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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980223012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898022301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898022301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-23
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
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Sager" und „Die Piccolomini", im Men Theater Brüll'» Oper „Da» goldene Kreuz". 8 Krystall-Palast-Varistö. Nur wruige Tage sind es noch bis zu dem abermals stattfindenden Ensemblewechsel, da das der zeitige Künstlrrpersonal nur noch bis zum 28. d. M. hier austritt. Hin Besuch der nur noch wenigen Borstelluagen empfiehlt sich daher ganz besonders. — Morgen, Donnerstag, findet der siebzehnte Elitrabend unter Mitwirkung der vollzähligen Capelle deS 134. Jofanterie-RegimrntS unter Alfred Jahrow'S Leitung statt. 8 Der gute Besuch in dem BariSts „Battenberg", die heitere Stimmung, der grobe Beifall, der den einzelnen Künstler- Specialitäten zu Theil wird, sind Zeichen, dab wirklich hervorragende iüräste daselbst austreten. Die Senjationsnummer „Ast arte" er zielt groben Ersolg. Die scheinbar frei in der Lust schwebende Schönheit, dir im Tanzschritt und in gymnastischen Bewegungen als Lustarbeiterin erscheint, und durch Uederwerfeo von Reisen be weist, dab sie nicht an einem Drahte emporgezogen wird, imponirt selbst verwöhnten Besuchern deS Baristtz-Tbeaters. — Im Kaiser saal kommt heute „vr. Claus", Lustspiel von L'Arrango, zur Ausführung. — Im Schlobkrller wird heute Herr Director G. Coblenz ein Extra - Concrrt geben. Die Mittwoch».Veranstaltungen im Schlotzkeller sind unter Herrn Max Hößler'S Leitung wieder zu einer liebgewordenen Einrichtung de» Publicum- geworden. 8 In den „Drei Linden" in Liadenau findet heute da» üb liche Mittwochsconcert statt. Dasselbe wird von der vollzähligen Capelle deS 179. Regiment» unter Leitung seine» Dirigenten Herrn I. Kapitain zur Ausführung gebracht. Ein gut gewählte» Pro gramm liegt diesem Concert zu Grund«. Mölkau, 22. Februar. In den letzten Tagen feierte die Firma Robert Kiehlr, Nähmaschinenfabrik, im alten Gasthofe zu Paunsdorf ein Fest, zu dem dir glücklich vollendete Erweiterung der neuen Fabrikanlage aus Mölkauer Flur, die reich-gerichtliche Entscheidung eine- sünf Jadre schwebenden Patenlprocesses zu Gunsten der Firma, sowie dir schönen Erfolge, welche die Ausstellung in Leipzig für die Firma gezeitigt hatten, in erster Linie die Brr- anlassung waren. Die Festlichkeit nahm bei Festessen, Ball, Gesang, humoristischen Vorträgen rc. einen harmonischen Verlaus. Die Be grüßung der Ehrengäste und anderer Festtbetlnehmer erfolgte durch den Chef deS Hauses, Herrn Hoflieferant Knauer, der seine An- spräche in einem dreifachen Hoch aus König Albert ousklingru ließ. Ein Angestellter des Hauses feierte den Chef mit beredten Worten. Das Fest legte Zeugniß ab von dem glücklichen Ber- hältniß zwischen Principal und Untergebenen. Der Sonnabend galt der Ruhe, am Sonntag beschloß eine Nachfeier im Gasthof zu Mölkau den Retgen der Festlichkeiten. * Waldheim, 2» Februar. Um dem RathbauS-Neu- bau Platz zu machen, wurde heute mit dem Abbruch deS alten Ralbbauses und der dazu anzekauften NachbargrSrnd- stücke begonnen. DaS jetzige RalbbauS wurde erst l8ll erbaut. — Das von der Stadt im Kellergeschoß de» neu- erbautenBereinShauseS (Herberge zurHcimatb) an der BiSmarck- straße eingerichtete Volk» bad ist nunmehr der öffentlichen Benutzung übergeben worden. DaS VereinSbauS selbst wirt voraussichtlich am 1. Mai eröffnet. Vorhanden sind 7 Brause- und 3 Wannenbäder, sowie 1 Dampfbad. Getrennt davon bestehen noch: 1 Wannenbad und 3 Kippwaschbecken für HerbrrgSzwecke. Wie eine nach dem Stande am 31. December 1897 vo-genommene Zählung ergeben hat, ist die Bevölke- rungSziffer Waldheim» seit der 1895 er Zählung um 278 Köpfe, nämlich von 9935 auf 10 213 gestiegen. * Zwickau, 22. Februar. Sämmtliche Oberprimaner deS hiesigen Realgymnasiums (23) sind zu den vom 21. bis 28. d. M. stattfindenden schriftlichen Reifeprüfungen zu- gelassen worven. — Der Abbruch deS vierten Stock werks der ehemaligen Ea ferne hier bat uunmehr begonnen. Die Caserae hat 550 w Front (je 160 m der Ost- und West flügel, 230 m der Mittelbau mit Hauptportal), die Höhe be trägt 30 m. Die Caserue wurde m den Jahren 1882—1885 mit N/, Millionen Mark erbaut. — Um das Oberbürger