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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930803015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893080301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-03
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
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I.WU z. 8nWMÄl>Mtt Mi> KhMK-M, Ü-Wst M. (MW-MM Königreich Lachse». -g- Leipzig, 3. August. Ter bulgarische CultuSminister, besten Anwcsenbeit in Leipzig wir bereits meldete», hält sich vorauSsichtlick noch heute und morgen bicr auf und reist dann nach Chur in der Schwei;, woselbst ebenfalls junge Bulgaren sich aufhalten, um im Aufträge der Regierung den Handfertigkeitöuntcrrickt zu erlernen. Wie großes Gewicht die bulgarische Regierung aus diesen Unterricht legt, geht aus dem Umstande bervor; daß sie in diesem Jahre nicht weniger als siebzig bulgarische Lehrer auf Kosten der Regierung nach dem AuSlande sendete, um den Handfcrtigkeitsunlerrickt zu erlernen. In Leipzig befinden sich davon 29 und in Cbur 22; die übrigen sind in Schweden. Den hier aufhältlichen jungen Bulgaren ist Professor Gilkosf als Dolmetscher beigegeben. r. Leipzig, 3. August. Gestern hielt Herr vr. pli. Götze, Director der Lehrerbildungsanstalt des Deutschen Verein« für Knabenhandarbeil, in der alten Thomassckule einen Bor trag über den Handsertigkeitüunterricht. Dem Borlrage wcbntc der Generalinspeeteur im bulgarischen Unterrichts ministerium Herr Professor vr. Dobrefs bei. Außerdem war eine größere Anzahl in unserer Stadt weilender bul garischer, sowie Leipziger Lehrer und auch eine Dame an wesend. In seinen Darlegungen, die etwa eine Stunde Zeit umfaßten, gab Herr Vr. Götze ein Bild von dem Wesen und den Zielen des HandferligkeitSunterrichts. Besonders wurde von ihm klargclegt, daß der Handfertigkeitsnnterrichl in keiner Weise den Schulunterricht beeinträchtigt oder schädigt, sondern im Gegentbcil fördert, da er eine fühlbare Lücke im Schulunterricht auSfüllt. Seine Ausführungen faßte der Herr Redner in vier Tkesen zusammen, in welchen besonders betont wurde, daß der HandsertigkeitSuntcrricht einen för dernden Einfluß auf den Sckulunlerrickt auSübt, da er die Echüler in der Sauberkeit, Sparsamkeit, in Fleiß und Auf merksamkeit übt, ferner in ähnlicher Weise, wie der Turn unterricht auf die Entwickelung körperlicher Kraft und Ge- wandhcit wirkt, den Einfluß der Schule dadurch verliest, daß er den theoretischen Unterricht praktisch verwertben lcbrt. Herr I)r. Götze betonte zum Schlüsse seiner Ausführungen, daß der HandsertigkeitSunterricht den Schüler keineswegs znm Handwerker ansbilden soll, sondern im Dienste der all gemeinen Bildung die Schule unterstützen soll, deshalb müsse jeder Lehrer aus Grund seiner pädagogischen Borbildung für denselben eintreten. Dem Bortragenden wurde von der Zuhörerschaft lebhafter Beifall gezollt. Die ausgestellten in der Schülerwerkstatt angefertigten physikalischen Apparate erregten durch die Sauberkeit und Genauigkeit ihrer An scrligung allgemeine Anerkennung. -g- Leipzig, 3. August. Der Verein zur Unterhaltung einer deutschen Fachschule für DreckSler und Bild schnitzer Hierselbst, dessen segensreiche Wirkung von allen Fachgenossen anerkannt wird, wäblte in seiner vor Kurzem abgehaltenen Hauptversammlung Herrn DreckSlerobermeister Martin Hierselbst wiederum zum ersten Borsitzenden und erklärte sich derselbe zur Freude Aller auck bereit, das Amt wcitcrzufübrcn. Auch sonst wurden die Borstandsämter m die Hände von im Interesse tcS Gewerbes hock-verdienter Männer gelegt, so daß die Gewähr gegeben ist, daß der ge nannte Verein auch in Zukunft seine Ausgabe erfolgreich er füllen wird. H Für die vom Museum für Völkerkunde hier im ebcmaligen