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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931220020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-20
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
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Ve-sgA-Vrei» U tz» Hmcktqveditio» ode- de» i» St«d»- »d de» Vorort»» errichteten Do». Mteftell« abgeholt: vierteljährlich.4 4.S0. ^Mlmatiger täglicher Zustellung in« ^4 bÄ. Durch die Post bezogen für j^chchlaud uud Oesterreich: vierteliuhllich ^ g.—. Directe tägliche Kreuzbandsendunz chs Aulland: monatlich >l 7.äO. HieAtorgen-AuSgab« erscheint täglichUh^ die Lbend-Autgabe Wochentag« L Uhr. Lrsaclio» und Lrvedition: Aatzannedgasse 8. veirvedition ist Wocheutag« uuunterbroche» gMnet vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. FMileu: kV, Riemm'S Lorti». <Slfre» Hatz»), UniversitStSstrab« 1« Laut« Lasche. sUtharinenstr. 14, part. und Lüuigsvlah 7. Abend-Ausgabe. LimMr.TaMaü Anzeiger. Lrgan siir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A»zrige»-vrei- die ü gespaltene Petitzeile SV Pfg. Reklame» unter dem Nedactwusstrich (4ge» spalten) ÜOH. vor den Aamiliruaachnchkr» (6 gespalten) 40-4- Grötzere Schritten laut unserem Breis- rrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernlog nach höherem Tarss. 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Corr." folgende« Stimmungsbild: Ter neue EurS uiserer Handelspolitik schließt unverkennbar die Gefahr in sich, daß das, wenn auch nickt sormcU, so doch lstaisächlich litizc Jahre bestandene Bündniff ;»»tschc»l -nvnftrie und tz«f»»trttzschaft gelockert wird oder ganz in Auflösung lammt Aus diesem Bund der beiden großen produc tiven Stände bat unsere Handelspolitik bis dahin beruht uud in ihm einen festen Halt gehabt; auf dem Boden ihrer gemeinsamen Interessen wurzelte unser nationale« Erwerbsleben. Jetzt Kal sich bei den besonderen Vertretern ter lantwirthsckastlichcn Interessen, nicht mit Recht, aber Ihalsächlich. ein Gesüdt herau«geb>ldct, daß diese Interessen in rer neuesten WirthschaftSpolilik nicht mehr die gebührende Beachtung und Berücksichtigung gegenüber der bevorzugten ZoLuslrie finden. Es ist Mißtrauen und Mißstim mung gegen den alten Bundesgenossen eingeriffen. In rw jüngsten NcichSlagSverhandlungen sind in dieser Hinsicht deachten-werlbe Andeutungen und StiminunzS- jußermigcn gefallen. ES ist noch nicht lange her, daß sie Vertreter der deutschen Landwirtbschasr durchweg jnihändlerisch waren; man kann jetzt in der agrarischen Igitatio» häufig Stimmen hören: Bröckelt man unsere Echutzwehren ab, so liegt u»S auch an Leu, Zollschutz für die älldustrie nichts mehr, und ein bedeutender Bestandlheit derer, kie jetzt zu den handelspolitischen Stützen der Regierung gehöre», dürste auch für industrielle Schutzzölle keine betondcre Vorliebe stützen. DaS könnte weiter in der Abtragung des bisherigen System« führe», als cS Vielen lieb ist, die bi« jetzt mitgeniackl daden. Wir glaubten auf dielen Gebaukeiigaiig aufmerksam machen zu sollen, weil er anscheinend einflußreiche Kreise zu ergreif«! anfängt. Aus der andere» Seile seblen freilich auch sicht Andeutungen, daß sowobl die Regierung als die conser raliveu Agrarier das Unbehagliche und Unnatürliche der gegen wattigen Situation zum empfinden ansangen. Anzeichen davon lmS schon in den letzten ReichSlagSverbanblungen zu Tage ge irrten etcr auSsonstigcn anscheinend inspirirtcn Milkt,citliiigeil zu entnehmen. DirAbschwächungdcrTonarl iu der lttztcnReichStagS- sitzmiz