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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930901011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-01
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
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Vez»--^prerr stist«^ ^ dizttt «G den Barack, «richtet«, An«. «chchili» atz, »halt »Krkljödttich^4^0. »t ««imiliarr tögklch« Znftellnn, in« dH! Durch di« Post bezog«, für Dentschlnnd «d vesterrttch: viertel,öhrlich ^ O.—. Dtrett« tüglich« Krenzbandieadung ich» Unsland: moagllich ^3 7HO. Morgen-Ausgabe. «rjchch.»ch,,ich',^M^ NttCctto, «N ErvedM»»: Haste»»««,»»« 8. MLgMtt»» M«och»»ch>« »»i»iirdi»ch» »ö>k«n M»«» »d«ch» 7U»ch Filisle»: Mimigtr,Tagtl>laN «»zetgen^peeiA Ne 8 ges palt« Petitzeile >0 Pstz. N«el«««> mttrr d«»Ikd»ttl»«stiich l3»k spaUrn) 30^ vor dr» Familiennachttch«» («^spalkn) M-ch. Gröhere Schrift»» la»t »ns««» PrttS» ««ittchatß. Tabellattschr^ »ich Errra-Vttlagr« «0! " ' »vttlagr« (gesalgt), i-Ansgabe, »an» —, mit Poßbesörd« „r «t» d« ostd«füri»rM>G ördernng ^3 70-^ Anzeiger. Annihaeschlvß fir Alyriße«: Nbend-An-gnbe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ansgab«: Nachmittag« 4>>ch Go»»- v»d gesttaa« früh '/^> lltzr. v«t d« Alliateu und >»»»d»»M>«» t> «st» hold» Stnnd» früh«. Anzttv» st-G stet« «, stch vtt» ««»'« »nrtt». OU»rW llnlxesttölSstenße 1, L,n«« Ws»«. KnHsttninstr. 14, patt, »nd 1- Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Druck and Verlag von lst Pal» st» Lttp»lO 44S. Freitag dm 1. September 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Leachtung. Morgen Sonnabend» den 2. September, wird aus Anlaß des Sedan-Tages unsere Expedition von Nachmittag 8 Uhr ab ge» schloffen bleiben. Lxpeüttton äes I^elp/I^er lasedlnttes. Amtliche Bekanntmachungen. Die Rörse zu Leip)ig dleibt am »atioaalra Festtag», Sinuadeud, de» 2. September, d^Ete^an diesem Tag« anstehend« Produktenbörse wird tag»- »orb«, Artttag, den 1. September, abgehalten werden. «GG3. br» 26. August 1893, Ter Vörseuvorstand. «. F. Lürbia F. Schmidt stk de»Vorsitzeuden der I. Abtheiluog. Vorsitzender der II. Abtheilung. Bleyl, Börlensekretür. LSnigliches Gymnasium. U« Sedantage, Sonnabend den 2. September, Vorm, s Uhr rin Actus abgehallen werden, für den Herr vr. Jlberg die übernommen hat. Dem Actn» wird ein Schauturnen Zur Tdeilnahme an der Feier ladet im Namen de» Lehrer- m« ergebenst eia >tg, am S1. August 1893. vr. Richard Richter. Realgymnasium. Der Sedantag wird durch einen Actn« in der Aula, früh LA Uhr, festlich begangen werden; dt« Red« hat Herr Oberlehrer vr. Wpls übernommen. Zur Thetluahme au dieser Feier lad« ich im Namen de» Lehrer- Collegium« ergebenst ein. 31. Aagast 1893. Prof. vr. Böttcher» Rector. Nicolaigymnasium. gar Feier de» Sedantag» findet Somiabend, den N. Tep- temder, vorm. 8 Uhr ein Actn» statt, bei dem Herr Ober» lebrer vrom^kupt die Ansprache halten wird. Zu geneigter Tdeilnahme daran lahet im Name» de« Lehrerkollegium« er gebenst et» Leipzig, 31. Angnst 1893. vr. Ott» Tnemwol. I. Nealschule. g, dem am Sedantage früh S Uhr stattfindenden Schnlaetu» ladet i« Namen de« Lehrercollegium« ergebenst ein Vr. A. Pfalz, Director. III. Realschule (Pestalozzistraße). dem Sonnabend, den L. September, früh 8 Uhr in der Aula der III. Höheren Vürgerichul« stattfindenden Festactu« ba- ehrt sich im Namen