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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-21
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
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-iss Petzst»'» nicht -mq »h«, Sorg« ^z sei»; jedenfall« hat der ameritenische Gesandt« i» Rio gemessrne Weisung, vor den Brastliauer» kein Hehl darau« zu macken, daß di« Union von «wer Zurückführung de« «onarchiscken Regiment- sich keine Besserung ihrer Beziehungen zu dem mächtigste» süd» amrrikantschr» Gtaatswese» verspreche. Deutsche» Reich. L DrrSde», 20. Drcemder. Uebrr de» Plan einer anderweitigen Ordnung de« Finanzwesen« de« Reiche« wird da« „Dresdner Journal" eine Reihe von Artikeln an leitender Stelle bringen, von denen heute der erste erschienen ist. Derselbe sagt u. A.: ,E« wird da« Schwanken und die Unsicherheit in der Finanzvrrwaltung der Einzclstaaten — wenn keine Aendernng der zur Zeit bestehenden Ordnung rintritt — nicht nursortdauern, sondern sich ebenmäßig noch steigern, wa«, je länger diese wirthschastliche Noth- und Zwang-lage dauert, um so sicherer zur Verwirrung führen mug. Dir Steigerung wird darin ihren Grund haben, daß dir Thatsachrn, welche da« Anwacksen de« Auf wandes de« Reiche- verursachen, bei den ununterbrochen sich mehrenden culturellrv Beziehungen der Staaten und der Einzelne» auch immer weitere Jnteressenkreise in stete», Wechsel erfasse» werden, so daß e« iuiiuer schwerer «erden muß, bei Ausstellung der Hau«haltpläne für da« Reich und für die E»nzelstaa»en mit der für die Geschäst-führuug nöthigeu Sicherheit dir Höhr de« Anwachsen« der Au-gaben zu schätzen. Diesem drobenden unheilvollen Zustande soll durch die jetzt ii» Entwürfe vor liegenden Finanz- und Steuergesetze begegnet werden." Weiter führt da« Blatt au«: „Man will, wir udereinstiiuniend durck dir jüngste kaiserliche Tbronrede, auck durch die königl. säch sische Thronrede bei Eröffnung de« jetzt tagenden sächsischen Landtag«, nicht minder durch die Darlegungen de« leitenden Minister« im bayerischen Landtage bestätigt worden ist, da« Finanzwesen de« Reiche« dergestalt aus- baue«, daß, unter Beseitigung der bisherigen Schwankungen, die Anforderungen desselben an die Eiazelstaateu in ein feste« Berhältniß zu den Uebrrweisungen gestellt werden und ein gesetzlich frstgrlrgter Autheil an den eigenen Einnahmen de« Reiche« für einen näher bestimmten längeren Zeitraum den Eiozelstaaten zugesichert wird. Der Schwerpunkt bei der in Au-stcht genommenen all gemeinen Neuordnung de« Reich-finanzweien« ruht darin, daß die Regierungen der Einzelstaate» mit voller Sicherheit sich daraus werden verlasse» können: e« werbe ihnen eine spätere Herauszahlung au Matricularbeiträgen über di« bereits im ReickshauShaltSetat sestgestelltc Summe hinan-, überhaupt eine Zahlung von Matricularbeiträgen, durch welche die ihnen gebührenden Ueberweisungen ganz oder bi« auf einen weniger als 40 Millionen Mark (jährlich) au«- machenden Betrag au fgr zedr l würde», niemals angesonnen werben, baß sie vielmehr die Gewißheit erlangen: eS werke ihnen (alljährlich) jedenfall« ein die Matriculardeiträge »lindesteii- um 40 Millionen Mark übersteigender Betrag an Ueber- weisungrn zu ihrer freien Verfügung znsallen. Wir halte» die Verwirklichung de« Planes durchaus für geeignet, die zu fürchtende Vecwirrung in der Finanzwiribschasl der Einzel- staale» ebenso wie die drohende Ueberbürbung der Be völkerungen hinsichtlich der direkten Steuerlasten — nach Umständen das Hineintreiben der Einzelstaaten in fortgesetzte«, nicht minder gefährliche- Schulden machen — adzuweuve»." 