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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931107017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893110701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893110701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-07
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
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-i ; ^ Vez»gr.Preis U d« Hanptqp^ttio» oder den im Stadt. »Mtrt „» de» Vorort,, »rrtcht»«,» >0«. öäbtsiklln, ,b,»h»lt dttr«»ljadrlich^l4L0, btt »»»imaltßkr ttgllcher Ziist»ll,ng in« H^A>« Durch di» P»sl dezoq»» für DratichUmd u»d Oesterreich: viert,tiahiuch . Direct» täglich» Kreuzdondirndung tat >a»ttmd: männlich 7chO. .°8>ich'/,7Uhr. ltag« ü Uhr. Morgen-Ausgabe. DieMorgea-AuSgad« dt« Adend-Ausgab, LeLartio« »nd Lrveiiüou: 2»h««ne»«afir 8. DirEnxditio» ist! geöffaet vor» ,t uaontrrbroch«» > 8 Kt« «band« 7 Uhr. Filiilei»: Otto kle«»'« Sorti«. (Alfred -8tz»), Uoiversittt-stroß» 1, So,«» Lösche. tayartarnstr. 14. Part. m»d »Snig-pla» 7. tipMtrIllgtlllM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg. Reclamra unt«r dem Redactioa-strich (4go» spalten) üO-ij, vor den Faunlieauachrichte» (ügrspaltra) 40/^. Größere Schriften laut «msrrem VtttS- vcrzeichniß Tnbellarffcher and Ztffrrajotz nach HSderem Tarif. Bptra-veila-en (gesalzt), »ar mlt der Mvraeu-AuSaabr, ohne PoslbesSrderaag >4 60—, mit Posidejörderuug 70.-. Tinnatimeschlaß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag« lO Uhr. Marge a«Nu«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/»9 Uhr. Btt de» Filialen und Annahmestelle» je et« halb« Siuud« früh«r. A»1«t>e» stad stet« an dt« Gh»edM»» zu richte». Dr»ck uad Verlag vo» E. Pol» de Leipzig. ^ 568. Dienstag den 7. November 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Neubau „Heilige LreuMche" Leipzig-Neustadt. Die Bliizabltitun,»arbeite» sollen im Wege der öffentlichen Au«schrrtbung vergeden werden. Submifsioasbedtngunae» uad Anschlagiauszug studgegen Hinter legung von 1 im Bauburea» Leipzig-Neustadt, Marktplatz, in Empfang za nehmen. Angebote ffud versiegelt und porlosrei bis 14. 4t»»e«ber, Nachmittag« 8 Uhr mir entsprechender Aus. schrtsl ta der Ktrchen-Eipeditlon L^NeuichSneftld, Llarafttaßr 16, adzageben. ' " ' dt, den 4. November 18SS. Der kirchcuvorstand. M. Pachr, Ps. LO 2 1 IS 30 30 ISO s ü 4 6 10 IS 3 1 1 k 1V v 2 5 b 10 2 3 3 L S Lekanntmachuny. In der gelt vom 4. Oktober bi« S. November d». IS. gingen an freiwilligen Gaben bei un« ein: S Sühne tn Sachen Fr>. R.'/-G- 3«»»- grl. k.'/.Frau Schr. durch Herrn » » » Sch.'/.Frau H. lAriedensrichter « » - K./.T. Lohlmann, - » - Frank./.S- L-.Reudnitz. . - - JHV.-/.R. W- Geschenk von Herrn Fr. Ls. Franke durch da- König!. Standesamt Leipzig ll. Sühn« in Sachen P/'/.B.t durch Herrn Rechtsanwalt » - - P.'/.B/ vr. Gentzsch, hier, von einer Dam«, den» Name »ich« genannt werden soll, Sühue tn Sachen L W.'/. I. Tr. - - - L.R. /. S. W. » » - S. W.L. R. L./.A.L. . F.'/.R. H- L. L./. M. Za. «. H. /. G. Ho. von A. H. Geschenk »EI. » Sühn« in Sachen L. '/-l K. durch Herrn E. K. /. M. Me. Fri,d»n,richt»r «. Ä./.L.H. Mündt hier. I. S.'/. A- « O. Sp. ck. O. La. ' Fo./.«.«. f°./.». F- '/. M. Nt. St.'/.M. R. « 3-/. S- V W. Vr. /. I. W. R. V. /. R. L. Tä^?