de» Lehrercollegium« ergebenst »inzulade» Lotpztg, de» 31. August 1893. k. klivlior. Sedanfeier -er Thomasschule. Za dem Sonnabend, den 2, September, vormittag IO Uhr stattstadeadru SchnlactnS, an den sich ein Schauturnen auschlteßen »Kd, beehr« ich mich hierdurch ergebenst eiazuloden Leipzig, -m 31. August 1893.vr. -nngmnna. Luch-rucker-LehranKalt. gn dem am Seda«tage Abend» 7 Uhr in der Aula der m. Bürgerschule (Johanntspiatz 3/7) stattfindenden Kestaetu» ge stattet sich, alle Freunde und Gönner der Anstalt im Namen de» Lehrercollegium« ergebenst rinzuladea Leipzig, de» 1. September 1898 vr. 0. Lrnoeder. Director. Lrennholz-Auktion. Montag, de« 11. September st.J«.. sollen von Nachmittag » Ltzr au kn Forftrepter Connewitz aus dem Mttelwaldschla,« 1« Abch. 1?» ea. »70 Panse» eichenes, Net, gemachtes trockenes Stocktzolz nnt« den i« Termin näher bekannt za aebeadea Bedingungen and G«g»» dk »blich« Anzahlung an Ott »nd Stelle meistbietend verkonst »«den. Ansannnenknnst: ans dem Holzschlag« im Dtreitholze, «»weit der alten Wasserwette Streiktet che. Leipzig, am SO. Angnst 1893 ug»st»Strab« and dem De« NathS Forftbepntatio«. Atadtische Lparcasse beieibt «erttzpspteve «ater günstigen Bedingungen. Leippg. den 2L. Angnst 1803. Dir Sparrassen-Deputatton. Rekannlmachung- I» d»»^ Wonateu Juni, Juli und August ^ empfing der Somntttrr-Beret» von Herrn FttedenSrtchter 3 ^3 Sühn« in Sachen R. /. S. » . - - - «./.«, L - - - - C. '/- W » - - - - A. U. » - - ' - » v, g » « » « W. 3 » » . 3 « » » - W. '/. R. « « - - - S. v- 3 » » » » »l. W. - 20 - « » » Z. '/. S». saget: «. V. «. /. st. SS ^3, hiermit denkend antttitt wird, de» 31. August 1893. Ter vorstanb beS Samariter-Verein«. Fa »renn, Schatzmeister. Erweiterung -es Sprechverkehrs. Zwischen der Stadt-Fernfprecheinnchtung tu stirchberg lSachjen) eiuerseil« und den Stadt-Fernsprecheinrichtungen in Leipzig, Chemaitz, Plauen (Bogtl.), Sieichenbach (Vogtl.), Meerane (Sachsen), Glaucha», Altenburg (Sachsen-Attenburg), Crimmitschau, Werdau, tkibenstock, Aue (Cktgebirge) uud Schwarzenberg (Sachsen) andererleit- wird vom 1. September ab versuch-weise und mit dem Vorbehalt de« Widerruf« der Sprechverkehr eröffnet. Die Gebühr für da« Geiprüch bi» zur Dauer von 3 Minuten beträgt im Verkehr »wischen -irchberg einerseit« und Leipzig, Chemnitz, Plauen und vltenburg andrrerseit« 1 ^ im gesammtea übttgeo Verkehr 30 Leipzig, am 30. August 1893. Lrr -atserliche Vber-Paftbireetar. Ja Vertretung: Catamr. Steckbrief. Gegen den nuten beschriebenen Gärtner Walther Stepert an« Leipzig, zuletzt hter aufhältlich, am 22. Juli 1866 in Ascher-Ieben geboren, welcher flüchtig ist, ist di« Untersuchung-Hast wegrn Dieb- stahl« verhängt. lk« wird ersucht, denselben zu verhaften, in da« nächst« Gettcht«- Gefängiiib abzultefera »ad mk zn den Acten H 373/93 schteuntgft Nachttcht zu geben. Magdeburg, den 29. August 1893. Der stönigliche Erst« Staatsanwalt. Vrschrribung. Alter: 2? Jahr«. Größe: Im 66 ow. Statur: untersetzt. Haare: dunkelblond. Stirn: frei. Bart: blonder Schnurrbart. Augenbrauen: blond. Augen: grau. Nase: gewöhnlich. Mund: gewöhnlich. Zähn«: «in oberer Vorderzahn fehlt, stinn: oval. Gesicht: oval. Besicht-farbe: gesund. Sprache: deutsch. Kleidung: dunkler Jacketonzug, brauner Sommerüberztehrr. hellgrauer runder Hut, Stiefeletten. Besonder« Kennzeichen: vor der Stirn und au der linken