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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895091201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-12
-
Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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6418 — Drr Vorschlag, in Preußen mit einer Verschärfung des VereinSgesetzrS zur Bekämpfung drr Socialdemokratie eS zu versuchen, wenn es im Reichstage nicht geben sollte, wird von der CentrumSprrssr entschieden abgelebnt. — Ein hiesiger Berichterstatter meldet, daß Ende October die Anarchisten aller Länder eine Zusammenkunft abbalten wollen, und zwar wahrscheinlich in London, auf Betreiben des auS Berlin geflüchteten früheren Buchdruckers Wilhelm Werner. Man wolle sich über eine gemeinschaftliche Propa ganda verständigen und eine Unterstützungöcafse gründen. — Die „Genossen" fangen an, hinsichtlich der Dotation für die Herren Delegirten der Partei etwas sparsamer zu werden: Eine socialdemokratische Versammlung für den Wahlkreis Niederbarnim bat für den Parteitag in AreSlau einen Antrag auf Aenderung des OrganisationSstatuts gestellt dahin, daß künftig nur ein Delegirter für jeden Wahlkreis gewählt werde, und daß die Kosten für denselben von der Parteicasse getragen würden. * ArtrVrichSruh. 10. Sevtember. Anläßlich der Sedan feier sind dem Fürsten Bismarck nahe an vierhundert Telegramme zuargangen und Hunderte von Briefen und Karten. DaS Befinden bcö Fürsten ist nach der „Augsb. Äbenb-Ztg." trotz der großen Hitze recht zufriedenstellend; täglich macht er seine gewohnten Spazierfahrten, oft von vier bis sieben Ubr Nachmittags. Die Fremden haben Gelegen beit, den Fürsten jeden Tag zu sehen. Von einer Reise Bismarck s nach einem GebirgSorte oder nach Varzin ist gar keine Rede, weil die Ruhe dem Fürsten am zuträglichsten erscheint. - * Stettin, 11. September. (Telegramm.) Kaiser Wilhelm begab sich heute früh um 7»/i Ubr mit dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Sachsen in das Manövergelände. Die heute unter dem Befehl des Kaisers stehende Südarmee eröffnet« alsbald den Angriff gegen die Nordarmee, welche ihrerseits den Feind gegen die Oder zu drängen suchte. Die 6. Division ging über Pritzlow und Klein- Neinkendorff, die5. Division überSchmellentbin und Carnowauf Mandelkow gegen den linken Flügel der Nordarmee, während die erste Garde-Division und eine NacktS bei dem Gardecorps als Verstärkung eingetroffene Reserve-Division über Pomellen auf BarnimSlow rückte, die 2. Garde-Division auf Lebehn marschirte und die Gardccavallerie-Division den linken Flügel der Südarmee deckte. Die Nordarmee stand mit dem II. Armeecorps in einer Stellung Ladenthin-Bar- nimslow-Carnow mit der 18. Division und der Corpsartillerie des IX. Corps balbwegS zwischen Kyritz und Ladenthin in versammelter Stellung. Die 17. Division hielt mit einem Regiment den Hohendolzer Wald besetzt und ging um 8 Uhr mit starker Seilenveckung gegen Krakow vor. Die Cavalleric- Division -l. steht zur Verfügung des commandirenden Generals des IX. Corps halbwegs zwischen Schwennenz und Lebebn. Der Kaiser führte die Südarmee auf der ganzen Linie zum Siege. Die Absicht der Nordarmee, den Feind gegen die Oder zu drängen, wurde vollständig vereitelt und die Nord armee selbst schon frühzeitig aus ibren Stellungen ver drängt. Namentlich bot die Wegnahme des Hobenbolzer Waldes durch das Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Ncgiment ein hervorragendes militairisches Schauspiel. Bereits um 10*/r Uhr war augenscheinlich der Sieg der Südarmce ent schieden, eS wurde „Halt" geblasen, nach kurzer Pause aber der Kampf nochmals ausgenommen, der damit endete, das die Nordarmee noch weiter zuriickgeschlagcn wurde, und die Südarmee beim Abschlüsse des Ma növers sehr weit vorgerückt war. Kaiser Wilhelm hielt fort gesetzt in der Gefechtslinie zwischen dem Gardecorps und dem III. Corps sich auf. Der Kaiser von Oesterreich zeigte sich, seinen Standpunkt wiederholt wechselnd, auf den ver schiedensten Puncten des Manöverfeldes und verfolgte ebenso wie der König