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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930817015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893081701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893081701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-17
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
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Bezugs-PreiS U b« Hauptexprditton oder den im Slabt- bezirk and den Vororten errictitetra AuS- gabeflellen abgeholt: vierteljährlich ^14^0. ?ri zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« >4 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direct» tägliche Kreuzdandiendung tut Ausland: monatlich 7.50. DleMorgen-AuSgabe erscheint täglich'/,? Uhr, die Abeud-Autgabe Wochentag» b Uhr. Ne-artton vn- Lrpkditiou: AohannrSgasse 8. Morgen-Ausgabe Tligclilatt ununterbrochr» 8 bil'Abeud» 7 Uhr. DieLrpeditioa ist ,«öffnet von ' Filialen: ktt« Me«« » Lorti». («lfre» Hatzn)g Universitätsslrabe 4, L«»i» Lösche, -«thariuenstr. 14, pari, uud König-Platz V. Anzeiger. Organ fiir Politik, Lolalgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 418. Donnerstag den 17. August 1893. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der Roy- »ud Biclzmnrtt im Stadtbezirke Leipzig-Eutritzsch wird Montag, den 28. Auguft dirsrS Jahres abgehalten. Ciwaige (besuche uud Aniragen sind an unseren Marltinspector Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, III. Obergeschoß zu richten. Rinder und Schweine werden zum Biehmarkt wieder zugelassen werden, Schweine jedoch nur dann, wenn sie angrsahrrn werden. Im Uebrigen bewendet es bei der durch unsere Bekanntmachung vom 84. December 1889 anderweit zur Kenntnis; gebrachten Be- stimmung in Z. 2 der hiesigen Vieh- und Schlachlhoiordnung, nach welcher alles Schlachtvieh von diesem Markte ausgeschlossen bleibt. Leipzig, am 11. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. H 11078 vr. Georgi. Maneck. Bekanntmachung. Der diesjährige II. Kram- und Bichmarkt im Stadtbezirke Lcipjtg-Llndenau wird am 2V. und NU. August abgehalte». Etwaige Gesuche und Anträge» sind an unsere» Marklinspector Rentsch. Naschmarkt Nr. 1, III. Obergeschoß zu richten. Rinder und Schweine werden zum Vichmarkt wieder zngelasscn werden, Schweine jedoch nur dann, wenn sie angcfahrc» werden. Im Uebrigen bewendet eS bei der durch unsere Bekanntmachung vom 87. December 1890 anderweit zur Kenntniß gebrachten Be- stimmung in tz. 2 der hiesigen Vieh- und Schlachthofordnung, nach welcher alles Schlachtvieh von diesem Markte ausgcschlosscu bleibt. Leipzig, den 11. August 1893. I». 11076. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Maneck. Bekanntmachung. Der diesjährige H. Kram- und Vichmarkt im Stadtbezirke Leipzig - Volkmarsdors wird Kreitag, den 8. September ab- gehalten. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unseren Marktinspector Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, III. Obergeschoß zu richten. Rinder und Schweine werden zum Viehmarkt wieder zugelassen werden, Schweine jedoch nur dann, wenn sie angcsahrcn werden. Die Zuführung beider Thiergattungen dars nur von der Elisabeth strabe aus erfolgen. Im Uebrigen bewendet eS bei der durch unsere Bekanntmachung vom 24. December 1889 anderweit zur Kenntniß gebrachten Be stimmung in 8. 