Eonscrvatorium der Musik im Hofe deö Gewand- bauseö veranstaltete SonderauSstcllung hat Herr I)r. Fritz Roetling in Calcntta zu seiner großen Birmanischen Sammlung einen weiteren Nachtrag geliefert, unter dem sich mehrere Prachtstücke befinden, so ein Modell eines könig lichen BergnügungSbooteS und das Modell einer Pagode. Auch verschiedene Gegenstände des Shan befinden sich unter der Sendung. H Leipzig, 2. August. Gestern Abend hielt der Neue Leipziger Thierschutzverein im „Deutschen Hause" seine Monatsversammlung ab, die vom Vorsitzenden, Herrn Conrad Dünckel, um 9 Uhr eröffnet wurde. Der erste Gegenstand der Tagesordnung betraf die Beschickung des Internationalen TbiersckutzcongresscS in Bern, eine Zu sammenkunft, der man in den Kreisen der Thiersckutzfrcunde mit großem Interesse cntgegensicht. Wie wir bereits meldeten, beschloß der Verein, den Congreß zu beschicken. Der Dele- girtc, Herr Conrad Dünckel, wird dabei über folgende The mata berichten: t) Verschärfung der Gesetze gegen Thier- quälerei, 2) Pflege des Thiersckutzes durch Kircke und Schule, 3) Bereicherung der Jugendliteratur im tbierschützerischcn Sinne, 4) die Viviscction, 5) Verbot des Taubenschießens. Aus den zum Vortrag gebrachten geschäftlichen Mit theilungen ist zu berichten, daß dem Neuen Hamburger und dem Neuen Dresdner Thierschutzverein Vermächtnisse von 500« beziehentlich 3000 ^ zufielen. Ferner kam der Brief des Herrn Oberlehrers Böhme-Stötteritz zur Ver lesung, der für die übersandte» Prämien dankt und bemerkt, daß er diese Prämien dem Schulvorstande zur Einverleibung in die Schulbibliothck vorgeschlagcn habe. — In einem weiter cingegangenen Schreiben des Herrn Kolbe wurde auf die schlechte Behandlung deS Zughundes eines Sclterwasscr- fabrikanten in VolkmarSdorf hiugewiesen. Die Sache soll untersucht werden. Nach Schluß der Sitzung blieben die Mitglieder noch für einige Zeit zu zwanglosem Gespräche vereint. — Nächsten Montag Nackmittag veranstaltet die Poly technische Gesellschaft wieder einen Ausflug und zwar gebt derselbe diesmal nach Plagwitz zur Besichtigung der Sächsischen Wollgarnfabrik vorm. Tittel <L Krüger. Ten Tbeitnelunern bietet fick hier Gelegenheit, einen höchst interessanten Betrieb kennen zu lernen. 8 Der Verein „Leipziger Presse" wird auch in diesem Jabre noch ein Sommerfest veranstalten, das für die letzten Tage des Monats August in Aussicht genommen ist und wieder in sämmllichen Räumen deS Kiystall-PalastcS stattfinden soll. Diese Mittheilung wird des allgemeinen Interesses sicher sein bei der großen Beliebtheit, welche die stet« so vorzüglich gelungenen Feste des Vereins .Leipziger Presse" in allen Kreise» unserer Bevölkerung sich errungen haben. * Leipzig, 3. August. Ein in unserer Zeit höchst seltenes Ereigniß dürfte wohl ein goldenes Doppel-Jubiläum sein, wie solches jetzt die alte, 1770 gegründete Firma Chr. Gottlob Hecker hier, Gold- und Silber-Manufactur- und Treffen-Fabrik, zu verzeichnen hatte. Es erfüllten sich am l. August 50 Jahre ununterbrochener Berusslbätigkcit deS Herrn Heinrich Seidel, der als einziger Vertreter seines Berus« am hiesigen Platze. nämlich als Gold- und Silbcr-Plättner und Spinnnicister, in der Fabrik be schäftigt ist. Außerdem feierte Herr Julius Anton diesen Tag, da er als Drahtziehermeister ebenfalls seit 50 Jahren ununterbrochen für genannte Firma arbeitet. Beide eng be freundete Jubilare erfreuen sich noch voller Rüstigkeit und jassen dies auck noch recht lange Zeit erhoffen. Beim Ein tritt in die Fabrik durch Musik empfangen, wurden dir Jubilare von allen Seiten beglückwünscht und durch sinnige Geschenke reich bedacht; eine Feierlichkeit in Gestalt eines Sommerfestes für das Personal ist für nächsten Sonntag geplant. -8- Leipzig, 3. August. Unter