von Sachsen den Verlauf des Kampfes mit größtem Interesse. * Posen, 10. September. In einer Correspondenz des „Orendowulk" wird anläßlich des jetzt veröffentlichten Cafsen- berichts de» polnischen SchulcomiteS gesagt, baß das Schulcomits in den letzten 14 Monaten nichts gethan habe und daß es, falls es auch fernerbin nur der benachtheiligten Kinder sich annehmen wolle, besser sei, wenn es sich auf löse und den verbliebenen Cassenbestand einem anderen Zwecke überweise. * Hannover, 11. September. (Telegramm.) Die Tbeilnehmer an der Hauptversammlung des Gustav- Adolf-Vereins versammelten sich heute Morgen im alten Rathhause; von hier begaben sie sich in feierlichem Zuge nach der Marktkirche, wo sie unter Glockengeläute und unter den Klängen des Posaunencorps anlangten. Den Zug »öffnete die Stadt-Geistlichkeit im Ornate, darauf folgten die Ehrengäste, unter denen sich der Ober-Präsident Or. v. Bennig sen, der Stadtdirector Tramm, der Präsident des Landes- Consistoriumö der Provinz Hannover VoigtS und Senatoren befanden. Den Schluß bildeten die übrigen Festtheilnehmer. Die Festpredigt hielt Ober-Consistorialrath Dibelius- Dresden. — Nach Beendigung des Festgottesdienstes fand die geschäftliche Sitzung der Hauptversammlung in der Aegi- dienkirche statt. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden 0. Fricke-Leipzig erstattete vr. He mpel>Leipzig den Jahresbericht, welcher eine fortschreitende Entwickelung der VereinSthätigkeit seststellt. Die Betheiligung an derVersammlung war außerordentlich groß. — Auf daS gestern an den Kaiser gerichtete Telegramm ist folgende Antwort eingegangen: „Seine Majestät der Kaiser und König haben Sich gefreut, daß die 48. Hauptversammlung deS Gustav- Adolf-VereinS in der jetzigen erinnerungsreichen Zeit deS hochseligen Kaisers Wilhelm des Großen als deS Erlauchten Förderers der deutschen Gustav-Adolfsache in treuer Dankbarkeit gedacht hat. Seine Majestät wollen auch Aller höchst Ihrerseits dieses LiebeSwerk evangelischen Glaubens gern fördern und lassen der Hauptversammlung herzlichen Gruß und wärmsten Segenswunsch entbieten. Auf Aller höchsten Befehl v. LucanuS, Geheimer CabinetSrath." * Hannover, 11. September. (Telegramm.) Die Be rathungen deS BergmannStageS wurden heute fortgesetzt. An den Kaiser wurde ein Telegramm abgesandt. Als Vorort der nächsten Versammlung wurde München gewählt. lD Halle a. S., 11. September. DaS hiesige Gewerk- schaftscartel, daS sich während des Maurerstreiks passiv verhalten hat, wird deswegen nächstens von den Bau arbeitern in einer öffentlichen Gewerkschaftsversammlung zur Rechenschaft gezogen werden. Da« GewerkschaftScartel hatte sich um die streikenden Bauarbeiter aus dem Grunde nicht gekümmert, weil sich die Maurer, Zimmerer und Maurer arbeitsleute s. Z. geweigert, dem Cartel beizutreten. Sic motivirlen ihre Weigerung damit, daß sie sich nicht von Schustern und Schneidern in ihre Angelegenheiten wollten Hineinreden lassen. 6 Lauban, 11. September. (Privattelegramm.) Commerzienrath Weinert lehnte die Candivatur zum Land tage ab. Die Conservativen bestreiten die Giltigkeit des CartelS mit den Nationalliberalen. * Darmftabl, 11. September. (Telegramm.) Wie die „Darmstädter Zeitung" meldet, treffen die Kaiserin Friedrich und drr Prinz von Wale» heute Nachmittag in Darmstadt ein, begeben sich nach einem Besuche de« Mausoleums nach Jagdschloß WolsSgarteu und kehren Abends nach FriedrichShof bezw. Hom- barg zurück. * Mannheim, 10. September. Recht unangenehm ist DrerS- bach und sein Organ von dem ihm gemachten Vorwurf berührt, daß er sich ebenfalls der „St eg Müllerei" schuldig gemacht habe, indem er im Mannheimer BürgerauSschuß dafür stimmte, daß an den katholischen StiftungSrath städtisches Gelände zum Neubau einer katholisch«» Kirche für einen ausnahmsweise billigen Preis ab» getreten wird. Stegmüller bewilligte bekanntlich Ä 000 »I zum Kirchen bau tu Lörrach, DrerSbach förderte den katholischen Kirchen» bau ln Mannheim dadurch, daß er dem katholischen Stiftungsfond« eine größere Ausgabe ersparen half. Die Form der Handlung