufmännischer Verein. „Das Edict von Nantes- bildete das Thema eines längeren, höchst klaren und geistvollen Bortrages, welchen Herr vr. Sturmhoefelam letzten Versammlungsabead vor einem großen Hörerkreise hielt und dessen Einzelheiten die Vorgeschichte des Edicts von Nantes und den Erlaß des letzteren berührten. Wie die gegenwärtige Zeit unwillkürlich den Blick auf die Ereignisse vor fünfzig Jahren zurücklenken läßt, so läßt sie eS auch bedeutungsvoll erscheinen, einer anderen Revolution, der großen Geisterrevolution des 16. Jahrhunderts, zu gedenken. Was heute in Frankreich bei Zola mit dem Rufe „Nieder mit den Juden!- geschieht, das hat sich einst mit dem Rufe „Nieder mit den Pro testanten!" abgespielt; rS beweist, daß Frankreich jedes ihm fremde Element auszustoßen sich bemüht, daß es ehemals die Reformation ganz im politischen Sinne ausgefaßt hat. Freilick kostete es Frank reich seine besten Kräfte. Es war ein selbstmörderisches Unterfangen, Alles, was ihm zuwider war, hinauszudrängen. Auch in Frankreich wurde der Weckruf Luther's und Zwingli's gehört, natürlich von Solchen, die dafür Derständniß hatten. Doch schon unter König Franz I. begann die Verfolgung der Protestanten; die Scheiterhaufen rauchten, und ganze Gemeinden wurden mit Stumpf und Stiel, mit Feuer und Schwert vernichtet. Ja Genf suchten und sanden die französischen Protestanten einen rettenden Ort, dort, wo Calvin wirkte, Calvin, der Mann mir anfänglich rein juristischer, dann theologischer Bildung, der Lehrmeister' mit kühler Ueberlegung, mit weitreichender Berechnung, mit eiserner Eonsequenz, um den sich die Franzosen schaarten. Calvin, vor wiegend Gelehrter, tonnt« lediglich nur für bessere Geisler, für Er leuchtete, verständlich werden; nie ist der Calvinismus für die großen Masten gewesen. Die aber, welche Calvinisten in ihrer Bekehrung zu der von ihnen ergriffenen einzigen wahren Religion wurden, standen mit einer erstaunlichen Festigkeit, mit einer freudigen Hingabe, mit überzeugungstreuem Muthe zu ihrer Sache. Es entstand die schroffste Form des Protestantismus auf dem Boden Genfs; hinausgetragcn, mußte er zu den schärfsten Bürgerkriegen führen. Schon in den Guisen sanden die französischen Protestanten, welche sich am 15. Mai 1559 zu einem gemeinsamen Bund als erste Cal- vin'sche Gemeinde-Synode zusammenschlosten, abgesagte Feinde: als vollends im Jahre 1560 die Verschwörung von Ambroise mißlang, gingen sie, angeblich mit einem Rechtsgrund, gegen die Protestanten vor. Mit dem Tode Franz' 11. änderte sich dies. Der zehrende Ehrgeiz einer Katharina von Medicis, deren Zweck die Herrschaft war, gebot ein Zurückdrängen der Guisen; und da ergab sich eine Ver bindung mit den Protestanten. Am 17. Januar 1562 erschien das Tuldungs-Decret von St. Germain. Es gab, als erster Vorläufer des Edicts von Nantes, den Hugenotten, also den Protestanten, das Recht, ihre Religion in den Städten, sofern sie nicht Bischofssitze waren, zu üben. Die Macht und das Ansehen der Protestanten stieg; bestanden doch damals 2150 reformirte Gemeinden in Frankreich. Drei Viertel von allen gebildeten Leuten gehörten der sogenannten resormirten Religion an. Darin lag ein großer moralischer Vortheil, aber auch eine materielle Schwäche, denn den Gebildeten gegenüber stand die breite Maffe des Volkes. Die katholische Gegenströmung ließ auch nicht lange auf sich warten. Im Jahre 1562 wurde das Signal zu einem blutigen andauern den Krieg