dem Vorsitz deS Herrn Simon fand Hestern Abend bei Kitzing L Helbig eine Sitzung deS HauptauSschusseS für den zehnten Bundestag des Deutschen Radfahrerbundes statt. Aus den Mittheilungen deS Vorsitzenden ist hcrvorzubeben, daß der Bundestag bier vom l l. bis 15. August abgcbaltcn wird. Ter EhrenauSsckuß bat sich gebildet, ebenso haben sich die übrigen Ausschüsse zusammengesetzt. Die Verhand- jnngen finden Sonnabend, den 12. August, bei Bonorand statt, hier erfolgt auch die Weihe des BundeöbannerS. Weiter sind geplant ein großes Volksfest, ein Corso, ein großes Radweltfahren u. s. f. 8. Aus den, Burean -des StadttbeaterS: Im Neuen Theater geht heute Raeder's Zauberposse „Ala bin" in Scene. — Morgen Freitag beginnt Friedrich Mitterwurzer fein Gastspiel in der Titelrolle von Gerhard Hauptmann's Lustspiel „College Lrampton". Tas interessante Stück dürfte auch hier die Beachtung finden, die ihm überall, wo das Stück zur Auf sührung gelangte, zu Theil wurde. — Krystall-Palast. Heute Abend findet Concert des neuen Philharmonischen Orchester- unter Leitung deS Herrn Peter hänsel statt. A Im Etablissement Bonorand findet heute Abend bei Concert der Capelle des 106. Jnsanterie-Regiments. da- u. A. da« große Schlachten-Potpourri von Saro bringt, großes Pracht' Gruppcnfcuerwerk statt. Dasselbe wird angefertigt und an geführt von dem Inhaber des königlich sächsischen concessionirten Pyrotechnischen Laboratoriums, Herrn Robert Mann in Mockau. Zur Ausführung kommen: Blumenstrauß. Fontainengruppe mit Verwandlung, fliegend» Räder, klingende Horizontal-Cascadea mit Fächern u. s. f. — Im Zoologischen Garten concertirt heute der königl. Musikdirektor Herr Walther mit der Capelle der 107er. — In Kunze's Garten concertirt heute Abend die voll zählige Capelle des 107. Regiment» unter Leitung deS königl. Musik- directors Herrn Walther. u. Tüdeln, 2. August. Zum bleibenden Andenken an die Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Döbeln 1893 und an den Besuch unseres königlichen Hauses während derselben soll der vor dem AuSstellungSplatze befindliche Platz nach einem Beschlüsse des StadtrathcS den Namen „Wettinplatz" er kalten. — Am 31. Juli, Abends 8 Uhr, wurde die hiesige Ausstellung, dort, wo sie eröffnet, vor der Palmengruppc der Döbelner Halle, durch Ansprachen der Herren Stadtrath Richter und Bürgermeister Thiele, welche mit HockS auf König Albert und das HauS Wettin endeten, geschlossen. Der CommerS verlief in bester Weise. Die Ausstellung, welche zu allgemeiner Befriedigung ausgefallen ist, ist von 80 000 Menschen besucht worden. — Dem Schneidergehilsen August Wallrabe, welcher über 30 Jahre in dem jetzt Herrn Kühnau gehörigen HerrenbckleitungSgeschäste arbeitet, ist am I. August durch Herrn Bürgermeister Thiele als Auszeichnung für Treue in der Arbeit die silberne Medaille übergeben worden. H. Tahlen, 2. August. Am 30. v. M. begingen die Herren MühlengutSauSzüglerBeyer und Schuhmachermcistcr Heinze ihr 50jährigeS Bürgerjubiläum. Seitens des Ratkes wurden die Jubilare je durch ein Schreiben beglückwünscht. Aus demselben Anlässe ist daS ehemalige langjährige Nathömitglied Herr Rentier Weis wegen der Stadt geleisteten treuen und nützlichen Dienste vom Stadtratbe und dem Stadtgemeinde ratbe zum Ebrenbürger der Stadt ernannt worden. Durch eine Deputation wurde dem Genannten an demselben Tage der Ehrenbürgerschein überreicht. 