DreeSbach'S und der Handlung Stegmüller'- ist zwar verschieden, drr Erfolg ist aber der gleiche, und wenn inan Stegmüller wegen seiner Handlung aus der socialdrmokratischen Partei entfernt hat, so hat eigentlich DrerSbach dasselbe Schicksal verdient. Allerdings wird DrerSbach ein solche« Schicksal nicht zu Lheil werden, denn dazu ist feine Macht und sein Einfluß z» groß. * Nürnberg, 10. September. In einer Versammlung hat sich endlich die biesiHe Socialdemokratie mit dem Agrar programm beschäftigt. Zeitungsverleger Ocrtel reserirte und empfahl die Annahme einer Resolution, welche den in Ueberhastung geschaffenen gegenwärtige» Entwurf ablehnt, aber die Bildung eines ständigen AgrarausschusseS fordert. Gegen letzteren Punct setzte eine Opposition ein, welche in der Beschäftigung mit der Agrarfrage eine Gefahr für den proletarischen Charakter der Socialdemokralie erblickt und deshalb die Tbätigkeit des AgrarauSschusses, der doch »ur „unser Geld" koste, für beendigt erklärt wissen möchte. Hassel sagte: Ehrlich sein ist nicht Jedermanns Sache; wenn man ehrlich sein will, darf man keine Bauernfängerei treiben. Oehme meinte, man müsse mit Rücksicht auf andere Parteien den Bauern „einige Brocken" hinwerfen, an denen sie bis zum Empsänglichwerden für daS eigentliche Programm „berumkauen" könnten. Schließlich wurde die Resolution gegen eine kleine Minderheit angenommen. Zum Breslauer Parteitag wurde Oertel delegirt. * Stuttgart, 11. September. (Telegramm.) Der König, die Königin und die Prinzessin Pauline begaben sich gestern von Burgsteinfurk nach Hek-Loo zum Besuch der Königin und der Königin-Negentin der Niederlande. * Stuttgart, 11. September. Die Berufszählung ergab für Württemberg 2 071 407 Einwohner gegen 2 036 522 im Jahre 1890. Die Zunahme beträgt 1,71 Proc. , Oesterreich-Ungarn. * Pest, 10. September. Tie Erklärung Banffy'S an seine Wähler, daß er die Begnadigung der rumänischen Führer beantragen werde, bat die Opposition in Harnisch gebracht. Die Nationalpartei beschuldigt Banffy, daß er mit den Nationalitäten pactire. Die Opposition will nämlich durch Chauvinismus ihre Volksthümlichkeit, die sie durch ihre klerikale Haltung eingebüßt hat, wieder aufsrischen. Banffy'S Programm wirb hier als praktisch betrachtet und geeignet, die Gemütber zu beruhigen. Beim Empfang der Abord nungen fehlte die katholische Gesstlichkeit. * Szilagli-Somlyo, 11. September. (Telegramm.) Bei einem zu Ehren des Ministerpräsidenten Baron v. Banffy veranstalteten Banket brachte der Ministerpräsident einen Toast auf Len Kaiser aus, in welchem er bemerkte, seit 1867 seien durch Ausgleich die Gegensätze, welche zwischen der Krone und der Nation Vorlagen, beseitigt, und sei jetzt eine einhellige, warme, aufrichtige und homagiale Anhänglichkeit an den gekrönten König vorbanden. Redner schloß mit dem Wunsche: Gott möge den allgeliebten verehrten König, dessen Fürsorge auf das Wohl und daS Aufblühen des Vaterlandes gerichtet ist, lange leben lassen. Brausende Eljenrufe folgten dem Toast. Frankreich. * Paris, 10. September. Nach einer Meldung des „Journal des DöbatS" ist Leon Bolay nicht blos Anarchist, sondern auch Antisemit. Sein Vater war während der Herrschaft der Commune Major, seine Mutter, die Wittwe ist. lebt jetzt von der Unterstützung zweier unverbeiratbeter Töchter, von denen die eine Postbeanilin, die andere Tele phonistin ist. Bolay gestand, daß ein Genosse die Bombe angefertigt habe. Die Polizei kennt den Ort, wo sie ber ge,teilt worden ist. Bei der Mutter des Attentäters, Rue Montparnasse Nr. 47, wurde Haussuchung gehalten; das Resultat ist noch unbekannt. (Frkf. Ztg.) * Paris, 11. September. Bei dem heute im Elysve- Palaste abgehaltenen Ministerrat he Unterzeichnete Präsident Faure die Ernennung des Viceadmirals Regnault de Breme uil zum CommandantendeS Nordgeschwaders. Spanien. * Madrid, 10. September. Spanien hat bisher 80 000 Mausergewebre in Deutschland für den Feldzug auf Cuba angekaust. Der KriegSminister erhielt einen Brief von Marschall Martinez Campos, in dem dieser über die Leistungen der Gewehre