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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980223012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898022301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898022301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-23
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
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1398 »8-7 «ch zm, erst«» Male. Die Steigerung der Tesammt- Umlage wirb demnach für 1887 nicht ganz so beträchtlich au-gefalleo sein, wie die» nach dem EntschädigungSbetrage anzunebmea wäre. Berlin, 22 Februar. (Telegramm.) Gestern Abend trafen der Prinz und die Prinzessin Adolf von Tchaumburg- Lippe auf emige Tage in Berlin ein und nahmen im Palais der Kaiserin Friedrich Wohnung. (D Berlin, 22. Februar. (Telegramm.) Der Vor sitzende der Justizprüfungs-Commission und vortragender Rath im Justizministerium vr. Stölzel bat, laut der „N. A. Z", darum nachgesucht, idn unter Belassung des Vorsitzes bei der Justizprüfungs-Commission als Vortragenden Rath in den Ruhestand zu versetzen. vr. Stölzel will freie Zeit zu einer weitgreisenden Arbeit aus dem Gebiete der vaterländischen Rechtsgeschickte gewinnen. — Vr. von Miquel erhielt, der „Frkf. Zig " zufolge, zum GeburtSlage vou seine» Söhne» etor Büste JultuS Cäjar's. * Schleswig, 21. Februar. In einer zu Kappeln abge- balteven Borstandssitzuug deS neugebilveten ReichsiagSwahl» verein» wurde einstimmig beschlossen, den conservativen Lanb- tag-abgeordneten und ehemaligen Lanvrath von Eckernförde, Gutsbesitzer von Bülow auf Bothkamp als ReichStagS- candidalen für den 3. schleswig-holsteinischen Wavlkreis (SchleSwig-Eckernförde) aufzustellen. Der Wahlkreis ist setzt durch Herrn Lorenz von der freisinnigen Vereinigung ver treten. * Brombcrg, 21. Februar. Dem Redacteur der „Gaz. BydgoSka" Tomaszewski ist unter Androhung einer Strafe von IVO »L von der Regierung aufgegeben worden, seinen vor einiger Zeit gegründeten Schulcirkel für polnischen Lese- und Schreidunterricht zu schließen. * Detmold, 21. Februar. Dem Landtage ist der Etat sür 1888/98 zugegangen. Die Einnahme beträgt 1 376 389 die Ausgabe 1 262 206 .4, so daß der Erat mit einem Ueberschuß von 108 183 abschließt. Der Etat 1897/88 schloß, so schreibt man der „Kreuzzlg.", mit einem Fehlbeträge von 15 594 ab. Der erhebliche Ueberschuß entstedl zunächst durch den Verzicht deS Graf-Regenten auf die sädrlich auö der Landcasse zu zahlenden 12 000 an die Kammercasse und dann durch die Einstellung erhöhter Einnabmen auS verschiedenen Steuern. Der Beitritt zur thüring.-anhaltischen Lotterie dringt dem Fürstentbum Lippe eine Einnahme von 48 000 -L gegen den bisherigen Zuschuß auS Sachsen von <;VOO für Concesstonirung der sächsiichen Lotterie. Der Etaisüberschuß wird zu Gehaltserhöhungen der lippischen Beamten und Volksschullehrer verwendet werden. * Ltegnitz, 22. Februar. Der Vorstand des liberalen WahlvereinS beschloß, für die ReichsiagSwahl wieder Herrn Kaufs mann (freis. VolkSp.) vorzuschlagen. * Nürnberg, 21. Februar. Abgeordneter I)r. Conrad /München) Hal die Erklärung abgegeben, er billige die Er wägungen, die zu seiner Aufstellung im Wahlkreise Er langen-Fürth grsührt hätten, vollkommen, er halte fest und treu zu den Fürther Parteigenossen und hoffe, daß die süddeutsche Volkspartei den Sieg davontrage. — Canbidat der freisinnigen Volkspartei ist