Hal-jeit» «ine Narbe. Bet dem uatrrzeichntten Stadtrath« ist «in« Taplftonsteste baldigst zn besetzen. Gehalt 660 Bewerber haben ihr» Gesuch« bi« »um 8. September einzureiche». Warzen, de» 31. August 1893. Ter Stadtrath. Mühl«. Bürgermeister. Der „Loburger" in Coburg. Begreiflicherweise ist rS ausgefallen, daß den Bei setzungsfeierlichkeiten in Coburg kein Vertreter de- russischen Kaiserhofe- beiwohnte, obgleich die neue Herzogin bekanntlich eine Schwester de- jetzigen Zaren ist. Diese« Fernbleiben mußte um so seltsamer berühren, als Tag- zuvor noch drei russische Großfürsten, zwei Brüder und ein Beiter de» Zaren, in Berlin anwesend waren, so daß eine Vertretung de» russischen Kaiserhausc« sich unschwer hätte ermvglicheu lassen, ü- muß also irgend etwa- Vor gelegen haben, was den Zaren zu dem Befehl absoluten Fernbleiben« von Coburg veranlaßt bat. Die Anwescnheit.de» deutschen Kaiser- kann da- nicht gewesen sein; denn trotz lsts Zollkrieg- und trotz de- Nichtstattfinden- einer Entrrvue in Freden-borg entsprechen die Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und St. Petersburg doch durchs»« den Anforderungen der internationalen Courtoisie. Dir fürstlichen Herren von hüben und drüben können in freundschaftlichster Weise mit einander verkehren. Ander« steht freilich der Zar zum Prinzen Ferdinand von Coburg, dem osficiell ncch nicht anerkannten Fürsten von Bulgarien, der zur Beisetzung de« Cbcf« seine- Hause« au< weiter Ferne herbeigceilt war. Man wird nicht irren, wenn man in seiner Anwesenheit da- Hindcrniß für die Be theiligung irgend eine« Mitglieder de- russischen Herrscher hauses an den Trauerfeierlichkeiten in Cobnraerblickt. Unter diesem Gesicht-punct versteht man auch eine Meldung in der Sonotag-nummrr der .Post", welche eS al« ungewiß de- zeichnete, ob der Kaiser nach Coburg reisen werde, wa« man nach allem Borangegangenen für durchaus selbstverständlich schalten hatte. Offenbar lag hier eine Einwirkung au- ober eine Rücksichtnahme aus Petersburg vor. Die Reise de- Kaiser- ist jo schließlich doch erfolgt, aber eS scheint, bevor man ven end- giltigrn Entschluß faßte, dein Prinzen Ferdinand angedentet worden zu sein, daß seine Thrilnabme an der Trauerfeier in der Eigenschaft eine- Fürsten von Bulgarien eine völkerrecht liche Unmöglichkeit sei, worauf er dann lediglich al- cobur- gischer Prinz und ohne jede» Abzeichen seiner Herrscherwürdr an den Feierlichkeiten sich betbriligtr. Für den Kaiser waren damit offenbar alle Schwierigkeiten beseitigt, dem Zaren «der genügte diese Eoncesstoa wohl nicht, und so zog er r« vor, sich selbst und sein Haus bei der Beisetzung unvertreten z« lasten. Sehr gern wird Prinz Ferdinand die Gelegenheit er griffen haben, an der Seite einer Reibe von europäischen Fürstlichkeiten zu erscheinen und al- einer der Ihrigen sich zu zeigen. E« verschlägt für ihn nicht viel, daß er bei den Feierlichkeiten nicht in Uniform, sondern nur im Frack er scheinen durfte und damit zu erkennen geben mußte, daß er tn Deutschland sich blo« al- Eivilperson fühle; die Haupt sache war für ihn doch, daß er mit Angehörigen fast aller Regeutrnfamiliea zusammen war, und e» wurde besonders bemerkt, daß er sich mit unserem Kaiser lang und angelegentlich unterhielt und daß ihre Gläser zusammen erklangen. Jedenfalls gehört der Verkehr de« EoburgerS mit de» europäischen Fürstlichkeiten