8- Frohburg, 2. August. Wie jetzt bekannt wird, bat die am 2. Juli d. I. verstorbene Frau Grunert der hiesigen Stadt verschiedene Legate in der Gesammthöhe von 10 800 ^ vermacht. — Der von den letzten Wahlen her bekannte social- demokratische RcichStagscandidat für Dresden - Altstadt, Schriftsteller vr. Gradnauer, muß jetzt dem „Mili tarismus" ein Opfer bringen. Er ist als Unterofficier der Reserve zu einer längeren Uebung bei einem der Lausitzer Jnfantericregimentcr eingezogen worden. D. Dresden, 2. August. Der Herr Staatsminister vr. Sch urig hat eine mehrwöchige Erholungsreise angetreten. Dresden, 2. August. DaS feierliche Begräbniß deS General-Lieutenants v. Tschirschky-Bögendorff fand heute Mittag statt. Ihre königliche» Hoheiten die Prinzen Georg und Friedrich August, sowie die Generalität und die Ge sandten von Oesterreich und Bayern wohnten demselben bei. Die Einsegnung vollzog der Hosprediger Klemm. Am Grabe sprachen Prinz Friedrich August im Auftrag deS Sckützcn- regilnents, im Auftrag der 24. Division General-Lieutenant v. Hodenbcrg. Der König hatte den Obersten WiiSdorf entsandt. Dresden, 2. August. Ter Vortragende Rath im Mini sterium des Innern Geheimer Regierungsrath Merz ist zum ständigen Mitglicde deS Landcö-Versicherungsamles ernannt worden. — Bei dem Schiedsgerichte der Versicherungs anstalt für daS Königreich Sachsen (JnvaliditätS- und Altersversicherung) ist vom 1. August dieses Jahres ab der OberregicrungSrath bei der Kreishauptmannschast Zwickau von Witzle den zum Vorsitzenden bestimmt worden. — Bei de» in Chemnitz und Zwickau bestehenden Schieds gerichten für die Sektionen HI und IV der Sächsischen Baugewerks - Berufsgenossenschaft, die Unfall- Versicherung der von der Stadtgemeinde Chemnitz bei Bauten beschäftigten Personen und die Versicherungs anstalt für das Königreich Sachsen (JnvaliditätS- und Altersversicherung) ist vom 1. August dieses Jahres ab der RcgierungSratb bei der Kreishauptmannschast Zwickau Kurt Richard Bceger zum Stellvertreter des Vorsitzenden bestimmt worden. L Dresden, 2. August. Auf dem Carrousselplatze der Vogelwiese spielte sich am Montag Abend in der sechsten Stunde eine aufregende Scene ab. An einem Wagen der sogenannten russischen Schunkel hing ein kleiner Knabe von etwa sechs Jahren frei in der Luft. Der betreffende Wagen des Rades hatte in demselben Augenblick bereit- seinen höchsten Stand erreicht. Die Schrecken--, Angst- und Hilfe rufe des Publicum- übertönlen selbst die tosende Musik de- CarroussclplatzeS. Endlich kam das Rad zum Stehen und bald wurde cS auch rückwärt« geleitet, aber der Knabe selbst konnte aus seiner gefährlichen Lage nicht gebracht werden. Nur dadurch, daß sich ein junger Mann im entscheidenden Augenblicke aus dem Wagen bog und die Kleider des Knaben mit festem Griffe packte, gelang es, das Kind vor dem gräßlichen Absturz zu sichern. DaS Leben deS KindeS in diese gefährliche Lage gebracht zu haben, daran trug einzig und allein die Mutter die Schuld. Während das Rav mit dem Wagen bereit- im Gange war, wollte die Mutter den Knaben noch in eintn der Wagen bringen. Dabei glitt das Kind aus und ver mochte sich nur noch mit den Händen an den Rand ve rasch in die Höhe gehenden Wagens zu klammern. — Die NeblauShcrde in der Lößnitz mehren sich. Gestern wurden niedrere Herde in den Weinbergsgrundstücken von Frau vr. Sommer und Frau Therese Kühne entdeckt und sofort alle behördlichen Maßnahmen getroffen, um da« Insekt unschädlich zu machen und seine Weiterverbreitung zu verhindern. Muk». * An Stelle de- Herrn Capellmeister Paur wurde für unser Stadttheater Herr Capellmeister Panzntr vom Stadllheater in Bremen engagirt. 