bekanntlich Herr Weiß. * München, 21. Februar. Die „Allg. Z." erhält folgende Zuschrift: „Nach dem von der „Allgem. Ztg." in Nr. 49 S. 6 veröffent lichten Bericht über die Sitzung des Finanzausschusses vom 18. S. M. hat Herr Rector vr. Datier gejagt: „Die historische Com- misst»» hat Ausgezeichnetes geleistet, aber nichts für die bayeriiche Geichichte". Dem gegenüber sei gestaltet, zu bemerken, daß nicht nur von den Veröffentlichungen der historischen Commimjjion die „Chroniken der deutschen Städte" neu» Bayern betreffende Bände enthalten, die „Allgemeine Deutiche Blograpbie" zahl- reiche auf Bayern bezügliche Aufsätze bringt und dir Reichs- tagSqcten, auch Bayern- Geschichte beleuchten, sondern daß in der Commission ein« besondere Adlhettung für „Wittels- bacher Eorrrsponvenzen" besteht, deren Ausgabe es bildet, die Politik der bayerischen und pfälzischen WitirlSdacher in der Zeit von 1555—1648 zu erforschen. Von dieser Abrheilung sind bisher zur pfälzische» Geschichte sieben, durch Kluckhohn, v. Bezold und Ritter bearbeitete und zur bayeriichen Geichicvtr acht, durch v. Druffel, Arend-, Götz und Stieve heraus- gegebe»» Bände große» Umsaoge» veröfsintltcht worden. Im Zu sammenhang mit ihre» Arbeiten aber und auS ihnen heraus ent standen außer zahlreichen Aufsätzen der Mitarbeiter auch folgende Werte: v. Druffel: Die bayerische Politik im Beginne der ReformationSzeit; Götz: Dir bayerische Politik im ersten Jahrzehnt der Regierung Herzog Albrecht'- V.; Kluckhohn: Kurfürst Friedrich der Fromme von der Pfalz, zwei Bände, und Die Ehe des Pialzgrafen Johann Kaymir; Losse»: Der Kölnische Krieg (zu Gunsten Herzog Ernst's von Bayern), zwei Bände; Mayr-Teisinger: Wolf Dietrich von Raitenau, Erzbljchof von Salzburg (und seine Absetzung durch Kurfürst Maximilian I. von Bayern); Stieve: Die Reichsstadt Kausbeuern and di» bayerische ResiaurationSpolitlk; Da» kirchliche Polizei regiment in Bayern; Der Kamps um Donauwörth; Kurfürst Maximilian 1.; Der oberösterreichische Bauernaufstand (unter bayerischer Herrschaft), zwei Bände, und WitielSbacher Briefe, sieben Thetle. — Diese» Thallachen gegenüber dürfte dir Behauptung deS Herr» vr. Daller wohl nicht al» aus Sachkeanrniß deruhead und al» zlltrrffenb erscheinen. , München, 20. Februar. Geh. Rath vr. C. A. Cornelius, Secretair der historische» Commission bei der königlichen Akademie der Wtssenickaften. Wie man sieht, hat sich bas Cenlrum bei seinem tradi tionellen Kampf gegen die Wissenschaft in der ebenfalls traditionellen Weise blamirt. * Karlsruhe, 21. Februar. Man geht nach der „Straßd. Pop" nicht sedl, wenn man den am 19. d. M. erfolgten Be such der hessischen Herrschaften am hiesigen Hof al ben Abschluß jenes Zwischenfalles betrachtet, der sich während der Anwesenheit des ZarenpaareS in Darmstadt in Folge deS unterbliebenen Besuch- de- Großherzogs von Baben berau-gebildet batte. Eia erster Schritt war bekanntlich schon vor einigen Monaten von Petersburg au- durch die Errichtung einer eigenen russischen Gesandtschaft in Karls ruhe geschehen. Oesterreich Ungarn. Zur inneren Lage. * Prag, 22. Februar. (Telegramm.) Der Oberst land Marschall weigert sich bisher, dem Verlangen der Jungtschechen, den Adreßentwurf vor dem Budget auf die Tagesordnung des Landtags zu setzen, zu entsprechen. Er droht, falls die Jungtschechen ihm das Messer an die Kehle setzen, mit seinem Rücktritt. Man verbandelt nun über andere