meisteramt hier haben sich neun Bewerber gemeldet. — Im Jahre 1897 kamen hier 1953 Geburten und 1285 Sterbefälle vor, darunter 113 von Ortsfremden. Hier kamen 15 Selbstmord« und 26 tövtliche Ver unglückungen vor. Außerdem erlagen hier noch 13 aus wärts Verunglückte den Folgen de» Unfälle». — Maurer Krauß stürzte hier auf einem Neubau ein Stockwerk hoch herab und erlitt schwere Schädelbrüche. — Markneukirchen, 21. Februar. Auf Veranlassung der kön-glichen Staatsanwaltschaft wurde am Sonnabend der Mitbegründer (Firma Hüpke L Pfort) der seit 1. October vorigen Jahres hier erscheinenden „Vogtl. N. Nachrichten- Friedrich Ernst Pfort wegen Wechselfälschung in Höhe von 5000 verhaftet. (Markneukirchener Anz.) — DreStzen, 22. Februar. Bei Ihren Majestäten fand heute Abend im Resivenzschlofse eia großer Hofball statt, zu dem nahe au 1100 Einladungen ergangen waren. — Der König nahm im Laufe der heutigen Vormittags- und Mittagsstunden die Vorträge der Staatsminister, sowie militairische Meldungen im Residenzschlosse entgegen. — Die Frau Großherzogin von ToScaaa und Erzherzogin Anna wohnten gestern Abend der Vorstellung „Die Stumme von Portici" rm köaigl. Opernhaus« bei. In ihrer Begleitung befanden sich die Hofdame Gräfin Dürckheim und der k. k. Kämmerer und Rittmeister Frhr. v. Lilien. — Der „ReichSanzeiger" meldet die Verleihung de- Groß kreuze» — mit goldenem Stern — de- AlbrechtSordenS an den Generaladjutanten General der Eavallerie Grafen v. Wedel, Gouverneur von Berlin; deS OfficierkreuzeS des selben Orden» an den Major v. Loo- im Generalstabe de- GouveraemeatS von Berlin. Gerichtsverhandlungen. Königliche» Landgericht. Strafkammer IV. 6. Leipzig, 21. Februar. Bei einem GeschäfiSkauf deS Kauf mann» W. spielte am 1. April 1895 der 38 Jahre alte Kaufmann Heinrich Otto R. au» Weißensel» die Rolle de» Vermittler». Schon nach kurzer Zeit sah aber W. rin, daß er zu thruer gekauft habe und bemühte sich, daS Geschäft wieder zu angemessenem Preis» zu veräußern. Ihm hierbei behilflich zu sein erbot sich R. Hierdurch wurden die beiden Leute näher mit einander bekannt und R. theilte W. mit, daß er Eiqenthümer einer Hypothek von 28 000 ^l auf dem M.'schen Gute bei Pegau sei. Der Sohn M.'S gedenke sich «in Geschäft zu kaufen und werde möglicher Weise das W.'jche er werben. Zwar wurde au» dem Kauf nicht-, indessen wußte R. die Gelegenheit zu benutzen, von W. in Rücksicht auf die angeb liche Hypothek nach und nach von Mai 1895 bis August 1896 in einer größeren Anzahl von Beträgen sich inSgesammt 1440 zu borgen. Dem Verlangen W.'S, da» Hypothekeninstrument zu sehen, wußte R. in geschickter Weise dadurch zu begegnen, daß er vorgab, er Hobe die Hypothek zu 4000 ^l bei einem gewissen I. in Halle verpfändet. Obwohl R. behauptet hatte, daß er aus die Hypothek jeder Zeit Geld erlangen könne, da dieselbe gekündigt sei, wußte doch R. den Termin stet« hinauSzuschieben. Zunächst hatte ihn M. angeblich gebeten, zu warten, di» e» ihm gelungen sei, einen Darleiher zu finden, der ihm Geld borgte, um alle Hypo theken abzostoßra. Eine neue Verzögerung wurde damit ent- schuldig», daß M. erkrankt sei, nachdem M. nach Verficht r ng R.'» kaum wieder genesen war, ist er angeblich in eine Egge gefallen und hat sich schwer verletz» ,c. Im August 1896 verdiente R. bei einem Geschäft-Verkauf 1800 ^l und zahlte davon die 1440 ^l an W. zurück, dem er aber bald darnach wiederum verschiedene Beträge obgeborgt, die sich zuletzt — am 12 Juli 1897 — auf 1874 ^l bezifferten. Do W. auch noch Unkosten durch Discontverlus» gehabt hat, so giebt dieser seinen Schaden auf 1966 an. Er hat zwar dafür von R. zwei Wechsel erhalten, dieselben bieten ihm ober keinerlei Sicherheit, denn R. ist vollständig vermögen-lo» und hat sich fortdauernd in größter Not^ befunden. Eine Hypothek besaß R. überhaupt uicht, da» Gut, auf welchem R. 28 000 ^l angeblich stehen hatte, war von M. bereit- verkauft. Unter Berücksichtigung der bi-herigen Unbescholten heit R.'» rinerfeit», der längeren und erheblichen An-oützuna N.'