siel allgemein auf. ES gilbt außtt den bohcn He- imvczöllcn auch noch andere lankwirtbschaftliche Interrsseu, beim Branntwein uud Zucker, deinr Identitätsnachweis und trn Staffeltarife». Der Reichskanzler Kat neulich im Keich-tag sogar erklärt, er sei in der Wäst rungSfrage nicht unbelehrbar, wenn er auch immer noch von der Lreff- lichleit unserer bestehenden Währung überzeugt sei. Wer miß, was für neue Wendungen in der Agrarfrage und der allgemeinen politischen Situation noch cinlrclen'. lieber die weitere geschäftlich« Behandlung »er Ltruer- »srlagr» im Reichstag fielst so viel fest, daß zunächst am ll. Januar die erste Lesung der Tabaksteuer stattfindet Uran wird sich die erste Berathung der Wein steuer an schließen und zuletzt der allgemeine Finanrrcform» plan folgen. Alle diese Vorlage» werden natürlich einer E-mmissionSberathung unterzogen worden, und zwar werden sie wakrscheinlich in dieselbe Eommission verwiesen, die rcreilS für die Stempelsteuer eingesetzt ist. Die Fractionen würden sich dabei aber Vorbehalten, je nach dem Hezenstand der Berathung einen Wechsel in ihrer Vertretung vor zunebmcn. Die Einsetzung einer einzigen Eommission droht allerdings die Berathungcn noch stärker in die Länge zu ;nben, als die Verweisung an mehrere Eommissionen, indessen wird für jene Maßnahme der innere Zusammenhang gellend gemacht. Auf alle Fälle wird man daraus gefaßt sein müssen, daß noch Wochen und Monate bis zur vollen Erledigung der Angelegenheit vorübcrzesteu. Unsere Tscialdrmokratie ist, wie zu erwarten war, dahin gelangt, das Attentat aus die Pariser Abgeordneten kammer für bestellte Rcgieruiigearbcit auSzugcben. Dem „Lockspitzel" Ravackol wird rer Lockspitzel Baillant bei gesellt. Ter „Vorwärts" hat die Vorbereitungen zu dieser „GeschichtSdarsteUung" unmittelbar nach Bekanntwerden der Tbat getroffen, ei» Pariser Brief in seiner gestrigen Nummer setzte diese Arbeit fort, er selbst aber (also die Herren ringer und Liebknecht) stellen es bereit« al« so gut wie erwiesen hin, baß der Bombenwerfer im Palais Bourbon ein „Agent der bürgerlichen Gesellschaft* gewesen ist. Weitere acht Tage und wir werben in diesem Blatte lesen: „Das bekanntlich von der französischen Regierung angcrettelte Attentat vom 0. Deeember :c." Bon seinem Parifer Geschichtschreiber sagt der „Vorwärts", ein „bester Unterrichteter dürfte wostl kaum zu finden sein." Wir unter drücken die Frage, woher der Socialdcmokrat derartige Wissenschaft schöpft, wenn das Attentat ein anarchistische« war, uud wie er sich unterrichtet staben könnte, wcni e«, wie er barthun möchte, von der Regierung angcstistct war. Heuchelt er vielleicht ein Wissen, das er nicht besitzt, so heuchelt er in anderer Hinsicht eine Unwissenheit, die ihm jedenfalls fremd ist. Er schreibt nämlich: „Jetzt, wo man sich von der Attentats- Aufregung etwa« zu erboten beginnt, sragt man schon, wie cS kommt, daß La,llant, der nicht arbeitete, immer Geld in der Tasche Kalte, zwei Wohnungen besaß und die zwei Mietbeu regelmäßig bezahlte". Diese an genommene Naivctäl aus der Feder eines Socialdemokratea in den Spalten de« „Vorwärts" ist hübsch. Sollt: c« wirk lich nicht in daS Gehirn der Herren vom „Vorwärts" gehen, daß Arbeiterführer, kie nicht arbeiten, dock zu teben, gut zu leben haben ? Wisse» sie wirklich nichts von Arbeitergroschen» Lubvcntioncu durch „Ausbeutung" reich geworbener Groff- capitatisten, die zahllosen „Arbeitern", die nicht arbeiten, ein bebagtiches Leben ermöglichen? Besitzt man im „Vorwärt«" nicht ein Album mit den Photographien der „verdienten Genossen?" In der sranzäsischcu Hauptstadt ist bekanntlich in den letzten Tagen der Nihilist Friedrich Stackelberg viel ge naunt worden: er war der Freund de« Eoken und eine Haussuchung bei ihm soll sehr viel gravircudeS Material zu Tage gefördert haben. Dieser Friedrich Siackclber.