ö7e«7worüb»r hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den S. November 1893. Da» Armenamt. Hentschel. Schicker. Dikbstahls-Lekanntmachung. Gestohlen worden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine ««lbeae Tameautzr mit der Nummer 2724 und an- Längender goldener kette mit 2 Quasten, Mine kleine silberne Aem*nt«iruhr mit Defekt an der Attsztehvorrichtung, circa 600 Stück Ligarren ta Kisten mit der Aufschrift: „dlericko" und bezw ,.S1nw»", sowie 2 Canarienhähne, vom 30. bi« 31. vor. Mt«.; 2) eine filberne Ttztttldernhr mit Goldrand und Sekunde, geriester Rück,eite mit Schildchen und onhängrnder Messivgkette mit Jede erlag, am 30. vor. Mt«.; 8) ein» filberne Nemontotrnhr mit Goldrand und Fabrik- nmnmer 8SV6. vom 1. bi» 2. b. Mt«.; 4) etne ,olde« Ttzltaberntzr mit silbernem Zifferblatt, blumen- artiger Verzierung aus der Rückseite und kurzer langglirdriger Ntckrlkettr, am 4. d Mt«.; 5) et» L«mmeröberzteher, hellbraun, mit hellbraunem ge- streiften Futter, Hornknöpfen mit verdeckter Batterie, Stoffkragrn und kettchenhenkel. am »l. vor. Mt«.; 8) ei« Tommerkberztrtzer. schwarz, mit schworzsetd. Schooß- und schwarz» und roihgesneiftem seidenen Aermelsulter, Sloffdenkel mit der Finna „Earl Seydl. Elberfeld", dom I. bi, 2. d. Mr«.; 7) rin K«m«eräberzirtzer, grauineltrt, Hornkaopse mit ver decktrr Batterie, Srltchrnhenkel und eia Taschentuch ü." gez am 1. d. Mts.; 8) rtn Sommerübrrztebrr, dunkelfarbig, rothcarrirt, mit bläulichem Futter mit Monogramm U. ll., einer Reihe knöpse und Settchenhenftl. am LS. vor. Ml«.; S) ein Wtnterübrrztrher, braun, mit schwarzem Sammet kragen, buntgestreiftem Futter, einer Reih« knöpse mit verdeckter Batterie und Sloffdenkel. am gl. vor Mt«.; 10) eine »tftr «t^rrren. 8« Ir« schwer, sigotrt „l,. 0.28SI0' am IS. vor. Mi«.; 11) ein Hanb»«»e». vierrädrig, blavgestrschen, mit Leitern uud der Firma „H Berneck. L-Reudnitz . am 2S. vor. Mts.; 12) ein vanbMagen, zweirädrig, aus Federn, braun gesttichen mit Kostenausiatz und eiserner Stütze, am 29. vor. Ml«.; IS) et« A»per mit Aissenrriseki — Adler Nr. 2 — mit der Firma „Heinrich kleher, Frankfurt a. M " und „O. F. Eule. Leipzig", an der Lenkstange mit der Nummer 8624, am 3. Lss. Mt«. Etwatae Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thälrr sind ungesäumt bei unserer Erimiaal-Abtheilona zur Anzeige zu bringen. Leipzig, de» 6. November 1893. D«» Pelrzeiaml »er Lt«bt Leipzig. Bretschneidrr. Ml. Steckbrief. Der Soldat 2. Elass« Gnfta» Adolf Schmidt H. der 5. Lom pagvi» 8. Jasanteri^Regimeols „Prinz Johann Georg" Nr. 107 hat sich am I. November d. I. von seinem Truppentheil entsernt und ist bi« jetzt noch nicht dahin zurückgekehrt. Da sich verleide hierdurch der Fahnenflucht verdächtig gemocht bat, so ergeht an alle Livil- und Militair-Behörden da« Ersuchen den pp. Schmidt II. im Betretung«falle zu arrrtiren uad oa di« nächste Garnison obliesern zu taffen. Leipzig, den S. November 1803. köntgltch Sächsische« 8. Insanterte-Neatment „Pstnz -ahan» «e»r»" «r. 187. Signalement: Gedutt«ort: Leipzig-Anger. Lrt«zusiindig: Leipzig Religion: evangrltfch; Profession: Haudorbeiter- Alter: 23 Jahre Grötz«: l,8S m; Statur: mitttl; Kinn: ruud: Nase: spitz; Mund g««.; Haar: blond; Bart: de«gl. Schaarrdatt. vesonder» Kenn Bekleidet war pp Schmidt N. »tt 1 Feldmütze 3. Gtr, Waffen rock, Tachhoft, Halpbtud« ü. Gtt., Settengewedr am eigene» Leib- chmm», a^tempeU 107. R. S. 7V Feudale Intriguen. 