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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930906021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-06
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Monat
1893-09
-
Jahr
1893
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hingt r« ab, «b sie UN« Mittel und annehmbare Wege dielen, » .!— px,, Dreibund angewiesene Stellung um die , ^ . Ungarn» zu modisiciren." Die EötvöS-Gruppe fügt diesen, Eitale Folgendes hinzu: Hieran» ist ersichtlich, wer mit Herrn Rimler in Angelegenheit der Unterstützung seiten» Frankreich» und gegen den Dreibund verhandelt hat, und mit welchem Rechte Herr Polonyi einige Mitglieder der Fraclwn .die Russen des Lass Abbazia" nennen konnte, da diese ja weder mündlich, noch schriftlich mit Herrn Nimler unter handelten, während die» Herr Polonyi thalsächlich gethan hat. Frankreich. * Pari», k>. September. Der Minister des Innern hat au den Gouverneur von Algerien und an sämmt- liche Prasecten ein Telegramm gerichtet, worin in Hin blick aus die von gewissen Zeitungen und Agenturen ver breiteten alarmircnden Gerüchte über den Gesundheitszustand des Präsidenten Carnot srstgcstellt wird, daß taö Be finden desselben ein ausgezeichnete« ist. Wie der „TempS" meldet, ist eine Untersuchung über die Urheber der heute verbreiteten Nachricht, be treffend den Tod des Präsidenten Carnot, vom Polizei- präfecten einqeleitet worden. — Durch Dccret vom 26. August sind verschiedene Veränderungen iu der Generalität tingetreten, indem das 16. und l2. ArmeecorpS mit neuen Commandirenden besetzt wurden. ErstereS erhielt General Fab re, der aus dem alten GeneralstabScorpS bervor- gegangen ist und 6t Jahre zählt; in dem gleichen Alter be findet sich General Poilloite de Saint-MarS, der da« 12. CorpS erhielt und der Infanterie angehört. Durch das gleiche Teeret wurden drei Division-generale und seckS Bri gadegeneräle ernannt; von den elfteren gehören zwei der Infanterie an mit einem Lebensalter von 60 Jahren und einer der Cavallerie mit 58 Jahren. Von den sechs Brigadegeneräle» entstammen drei der Infanterie, einer der Cavallerie und zwei der Artillerie; im Lebensalter wechseln sie zwischen 5b und 58 Jahren, die ältesten geboren der Infanterie, die jüngsten der Artillerie an. — Iourdan, der Besieger ClSmenceau'S, ist Advocat in Marseille; er war Stabträger der dortige» Advocaten-Kammer. Er wird als begabter und beredter Mann geschildert. — Von den bekannten Boulanaisten schickten die Wähler Laguerre zu seiner Clientel, Maurice BarröS zu seinen Seh-Studien, Lalou zu der Direction der »France*, Revest zu seiner Pappdeckel-Fabrikation zurück. Im Ganzen wurden ihrer 13 des Abgeordneten-Mandats enthoben * Pari». 6.September. (Telegramm) DerGeneral- rath vom Departement Var nahm eine Tagesordnung an, wonach da» Departement den Wunsch ausdrückt, einen Tbeil der Kosten sür die französisch-russischen Festlich keiten in Toulon tragen zu dürfen. Das Votum hängt mit der Beschuldigung zusammen, daß der frühere Abgeordnete Clemenceau und das ganze Departement unerbittliche Gegner der französischen Allianz seien. Belgien. * Immer gewaltiger schwillt die vlamische Volks bewegung an. Um „die moralische und materielle Aus richtung des vlämischen Volkes durch die