« anderweit« wurde R. zu zehn Monaten Gefängniß und einem Jahre Ehrverlust verurthrilt. Kö«1>ltche- Ech öffe n -e rt ch t. 0. LetZzt», 21. Februar, l. Einen recht frivolen Scherz — bald kau» man vou «tue« solch« überhaupt uicht spreche» — verübt» iu der zwölfte» Ttuude de» ». November der Candida» der Rechte Friedrich Hermann OScar R. Mit zwei Commilitonen kam R. an jenem Abend auS dem Burgkeller und wollte nach dem Brühl. AIS rin Wagen der Leipziger Elektrischen Straßenbahn nahte, warf R. sich kurz vor dem Wagen auf die Schienen. Der Führer brachte den Wagen rechtzeitig zum Halten und R. freute sich mit seinen College» der wohlgelungeaen That. Die Polizeibehörde dictirte dem Studio für diese That, welche sich al- Uebrrtrrtung des 8 57 der Betriebsordnung für die elektrischen Straßenbahnen darstellt, eine Haftstrafe von drei Tagen zu Gegen diese Gtrasvrrsügong hat R. Berufung eingelegt und richterliche Entscheidung beantragt. Iu der heutigen Hauptverhandlung vor dem Schöffengericht behauptete R-, er sei an jenem Tage stark angetrunken gewesen, über die Schienen gestolpert und hingesallen Durch die Beweisausnahmr gelangte indessen der Gerichtshof zur Ueberzeugung, daß R. absichtlich sich zu Boden ge worfen habe und bestätigte indem er strafschärfend die Frivolität der Handlungsweise R.'s berücksichtigte, die Strafverfügung d«S Polizeiamtes, so daß R. nunmehr drei Tage im Carcrr über seine unangebrachte Handlungsweise nachzudenken Gelegenheit hat. II. Ein sogenannter Ringnepprr stand iu der Person des 25 Jahre alten, schon mehrfach bestraften Handarbeiters Albert M. aus Zwickau unter der Auflage des Betrug« M. hatte sich an zwei von auswärts zugereiste junge Leute gemacht, von denen der eine einen goldenen Ring mit rothem geschliffenen Stein im un gefähren Werthe von 6—7 verkaufen wollte. M. ließ sich den Ring zeigen und vertauschte ihn geschickt mit einem völlig werth losen Nepperring. Als der Betrug entdeckt wurde, suchte M. das Weite, wurde aber aus dem AugustuSplatze eingrholt und fest genommen. Mit Rücksicht aus die Vorstrafen M.'« uyd dir Frech- heil der Ausführung verurtheilte der Gerichtshof M. unter An rechnung vou vier Wochen erlittener Untersuchungshaft zu acht Wochen Gefängniß. Da» Sicherer SiseubahnunglSck vsr Gericht. ii. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) 8r. Lüneburg, 21. Februar. Die Verhandlungen in Sachen des Escheder Eisendahnunfalles nahmen heute früh kurz vor 10 Uhr unter ungeheurem Zudrange der hiesigen Bevölkerung ihren Anfang. Den Vorsitz im Gerichtshöfe führt Landgerichtsrakh Wiarda, als Beisitzer fungiren die Lanvgerichtsräthe Schulz und Mau und als Protocollsührer Lanvgerichtsassistent Nolte Die Anklage ver treten erster Staatsanwalt Hacker und Assessor Rindfleisch. Auf einer großen Tafel ist in einer von dem Kanzlei- mspector Fraesecke gezeichneten Skizze der Verlauf des ganzen Unfalls anschaulich dargestellt. Im Zuhörerraum bemerkt man die Angehörigen der Angellagten Für die Presse hat der Präsident in liebenswürdiger Weise Tisch« im Verhanvlungssaale aufstellen lassen. Die Angeklagten, welche sich im vorgerückten Lebensalter befinden, werden aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Ihre Ver- lheidigung führen die Rechtsanwälte Fress el und Heine, mann Nach der Gefchworenenausloosung verzichtet die Ver- kheidigung auf sämmtliche Zeugen, soweit dieselben bei dem Unfall verletzt und nur zu Aussagen hierüber vorgeladen sind. Alsdann beginnt die Vernehmung der drei Angeklagten. Hilssdremser Brüg mann giebt an: Er sei 54 Jahre alt unv Vater von vier Kindern. Im Jahre 1888 sei er als Bremser vereidigt worden, stehe aber jetzt nach zehn Jahren noch immer im Tagelohn und habe zeitliches Kündigungsverhältniß. Er habe den Gürerzug, der etwa eine Stunde, nachdem der kaiserliche Hoszug die Strecke pasfirt hatte, von Hamburg nach Hannover fuhr, als Schlußbremser begleitet. Präsident: Sie hakten also die letzte Bremse in Bedienung? An geklagter: Ja. Präsident: Konnten Sie mir dieser Bremse den Zug ,um Stehen bringen? Angeklagter: Nein, nur meinen Wagen. Präsident: Dann war wohl eine Nothleine am Wagen? Angeklagter: Nein. Präsident: Also keine Nothleine im Zuge? Angeklagter: Nein. Präsident: Konnten Sie eventuell Ihren Eollegen, die die Bremsen auf den anderen Wagen bedienten, Zeichen geben? An geklagter: Ohne die Zugpfeife nicht, da ein mit Stroh hoch beladener Wagen zwischen mir und den Andern fuhr. Der Angeklagte erzählt bann weiter: Kur, nachdem wir die Station Unterlaß verlassen hatten, holte ich mein Frühstück heraus, um zu essen. Mit einem Male verspürte ich einen ziemlichen Ruck, so daß meine Kaffeekanne vom Sitz und auf den Boden des Bremferhäuschen fiel. Mein Taschenmesser fiel ebenfalls herunter, aber es flog aus der Thür und auf die Erde. Ich winkte deshalb, als wir beim Wärterhäus