2. Die kleine, aber mächtige Partei in Preußen reizt sich wieder sehr rilbrig. Die Presse vermag die Tbäligkeil der rcaclionairen ArelS-Clique nur insoweit ;» würdigen, als sie Zeitungen, Versammlungen und Luuoten zu Tage lritt. , insichtlich deS anderen — vermutblich besseren — Theils er Umtriebe, dessen Tckauplay Paläste und Palasttrcppen ind, ist der Presse Zurückhaltung geboten, nickt als ob sie die Existenz einer geheimen Action bezweifeln müßte, sondern weil sie solche nicht beweisen kann. Das in der Oeffentlich- keil geschickt, reicht indessen bin, um das unbesiegliche Miß trauen, welches der um die Erkaltung einer starken Königs» gemalt besorgte Kaiser Wilhelm l. zeitlebe»- (fege» die „Kreuz,ritungS"-Männer gehegt und bethätigt hat, eule noch vollauf zu rechtfertigen. Eine charakteristische Leistung ist in dieser Beziehung der Vorstoß, den die „Kreuzzeitung" jüngst gegen die „seit Generationen liberal gefärbte" Bureaukratie unter nommen bat. Es beißt »i dem Artikel u A.. „Diese in sich völl.g organisirte, eng durchwachsene Körperschaft hat seit jeder jede couiervaiive Bewegung innerlich abdorreecirt und lanL im Jahre 18L8 bekanntlich der Revolution durchaus nicht kindlich gegenüber; sie ist auch bis heute geneigt, jede Regung zu unterdrücken, welche gesunde« Blut in die Adern de« volfelrbrn« bringen wollte, lei sie socialer, politiscker oder kirchlicher Natur ... Alle konservativen Anregungen, Gesetzesanläuse >c. wurden durch diese gummiartige Prvhldiiiv-Potttik — der Engländer würde sie Lostructiontmeihod« nenne» — zu halben und damit uiifertigen, bezw. unbrauchbaren Werkzeugen gemacht, welch« nicht nur die Arme (!) der Gesetzentwürfe verkümmerten, sondern auch die Gesetze, besonder» aber ihre Anreger in schiefem Lichte erscheinen lassen mutzten . . . Ter Natur des Liberalismus eutiprechend, bat die Bureaukratie als Ganzes sich niemals «ür die Erhaltung der Mittelstände er wärmen können, sondern schon von vor 1818 her lediglich dos Eapital, unter dem Schilde „Handel und Wandel zu heben", »«schützt und besten Anhäufung erleichtert. Jdr Verhalten in den 'Oer Jahren spricht Bände damr. Aus demselben Grunde hat di» Bureaulratie auch von jeher di« feste Schutzwand für da« Treiben der Juden gebildet, und einem geiunden Widerstande gegen deren Uebergrifsr all« nur erdenklichen Hindernisse in den Weg gelegt. Bei Leibe nicht durch offene oder gar compromiltirendc Acuherüngeu, sondern immer durch jene still« Thätigkeit, die detauntlich wirksamer ist, alS di« geräuschvolle Agitation. Diesem m seiner Passivität.mächtige» Organismus »enden als selbstständiger« Pakten — Gott fei Dank — bis vor nicht al.zu langer Zeit die otlen ciugelestenen Londrätde gegenüber. Die Stellung der Landrälbe aber wurde besonders durch da« Nachlassen der Bedingung der Aiisüssigkeit mehr und mehr zu einer abhängigeren gemacht, und dadurch selbst die Kraft derjenige» lahm gelrgt, die den ländlichen Nolhständen kräftiger obbelsen wollen. Dieser bezeichnet» Organismus umstrickt die ganze Regieriiiigs- maschine mit solcher Kraft, daß nur einzelne Minister