Bürgschaften dafür, daß die Regierung den Landtag nickt vor der Adreßberatbung schließt. Die Deutschen verharren bei ihrem Entschluß, bei der Adreß- debatte den Landtag zu verlassen. (Mgdb. Ztg.) * Prag, 22. Februar. (Telegramms Landtag. Richter bringt eine Interpellation über den Angriff auf die deutsche Schule in Wrschowitz ein und bezeichnet das Vorgehen der Wrschowitzer Gemeindevertretong als die Interessen der dortigen deutschen Bevölkerung schwer schädigend. * Lemberg, 22. Februar. (Telegramm.) Der Landtag wählte eine Deputation, welche unter Führung des Laodmarichalls dem Kaiser zu seinem Regierungsjubiläum die Huldigung des Landtages darbringen soll, und beschloß aus Antrag Jaworski's rin- stimmig unter allgemeinem Beifall, den ehemaligen Statthalter von Galizien und Ministerpräsidenten Grasen Badent zu ersuchen, sich der Deputation beizugesellen. * Laibach, 22. Februar. Die slowenischen Aus schreitungen richten sich nicht mehr gegen die deutschen Studenten allein, sondern gegen die Deutschen über haupt. Dies beweist das .Steinbombardement gegen daS deutsche Casino. In der vorletzten Nacht wurden die deutsche Tonballe und drei Deutschen gehörende Häuser mit Tinte besudelt. Der Landespräsident hatte gestern eine Compagnie Militair requirirt, die jedoch auf den Protest deS slowenischen Bürgermeister- in die Caserne zurückbeordert wurde. Der Bürgermeister verbot für den Fasching-Dienstag Ansammlungen und Maskeraden. Das deutsche Casino wurde heute Nacht von Gendarmerie bewacht. Frankreich. Zolaproeetz. * Pari-, 22. Februar. (Telegramm.) Um II Uhr 45 Min. trifft Zola im Justizpalaste ein. Die Zugänge und die Wandel gänge sind fast leer, der Sitzungssaal jeboch ist gefüllt. Um 12 Ubr 15 Min. wird dir Verhandlung wieder ausgenommen. Labori fährt in feinem Plaidoyer fort und giebt den angekündigten Ueberblick über alle dir Angelegenheit berührenden Thatiacken. Er beginnt mit der Verbaftung DreysuS' im October 1894 und stellt dabei fest, daß die Verhaftung zwei Blättern, der „Libre Parole" und dem „Eclair", bekannt gewesen sei. „Major du PLty de Clam batte der Fra» DreyfuS unter Androhung schwerer Strafen für ihren Gatten untersagt, von der Verhaftung zu sprechen. Die Mitldeilung an die „Libre Parole" wurde demnach nicht von DreyfuS gemacht, sondern von den Bureau- de» Kriegsministeriums. „Libre Parole" und „Eclair" brachten lügen hafte Artikel in Betreff der Schuld DreyfuS'." Labori spricht sodann von den Verhören, in denen du PLty de Clam DreyfuS rinzulchüchtern gesucht habe, und von den Eindrücken des Gesänqniß- commandanten Forzinetti, nach dessen Anschauungen DreyfuS un schuldig sei. (Murren im Saale.) Der Vorsitzende fordert das Publicum auf, sich still zu verhalten, * Pari-, 22. Februar. (Telegramm.) Der Ministerrath hat beschlossen, sich am Donnerstag zur Berathung der verlchiedenen auf den Proceß Zola und die damit zusammenhängenden Au- grlegeubeiten bezüglichen Interpellationen der Kammer zur Verfügung zu stellen. Dir Regierung wird insbesondere der Be- rathung der Interpellation Hubbard, betreffend dir Erklärung deS GeneralstabSchef» BoiSdeffre vor dem Schwurgerichte, zustimmeo. Vomben-Explosion. * Montpellier, 22. Februar. (Telegramm.) Heute platzte in einem hiesigen Kaufhause eine Bombe, wodurch einiger Schaden angerichtet wurde. Auch sind noch drei andere Bomben in der Stadt gefunden worden. Seit einigen Tagen war schon die