4 Berlin, 26. December. Am ll. Januar ftnbet in Neustadt (Oberschlesien) eine Ersatzwahl zum Reichs tag an Stelle de- CcntrumSmitgliev« Cylronowski statt, der sein Mandat nirdergelegt hat. Diese Nachwahl scheint wieder allgemeinereSJnteresse aus sich zu ziehen, insofern, als sich dcrStrril zwischen Polen und Eentrum daselbst wirdcr mit großer Heftig keit zu erheben droht. Der Wahlkreis zählt etwa ein Drittel antiklerikaler deutscher Wähler, die meist einen conser- vativen Eandidateu aufzustellen pflegen. Herr von Huene, dem das Mandat von dieser Seite im Bertraurn aus Unterstützung au« patriotisch-katholischen Wählerkreisen angebole» war, hat die Eandidatur abgelehnt, und so wirb das Mandat ernstlich wohl nur zwischen Centrum und Polen streitig sei». Dir Polen machen nun dem deutsche» Eentrum geradezu demüthigende Zuinuthungtn: der Eandidat müsse der polnischen Sprache durchaus mächtig seui, die Mehrheit de« WahlcomitS« müsse au« Polen bestehen und dergleichen, und da« Eentrum scheint leider auck diese Bedingungen » mit seiner »alionaleu Würde vereinbar zu finden. In weiterer Folge könnte diese Zerfleischung unter den beiden bisher so eng verbundenen Richtungen vielleicht wieder einmal der deutsch-nationalen Sache zu Gute kommen. Die obrrschlesischrn Wahlkreise waren vor Jahren in der Mehrzahl deutsch-national vertreten» und bei den jüligsten Laudlagswadlen hat da» Centrum zu seinem großen Schmerz die zwei langbrsessenen Mandat» von Ratibor an Pi» Consrrvativen verloren. * Berlin. 20 December. Laut einer Mittheilung der „Deutsche» Schulzeituug" sollen zwischen dem Cultu«- «inifternn» u»h de« evangelische« Oberkirchenrath ver» bandlungen stattfindeo bez. der Einführung de« Religion«- unterricht« in de« Fortbildungsschule». Der ultramvutaue „Wests. Merk." bemerkt dazu: „Hoffentlich bestätigt fick dies« Nachricht; daun aber dürfe« wir un« auch der Erwartung hingrbe», daß auch biuflchtlich der katholische» FortbildungSsckuleu, bez. für di« katholische» Schüler einer gemischt cousessionrllrn Fortbildungsschule ver- hanbtunge» mit de» hochwürdigftrn Bischöfe» »icht ausblribrn werde». Ger» gebe» wir zu, daß die bisher voriommenven Lehrgegenständt, wie Deutsch, Rechnen, nebst den Anfänge» der Geometrie und Zeichnen, dem Bedürsniß de« Hand werk« und de« kleineren Grwerbestande« sedr nahe liegen und daher unentbehrlich sind, aber nicht minder ist der Unterricht in der Religion nothwendig. Uebrr die „Notbwendigkeit" de« Religionsunterricht« i» der Fortbildungsschule mit dem ultramoutanrn Organ zu streiten, liegt uns natürlich gänzlich fern; e« wäre aber inter essant, zu erfahren, was eS mit der Meldung der „Deutschen Schulzeituug" aus sich bat. Wir möchten einstweilen mit der ,Z. Z" anurbmeo, daß dabei eine Verwechslung mit den Verhandlungen wegen anderweitiger Einrichtung de« Gottes dienstes mit Rücksicht aus die in letzter Zeit mehrfach er wähnte, im nächsten Jahre in Kraft tretende Bestimmung der Gewerbeordnung über den Fortbitdungsschulunlerricht am Sonntag vorliegt. — Der Kaiser erledigte heute früh zunächst Reaierung«- angelegenheiten und hörte dann die Borträge de« Chef« de« Gebeimen Eivilcabinet« und de« Ministerpräsidenten Grasen zu Eulendurg. — In der bentiaen Sitzung de- BundeSrath« wurde sowohl den Beschlüssen de« Reichstag« zu dem Entwinf eine« Gesetze«, betreffend die Gewährung von Unterstützungen an Invalide aus den Kriegen vor >870 und an deren Hinterbliebene, als auch dem Au«schußantrage, betreffend die Anwendung der Säcke de« allgemeinen Zolltarif« auf au« Rußland kommende Maaren, zugestimmt. — Wie eie „Tägliche Rundschau" mitlheilt, richtet der