geradezu entzückt zu sein erklärt, was für die deutsche Industrie nur schmeichelhaft sein kann. Dänemark. * Kopenhagen, 11. September. (Telegramm.) Der Großfürst-Thronfolger, Großfürst Michael Alexandro- witsch, und die Großfürstin Xenia Alcxandrowna werden morgen an Bord des „Polarsterns" nach Libau abreisen. Rußland. * Petersburg, 11. September. (Telegramm.) Die russische Telegraphen-Agentur meldet: Der Minister des Auswärtigen, Lobanow, nahm einen vierwöchigen Urlaub. Er bezieht sich am Freitag nach Contrexsville, um daselbst, wie alljährlich, eine Cur zu gebrauchen. Die Reise hat keinen politischen Charakter. * Aus Petersburg, 8. September, wird der „Köln. Ztg.". ge schrieben: Anläßlich des Hinscheidens der Erbgroßhcrzogin von Oldenburg wird hier vielfach die dereinstige Thronfolge im Groß, hrrzogthum besprochen, nmsomehr, als der in einem hiesigen Garde» Regiment dienende Prinz Peter von Oldenburg als einstiger Thronerbe angesehen wird und sich selbst als solchen betrachtet. Der 86 jährige junge Mann ist ausschließlich im russischen Geiste erzogen; dem Hausgesetze nach ist er zwar evangelisch, doch ging man so weit, ihm sogar den Confirmationsunterricht in russischer Sprache ertheilen zu lasten. Des Deutsche» ist er nur unvoll» kommen mächtig; wenigstens behauptet er dies selbst, und wenn er einmal ausnahmsweise einige Worte Deutsch spricht, so klingt eS ganz gebrochen. Der Prinz besucht Deutschland niemals, höchstens vorübergehend zu einem Familientage in Oldenburg; er macht aus seiner Abneigung gegen Deutschland durchaus kein Hehl, und wenn wie eS oft geschieht, in seinem Regiment über Deutschland und deutsche Eigenthüinlichkeiten gespottet wird, so bleibt er dabei nicht zurück. Sein Urgroßvater, Großvater und Bater waren bereits in russischen Diensten, da ist es kein Wunder, wenn der Prinz ausschließlich Nuß» laud als seine Heimath betrachtet. Jedem wahren Deutschen muß eS jedoch unnatürlich erscheinen, einen dem deutschen Wese» solcher maßen abgeneigten Fürsten auch nur als Anwärter auf einen deutschen Thron zu wissen, und in irgendwelcher Weise müßten Schritte geschehen, den Prinzen entweder zum Austritt aus dem russischen und Eintritt in den deutschen Dienst zu veranlassen, oder ihn von der Thronfolge auszuschlicßen. Als der Herzog von Tdin- bürg nur Anwärter aus den Thron von Coburg-Gotha war, ließ er seinen Sohn richtigerweise in preußische Dienste treten; mit dem Prinzen von Oldenburg müßte, so lange er noch jung und er- ziehuugSfähig ist, daS Nämliche der Fall sein. Orient. * Sofia. 11. September. (Telegramm.) Diejenigen Reserveofficiere, die an den macedonischen Ex peditionen Tbeil genommen hatten, wurden verhaftet und ihnen von der Polizei mitgetbeilt, daß sie binnen drei Tagen Beschäftigung finden müßten, andernfalls würden sie in der Provinz intrrnirt werden. (Mgdb. Ztg.) Amerika. * Havanna, 11. September. (Telegramm.) Die In surgenten warfen eine Dynamitbombe auf das Gleis vor einen Zug, der Soldaten nach Guantanamo brachte. Durch die Explosion wurden zwei Soldaten getödtet und sieben verwundet. Colonial-Nachrichten. * Der jüngst in Köln verstorbene Afrikaforscher Ernst Nau mann ist der vierte deutsch» Reisende, der innerhalb weniger Jahre dem mörderischen Klima unseres TogogrbieteS zum Opfer gefallen itt. Nachdem drr verdienstvolle Ludwig Wols, der unerschrockene Erforscher deS Sonkurru. dem Klima des Hinterlandes von Togo, seinem neuen Arbeitsgebiet, am 86. Juni 1889 erlegen, war das nächste Ovser der lcbcnstrohe, jugendirische Emil Küster, den schon nach wenig Monden freudiger Tbätigkeit auf afrikanischem Boden eiu grausames Geschick in Akrosv am Bolta am 84. April 1892 jäh ereilte. Schon wenige Monate darauf folgte ihm der treffliche Kttu«» besten Ableben unter Umständen erfolgte, die eine gewisse Aebnltchkeit mtt denen deS längsten Opfers des dunklen Continentr» anfiveisen. Kling verließ schon schwer krank die Sclaveaküstr nnd p-rb, ohne sich erholt zu haben, am 15. Seplrmbe. »898 in Berlin, Banmann daaegen har den Ort seiner mehr als zweijädrigrn Tbätigkeit in