8 „Noch ist die blühende, goldene Zeit", daS war das ewig schöne Lied, mit dem der hiesige UniversitätS-Sängerverein zu St. Pauli nach einem begeisterten „Hoch Paulus!" seine Semester-Schlußkneipe ain 1. August eröffnet«. Welch ein tebrndiae- Treiben, welch einen fröhlichen, in rechter Jugendlust dahin eilenden Sludcnlensin» konnte man da beobachten. Im Liede und im Wort« wechselte Ernst und Scherz, galt es doch sür die Einen, nach ver flossenem Semester noch einmal sich in dem blau-weiß-blau geschmückten Saale zu versammeln, um dann aus längere Zeit daheim zu weilen, und galt es doch sür Manche, vom „Paulus" Abschied zu nehmen, sei es, daß eine andere ulma mator den Jünger zu sich gerufen hatte, sei eS, daß das Philisterium den jungen „alten Herrn" mit Beschlag belegt. Der Vorstand der Corporation, Herr Geh. Hosrath Pros. Vr. Heinze, sprach einen herzliche» Abschiedsgrub an die scheidende» Brüder, nachdem Mendelssohn'« Lomitat „Nun zu guter letzt" er klungen war. Dem Verein und seinen Vereinsbrüdern dankte im Namen der weggehenden alten Herren und Pauliner vr. R.Schmidt. Aus der zahlreichen Schaar der erschienenen a. H. a. H. erhob sich vr. meä. Hubert, um den Beamten des Vereins für ihre Thätig- keit im vergangenen Semester zu danken. Tie an und für sich schon heitere Stimmung steigerte sich, als die übliche „Bierzeitung" witziger Laune verlesen wurde. Kurzum, als man in später Stunde von den noch frisch Singenden und Commersirenden wegging, konnte man nur in den vom Secretär ausgesprochenen Wunsch einstimmen: vivat, crescut, floreat Paulus auch im kommenden Semester. * G-tha, 2. August. Der Herzog hat den Kammerherrn von Edart unter Ernennung desselben zum Labinetsrath von der Leitung der herzogl. Hoscapell- und Thcater-Jntendanz auf sein Nachsuchen vom 1. August d. I. ab entbunden und dem Over- Regisseur Oscar Benda in Coburg unter Verleihung de- Dienft- prädicats: „Herzoglicher Hoftheater-Director" vom 1. August dieses Jahres ab die stellvertretende Führung der Geschäft« der herzogl. Hoscapell- und Theater-Jntendanz übertragen. Terlilausstellung in Dresden. * Bei der Prämiirung der Aussteller von Muster» für die Textil-Industrie, Tapeten und Vorsatzpapier« waren folgende Preis richter thätig: Muster sür Tapetendruck. Lommerzienrath Schütz, Dessau. Prof. Baer, Karlsruhe. Prof. Eckert, Dresdeu. L. Muster für gewebte Möbelstoffe, Decken, Gobelins, Portiären. Commerzienrath Dürfeld, Chemnitz. Prof. Rade, Dresden. Wilh. E. Toifel, Wien. 6. Muster sür bedruckte Niöbelstosfe. Commerzienrath Schütz, Dessau. Prof. Baer, Karls ruhe. A. Heidrich, Leipzig. V. Muster für Kleiderstoffe. Fabrikant Kratz, Glauchau. Pros. Kumsch, Dresden. L. Jahn, Greiz. L. Muster für Teppiche und Linoleum. Fabrikant Koch, Oelsnitz i. V. G. Bötticher, Leipzig. W. Fröhlich, Bautzen, b'. Muster für Gardinen. Fabrikant Böhler zun., Plauen i. V. Direct. Fischbach, Wiesbaden. Direct. Pros. Hosmann, Plauen i. B. O. Muster sür Leinengewebe, Tischzeug rc. Fabrikant Feuilleton. Deutsche Kämpfe im Urwald. Von Ernst Otto Hopp. Nachdruck verboten. Die ersten Deutschen, die in Amerika cinwanderten, lebten mit den Ureinwohnern deS Landes, den Indianern, meistens in Friede und Freundschaft. Bis um die Mitte des acht zehnten Jahrhunderts dauerte dieses für beide Theile er sprießliche Verhältnis Der rotbe Mann, der heutzutage durch immerwährenden Bruch der Verträge, durch ungerechte Behandluug, durch den Branntwein und die Noth völlig demoralisirt und verkommen ist, war in jenen älteren Zeiten eine würdigere Erscheinung. Grausam, hart und blutdürstig war er auch damals, tapfer bis zur Schonungslosigkeit, im Kampf hinterlistig; allein er besaß auch edlere Züge, Charaktereigenschaften, die ken jetzigen spärlichen Resten der bronzesarbigen Kinder des Waldes abhanden gekommen sind. Er war großmüthig, mitleidig, wahrheitsliebend; in seinem Auftreten hatte er etwas HoheilsvolleS und Edles. Die Geschichte hat uns so viele Beispiele indianischer Tugenden und Vorzüge überliefert, daß wir nicht daran zweifeln können; diese- nunmehr untergehende Volk hat eine rühmlichere Ver gangenheit gehabt. Deutsche Missionaire waren es, welche unter den Indianern zuerst die Segnungen