preußische CultuSminister fortgesetzt sein Bestreben auf eine Berlinehrung derResormschulen mit gemeinsamem Unterbau. — Mit Dezuaauf militairischr Wintrr-Uebungrn schreibt die „N. Pr- Ztg", daß allgemeine Anordnungen in dieser Richtung nicht ergangen seien. — In einem längere» Artikel, welcher der „Mg. Ztg." über die Spionrn-Auaelegeubeit aus Pari« zugeht, beißt cS am Schluß: „Die Franzosen hatten namentlich während de« zweiten TheilS des Feldzüge« von 1875 ein ganze» Heer von Spionen — bezahlten und unbezahlten — zur Verfügung, und ihrer Arbeit ist e« zuzuschreiben, baß gar mancher deutschen Mutter Sohn damal« io welscher Erde «in frühe« Grab gesunden hat." — Beim StaatSsecretair de« Auswärtigen v. Marsch all fand heute ein Diner statt, dem nnier Luderen Botschafter Herberte nud einigt frauzösisch« Drlegirt» beiwohnten. — Der „ReichSanzeiger" bringt die amtliche Ernennung de« im aiiSwärtigen Amte commissarisch beschäftigte» Archivar« vr. Jrmcr zum Landeshauptmann de» SchutzgebieteS der Marschallinselu. — Generalmajor v. Scheel, Prilse« der Ober-MIlltair^kxami- nattottScoinmissiou, ist zum Ge»«ra»i«ute»ant belürdert worden. — Oberpräsident von Bennigsen hat sich nach Hannover zurückbegebea. — Nach dem „ReichSanz." dürfte in Zukunft di« Ein richtung getroffen werden, daß die von Württemberg nach Preußen und von Preußen nach Württemberg commandirten Ossiklcre die Uniform de« Truppentheil» anlegen, dem sie zngetheilt sind. Die« sei in Ergänzung de« be treffende» Telegramm« der Morgcnnummer hervorgehoben. — Der „Kreuz-Ztg." ist die Erklärung de« Grasen Ballestrem, erwürbe für den rumänischen Handelsvertrag gestimmt baden, natürlich sehr unbequem. In seiner Ver legenheit sucht da» Organ der äußersten Rechten mit dem köstlichen Dictum sich zu trösten: „Er ist ja auch — obwohl Großgrundbesitzer — eigentlich kein Landwlrth. „Spottet seiner selbst und weiß nicht, wie." — „Eulturansgaben leiden nicht", ist eine ständige Rubrik ultramvntaner Blätter, namentlich der „Germania", die sie a»S Mangel an eigenem Witz der fortschrittlichen Presse entnommen bat. Die Bemerkung, dir stelS wieder- kehrt, so oft einmal vir Befriedigung irgend eines wisseu- schastlichen oder künstlerischen Interesses a»S Sparsamkeit zurückgrstellt werde» muß, ist an dieser Stelle von einer wabrbast grotesken Abgeschmacktheit. Wann bat denn je der culturseinbliche UltramonlancSmu« für Wissenschaft, Bildung und Aufklärung etwa» übrig gehabt? — Der „Franks. Gcneralanz." bringt über Maffen-Au« trittSerklärungen aus dem Bunde der Landwirtbe Mit theil»:,gen, von deren Wiedergabe wir absehrn, weil sie ent weder erfunden oder wenigsten« ungeheuer Übertritt»«» zu sein scheinen. — Bekanntlich erhalten nach unseren Unfallversicherung«- aesetzen auch Ausländer beim Eintritt von Unfälle» in Betrieben Entschädigungen. Jedoch brauchen die Berus«- gcnofsenschastkn den Ausländern keine Reute» zu zahlen, sie können dieselben vielmehr beim Verlasse» de« Reichs gebiet« für den Entschädigungsanspruch durch eine Eapital- zahlung adsiiideo. Diese Abfindungen habe» im Jabre l892 bereit« bi« Summe von über lOOOOO erreicht. In erster Reibe sind an diesen Abfindungen die Tiefbau-, Knappschaft»- und S»rinbruch«-Brruf«groosseuschaft betbeilig«, sodann aber auck diejeuigeu Genosienschastea. deren Bezirke den Grenzen oabelirgen. wie die Bayerische Baugewerk«-, die Sächsische Textil- und die Sächsisch-Thüringische Eisen- und Stahl- BcrufSgenofsenschast. — Wir die „BolkSzeitung" meldet, sind in der vergangenen Wocke wiederum ck Kreisschul-Jnspector-Stellen mit geeigneten Niäaaeru au« dem Bolksschullehrerstande