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k » 1. BkilM M Leipziger rUebN Mi> Anzeiger Nr. 28, NMgg, 18. 8««mk M. MW-AMdt.) in erst vor -atz einge- m Werthe, girbt ders. 4ät. Bor fapothekc > (Haupt- , Börsen-, »is-, Tt. Apotheke. well: swahl zu >t«vr, 11. ich stkner ikre, ttelfür L 20, Oo. »eil liefert t. L. rswaaren- garnirten enen Bän- u. s. w., it werden. >it mir in rwalter, Saison, passcnv. Vnnkler tt 4. H. Reichstag. §8- Berltu, 14. Januar. Nach den aufregenden Tagen der ,/Uulsturzdebatte" war dem Reichstage heute eine Sitzung beschieden, welche in ihrer Tagesordnung schon die Gewähr eines ruhigeren Verlaufes der Verhandlungen bot. So reich haltig auch das parlamentarische Menu sich präsentirte, — eS waren nicht weniger als zehn Puncte zur Berathung ge stellt —, so wenig rhetorischen Zündstoff boten die ersten 8 Nummern der Tagesordnung. Hie war aus Gegenständen zusammengesetzt, die zwar der legislativen Behandlung ver fassungsmäßig nicht entratben können, aber ohne weitere Debatte den herkömmlicken Weg in die NechnungScommission finden, soweit nicht eine Erledigung kurzer Hand im Plenum möglich ist. Derartige Beratlmiigsgegenstände fordern die Beschlußunfähigkeit des Hauses förmlich heraus, und diese ge langte denn auch in der äußeren Physiognomie des SaaleS sinnfällig zum Ausdruck. Am Tische deS Bundcörathes waren tue Staatssecretaire vr. v. Boetticher, Graf Posadowsky, Nieberding und Freiherr von Mar sch all erschienen. Letzterer hatte ein reich haltiges Material mitgebracht, in Rücksicht auf den neuinen Punct der heutigen Tagesordnung, der voin Abg. vr. Hasse Namens der nationalliberaleu Partei gestellten Interpellation über den ausreichenden Schutz deutscher Reichs angehöriger im Auslande, über dessen Unzulänglichkeit seit gerauiner Zeit in der Oeffentlichkeit die eindringlichsten Klagen laut geworden sind. Es handelt sich dabei im Wesent lichen um die fast apathische Methode, welche der inzwischen „beurlaubte" deutsche Gesandte für Centralamerika, Herr Peyer, in der Erfüllung seiner Pflichten bekundet hat, und in der Voraussetzung, daß sich an die Begründung der Interpellation und deren seitens der Regierung bereitwillig zugesagten sofortigen Beantwortung eine um fassendere Debatte knüpfen werde, hatte sich eben Herr v. Marschall dazu gerüstet. Er hatte in unmittelbarer Nähe eer Rednertribüne Platz genommen und folgte mit großer Aufmerksamkeit den Ausführungen des Abg. vr. Hasse, der als Antragsteller die Interpellation in der an il,m gewohnten gründlichen und beredten Weise erläuterte.. (Die Fortsetzung '»st infolge Verkehrsstörung auSgeblieben. D. Red.) Zum Schlüsse wiederholte v. Marschall die Versicherung, daß die deutschen Vertreter im Auölande angewiesen seien, Person und Eigenthum deutscher Lankleute in» Rahmen ceS staats- unv bürgerlichen Rechtes zu schützen, ihre Aufgabe müsse aber durch Verstärkung unserer Flotte die erforderliche Kräftigung und Unterstützung des deutschen Volkes finden, sonst würde alle diplomatische Geschicklichkeit nicht auSreichen. Ein von» Abgeordneten Rickert gestellter Antrag auf Besprechung der Interpellation fand nicht die vorgeschriebene Unterstützung durch 50 Mit glieder, woraus wohl der Schluß gerechtfertigt ist, daß mit dem Interpellanten die übergroße Mehrheit des Hauses durch die seitens der Reichsregierung gegebene Antwort sich zu frieden fühlt. Es folgte also die zweite auf der Tages ordnung stehende Interpellation des Abgeordneten von Heyl, die ebenfalls von der nationalliberalen Partei unterstützt und dahin gerichtet ist, welche Maßnahmen seitens der Reichsregierung zur reichsgesetzlichen Erricht ung von Handwerker- und Gewerbekammern in Aussicht genommen sind. Nach dem Zwecke der Interpellation soll die erslere Organisation des Handwerks in dieser Form dem Wunsche nach Wiedereinführung des Innungs^wangs in ge wisser Beziehung Rechnung tragen. Vtaatssecretair v. Boetticher erklärte sich in entgegenkommender Weise bereit, zur Errichtung solcher Kammern, wie je in den von Preußen ei»,geführten Laudwirthschaftökammcrn ein organi satorisches Vorbild gefunden werden könne, die Hand zu bieten. Handelsminister v. Berlepsch, der nach längerer Zeit im Reichstage wieder erschienen war, schien geneigt, in der vorauszusehenden Debatte über diese Frage das Wort ergreifen zu wollen, eS kam jedoch heute nicht zur Discussion. Diese wurde zwar durch Abstimmung beliebt, aber auf morgen vertagt und bildet die Tagesordnung der morgen stattsindenden Sitzung, welche wegen der Eröffnung deö preußischen Land tages auf Nachmittag 2 Uhr anberaumt wurde. 