und zum Beginn der sechsunddreißig Jahre währenden Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten gegeben. Es war ein Glück, daß Herzog Franz von Guise hierbei ermordet wurde und damit der gefährlichste Gegner des Protestantismus verschwand. Die Königin selbst, ihres lästigen Vormundes ledig geworden, benutzte das Edict für eine Beschränkung der Feindseligkeiten; ein neuer Friede wurde im Jahre 1567 geschlossen. Inzwischen stählten sich die Calvinisten; sie gründeten damals in Frankreich fünf neue Akademien in den Hauptplätzen des Protestan tismus. Umso gereizter war der Katholicismus. Nun waren es die Protestanten, welche den Kampf neu eröffneten, bis wieder das Friedensedict von Longjumeau erschien. Niemand glaubte an diesen Frieden, der auch von den Katholiken nicht ernst gemeint war. Er wurde in der That auch wieder ge brochen, als der König im Jahre 1568, als bei Larochelle die Kraft der Protestanten bezwungen wurde, die Ilebermacht gewann. Alle Zugeständnisse hob der König auf. Doch die Kräfte der Protestanten waren noch nicht bezwungen; das unzuverlässige Heer der Söldner bereitete dem König Schwierigkeiten, und so sah er sich veranlaßt, einen neuen Frieden abzusckließen. Indessen nach fünf Jahren traten neue Feindseligkeiten auf, zu einer Zeit, zu welcher der Pro testantismus in Blüthe stand. An die Seite des jungen unzuver lässigen und wetterwendischen Karl IX. trat Admiral Coligny, wel cher einen wesentlichen Einfluß aus die französische Politik gewann. Im Haß gegen den mächtig gewordenen Coligny zettelte Katharina von Medicis ein Attentat gegen denselben an; als dieses mißlang, kam sie in ihrer Angst vor Verrath auf den teuflischen Plan, den König zur Vernichtung Coligny's und der Protestanten auszustacheln. Bundesgenossen fanden sich in den Guisen und in der Pariser Be völkerung. Tausende von Fäusten standen in der Bartholomäus nacht bereit, lind das Morden in dieser Nacht fand seinen Wider hall in ganz Frankreich. Mindestens 20 006 Protestanten — man sprach von 100 000 — haben auf diese Weise außerhalb Paris den Märtyrertod für ihre Religion erlitten. Nack dem fünften, nach dem sechsten Religionskriege wurden allerdings wiederholt den Protestan ten von katholischer Seite weitreichende Zugeständnisse gegeben, bis endlich das Edict von Nantes den Frieden Frankreichs auf ein Jahr hundert hinaus sicherte. Das Edict von Nantes war ein Fricdensabschlutz, welcher den staatsmännischen Geist Hcinrich's IV. bewies und Frankreich einen freundlichen Gedanken zu seiner weiteren Entwickelung brachte, d e n Gedanken, daß die Confessionen neben einander zu leben haben, ohne ihren eigenen Standpunct zu scharf zu betonen, daß sie sich unterord nen zum Glück und Gedeihen des Staates. (Großer Beifall.) —m. parochialverein zu L.-Gohlis. L.-Gohlis, 19. Februar. Zum Gedächlniß von Luther's Todes tag hatte der hiesige Parochialverein, welcher opferwillig die kirchliche Armen- und Krankenpflege treibt, auch die Anstellung einer zweiten Dicekonisse beabsichtigt, für gestern seinen zweiten Vereinsabend deS Winterhalbjahres 1697/98 im Saale des Schillerschlößchens veranstaltet. Von dem Vorsitzenden, Herrn Pastor Or. Seydel, wurde die zahlreiche Versammlung begrüßt und mit dem allgemeinen Gesänge „Ein' feste Burg" eröffnet. Hierauf brachte Fräulein Elsa Bodek zwei Gedichte: „Junker Georg" von Gerok und „Luther's letztes Ja- von Stöber, recht ausdrucksvoll zum Vor trag, und wurde damit zugleich die den Miltelpunct des Ganzen bil dende Rede des Herrn Pastor vr. Seydel, welcher über „die Sittenverderbniß im päpstlichen Rom vor Luther's Reformation- sprach, vorbereitet. Redner ging aus von dem falschen Gerücht, welches 1521 über Luther's Tod verbreitet wurde. „Luther todt!