2 der hiesigen Vieh- und Schlachthofordnung, nach welcher alles Schlachtvieh von diesem Markte auSgcjchlosseu bleibt. Leipzig, am 11. August 1893. IX. 11077. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Maneck. Versteigerung. Im HauSgrundstücke Große Fleischcrgasse Nr. 10 — Goldene Krone — sollen Kreitag, den 18. d. MtS., von Vormittags 9 Uhr ab, die aus einem der Stadtgemcinde zu> gefallenen Nachlasse stammenden Möbel, Kleidungsstücke, Wäsche, Betten u. s. w., sowie eine größere Partie Wein gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. Leipzig, den 11. August 1893. Id. 3744. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtin. Krnmbiegel. Bekanntmachung. Eine hier in Hast und Untersuchung befindliche jüngere Taschen- ditbin, die in den Monaten Mai bis Juli n. v. in der Markt- balle, sowie in der Grimmaischen und Petersstraße mit reichem Erfolge ihr Unwesen getrieben hat, ist auch im zweifellos unred lichen Besch eines auS Zwirn gehälclten, 25 cm langen iitcldbrutelS betroffen worden, dessen Muster aus 2 cm breiten, roihen und gelben Längsstreifen besteht. Da die Diebin sich ausschließlich an Damen heranqemacht haben will, so dürfte auch der Beutel einer Dame gestohlen worden sein. Ich ersuche nun diejenigen Damen, die als Beschädigte in Frage kommen könnten, baldmöglichst in meiner Expedition, Harkorh straße 9, II., Zimmer 162 zu erscheinen. Königliches Landgericht Leipzig, den 12. August 1893. Der Untersuchungs-Richter: Tobias. Bekanntmachung. Die Herstellung einer tsiitwäffcrungsanlage für die Schieß stände der hieiigen Garnison, veranschlagt zu 17 000 soll in drei Loosen verdungen werden und zwar: X. Erd-, Maurer-, Schmiede- und Eisenarbciten, L. Maurermaterial, als: Lemcntrinnen, Lement-Steinzeug. und Draintrrvhre, 6. Zimmerarbeiten. Der Termin zur Eröffnung der Angebot« ist ans den 24. August dieses Jahres Vormittags 1« Uhr festgesetzt und wird „n Geschäfts-Zimmer der Unterzeichneten Verwaltung, Pleißenburg- Kaserne, abgehalten. Die Bedingungen und Anschläge rc. liegen von heute ab daselbst auS. Varnison-Vrrwaltuug Leipzig. Der Züricher Longrek der „Menschheitsbefreier" L Der „Vorwärts" , der den Beginn des Zürichc CongresscS mit einer an Wahnwitz grenzenden lieber Hebung gefeiert hat, findet nicht ein Wort über den Vertan und «Schluß desselben; er weiht beule die erste Stelle dreien „Urkunden zur Naturgeschichte des Militarismus". Stall des Hymnus findet sich eine Erklärung des ParteivorstanteS der deutschen Socialdemokratic, welche die Darstellung der Un abhängigen von der internationalen Berprügelungssccne in der Züricher Tonhalle mehr hochsahrend und Hwv, gfg über zeugend fiir unrichtig bezeichnet. Diese Erklärung und jenes Stillschweigen ckarakterisirrn in der Tbat die Bedeutung dieses CongresscS. Wenn der „Vorwärts" schon nicht mebr zu sagen wagt, daß „eine weitere Etappe auf dein Wege zur Befreiung der Menschheit" erreicht sei, so darf man getrost annchinen, Laß sich die Herre Liebknecht und Bebel darüber klar sind, daß der Züricher Mißerfolg auch sür die gläubigsten Anhänger ein in die Augen springender ist. Vor allen Dingen ist in Zürich deutlicher als in Paris und Brüssel zu Tage getreten, daß man von der gerühmten Einig kcit der Proletarier aller