14. Sitzung von» 14. Januar. Der Präsident eröffnet die Sitzung uin 1 Uhr. Am Bundesrathstlsche: Frhr. von Marschall, vr. von Boetticher, Graf Posadowsky u. A. Das Hans erledigt eine Anzahl Rechnungs-Sachen ohne Debatte durch Verweisung in die Rechnungscommission. Bei der Berathung der Uebersicktcn der Reichs-Einnahmen und Ausgaben für 1893/94 bemerkt Abg. Richter, dir Budgetberathung habe doch sehr wenig Werth, wenn Etatsüberschreitungen in solchem Maße Vorkommen, wie sie hier uachgewiejen werden. Der Lömenautheil falle auf den Colonial etat. Er (Redner) meine, wenn Etat-Überschreitungen nothwendig würden, sollte man, wenn der Reichstag versammelt sei, lieber Rach tragsetats einbringen. Die Mehrausgaben namentlich für Ostafrika seien für militairische Zwecke erfolgt. Diese Expeditionen hätten gar keinen Zweck, denn wenn dieselben das betreffende Gebiet ver- lassen haben, sei Alles wieder beim Alten. Sie dienen nur dazu, Las Innere des Schutzgebietes unsicher zu machen und das Bischen Karawanenhandel zu vernichten. Er »volle der Sache eine weitere Folge nicht geben und begnüge sich mit der gegebenen Anregung. Auch diese Vorlage geht an die Rechnungs-Commission. (Jn- zwischen ist der Reichskanzler Fürst Hohenlohe iu den Saal getreten.) Es folgt nunmehr die Verlesung der Interpellation der Abg. vr. Haffe (nat.-lib.) n. Gen.: Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu thun angesichts der vielfachen Magen über den »nangelnden Schutz der Deutschen im Auslande, insbesondere in Central- Amerika? Staatssekretär Krhr. von MarschaU erklärt sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Daher erhält daS Wort zu ihrer Begründung Abg. vr. Haffe (nat.-lib.): Zur Zeit der machtvollen Persön lichkeit deS Fürsten Bismarck konnte das Deutschthun, im Auölande auf den ausgiebigsten Schutz rechnen. Fürst Bismarck schritt nicht oft ein; wenn es aber geschah, erfolgte eS in der nach drücklichsten Weise und die Wirkung war eine lange Zeit andauernde. Man hat daran» aufmerksam geinacht, Fürst Bismarck habe sehr engbegrenzte Instructionen für den Schutz der Deutschen im Auslande gegeben und diese Instructionen dauerte» heute noch fort. DaS »nag sein, aber das Prestige des Fürsten Bismarck er setzte eben das Fehlende. Seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck ist ein Umschwung eiugetreten. Die Deutschen sagen: „Das alte Ansehen ist nun fort, wir müssen uns drücke» von Ort zu Ort." Das trifft naiueiitlich auf die überseeischen Beziehungen zu. Nun darf der Starke freilich mnthig einen Schritt zurückweichen, aber als es sich um Len Schutz der Deutschen i» Chile handelte, hat der Reichskanzler Gras Caprivi über die Verwendung deutscher Kriegsschiffe Theorien entwickelt, die für die Weiterentwickelung unserer Beziehungen zu jenem Lande von nachtheiligstem Einfluß gewesen sind. Und bei der Berathung des columbischeu Handelsvertrags erklärte Frhr. von Marjchall, die Bestimmung, die dortige Regierung sei nur dann zun» Schadenersatz verpflichtet, »venu ein Dentjcher i» politischen Wirren Schaden erleide, und sobald ihr eine oul pk» nachgewiesen sei, entspreche lediglich den völkerrechtlichen Grundsätzen; sonst setze man geradezu eine Prämie aus die Beiheili gung an politischen Wirre». Diese Ansicht kann ich nicht theilen; im Gegcntheil, ich muß feststelle», daß sie außerordentlich deprimirend gewirkt hat. Seit 1890 ist die Stellung der Deutschen im Auslande wesentlich geschwächt worden. Die Politik Capriv» war ein Vergleich nach Allen Seiten, ein Bemühen, durch Concessionen iin Frieden zu leben. Das hat auch die überseeischen Staaten zu der Annahme veranlaßt, sie dürften die deutschen Interessen ungestraft verletzen. Es »verde behaupte!, die Gejandteu in» Auslände seien angewiesen, vor allen» die Interesse» der in Deutschland lebenden Deutschen