von seltener Energie sich Ihren Umschlingungen zu entziehen vermögen. Es ist daher auch ziemlich unerheblich, in weste» Hä»d» die Portefeuille« liegen; die große Maschine geht ungehindert ihren allen unabänder liche» Gang »veiter, gegängelt und geregelt von der hergebrachten Methode und einer mindestens gesagt kurzsichtigen Weltanschauung, die un« weder vor Katastrophen schützen, noch vor Revolutionen behüten kann. Dieser bureaukratische Apparat steht auch alS Scheidewand zwischen Thron und Volk; d. h zwilchen der Krone und dem Theil» de« Volle«, welcher stets da- Beste gab, wenn dir Zeit der Noch gekommen war. Er hat die Männer, weiche di« edelsten Trteb« der Nation, auch dir zur Treue dem Monarchen, zu be haupten suchten, allmälig zum Erlahmen gebracht, die gesunden kirchlichen Erwägungen ringeichraud», die großen Anregungen der beiden Kaiser Wilhelm aus socialem Gebiete nach und nach immer mehr im Sande verlauft» lassen; dieser Organismus hat die An- stürm» gegen die gefahrbringende, stets zunehmende Latifundien. Bildung im Keime erstickt, und di« «lagen der Landwirlhe und ihre Bemühungen, eine Stärkung der Lage des Grundbesitze« zu er reichen, theil« einsach verhöhnt, theil« niedergehatte», mit >enrn langsam wirkenden Gummi,nassen, die überall ruigelegt werden, wo eine lebendige Thaikrast sich zeigt. Wenn un« Gott nicht eln« last übermenschliche Kraft erwachsen läßt, die da wogt, diesen gordischen Knoten mit fester, ruhiger Hand zu zerschneiden oder zu löse», so wird die Bureaukratie un« tanglam, aber sicher dem Untergange entgegen» führen, auch der socialen Revolution! Ten» sie hat bisher alle diejenigen Kräfte und Erwägungen zum Verlanden gebracht oder in audere Bahnen zu lenke» gewußt, die einzig und allein eine nachhaltige, tüchtige Gegenwirkung in die Wege zu leiten und das Vaterland vor dem gähnenden Abgrunde zu retten suchten." Die Behauptung, daß die preußische Bureaukratie liberal sei, ist selbstverständlich wider besserer Wissen aufgestcllt. Da« Lftgan de- Herrn v. Putlkamer ist mit der jetzigen Zusammen setzung de- preußischen Beamlrukörpers höchlich zufrieden und hak Grund dazu. Für die .Kreurzeitung" baiivelt eS sich aber darum, an einer bestimmten «teile zu einem bestimmlcn Zwecke die Auffassung hervorzurufen, als ob die »ivnarchisckc Gewalt durch da« Beamtenldum bceinträchligt sei. Da königliche Machtvewußlsein soll ausgestachrll werden durch ein« Darstellung de- staatlichen Zustande«, nach der nicht die Krone, sondern ihre Schreiber regieren und nach der letztere eS sich zur Hauptaufgabe macken, den reformalorifchen Intentionen deS Herrschers enigegenzuirrlen. Die sich conservaliv nennende „Kreuzzetlung" muß bei einem solchen Versadren die That- sache ableugnen, daß die conservative Ttaatsauffaffung in der Bureaukratie die herrschende ist. Das ist -eben für da- feudale Blatt nicht- als rin augenblicklicher Notdbrdelf. Wie zufrieden die Hochconservariven mtt der Bnreau- kratic sind, zeigt der Umstand, daß sie bei den preußischen Wahlen eine säst unerhört große Anzahl von B e - amten als Eandivaten ihrer Partei aus- geslelll und vielfach Angehörige des Mittelstände«, al« desien Beschützer inan sich gerirt, verdrängt haben. Wer rie berufliche Thäiigkeil der Bureaulratie für „ruinös" bälr, wird wabriick ihren Einfluß aus die Gesetzgebung nicht ver» stärken. E- ist nickt dir Bureaukratie, sonrrrn der höchste Wille, der dir Bureaukratie lenkt, womit die .Kreuzzeiiunz" unzufrieden ist. Dieser böcksten Stelle gelten die Schmeicheleien und die Drohungen de« vorgeblich allein monarchischen Organ«. E« wird der Untergang der Monarchie und der Gesellschafts ordnung prophezeit, wenn man den alten eingesessenen Land» rätben, d. h. den, Kleinadel de- Osten«, nick« in allen Stücken zu Willen sei. „Der dnreaukratisch« Apparat steht a>» Scheidewand zwischen Thron und Volk, d. d.zwisctien terkrone und dem Theile re« Volke-, welcher stets ra« Beste gab, wenn dir Zeit der Roth gekommen war." Gemeint sind die adeligen Hroß- grunddefitzer, und dieser winzige Theil de« Volke« möchte für seinen Theil wieder jene wirkliche Scheidewand zwischen der Krone und dein ganzen Volk bilden, die er unter Friedrich Wilhelm IV. gebildet hat. E« ist eine Arra Gcrtack, die man anstrebt und für die der Jesuit der „Kreuzzcilung" am höchsten Orte um so mebr Geneigtheit erwecken zu können glaubt, wenn er von einer „fast übermenschlichen Kraft", der „festen, ruhigen Hand" spricht, die diese« Unternehmen er örtere. Der Zeilpunct für derartige Beschwörungen und Drohungen ist so übel nickt gewählt. Die Wahlen, die landwirrbichafiliche Bewegung lönne» de» Schein erwecken, al« ob au» der „kleinen Partei", die Wilhelm I. charaklerisirt und stigmatisirl bat, eine inäckliae, im Volke wurzelnde Partei geworden wäre. Daß die Masten, welche der „Kreuzzeilung" zu folgen scheinen, in einem unversöhnlichen politischen, socialen und wirlbsckasllicken Gegensatz zu der egoistischen unv derrsch- sückiigen norrostdeiitichen AvelSciiquc stehen, wird sich aber ball Herausstellen. Eine größere Gesahr birgt der Umstand, daß diese Politiker die Verfolgung ihrer Pläne in eine» Angriff aus de» verainwortlicken Träger der NeichSpolitik zu Neiden vermögen und deshalb die Abwehr ihrer Aspiralivnen mit einer Verlbeidigung de« Grafen Eaprivi zusaininensalle» müßte. Besseres Ivnnlen sich die Hainmerstein und Wangen bein, nickt wünschen. Denn die Abneigung gegen diese Ver- theirigiing ist so tiefgehend und weitverbreitet, daß der Wider stand gegen jene Vorstöße die kaum unter anderen Umständen verfügbare Kraft besitzen würde. Deutsches Reich. tzA Berlin, 6. November. Wie schon telegraphisch ge melket worden, ist dein Bunde«rath heute die Novelle znm Neicksstempelgesetz zugegangen, welche am 1. April l!,9l »i Kraft treten soll. In fünf Artikeln wird eine große Zabl von Abänderungen bezw. von neuen Bestimmungen ge dolen. An Stelle de« 8- 38, Abs. 2 tritt folgende Be stimmung: „Die Landesregierungen bestimmen höhere Beamte, welche die Schriftstücke der öffentlichen und der von ActiengeseUschasten, Eomn>andi»gcsrü>chasten aus Actie». ringelragenen Genossenschaslen oder von Gesellschaften mit beschränkter Haftung betriebenen Bank, Eredit- und Transport Anstalten, sowie der zur Erleichterung der Liquidation von Zeit "geschaften bestimmten Anstalten (LigiudationSbureau rc.) bezüglich der Äbgabencntrichlung nach näherer Vorschrift de« BundeS- ratbeszu prufen haben. Die Stcuerdircctivbehörven lönne» in einzelnen Fällen anordncn, daß auch bei au v eren