- so habe es geheißen. Meuchlings sei er auf die Seite gebracht worden. In banger Sorge um die Zukunft habe man die Frage auf geworfen: Was wird aus uns werden? Nach Hinweis auf die Be deutung des wirklichen Todes Luther's kam der Vortragende auf die Reformationsdedürstigkeit der vorlutherischen Zeit zu sprechen und lieferte zugleich den Beweis dafür durch reiche geschichtliche Züge. Diese Resormationsbedürftigkeit sei sogar von den Concilien anerkannt worden. Es wurde sodann die Aufmerksamkeit auf die vom päpstlichen Hose begangenen Erpressungen und auf die Laster haftigkeit einzelner Päpste (Jnnocenz VUl. und Alexander VI.) gelenkt, zugleich der Einfluß hervorgehoben, den die Reformation zweifellos in besserndem Sinne auf Rom selbst ausgeübt hat. Mit einem energischen Hinweis, daß Luther noch lebe in der Kraft seines Geistes und von Rom gefürchtet werde, schloß der hochinteressante Vortrag, auffordernd zu einem treuen „Ja- für das Evangelium, entsprechend Luther's letztem „Ja-, wie zu einem entschiedenen „Nein- gegen römische Anmaßung und Ueberhebnng. Nach der Rede brachte Frau vr. Mirsch-Riccius sech-S prächtige Lieder von Schubert, Weber, Storch, Mendelssohn, Schu mann und Brahms zum Vortrag, die in ihrer höchst feinsinnigen Ausführung einen besonderen Genuß boten. Der Beifallssturm ver anlaßte sie zu mehreren willkommenen Zugaben. Die Begleitung dbs Herrn Organist Brendel auf dem prächtigen Blüthner'schen Flügel war, wie gewöhnlich, musterhaft. Eine ganz brillante Technik entwickelten die Herren Lehrer Bohne, Schäffer, Hahn und Musikmeister Schwerin, welche zwei Streichauartette von Haydn stimmungsvoll zu Gehör brachten, während die vier Hornquar- tettederCapelledes 106. Regiments durch cxacte Aus führung einen glänzenden Erfolg erzielten und die Gesangsvorträge des strebsamen Verein? „Liederkranz- unter der umsichtigen Leitung des Herrn Matthes sowohl dem ersten, wie auch dem zweiten Theile einen schönen harmonischen Abschluß verliehen. Thäligkeit des Snmaritervereins zu Leipzig. 8 Im Monat Januar 1898 wurde nach den Meldungen an die Geschäftsstelle die erste Hilfe in 673 Fällen beansprucht, und zwar bei 592 Unfällen und 61 Plötzlichen Erkrankungen. Nicht behandelt wurden 20 Fälle. Die Hilfe der I. Sanitätswache (Nikolaistraße, Ecke Niko- laikirchhos) wurde i» 206 Fällen (127mal am Tage und 79mal in der Nacht) nachgesuchl. Hei diesen handelte es sich um 193 Erwachsen« und 13 Kinder, welche in 190 Fällen aus der Wache und in 16 Fällen in ihrer Wohnung ärztliche Hilfe beanspruchten. Behandelt wurden 182 wegen äußc. c und 15 wegen innerer Leiden. In einem Falle wurde Geburtshilfe geleistet. Nicht behandelt wurden 5 Personen, da eine der Nathswache, eine dem Trier'schen Institut und eine d«m Augenarzt überwiesen wurde, während sich ein Kranker schon wieder erholt hatte und ein anderer eine Behandlung ablehnie. Zurückge wiesen wurden 3 ältere Krankheitsfälle. Betriebsunfälle kamen 63, Verletzungen in der Trunkenheit 9 und in Folge Schlägereien 43 vor. Die Hilfe der II. SanitätSwache iPeterssteinweg 17) ver langten insgesammt 202 Personen (156 am Tage und 46 in der Nacht, darunter 179 Erwachsene und 23 Kinder), in 188 Fällen auf der Wache und in 14 Fällen in der Wohnung, von welchen 175 wegen äußerer und 19 wegen innerer Erkrankungen behandelt wurden. 