chen 30 vorbeikamen, dem Wärter und rief ihm zu, ich hätte mein Messer verloren, er möchte es aufheben. Ob er mich verstanden hat, weiß ich nicht. Aber mein Winken hat er gesehen. Auf der Station Eschede stieg ich herunter und sah an den einzelnen Wagen nach, ob etwas pasfirt sei. Ich bemerkte auch, daß ein Puffer an einem mit Langholz beladenen Kuppelwagen etwas verbogen war. Ich sagte das auch dem Zugführer und der fragte, ob der Wagen wohl noch bis Lehrte laufen könnte. Ich sagte: Ja, aber dann müßte er in die Werkstatt. Aus Befragen bestreitet der Armetlagte, von dem Heruntergleiten deS „Langbaums« etwas bemerkt zu haben. Angeklagter Hillner I giebt an: Er sei 48 Jahre alt und Vater von neun Kindern. (Bewegung im Zuhörcrraum.) Er steh« 30 Jahre im Eisenbahndtenst und sei seit 20 Jahren als Bahnwärter angestellt. Seit 1884 bediene er den Block 30 auf der Strecke Ham burg-Hannover, der sich in nä chster Näh« der Station Eschede befinde. Am Abend des 14. August habe er seine 1500 rn lange Strecke be gangen und nichts Auffälliges, weder auf dem rechten noch dem linken Gleise, wahrgenommen. Er habe die Strecke gerade an diesem Tage sehr genau besichtigt, da er gewußt habe, daß Se. Majestät der Kaiser dieselbe posfiren werde. Etwa eine Stunde nach dem Hofzuge habe der Güterzug, auf dem der Angeklagte Brügmann Schlußbremser war, sein, des Angeklagten, Wärterhäuschen pasfirt. Er habe den Zug vorschriftsmäßig bei der Vorüberfahrt beobachtet und nichts Auffälliges an demselben bemerkt. Insbesondere habe er nicht gesehen, daß der Angeklagte Brügmann ihm gewinkt habe. Der Präsident fragt dann den Angeklagten, ob ihm früher schon an der Unglücksstelle etwas aufgefallen sei. Angeklagter Hillner: Ja. Es ist wiederholt vorgekommen, daß an jener Stelle Güterzüge stecken blieben, so daß wir erst Sand auf die Schienen streuen mußten, damit sie weiter kamen. Präsident: Wie oft ist das vorgekommen? Angeklagter: Alle Jahre ein paar Mal. Einmal ist sogar ein Zug mit zwei Locomotiven von Lehrte her dort stecken geblieben. Als ich deshalb den V-Zug, kurz, nachdem der selbe mein Häuschen pasfirt hatte, plötzlich stehen bleiben sah, glaubte ich zunächst nicht anders, als daß auch er stecken geblieben sei. Ich nahm deshalb etwas Sand und ging zu dem Zuge, dessen drei rothe Lichter ich in der Dunkelheit von meinem Hause aus noch deutlich sah. Kurz vor dem Zuge kam der Locomotivführer auf mich zu und ersuchte, die Strecke abzusperren, da sein Zug entgleist sei. Ich lief deshalb zurück und sperrte den Block ab. Außerdem gab ich das Signal nach Celle, daß man einen Hilfszug senden solle. Schließ lich brachte ich den von Hamburg gerade ankommenden Personenzug zum Stehen, da dieser sonst auf den umgestürzten Postwagen aufge fahren wäre. Präsident: Wie erklären Sie sich nun, daß die Schiene an der Unfallstelle geschrammt und geknickt war. Angeklagter: Das wird die Maschine gemacht haben, als sie aus dem Gleise gesprungen war. Präsident: Die Anklage behauptet, daß dies durch den Druck eines „Langbaums- verursacht worden sei. Angeklagter: Herr Prä sident, da ist alles Mögliche erzählt worden. Ta sollte erst ein Attentat gegen den Kaiser geschehen sein. Man wollte einige Männer gesehen haben, wie sie etwas unter das Gleise geschoben hatten. Präsident: ES soll sich auch um faule Schwellen gehandelt haben? Angeklagter: Ja. Präsident: Wollen Sie behaupten, daß das Un glück in Folge der faulen Schwellen entstanden ist? Angeklagter: Herr Präsident, wie das Alles entstanden ist, wird sich überhaupt nicht oufklären lassen. Ich halte dafür, daß, wenn eS nicht die Schwellen waren, ein Laschenbrnch vorliegt. DaS kommt sehr oft vor und ist dem entgleisten V-Zuge an demselben Tage kurz vorher pasfirt. Da war eS sogar ein doppelter Laschenbruch. Auch ein Schienrnbruch kann vorliegen. Die Laschen verbinden die Schienen untereinander. Präsident: Wie alt waren die Schwellen an der UnglückSftelle wohl? Angeklagter: Theilweise sehr alt. ES lagen eichene und buchene Schwellen. Die buchenen Schwellen brechen, auch wenn sie ganz neu find, sehr leicht. Sie sind beim Ausladen schon manchmal zerbrochen. Präsident: WaS für Schwellen lagen direkt an der Unglückstelle? Angeklagter: Buchene. Präsident Halten Sie e» für möglich, daß der .Langbaum- die Knickung her- dorgerufen hat? Angeklagter: DaS glaub« ich nicht. Ich halte dafür, daß ein Laschenbruch vorlieat. Präsident: Wieso? Angeklagter: Weil daS