besetzt worden. — Bon Rector und Richter der Universität erhält die „Post" folgendes Schreiben: „In verschiedenen Tageszeitungen und so auch in brr „Post" ist neuerdings die angeblich aus studentischen Kreisen herrührenve Mitlveiluiig entbalten ge wesen, daß Rector und Richter der Universität eine große Anzahl sardentragenber Corporation«» zu suSpen- bircn beabsichtigen, weil sie Studirende der hiesigen tech nischen Hochschule als Mitglieder ausgenommen habe». Diese Miltveilung ist unrichtig und ungenau. Auf Grund de» tz. ll de» Reichsgesetzev über die Presse vom 7. Mai 1874 ersuchen wir k,e Redaclion hiermit er gebenst, dir vorstehend gedachte Mittheilung dahin zu berich tigen, daß wir nur zwei bei der hiesigen Universität be stehende, vier bezw. acht Mitglieder zählende Verbindungen bi« auf Weitere- verboten Häven. DieieS Berdot stütz« sich zum Tbeil auf tz. 40 der Borschristen für die Sludirenden der LandeSuniversiläten rc. von» l. Ociober l879, wonach Vereine von Stuvirende» nur Slndirende derselben Hoch schule als Mitglieder ausnehmen dlnsen, zum Theil aber anch daraus, daß seile»« der betreffenden Verbindung dem Reetor wissentlich falsch« Angaben über ihre Mitglieder gemacht worben sind. Das Verbot ist erlassen, weil dä mmere Bestehen dieser Verein« die atademijche Di-ciplin gefährdete." Q Pose», 20. December. Bei einer Ersatzwahl zum Landtag ,n» Landkrci« Posen-Odoruik an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Czwalina (sreis. VolkSpaite,) wurde heute der verleiden Partei angrhörige Lanbaerichtö- dlrrctor WorzewSki gegen een couiervaiive» v. Treslow gewählt. Der früher durch Compromiß von einem Forl- schritt-maun und einem Eonservaliven vertretene Wahlkreis ist jetzt infolge eines unschönen Abkommens durch einen Polen und einen Fortschritts»»»»» vrrlrele». * BreSla», lS. December. Der „Schlesischen Zeitung" zufolge beanstandete der tzliianzniinister Or. Miquet dir Wetterführung der diesigen UniversitälSdanten wegen der ungünstigen Lage der Staatsfinanzen. Diese« System allzu weit gebender Sparsamkeit gegenüber wichngen Cullur- ausgade» macht einen höchst unerFeulichen Eindruck " Rudolstadt, lS. December. Kürzlich haben sich die Kriege» vereine vo» Blankenburg und Cur-vors iun LandratbsainlSbezirke Rudolsial») ousgelös», iveci die Behörde, wie die „Saate-Feiiung" erfahrt, an jene Las Annnueii slellle, sie sollle» in ihre Satzungen eine» neue», die poliiischeHatlung des Einzelnen delrefiende» Paragraphen aujuehiiien und eine Erklärung über das polciilche GlaubensdekeniiUliß jäniiiitiichcr Milgueder adgeven. * Riauuhciu», lS. December. Der hiesige Stadtralh lehnte das von den Arbeitslose» gestellte Verlange» ad, bei den NolhstandSarbeiten de« lausenden Winter« cinen Normaltagelvh» von 2.30 ohne Rücksicht aus die thalsäch- licheu Arbeitsleistungen de« Einzelnen zu bewilligen. Die AiiSlöhnung wird nach Accordsätzen erfolgen. In den Fällen, in denen der Arbeitslohn wegen gioßcr Kinder- zahl, Kranlbeit oder auS sonstigen Gründen »icht auSreicht, zollen aus Ansuchen Zuschüsse aus den vom Eoinmerzienralh Lanz für diesen Zivcck zur Verfügung gestellten lO 000 gewahrt werden. * Karlsruhe, 20. December. Die ofsiciöse „Badische Correspoudenz" veröffenttichl eure Znsckris«, welche »linkcsteus sechyrg Mark Zoll, chritz für de» Tabak verlangt, und bemerkt bierzu, die badische Regierung sei in allen Stadien der Bearbeitung de« Tabaljlenergesetze» für eine höhere Bemessung des Zolls ans ausländische Nohiabake «ingetreten. Es sei zu hoffen, daß der Reichstag sich rbeu- saUS für eine Zollerhöhung erklären werde. Oesterreich-Ungarn. * Wie«, 