An wesenheit von Anarchisten gemeldet worden. Afrika. Wcstafrikantsche Frage. * London, 22. Februar. (Telegramm.) Ein Minister rath zur Besprechung der Westafrikafrage ist für morgen anberaumt worden. In gut unterrichteten Kreisen ver lautet, nur eine vernünftige Haltung Frankreichs werbe den schließlichen Conflict abwenden. — Der französischen Ableugnung, daß französische Truppen gegenwärtig in dem Nigergebiet sieben, wird wenig Werth bei gemessen. Sollte die Meldung sich bestätigen — und wie verlautet, empfing daS Colonialamt gestern Abend die amtliche Bestätigung — Werve, wie die „Times" er fährt, die britische Regierung von der französischen Regierung die amtliche Versicherung erwarten, baß keine fran zösischen Osficiere oder Truppen ermächtigt gewesen seien, nach dem Ostufer deS Niger an irgend einem Punkte unter halb Sah unv der Barmoaliaie vorzudringen und daß, wenn sie die» eigenmächtig gewagt, ihre Action unverzüglich nachdrücklich gemißbilligt, ihre sofortige Abberufung und Bestrafung veranlaßt werden würde. (Voss. Ztg.) Moro No; End«. * Tanger, 22. Februar. (Telegramm.) Die zu dem englischen Dampfer „Tourmaline" gehörenden Per sonen, die im Januar an der SuS-Küste gefangen ge nommen worden waren, sind unter starker Bedeckung von Cavallerie unv Infanterie in Haha, eine Tagereise von Mogador, eingetroffen. * Zanzibar, 22. Februar. (Telegramm.) Die suda nesischen Truppen, die gemeutert hatten, haben, auS Uganda kommend, den Nil überschritten. Sie hatten am 9. Januar Fori Lubwa» geräumt und wurden von einer eng lischen Streitmacht verfolgt, die sie verhindern wollte, ven Fluß zu überschreiten. Amerika. Znm Untergang der „Maine". * Havannah, 22. Februar. (Telegramm.) DaS ameri ¬ kanische UnlerfuchungSgerichl zur Feststellung der Ursache deS „Maine"-Unglücks ist deute früh zusammengetrelen und hat heute Nachmittag daS Wrack in Augenschein ge nommen. Heute fanden die Taucher einen Kupfercylinder, wie solche bei Heransckaffung ver Geschosse an die Geschütze verwendet werden. Die Thatsache, daß dieser explodirt war, scheint zu beweisen, daß die Explosion im Munitionslager erfolgt ist. , , Euba. * Havannah» 22. Februar. (Telegramm.) Während eines Balles in einem Theater platzte eine Petarde. Vier Personen wurden schwer verletzt. Marine. T Berlin, 22. Februar. (Telegramm.) Personal veränderungen in der Marine: Corvetten-Capitain Krieg ist zum Mitglied der Scbiffsprüfungs-Commijsion ernannt. Corvetten- Capiiain Hoeppner ist von der Stellung als Mitglied der Schiffs- prüsungs-Commilsion entbunden. Capitainlieutenant Wilken ist zum Adjutanten bei vem Commando an Land über die deutschen Streitkräfte in Kiao tschau ernannt. Lieuleuant zur See Deimling ist bis aus Weiteres zur Dienstleistung beim Reichs- Marine-Amt commandirt. * Berlin, 23. Februar. S. M. Tvbte. „3 2", „8 6" und „8 23" sind am 21. d. Mts. von Cuxhaven nach Norderney weiter gegangen unv daselbst ringetrosjen. S. M. S. „Blücher" ist am 2l. d. Mts. von Kiel nach Ft, nsburg in See gegaagen und daielbsi eingeiroffen. Die Stationsyacht „Tarewell" ist am 21, d. Mts. io Dienst gestellt. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dicuffe. Ministerium Ver Finanzen. Bei der Po st Verwaltung ist ernannt worden: Guhle rn a n n , seither gegen Tagegeld beschäftigter Postassistent, als nat- mätziger Postasfistent im Bezirke der kaiserlichen Ober-Postdirection zu Leipzig. Departement des EuktuS unv öffentlichen Unterrichts. Zu desetzen : die ständige Lehrerstelle zu Ouersa. Collator: das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Urtterrichls. Einkommen außer freier Wohnung und Gartengenuß und außer den gesetzlichen Dienstalterszulagen l020 Mark vom Schuldienste, 72 Mart für Ertheilnng des Fortbildungsschuluntcrrichtes, 36 Mark für Erthcilung des Turnunterrichtes im Sommerhalbjahr. Die Frau des Lehrers erhält 72 Mark für Ertheilung des Unterrichts in den weiblichen Handarbeiten. Gesuche find mit den erforder lichen Beilagen dis zum 5. März an den königlichen Be- zirrsschnlinspector vr. Gelbe in Großenhain einzureichen; — Vie) 8. /ständige Lehrerstelle an der Bürgerschule zu Thum mir 1200 Mark Änfangsgehalt (incl. Wohnungsgeld), vom 25. Lebens fahre ab 1400 Mark, eventuell steigend bis 2400 Mark. Gesuche find bis zum 15. März an den Stadtrath zu Thum ein zureichen. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) V. Leipzig, 22. Februar. Die Borstrasen des Zeugen. DaS Landgericht Breslau hat am 21 December v. I den Kauf, mann Ernst OgrowSki wegen fahrlässigen Falscheides zu zwe, Monaten Gesäugniß vernrtbeilt. O. war in einem Proteste gegen K. alS Zeng» geladen worden und hatte die allgemeine Belehrung der Zeugen durch den Vorsitzenden angehört, in welcher vor dem Meineide gewarnt und wohl auch gesagt worden war, daß Zeugen, die schon wegen Meineides bestraft sind, zwar nicht vereidigt werden können, aber doch vervslichiet sind, die Wahrheit zu sagen. Als Ogrowski an die Reihe kam, wurde er zunächst vereidigi, und der Vorsitzende richtete dann in einem Tone, als erwarte er selbst, verständlich eine bejahende Antwort, an ihn die Frage: „Sie sind undestrafl?" Diese Frage beantwortete O. dann auch mit ja. Nun hatte er aber in Wirklichkeil mehrere Vorstrafen erlitten, nämlich er war vrrurtheilt zu 9 wegen Gewerdepolizeivergehens, zu 20 wegen Körperverletzung, zu 30 Wege» Ge- werbepolizeivergedenS und zu 30 wegen Beleidigung. In der Haupiverhanblnng am 21. December gab er zn seiner Ent- schuldigung an, er hab, geglaubt, die Frage des Vorsitzenden beziehe sich nur auf eine etwaige Berurtheilung wegen Meineide-. Ta- Gericht nahm aber an, er habe fahrlässig die Eidespflicht verletzt. — In der Revision des Angeklaglen, welche heute vor dem Reichs- geeichte zur Verhandlung kam, wurde folgendes auSgeführt: Die Vorinstanz hat nicht positiv festgestellt, daß der Angeklagte im Zweifel war, ob er die Frage des Vorsitzenden richtig verstanden hatte. Dir Strafkammer giebt zu, daß der Angeklagte die Frage zunächst so verstanden habe, als ob sie sich nur auf MeineidSnrafen beziehe. Wenn nun gleichzeitig gesagt wird, er habe Zweisel gehabt, ob er richtig gehört habe, jo liegt darin ein Widerspruch. Hatte der Angeklagte die Frage falsch verstanden, jo gab er eine jubjectiv richtige Antwort auf die falsch verstandene Frage, indem er sie bejahte. — Ter Reichsanwalt führte aus: ES gewinnt in der Thot den Anschein, als ob dem Angeklagten materiell Unrecht geschehen ist, denn e» ist «ich» ersichtlich, we-holb er diese Borstrafea unter dna Eid, ver schwiegen haben sollte. Ick) nehme an, daß ihm »ns dem Wege der Revision doch noch geholfen werden kann. Mit Recht ist dem Uriheile ein Widerspruch zum Vorwurf gemacht. Wenn der Aa- gekiagte, waS zugegeben wird, von der Borinstanz geglaubt hat, die Frage beziehe sich nur aus Vorstrafen