wabczunehmen, und nicht der Deutschen im Auslande. Er (Redner wisse allerdings nicht, ob eine solche Instruction sactisch erlassen- sei. Man hat nun gesagt, das Deutsche Reich habe gar kein Interesse daran, für Diejenigen zu sorgen und Anstrengungeu zu machen, denen der Boden zu heiß geworden ist und die dem Deutschen Reiche den Rücken gekehrt haben. Aber nicht Alle gehören zu diesen Abenteurern, in der Mehrzahl sind sie Pioniere der deutschen Cultur, der deutschen Industrie, des deutschen Handels, und daß die deutsche Industrie ein lebhaftes Interesse daran hat, in» Auslande Absatzgebiete zu haben, wird doch wohl Niemand in Abrede stellen können. Mau hat weiter gejagt, die Deutschen iin AuSlande kümmerten sich erst dann um die alte Heiinath, wenn es ihnen schlecht gehe. Das trifft auch nicht überall zu; aber ick frage auch, ob die Reichsregierung cs den Deutschen leicht gernacht hat, sich ihre Nationalität zu er halten. Das Gegcntheil ist der Fall; mau sucht die deutschen An gehörigen im Anslande möglichst rasch abzuschütteln und los zu werden. Die osficiöse Presse hat noch in letzler Zeit wieder aus geiührt: Wer sich in Gefahr begiebt, kommt darin um oder soll sich selbst Helsen. Thun sie aber das Letztere, dam» »vird es ihnen auch zun, Vorwurf geinacht. Zahllose Klagen sind seit Jahresfrist ein gegangen: ich will heute nur eine kleine Auswahl daraus treffen ans die Benachtheilignng der Deutschen durch die bankerotten Staaten Portugal, Griechenland und Argentinien will ich nicht eingehen und nur anregen, ob man sie nicht wie Egypten unter europäische Vor mundschaft stellen könnte, und widerstehe auch der Versuchung, au die Beschwerden der Deutschen in Folge der llebergabe Witus an England, auf die Klagen über die Handlungsweise des Cousuls in Birmingham, auf die Behandlung der Deutschen in Frankreich rc. einz» gehen, auch wollte ich die Beschwerden der Händler in Palästina, in Jaffa zur Sprache bringen, die veranlaßt sind durch das türkische Grund bnchrecht; ich unterlasse es; Herr Siegle »vird es beim Etat anregcn Die Deutschen dort sind seit dem Juli v. I. ohne Antwort ge blieben und haben sich darum an den König von Württemberg gewandt. Das ist doch nicht das Normale in Angelegenheiten, die zur Conipetenz des auswärtigen Ressorts gehören. Vielleicht ist die beruhigende Erklärung iin „Reichs-Anz." vor einigen Tagen au den Einfluß des Königs v. Württemberg zurückznführen. In Südbrasilien hat der deutsche Vertreter ebenfalls berechtigte Beschwerden von Deutschen zilrückgcwiesei». Ich komme nun zu Centralamerika, wo der Consul Peyer die deutschen Interesse»» zu vertreten hat. Von allen Seiten sind Klagen über ihn eingelanfen. Wenn ich auch hier nicht schmutzige Wäsche waschen will, so muß ich doch ans eine Charakteristik dieses Herrn Peyer eingehen. Gestern erst habe ich einen Brief von einein Herrn Heclel in Hamburg bekommen, wonach HerrPeyer dieTentschen zu einem Glase Bier cinlud, aber abreiste, ohne die Rechnung zu bezahlen. Ter Fall Pro>ve ist allgemein bekannt. Es handelt sich kurz darum, daß Prowe, der nur als Arzt an dern Feldzuge sich betheiligt hatte, von einem General injuttirt und ausgennesen worden. Die Regierung von Salvador war daraus gefaßt, Satis- saction geben zu müssen und war bereit, 90 000 ./L zu zahle», das bestätigt auch der erwähnte Brief des Herrn Heckel. Der Gesandte aber verlangte nichts, und die Folge war eine Schwächung des Deutschen Reichs. Herr vr. Prowe selbst will gar nichts haben und ist bereit, wenn die Sumine zur Auszahlung ge- langen sollte, sie wohlthätigen Zwecken zu überweisen. Ein Herr Matthis wurde als Spion sestgenonimeii, eingelperrt und ausgewiesen. Er sollte sogar erschossen »verde», das wurde nur verhindert durch das energische Auftrcien deS Wablconsuls AugSpurg, der aber von dem Gesandten Peyer nicht unlklstützt wurde. Matthis hat sich später an dem Aufstande betheiligt und mit der Waffe in der Hand sich selbst sein Recht verschafft. Das sind eben die Folgen derartigen Verhaltens. Im Falle Ruhncke stellten die Osficiöjen die Sache so dar, als sei Ruhncke eine Art Landsknecht. Das ist aber keineswegs der Fall, wurde davon nicht einmal benachrichtigt; daß er nicht erschossen wurde, ist nicht dem deutschen Gesandten zu verdanken, sondern dem energischen Verhalten dcs CapitainS eines deutschen Handelsschiffes. (Die Fortsetzung des Berichts ist infolge Verkehrsstörung aus- geblieben. Die Red.) Es folgt die Interpellation Heyl, betreffend die reichsgesetz- liche Einführung von Haudwerker» oder Gewerbe karn in er n. Aus Betragen erklärt der Reichskanzler, die Inter pellation werde von der Regierung sogleich beantwortet werden. Abg. v. Heyl (nat.