zu den brmrrkeii-wertbesten Vorgängen der Reinhard-brunner Tage, und r« liegt nahe, bei diesem Anlaß einen vergleich an zustellen zwischen der Stellung, sie der Priuz im Anfang seiner Dornenvahn eianadm, und derjenigen, die er heute einnimmt. Die „N. Fr. Presse" frischt dabei folgende Erinnerungen wiedrr auf: ^ »Erinnern wir un« an dir Erklärung, womit der Sultan di« Ankunft de« Prinzen Ferdinand auf bulgarischem Boden im August lSS7 begrüßte. E« war wahrlich kein freundlicher Empfang, der dem neuen Fürsten von Seilen de- Suzeräns brreitrt ward; denn di« Botschaft, die er empfing, lautete kurz, seine Anwesenheit in dem stürstenthum laufe dem Berliner Ver trage zuwider und sei daher ungesetzlich Da« war Rußland« Werk, aber Rußland gab sich damit nickst zufrieden. Da- un aufhörliche Drängen seines Botschafter« veranlaßte die Pforte ein halbe« Jahr später zu einer nicht weniger unfreundlichen Kundgebung. Am 4. Mär, 1888 d"e-Borjabreö Skambulow, welche die Erklärung vom Aug st res v ^ wiederholte und den FürstenFerdinand ^ da- Land zu verlassen. Die fremden EtNre .... ^j<l,. nabmen sich, den englischen,auSgcn°n,»,en mt küblerOl-w ai.tigkei. gegen den Fürsten: der » rußte nn Zeit lang nickst, wenn er ibm aus der Straße g a Bi-marck batte für Bulgarien kein gute« Wort, kr n>'"r' v» reich widmete man Bulgarien eine deckst i Abstand Pathie. Die hat sich »a« geändertI W- cher Abstand zwischen damals und heute. stürften den bulgarischen Ministerpräsidenten sow.e de" Fürsien Ferdinand empfangen. AlS der Fürst nach wer B r mäblung mit der jungen Gattin ,n ^fi^üüunab' mzj, schienen alle fremden Vertreter ,u seiner ^^vung. Ausnahme Rußland- und der französischen Republik. k,e idre Freil'til-mützc unterthänic,st abnimmt, wenn eS > ... bandelt, den. Zaren gesellig zu s'w, bkzeugcn sanim. ch- Mäckste Bulgarien die wärmste Tdeilnabine. Der Sulla ist liebenswürdig geworden und so weil davon eiiNern . a der Anwesenbcil de- „u»aesetzl,chcn Fürsten '°l nehmen, daß er Stamkulow e,nc Aud.enz gewabrle Auch d,e deutsche Politik hat sich Bulgarien ü-gknüber demselt n Maße geändert, als der neue Cur- von Rußland abknkte. Man beginnt in Deutschland, Bulgarien Gerechtigkeit w.der- veränderte Stellung Deutschland» ist nicht sowohl eine Verleugnung der Politik de« Fürsten B.«">arck als vielmehr die logische Folge der veränderten H-Uung N»ß- landS gegen Deutschland und de- kluge» Verhalten« de- einst so viel angeseindete» Fürsten, der mit ruhiger Conscqucnz und ebne seine Begünstiger jemals zu compronnttiren, seinem Ziele zuschreilet. ^ Daß er jetzt gemeinsam mit Kaiser Wilbeli» H. an der Leichenfeier in Coburg tbcilacnommcn, obwobl seine Anwesendest den Zaren von der Entsrnduug eine« Vertreter- abbielt, ist al« ein bedeutsamer neuer Erfolg seine« verbalten« zu betrachten, zugleich aber auch al« ein neuer Beweis für die wachsende Ent fremdung, die zwischen Rußland und Deutschland sich voll- zieht. Ob freilich Prinz Ferdinand au» der Thatsache, daß seine Hand wiederbolt in der de« deutschen Kaiser« geruht, einen Schluß auf die Erreichung seine- Ziele« ziehen darf, da- ist eine Frage, die wir nicht unbedingt bejahen mochten. Da- Bild, da« die Eoburgcr Tage gezeigt baben, kann mit einem Male sich ändern, wenn Rußland zn dem Schlage au-bolt. für den eS den paffenden Zeitpunct sucht. WaS gegenwärtig in Siam geschickt, bclrkrt