zu oft vorkommt. Weiter giebt der Angeklagte an, daß er nach dem Unglücksfall die Schienen bade herauSreißen helfen. Er babe dabei nicht bemerkt, daß die Schienen verbogen waren. Prä sident: Wenn die Maschine die Schiene verbogen hätte, so ginge die Knickung nach außen. Sie geht aber merkwürdigerweise nach innen. Angeklagter: Weshalb soll bei solcher Kraft nicht auch eine Innen biegung möglich sein? Präsident: Wie lange lagen die Schienen an der UnglUckSstelle? Angeklagter: Seit 1866, 70, 71 und 79. Rechts anwalt Heinemann beantragt nunmehr die Ladung eine» Zeugen Berckmann, der die Auffindung fauler Schwellen be stätigen könne. Ter Angeklagte bemerk« noch, daß er dem Bahn meister Pohl wiederholt von dem Zustande der Schwellen Mit theilung gemacht habe, woraufhin dir Auswechsrlung der schlechten Schwellen erfolgt sei. Im Allgemeinen sei der Oberbau nach seiner, de» Angeklagten, Ansicht für die immer schwerer werdenden und mit erhöhter Schnelligkeit fahrenden Züge zu schwach gewesen. Al» er -f- 80,0. slinimom — -f- l.o.1. klorlmum cker Temperatur Wittorongirorlaot io Sacstiea »w 21. kedroar 1898: Wetterbericht la Odemolt» eow K-. 8 vkr Ilorseus. (ßlivimow oack Hisflerscklog wsrflen »m Littag odgelcseo.) Huk eioeo trvdeo Llorgen sollte gestern di» rur Hackt »n- «kenos Wett«. Io Vsrkinflung diermic die» dem Bahnmeister Pähl gesagt hgbe, höbt ditser geäntwvriei:» Eid aufriHk. Denn Seher hake er dem Rück erhöhte Be>kutttNg Ja, das ist leicht möglich. Der Präsident befragt dann den Sachver-1 beigemeflcii, noch habe er den Kuppelbaum auf dem Oberbau liegen ständigen, Geh. Oder-Baurath Thelen aus Hannover, oo ei» I sehen. Der Präsident hält ihm alsdann eine Rohrschlinge vor, die Laschenbruch oder Schienrnbruch in diesem Falle möglich und wahr-1 man in seiner Tasche im Untersuchungsgesängniß gefunden und di« scheinlich erscheiue. Staatsanwalt Hacker: Da« ist eine meines I zu der Bermuthung geführt Hai, daß er sich der Strafe habe «at- Erachtrni überflüssige Frage, do «4 sich hier ja weder um einen I ziehen wollen, indem er sich aufhing. Der AngeNagte erklärt, diese Laschen- noch um einen Schienrnbruch handelt. Präsident: DaS I Bermuthung für hinfällig, da er sich vollständig unschuldig fühle, wollen wir doch erst durch die Beweisaufnahme fcftstellen! Der An-1 Dagegen vermag er den für ihn etwas verfänglichen Inhalt eine« geklagte bemerkt hieraus: Er habe auch von dem Stehenbleibea der I .Kassiber!" an den Angeklagten Rühl nicht in befriedigender Züge auf jener Stelle oft amtliche Meldung erstattet. Der letzte I Weise aufzuklären. Der zweite Angeklagte Hillner bestreitet Angeklagte, RollfuhrwerkSbesitzer Rühl, der nur wegen Meineides I ebenfalls, sich des Meineids schuldig gemacht zu haben, desgleichen der augeklagt ist, bestreitet bei seiner Vernehmung, sich eines solchen I Angeklagte Rühl. Zu Letzterem ist bekanntlich der Angeklagte schuldig gemacht zu haben. Der Angeklagte Brügmann, der I B r ü g m a n n in der Unglücksnacht gekommen und soll ihm erzählt sein Schwager sei, habe ihn iu der Nacht des 14. August aus dem I haben, daß er den Kuppelbaum verloren, und daß dieser jedenfalls Schlafe geklopft und ihm von dem geschehenen Unglück Mittheilung l die Ursache des Unglücks sei. Rühl hat dies dann dem Unter gemacht. Von einem Schuldbewußtsein seines Schwagers habe er I officier Müller weitererzählt, der hieraus die ganze Sache der dabei nichts bemerkt und sein demgemäß beschworenes Zeugniß sei I Staatsanwaltschaft anzeigte. Brügmann wie Rühl bestreiten richtig. Auch die beiden anderen Angeklagten bestreiten das I heute, die von dem Unterosficier angegebenen Thatsachen behauptet Meineidsdelict und heben hervor, daß sie sich vollständig unschuldig I zu haben. Die Hauptzeugin, BahnwärterSehesrau Helms ufid fühlten. Er beginnt dann die Z e u g e n v e r n e h m u n g. Loco-1 ihre Kinder, die Brügmann's Zeichen und Winke gesehen motivführer Fä l b er war auf der Maschine des entgleisten Zuges. I haben will, und demgemäß behauptet, daß der ihr beinahe gegrn- Man sei mit einigen Minuten Verspätung von Station Celle abge-1 über postirte Hillner diese Zeichen gesehen haben müsse, bleibt sahren und zwar in der vorgeschriebenen Schnelligkeit. Kur, vor I unvereidigt, da sie im V-rdacht steht, ihre Bekundungen aus Rach- der Station Eschede habe die LocomMive zu schaukeln angefangen, I sucht gegen den Angeklagten Hillner I zu machen. Eine Reihe so daß er Gefahr