21. December. (Telegramm). CriSpi'S Rede wird von den Zeitungen nur lau ausgenommen. Man findet zwar, dag sie rednerisch einen günstigen Elutruck machte, doch tiitbalte sie kein positive« Programm. Die Zukunft müsse lebreii, ob CriSpi da», wa« versprochen worden sei, auch halten werde. Auch die Aenßerungen des Minister präsidenten über die Beziehungen zu den auswärtige» Staaten seien uuklar und hätten präcffer gehalten werden können. * Pest, 20. December. Zwischen de» Org«»e, tz» Nationalpartei ist ein Streit über die Eivileh««». gebrochen, dem hier Bedeutung beigelegt wird al« Symptom der Zerbröckelung der Partei, deren hervorragende Muzlied« großentheil« sich für di« obligatorische Bivilehe auSgesproche, baden, wädrrnd die Parteileitung noch immer nicht Fast« bekennen will. * Brünn, lS. December. Die „Lidove Novinh" «er- öffeutlickru eine Erklärung de« Exrcutiv-EomitS« »er jungrzeckischen Volkspartei» wonach dieselbe isst größtem Vertrauen die Opposition der jungczechischen Ab geordneten gegen die Regierung verfolge. Die slawW Coalition selbst wird zwar begrüßt, aber deren Ergänzung durch ein deutliche« Programm gefordert. Trotz dieser Coalition stehe die BolkSpartei der Politik der Altczrche), ablehnend gegenüber, welche nur darum in die Opposition eingetreten sein, um da« Vertrauen de« Volke« wieder zu gewinnen. E« würde also der Kamps gegen di« allczechiscke Partei fortgesetzt werden. Am Ende konnte man sich dam»! eiuverstanke» erklären, daß die jungczechischen Abgeordneten im mährischen Landtage in einer gemriuschastlichcn C>ud- vereiniguiig mit den Altczrchrn bleiben, aber nur dann, wen» letztere die Vorschläge der Jniigczechen betreffs der verschärfte» Opposition annähmen. * Rakonttz, 2l. December. Trotz aller eifrigen Nach forschungen ist bisher über die Urheber der hiesigen Dy da mit explosiv» noch nicht» ermittelt worden, dagegen in der Bevölkerung eine unbeschreibliche Aufregung entstanden infolge der Entdeckung eines Drohbriefe«, worin angekünrigl wird, daß am WcidiiachiSheiligenabend die Kirche in die Lust ge sprengt werden soll. * Salzburg. 2l. December. Auf dem hiesigen Bahn Hofe fand man einen Zettel, welcher besagt, der Babuhos solle in die Luft gesprengt worden. Infolge dieser Drohung ,st strengste Neberwachung de« Bahnhof« und seiner Umgebung angcordnet. Frankreich. * Pari«, lZ.December. E« hieß unlängst,Paul Döroulide, welcher sich in seine Weinberabesitzuiia bei LongSly zurück gezogen hat, wäre geneigt, sich an Stelle de« Marschall« Canrobert, der auf die Wiederwahl verzichten will, in den Senat wählen ru lassen. Einer Delegation vo» Cenatorenwäbletti der Ebarente, die ihm letzte Woche die Nachfolge Canrobert'« anbot, antwortete er aber, ei sei seine Absicht, der Politik vorläufig fern zubleiben, und er rathe ihr, den Marsch all. seiner Weigerung zum Trotz, wiederzuwählr», weil sein Name kein Oberbau« zur Zierde gereiche und «S für da« Land ein Glück sei, wenn e« zu Männern von dem Schlage Canrobert'« aufblicke» dürfe. — Ein Mitglied der Familie Naundorf, also «in angeblicher Nachkomme de« Sohne« Ludwig'« XVI., der „Prinz Carl Philipp von Bourbon", tritt in diesen Tage» in die algerische Fremdenlegion ein Der Manu war bis jetzt Jnfanterie-Officier in der holländischen Armee. * Pari». 