Muttersprache" zu befördern, wird jetzt ein vlämische» Volk-Parlament „Vlaamsche VolkSraad" in da- Leben gerufen. Am 1. October treten alle Vlamländer ohne Unterschied der politischen Richtung im ganzen Lande zusammen, um Vertreter zu diesem Parlamente, daS am 31. October und 1. November in Brüssel tagen wird, zu wählen. ES liegt auf der Hank, daß die Beschlüsse dieses Parlaments als GesammtanSdruck des vlämischen Volke- von großer Bedeutung sein werden. Schweiz. * Die Zahl der kür da« Initiativbegehren, daß da» „Recht auf Arbeit" ausdrücklich in die Schweizer Bundesverfassung ausgenommen werden soll, abgegebenen Stimmen beläuft sich nach einer Berner Meldung jetzt au 52 427. Verfassungsmäßig werden 50 000 Stimmen erfordert Die Frage wird also zur Volksabstimmung gelangen. Italien. * Rom, 5. September. Auch in den der Regierung freundlich gesinnten Kreisen ist mau von einem Artikel der „Italic» mtlitare" unangenehm berührt, der einen sehr kriegerischen Ton angeschlagen hat. Die oppositionelle Presse hat diesen Artikel aufgcgriffen und schlägt aus dem selben Capital. Hierdurch ist wieder Oel in daS Feuer gegossen worden, und da der Artikel auch von Berichten über Aeußcrungcn begleitet wird, die ein angeblich mit dem Kriegsminister Pelloux in Beziehungen stehendes Blatt diesen in den Mund legt, die gleichfalls säbelraffelnd gelautet haben sollen, so ist nicht zu verwundern, daß der sür die Regierung ungünstige Preßlärm neue Nahrung erhalten hat. Freunde der Regierung nehmen daher keinen Anstand, zu erklären daß man bester daran thäte, derlei publicistische Kundgebungen zu unterlassen, bezw. hintanzuhalten. ?. 6. Der Ministerpräsident Giolitti, der au» Monza bezw. Cavour wieder in der Hauptstadt eingctroffen ist, wird nunmehr mit den anderen dazu berufenen Mitgliedern de» Cabi„et- da- finanzielle Programm der Regie rung, das Giolitti in seiner bevorstehenden Rede in Dronero anzukündigen beabsichtigt, endgiltig seststellen. — Im Laufe diese» Monat- wird ein Denkmal de- ver storbenen Staatsmannes Depreti» in dessen Vaterstadt Stradclla enthüllt werden. — Die angrkiindigtc päpst liche Encyklika über die Rosenkranz.Andacht wird am 6. September Abend» veröffentlicht werden. — Der Papst hat dem Erzbischof von Baltimore, Cardinal Gib bon«, anläßlich des 25. Jahrestage« der Erhebung desselben zum Bischof ein werthvolle» Geschenk mit einem schmeichel haften Begleitschreiben übersendet. — Auf Ansuchen te- Bischos» von Madrid ist die spanische Pilgerfahrt nach Rom, die im September hätte stattsinden sollen, auf den October verschoben worden. Großbritannien. London, ö. September. Da» Oberbau» nahm mit 103 gegen Ob Stimmen den Antrag Honbury'», betreffend die Ber- Minderung der Behälter der Beamten, an. Diese« Lolum gilt al» eine Niederlage der Regierung. — Der erst« Lord der Adiniralilät, Spencer, beantragte die zweite Lesung der Homerule.Bill. Alle bisherigen Mittel, ihr Land zu befriedigen, seien ersolgloS geblieben. Spencer beschwört da- Hau», die Vorlage nicht abzu- lehnen, jetzt sei die Gelegenheit gegeben, ein großes Zugeständniß retwillig zu machen. Friede herrsch« überall, auch Irland sei ruhig. Im irischen Volke lebe jetzt infolge der letzten allgemeinen Wahlen und infolge der vom Unterhause angenommenen Maßregel die