un-, daß heutzutage begehrlichen Nachbarn gegenüber die Kleinen recht- und machtloser al» je sind, vorausgesetzt, daß sie nicht mächtige Beschützer hinter sich haben, die außer der Macht au» den Willen haben, eventuell mit dem Schwerte für ihre Schützlinge einzutrelen Dafür hat Prinz Ferdinand in Coburg keine Garantie erhalten. Da« lehrt sein Krack. Er wird klug genug sein, die- z» verstehen und sich mit den persönlichen Sympathien zu begnügen, die ihm vielleicht allmälig die Wege ebnen. Deutsches Reich. SS. Berlin, 31. August. Statt Ballestrem, Huene und Schorlemer — Mortara. Nicht wir, sondern dir .Ger mania" ist eS, weiche den ehemaligen, von einer Dienstmagd getauften und seinen Eltern gewaltsam vorrnthaltenen Juden- knaben al- da« Zugstück der Würzburger Katholiken- versammlung bezeichnet, welche» dort .nicht verfehlen wird, allgemeine- Aussehen zu erregen". Der Appell an die Schaulust ist überaus kennzeichnend für diese Versammlung, dir da- Wichtigste nicht berühren darf. In seinem Breve an den Vorsitzenden de« Würzburger LocalcomitbS versvricht sich der Papst von dem Austausch der Reden und Rath- schläge „sicher die Förderung gegenseitiger Liebe und ein streng einheitliche« Zusammenhalten der Katholiken Deutschlands". „Sache eurer Klugheit", so fährt da« Breve fort, „wird eS sei», Alle- vorzukehren, was geeignet ist, die Eintracht der Geister bei euch recht stark und den Zusamiiienball unver brüchlich zu machen." Die mit Herrn Lieber nicht Einvcr standenen entsprechen dieser Erwariung, indem sie fern bleiben, da die Anzweiflung ihrer Christgläubigkeit und allrrband Munkclrien (da- Hamlet'sche Beiwort unter drücken wir lieber) bei der Abfassung von Aktenstücken der Li'beSkrast der Mißhandelten denn doch zu viel zu- zumutben scheinen. Aber die Verdeckung der Zwietracht ist noch lange keine Vorkehrung zur Wiederherstellung der Eintracht und die alle» Centrumsleuten genehme Verdammung der freien Wissenschaft, der Simultanschule, de» friedlichen Zusammenleben« der Volköschullehrer und noch etlicher anderer .»»christlicher" Dinge wird die Kluft, die sich im Mai aus- gethan, nicht auSsüllen. E« ist sogar z» be,Weiseln, ob die conservativcn Klerikalen dem Herrn Lieber Glauben schenken, wenn er versichert, er werde den .Liberali-muS" bi- aus» Messer bekämpfen. Freilich d e m LibcraliSmu«, wie wir ihn verstehen ist der Haß Le- Herrn Lieber sicher. Aber nach dem aller- dina» unrichtigen Sprachgebrauch gerade der Ultramvntanen versteht man unter Liberalen auch die .BollSpartkiler" Richter'scher und Payer'scher Observanz, und daß der Demokrat und Mußprruße seinen Freunden und Bunde«- aenossen webe zu thun gedenke, erscheint recht unwadr- sckeinlich. Von auno Schulgesetz der wissen wir. daß diese „Liberalen", obwohl sie zu den consessionellcn Fragen einen von dem de» Radikalismus weitabsrebenden Standpunkt einnebmen dem Ultrainontani»mu« viel genehmer sind, al« die Mittel- varteien. ^lebri^ens ist daA Äepolker der Herren Lieber und die freie Lehre und andere Bilduna-güter nicht sehr furchterregend. Da, Interessanteste, wa« in Würzburg zu sagen wäre, darf ja nicht gesagt werden, und .man muß doch etwa« bieten". Lediglich diesem Bedürsniß Fr°""ung socialer Fragen dienen, zu welcher Breve au«drUckl,ch aufsordert, indem e« bin,» ?f°kterungen früherer Katholikenoerfamm- lungen batten bereit« zahlreiche der