2 Patienten wurden nicht behandelt, da sie am Erkrankungsorte nicht mehr zu finden waren. Als nicht zur ersten Hilfe gehörig wurden 6 Fälle zurückgewiesen. Betriebsunfälle sind 59 zu verzeichnen, wo gegen 3 Personen in der Trunkenheit und 21 in Schlägereien Ver letzungen erhielten. Tie III. Sanitätswache (Dresdner Straße 22) wurde von 160 Personen (124 am Tage und 36 in der Nacht) in Anspruch ge nommen. Von diesen 140 Erwachsenen und 20 Kindern (141 auf der Wachen und 19 außerhalb derselben) gewährte man 141 äußeren uud 12 inneren Kranken die erforderliche Hilfe. In 2 Fällen war der Tod sofort eingetretcn. Geburtshilfe wurde in einem Falle geleistet, 4 Fülle wurden nicht behandelt, da 3 Fälle zurückgewiesen werden mußten und 1 Patient am Unfallsort nicht mehr anwesend war. Betriebsunfälle kamen 63, Verletzungen in der Trunkenheit 2 und iy Schlägereien 18 vor. Von den Sanitätswachen wurden auf Verlangen säe Polizei, Gericht u. s. w. 13 Befrrndscheine ausgestellt und 22 Kran kentransporte ausgeführt. Im Vieh- und Schlachthof haben die als Nothhelscr ausgebildeten städtischen Beamten in 68 Füllen und in der M a r t r h a l l e in 3 Fällen die erste Hilfe gebracht, von denen 23 Fälle so fort einem Arzte überwiesen wurden. Nach Ausweis der von den betr. Amtsstellen eingegangenen Zähl karten griffen auf den Straßen und an öffentlichen VergnüguagS- orten die Schutzleute und Feuerwehrleute bei 17 und die freiwilligen HilfSmanns ch asten ebenfalls bei 17 Unfällen helfend ein. Besonder? hervorzuheben find von äußeren Verletzun gen : 2 Gehirnerschütterungen, 7 Knochenbrüche (darunter 1 offener), 2 Verrenkungen, 7 Verstauchungen, II bedeutende Quetschungen, 56 ausgedehnte Weichtheilwunden, 1 Krampfaderblutung, 4 gefährliche Stich-, 2 Schuß- und 1 Bißwunde, 16 Fremdkörper im Auge, 1 in der Speiseröhre, 10 in Weichtheilen, 7 ausgedehnte Verbrennungen und 1 Harnverhaltung; von inneren Erkrankungen: 6 Fülle schwerer Bewußtlosigkeit, 15 Krampfanfülle, 2 Schlaganfälle, I Erkrankung der Lungen, 3 des Herzens, 3 des Magens und Darmes, 1 Fall von Kolik, 2 innere Blutungen, I Benzin- und 1 Alkoholvergiftung. Vermischtes. A Die evangelischen Missionen sind im Jahre 1897 mit ungewöhnlich reichen Schenkungen bedacht worden. Durch das hochherzige Vermächtniß des jüngst verstorbenen Con- servenfabrikanten Morton wurde die Mission der Herrn huter Brüdergemeine mit einem Schlage von ihrer drückenden Schuld in Höhe von 116000 Mark befreit. Die Herrmannsburger Mission erhieU von dem am 3. Januar verstorbenen Pastor Lindemann, der unverhcirathet und in größter Einfachheit gelebt hatte, 170060 Mar!, um damit eine Mission zu beginnen. Der Baseler Mission vermachte der am 2. April verstorbene I. G. Fürstenberger in Basel 80 000 Mk. Dem größeren Reichthum des Landes entsprechend wurde die Mission in England und Nordamerika noch weit ausgiebiger bedacht. Die englische Kirchenmissionsgesell- schäft erhielt ein Waarenlager im Werthe von 600 000 Mark, von dem aber nach dem Willen des unbekannten Gobers vorläufig nur der jährliche Ertrag verwendet wird, bis nach dem Tode desselben das ganze Lager ausderlauft werden darf. Die eng lische Ausbreitungsgesellschaft, die älteste aller evangelischen Missionsanstalten, erhielt eine der größten Missions gaben