vermuthet, den Dampf abgestellt und die Bremsen > weiterer Zeugen wird speciell über die Glaubwürdigkeit der Zeugin angelegt habe. In demselben Augenblick sei die Maschine nach rechts IHelm 8 und ihrer Kinder vernommen. Sämmtliche Zeugnisse abgebogen und in den Haidesand hineingesahren, in den sie sich fest-1 lauten sehr ungünstig. Die Zeugin wird auf Antrag der Staats gerannt habe. Zn dem gleichen Mom-nt seien die Kohlen vorge-1 anwaltichaft schließlich doch noch vereidigt. Weiter werden eine Reihe schoflen und hätten ihn unter sich becaben. Als ihn sein Heizer 1 von Eisenbahubeamten vernommen, die sich über ihr voraussichtliches herausgearbeitet habe, sei er von der Maschine gestiegen und am I Verhalten in ähnlichen Fällen, Uber den Leumund der Angeklagten Zuge entlang gegangen. In der Dunkelheit sei er zunächst auf eine I u. s. w. äußern. AuS den Vernehmungen ergiebt sich, daß das Ver- Lciche ohne Kopf gestoßen. Er habe dann den Zugführer gesucht, I halten des Packmeisters Wulf nicht ganz einwandfrei erscheint, aber nicht gefunden, da derselbe in dem Zuge eingeklemmt war. I da derselbe, auch nachdem er den Kuppelbaum heimlich unter dem Ich holte dann d-n Heizer und erbrach mit diesem gemeinsam dir I V-Zuge hervorgezogen und nach Eschede gebracht, keine Meldung von vollständig verklemmten Thllren zu den V-Wagen. Inzwischen kam I dem Funde erstattet hat. Dadurch sind die Voruntersuchungen sehr mir der Gedanke, daß der Personenzug von Hamburg h-r fällig I erschwert worden. Wulf, der verschiedentlich und stets sehr tin- war und ich ließ deshalb ein Signal auf daS Gleis stellen. Zug-1 dringlich befragt wird, verweigert wiederholt die Antwort und führer Wollrath war mit der Ausgabe der Platzkarten an die-1 bleibt wegen VerdachS der Mitthäterschaft unbeeidigt. D» weiteren jenigen Reisenden beschäftigt, die in Celle zugestiegen waren. Als I Zeugenaussagen waren ohne Interesse. Um 8 Uhr AbendS wurde die Entgleisung kam, fiel er zwischen die Reisenden und erlitt mehrere I hierauf die weitere Verhandlung aus morgen früh vertagt. Verwundungen. Es sei ein großes Geschrei entstanden, umsomehr, I .,,,... als sofort das Licht in den Wagen «'loschen sei. Der dienstthuende I °^r. Gera, 22. Februar. Todtschlager oo» verschmähter Postbeamte erzählt: Er habe sich im Moment der Entgleisung I Liebe. Der noch nicht 20 Jahre alte Dienstknecht Starke auS platt auf den Boden deS Postwagens gelegt, der bekanntlich zur! Wintersdorf batte mit der gleichalterigen Dienstmogd Staake em Hälfte total zersplittert wurde. Da dic Packete auf ihn gefallen seien,! Llebe-verhältniß angrknüpft, daS noch einiger Zeit die Staake habe er eine richtige Schutzmauer um sich gehabt. Es werden dann I wieder lüste. Darüber will der Angeklagte so ausgebracht worden die Schaffner und verschiedene Passagiere des verunglückten Zuges I sein, daß sich eine GemüthSvrrstlmmung bei ibm bemerklich machte, Uber die Einzelheiten des Unfalls gehört. Unter den letzteren be-1 die sich darto äußerte, daß er gegen da- Mädchen, mit dem er findet sich auch der Fabrikdirector Markworth aus Hannover, I zusammen diente, tyrannisch und herrisch anktrat. Seine Versuche, der, von Braunschweig kommend, in Lehrte in den vorletzten Wagen I sich mit dem Mädchen av-zusöhnrn, wurden von diesem zurück« des O-Zuges gestiegen war. Er bekundet: Rechts und links neben I gewiesen und jede» Annähern eine» Andern an da- Mädchen mir saßen zwei Damen und wir befanden uns gerade in der besten I brachte ihn in Berger und in Wutb, io der er sich besonder» am Unterhaltung, als unser Wagen plötzlich einen Ruck bekam, so daß I 28 November befand und wo er die Staake und deren Galan mit wir von den Sitzen fielen. Es war mir so, als ob heftig gebremst I Todtschlogrn bedrobG Am 1. December 1897 arbeiteten der An würde, und ich sah deshalb den Gang entlang, was eigentlich los I geklagte und die Staake an der Dreichmaichinr, sie oben, er unten, sei. Im Hinteren Theile de» Ganges iah ich denn diele Holzsplitter, I Nachdem er das Mädchen au? der Maschine mehrmals gemißhandelt was mich schließlich auf die Vermuthung brachte, daß ein Unglück I hatte, stieg diese- ans einer Leiter herunter. AIS Angeklagter das geschehen sei. Ta auch gleich darauf das Licht erlosch, so stieg ich I sah, rief er zweimal: „da-Beil! das Brill", holte diese-Instrument aus dem Wagen und ging zu der Loeomotive hin. Es war vorn I und versetzte der Staake drei wuchtige