-lib.) begründet die Interpellation unter Hin weis darauf, daß die Gewerbeordnung von 1869, welche die auf sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, namentlich zu dein Verfalle des Lehrling-Wesens bcigelragc» habe; auch die Innungen hätten das Erwartete iiicht geleistet. Die auf anderen Gebieten, beispielsweise mit den Haiidelükaniinern gemachten Erfahrungen ließen den Hand werkerstand eine ähnliche Gliederung wünschen. Redner weist auf die iu Baden bestehende Einrichtung der Lehrlingsausbildung auf Staatskosten unter Staatsaufsicht hi» und bespricht dann die Aufgaben der zu schaffenden obligatorische» Handwerkerkanimer», die allein in der Lage seien, volle Aufklärung zu schassen über die Wirkung des o stürmisch geforderten Befähigungsnachweises, über die Mittel zum Schutze gegen die Hausindustrie, welche die Handwerker als weit gefährlicher erklärten als die Großindustrie, wie über die rechte Regelung des Slibmijsionsweseiis. Ter Mitielstand bedürfe dringend der Orga nisation, ui» kampssähig zu bleiben. Tie Nationalliberalen hätten die Sache nicht als Parleifrage ausgenommen, er persönlich sei der Ansicht, daß der preußische Handelsminister mit seinen Vorschlägen aus dem richtigen Wege sich befinde. Staatsjecrctair Vr. v. Bötticher dankt für die Gelegenheit einer Aussprache und verweist auf die Erklärung vom 24. No- vember 1891, inhalts deren die Regierung die Nothwendigkeit der Organisation des Handwerks als dringend bezeichnet. Seitdem sei die Nothwendigkeit immer deutlicher hervorgetreten. Bei der Besprechung werde voraussichtlich der Vorwurf erhoben werden, daß auf diesem Gebiete bis jetzt nichts Greifbares geschehen sei: deshalb lege er dar, was bisher geschehen sei und woher es komme, daß die Regierung gegenwärtig noch nicht mit einem Gejctzentwnrfe vor den Reichstag treten könne, v. Bötticher geht von den bekannten Vorschlägen des preußischen Handelsministcrs ans, welche im Allgemeinen keine günstige Kritik erfahren batten. Die Vertreter des corporirtcn Handwerks hätten am deutlichsten sich dagegen ausgesprochen und die alte Forderung obligatorischer Jiinnngen und des Bcsähignngsiiachwcises je länger, desto lauter erhoben. Seitdem seien über diese zunächst Voten eingebolt worden, deren letzte gegen Mitte December l894 eingcgangeu sei, so daß jetzt, Mitte Januar, eine darauf beruhende Vorlage noch nicht hätte ausgearbcitet »verde» können. Die Meinungen seien keineswegs geklärt, was auch begreiflich erscheine, wen» »na» bedenke, daß den» corporirtcn Handwerke bisher überhaupt nur Vr» der Handwerke angeböre. Er selbst habe von Handwerkern aus Elsaß gehört: „Berichont uns mit euren obligatorischen Innungen." Man werde begreifen, daß unter solchen Umständen das deutsche Reich nicht leichten Herzens und schnell mit der zwei- hundert Jahre gütigen Norin der deutschen Staaten breche» könne. Gerade in» wohlverstandenen Interesse des Handwerks habe inan seiner Zeit mit dein Zunftzwange gebrochen. Die Dinge lägen also nicht so einfach. Aus den» Gebiete des Handwerks habe man mit einer großen Unklarheit zu kämpfen. Es gebe gesetzlich auf- gesührte Handwerke, die gar nicht inehr vorhanden seien, andere nicht ausgettlhrte Hütten sich Existenzberechtigung erworben. Der Weg der Untersuchung sei also durchaus gerechtfertigt gewesen. Der damit verbundene Aufschub sei ihm im Interesse des Handwerks, aber auch der Regierungsvertreter gleich unerwünscht. Deshalb habe er überlegt, waS Ersprießliches gleich geschehen könne. Es freue ihn, daß er mit dem Vorredner wegen der Errichtung der Handwcrkerkammern über- cinstimme. Auch die auf anderen Gebieten gemachten Erfahrungen wiesen darauf hi». Diese Gewerbekammern wäre» die berusenste» Organe auch für die Entscheidung der Frage,obZwangsinnnng oder nicht,Befähigungs nachweis oder nicht, rc. In den Handwerkerkaininern könne ein Jeder zu Worte kommen, auch die Gegner der Zwangsorganisation. Er hoffe aus diesem Wege ei» gedeihliches Ergebniß. Die Negierung werde kein Mittel unversucht lassen, »in» dem Handwerke denjenigen goldenen Boden wiederzugeben, den dasselbe zum Schade» des Reiches verloren habe. (Lebhafter Beifall.) — Aus Antrag des Abg. Hitze (Centr.) beschließt der Reichstag die Besprechung der Inter pellation. Dieselbe wird aus morgen 2 Uhr vertagt. Schluß gegen 5 Uhr. Verein für Volkswohl. 