unseres Jahrhunderts in dem Marriottvmnächtnitz, dessen ganzer Betrag noch nicht ziffermäßig feststeht. Aus demselben konnten im September auf einmal 1420 000 Mark vertheilt werden. Die Baptisten-Union in Nordamerika, welche sowohl zu den Negern und Indianern Nordamerikas als zu den Heiden anderer Erdtheile ihre Arbeiter entsendet, hatte seit 1883 trotz größter Einschränkung und Sparsamkeit allmählich eine drückende Schuldenlast auf 1,9 Million arrwachsen sehen. Da beschlossen die Baptisten in Boston und New Dork, diese Schuld als persönliche Ehrenschuld zur Tilgung zu übernehmen. Der Großkaufmann John Rockefeller machte den Anfang und gab auf seinen Antherl allein mehr als die Hälfte der Schuld, etwa 1050 000 Mark. Den Rest der Schuld vertheilten dre einzelnen Synoden der Baptistenunion unter sich, indem sich jede selbst ein schätzte, und schon im August konnte berichtet werden, daß dir ungeheure Schuld getilgt sei. — Aus dem vierten Jahresbericht der Renten- und Pensions-Anstalt für deutsche bildende Künstler (Maler, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Na dir er, Zeichenlehrer, künstlerische Musterzeichner u. s. w.) mit Centralstelle in Weimar entnehmen wir, daß die Anstalt im vergangenen Jahre wieder erfreuliche Resultate zu verzeichnen hat. Beim Abschluß des Berichtes zählte die Anstalt 3W Mit glieder; das Gesammtvermözen hat sich im letzten Geschäftsjahr um nahezu die Hälfte vergrößert und ist auf 93 071,87 Mk. an gewachsen; zu den bestehenden Ortsverbänden trat Berlin als elfter OrtLverband hinzu; zu freiwilligen Gaben von Freunden und Gönnern sind theils durch jährliche Beiträge, theils durch einmalige Spenden im verflossenen Jahre 2668,77 Mk. eingegangen. — Zeichenlehrer-Versammlung. In den Osterferien findet vom 11.—14. April in Elberfeld die 7. Haupt versammlung des Landesvereins preußischer, für höhere Lehran stalten geprüfter Zeichenlehrer (1. Vorsitzender: Oberlehrer Friese- Hannover) statt. Mit der Versammlung ist eine Aus stellung von Schülerzeichnungen verbunden und zwar der Ober realschule und der Kunstgewerbeschule in Elberfeld und der Kunst gewerbeschule in Barmen. Literatur. Nr. 8 deS 21. Jahrgangs der Militair - Leitung, Organ süc die Reserve- und Landwehr-Osficiere, Verlag von R. Eisen schmidt in Berlin XW., redtgirt von Hauptmann a. D. Oet tinger, hat folgenden Inhalt: Aus der russischen Armee. Von Generalmajor a. D. v. Zepelin. — Die diesjährigen größeren Trup penübungen der preußischen Armee. — Der Volkskrieg an der Loire im Herbst 1870. 5. und 6. Band: Die entscheidenden Tage von Orleans. Dargestevt von Fritz Hornig. — Tie Recrukiruug des preußischen HeereS 1898/99. — Personal-Veränderungen. — Bücher schau. — Kleine militairische Mitthcilungea u. s. w. weitere Ideen zu einem Denkmal der Völkerschlacht. Von G. Wustmann. II. Ein Vorschlag ganz anderer Art kam aus dem Norden Deutschlands, Unter dem Datum „Hamburg, den 15. No vember 1814" veröffentlicht Karl Sieveking, der bekannte Hamburgische Staatsmann, vier Blatt in Quart unter dem Titel: „Der deutsche Dom auf dem Schlachtfelde bei Leipzig", die dann im „Hamburgischen Correspondenten" vom 23. November 1814 «Nr. 109) nachgedruckt wurden. Sieveking wendet sich zunächst kurz gegen die bisher aufgetauchten Pläne. „Wir haben die Zuversicht — sagt er —, daß die Nation sich nicht durch irgend einen Obelisken vor Europa und der Nachwelt zu Schanden mache." Auf Weinbrenner bezieht es sich, wenn