Länder noch recht weit entfernt ist. Es gähnte nicht nur die Kluft zwischen der Socialdemokratie und den weiter fortgeschrittenen Elementen, die durchaus nicht alle als anarchistisch bezeichnet werden dürfen, auch die „Ossi- ciellen" der verschiedene» Staaten haben sich in Zürich mit ebr spärlichem Wohlwollen behandelt. Die Franzosen waren während der ganzen Berathung zurückhaltend und verbargen ihre Verstimmung nicht, als Liebknecht den russischen Zarismus kulturfeindlich nannte und der russische Vertreter LaS französisch- russische Bündniß ats entehrend sür die Republik brandmarkte. Wie in Brüssel, so haben auch in Zürich die französischen Socialisten gezeigt, daß sie international sind — ausgenommen was die Revanche und Elsaß-Lothringen und die Mittel zur Erfüllung der national-französischen Sehnsucht betrifft. Ist diese Erfahrung schmerzlich für die in nationaler Hin- icht allerdings ganz vorwurfsfreien Singer, Liebknecht und Zebel, so mußte die Kritik, welche das Verhalten der deutschen in der Angelegenheit der Maifeier erfuhr, sie noch schmerzlicher berühren. Man bildet die „führende Nation" und wird auch, willig oder unwillig, als solche anerkannt, inan hatte nach den letzten ReichStagSwabten von einem un- gebcurcn Aufschwung der sociaivemokratischcn Sache in Deutschland in die ganze Welt telegrapbirt und auch wirk lich ganz irrige Vorstellungen von dem Umfang und der Be deutung deS socialdemokratischen Sieges im AuSlande erweckt, und jetzt muß inan zwei Monate später vor den ausländischen .Genossen" cinräumen, daß man in Bezug auf die nun ein mal zur „proletarischen" Kraftprobe auserkorene Maifeier weniger wagen darf, als, Rußland ausgenommen, die Social- dcmokratie irgend eines anderen Landes. Herr Adler aus Wien durfte dicserhalb den Deutschen vor dem „Weltvarla- ment" gerade so die Leviten lesen, wie er es im vergangenen Jahre auf dem Parteitag in Halle gelhan hat, und Herrn Ziebknecht'S Antwort lautete unter allerhand Verscknörkelungen abermals: uou xossuwus, die deutsche „Bourgeoisie" erlaubt es nicht. Ausländischen Socialisten mag diese sie befremdende That- 'ache Anlaß geben, die Erfolge der deutschen Socialdemokratie iner erneuten kritischen Würdigung zu unterziehen und Hoffnungen, wie sie Reichstags- und vereinzelte Landtags- Wahlen erweckt haben mögen, herabzustimmen. DaS deutsche Biirgerthum hat in der Angelegenheit des socialdemokratischen Parteifeicrtags erkannt und gewollt, was notb thal, und das Nötkige ohne erbebliche Anstrengung durckgesctzt. Wenn die Wahlen ein unrichtige» Bild von dem Stärkeverbältniß der Rcvolutionaircn zu den Anhängern der Staats- und Gesellschaftsordnung in Deutschland geben, so ist dies dem Umstande zuzuschreiben, daß in dieser Hinsicht die Erkenntniß durch den Parteigeist getrübt und die Krafläußerungcn deS Bürgerthums durch den JndifserentisinuS abaeschwächt werden. Ter erfolgreiche Widerstand gegen die^ unerhörte Zumulbung der Maifeier fällt aber für die Sache deS Bestehenden mindestens so schwer ins Gewicht, wie die geringe Anzahl von socialistischen Äbgeordnetenmandaten in Frankreich und England. Daß übrigens nur ein Theil der socialdcmokratischen Sitze im deutschen Reichstag durch eigene Kraft erworben ist, wurde in Zürich nicht nur nicht gesagt, sondern durch eine Rede Liebknecht'S