20. December. Charle« Floquet hat die Can- didatur fllr einen ScnatSsitz angenommen. — Infolge der Repressivgesetze gegen die anarchistischen Hetzer haben einige anarchistische Blätter bereit« zu er sch einen aus- gebört. Anvrre Blätter dieser Richtung zeigen ihren Leler« mit Bedauern an, daß sic in ihren Artikeln künftighin ge mäßigter sein würden. * Part«, 2 l. December. (Telegramm.) Da«,Journal de« Döbat«" demeutirt die Meldung, daß da« Krieg«minitterium ein befestigte« Lager in Give« zu errichten vrabsichliae. — In der Nähe von Orlean» wurden gestern die beiden Anarchisten Moulinier und FolaS verhaftet und deren Papiere bescklagnabmt. Wegen de« Ende November an den deutschen Reichskanzler von Caprivi au- Orleans abgeschickten Packet« mit Höllenmaschine hatte» bei Moulinier und FolaS Haus suchungen stattgefunde», di« jedoch einen Erfolg nicht ge- habt bade». * Lt. Ettenne, 2l. December. (Telegramm.) Tic Untersuchung gegen die jüngstverhaftetea Berg- leute hat ergebe», daß die Polizei e« mit einer weitver zweigten Anarchistenvereinigung zu tb»n hat. Die Bergleute von St Etienne sollen den Anarchisten vo» Pari«. Lvon und Marseille in den letzten Monaten große Mcugen Sprengstoff zugewendet haben. Belgien. * Brüssel, 20. December. Mrt 85 gegen 32 Stimmen nabm die Kammer den Antrag Frrvn'S an, der c.»e dritte Stimme allen diplomirteu Schullehrer» gewährt. Die Hälfte de- rechten Flügel« stimmte mit der vollständigen Linken. Für den Minister de» Innern, welchcr gegen reu Antrag austrat, ist die« eine erhebliche Schlappe ^derselbe wurde beute Morgen durch den König empfangen und in dieser rinstündigeu Conser- nz soll die innere Lage beralbrn worden sein Der König soll de» Minister befragt baden, ob derselbe, fall« eine Miuistrrkrisi« auSbrechen würde, die Bildung eine« neuen CadinetS übernehmen wolle. Ministerpräsitenl Beer narrt verbleibt »och so lange in seiner Stellung, bi» viele al- junger Künstler besuchte, eine junge Dame kennen. Ihre vornehme Erscheinung, ihr stolze« Wesen, ihre geschmack volle Kleidung, da« Alle« imponirlr ihm. Daß aber die vielgesucht«, reich« Aristokratin unter allen Bewerbern gerade ihn mit ihrer Zuneigung au«zr>chnelr, schmeichelte ihm. Marie von Zoller wurde nach kurzer Zeit seine Braut und nach Verlaus weniger Monate sein We«b. Die Jabre ver gingen, jetzt glaubte er zu haben, wa» er in seiner Jugend erträumt; hatten alle Ideale sich verwirklicht? Er batte ein glänzende« Heim, eine schöne Frau, ein prächtige« Kind, Er folg in seinem Beruf, und doch — eine« fehlte in seinem Leben, der Sonnenschein wahrer Liebe! — Marie besaß wohl di« glänzenden Eigenschaften einer Dame de« Hause«, aber nicht jene« weich«, kindliche Herz Therese«. Sah er seine Frau durch da« Zimmer rauschen, so trat manchmal plötzlich rin ganz andere« Bild vor seine Seele, dann träumte er mit wachen Augen. Er sah Therese, seinen Knaben im Arm» ihr seine« Gesicht mit den dunklen Augen und ihrem tiefen Blick. Mit welchem Ausdruck würde dieser auf Friedel geruht haben l Mit welch' seinem Berständniß würde sie in seine» Schaffen neben ihm gestanden haben, doppelt glücklich, daß er ihren Rath befolgt! Wir schlicht und geschäftig und doch voll vornehmer Grazie bei aller Einfachheit würde sie al« Hausfrau geschaltet baden! Marie war nicht unglücklick neben ihm, da« sah er wobl. Sie hatte ja erreicht, wa« sie gewollt, war de« bekannien Maler« Weib, pflegte die Geselligkeit, machte Reise», kleidet« sich nach der neuesten Mod« und vermißte nickt«. Sie wäre sprachlos gewesen, hätte er, Fritz, ihr eine« Tage« von der eisigen Almospdärr gesprochen, die sie um sich verbreitete, von der trostlosen Leere seine« Herzen«. Der Tod löste da« Band, Marie starb. — Dan» waren fülle Jahre gekommen. Er batte sich am Wachsen und Ge deihen seine« Kinde« erfreut und fleißig geardeit. An The rese hatte er oft gedacht» wa« war au« ihr geworden? Er selbst hatte im Lauf der Jabre seinen Wohnort gewechselt und war vor