Hoffnung anstatt der Verzweiflung. „Zerstören Sie diese Hoffnung nichtl Indem Sie da» Zugesländnlß verweigern, wird da» irische Volk wieder der Verzweiflung anheimgegeben. Die Verantwortlich keit wäre eine schwere." Der Herzog von Devonshire beantragte di» Ablehnung der zweiten Lesung. * L«n-«n, 6. September. Die Blätter beschäftigen sich mit dem herzlichen Empfang, den der deutsche Kaiser in Elsaß-Lothringen gefunden, und erblicken darin den Beweis, daß die vom Mutterlandc inscenirte Gcrmanisirung in richtiger Weise vor sich gegangen sei. — Die „Times" beurthcilen die Ernennung Norman» zum Vicekönig von Indien sehr ungünstig. In einer Zeit, wo Eng land so wie so an Prestige verloren, bedürfe eS eines energischen MauneS. — Wie eine Melkung de» Neuter'schen Bureau aus ArnSley vom 5. September besagt, plünderten Tausende von Bergarbeitern die Gruben in SilkStoWn und Hoyland und verwundeten den Dircctor. — Die Behörden von ArnSley beschlossen die Herbeiziehung von Truppen aus Chesterfield. Die Streikenden waren mit Eiscnstangen bewaffnet, sie beherrschten so die Kohlen gruben und forderten die Polizei heraus, die unter Truppen- schutz und Schwierigkeiten sich Len Weg bahnte. Die Behyrdc erließ eine gesetzmäßige Aufforderung und kündigte an. daß nach 20 Minuten die Truppen Feuer geben würden, woraus die Bergarbeiter sich zurückzogcn. Rußland. * Der „N. Fr. Pr." wird aus Samarka»- gemeldet, daß daS kleine russische ExpeditionScorpS unter Comniando des Obersten Jan off, daS zu Beginn des MonatS Juni dieses Jahre- von Marghellan nach dem Altai und dem Pamir abgegangen war, um den 15. August a. St. wieder nach Fcrghana zurllckkehre. Oberst Ianoff sei trotz des erhaltenen Befehls nicht geneigt gewesen, eine Truppen Abtheilung in Sarhab am Fuße teS Hinbukusch übSb wintern zu lassen. Dagegen babe er beschlossen, zwei Posten zurückzulaffen. und zwar einen, wie schon im vorhergegangenen Jahre, im Thale von Murahab, und den zweiten in Alischur, nächst dem See von Uaschil-Kul. Die Expedition von 1593 Hahe demnach doch einen Schritt Die Kosaken und die Schützen- Orlenl. * Belgrad, S. September.' Der StaatSg«richt<hos ließ gestern sammtlichen angeklaHtrn Ministern die Anklageschrift zustcllen und gewahrte denselben dir größte gesetzlich vorgesehene Frist von 30 Tagen zur Einbringung einer schriftlichen Rechtfertigung. Ostindien. * Sir Henry Norman, der Gouverneur von Queens land, ist, wie bereit» kurz gemeldet, zum Vicekönig von Indien ernannt worden, wa< allgemein überrascht hat. Norman trat 1844 in die indische Armee, die er 1877 mit dem Generalsrang verließ. Er zeichnete sich später als Gouverneur von Jamaica au» und seit 1888 befindet er sich in Queensland, wohin ihn Lord Salisbury sandle, als die QueenSläuber gegen die Ernennung de-Anti-HomrrulerS Blake prolcstirkcn. Norman gilt al» Gegner jeder aggressiven indische» Politik. Die „TimeS" sprachen dem neuen Vice- könig auch genügende finanzpolitisch« und administrative Fähigkeiten ab, die gerade augenblicklich in Indien dringend ersorterlich seien. Jedenfalls wird e» dem neuen Vicekönig gleich nach seiner Ankunft nicht an Sorgen und an Arbeit fehlen So sind vor einiger Zeit auch in der nordwestlich von Bengalen gelegenen sogenannten Nordwestprovinz, und zwar in deren Ostdistrict