gegen „Compromisse" mit dem Uebereifer deS Schuldbewußten abgcleugnet. Die „wunderbare Harmo- nie", die nach der Versicherung dieses geschickten Kneters der Wahrheit in Bezug auf die Taktik in Zürich zum Vorschein gekommen sein soll, ist demnach nur eine äußerliche. Die deutschen Socialdemokraten haben, um mir dem „Genossen" Adler zu reden, auch bei den letzten Wahlen „gemogelt" und ie werden eS das nächste Mal wieder lbun. lieber diesen Pnnct dürfen die Herren Lieber und Richter beruhigt sein, das Geschäft wird nicht einschlafen. Siebt man von den theilweise ja recht interessanten Zänkereien ab, so waren die Verhandlungen des EongresseS inhaltlos und öde. Die Männer der Zukunft mußten ziem lich weit in die Vergangenheit zurückgreifen, um die gciftigcn Kosten einer sechstägigen Unterhaltung bestreiten zu können: die alten Pbrascn zu den alten Resolutionen von Halle, Erfurt, Brüssel, Paris und noch weiter zurück. Ein Punct der Tagesordnung versprach interessant ^u werden, die Re solution über die Agrarfrage. Aber siehe da, gerade wie in Halle die Resolution gegen den Antisemitismus unmittel bar vor den Schluß der Berathungen verwiesen worden war und deshalb ohne Erörterung angenommen werden mußte, so in Zürich das „Bekenntniß zu dem Grundsatz des Gemein eigentbums an Grund und Boden". Dergleichen beschließt sich ja sehr leicht, aber diScutirt sich oft reckt schwer. Herr Singer wußte, was er that, alS er die sür vie Bearbeitung der Landbevölkerung bestimmten Agitatoren davor bewabrte, vor Bauern und Bauernknechten rechtfertigen zu müssen, waS die fremdländischen „Genossen" zu dem Thema Ent eianung der ländlichen Grundbesitzer jedenfalls vorgebracht hätten. Deutsches Reich. 1s Berlin, 16. August. In der Presse lausen gegenwärtig Gerückte über bevorstehende neue Marineforderungen um. Diesen Gerüchten gegenüber darf Wohl daraus ver wiesen werden, daß von den alten Forderungen der Marine noch ein reckt beträchtlicher Tbeil zu bewilligen ist. Nach der Denkschrift, welche dem Marine-Etat sür 1889,90 beige geben war, sollten für die dort geforderten Schiffe die Be wiUiaungcu im Etat sür 1894/95, also in dem nächstjährigen, zum Abschluß gelangen. DaS dürste nun voraussichtlich nickt der Fall sein. Nack dem ursprünglichen Plane hätten sür 1891 95 nur noch 4,7 Millionen ausgebracht zu werden brauchen, ui» der 1889 ins Auge gefaßten Vermebrung der Kriegsschiff« zum Abschluß zu verhelfen. Jedoch sind wohl in keinem der vorbergegangenen Jahre diejenigen Summen inSgcsamint be willigt Worten, welche in der Denkschrift in Aussicht ge nominen Ware». Zudem haben sich auch die Kosten sür di einzelnen Schisse auS verschiedenen Gründen gegenüber dcn Anschlägen erhöht. So ist eS gekommen, daß erst sür 2 von den 4 in Aussicht genommenen Panzerfahrzeugen die Etatsforderungen abgeschlossen sind, während für die beiden anderen, . Weißenburg" und „Kurfürst Friedrich Wilhelm", noch 3,2 Millionen zu verlangen wären. WaS die 9 Panzerfahrzeuge betrifft, so sind die Mittel für ei' in von 8,9 Millionen einmal die ersten gewesen. Die Krcuzercorvetten Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich ^ge spalten) 50^4. vor den Familieunachrichteu (6 geipalten) 40^. Größere Schriften laut «ajerem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zissrrnjatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbesördrruag 60.