Jahresfrist von München wieder in sein« Vater stadt überaesiedelt. Da seine Berdältnisi« e« ibni jetzt er laubten. Reisen zu machen, so hatte er seiner Neigung ge folgt und die schönsten Gegenden von Europa besucht Der Morgen graute längst, über dir beschneiten Dächer floß eia brennend rotber Schein, die Diniersonn» stieg purpur- »oth berauf. Ihre Strablen drangen durch di« Vorhänge, al ter Prosessor sich angrkleidet aus einen Divan «a seinem Schlafzimmer legte. Er batte ein paar Stunden im Halbschlaf gelegen, al« ein schüchterne« Sümmchen ihn weckte: „Papa, ich muß Dich wa« fragen! Papa, Du schläfst doch zu sehr!" Der Professor war wach, aber er hört« e« so gern, wenn der kleine Mann sich etwa- in Zorn redete. „Papa, ich thu « sonst ohne Dich, und wenn Du dann böse bist, so weint meine liebe Tante Therese —" Der Professor sprang so schnell auf, daß Friedel mit offenem Mund dastanv. „Nun. erzähle mir einmal ganz genau, Friedel, wie siebt denn die Tante au«?" er zog den Jungen auf seine Kniec, „hat sie weiße« Haar und reckt viel Runzeln im Gesicht?" Friede! machte sedr große Augen, dann lachte er vergnügt auf. „Aber Papa, weiße« Haar! Da« baden doch bto« die alten Männer! Tante hat gerade solche« Haar, wie Du. Uud Runzeln, wa« ist denn da«?" „Da« sind Falten im Gesicht, mein Schatz!" „Hat der Vater Rdein auch Runzeln?" Der Professor biß sich auf dir Lippen: „Nein, aber di« Tante, hat sie welcke?" „Runzeln? Aber Papa!" Friede!'« Stimme erklang silber hell. er lachte seinen Papa au« und rieb sich di« Hände vor Vergnügen. Dann fragte er: „Papa, Tante will heute Abend mit un« im Kindergarten Weihnachten feiern» nicht wahr, ich darf auch bin?" „Gewiß. Friedel! Wann soll denn der Zauber lo«g«hrn?" „Zauber, Papa? Wir zaubern nicht«!" „Nein, nein, mein Junge, ich versprach mich ja. Also, um wieviel Uhr?" „Um fünf Uhr sollen wir dort sein." Ein Gedanke blitzte durch de« Professor« Hirn. „Weißt Du, Friedel", teaaun er, „merke Dir Mal ganz genau, wa« ick Dir jetzt sage. Du weißt doch, daß da« Cbristkindchen jetzt überall berumfliegt und nach den artigen Kindern guckt Nun kann e« doch aber heut« Abend gar nicht de« Euch hinünsehen, wenn Du nicht ganz heimlich den Bor dang am Fenster eia dilchen beiseite schievst. Willst D» da« thun?" Durch Zufall hatte er erfahren, daß der Kindergarten zu ebner Erd« lag, die«mal wollt« er da« Ehristkiudchrn sein Er muß!« diese Tante Ibrrrsr sehen, wenn ««seine Therese wäre! Amtsetzmi, l»l«lO Lebe» um Leben. 8Ss Roman in zwei Bänden von M. Gerhardt. N--truS verlöte». ksiortseyii»«.) „Wa- soll ich thnn? Wa« soll ich tb»n?" rief sie da»» halblaut und rang die Hände. „Ten letzten Willen der Ver storbenen angreisen, O«tar anklagen? Er ist doch auch mein Bruder. Und die Hilfe käme vielleicht zu spät. — Oder meine jüngeren Geschwister berauben lasse» unk dazu schweigen? Mich selber schweigend und geduldig der Möglichkeit berauben lassen, den Arrmsten, de» Alle verstoße», dem Leben, der Menschheit »u erhalten? — Ach, Herr Prosessor, er bat schwer gefehlt, er ist ein schwankt« Rohr, aber wa« haben denn jene Anderen vor ihm voran«, die ibn zu den Todten wrrfen? — Und wie. wenn ihm der Mntb feblt zu der letzten Manne-Ibat? — Oder ist e« vielleicht besser, bcilsamer sür ibn, di« Strafe in ihrer ganze» Härte zu erdulden? — Aber all' die edleren, feineren Triebe seiner Seele werden unter dieser harten Zucht zertreten werden. Und doch weiß ich, fühle ich, daß sie unter einer sorgsamen Hand erstarken — baß au« ihnen die Wiedergeburt rioe« noch nicht ganz Ver lorenen hervorgeben kann." „Möge Ihr mutbiger Glaube sich erfüllen, Fräulein