2. Leipzig, 14. Januar. Im Verein für Volkswohl fand gestern ein von der declamatorischen Abtheilung des Vereins ver- anstalteter Theater-Abend start. Da sich diese Ablheilung durch die Vortrefflichkeit ihrer bisherigen Aufführungen einen wohl- begründete» Ruf erworben hat, konnte eS nicht überraschen, daß die Aussicht, eine» genußreichen Abend zu verleben, ein so zahlreiches Pnblicun» herbeigeführt hatte, daß der Saal mit seinen Galerien und Logen bis auf den letzten Platz dicht besetzt war. Zur Auf- führung gelangte der vieractige Schwank von Franz und Paul von Schönthan „Der Raub der Sabinerinnen" Die Rollen waren sehr gut besetzt und wurden auch vortrefflich durch geführt, so daß daS beabsichtigte Attentat auf die Lachmuskeln der Zuschauer vollständig gelang. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte durch seine ivohl kaum zu übertreffende Komik der Darsteller des Emanuel Striese, der in dieser Nolle einen „Schmiercndirector" von wunderbarer Naturtreue vorsührte. Ihm ebenbürtig zur Seite stand der Darsteller des Professors Martin Gollwitz, des bejammern- werthen Dichters. Auch die übrigen Rollen, besonders die der Damen, fügten sich vortrefflich in das Ensemble ein, so daß das ganze Stück glatt und mit voller Wirkung durchgeführt wurde. Die hoch ergötzten Zuschauer dankten den Darstellern durch stürmische Beifalls spenden nach jedem Actschluffe und durch wiederholtes Hervorrufen am Schluffe des Stückes. Nach Beendigung der Vorstellung folgte ein Tänzchen. Leipziger Gärtner-Verein. Gartenbau-AuSstellung nicht in Vergleich stellen kann. Immerhin kann der Verein, wie der den Mitgliedern erstlattele GejchästSbericht sagt, mit Befriedigung auf die vergangene Zeit zurückblickrn, haben doch wiederum neue Mitglieder sich ihm a»g»schloffen, um theil- zunehme» an dessen für die Gartenbaukunst wesentlichen Be strebungen. Eine hohe Ehre ist dem Verein in dem Jahre dadurch geworden, daß Se. Majestät der König Atbrrt, der Protector der JubiläumS-Ansstellung, die Verdienste zwmrr Mitglieder, des langjährigen Vorsitzenden, Herrn Otto MoßOorf se».» und des Vorstandsmitgliedes Herr» Otto Mohrmaiin durch hohe Ordens- drcvratione» anszeickmelc. Neue Fragen von großer socialer Bedeutung sind im verflossenen Jahre nicht an den Verein herangetreten, indem, auf diesen» Gebiete Neuerungen in der Zeit nicht entstanden sind, wohl ober haben schon seit Jahren auf der Tagesordnung stehende es fortwährend geboten erscheinen lassen, denselben näher zu treten und zu berathen. auf welche Weise herausstellende Mängel sich an» besten abhelsen lasse». Es sei nur an daS Unfallversicheruirgswesen und an daS SonntagSruhe-Gesetz erinnert, sowie an die der königl. preußische» Eijenbahndirrction auf deren Entgegenkommen gemachten Vorschläge zurErleichterung im Versandt v>on gärtnerischen Produc ten, deren Berücksichtigung zu erwarten, steht. Tic Einrichtung, für die junge» Leute Vortragsabende zu arrangireu und die Eröffnung eines Zeichencursus hat sich auch in» vergangenen Winterhalbjahre sehr seg, »»bringend bewährt, und bat der Verein, urn die jungen Leute zu innner regerein Eifer anzuspornen, jetzt Preise für die leistungSfähigstiki» Schüler gestiftet. Um die Errichtung und Erhaltung dieser Einrichtung haben sich besonders der königl. Garteninspector He»:r Müukemeyer, sowie Herr Mobdorf zun. verdient geinacht. Der En tvmo logische Verein „Fauna" in Leipzig, welcher sich in der Hauptsache mit den» im Gartenbau «ine so beachtens- »verthc Rolle spielenden Jnsecten beschäftigt, hatte dem Leipziger Gärtner-Vcrein im Lause des verflossenen Geschäftsjahres das An