völliger geistiger und körverlicher Frisch« verlassen und ist erst aus dem europäischen Fest lande von jener verderblichen Form drr Malaria befallen, gegen welche die K.mst der Aerzte immer noch machtlos ist. Bau» mann tdeitt damit daS tragische Geschick G. A. Fischer'«, der vor acht Jahren, soeben aus dem tiefen Innern Oslasrikas in voller Rüstigkeit zurückgekehrt, nach kaum tagelangem Kranksein dahin» gerafft wurde. Der verstorbene junge Forscher war wir wenige Reisende sür seinen schweren Beruf vorgebildct. Auf dem Orients- tischen Seminar, dessen Realclasse er im Wintersemester 1892,93 angehörte, genoß er wegen der Lauterkeit seines Charakters und der Bescheidenheit seines Wesens nicht nur die Liebe und Achtung aller Commilitoiien, sondern er erregte auch allgemeine Bewunderung wegen seiner gründlichen Kenntnisse in den Naturwissenschaften und wegen seiner erstaunlichen technischen Fertigkeit im Präpariren und Beobachten, Fähigkeiten, in denen keiner seiner Kameraden ihm auch nur annähernd gleichkam. Groß waren deshalb auch die Hoffnungen, die die Museen bei seiner Abreise im Anfang des Jahres 1893 auf ihn setzten, und er hat diesen Er wartungen im vollsten Maße entsprochen. Von Haus aus Botauitcr, Kat er seine Sammelthätigkcit keineswegs aus die Flora seines Bezirks Misahöhe, in dem er den größten Theil seines afrikanischen Aufenthalts verlebt hat, beschränk:, sondern hat auch mit regem Interesse, nie ermüdendem Fleiß und seltener Sach kenntnis die Fauna jenes Gebietes ftudirt und in reichen Sainmlimgen zusammengetragen. Seine Stellung als Stalions assistent respective stellvertretender Statiouschcs von Misahöhe brachte es mit sich, Laß er sein Augenmerk in erster Linie auf die nächstgelcgenen Gebiete richten mußte. Diese hat er denn auch um so gründlicher durchforscht »uv seine slorislischen, sannistischsn und ethnographischen Sammlungen besonders aus die Landschaften Agotime, Akakpame, Kpandu und Avatime beschränkt. Aus dieser friedlichen Thätigkeil wurde er, von einem Marsch nach Salaga abgesehen, nur einmal hcrausgerisse» bei Gelegenheit des Aufstandes der Toweleute im März d. I., den er energisch Nieder schlagen half und ans dem er den schönsten Thcit seiner ethno- graphischen Sammlung mit heimbrachte. Jmponirt solche Thätig- keit auf engem Raum der große» Menge auch weniger als das Durcheilen gewaltiger Ländcrstrccken, jo ist eS dennoch sür die Wissenschaft oftmalc- ersprießlicher und nutzbringender als jenes, und so wird auch die wtssenichastliche Welt die Verdienste Ernst Baumann's getrost neben diejenigen mancher Großen stellen, die Länder und Continenle durchquert haben. Schulwesen. Der Deutsche Verein sür das höhere Mädchenschul wesen hält seine 14. Hauptversammlung vom 2. bis 6. October in Coblcnz ab. Gegenstände der Verhandlungen werden sein: 1) Am 2. October Abends 8'/» Uhr wird Frl. Sprengel einen Vortrag halten über „Nur eiu Mädchen". 2) Am 3. October Vortrag des Herrn Director 1>r. Raßfeld-Elberseld: „Die Frauenfrage und die höhere Mädchenschule nach den preußischen Bestimmungen vom 31. Mai 1894". 3) Am 3 October Nachmittags von 3 Uhr ab Versammlung der Abtheilung III (Angelegenheiten der Lehrerinnen), und .zwar Bericht über den „Allgemeine» Verband" und dte All gemeine deutsche Pensionsanstalt sür Lehrerinnen (Frl. Oh Isen- Göttingen) und „Welche Verpflichtungen erwachsen uns Lehrerinnen aus den Verordnungen vom 31. Mai 1894?" (Frl. Neumann« Kassel). 4) Am 3. October Nachmittags von 5 Uhr ab Versamm. lung der Abtheilung II (sprachlicher Unterricht), und zwar LIU« Laertsdii, k'rolesscur L I'Aeole Xormale äs Versailles: Lur l'Seols Xormale Lupsrieure cke kontenax aux kose», und Frl. A. Weber-Heidelberg: Eine Lehrstunde im Anfangsunterricht des Französischen (nach der analytischen Methode). 5) Am 4. October Morgens von 9 Uhr ab Versammlung der Abtheilung I (Lehrerinnen« Bildnngsanstaltcn). Director vr. Schoene-Greifswald über: Dte Lehrerinnen-Bildung nnd -Prüfung nach den preußischen Mai- Bersügungen. 