Hilde gard". erwiderte Roloff. „Dir Rettung Ihre« Bruder« ist zum Glück nicht schwer. Wir werden de» Fehlbetrag decken uud ibn über den Ocean schicken, denn da« —" „O nein, nein, bitte, da« sollen Sie nicht!" rief Hildegard, indem Tbränen ihren Augen entstürzten. Roloss neigt« sich ein wenig zu ihr vor und sprach in tiefem, vibrireudem Ton: „Soll ich »icht einmal FreunkeSrecht baden, Hildegard? Wollen Sie mir mißgönnen — etwa« so Geringe«, wir Geld, fllr Sir dinzugeben?" S»e legte die Hände über die Augen, ein Beben durchlief ihren Körper. Wie kann ,ch — wie darf ich da« annebmrn?" stammelte sie. „Ganz unbedenklich", erwiderte er mit sanfter Gelasien- brit. „Diese Summe liegt nutzlos, halb vergessen da. Den Zweck, dem sie bestimmt war, wird sie nie erfüllen. E« ist da« Bermäcktniß eine« Freunde«, der mich für meine große Reise auSzurüsten gerächt«, bevor er durch eigene Hand fiel. E« kann keinem besseren Zweck dienen, al- der Berbütnng eine« neuen Selbstmorde«. Ich werde sofort da« Nöihige ver anlassen. Zuvor aber lassen Sie un« die andern Fragen in Betracht ziehe«. H,e sollen »icht als Ankläger gegen Ihr«« Bruder anftreten, Hildegard. Uebrrlaffen Sie da» Obrem Vetter EtaaiSanwalt und Ihrem Schwager Götz. der im Interesse seiner Mündel wobl gar zur Anfechtung dcS Testa mentes verpflichtet sei» dürste. Doch wird e« sich voraus sichtlich schwer beweisen lassen, daß Ihre Großmutter mcln in der Verfassung war, zu testiren. U»v kränken Sie sich nicht so sebr über Ihren Bruder Oskar. Einer geradezu unehrenhafte» Handlung halte ich ibn nicht fähig. Vielleicht bat er eine günstige Situation allzu klug benutzt, vielleicht ermangelt er der Großmuth, ein GlückSwoS znriickziiweiscn, das er wie den schuldigen Tribut eine» bisber sedr kargcn Geschicks betrachtet. Da« Alle« ist nicht schön, aber leider durchan« menschlich." „Ich verstehe e« nicht", seufzte Hildegard, ihre Thräneu trocknend. „Er ist mir ganz und gar entfremdet. Ich wollte ihm ja jede Bevorzugung gern gönnen — vielleicht nimmt er sich wirklich später der jüngeren Brüder an." „Da- darf man von ibm erwarten. Ich werde, wenn Sic « erlauben, Siewert mit der Ordnung jener Angelezen- beit Ihre« Bruder« Heinz beauftragen, so daß Sir jeder Sorge darum überbobru sind. Er fängt da« klüger an, al» wir Beide. Sie habe« doch nicht« dagegen, daß er in« Ver trauen gezogen wird." Hildegard schüttelte den Kopf und griff nach seiner Hand. Ein kurzer, inniger Druck, ein Blick, der Alle« au-sprach. deutlicher al« Worte. Die Lampe batte bi« jetzt zwischen ihnen gestände». Jehl fiel ihr volle« Licht aus Roloff'« Antlitz. Daß er verändert, gealtert war, batte sie schon vorhin beim ersten Blick bemerkt, letzt ward der Eindruck ganz deutlich. Hatte sie ihn so ge träumt? Da« Haar war an den Schläfen leicht ergraut, jeder Zug schärfer ausgeprägt, di« Augen tief verschaltet. Der oberflächliche Beobachter mochte nur Spuren angestrengter Denkarbeit, gelassener männlicher Resignation gewähren Aber Hildegardck Blick la« in der Linienschrist der Stirn, der düster» Unergründlickkrit de« Auge«, der herbstolzen Ber schloffenbeit de« Munde« die Geschickte geheimer Seeleukänipse, deren Todesgraurn nur sie ahnen t»n»te. Er war Herr geworden über Alle«, über da« Geschick und über sich selbst. De» ideale Kern seiner Persönlichkeit war in reinster Energie drrauSgearbritrt. Aber alle die reichen »nd weichen, Widerspruch«- und lebensvollen Lichter «nd Schatten. Wellen und Blitz«, in welchrn da« Ureigne de« Eharakter« sich bildet, die geniale Ursprünglichkeit sei»«« Wese««, i» welcher
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