^ist, wie man uns schreibt, ein Baron Friedrich von -Ltackcl- bcrg auS Estland; seine Familie gehört zu den reichsten und angesehensten und er selbst verfügt über ei» enormes Vermögen. Als einziger Sohn genoß er eine scbr sorgsältige Erziehung: auch soll er un gewöhnliche Fäbiglcitcn gezeigt staben. Was ihn in da« socialistische Lager getrieben hat, ist nicht bekannt ge worben; er kam als Sccialist nach Berlin, wurde dann von dort auSgcwiesen — angeblich ist er in einen Majestäl« bcleidigungSproceß verwickelt gewesen. Daraus uaki» er seinen Wohnsitz in der Schweiz und siedelte dann nach Paris über, wo er Nihilist wurdc. Baron Friedrich von Stackelberg verfügt, wie gesagt, über ein enorme« Vermögen, ibui gehört ausschließlich die Insel Worin« am Mögö-Sund a» der Westküste Estlands zwischen den größeren Inseln Dagö und Oesel. Die russisch Regierung braucht nun die Insel zu Befestigung« zwecken, und die Verhandlungen wegen Verkauf« derselben sind im Gange, vielleicht auch schon zum Abschluß gebracht. ES ergicbt sich also die merkwürdige Tkatsache. daß die russische Regierung den Anarchisten indircct die Mittel liefert, denn Baron Friedrich von Stackelberg Kat immer mit vollen Händen gegeben, und gelangt er in den Besitz der VerkausSslimmcn, so werden alle seine Eumpanc Geld habe»; aus der aiidercn Seite ist c- aber wiederum inlcr- effant. daß ein Anarchist scbr viel dazu beiträgt, daß die russische Regierung ihre Befestigungen auSbauen und erweitern kann. Lb der Fall zu einer Differenz zwischen den Freunden Frankreichs »»d Rußlands führt, und wie sich eventuell Rußland in dem Dilemma verhält, ist vor läufig noch nicht abzusehen. Kobe geichen, wie der Umgasi. als er ganz auSgetrockuet war, plötzlich zum reißenden Strome wurde. Steinblockc wurden fortgewirbelt und ter Fluß war natürlich unpasiirbar. Ein« Stunde später aber konnte man ohne besondere Schwierigkeiten hinüberletzen. Andernfalls Kobe ich mir eigenen Augen gesehen, wie ein Wogen, alt anscheinend eine Gefahr drohte, plötzlich von den Wogen zersplittert wurde. (?) Lobenglila will wahrscheinlich den Kamps bi« zumAeußerstrn sorlietzen Vora„oi>chliich will er nach dem dichten Wald», in welchem er ziemlich sicher ist. Ta kann er die Dinge obwarte» und im Frühling nach dem Sambesi vordrechen. TaS ist der gewöhnliche Weg, den seine JnipiS nehmen." In Spanien wartet man uiit Ungeduld aus die Erfolge der Mission des Grafen Benomar, der bekanntlich mit dem Sultan von Marokko direct unterhandeln soll, nachdem die Verhandlungen zwischen dem Marschall Martine; EampoS und dem Bruder des Sultans erfolglos geblieben sind. Durch die Sendung des Grasen Benomar beweist die spanische Regierung aufs Neue, wie scbr sie bestrebt ist. dir Verwickelung, die durch den Ucbermulk und die Zügellosigkeit der Riffkabylen entstanden ist, nach Tbun- lichkeit auszugleicken, soweit cS die eigene Würde und daS Recht ans Sübne und Genugtduung zulassen. Graf Benomar, der frühere bochanzcsebene spanifche Botschafter in Berlin und später beim Quinnal, gilt in Spanien al« einer der beste» und zuverlässigsten Kenner der marokkanischen Verhältnisse. Er war lange Jahre Vertreter Spanien« in Tanger und hat sich