—, mit Poslbesvtderuug »l 70.—. Aanahmeschluß für Anzeigen: Abrud-AuSgabr: BormitiagS 10 Uhr. Margeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sana- and Festtags früh '/,9 Uhr. Bet deu Filialen und Aiinahmesteflen j« eia« halbe Stund« früher. Auzeise» sind stets an dt« Expedition zu richten. Drück und Verlag von E. Polz t» Leipzig. 87. Jahrgang Drittel derselben vollständig bewilligt. Für di- ^ nach dem L.«>> »i-h» m «-7-' gekommen. Für eine, der 7 in Aussicht 3-"»-» .st >», tausenden Etat die Schlußrate ReickS- AnfangSrate für eine andere wurde m b» vor ctzlen Re.a - chpeßlich ist jetzt erst der zweite in Angriff aenommcn, gleich nach der erwähnten Denkschrift b-.d- schon nn J°h« 1890,91 hätten fcrtiggestellt werden sollen. D-rau« -rfiebl man. daß noch -ine lange Reihe dürft! Denkschrift von 1889 auSltebt. Im Etat für 1894,9» vur,ic dieselbe schwerlich zum Abschluß gelangen können. 6. ll. Berlin, 16. August. Eine- der trübsten Capitel nn Berliner Leben sind bekanntlich die WohnungSvcrbalt. nisse Die AgitationScomliiission der Backerei-Urb-iler Berlins hat soeben die entsetzlichen Zustande in den -berliner Bäckereien in einer sehr bcinerkeiiswertheii Broschüre ausgedeckt, und die socialdei«okratische Arb-'.ter.«ai„tats-Eommi,,ton hat n»S Wohnungen vorgeführt, d'- wahrhaft Grauen erregen können. Bezeichnend für die Berliner WobuungSvcrhallnifse ist, daß wir nicht weniger als 95 365 Schlasganger Haben, gegen 84 687 im Jahre 188» und 59 087 nn Jahre 1880. Es giebt nickt weniger als 3366 Wohnungen ohne -in heizbares Zimmer; 188» betrug diese Zahl nur 29/4, das ist also eine Zunahme von 131,8 pro Mllle; und solchen Buden wohnen Menschen, riannlien mit Schlaf burschen! In den Sladttheilen Friedrichswerder, Dorothecn- ladt, Thiergarten - Borstadt sind natürlich solche, allen bygieinischen und menschlichen Anforderungen widersprechende Wohnräume ganz selten zu finde». Diese Stadtthelle weisen 9 18 unv 7 solcher „Prachträume" auf, dagegen finden .... in der Luisenstadt jenseits westlich 296, im -Ltratancr Viertel westlich 317 und in der Oranienburger Vorstadt 366. 503 Grundstücke haben zwischen 208 bis 300 Einwobner, 1885 waren eS deren nur 309; in l 16 Grundstücken wohnen über 300 Einwohner» während eS 1885 nur 86 oer- artige Grundstücke gab. Da es Grundstücke mit über 60 Wohnungen giebt, so werden dieselben wohl rund 1000 Ein wohner aufiveiscn. Daß dies die denkbar ungesundesten Verhältnisse sind, ist sonnenklar. Leider ist ein Wandel in denselben nicht abzusehen. Die gemeinnützigen Bau gesellschaften sind gegenüber dem fortwährend sich mehrenden Podenwucher machtlos; eS ist keine Seltenheit, daß ein Grundstück in einem Jahr durch 5—6 Hände geht, die alle verdienen. Es giebt in Berlin ganze Legionen von Individuen, die ausschließlich vom Bodcnwucher prächtig leben; sie haben örmliche Börsen in den Bierpalästcn der Friedrichstadt. So st es denn kein Wunder, daß die Menschen immer mebr zu ammengebränat werden unv die Wohnungöverbältnisse sich von Jahr zu Jahr verschlechtern, obwohl die Berliner Bau Polizei manche vortreffliche Verordnung in dieser Richtung erlassen hat. Die Socialdemokratie zieht zum größten Thcit ihre Agitationökraft a»S diesen entsetzlichen