Azimaar, wiederholt religiöse Ausschreitungen zwischen Muhamrdanern und Hin du« vorgekommen. Die Untersuchung hat nun ergeben, daß dieselben von den Gaurakschin SabhaS oder Kuh - Schutz - Gesellschaften der Hindu» auSgiagen, die vor einigen Jahren zur Pflege und Verbesserung der Viehzucht in» Leben traten, seitdem aber sich in eine große, weitverbreitete religiös-politische Gesellschaft vcr- wandell haben, welche da- Schlachten von Vieh in ganz In dien außer Hebung zu bringen trachtet und von allen Hindu- unter Androhung der Ausstoßung aus der Kaste ZwangS- beilräge einlrcibt Mindesten- 35 000 Personen sollen unter dem Zwang der Gesellschaft an den Ausschreitungen gegen die MliKaiiiedaner in jenem Bezirke betheiligt gewesen sein. Letztere aber sind zahlreich und rachsüchtig, so daß die Lage nicht ganz unbedenklich erscheint. Persien. * Ueber NothstandSunruhen in Persien wird dem KawkaS" au« Meschcd geschrieben: Am Morgen des 7. August versaiiimclle sich im Umkreise der Hauptmoschce des Iman Risa eine Masse Volkes wegen Bcrathung über eine Bittschrift an die Behörde zur Ergreifung von Maßregeln gegen die Brod- lheuernng. Da die Behörde ihren Forderungen gegenüber taub blieb und gar nicht« 1ha», wandten sich die Leute in ihrer Verzweiflung in Heller Wutb gegen die Brodbäcker. Die Läden wurden ausgeplündert und die Borräthe vcrthcilt. Sodann begab sich die Menge zum Gouverneur, unterwegs Alles kurz und klein schlagend. Die Polizei wurde mißhandelt, ebenso wie der Polizrimeister. DaS Palais deS Gouverneurs wurde mit Steinen bombardirt. Dem erschreckten Gouverneur gelang eS endlich, indem er dem Volk zum Abend Drod versprach, die Menge zu beruhigen und zum Auöeinandcrgehen zu bewegen. Amerika. * Rclv-Pork, 1. September. Zur Vorgeschichte des BeringSmeer-SchiedSgerichtS bringt die amerikanische Zeitschrift .Nation" einige interessante Enthüllungen. .Die Schiedsrichter", so äußert sie sich, .haben unS auf denselben Fleck gebracht, aus dem wir schon 1890 standen. Wir hätten damals dasselbe erlangen und die Kosten deS Schiedsgericht» sparen können. Von Anfang an bekundete die englische Regierung Geneigtheit, zu einer freundschaftlichen Berstän nach vorwärts gethan. abtheilungen hätten sich übrigens als > vigiing ;u"gelanaen. Herr Bayard war im Jahre 1858 auf dem ^Lmotosch "scheine d^r" Emir von Aiäl'a.nswn'"iem! I Lord ^lisbury alle^unse« Wün^K. durchzu- von Samvtäsch scheine der Emir von Afghanistan seine Forderungen auf Schipnar und Roschan gänzlich aufge^bcn zu haben. Die russische Politik habe daher ans dieser Seite einen großen Erfolg zu verzeichnen. Der Pamir stehe nun allen russischen Unternehmungen offen und Rußland habe auch bereit« die Halste jene» Gebiet« besetzt. * Petersburg, 5. September. (Telegramm.) Tic Negierung verlängerte den Termin für die Ausweisung der Juden nach der ihnen zur Niederlassung bestimmten Zone bis zum 1. Juni l894 und stellte in einzelnen Fällen den Gouverneuren frei, diesen Termin bis zum l. Juni l895 zu verlängern. * Odessa, 5. September. Der armenische KatholikoS ist hier cinaelrosfen. — Im hiesigen Hafen werden täglich ausländische Dampfer mit großen Massen Getreide beladen. >V. Sie«, 5. September. (Privattelegramm.) An den diesjährigen Herbst Manövern im Gouvernement Wolhynien nahmen