wegen Meineide», so hatte er keinen Anlaß, ander- zu antworten ober noch einmal zu fragen, wie die Frage zu verstehen sei. — Das Reichsgericht erkannt» im Einklänge mit allen dielen Darlegungen aus Aushebung de« Urthrils nnd verwies die Sache an da» Laudgrricht Brteg. Vermischtes. --- Berlin, 20. Februar. Der Gatte der hier irrthüm- sich sistirte» Frau Linck bat gegen die betbeiligten Personen Strafantrag wegen Freiheitsberaubung gestellt. -r- Altenburg, 21. Februar. Der Sultan der Türkei hat dem Prinzen Ernst von Sachsen-A ltrnbura den Medschidieb-Orden und dessen Gemablin den EhSfakal-Orden in Brillanten verlieben. — Herr Max Küstner au» Leipzig, bis Michaelis 1896 schon einmal Bürgermeister in Meuselwitz, ist von Neuem in dies Amt eingewiesen worben. * Au» Thüringen, 22. Februar. (Origineller Streik.) Am Sonntag früh warteten die Einwohner deS Dörfchen- Gräfinau bei Stadtilm vergeblich aus daS Lauten der Kirchen glocken. Die Läuter streikten, da ihnen trotz wiederholter Ein gaben aus Lohnerhöhung eine solche nicht gewährt wurde, sondern es bei dem alten Lobnsatze von vier Pfennigen belasten blieb. Der Kirchendiener sab sich genölhigt, drei andere Läuter zu engaziren. — Freudig begrüßt von Jung unv Alt ist in «Salzungen der erste Storch als Frühlings bote eingetroffen. — Auf einem Maskenball in ver Tonballe zu Gera unternahm ein al- Harlekin maSkiner junger Mann in übermülhiger Laune einen Sprung von der Galerie in den Saal. Natürlich blieb der Tollkühne schwer verletzt im Saale liegen. ----- Köln, 21. Februar. Der diesjährige RosenmontagSzug, der, wegen der 75jäbrigen Jubelfeier besonders glanz voll gestaltet, eine Reibe kostbarer, sowie historischer Wagen auswieS, batte sehr unter dem ständigen Regenweller zu leiben; bei vem gewaltigen Fremdenandrang entwickelte sich ein überaus regeS Leben in den Hotel» und Restaurants, daS Straßenleben war in Folge der Ungunst ver Witterung nicht besonverS lebhaft. Mehrere Personen wurden durch Ueber- sahren, sowie durch Umstürzen von GaSlaternea schwer ver letzt dem BürgcrhoSpital zugeführt. Fernlvr. 1998. V»xriiii<-1<-i-I>io>^«^IiIi^ii Kür Tag und Nachtzeit. — Tel.-Amt l, 420V. Patente Ur. Auer v. WelSbach. Mstiplex - Ksssmiriiittler. V »VT/F Weststraßr 12. Fernspr. 2053. V Anktanddaktung im Abonnement. reknillLgut pstsntdlliidu. iSKLK-lcipLis! Nachforschungen Eaillard's, Figari's, Linant's, Bonomi's u. A. haben zur Entdeckung der alten Goldminen geführt, die sich im weiten Bogen von Norden und Süden, und zwar von Koptos aus zwischen dem Nil und dem rothen Meere durch die todtcnstillen, gluthheitzen Thäler der Wüstengebirge bis weit über die Grenz« nach Nubien hinein erstrecken, und deren letzte Station vielleicht in der Bergwüste des heutigen Eschuranib zu suchen ist. Hervorragende Stationen innerhalb dieser Gold- districtkette bildeten daS alte KoptoS, die Gegend des Gebe! Ze- bara, die Gegend von Ombos, von Berenice; auf mtbischem Ge biete das schon erwähnte Kuban und Eschuranib. Die umfangreichen und sehr versteckt liegenden Goldminen »er letztegenannten nubischen Wüstenlandschaft sind von dem Franzosen Linant und dem Engländer Bonomi neu entdeckt worden. Die verlassenen, völlig auSgebeuteten Gruben geben uns ein klares Bild von der Anlage einer altegyptischen Goldmine und orientiren unS bi» in die kleinsten Details hinein, so daß die vereinsamten Terrain» früherer menschlicher Thätigkeit