WohnungSver- hältnissen; 150 000 Mann hätten nimmermehr am 15. Juni für die „Rothen" votirt, wenn sie bessere oder Menschen würdige Wohnungen gehabt hätten oder nicht mit mathe malischer Gewißbeit dem Geschick entgegcngingen, bei der furchtbaren Preissteigerung durch Botenwucher die noch einigermaßen erträglichen Räume zu verlieren. * Berlin, 16. August. Die Anarchisten haben cs auf ihrer zweiten Versammlung z» Zürich, die vermuthlich mit dem angekündigten Anarchistcncongreß identisch ist, auch sür wichtig erachtet, in der „ Meine it-frage" (!), wie sich Buchdrucker Werner auSdrücktc, ihren Slandpunct als dem der Soclaldemokraten entgegengesetzt zu präcisiren. Ohne Scheu wurde die Berechtigung deS Meineides behauptet. Herr Werner, der einer der ärgsten Eonfusionarien zu sein scheint, begründete dies so: „In der Meineidssragc nehmen wir den Stanvpunct ein, daß wir überhaupt keinen religiösen Glauben haben, daher wir auch keinen Meineid leisten können" DaS heißt, etwas klarer ausgcdrückl: Wer an Gott nicht glaubt, sür den ist auch eie unter An rufung Gottes ausgesprochene Versicherung, die Wahrheit zu sagen, unverbindlich! Die Anrufung Gottes macht die ganze Versicherung sür denjenigen hinfällig, der an Gott nicht glaubt. Hier haben wir das Eingeständniß, daß der anarchistische Atheismus nicht nur den Meineid, sondern auch den Wortbruch, die Lüge sür erlaubt hält. Dieser Patron meint, ein radicaler Vertreter der „Unterdrückten" zu sein, und giebt thatfächlich alle Moral preis, auch diejenige, die zu Gunsten deS Unterdrückten dem sitttickcn Menschen Ver pflichtungen auserlegt. Der Engländer Mobray erging sich >n ähnlichen Ausführungen: „Man bezahle keine Mielben und keine Steuern, verlieren könne man da nicht-, als böchstenS das Wahlrecht." Für wen guter Rus, ruhige- Gewissen, Verbesserung der Lebenslage unbekannte Größen oder Null sind, der mag ja mit dieser Spitzbubentheorie einverstanden sein. Daß derartigen Reden aber zugcjubclt wird, und vieS kommt auch hier in Berlin vor, führt doch dazu, die Frage auszuwerfe», ob der Schulunterricht seine Aufgabe vollkommen erfüllt. Herr Werner hat die Volksschule besucht; ob Herr Mobray ebenfalls, wissen wir nickt. Die Volksschule müßte doch die logische Bildung so weit fördern, daß solcher Unsinn von Jedermann als Unsinn begriffen würde. 1. Berlin, >6 August. (Telegramm.) Bei Gelegen heit der Besichtigung der Arbeiten am Nordostseecanal wurde dem Kaiser die bestimmte Zusicherung gegeben, da« der Eanal ,»i Jahre 1895 dem Verkehr über wiese» werden würde. Ueben den günstigen Stand der Eanalarbeiten sprach der Kaiser wiederholt seine Be friedigung auS. "'Mst (Telegramm.) Di- „Nordd. «ug Ztg." de me nur, vie durch di- Blätter gegangenen Meldungen von dem angeblichen Ergebniß der Börsen- 6nquore.Co»,»nssion Der Bericht hierüber sei noch nicht einmal ganz vollendet. >6. August. (Telegramm.) Mit Berua auf k»e Meldung de» „Stnttaarter Tageblattes", daß Mm'e September eine zweite allgemeine Finanzministcr- Conferenz in Berlin stattfinden werde, nimmt die „Bossische Zeitung" an, daß eS sich nur um eine Verwechselung handeln könne, und daß die Nachricht sich lediglich aus die Coininissionssiyunaen beziehe, die um diese Zeit slattsindcn sollen. (Tiesclbe Vcrinulhung haben wir bereits im gestrigen