der Gesittung und Civili- sation, daraus auch die der Religion verbreiteten; englische und amerikanische Sendboten des Evangeliums waren niemals so erfolgreich wie die mährischen Brüder oder Herrnhuter in Sbekomeko oder Gnadcnhütten. Englische Eifersucht und Mißgunst binderten die weitere Entwickelung deutscher MisstonSthätigkeit; Indianer, die da- Deutsche erlernten und Ackerbauer oder friedliche Handwerker wurden — da- schien ihnen gefährlich I Darum zerstörten sie die eben empor wachsenden Bäumchen. Die Indianer batten den ersten deutschen Ansiedlern in der Noth eines grimmigen WinterS Pelze und Felle geschenkt, daS sie nicht erfroren; sic hatten ihre Maisvorräthc mit ihnen getheilt, daß sie nicht ver hungerten; sie machten ihnen Lanvschenkungen; sie feierten gemeinsame Spiele. In jenen Tagen konnte man späterhin zur Festzeit, um Weihnacht oder Ostern, wohl Indianer ge wahren, die zum Besuch in die deutschen Dörfer kamen. Sie wurden dort freundlich ausgenommen und aßen vor Allem da- frischgebackene deutsche Brod und die Weihnacht-- oder Osterkuchen gern. Aber diese freundlichen Beziehungen nahmen ein Ende, als in der zweiten Hälfte des achtzehnten JabrhundertS Kriege auSbracheu. Zuerst waren eS die Engländer und Franzosen, die um die Herrschaft der Neuen Welt stritten; beide Parteien hatten ihre indianischen Gefolgschaften, die für sie kämpften. Die alte BundeSfreundsckafl wurde ver gessen. Die au- Canada kommenden Stämme, die für die Franzosen kriegten, kannten die Deutschen nicht, und so kam e-, daß die Letzteren oft mit der Flinte auf dem Nücken ihr Feld bestellen mußten. Bei der Besiegung der Franzosen war es besonders ein fast ganz aus deutschen Amerikanern rccrutirteS Regiment, daS sich auszcichnete. Noch schlimmer wurde eS dreißig Jahre darauf, als die Amerikaner den Krieg um ihre Selbstständigkeit führten. Englische- Gold verleitete viele Indianer, den Tomahawk auszugraben; raubend, plündernd, sengend und brennend ergoß sich ein Schwarm beutelustiger „rothcr Teufel" über die friedlichen deutschen Ansiedlungen. Zu derselben Zeit, als der siebenjährige Krieg fast ganz Europa in Flammen setzte oder doch in Mitleidenschaft zog, fanden auch in den fernen Wildnissen Amerikas erbitterte Kämpfe statt. Die Ocsterreichcr wollten Schlesien wieder- aewinncn, und Preußen unter seinem „alten Fritz" stritt um seine Existenz. I» Amerika aber wollte das Volk sich von dem Joche der englischen Regierung befreien ; und die meisten deutschen Bauern schlossen sich der Sache der Amerikaner an. Sie erinnerten sich Wohl noch daran, waS ihre Väter bei der ersten Ansiedlung und Einwanderung von den Englischen zu leiden gehabt batten. In Europa waren eS große Heere, welche die Schlachten des siebenjährigen Krieges schlugen; in Amerika herrschte der kleine Krieg vor, größere Scharen kamen selten zusamcn. Denn noch war der Westen Amerikas und die Mitte seines ContincntS völlig unbekannt, nur der atlantische Küstensaum war dünn bevölkert. Hinter den Alleghany-Bcrgen erstreckte sich Hunderte von Meilen weit eine große, schweigende Waldeswildniß, die nur der Büffel und der Indianer auf engen Pfaden durchzog. Wenn mau beut« von der großen Metropole New-Dork den breiten Hudsonstrom hinausfährt und von der Stadt Albany aus. der Hauptstadt des Staates, nach dem Eriesee und dem Niagarasallc reist, trifft man auf eine wohlange baute Gegend. Die Wälder sind verschwunden, Fabriken erheben ihre mächtigen Schornsteine, wo sonst gewaltige Ahornbäume, Fichten und Lärchen standen. In der fruchtbaren Niederung am schäumenden Wohawkflusse hört man da- Brüllen der Kühej Bauerngut reiht sich an Bauerngut, und der hohe saftgrüne Mai- steht neben wogenden Weizenfeldern. Dort saßen noch