erbieten gemacht, in nähere Verbindung mit eina »der zu treten, und cs wurde dieses Auerbieten dankbar begrüßt und angenommen. Neben seiner Eigcnjchast als Mitglied des „G irtenbau-Berbands für das Königreich Sachsen" gehört der Leipzigern Gärtnrrverein der „deutschen dendrologischen Gesellschaft" und dem „Verein zur Be- sörderung des Gartenbaues in de» königl. preuß^chen Staaten" als Corporntions-Mitglied an. Was den Stand und die Thätigkeit des Be-rrinS in 1893 91 specicll a»langt, so zählt derselbe an» Jahress chlnß 7 Ehren- Mitglieder — die Herren Kreishauptman», von Ebrenstein, Oberbürgermeister v». Georgi und Bürgermeister vr. Tröndlin in Leipzig, Freiherr von Friesen aus Rötha, G. Lehmann - Striesen bei Dresden, C. Balcke-Störmthal und E. Pinkert in Leipzig, — sowie 187 ordentliche Mitglieder; neu ringrtrelen waren 16, ausgeschieden 10 Mitglieder. Versammlungen, ein schließlich der Hauptversammlung, haben 45 statt zesunden; dieselben waren von 1449 Mitgliedern und 35 Gästen besucht. Bei diesen Versammlungen haben wiederum vielfach Ausstellungen von Blumen, Pflanze» und Gärtncrei - Instrumenten staitges nnden; 4 Referate und 12 Besprechungen wurden abgehaltcn, sowin 25 Beschlüsse ge atzt. Auch Geschenke wurden dem Verein Wiede»- zugewendet. Drei Mitglieder, die Herren Moritz Bergmann in Leipzig, A. Elies in Leipzig und Otto Jänich in Lindcnau feierten »hcr 25 jähriges Mit- glicdsjnbiläum, während der Verein selbst sein 5t >. Stiftungsfest am 22. November 1893 beging. Auch zwei Ausflüge des Vereins — nach Wörlitz und Probstheida — haben unter zahlreicher Betheiligung der Mitglieder das Interesse au dem Verein und Hessen Bestrebungen gefordert. . So kann der Verein auch ans das abgelaufcne 51. Geschäftsjahr befriedigt zurückblicke» und mit Zuversicht und frischer Kraft an die Ausgaben der Znknnst Herangehen. , er war vielmehr auch ein Pionier der deutschen Industrie, der sich allerdings später leider in Beziehungen ». Für den Leipziger Gärtner - Verein brachte auch das ab zu Ezeta eliigelassen hatte. Auch er wurde wegen Spionage gefangeu gelaufene 51. Geschäftsjahr 1893 94 manche Arbeit und mancheu gesetzt und gefoltert, so daß er geisteskrank wurde. Trotzdem wurde I Fortschritt, »venu freilich es sich an Bedeutung mit seinem Vor- er zum Tode verurtheilt; erschossen »vurde er nicht. Ter Bruder' ganger, dem Jubiläumsjahre mit der internationalen Jnbiläums- Leipziger Feuerwehr-Versand. Leipzig» 14. Januar. Gestern Vormittag wnrde in „Zill's Tunnel" die erste diesjährige Verbands-Versammlung des Leipziger Felicrwehr-Verbcindes abgehalten. Letzteren» ge hören 30 Feuerwehren aus der Umgegend Leipzigs an, von denen 28 durch Delegirtc vertrete» waren. Ter Vorsitzende des Verbandes, Herr Fabrikdircclor Horst Wolfs, leitete die Versammlung und eröffnrtc dieselbe mit einer Begrüßung der erschienenen Vertreter, von denen er die der neu zum Verbände getretenen Feuerwehren zu Mockau, Wahren und BorSdors, sonst«: das anwesende Ehrenmitglied Herrn Mäding besonders willkommen hieß. Die vorliegende Tagesordnung umfaßte nickst weniger denn 18 Puncte, fand aber deiiil»igeachtet eine vertzMiiißmätzig schnelle Erledigung. Aus dem vom Vorsitzenden vorgetra-,rnen Jahresberichte war zu entnehme», das, der Verband zur Zell 30 Wehren zählt. Abgehalten wnrden in, Berichtsjahre 5 Ansschuß.-Sitzungen, 2 Ver- baiidsverjaininluiigen, 4 Jiispectioiien, 2 Vortragsabende, ein Cam mers und außerdem wurde die Geburtstagsfeier deS Königs festlich begangen. Ter hieraus vom Cassirer vorgelegte Rechnungsabschluß zeigte ein günstiges Ergebniß und wnrde von der Versammlung richtig gesprochen. Zu Revisoren wurde» die Herren Landmann- Zweukan und Uhlen»ann-Mockau erwählt. Wiedergewählt als Vorsitzender aus drei Jahre wurde Herr Horst Wolfs. Zu Ausschuß- niitgliedcrn wnrden die Herren Breiteilborn.Taucha, sowie Tauch nitz - Sch öneseld wieder »ind Herr Körner, Redactcv.rdcr „Fenerspritzc", neu gewählt. Es folgte der Bericht über die im vergangenen Jahre statt- gesuiidcnen Inspektionen. Hierbei berichtete Herr Rechenberger über die Injvicirling der Feuerwehr zu Gaichwitz, Herr Raschbacher über die zu Dölitz und Herr Horst Woiff über die der Feuerwehr von Titlet L