Personen, welche abgabepflichtige Geschäfte der in Nr. 4 de- Tarifs be- zeichneten Art gewerbsmäßig betreiben oder vermitteln, eine Prüsung der Abgabenentrichtung durch höhere Beamte vor- zunehmcn ist." Nach dem neuen Daris sollen besteuert zunedm werden: inländische Actien und Aclienanlbeilschcinr mit t vom Hundert, ausländische mit l>/, vom Hundert. — Befreit sind alle vor dem l. Lelober l88l anSgegcbencn inländischen Actien, sowie solche, die nur zum Zwecke des Umtausche- ausgestellt werden. — Inländisch«, für den Handelsverkehr bestimmte Renten- und Schulbverschreibungen solle» 4 vom Tauscnk, anSlänkische 0 vom Tausend tragen; aus den Inhaber lautende und aus Grund staatlicher Genehmigung anSgcgcbenc Renten- und -schulbverschreiblingen der Eoinmnnalverbändc und Evinmuncn, der ans Gegen seitigkeit begründeten Pfantdricsattslalle» und der Transport gesellschaften werden nur mit 2 vom Tausend besteuert. — Kauf- und sonstige AnschafsungSgeschäfre über aus ländische Banknoten, auSlänvische Geldsorten n s. w. zahlen »'io vom Tausend; Loco-, Zeit-, Fix-, Termin-, Prämien- rc. Geschäfte über Mengen von Waaren, dir börsenmäßig ge- hanbelt werden (Terunnpreise nvtiren) «,» vom Tausend. — Geschäfte bi- Ovo sind abgabenfrei. — Lotterirloose zahlen 8Proc. Sleuer, Quittungen über mehr al- 20 lO -f. (Die GebaltSquittungen der Reicks- und ClaatS- deamten, über Bezüge au« der Altersversicherung und der gleichen sind abgabenfrei.) EHecks und Giroanweisungen werden mit >0 Ladescheine mit 30 ^ und Fracht briefe mit lO-s besteuert. Dem B»nde-rall> ist ferner da- Tabakstenrrgesetz zugegangen. Darnach soll an Zoll erhoben werden: l) für Tabakblätter, unbearbeitet und Stengel, auch Tabak- sauccn 40^-, 2) für sabricirlc Tabake, Eigarrcn 400-2, Eigaretten SOO anderen fabricirten Tabak 25>» -2 Der Satz gilt immer für lOO lijz. — Der Zoll für Roblabak kann bi- zu 9 Monat gestundet werden. — An Steuer soll erhoben worden für im Inland« krrgestrllle Eigarrcn und Eigaretten 33>/, Proc., für Rauchtabak 66»/, Proc., für Kau- und Schnupftabak 50 Proc. de« Factura- preise«, zu wrlchem diese Fabrikate ausschließlich der Steuer von den Fabrikanten verkauft werden. Da« Geictz enthält im Uebrigen 78 Paragraphen, wclche sehr eingehende Aufsicht--, Eonlrol- und Strafbestiinmungen verkünden. Schließlich ging dem Bunte-rath der Gesttzrnlwurf über die Abzahlungsgeschäfte zu, wclcker durchweg die Fassung erhalten bat, welche der in der Reichskag-scsfion 1892/93 eingebrackten Vorlage vurch die nul der Borberalbung bcauj kragte Commission gegeben worden war, da die von der Commission beschlossenen Abänderungen und Ergänzungen durchweg von der Regierung — wie in der Begründung gesagt wird — al- sachgemäß anerkannt würden 8» Berlin. 6. November. Die „Nordd. Alla. Ztg." brachte folgende (dem ,Feipz. Tagebl." au-züglich schon auf dem Drabiwrze gemeldete) Notiz: „Wir wir eriadren, sind von den Reichssteurrvorlagen die beiden wichtigsten, betreffend den Tabak und die Reichoslempelobgaben, io gut wie srrtiggrjirllt, um an den vuade-rath gelangen zu können Mlt dem Grictzentwarf. betreffend di« Brneuerung de« Weine«, wird rin Gleiche« binnen wenigen Tagen der Fall srin. Wenn r« gelingen tollte, die« gefttzgebrrilL« Material in vrrhüllaibmößig kurzer Zeit aus