in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts Tausende von Deutschen, in dickten Ansiedlungen vereint und nur durch Waldstücke von einander getrennt. Dort, nabe der Wasserscheide des Sanct LorenzstromeS und des Hudson-, fanden heiße Schlachten zwischen den aus Canada und von den großen Seen heran- rückeudcn Engländern und ihren indianische» Bundesgenossen und de» amerikanischen Deutschen statt, welche Letztere um Haus und Hof zu streiten halten. Der deutsche Bauer Johann Christian Schell wohnte mit seiner Frau und sechs Söbnen aus seinem Farmgute in der bczeichneten Gegend. Während seine Nachbarn vor dem beranbrausendcn Sturm der Feinde meisten« geflohen waren oder sich hinter den schützenden Wällen deS naben Fort- ver steckt hatten, batte Schell beschlossen, fick im Fall eine- An griffes seiner Haut zu wehren; sein Blockhaus war stark und gut gebaut, es batte Sckießlöcker und ein« besonder« massive Tbür. Es war zur Erntezeit, im Anfang de- AugustmonateS, als sich Schell eine- Tages mit seinen Söhnen bri der Arbeit auf dem Felde befand; da rückten acktundvicrzig Indianer mit sechzehn Engländern au- dem Walde vor. Die beiden jüngsten SchellS, Zwillinge von acht Jahren, konnten dem Vater und den Brüdern nicht rasch genug folgen, sie fielen in die Hände der Feinde, die sie später nach Canada schleppten. Aber Schell mit seinen vier starken JungenS und seiner resolute», kräftigen Frau schloß sich in da- Blockhaus ein. Während er und die vier Söhne aus den Schießluken schossen, lud Frau Schell die Gewehre. Fast jeder der ersten Schüsse traf; bald mußten sich die Belagerer etwas zurückziehe». Um sonst versuchten sie, bi- an das feste Haus vorzudringen ; jedes mal mußten sie vor dem heftigen Feuer wieder weichen. Endlich gelang eS dem Anführer der Bande, einem Schotten McDonald, die Thür zu erreichen, die er mit einem Hebebaum zu sprengen bemüht war; aber während er an der Arbeit war, wurde er durch einen Schuß ins Bein verwundet. Schnell wie der Wind entriegelte Schell die Thür und zog den ver wundeten Anführer in- HauS. Dieser Erfolg rettete die Belagerten nicht allein vor FeuerSgcfahr, denn die Belagerer hätten ja bei einem etwaigen Versuche McDonald mit verbrannt, sondern er gab ihnen auch dessen Munition in die Hände, die um so erwünschter kam, als die Schell's nur noch wenig Schüsse übrig hatten. Als die Feinde ihren Führer in der Gewalt ihrer Gegner sahen, wurden sie sür eine kurze Zeit stutzig und suchten Deckung im Wald; bald aber kamen sie wieder und suchten das HauS im Sturm zu nehmen. Es war gegen Abend; die untergebende Sonne vergoldete mit ihren letzten Strahlen den einsamen Kampf platz im Walde. Wohl war da- tapfere Häuslein, das sich drinnen im Hause vertheidizte, ermüdet von der ungewohnten blutigen Arbeit; aber erschreckt oder gar entmuthigt war eS nicht. Während der Vater Schell und seine Söhne ihre Ge wehre in Ordnung brachten und, jeden Augenblick auf einen neuen Angriff gefaßt, rin paar Secunden auSrubten, stimmte die Mutter ein alte« Gesangbuchslied an; die Männer fielen mit ein. Befremdend, aber feierlich tönten die Worte zu dem wilden Feinde hinüber. Der VerS „Und wenn die Welt voll Teufel wär' Und wollt' unS gar verschlingen —" war noch nicht verhallt, als die Belagerer in raschen Sätzen bis an das HauS vordrangen und die Läufe ihrer Gewehre durch die Schießlöcher den Belagerten entacgcnhieltcn. Die muthige Frau Schell jedoch ließ sich nicht schrecken; sie war gleich mit der Axt bei der Hand und verbog durch kräftige Schläge fünf der feindlichen Waffen. So gewannen dir Männer Zeit, die Gegner aufs Korn zu nehmen und durch einige gut gezielte Schüsse vollend- zu vertreiben. Wieder trat eine augenblickliche Pause ein und diesmal gelang eS dem braven Schell, die Feinde durch