dort ausgezeichnet bewährt, er war namentlich auch beim damaligen Sultan hoch angesehen Wen» jetzt die spanische Regierung diesen tüchtigen Diplomaten zum Sultan von Marokko sendet, so kann man nur hoffen, daß e« istnt gelingen möge, den jetzigen Verwickclungcn ein baldiges und beide Theilc befriedigendes Ente zu bereiten. Im ruglischrn Unterbaust bat gestern der Rctekamps zwischen dem Premier und semen conjervativen Gegnern begonnen, die ibn durch ihren Antrag aus schleunige und sehr beträchtliche Verstärkung der Flotte zu Falle zu dringen suchen. Wie dieser Kampi enden wird, läßt sich non, nicht übersehen; jedenfalls wird er endlich Lickt in die Frage bringen, wie cS um die englische Flotte in Wahrheit sieht, — eine Frage, deren Lösung auch sür die übrigen europäische» Staaten von nicht geringer Wichtig keit ist. Neben dieser Frage beschäftigt die Gemülkcr in England ganz besonders daS Darniederlicgc» des Erwerbslebens. Erst jetzt kommen in vcllcm Umsang vie Wirkungen der Streiks zu Tage, welche den cna- lischcn ArbcitSmarkt im Lause diese« Jahres wiederholt lies erschütterte». Die Socialdcinokratie erbebt ihr Haupt und der den Arbeitern künstlich clnzcimpste Elasscn haß macht ein gedeihliches Halidilibandgeken zwischen Arbeit geben» uud Arbeitnehmern immer mißlicher. Nach den neueste» Mitthcilungeu, die vom KricgSsckau platz in Maschonalanv vorliegcu, gewinnt cS de» Anschein, als wenn daS Ente tcS Feldzuges gegen Lobeugula einst weilen noch nicht gekommen sei. Von Major Forbcö sind Nachrichten nicht cingegangen, die telegraphische Verbindung mit Maschonaland ist unterbrochen, da die Leitung gerissen ,st. E»r genauer Kenner dcS MaschonalandeS, Herr Mannt, der jetzt in London leb», bat einem Vertreter des Reiiterschen Bureaus wenig tröstliche Aussichten gemacht. Er sagte u. A „Es unterliegt keinem Zweifel, Laß sich Capital» Wilson »nd I seine Leute in großer Gefahr befinde». Ter Shangani Fluß I mag indessen ebenso plötzlich fallen, wie er gestiegen ist. Ich selbst Nack langen. Zaudern wird jetzt im B«11«a» der völlig: Mißerfolg Verwendung des apostolischen Delcgirtcn Msgr. Saatolli nach Washington unumwunden einge- standen. Der erste päpstliche Delegat in den Vereinigten Staaten von Amerika ist fast mit dem gesammten Episkopat der großen transatlantischen Republik in Conflict gc- ralbru. hat aber trotz der eingesetzten päpstlichen Autorität de» Widerstand nicht überwinden können und oll deshalb demnächst abberusen werden. Um den Miß erfolg ;» verdecken, dürfte die Abberufung in der Form einer Beförderung erfolgen, und zwar würde Liese, wie bereit« kur; gcnicltct, in der erzbischöflichen Würde von Bologna amnir dem EardinalSpnrpur bestehen. Tie Wakl eine« Nack- olger« sür die päpstliche Delezatur in Nordamerika wird sinigcrmaßcn schwierig sein, und zwar um so mehr, al« der rüber so viel gepriesene „Aufschwung de« KatboliciSmuS" in den Vereinigte» Staaten scbr nachgelassen bat, wie in einer nordaincrikanilchen Studie der französische Ultramontanc, Professor Ianuc!, »euerding- einzugestehcn genölhigt war. Deutsches Reich. ^ Berlin. 10. December. Tic „Nat.