da» Gewiffenhaitefte durcdzuarbritru und angemrsft» au»zii- gestatten, ko ist da« «ine Lekstung de« Rrichtichatzamte«, die nicht bock gen ug ongrichlagen werden taaa. Dieirtd« konnte nur dadurch ermöglicht werden, daß all» Beamten, vom Staaisftcretair bi« zam letzten Kantteideamien, nicht allein seit Wochen, jondern seil Monaten »inen Eiker enlsattetrn, wie er in der Geichichte unserer Reicheentwickelung nadezu ohne Beispiel baftehen dürste." Da bat der Bärenbäuter »aller Cur<" seinen Tbeil Beiläufig bemerk«, ist da« Vorstehende sen dem Wechsel im Reichsschatzautt schon der zwett« Stoß i» die pränumerando fungirendc RuhineSposaune. Sarah Bernhardt macht Schule. Es ist nur gut, daß der Reichstag bald Zusammentritt und dir Sleuervoriagen vorfinven soll. Sonst könnten wir r- erlcben, daß das osficiöse Telegraphenburrau den Lesekundigrn beider Hemisphären erzählte, dem Grafen Posadow-ki seren Brillanten gestohlen worden. 0. II. Berlin, 6. November. Auf eine ganze Reihe wichtiger kommunaler Wünsche, welche seiner Zeit die Stadlverordiielen-Versammlung an den Magistrat richtete, ist jetzt die Antwort erfolgt. Es befinden sich darunter Wunsche, deren Ersüllung alle Städte von Bedeutung er streben. Auf den Beschluß der Stadlverordnelen-Versamm- lung, »Verhandlungen mit der königl. Staal-regirrung wegen Uebernabme der Markt», Geloadheit«» und Bau polizei, sowie derFruerwehr in die stävtische Verwaltung anzuknnpfen", erwidert der Magistrat, daß dir Verhandlungen im Gange sind, jedoch voraussichtlich nvck längere Zeit vi« zu ihrem Abschluß erfordern. Den Beschluß der Versamm lung. den Magistrat zu ersuchen, »einr Aenvrruna de- be stehenden Zustande- bcrbeizusühren, wonach der Minister der össeiitlichen Arbeiten, obgleich er Chef der preußischen StaalSeiscndabn-Verwallunz ist, auch zugleich die höchste Instanz in der Entscheidung von Streitfragen zwischen dem Magistrat und der königl. StaatSeisendabm-Verwaitung bildet", beantwortet der Magiilrat mit der Erklärung, »die Verhält nisse seien bisber nicht dazu angetbcni gewesen, derartige Verhandlungen bei den Staatsbehörde« mit irgend wriHrr Aussicht aus Erfolg anzuregcn." WvS endlich die viel besprochene Frage der Einverleibung der Vororte an- drtrifst, so hat der Magistrat folgende sehr bemerken- rerthe Antwort ertdeilt: „Die zur Vorbereitung der Einverleibung von Vororten niedergesctzte gemischte Deputation Kat be schlossen, eine Eingemeindung in wesentlich beschränk terem Umfange, als ursprünglich in Au-sicht genommen war. für wünschenSwertb zu erklären, und e- ist in diesem Sinne an den Lberpräsidenten berichte». Eine Antwort des halb steht zur Zeit noch an-." V. Berlin, 6. November. (Telegramm.) Der Kaiser bat, wie verlautet, au» Anlaß ocS tziannovrrschkn Pr««efiea eine Cabinetsordre an die Osficiere der Armee erlassen, dir in den unzweideutigsten Au-drückrn da- Hazardspiel verurldrilt und im Falle der Ueber- tretung strenge Strafe androbt. Die Ordre ist in den letzten Tagen den Osficirren zur Kenntlich gebracht worden. Die „Post" will ferner wissen, daß infolge de- Processe- eine Anzahl von Osstcieren den Abschied rrbaiien würden. Der Conimandirung de- Lieutenant- von Schierstädt zur Hubertusjagd bade keine Absicht zu Grunde gelegen. Der genannte Officicr sei