Krüger. Die Leistungen der genannten Feuerwehren fände» hierbei volle Anerkennung. Für das Jahr 1895 sollen die Feuerwehren zu Oetzsch, Leutzsch, Mockau, Bühlitz-Ehrenberg und die der Firma Brach Hausen L Nießner zu Wahren »nspicirt werden. Der Antrag der freiwilligen Feuerwehr zu Dölitz, daß die Jiispcctoren nicht mehr wie bisher aus der Mitte der Hanptlcnte allein. sondern auch auS den Reihen der älteren Chargen gewählt werden sollen, fand einstimmige Annahme. Tie Höhe der Berbandssteuer wurde wieder auf 20 ^ pro Kops und Jahr sestgcslellt. Beschlossen wurde, zu Ehren des GebnrtS- tages unseres Königs einen Commers zu veranstalte», der am 28. April d. I., verbunden mit einem Vortragsabend, in den „Drei Mohren" stattfinde» soll. Der Vorsitzende berichtete dann noch über die Sauitätscvlonnen und stellte hierbei sehr günstige Erfolge fest. Aus- stehlt Schneeilläililchens Hochzeit mit Prinzessin Eiskruste. Märchen von CH. I. Nachdruck verbot«». Die Schneeflocken wirbeln immer dichter herunter, und wenn man am Fenster siebt und ihnen zuschaut, wie sie mit einander dahin und dorthin tanzen, bald einander stoßend, bald mit einander ringend immer weiter treiben, bis sie schließlich zur Erde fallen und die dichte Schneedecke auf der Straße immer höher wird, so daß die großen starken Pferde kaum mehr. die Wagen durch die Schneemasse durchziehen können, da kann man wohl Furcht bekommen, ob denn am andern Morgen der Bäcker das frische Brod und die schönen gelben Semmeln rum Frühstück bringen wird und die Milch frau mit ihrem Milchkarren vom T-orfe hercinkommt, daß die Kinder ihre warme Milch bekommen und nicht hungern müssen. Freilich in einer großen Stadt, wo recht viele Menschen sind, da giebt es viele Kaufläden, darinnen man auch andere Sachen kaufen kann. Aber Morgens schmeckt doch nichts so gut wie die warme Milch, und der Weg znm nächsten Kaufmann ist immer noch weit genug, um im Schnee stecken bleiben zn können; dann hätte man auch nichts davon — als nasse Strümpfe und Schuhe. Die Pferdebahn, die nach der Vorstadt fuhr, hatte schon am Nachmittag vier Pferde vorgespannt, und seit die Lichter brannten und der Schnee immer dichter fällt, fährt sie nur noch ganz langsam in langen Pausen vorüber mit zwei großen Schneeschaufeln vorn, die die Schienen frei schieben sollen. „Wenn daS die ganze Nacht so weitergeht, dann sind wir morgen früh eingeschneit", sagt die Mama eben zur Groß- mama, die in einem weichen Lehnstuhl in der Nähe des Ofens sitzt und in der traulichen Dämmerung ein bischen ein- geschlummert war. „Was sagst Du, Mama? Eingeschneit!?" fragte sie ver wundert; denn früher, wo hier außen noch keine guten Straßen waren und nur ei» paar Häuser mit großen Gärten in der Nachbarschaft standen, konnte dies wohl manchmal Vorkommen, aber jetzt war cS seit vielen Jahren nicht mehr geschehen. „Dann müssen wir schnell SchneeniäunchenS Hochzeit feiern! Kinder, kommt her! Ihr müßt dabei helfen." „Oh! wie macht man das? WaS ist das?" riefen die drei Jungen eifrig, während Ella, die kleine Tochter, leise heranschlich und Großmama fragte: ,,'tann Enna auch he'fen?" Großmama aber sagte zu den Kindern, sie sollten alle schön still sitzen und zuhören, wie man es machen muß, daß der große Schneefall aushöre. „Vor vielen, vielen Jahren, als ich noch ein lustiger Springinsfeld war und bald aus der Schule kommen sollte — denn ich war schon zwölf Jahre alt — fand ich in einem allen Koffer ans unserer Rumpelkammer ein kleines Büch lein, in dem viele wundersame Märchen geschrieben standen, und unter jeder Geschichte war am Schluß zu lesen: „Und das ist gewißlich wahr und kann heute noch so geschehen." Ich habe Märchen immer gern gelesen und besonders wenn eS solche waren, von denen die Leute sagten, daß cS gar keine Märchen wären, sondern wahre Geschichten, die wir selbst erleben können. Da fand ich auch eins in dem Buche, an das ich immer denken muß, wenn cS gar nicht aufhören will zu schneien. ES heißt: „SchncemännchenS Hochzeit mit Prinzessin Eis kruste" und lautet also: In einer großen Stadt fiel einmal so viel Schnee, daß alle Menschen sich fürchteten, aus dem Hause zu gehen, und eine große Hungcrsuoth entstand, denn die Lorräthe, die Jeder