Abendblatte ausgesprochen. Die Red. d. „L. T") 4t> Berlin, 16. Augnst. (Telegramm.) Aus Rcguisiticii einer auswärtigen Staatsanwaltschaft wurde der Schrift steller und Archivrath Or. E. wegen Betrugs vcr haftet. Wie das „B. T." dieser polizeilichen Meldung binzusügen kann, handelt eS sich hierbei um den früher i» Leipzig wohnhaft gewesenen vr. Ebeling, der vor fünf Jahre» mit großen Empfehlungen nach Berlin gekommen war, um sich hier eine journalistische Existenz zu gründen. Durch eigenes Verschulden vermochte er nirgends festen Fuß zu fassen. Infolge seines Lebenswandels kam es, daß er gemieden und ihm auch die nachgesuchle Ausnahme in den Verein „Berliner Presse" versagt wurde. NamcnsdesAusstellungSbureliuS deS CultuSiiiinisteriiiniS fiir die Ausstellung in Chicago werden diejenigen Behörde», die sür die UnterrichtS-Ausstellnng Arbeite» oder andere Beiträge geliefert haben, aufgesordert, sich bezüglich des Preises der Ausstellungsgcgcnslünde zu äußern. DaS Circular sagt, das; nach neueren Mittheilungen aus Chicago dort Angebote von amerikanischer Seile vorzuliegen scheinen, welche den Ankauf der gejaiumlcn Unterrichls-AussleUung oder einzelner Theile oder Wegen- Ilände bezwecken. Ta der Verkauf wegen der Gefahren und Kosten de« Rücktransport- wesentliche Vorzüge bieten würde, wird an- gcsragt, ob und zu welchem Preise die WegenstänLe känstich ab- gegeben werden könne». Für VerpackungS-, Transport- und Ber- sjcheruiigskostcn rc., sowie wegen des Zolles wird das Aussiellungs» bureau deS Cullusministeriuiiiö einen angemessenen Preiszuschlag machen, soweit nicht vom Aussteller selbst speeiclle Angabe» erfolgen. — Tie deutsch-evangelische Kirche in Jerusalem wird nach den ausgestellten Plänen und Zeichnungen eine sehr gefällige Gestalt erhalten. Tie Kirche kommt, der „.Kreuzztg." zufolge, an die heilige Grabstraße (auch Paimhändletstraste genannt) zu stehen. Im Süden der Kirche läuft die Straße hin, weiche aus dein vom griechischen Presbyterium seitens der Jeruialems-Sltstung gekauften Grundstücke hcrgeflellt worden ist. Tein Gesuche an de» türkische» Sultan wegen Crtlicilnng eine« Baufirnians für die .Kirche müssen Zeichnungen der Pläne beigegeben werden. Tiefe Copirn find un verzüglich hergestellt worden und werden demnächst mit dem AnlragS- schristslücke nach Konstantinopel abgche». * Bückcburg. 14. Augnst. Ein Brief rcS Böckeliancrs Werner an die Socialdcinokratcii spielte während des WablkampfeS in Rinteln eine Nolle. Jetzt wird der Wort laut dieses Briefes von der „Schaumb. Zig." veröffentlicht. Er lautet: „Sehr geehrter Herr! Auf Ihre gefällige Zuschrift vom 8. d. M. erwidere ich ergebenst, das; ich für Ihre gesirllie» Forderungen: 1> keine Erhöhung der Fnedenspräsenzstarke n»s Kosten der unteren Volksclassen, 2) keine Belastung von Lebensmitteln sür die unteren BolkSmassen, 3) keinerlei Ciuschränkung des Wahlrechts, voll mid ganz einirelen werde. Ich halte dieselben, als im Wesentlichen in unserem Programm enthalten, sür vollkommen bcrcchligt. Bei diesbezüglichen Anträgen werde ich gegen dieselben stimmen. Herrn Garbe habe ich Miltlieilung von Voi stehendem gemacht und den selben gebeten, das Nüthige zu veranlassen. Ich ersuche Sie. bei Ihren ParteiHcnosse» darauf hinmirken zu wollen, daß sie Mann für Mann für meine Wahl eiiilieleii. 