Schläge auf den Hinterkopf, Alles so still, daß ich glaubte, es wäre alle? Lebende vernichtet war- I so daß die Staake leblos von der Leiter beruntrrstürzte, worauf den. In diesem Augenblick sah ich die weißen Lichter eines heran-1 Starke dem Mädchen noch zwei Schläge versetzte. Er machte dann kommenden Zuges und lief deshalb der Maschine entgegen, immer- I zwei Selbstmordversuche und legte sich neben die Staake, deren fort: Unglück! Halt! u. s. w. rufend. Der Locomotivführer wurde I Aovk er umarmte. Die Staake lebte noch vier Tage, ohne indeß schließlich aufmerksam, hielt an und ließ mich dann in den Zug rin-1 Bewußtsein wirder zu erlangen. Der Angeklagte erhielt 14 Jahre steigen, mit dem wir dann langsam zur Unglücksstelle fuhren. Ter I Zuchthaus. hierauf als Zeuge vernommene Locomotivführer jenes Zuges be-1 stätigt diese Angaben und hebt hervor, daß auch der Angeklagte I Hillner durch Lichtsignale zum Anhalten des Zuge? beigetragen I Mpfpnl-alnaiskllK «KtttMlllNlNaen babe. Die dann vernommenen Bahnbauleiter bekunden Näheres I Ä>»rir0r010g1fUir VrvvUUfUlNUrN über den Befund an den Schienen und Schwellen nach dem Unglück. I »nk »er Sternwortv tn vetorlr. k«de >19 Uersr übsr ckom «,«rs Bauleiter Wolf bestätigt, daß die Schienen seit 1866—70 auf der Strecke lägen. Die Schwellen seien je nach ihrem Zustande ausge wechselt und erneuert worden. Präsident: Ich habe gehört, daß viele faule Schwellen auf der Strecke gelegen haben. Zeuge: DaS ist nicht wahr! Präsident: Oh, so ohne Weiteres dürfen Sie daS nicht sagen. E» liegen uns Zeugenaussagen vor. Sind nicht ost alte Schwellen verwandt worden? Zeuge: Za, soweit sie gut waren. Bahnmeister Pahl bestätigt, daß ost Züge an der Unglücksstelle stecken blieben und daß deshalb der Angeklagte Hillner mit einer Sandstreubüchse ausgerüstet worden sei. Kreisphysicus Lang er- hanS und vr. Sonntag verbreiten sich hierauf Uber den Be- sund an den drei durch den Unfall getödteten Reisenden. Dann bekundet Gendarm Berckmann: Er sei am Tagt nach dem Un fall auf der Unglücksstätte gewestn, wo man schon an der Herstellung der neuen Gleisanlage gearbeitet babe. Dabei sei ihm eine Schwelle ins Auge gefallen, die sehr morsch zu sein schien. Er habe deshalb mit dem Säbel hinringestoßen, worauf dieser vollständig durch die Schwelle hindurch geglitten sei. Präsident: Was dacht/n Sie da? Zeuge: Ich habe mich sehr gewundert. (Der Zeuge zögert, writerzu- svrechrn.) Präsident: Immer sprechen Sic. Sie stehen hier als Zeuge, also sprechen Sie frei und osfen Uber DaS, was Sie gedacht haben. Zeuge: Zch war verwundert und erstaunt, daß man solch« Schwellen benutzte. Präsident: Haben Sie nicht gleichzeitig die Ansicht genährt, daß diese Schwelle Schuld an dem Unglück trage? Zeuge: Nein. Der Zeuge bekundet weiter, daß einige weitere Schwel len zerbrochen und Schienenstücke verbogen Herumlagen. Zeuge Bahn meister Pahl, der über diese Mittheilungen gehört wird, be streitet, daß die Schwellen schlecht gewesen seien. Es sei möglich, daß Schwellen beim Auswechseln zerbrochen worden seien, niemals aber hätten solche auf der Strecke gelegen. Rechstanwalt Heine mann befragt den Zeugen, ob die Strecke aus Anlaß der Fahrt des kaiserlichen Hofzuges vorher vorschriftsmäßig revidirt worden sei. Zeuge Pahl: Das ist ordnungsmäßig geschehen. Wir haben die Strecke Morgens mit einer Leermaschine befahren und sind die Strecke Nachmittags zurückgegangen. Rechtsanwalt Fressel fragt an, ob die von dem Gendarmen Berckmann bemerkte Schwelle vielleicht die Entgleisung herbelgeführt habe. Die Sachverständigen verneinen dies. Zeuge Fabrikdirector Markworth hält dies ebenfalls, für ausgeschloffen, da er die Strecke sofort abgesucht und keine Schwelle bemerkt habe. Da die Aussagen der weiteren Zeugen ein klares Bild Uber die von der Staatsanwaltschaft behauptete Ent stehungsursache des Unfalls nicht ergeben, so beschließt der Gerichts hof, auf dem hiesigen Hauptbahnhofe, wo der Güterzug, von welchem das „Langholz» herunter gefallen sein soll, aufgestellt ist, einen Localtermin abzuhalten. Zu diesem Zwecke begeben sich der Gerichtshof, die Staatsanwaltschaft und die Geschworenen, sowie die Angeklagten und ihre Vertheidiger um 3 Uhr Nachmittags zum Bahnhof. Hier hatte die königliche Eisenbahninspection rin ganz ge naues Modell der Unglücksstätte Herrichten jassen. Eine Locomotive zog die Wagen des Güterzuges vor den Geschworenen vorüber und im gegebenen Moment