im Hause hatte, waren bald erschöpft, und eS kam, daß der Bäcker kein Mehl mehr hatte und der Fleischer kein Viel, mehr schlachte» konnte, denn die Landwege waren durch große Schneemassen versperrt. Auf den Fenstersimsen der Häuser lag der Schnee so dicht, daß fast kein Tageslicht mehr zu den Glasscheiben hereinscheiiien konnte, und es schneite immer noch mehr. In einem Hause bei einer lieben, stillen Frau lebten zwei Kinder von sieben nnd neun Jahre». Ihre Eltern waren gestorben, und die liebe Frau Halle sie an KindeSstatt an genommen und erzog sie recht gut und brav- Nur hatte die Frau hier und da so wunderliche Einfälle, die Niemand be greifen konnte, und so sagte sie eines Nachmittags zu den beiden Kindern, die auf einem Tischchen am Fenster hockten u»id auf die Straße hinunterschaiiten: „Rolf »nid Liese, macht'mal schnell eine», niedlichen kleinen Schneemann mit hübsch freundlichem Gesicht!" Die Beide» sahen ganz verwundert nach der Frau um und fragten, wie man dies machen niiisse. Da hieß sie die Frau das Fenster vorsichtig öffnen und mit den Händchen so viel Schnee, als sie fassen tonnten, hereinnehmen nnd auf einer großen weißen Porzellanplatte recht fest kneten und immer mehr Schnee dazu und immer fester kneten und ganz schnell, damit der Schnee nicht weich werde. Und da formten die beiden Kinder nun auf der Frau Geheiß erst zwei Beine mit niedlichen Füßchen daran und dann den Leib und die Arme und zuletzt den Kopf mit einer kleinen Mütze von rothem Zeug, das die Fran sie ans dem Nähkasten nehmen ließ, denn eS durften keine andern als Kinderbände daS Schncemännchen berühren, sonst konnte kein Zauberwerk daraus erstehen. Als es fertig war und ein ganz freundlich Gesicht hatte — es war nur einen Fuß hoch —, hieß die Fran die Kinder den Fenstersims rein abkehren, daS Schneemännchen vorsichtig hinausstellen und das Fenster dann wieder schließen. Sie thatrn es so und stellten sich ganz leise und auf merksam hinter das Fenster, um zu sehen, was nun werden würde. Die Frau schälte am Ofen Kartoffeln zum Abend brot, denn e- war inzwischen dunkel geworden, und auf der Straße brannten Lichter, die aber nur wie ein schwacher Schein durch die dichten Schneeflocken schimmerten. Die Kinder sprachen kein Wort und sahen nur immer aus ihr Schneemännchen, daö so lustig vor den» Fenster stand und in die Welt hinein lachte, als babe eS etwas ganz Besonderes im Sinn. Nach und »ach wurden die Glasscheiben aber trüb, und der Hauch der Kinder fror am Fenster fest, so daß sie nichts mehr sehen konnten; da rief die Frau sie zum Abend brot), und dann »»»»ßten sie zu Bett. Kaum aber waren sie eingeschlafen und das Licht in der Stube gelöscht und das Feuer in» Ofen auSzegangen, da machte das Schneemännchen eine kleine Bewegung, als wollte eS sehen, ob cS auch gewiß unbeobachtet sei. Und wie eS nach dem Fenster hinüber sah, gewahrte eS dort etwas ganz Wunderschönes; so wunderbar lieblich und schön, daß es sich vor Erstaunen erst gar nicht mehr bewegen konnte und ganz schüchtern ans seinen» alte» Platz stehen blieb. Da klang aber ein leises Klirren an sein Ohr, wie wenn ein zartes Stimmchei, geschwind silberhell anflachen wollte. Das gab dein Schiieemännchen Muth; denn es wollte sich nicht verspotten lassen ob seiner Schüchternheit. Zudem strich gerade ein scharfer Windstoß um die Ecke nnd schob »hin sein rothes Miitzchen fast bis auf die Nase herein; das ärgerte ihn, rasch schob er cö wieder zurück und schaute nach dem Fenster, wo das liebliche Wunderwerk stand. ES war das schönste Feenkind, daö man je erblicken konnte. AuS lauter EiSkrystallei» hatte eö ein Kleidchen an, daS funkelte wie Silberfäden nnd Demantstein; ans dem Köpfchen halte cS aber eine kleine Krone, die sab ans wie Gold, und ihre langen seinen Haare waren auch goldfarben. Es war Prinzessin Eiskruste; und als daS Schneemännchen sie ansah, da lächelte sie eS gar holdselig an nnd winkte ihm, näher zn kommen DaS Schneemännchen hatte große Freude an dem holden Fecnkind und machte ein paar Schritte, um zu ihm zn gelangen. Aber dies merkte sein größter Feind, der Wind. Der hatte sich in die Prinzessin Eiskruste verliebt und meinte, er Hab« ein Vorrecht, bei ihr zu sein, denn wenn er