wieder vor unserem geistigen Auge lebendig werden, wenn wir sie un» als localen Hintergrund de» plastischen und ergreifenden Bilde denken, das Diodor (III. 12—14) von dem Leben in den äthiopischen Goldbergwerken entwirft, und daS wir durch sorg fältige Vergleichung mit den Resultaten der bisherigen Forschung alS wahr und treu anerkennen müssen. ' In diesen Goldbergwerken, so erzählt der alte griechisch« Schriftsteller, war eine außerordentlich große Zahl von Berg- leute» beschäftigt, da die egyptischen Könige nicht nur Misse- thäter und Verbrecher, sondern auch Kriegsgefangene, bi-weilen auch Gefangene mit ihrer ganzen Familie in die Bergwerke zu schicke» pflegten. Diese Unglücklichen waren hier gezwungen, gefesselt Tag und Nacht hindurch ohne au-zuruhen zu arbeiten. Auch wenn sie ermüdet waren, wurde ihnen keine Erholung arstattet, sondern sie wuz^'A>r^flSndig durch Schläge zu neuer Urtckt «ogettt-ben, «WHck «ch «lttr noch GHchlHt fanden bei den hartherzigen, grausamen Aufsehern Berücksich tigung. Nur der Tod erscheint den Elenden als letzter Trost, um sic von der schweren Arbeit zu erlösen. Um zu verhindern, daß einer der Arbeiter einen menschenfreundlichen Wächter zum Mitleid bewegen und sich so Erleichterung bei der Arbeit oder gar die Freiheit verschaffen könne, ließ man sie nur durch Fremde bewachen, derm Sprache sie nicht verstanden. Das goldhaltige Gestein war sehr hart und mußte, ehe es ausgehauen werden konnte, durch Feuer mürbe gemacht werden. Das mürbe Gestein wurde mit Meißeln und Schlägeln los geschlagen. Die ganze Arbeit war unter die verschiedenen Alters stufen in angemessener Weise vertheilt. Zum Aushauen des Ge steins wählte man die stärksten und kräftigsten Männer, deren Zahl sich auf viele Tausende belief. Diese mutzten mit ihren eisernen Werkzeugen die Schachte nach der sehr krumm und schräg durch daS Gestein gehenden Richtung der Erzadern an legen. Sie trugen bei ihrer Arbeit Grubenlichter auf dem Kopfe. DaS ausgehauene Erz schütteten sie in die Tiefe, und hier standen Kinder bereit, um dasselbe aufzulesen und bis zur Oeffnung deS Schachte- zu tragen. Dort unter freiem Himmel nahmen es junge Männer in Empfang, schütteten eS in steinerne Mörser und zerpochten es mit eisernen Keulen zu Körnern von der Grötze einer Erbs«. Diese erbsengrohen Stücke wurden dann von Weibern und alten Männern auf kleinen Handmühlen zer mahlen, bei deren jeder zwei bis drei Personen beschäftigt waren. Hierauf fand die Goldwäsche statt. Der Goldsand wurde auf schräg liegenden hölzernen Tafeln auSgebreitet und mit Wasser übergossen. Da» Wasser führte die leichteren erdigen Theile mit sich fort und daS schwerere Erz blieb zurück. Dieses Verfahren wurde mehrmals wiederholt, und dabei die Masse mit den Händen durchgerieben. Der Goldsand wurde dann von Schmelzern abgewogen, in irdene Töpfe «schüttet und mit Blei, Zinn, Salz und Gersten klei« vnmischü Diese Mass» that man in fest verschlirtzbarr und verklebte irdene Gefätze und setzte diese in ein starkes Feuer, welches fünf Tage und fünf Nächte hindurch unaufhörlich unterhalten wurde. Waren die Gefätze erkaltet, so zerschlug man sie und fand darin das lautere Gold zu einem Klumpen zu sammengeschmolzen. Doch nicht immer ward der Goldsand an Ort und Stelle nach dem angegebenen Berfahren bearbeitet, sondern wanderte abgewogen in versiegelten Beuteln in die Schatzkammern Sr. Majestät, um später