Bevölkerung zulräalicde S^k^n 8*'" A'?"i"°"s-n nützlich- E.nri<i,una.n und Swopfungen ihren Ursprung genommen. Mit dieser Be ^uNu''g ,u reckten, ist übersküssi.a. E« genügt, be.spitt« weise daran zu rnnnern, daß da« Invalidität«- und Alter« versicherungSgcsey gegen di« große Mehrheit der ultramoa- tauen Partei angenommen und da« Gesetz über die Sonntagsruhe in mehr al- einem Theile de« Reiche« gerade von klerikaler Seile verleugnet worden ist. jj Berlin, 3l. August. Wenn gegeowärtig einige Blätter melden, daß .gemäß einer wiederbolt abgegebenen Husagr de- CultusministerS" die nächste Landtag-session mit der Reform de- Medicinal- und Apothekenwesen befaßt werten solle, so würde r« denselben wobl schwer werden, eine solche bestimmte Zusage de- Minister- betreff« de« Apo» lhrkenwesenS au- den Berichten über die Verhandlungen de- Landtag« herau-zusuchcn. Daß die preußische Regierung sich schon längere Zeit mit der Frage der Reform de« >vo- thckeiiwesenS besaßt hat, ist bekannt. Wir erinnern aber daran, baß eS noch nicht lange her ist, al- im Reichstage die Sachlage so dargcslcllt wurde, daß die gesetzgebenden Körper schaften de- Reich« mit der Angelegenheit befaßt werde» sollten. Wegeader Reform de-Medici na lwesen« hat der CultuSministrr allerdings während einer der letzten Sitzungen im AbgeordiictenhauseCrklärungcnabgegeden. Wenn man dieselben näher betrachtet, so lauten sie jedoch lange nicht so bestimmt, wie die bczeichncten Blätter e« hinstellen möchten. Der Minister hat vielmedr bei Betonung allen Eifer- für die Neuregelung de« McdicinalwcsenS ausdrücklich hervorachoben, daß noch msncher Tropfen Wasser den Berg herunterlau>en werde, ehe er in der Lage sein werte, ein so tief eingreifende» und, wie er hinzufügen müsse, kostspieliges Neformprojcct in» Leben zu rufen. Auch hat der Minister erwähnt, daß, wenn die Sache einigermaßen formutirt sein würde, Vertrauensmänner» vielleicht eine freie Commission, darüber gehört werden sollten. Man hat noch nicht vernommen, daß zu der Einberufung einer solchen Com mission demnächst schon geschritten werden solle. Demnach ist auch anzunehmeii, daß selbst die vorläufige Formulirung der Vorschläge noch nicht völlig zum Abschluß gelangt ist. verltn, 3l. August. (Telegramm.) Ein Privat- tclegramm de- .Berliner Börsen-Courier" au» Frank furt a. M. meldet: Der Sohn de- Senator- Fellner, Ingenieur Juliu« Kellner, hier, schreibt dem Frankfurter General-Anzeiger": .Gegenüber der Mittheilung dcU KurPe» Vt«««rck in Krsfilkßcn, daß mein Vater, Senator Kellner, im Sommer 1868 zur Unterhandlung in Brünn gewesen sei und Aufträge betreff« der Mediatistrung der Stadt erhalteo habe, welche au-zurichten er unterlasse», erkläre ich, daß mein Vater 1866 Frankfurt überhaupt nicht verlassen und bereit« am 24. Juli jene« Jadre« sein deklagen-werthes Ende (Fellner endete durch Selbstmord) gesunden habe." (E< ist sonach nicht Senator Fellner, sondern ein anderer Frankfutter Senator gewesen, der den Auftrag de- Fürsten rrbielt und auSzurichten unterließ. Eine Verwechselung der Namen kommt auch bei jüngeren Leuten al» Fürst Bi-marck, »ielleicht sogar bei Herrn Eugen Richter vor. D. Red.) — Dir weiteren Conferenzeu über ReichSsteuer- sragen, die in Berlin stattfinden werden, sollen zur Ab- sasiiing der einzelnen Entwürfe führen, die dann zunächst den Einzelstaaten zugehen werden. Nach