ließ man den etwa 4 m langen und etwa 1 Centnrr schweren Kuppelbaum heruntergleiten, der jedoch die I Schienenknickung in der gewünschten Weise nicht vollzog. Immer-1 hin wurde dargethan, daß der Baum eine kolossale Gewalt auSllben I und sehr wohl die Verschiebung der ganzen Gleisanlage herbeiführm I konnte. AuS einem weiteren, durch die Angeklagten Brügmann! und Hillner dargestrllten Experiment ergab sich zu Gunsten der I Angeklagten, daß einmal Brügmann von feinem Bremserfitz I aui kaum den eben verlorenen Kuppelbaum mehr auf dem Oberbau I erkennen konnte, und zum andern, daß Hillner, wenn er nicht! gerade zu dem Bremserfitz hinaufaesehrn, sondern, wie eS seine I Pflicht war, vor Allem den unteren Theil der dahinrollenden Wagen I beobachtet hat, die Winke und Zeichen de! Brügmann kaum I bemerken konnte. Desgleichen ergab sich, daß der verlorene Kuppel-1 bäum von der Wärterbude de? Angeklagten Hillner auS nicht I zu sehen war. Nach beinahe einstündiger Verhandlung begab sich! hierauf da» Gericht wieder in dm Schwurgerichtssaal zurück. Er I wird dann der Packmeister Wulf al» Zeuge vernommen, der den I Güterzug, auf dem der Angeklagte Brügmann Schlußbremser! war, begleitet hat. Er giebt an, daß er auf dem Bahnhof in Eschede I daS Fehlen der KuppelbaumS bemerkt und denselben, al» er zur I Hilfeleistung nach der UnglückSftelle commandirt wurde, unter dem I verunglückten V-Zuge hervorgezogen und auf den HllsSzm verladen I habe, um ihn heimlich nach Eschede zu schaffen. Al» Grund für I diese Handlungsweise giebt er an, daß er da» Fehlen de» Baume? I nicht gleich gemeldet und deshalb Strafe gefürchtet habe. Don dem I - —- Ruck, den der Angeklagte Brügmann verspürt hat, hat der I aooervck beit«« onck trocken« — Zeuge nicht» bemerkt. Hierauf erstattet Geh. Ober-Baurath I »taack ein« allgemeine Towperaturnunokm«, welcko in ckeu Thelenein zusammenfoffendeS Gutachten über den ganzen Unfall. I mittleren Lvdenlogeu e». 4° erreickt« uock w«dold »nck ver- E» sei mit fast absoluter Sicherheit sestgestellt, daß der herunter-! oinrelto Stationen wlocker ktei von Hocktkrost gekUedea eenren. geglittene Kuppelbaum die Schienenknickung herbelgeführt und da-! Sckooeckeckv not äom k'totlteider^s 80 ein. - °"°°> fallen und dadurch die Entgleisung herbeigeführt habe, oder daß I Dliren äuttreten von Kodein Druck »der cksm OLäozx«ee schlechtes Matnial die Ursache de, Unglück» sei. Was letzteren Um-1 Verlern» -er veprmmon o»cd cksm Oonol von Ooküs scdeint stand anlaiigc, so behaupte er, daß sopohl das Profil sehr stark, wie! kür ons ais »Ucklicdv, Kelter, trockner uock wilcker sVitteruox auch die Schwellen- und Schieneaanlage in gutem Zustande gewesen I Kstnstios I-uktstrvmuiux zxeeicKert. Vecksnksn errezxt jeckock ein sei. Auf Befragen dei StaatSanwaltS bekundet der Sachverständige, I über äer Aorckeeo lozxsrncker IVirdel, cior Imckt Trübung ck« rn daß, wenn auch wirklich schleckte Schwellen auf der Strecke gelegen I orvortoucken scküoen Wetter« verureocdon Kron, hättm, so doch die Schienenknickung nicht in dieser ausfälligen Weise I eingetrrten wäre. Hierauf wurde zur Erörterung der Anklage I wegen Meineid, gegen di, drei Angeklagten geschritten. Der An-1 «„antwortlicher R.datt.ur vr. Her«, «chlttt, st. Leip»«-, geklagte Brügmann giebt hierzu an: Er habe geschworen, ,n der I ' "j, Ursache del Unfall» nicht» angebrn zu können, und er halte diesen > den musikalischen Theil Professor vr. vs««r m Setpttg. 2eit cker Leodockruo^. d»rou>. e-a. »ol -«UtlUw Tuorioo Xonoo- r '« «iuä. ncdrour ». »tLrie. ltlmio«»»» LumoäL. 2l.ksdr. ?1d. 8 V. 736.6 -f- 3 8 81 880 2 Klar 22. « die-8- 739 5 -s- 2b 79 880 2 last trüks - Xw. 2- 739,9 -t- 7.4 6ö 80 2 kost trüks 8tottoo»-R»wL v 2 § ir L » r s Licdtuozr onck Stärk, ck« Wiock« Witter. v o. s b? kockö .... 757 080 stork kolk keäeckt — 6 kovoeonck» . . 749 080 lsickr beleckt o Hiuäesnos . . 748 k?0 mässig ivolkig 0 ätockkoiw . . — — — — Loponkozx« . 749 080 Isickt keckeekt 0 Uewol . . . 754 80 mössis Iledel 0 Zerioemknck« 749 8 mässig cvolkig -t- 2 Lkozxoo . . . 749 8W leickt kolb keckeekt — I 8,1t .... 748 80 leickt beäsekt 0 kowkarU . . 748 80 leickt befleckt -i- 1 kelcksr . . . 748 8 leickt Hebel — I (Ikordoor, . . 741 880 nkvock befleckt -s- 5 Avosrer . . . — -E öerlin.... 750 880 leickt beiter -l- 2 kimoseslontsrn . 748 »tiU befleckt 4- 4 Kowderzx . . 750 still molkig 2 Uüikooseo l. 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