verwendet zu werden. Je nach der Art der Gewinnung und der Vermischung mit anderen Metallen wurden bereits in den Dentmälcr-Jnschriften „Gold auf seinem Gestein", d. i. Golderz, „Flutzgold", „Minen gold", „feines Gold", „writzes Gold", „Elektrum" (eine natürliche Mischung von Gold und Silber, nicht identisch mit dem Weihgold) u. s. w. unterschieden. Unzählige plastische und farbige Darstellungen auf alt egyptischen Denkmälerschätzen zeigen uns das Gold in Haufen von Erzstücken, in Beuteln, in Form von Ziegeln, Barren Platten, Gewichtsstücken und Ringen. In der letztgenannten Form begegnet uns daS edle Metall am häufigsten. Diese Ringe hatten (nach Erman) immer den gleichen Durchmesser (ca. 12 Cen- timeter), aber verschiedene Dicke und verschiedene Schwere und wurden auf Waagen von besonders angestellten Waage-Meistern abgewogen und mit einem Gewichtsvermerke versehen. Das Gold selber diente als Gewicht im Tauschhandel. Für di« V«» Gold mine galt bis 1000 v. Ehr. (nach H. Brugsch) das Stück von I^Loth ---- 16,372 Gramm als Normalgewicht; für die Gold mine also das Fünfzigfache oder 90 Loth ---- 818,W Gramm. Wie fabelhaft reich dem altegyptischen Staate das kostbare Metall, namentlich auS den nubischen Minen, zufliehen muhte, ersehen wir nicht nur auS der Fülle kostbarer Erzeugnisse der hoch in Blüthe stehenden Goldschmiedekunst, sondern auch au» denjenigen Denkmälerinschriften, welche die Goldmengen regi- strirrn. Eo lesen wir in einer Inschrift, die der RrgierungSzeit Thutmes HI. (18. Dynastie, um 1600 v. Ehr.) entstammt, daß ein „Meister der Waage" für Seine Majestät einen grotzen Haufen Elektrum entgegennimmt, und zwar 36 392 Uten v. h. (nach Erman) 3111 Kuo 632 Gramm, also ca. 66 Centner dieses edlen Metalls, daS mindestens einen Werth von 4 Millionen Mark besah. Die altegyptischen Herrscher aber haben im Laufe der Jahr tausende die zahlreichen Goldminen so gut auszubeuten verstan den, datz heutigen Tages in den dunklen Schächten auch nicht ein Körnchen des gleihenden Metalls mehr zu finden ist. Die Anlagen der Bergwerke sind zum Theil noch so gut er halten, daß man meinen könnte, die Arbeiter hätten sie erst soeben verlassen; besonders gilt dies von dem Bergwerisdistrict in dem verzweigten Wiistenthale Eschuranib in Nubien, das etwa in sieb zehn Tagereisen von der Südgrenze Egyptens auS zu erreichen ist. Von weither gähnen dem Besucher inmitten der öden Bergwüste die Oeffnungen der zahlreichen dunklen Schachte entgegen, doch kein Meihel, kein Schlägel erklingt, selbst Fledermäuse fliehen von diesem Orte des Todes, der mit dem Fluche der Tausende und Abertausende belastet ist, die unter den Geitzclhieben gefühlloser unbarmherziger Aufseher und Wächter im gluthheihen Sande zusammenbrachen und ihr qualvolles Leben aushauchten Dort bei den wasserlosen Cisternen finden sich noch die schräg gestellten Steintische, auf welchen man den Goldstaub wusch, und steinerne Handmühlen in der Nähe der dreihundert verödeten Arbeiterhütten lassen in unserer Phantasie alle jene elenden und verkommenen Gestalten neu erstehen, die Tag und Nacht be schäftigt waren, Säckel und Schatzkammer Sr. Majestät zu füllen und für den dauernden Glanz und die Ehre der Dynastie nach innen und auhen hin zu sorgen, während ihr nackter, von Pest- beulen und Blutstriemen entstellter Körper langsam dem Tode «ntgegenkeuchte.
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