6) Am 4. October Morgens von 11 Uhr ab Ver sammlung der Abtheilung IV (Schulverwaltung). Herr Director Centurier-Stargard: Die Resiortverhältniffe der höheren Mädchen- schule in Preußen. 7) Am 5. October von 9 Uhr ab Bericht deS Vorsitzenden über seine Geschäftsführung und über den Bestand des Vereins. Daraus folgt der Bortrag des Herrn Director vr. Horn- Wismar: Ueder den Unterricht im Deutschen nach den neuesten preußischen Bestimmungen. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) V. Leipzig» 11. September. Nus den Geheimnissen eines Privatdelectiv-Jnstituts.) Victor v. Carlowitz. Inhaber eines Privatdctectiv-Jnstituts in Berlin, wurde am 80. April 1895 vom Landgericht Berlin I unter Freisprechung von der gegen ihn erhobenen Anklage des Betruges wegen Betrugsversuchs zu 6 Monaten Gefängniß, 3000 Geldstrafe und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt Der Angeklagte beschäftigte drei Beamte, die Detectivs Benkcndor und Kochmann, die einen Monatsgehalt von 60—100 erhielten und den Bureauvorsteher Altmann, der sich ans monatlich 150 stand. Seiner Zeit nahm nun der Ingenieur Hora aus Naum burg seine Dienste in Familienangelegenheiten in Anspruch, und zwar handelte es sich um die Einheimsung eines Verwandten des Hora, des Orkonomiescholaren Möller, der auf einem Ritter gute bei Bautzen sich der Landwirthschaft und der Maria Theresa Rehm, einer verfübrerischen Sirene, widmete. Da jedoch die engen ländlichen Verhältnisse dem ungestörten Minne- teben hinderlich waren, ging der verliebte Jüngling mit seiner Dulcinea aus und davon, unbekannt wohin. Seine Angehörigen vermutheten jedoch nicht mit Unrecht, daß die Beiden ihr Asyl in Berlin aufgeschlagen Hütten, wo sich für den vermögenden jungen Mann Zerstreuungen die Fülle boten. Hora theilte dies dem An geklagten mit und erkundigte sich dann, was die Einheimsung wohl kosten werde; v. Carlowitz entgegnete ihm, dos hinge ganz von der Zeitdauer ab, sür einen Beamten berechne er wöchentlich 250 bis 300 worauf sich Hora mit den Worten entfernte, es möge kosten, was es wolle, man möge nur seinen Verwandten auf bringen. Nach kurzer Zeit wurde Möller auch von den zwei Be amten, die der Angeklagte gegen ihn losgelaffen hatte, ermittelt. Die Beamten erhielten von dem Angeklagten täglich 10 für ihre Auslagen und für die Nacht 6 extra. Ter Angeklagte, der von Hora 5200 Vorschuß erhalten hatte, erbat sich nunmehr einen neuen Vorschuß, da er Tag und Nacht vier Beamte aus den Beinen ge habt habe. Hora gab ihm jedoch zunächst 6000 ./t zur Tilgung der Möller'schen Schulden, weshalb v. C- nach dem früheren Aufenthalts orte des M. bei Bautzen reiste. Weiterhin brachte v. C. eine Zu sammenkunft mit der Rehm zu Stande, worin er sie in Gegenwart eines Rechtsanwalts veranlaßt«, gegen Zahlung von 400 >lt au Möller zu verzichten und ihre Ansprüche an denselben aufzu geben. Der Auftrag des Angeklagten war nunmehr erledigt und er forderte nunmehr von Hora für seine Bemühungen, Auslagen re. die Pauschalsumme von 20 000>i Hora, dem die- zu hoch erschien, bot ihm 15000>!. was jedoch der Angeklagte oblchnte, während er seine Forderung gleichzeitig auf 17 000 ermäßigte, so daß er, abzüglich der bereits erhaltenen 11 200 ^l, noch 5800 -4! sordrrtr. Auf drr specifi- cirten Rechnung tauchte auch wieder der mysteriöse vierte Beamte — außer ihm selbst auf. Da« Gericht erblickte iu der Forderung de- An geklagten eine ungeheure Gebuhrenüberichreitung, was durch eine bekannt gewordene Aeußerung des Angeklagten: Der Mann (Hora) muß platzen; drr muß zahlen, daß ihm die Augen über- gehen, keineswegs widerlegt wurde. Der Lriminal - Commiffar Weyhrn, auf dessen Zrugntß sich drr Angeklagte berief, erklärte at« attKiffeffefit Entschädigung für de» Leiter de« Institut» 200 ^l prö Tag und Reise und für den Agenten 50 für Tag uad Reise für ausreichend. In seiner Revision gegen das Urtheil berief sich der Angeklagte aus den Aussprucd Hora'S, eS könne kosten, woS es wolle; er habe sich in Folge dessen für berechtigt halten müssen, nach seiner Phantasie «me Pauschalsumme anzuoedmen. Dieser Einwand wurde jedoch ebenso sür unbegründet erachtet, al bte erhobenen procrffualen Rügen und in Folge dessen die Revision verworfen. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Aertenstrafkammer IO s. Leipzig. II. September. In der Eisengießerei von K. L Co. machten eS sich dir Arbeiter zum Spaß, den ziemlich sried- fertigen, aber etwas cholerischen Eiscndreder Heinrich Gustav Thomas, geboren am 26. April 1847 in Eilenbnrg, zu hänseln. Als am 11. Juni der Eisendrehcr M. mit der Bitte um Feuer sich an TbomaS wandte, glaubte dieser. M. habe eS wiederum auf einen chlechtrn Scherz abgesehen, und weigerte sich, die Bitte zu erfüllen. M. aber kam trotzdem wieder und erneuerte seinBerlangrn ohne brffernErsolg, Thoinas sah sich vielmehr hierdurch veranlaßt, inS Comptoir zu gehen und ich darüber zu beschweren, daß man ihn bei seiner Arbeit störe. Als M. hiervon erfuhr, machte er TbomaS gegenüber Borwürfe und ichimpste, daß dieser im Comptoir geklatscht habe. Hierüber wurde nun Thomas jo aufgebracht, daß er nach dem ersten besten aus der Drehbank liegenden Gegenstand griff, um mit demselben einen Gegner zu züchtigen. Unglücklicher Weise ergriff Thomas einen fünf Kilo schweren scharfkantigen Stablstab und schlug mit demselben M. mit aller Wucht aus den Kops. Zum großen Glück ur Thomas, der nach der Thal im Bewußtsein seiner Schuld ich rasch entfernte, waren die Verletzungen M.'s zwar sehr chwere und Lebensgefahr nicht ausgeschlossen, heilten aber verhältnißmäßig rasch und günstig. Thomas, der bisher völlig unbescholten war. wurde in drr Folge wegen gefährlicher Körper- Verletzung unter Anklage gestellt. Zwar konnte der Gerichtshof bei der Gefährlichkeit der gebrauchten Waffe und der Schwere der Verletzungen nicht zur Zubilligung mildernder Umstände gelangen, doch wurde bei Ausmessung der Strafe berücksichtigt, daß Thomas durch die voraufgegangenen Händeleien sich ihatsächlich in auf- geregtem Zustand befundeu hat. daß er infolge seines cholerischen Temperaments leicht in Hitze geräth und drr Stahlstab durch einen unglücklichen Zufall ihm als nächster Gegenstand in die Hand kam. Immerhin muß ober Thomas seine rasche That mit vier Monaten Gefängniß büßen. II. Im Mai oder Juni dieses Jahres zeigte die verehelichte H. in Wurzen ihrer Nachbarin, der HandarbeiterSchefrau Marianne Türp i tz geborenen Rosch aus Altstadt bei Zülz in Schlesien ihre Bettvorräthe. Kurze Zeit darauf mußte sie aber die unangenehme Beobachtung machen, daß ihr ein Deckbett sammt Intet im Werthc von 30 ^ gestohlen worden war. Wie d«e Nach forschungen ergaben, hatte die Türpitz eines Tages die H.'sche Bodenkamincr unverschlossen gesunden und sich dir Gelegen- Veit zu Nutze gemacht, um das Bett zu stehlen. Sie hatte das- elbe zunächst beim Pfandleiher K. für 8 versetzt, später aber 'ür weitere 6 an K. verkauft. In der Hauptverhandlung räumte die Türpitz, welche bereits vier Mal wegen Diebstahls vor bestraft ist, seit ihrer letzten, am 10. Decembrr 1888 vom hiesigen Landgericht erfolgten Veruriheilung aber nicht wieder mit dem Strafgesetze in Conflict gekommen ist, den Bett-Diebstahl unum wunden ein, gab aber zu ihrer Entschuldigung an, daß ihr Mann damals arbeitslos gewesen sei und sie für sich und ihre vier Kinder kein Brod gehabt habe. Mit Rücksicht aus die Nothlage, in welcher ich die Türpitz befunden hat, billigte ihr der Gerichtshof mildernde Umstände zu und erkannte aus eine Gesängnißstrafe von vier Monaten. III. Nachdem der am 19. Februar 1873 in Langenorla (Kreis Roda) geborene, wegen Diebstahls bereits drei Mal vorbestrafte Fabrikarbeiter Christian Martin Blumenstein in Rudolstadt sich mehrerer Diebstähle schuldig gemacht hatte, hielt er eine Aufenthalts veränderung für geboten und ging nach Leipzig. Hier nahm Blumenstein in drr Gerberstraßc Wohnung, die er mit dem Schmicde- gesellen Sch. theilte. Seine Bemühungen, Arbeit zu finden, schlugen fehl, und er beschloß, weiter zu wandern und die Reichshauptstadt auszusuchen. DaS Reisegeld verschaffte er sich am 4. Februar Lurch einen Diebstahl. Er entwendete seinem Zimmergenoffcn Sch. 12 Haares Geld und eine fast mue Hose im Werthe