einfach coiiimanvirl worden, weil er au der Reihe war. Berlin, 6. November. (Telegramm.) Au« Jaffa in Palästina wird der »Nalivnal-Ztg." unterm 20. Octvber geschrieben: Ein etwa Einjähriger Mann Namen« Mettzaer au« Berlin, der in der Elisabetbstraße einr Wirtbschask ge habt baden will, trieb sich seit cinigrr Zeit ohne Papiere in Palästina umher. Vorgestern sanv man seinen von Hyänen und Schakalen angefressenen Leichnam. Einr bei der Leiche gefundene leere und zerdrvchenr Flasche legt den Gedanken an einen Selbstmord nab«. Der Ver storbene trug sich schon lange mit TodrSgedanken unv "zeigte stets einr ausfallende Gedrücktheit. Er weinte viel und jlagte über seine zu Grunde gegangene Familie. Nach seinen Atlssagen war er stark mit an den« Ahlwardl-Proceß delbestigt. Er fluchte Ahlwardi al« dem Zerstörer einer Existenz und bereute »irf gewisse Handlungen (Acten-Diebstahl rc.), zu denen er durch Ahlwardt und Genossen verleitet worden sei. Mit Brb«l stanv er in brieflichem Verkehr. « Berlin, tt. November. (Telegramm.) In einer energischen Polemik »ritt heute an leitender Stelle die Nordd Alla. Ztg." dem Angr-ffe der „Kreuz-Ztg." aus die prentzischc Vureankratte entgegen. Die »N. A. Z " sagt, jener Artikel der »Kreur-Ztg." surde an Unrichtigkeiten und Gehässigkeiten seines Gleichen. Er sei geradezu lanveSverrätberisch. Nachdem dann das Blatt für die von der »Kreuz-Zeitung" angegriffene Bureau kratie, die unter Preußen« Königen vielfach so Große« geleistet hat, warm eingetreten, giebt eS selbst zu, daß in der Staatsverwaltung an einzelnen Stellen organische Ver besserungen am Platze wären, fordert aber die „Kreuz-Ztg." auf, selbst Vorschläge zu solchen Verbesserungen zu machen, denn die Bureaukie rrcrutire sich ja zum guten Tbeil au« den Reiben jener Conservativrn, welche die,^Kreuz-Ztg." gegen die Bureaukratie in Schutz zu nahmen suche. Ter Artikel cdließt: „Sollte die Bureaukratie einmal fallen, o werden eS sicherlich nicht die Cvnservativen ein, die die in der großen Staat-Maschine ent stehende Lücke auSsüllen." XV Berlin, 6. November. (PrivaNclegramm.) Geh. Rath Reuleaux berichtet der „Deutschen Warte" sehr günstig über die deutsche Ausstellung in Chicago, desonrer- über die Elektrotechnik uad die Kunstinduslrie. Unser Export werde zweifellos steigen. (D Berlin. 6. November. (Prrvaltelegramm.) Degen de- sehr ausreizenden Artikel« „Da- Recht zum Leben" wurde der „Socialist" confiseirt. — In Zwangserziehung wurden nach amtlicher Nackweisuna ,m EtatSjade I8919L in Preußen 1800 ver wahrloste Kinder gebracht. Seit dem Inkrafttreten dr- GesctzeS vom l9. März l87S sind 20 080 verwahrloste Kinder der Zwangserziehung übergeben worden. — Zu der von russischer Seite verbreiteten Meldung, der deutsch-russische Handelsvertrag sei seinem Ab schlüsse nabe, nachdem in den Hauptpunctea, namentlich auch in Bezug auf da- Teriil- und Eisengewerbe, die rus sischen Unterhändler wesentlichr Zugeständnisse gemacht hätten, schreibt dir »Köln. Ztg.": »Der eigenlliche Zweck, warum von P«ter«burg au« jene falsche Nachricht verbreitet wird. ' ist ofsinkuadig der, den Grtrridradsatz in Südruß- land, der seit dem Au«druch de- Zollkriege« vollständig stockt, künstlich zu delrben."
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