erschreibt: „Symbolischer Gebäude ist gedacht worden, die, zu ungeheuer, ohne inner« Nothwendigkeit, selbst für die Kräfte der gesummten Nation un ausführbar scheinen." Dann aber fährt er fort: „Wenn Gott einem Volke durch den Sieg seine Selbstständigkeit wiedergiebt, so thut er es, damit sein Name auf eine neue Weise aus der Tiefe des Herzens und mit der Blüthe menschlicher Kraft gefeiert werde. Jedes Denkmal eines solchen Sieges, welche Bedeutung auch die geistreichste Erfindung hineinlege, wie auch die Kunst es verziere, kann zwar als ein Werk der Eitelkeit und der Macht entstehn, nicht aber die Theilnahme eines ganzen Bolls in 'Anspruch nehmen, wenn nicht bas ganze Volk es Gott gewidmet hat. Auf dem Schlachtfelde erhebe sich eine Kirche; wir dürfen sic den Dom aller Deutschen nennen. Die Bauart möge auf eine freie Weise sich derjenigen anschließen, wodurch deutsche Kunst in früheren Zeiten den Bedingungen unserer heiligen Gebräuche, den Grundgefühlen unseres Glaubens zu unserer Bewunderung entsprochen hat. Wenigstens erscheint eine verständigt Rücksicht auf den Dom von Köln, auf den Münster von Straßburg, sosern sie nämlich der Sache an die Wurnel dränge und sie sich aus der Wurzel hervor unseren Zeiten gemäß entwickeln ließe, der kirch lichen Baukunst unseres wiedererwachten Vaterlandes Mäher zu liegen als die Rücksicht auf Tempel oder Basiliken des Alter- thums. Im Innern der Kirche mögen sich alle Künste vereinigen, um die mannigfaltigste Ausbildung des heiligen Stoffs zu einem sinnvollen und heitern Ganzen zusammenzustimmen, so daß in den architektonischen Verzierungen die Grundgedanken der Ma lereien, der Statuen und Reliefs sich anspielend wiederholen. Die cyclische Darstellung der SchlaclZ und der Hauptbegebenheiten des Befreiungskrieges schmücke in halberhabener Arbeit die Außen seite des Doms, so daß sie dem Auge bequem begegne. Um den Eingang mögen die Bildsäulen der drei Fürsten von Erz in lnieender Stellung, sowie die Büsten der Heerführer in ver ständiger Anordnung aufgestellt werden. Die Vorhalle des Doms, einfach und beziehuwzsvoll geschmückt mit einer Folge von Darstellungen aus der deutschen Sage, der deutschen Übende und der deutschen Geschichte, sei den großen Verstorbenen unseres Baterlandes gewidmet." lieber die Frage, welchem Bekenntniß der Dom angehören solle, bemerkt Sieveking: „Der deutsche Dom würde der römischen und der evangelischen Kirche gemein schaftlich angehören dürfen, ohne baß für die eine oder die andre daraus der Anspruch an «eine voreilige Nachgiebigkeit oder ein anstößiges Aergerniß entsp ränge. Die römische Kirche würde sich von selbst mehr des Altar.-i und des Chors, die evangelische mehr der Canzel bemächtigen vmd durch den Wetteifer der Rede, des Gesangs, des gläubigen Genusses der Sacramente würde die Lirche Gottes zu einer deutschen Kirche jugendlich emporblühn." Er schließt mit den begeisterten Worten: „Was den künst lerischen Beruf unserer fAit zu großen Unternehmungen betrifft, so dürfen wir nicht vergessen, daß in dem bisherigen Zustande unseres Vaterlandes kecse Anlage sich zu werkthätiger Vortreff- lichteit ausbilden konnve. Und doch, wie manche Borboten ver- tündigen uns die Aufi-rstehung der deutschen Kunst! Ich rede von der künstlerischen tlöluth, die Manchen so früh, ehe seine Ge nossenschaft und ehe se).n Vaterland da loar, innerlich aufgezehrt, von dem, wohin der IZeist der Zeiten strebt, und was diesseits und