Eingang der Be richte und Gutachten der letzteren werden dann erst die Vor lagen für den BundeSrath frstgestellt werden. Der BundeSrath wird nach dem eigentlichen Wiederbeginn seiner Thatigkeit in der ersten Hälfte de- October ein sehr reiche« ArbeilSmateriat vorfinden. * Ktrl, 3l. August. (Telegramm.) Die sämmtlichen Effecten der beiden verhaftetem Franzosen sind von der Nacht „Jnsect" in da» Untersuchung-gesängniß ge schafft worden. *x* Aus Tk»ürin«e«, 30. August. Au« Anlaß der Frank furter Minister-Cvusereiiz und der Kurzen Andeutungen, welche der rudolstäbtische Staat-minister Herr d. Starck auf dem Bahnhöfe Weimar Über die aufgeltauchlcn Steuerprojecte gemacht hat, sind in den Berliner Witzblättern mehrfach Artikel und Abbildungen erschiene»,, in denen die Regierung de- FürstenthumS Schwarzburg-Rudolstadt al» diejenige hingestellt wird, die eine Steuer aeus Zllndbölzrr beantragt habe. Die- entbehrt aber aller und zeder Begründung. Herr v. Starck hat nur erwähnt, daß unter den vielen nach An nahme der Militairvorlage zur Erwägung gestellten Steucr- projecten sich auch da- bcfuide, die /Zündhölzer mit einer »ennenSwerlhen Abgabe zu belegen. Niemals aber hat da« rudolstäktische Ministerium selbst daran gedacht, einen solchen Vorschlag seinerseits zu machen. r. Mrtntngrn, 30. August. Unter der Ueberschrist: ,,Demo kratisch.sreijtnntge Ungezogenheit" berührt die diesige „Werra-Zlg/' die von der „Franks. -;ig." verbreit«!« Mär, der Naiio- nalliberale Rkich«verrin in Meiningen Hab« zur Huldigung-sahrt der Thüringer nach Atiiingcn einen Stenographen mitgenommen, dem von dem Or. Chryiander noch beendeter Rede de« Fürsten Bismarck da« Manuicrivt mit de» Worien adverlangt worden sei: „Da- besorgen wir selbst/' Z» dieser Mär sagt die „Werra-Zeilung": Es gehört ein ziemliche« Maß von Unverirorenheit und Dummheit dazu, Herrn l)r. Chryiander. dein Gcheimiecrelair de« Fürsten Bis marck, unterzuschieben, er habe dem Stenographen de- Reichsverein» Meiningen da« Manuskript »bverlangt, oder gar, wie di« „Freisinnige Zeitung" schreibt, da,« Stenogramm abgenommen. Di« Nachricht, aui welcher die ganze, freisinnigen Herzen jedenfalls wohl- tduende Geschichte ausgebaul worpe», das, der Nattoaalliberale Reichsverein Meiningen am 20. d. M. einen Steno graphen mitgenommen habe, ist von Anfang bis Cud« ersunden. ' vruthen (Oberschlesien), SO. Angnst. Vor der diesigen Straf kammer wurde der Redacterrr der ireifinnigen „Lbrrschlrflschea Grenzreitung, Mar Flöhet, loegen Majestat-beleidigu» g zu sech« Monaten Grsöngnih vertenhttlt und sofort tn Haft genommen. * Wäridurg, ZV, Augttst. In der dritten öffentlichen Versammlung de« Katholikentage« sprach vr Lieber Uder die Pflichten und Auszzaben de« katholischen Manne« in der Gegenwart. Der Nachfolger Windlhorst« wurde mit minutenlangem Jubel empfangen, aber enttäuschte nickt wenig die Hunderte von anweserLen bayerischen Klerikern, die eine radikalere polnische Rede «nvartcien, Vr. Lieber blieb der von ihm in HildeSbeiin g^zebcnen Parole treu, Politik mög- lichit von dem Katholikentage sernzuhalten. Vor Lieber sprachen Lehrer Antoni über christliche Volksbildung, Pro fessor vr. Ehrhard arr- Würzburg über die Wicderver- emigung de« Orient- mit der römischen Kirche und da« Reich-ratbsmitglied Graf Sylva-Tarouca aui Prag über
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