2500 Stimmzettel gehen soeben per Pvstvacket an Sie ab. Für Ihre Bemühung im Voraus besten Tank. Hochachtungsvoll Werner." * Kissinge», 16. Augnst. (Telegramm.) Fürst Bismarck hat sich bereit erklärt, am 27. Augnst in Kissingcn die Huldigungen seiner Verehrer aus Frankfurt a. M. ciitgcgenzuncbmen. * München, 15. August. Morgen begeht der cominan- dirende General des 2. Armeccorps. General der Infanterie und Genrraladjulant v. Parseval, sein 50jährigcS Dicnst- jubiläum. Ter Jubilar gilt nicht nur sür einen bockbefabiglen Militair, sondern wird auch hochgeschätzt als ein Mann von umsasscndcr wissenschaftlicher Bildung, dem zugleich die feinsten Forme» im persönlichen und dienstlichen Verkehr zu eigen sind. Ein vom Jubilar verfaßtes Lehrbuch „Der bayerische In fanterist" hat zahlreiche Auslagen erlebt. Otto v. Parscval ist der Sprosse einer auS Metz stammenden adeligen Familie, deren Aiiaehörige in einzelnen Zweigen auch i» der fran zösischen Armee dienen. Er wurde im Jahre >827 als Sohn des nachmaligen bayerischen General-Lieutenants v. Parscval in Zweibrückcn geboren und im Eadctlcncvrps erzogen. Dcn Feldzug von 1870/7 l machte er als Major im Hauptquartier von der Tann's mit. Bei Sedan erwarb er sich daö Eiserne Kreuz. >876 wurde er Oberst und Eommandcur dcs In fanteric-Leibregimenls und stieg seitdem zum coinmandirendeii General des 2. Armeccorps ans, znin General der Infanterie wurde er am 29. October 189» befördert. Der Jubilar ist geistig und körperlich »och vollständig frisch und wird dem königlichen Dienste und demnach dem deS deutschen Vater lande- hoffentlich noch eine Reihe von Jahren erhalte» bleiben. Qcsterreich - Ungarn. * Wien, 14. August. DaS „Frcindcnblatt" sucht die von einigen czcchischen Organen anläßlich des Jahrestages der Berufung des Ministeriums Taasfc ansgcstelltc Be bauptung zu widerlegen, der Ministerpräsident müsse »unmebr selbst zur Erkenntnis) gekommen sein, daß ibm Dasjenige, WaS ibm als Ziel seiner Politik vvrgeschwebr habe, nickt geglückt sei. Als Bestätigung dieser Behauptung sei der Zerfall der alten Majorität im Äbgcorvnetciihauic angcführi worden Allein gerade die Czcchcn hätten das geringste Recht, darüber zu liagcn, denn sic selbst hätten diese Majorität gesprengt. Aber selbst wenn inan davon abseden und über diese Thalsachc stillschweigend hinwegqletten wollte, so spreche eine kühne Vcrkeimuiig aller Verhältnisse daran», wenn man ans dem Niedergange einer Partei oder aus einer anderweitigen Constellatlvn einer Mehrheit das Fehlergebniß einer slaal-inäiinischrn Wirksamkeit ableiten möchte, «.as Ziel der österreichücken Staatskunst könne doch nickt auf die Größe und die Unsterblichkeit einer Partei gerichtet sein. Tas könnte nur die Ausgabe eine« einseitigen Parleiregimenis sein, nach dem in Oesterreich Niemand eine Sehnsucht empfinde. Der öster reichische Ministerpräsident habe vor Allein die Staal.-aufgaben ihrer Löiung zuzuführen. An denen Hab- es in den vierzehn Jahren nicht gemangelt. Nus die Frage, ob eS dem Grafen Taaffe gelungen sei. die bedeutsamen Zwecke zu erreichen, die das nie ruhende Leben d»4 Ltaates stets von Neuem hcrvorgebracht habe, iei keine a.idere Ant« i-v-ltch als d»c, dob i»lcke« dem MinistelpräilLenten, wenn
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