-Ztg." schreibt: „Nack der Vcnirtkcüulig^dcr beiden wegen Spionage angektagteu französische ii Hssicicre siqd wir der stier und da laut geworrene» Neigung, diese Spisuen-Affairc zu einer besonderen politischen Bedeutung aukzubanschen. eutgegengetretcn mit rem Hinweis darauf, daß alle Staate» bemüht sink, sich über die »'.ilitairisesten Vorbereitungen ihrer möglichen Gegner Ailifchliiß zu verschaffen, die vom RcickS- gerickt verbilligte,» Strafen, sagten wir, seien schwer genug, »m immcrbin einigermaßen abschreckend zu wirken, und damit kciinlc nach unserer Meinung die Angclcgensteit als erledigt cracstlct werden. Mit Befremden muß man aber sehen, daß sic a» einzelnen Stellen der deutschen Presse den» doch allzu leicht genommen wird. Nicht nur» daß die beite» französischen lTfsicicrc mir einem eingehende», sympathischen Interesse geschildert werden, welches unangenehm an da« „So'n bischen Französisch »nacht fick doch wunder schön" erinneri. cs wird auch direct die Begnadigung der beiden militairi'chcn Spione cinpsoklen, weil sienicklS Unehren hafte« getkan, und ferner, weil Dciitschcn im Au-lande dasselbe widerfahren lönnle, wie ihnen. Da« Letztere muß um so mehr ab- gewarlel werden, da man aus die Behandlung solcher Deutschen, beispielsweise in Frankrc'ck. schwerlich von hier aus eine Einwir kung zu üben vcrmöchle. Da die beiden französischen Osficierc iu der Tkat nickt aus unehrenhaften Beweggründen gebandelt haben, so sind wir cS durchaus zufrieden, daß da» Reichs gericht nicht aus Zuchthaus-, sondern auf Festungs- strasc erkannt hat. aber dem Verlangen nach Be gnadigung der Verurtbeilten muß aus daü Nachdrück lichste widersprochen werden. TaS AnSspäbrn unserer Beseitigungen ist eine Vorbereitung sür die m>li lairische Niederwerfung Deutschland«; eS darf „Taute Therese". WeihnachtSgeschicht« von Elisabeth Hosmann, Lj Verfasserin von „Aschenbrödel". TiechtniS rcrt-oleu. (Fortsetzung.) Temeinschastlich wurde nun gefrühstückt, das war dem iftiedel auch etwa« Neue». Wie eifrig wurden die Arbeiten beiseite geschoben, wie schnell die Kapsel'' geöffnet! ^vem kleinen, der sein Brödchen verloren batte, steckte Tante heimlich eine« von sich hinein Diese« Erstaunen nachher! „Da« hat gewiß Christkindchen gethan^ stieß es. Der Kleine betrachtete da« Brödchen, da- direct rem Himmel kam, mit heiliger Scheu und entschloß sich erst auf Tantc'S Zureden, binnnzubeißen. Dann behauptete er aber, daß die Engel im Himmel auch keine anderen Brökcken bekäme», wie sic, kein bischen mehr Butter draus. Ein kleine« Mädchen meinte bana: „Der liebe Gott ist eben auch so sparsam mit der Butler wie meine Mutter!" Nachdem alle Händchen gesäubert waren, ging e« weiter mit der Arbeit. „Tante, bitte, etwa« erzählen!" baten die Kinder, einzelne falteten sogar bittend die Hände. „Du weißt dock, Tante, vom gestiefelten Kater!" „Rein, vom Zinnsoldaten!" „Vom Rothkappcheu!" „Wenn Ihr ganz still »nd fleißig seid, erzähle ich Euch tie Geschichte von dem Engelcin, da« gern einmal die Well sehen^ wollte." Eie lächelte, sie wußte, daß mit nicktS die Plappermäulchen eber zum Stillschweigen gebracht wurde», als mit dem sür ei» Liaderobr so gehcimnißvollen „Es war einmal". Dann konnte man eine Fliege stimmen hören, so still lauschten sie. Aber wie gut verstand auch Tante Tberesc zu erzählen! Eie dichtere sich meist beim Erzählen selbst ihre Märchen, ftost klang ibre Stimme dazu, und zuweilen flog ein schelmische« Lackeln über istr Gesicht, wmn sie ans ibre Schaar blickte. Nenn die Geschickte immer spannender wurde, dann vergaßen die Sinder nach uud nach die Arbeit. Alle Augen richteten sich aus Tante, die Lippen öffnete» sich weit vor Erstaunen, nd je aufregender die Geschichte war, desto weiter wurtrn die Mäulchen. Therese mußte oft an sich batten, nicht laut auszulachen. War dann da« Märchen zu Ende, so war der Bann gebrochen, und da« Plaudern ging wieder lo«. Wie lauschte Friede! der sanften Stimme Tante«, al- diese jetzt von dem Engelcin erzählte, das den lieben Gott reckt sehr gebeten hatte, doch einmal wieder auf die Erde stiegen zu dürfen. Der liebe Gott batte eS erlaubt, aber ibm befohlen, daß cS genau um Mitternacht wieder ausflicgen sollte. Sei der letzte zwölfte Glcckenton verhallt und cS weile noch aus der Erde, so dürfe e« lange nicht mehr in den blaue», schönen Himmel zurückkehreu. Therese schwieg einen kurzen Augenblick, unverwandt, groß hingen Friede!