eine Kriegslist zu täuschen. Als eS nämlich dunkel wurde, jubelten, schrieen und lärmten die Belagerten so sehr sie konnten, als ob Unter stützung sür sie au- dem benachbarten Fort im Anzüge sei. Die Feinde erschrocken und zogen ab; da da- Hau- aut einer Anhöhe gelegen war und sie den Wald nicht überblicken konnten, ließen sie sich täuschen; sie glaubten wirklich, der Entsatz nahe. Schell'« beide kleinen Söhne wurden später gegen Len esangenen Anführer auSgcwechselt. Keiner der Belagerten alte den mindesten Schaden erlitten; die Belagerer aber hatten elf Tobte und zwölf Verwundete, von denen neun unterwegs noch starben, verloren. Das Volkslied vom braven Schell ist in vem dortigen District fast ein Jahrhundert lang gesungen worden: „Vertraut dem Herrn mit aller Macht. Rust seinen Namen an, So Hilst er Euch zu ew'gem Ruhm, Wie Schell, dem braven Mann I" Als der beste Schütze unter den deutschen Kämpfern im Urwald galt Johann Adam Hartmann, der, zweiundneunzig Jabre alt, erst 1836 verstarb, ein Riese von Gestalt und Kraft; er übertraf nicht nur seine Landsleute, sondern auch alle Indianer an Schnelligkeit, Ausdauer und Vorsicht. Wegen Wilddieberei wollte man ihn in Deutschland in den Kerker stecken; doch er schlug die Polizeidiener zu Boden und entwich nach Amerika. Von ihm werden viele Geschichten erzählt, die an die Cooper'schen Lederstrumpferzäblungen er innern und ein romantisches Gepräge tragen. Er war mit einer der schönsten Jungfrauen im Mohawkthal verlobt; und seine Braut wurde von den Wilden ermordet! Seitdem widmete er sein ganze- Leben der Rache; unablässig verfolgte er die Indianer, überall tauchte er wie ihr böser Geist auf, er umschlich NachtS ihr Lager und suchte sich seine Opfer aus, so daß ein gewaltiger Schrecken vor seinem Namen ein herging. Hartman» hatte kein Hau- und keine Familie, aber es gab keine deutsche Hütte, in der er nicht willkommen ge wesen wäre. Die Mütter waren ruhig, wenn sie ihn in der Nähe wußten, die Kinder spielten unbekümmert vor der Thür oder im Hose, wenn sie Hans Adam im Laufe de- Tage- gesehen hatten. Einmal überfielen ihn de- Nachts fünf Nothhäute, aber er erschoß zwei, erwürgte den dritten und verwundete die beiden anderen, die er dann in einen tiefen Sumpf trieb, in dem sie umkamen. Sein bester Freund war der Irländer Murphy, der eine Deutsche au- dem Mohawk- tbal entführte und geheiratbet hatte; wenn diese beiden Kämpfer zusammen standen, hieß eS, daß dir zehnfache Zahl der Feinde ihnen nichts anhaben konnte. Die deutsche Tapferkeit dieser Ansiedler de- Mohawkthale« bestaud ihre Feuerprobe in dem Gefecht bei OriSkany, La im Jahre 1777 stattfand und ein größere- historische- Inter esse beansprucht. Die Folgen dieses Treffen- waren nämlich sehr wichtige; eS war die Hauptursache, daß der englische General Burgoyne sich später ergeben und die Capitulation von Saratogä abschlicßcn mußte, welche den rndgiltigen Sieg der Amerikaner über die Engländer mit veranlaßt hat. Als es im Sommer de- genannten Jahres hieß, daß General Burgoyne von Canada au- einbrechen wollte, machten die deutschen Ansiedler große Anstrengungen, dem nahenden Ungewitter zu begegnen. DaS Fort Stanwir, da- auf dem Wege de- Invasion-Heere- lag, war mit festen Erdwällen versehen worden und enthielt eine Besatzung von 650 Mann unter dem Oberst Gansevoort. Die Deutschen strengten ihre ganze Kraft an; alle waffentragcnden Männer von 16 bi< 60 Jahren waren ausgeboten und zu einem achthundert Mann starken Bataillon vereint, da- unter dem Befehl de- GeneralS Herckheimer stand. Die über sechzig Jabre alten Männer batten sich in einem verpallisadirten großen Blockhause ver sammelt; di« achthundert Mann de« Bataillou« ad«
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