von 20 In Berlin wurde Blumeusteiu mehrfach beim Betteln abgelebt und zu Hastftrasen verurtheilt, so daß schließlich das Polizeipräsidium sich veranlaßt sah, am 17. April diese« Jahres dem arbritSscheueu Burschen 6 Monate eorrectionelle Nachhaft in RummelSbnrg zuzudictiren. AuS dieser wurd^ ee am 18. Juni dem Schwurgericht Rudolstadt vorgesühn, um sich wegen NücksallSbiebstahls und versuckiler Urkundenfälschung im schweren Falle zu verantworten. Er erhielt 3 Monate 14Tage Gesäuginß zudictirt. An demselben Tage verurtheilte ihn auch das Landgerrchl Rudolstadt wegen Rückfallsdiebstahls zu acht Monaten Gefängniß. Beide Strafen wurden am 11. Juli vom Landgericht Rudolstadt zu einer Gesammtstrafe von 10 Monaten 14 Tagen Gefängniß vereinigt. DaS Landgericht Leipzig erkannte unter Zubilligung mildernder Umstände für den am 4. Februar in Leipzig begangenen Diebstahl auf eine Zusatzstrafe von drei Monaten Gefängniß zu der am 11. Juli festgesetzten Strafe. Vermischtes. ---- Berlin, 10. September. Zwei Nachtom nibuS- linien werden in den nächsten Tagen von einer neuen DerkehrSgesellschaft, die sich „OmnibuScompagnie" nennt, eröffnet werden. Die erste Linie soll von der Aorkstraße aus surch die Bellealliance-, Friedrich- und Chausseestraße bis zur Jnvalidenstraße und umgekehrt führen, also den Süden und Norden miteinander verbinden, die andere zur Ver bindung deS Westens mit dem Osten von der Potsdamer Brücke durch die Potsdamer, Leipziger, Gertraudten- und Königstraße bis zum Alexanderplatz gehen. Der Betrieb soll sich auf die ganze Nacht von ll Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens erstrecken und zwar zunächst mit Stundenverkehr, später nach Bedürfniß in kürzeren Zeitabständen. ----- Berlin, ll. September. Von einem furchtbaren Unglück ist DienStag Abend daS Ehepaar Schwind auS der Anklamer Straße 14 beimgesucht worden. Gegen 7 Uhr wollten sich Herr und Frau Schwind mit ihren beiden Kindern nach Trebbin begeben, um dort einem Begräbniß beizuwohnen. Um nach dem Anhalte» Bahnhof zu gelangen, gedachten sie den Omnibus dorthin zu benutzen, und warteten auf denselben in der Weißenburger Straße. Unbegreiflicher Weise stellte sich die ganze Familie auf den Damm zwischen den Pferdebabngleisen. Der Zufall wollte eS nun, daß Pferde- babn und Omnibus zu gleicher Zeit kamen, so daß die Familie beim Erreichen des Omnibus Gefahr lief, von der Pferdebahn überfahren zu werden. Herr und Frau Schwind konnten noch glücklich auSweichen, die beiden Kinder jedoch, ein Knabe und einMäbchen im Alter von 5 und 7 Jahren, wurden von der Pferdebahn so unglücklich »ur Seite ge schleudert, daß sie direct unter den Omnibus sielen und von den Hinterrädern zermalmt wurden. Beide Kinder waren sofort todt. Wie unS ein Augenzeuge versichert, trifft den Kutscher des Omnibus an dem Unglück keinerlei Schuld. — Kurz vor Abgang des Briefes wird uns die Mittheilung von einer Blutthat, die am Eingang zum städtischen Vieh hof ein Menschenleben gefordert haben soll. Der Schlächter meister Lejeune auS der Berliner Straße in Cbarlottenburg wurde nach diesem Bericht beute Mittag 1 Uhr von dem Schlächtergesellen Priem, der von ihm entlasten worden war und der sich mit den Biehtreibern Hermann Ulrich und Robert Priem verbunden hatte, überfallen und während des darauf folgenden Kampfes durch drei Messerstiche in die Brust schwer verletzt. Ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war, soll Lejeune gestorben sein. — 4)er Wohnungsanzeiger weist in Charlottenburg nur eine Wittwe Lejeune, keinen Schlächter meister nach. Wir geben die Nachricht daher unter Vor behalt. Priem soll entkommen, dir beiden Anderen ver haftet sein. — Stuttgart, ll. September. (Telegramm.) Der Congreß für öffentliche Gesundheitspflege ist von 260 auswärtigen Mitgliedern besucht. — -onstantinopcl, II. September. (Telegramm.) In Folge des vermehrten Auftretens der Cholera in Brussa wurde eine zehntägige Quarantaine für Provenienzen aus dem Marmarameer zwischen dem Bosporus und Karabogba angeordnet.
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