« Augen an ihrem Munde. „DaS Engelchen aber wurde, als c« erst aus der Erd- war. ander«, wie e« im Himmel gewesen, c« vergaß alle«, wa« e« dem lieben Gott versprochen hatte. E« ärgerte die Kinder, denn diese sahen c« nicht, weil c« unsichtbar war. e« läutete an allen Glocken, e« war ein kleiner Tbunichtgut." — Tante erzählte einige der losen Streiche. „Dann aber" — und jetzt ruhten alle Händchen müßig im Schooß. — „dann kam d.e Mitternacht Hera», wo da« Engclchcn aussteigen sollte. Es spazierte auch richtig über die menschenleeren Plätze und machte an der Kirche Halt, damit e« recht gut die Glockensckläze Kören sollte. Aber da sab e« mit einem Mal ein Lickt i» einem -Hause, ganz tickt bei der Kirche. Da« wollte e« sich doch schnell iiock anseken, was da getrieben wurde. Es war eine Bäckerei» alle« bei vollster Arbeit. Ter Meister knetete de» Teig, denn r« war um die Weihnachtszeit, wo eS so viel zu backen gab. dir Gesellen sormten Brezeln, Herze», Männerchen, allerlei. Unser Engetcken guckte zu und war so hingerissen von dem Anblick, daß e« den ersten Glockcnton überhörte. Dann aber wurde cs aufmerksam, bum, bum, ging eS laut »nd ballte über die Weit hin. „Gleich, gleick!" sagte da« Engclche» und guckte beinahe iiliwittig die schwarze Kirche an. oben sab «S deutlich die Glocken. Tann spannte cS seine Flügel auS, aber eS flog nicht fort» wa« e« dock hätte tbun sollen, e« backte: Ack, nur noch ei» ganz kleine« Weilchen will ich warten! da — war c« still dort oben, wo die Glocken dingen, sie klangen leise aus und schwiegen. Zu spät! De», Üngelchrn, da« dem lieben Gott nickt gefolgt batte, fuhr ter Schreck in alle Glieder. Jetzt fühlte es auck. wie seine Flügel absiclen und e« ein kleine« Menschenkind wurde, rin Knabe in zerrissenen Hö-cken, der hungernd und frierend gerade an dem Bäckerhanse stand, kvo die Menschen noch wach waren. ES wußte jetzt nicht mehr, daß e« ein Engclchen gewesen war. Der Bäcker sah da« blaffe Gefickt oben am Fenster und schickte seinen Lrhrjungen hinauf. Dieser brachte den Knaben mit. Ter Bäcker war ein guter, menschensreundlicher Mann, er nahm den Jungen, Len er kurzweg Peter nannte, bei sich aus. Nun kam eine schwere Zeit sür ca« einstige Engelcken, da hieß c« arbeiten vom frühesten Morgen au. Tie Meisterin gab schmale Bissen, und Peter hatte manchmal Hunger. Er schlief aus einem alten barten Strohsack. Als aber die Meisterin nach und nach sab, daß Peter seine Pflicht lhat und tüchtig arbeitete, wurde sie immer gütiger gegen ihn, denn sie batte ein eben so gutes Herz als ihr Mann Als der Peter gerade ein Iabr da war, weinten die BäckcrSleulc eures Tage» scbr und sagten: „Unser guter Peter ist gestorben." — Und richtig, al« e« wiederum vom Thurm zwölf Ubr schlug, da flog droben an den Glocken vorbei ein Engclchen mit weitauSgespannten Flügeln dem schönen Himmel zu. Er winkte den Glocken und diese brummten ein Lebewohl. So war unser Engelchen wieder beim lieben Gott, und eS hat niemals wieder auf die Erde zurücksliegcn wollen!" „Tante, bitte, noch