jenseits der Alpen mancher in frommer Begeisterung, mit dem stillen Fleiß unsrer Vorfahren zu erreichen nicht mehr fern ist." Sieveking's Vorschlag wurde warm befürwortet im Ham burgischen „Orient" vom 3. December 1814 (Nr. 66.) in einem Aufsatz mit der Uwcerschrift Lyr. (d. i. Lyricus.) So unter zeichnete damals eiv.er der fleißigsten Mitarbeiter dieser Zeit schrift, der Hamburger Kaufmann Johann Daniel Runge, ein älterer Bruder des 1810 verstorbenen bekannten Hamburger Künstlers Philipp Otto Runge. Auch Runge wendet sich zunächst gegen einige frühere Vorschläge, u. A. auch gegen den von Kotzebue. Seinen ganzen Zorn schüttet er über die Idee einer Metalleiche aus. „Den Leichnam eines rohen BaumS — oder sollte er etwa nicht blätterlos erscheinen? — erstarrt in Erz, noch dazu in Niesengröße, und dies im Freien, wo Gottes lebendige Eichen wachsen! Schwerlich hat man sich je in der Kunst etwas Formloseres einfallen lassen, als dies klumpige Scheusal vom Bildniß einer Eiche; und mit Bedauern muß man hinzu setzen: sollten wohl ähnliche Dinge bei irgend einer andern europäiscken Nassion den öffentlichen Druck vertragen können, ohne sich sofort ocufs äußerste lächerlich zu machen?" Er stimmt dann Sieveking bann bei, daß das Denkmal von „Gott ehrender Art" sein müsse -und von jener Kunst, „die den verworrenen unge hörigen Namen der gothischen führt, in der Wahrheit aber nebst der altgriechischen di« einzige schöne, reine und zweckmäßige in Europa ist." Bei gewissen Zeilen seines Aufsatzes (vergl. oben die Schlußsätze) habe Sieveking wohl an „den seligen Philipp Otto Runge" gedacht. Einen -weissen Aufsatz, der sich lebhaft für Sieveking's Vor schlag verwendet, brachte der „Rheinische Merkur" vom 26. und 28. Januar L8I5 (Nr. 184 und 185) unter der Ueberschrift: „Siegesmal". Auch er beklagt, daß Runge die Befreiung Deutschlands nicht erlebt habe: „er wäre mehr als «in Anderer der Jetztlebenden im Stande gewesen, gleich einem zweiten Albertas dlnxnus aus dem kalten Stein jener Borhalle einen blühenden Wintergarten der Phantasie hervorzuzaubern." Auch er ist für «inen Dombau. Schön und prophetisch sagt er: „Es bedarf die teutsche Kunst eines solchen Mittelpunktes, an dm sie ihre Gebilde anknüpfen, und in dem sie die Werke ihres sinnig strebenden Bildungstriebes niederlegen mag, denn die Kunst ist mehr wie die Wissenschaft bedürftig einer Heimath, eines Tempels, einer sonnenwarmen, lichtbeschienenen Stelle, wo sie der Begeisterung pflegen und ihrer Schöpfung obliegen kann. Schon hat sich im Stillen und mitten im Elend der vergangenen Zeit in gläubiger Zuversicht, daß es nicht also bleiben könne, in Rom eine kleine Kirche teutscher Kunst gebildet, die es wohl werth ist, daß ihr Gelegenheit geboten werde, aus dem Zustand der Rus «ins»* Vonvui'smssss stammende Maaren habe ich sehr billig erworben und verkaufe solche, so lange der Vorrath reicht, zu fabelhaft billigen Preisen. Es befinden sich darunter Herren-, Damen- und Tiinderwäsche, Tsrsets, Spitzen, Bänder, Posamenten, Stickereien, Seide, sämmtliche Tiurzwaaren, Tiinderkleidchen, Tknabenanzüge, Oellerinen u. s. w. Ferner aus anderen Gelegenheitskäufen: Tuche, Buckskin», Oaletststofse, Damenkleiderstssfe, Inlet», Bettzeug», Hardinen, ebenso große Posten ITvst«. kisinstnssss 18, I. Ttsgs. D D I RI Hsinstnsusv 18, I. Ttag». LslQ I^äsv. LInxLnx tiLULÜui'. «W» LvlQ l.Lävv. LLllLLvx ÜLusüur.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)