ein«'." „Nein, beute nicht, denn wir wollen jetzt die Weihnacht«- arbeiten auSsuchcn." Alle schrieen begeistert durcheinander. Nu» wurden alle die wichtigen Kleinigkeiten ausgesucht, wie sie die kleinen Hände fertig brachte». Friedet nahm einen Ubrenbalter und ein Körbchen zu Karten. Er hatte sich viel vorgenommcn, der Friede!! Es schlug zwölf Ubr, der Kindergarten war a»S. Die Kinder wurden angezogcn und abgeholt. Tbcrose nakm selbst da« belle Mäntklcke» Friedet'« von der Wand und ließ die kleine tAestalt bineinschlsipsen. „Nickt wahr, halb drei Uhr kommst Du wieder, Friede!?" Tie strahlenden Augen sprachen eine beredte Antwort. Seit jenem Tage war sür den Knabe» eine neue Welt ausgegangcn. Des Abend«, wenn Papa ihm „Gute Nackt" sagte, flüsterte ibm Friedcl zu: „Morgen ist kein Sonntag, nickt wahr, Papa, da kann ick in den Kindergarten?" Und wenn dann Friedcl allein in seinem Bettcken la.,. backte er an die liebe Tante, tie sein ganze«, kleine« Herz besaß. So batte ibn doch Mama nie an sich gedrückt, eS raschelte auch nicht, wen» er seinen Kops an Tante« Schulter legte. Für Friedet gab r« nächst seinem Papa nur noch ein Wesen: Tante Therese. ES war vier Wochen vor Weihnachten und spät am Abend. Friedcl lag in seinem eleganten Bcttchen, die Hände über der blauseikencn Decke gefaltet. Aber er schlief nicht, er sab deutlich, daß die rothbrenncndc Ampel an ihrer goldenen Kette schaukelte, wenn Jemand oben einen Schritt tbat. Er sab die Bäcker in seinem Schränkchen, sein Kanarienvögclcbeu, das den Kopf unter die Flügel gesteckt hatte. E« schlick. Friedcl konnte nickt schlafen. E« ging dem denkenden .Kinde etwa« im Kopf herum, wa« c« beute erlebt batte. Da wurden die schweren Plüscbportieren leise auseinander geschoben und Papa erschien. Er war sehr lustig, denn er kam eben au« einer sidclen Künstlergescllschatt. Da er so gern, cbe er sein eigene« Schlafzimmer »ebealiu aujsuchte. noch einen Blick aus sein schöne«, schlafende« Söhn chcn warf, war er soeben cingetretcn. Ganz erstaunt sab er Friede! noch wack. Sogleich warf er Enlinder und Hand schuhe bin und zog einen Stuhl an da« Bettcken. Er be fühlte die Stirn seine« Liebling«, gottlob, sic war kühl. „Papa, Tante bat beute geweint!" sagte Friedcl traurig Immer diese alte Person im Kops und Her; meine« Kindes, tackte der Professor, da« muß ein Ente nehmen, ick lasse de» Jungen von Neujahr ab nickt mckr hin. „Ich habe c« ibr beute gesagt, daß sic meine Mama werden soll!" sagte Friedcl. „Um Gotte« willen!" Der Professor sprang aus, „Junge, Du bist nicht übel, machst den Hciratk-vermittlcr für Deinen Vater! Ick danke!" Friedcl begriff natürlich diese VerzweislungSredc nicht. „Wie kommst Du teil» aus diese unglaubliche Idee, mein Junge?" Der Professor setzte sich wieder bin »nd der Kleine richtete sich im Beliebe» aus. Sein bübschcS Köpfchen halb dem Papa zugewcndet, crzäbtlc er: „Weißt T». Papa, wir machen bock alle jetzt Weihnacht»- arbeiten! Ick »äbe auch etwa» sür Dich" — er blickte ver schämt — „und da fragte mich die liebe, gute Tante —" „Liebe, gute Tante" — constatirte ter Professor mit stillem Grimme, er sing wahrhaftig an, eifersüchtig ans diese alte Tante zu werde». „Da fragte mich die liebe, gute Tanle, wa« ick siir meiue Mama arbeiten wollte. Sir wiißie nickt einmal, baß ick gar keine Mama mehr stabe. Tie ist bock gestorben, wie ick noch klein war, sagte ick. «der Du mußt meine Mama werden! -- Da umarmte mich Tante und sagte: Mein arme« Kind»
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