Truppen au« dem ganzen Kiewer Militairbezirk, zusammen 90 000 Mann, Theil. Aus dem benachbarten Podolien, wo bekanntlich die Cbolera stark grassirt, sind 40 000 Mann angckommen, so daß die Be fürchtung naheliegt, daß in das bisher seuchcnfreie Gouver- mcnt Wolhynien gleichfalls die Epidemie versch lcppt wird. aichl Pr setzen. Die Verhandlungen wurden aber durch die Präsidenten wähl und die von Canada gewünschte Vertagung unterbrochen. Am 30. April bot Sir Julian Pauucefote Herrn Blaiae Alle» an, waS das Schiedsgericht jetzt der Union zugesprochen hat. Blaine glaubte eS abschlagen zu müssen; er erklärte, daß die Vereinigten Staaten sich nur mit Anerkennung ihre« abso luten Recht« aus das BeringSmeer zufrieden geben könnten. Der Antheil, der Herrn Phelp« an diesem Verlaus der Dinge trifft, ist nicht gerade erfreulich. In einem Briese vom 12. September l888 an Bayard rieth er der amerikanischen Regierung, England den Krieg zu erklären. Bayard legte diese erstaunliche Zuschrift bei Seite, al« aber Blaine zur Macht gelangte, fand er daS wunderliche Dvcument wieder; ja, noch mehr, er billigte den Inhalt und handelte danach. Im Jahre 1890 scheint Btaiue sich sehr ernstlich auf einen Krieg mit Großbritannien vorbereitet zu haben. * Washington, 5. September. (Telegramm.) Die Bank-Commission de« Repräsentantenhauses welche mit der Initiative für alle finanziellen Maßregeln be traut ist, hat heute Vormittag eine Sitzung abgehalten Hierauf vertagte sich die Commission auf eine Woche, nachdem zu ihrer Kennlniß gekommen war, daß der Präsident Cleve land, sowie der Schatzsecretair CarliSle den Wunsch geäußert hätten, daß alte Maßnahmen zur Beseitigung der Krisi» verschoben werden, bi- der Senat über die Abschaffung der Sherman-Bill abgestimmt haben würbe. Es ist augenscheinlich, daß die Commission diesem Wunsche Nach kommen wird. * Lima» 2. September. Die peruanischen Zeitungen sind besorgt über die Rüstungen, die in Bolivia und Ecuador , ur Zeit stattsinden. Dir Presse ist überzeugt, daß Chile da» Geld dazu geliefert hat. Marine. * Berlin, k. September. S. M. Fahrzeug „Loreley", Tom- Mandant Tapitaln-Lteutenant Grolp, ist am b. d. MtS. von Kou- tantinopel nach Port Laid in See gegangen. * Im Bereiche der Marine.Stationen der Ost- und Nordsee wird, nach einer Bestimmung de- Kaiser», die deutsche Küste ihrer ganzen Au-dehnung nach iu eine Anzahl Küsten, bezirke oetheilt, in welchen je eia Seeosficier als Küsten- bezirk«.Inspektor in Function tritt. Diesem Osficier untersteht da» Küstensignal-, Seezeichen- und Lootsenwesea, soweit eS der Marinevenvaltung unterstellt ist. mit Ausnahme der von den Hasen- capitainen zu Siel und Wilhelmshaven verwalteten Einrichtungen. Di« VerinessungSdiriaenten der Marinestationen kommen in Fortfall. Die Functionen derselben gehen an die KüstenbezirkS-Infpecloren über. Die KüstenbezirkS-Infpecloren sind in AuSsührung ihres Dienste» dem ReichS-Marineamt unterstellt. In Kiel und Wilhelms- haven sungtren sie daneben al» Referenten des StaiionScoinmandos. ES ist hiernach dt« Bildung folgender sechs Küstenbezirke an- geordnet worden: 1) di« Küste von Ost- und Weslpreußen, 2) die küst« von Pommern und Mecklenburg, 3) Lübeck und die Ost- küste von Schleswig-Holstein, 4) die Westküste von Schleswig-Holstein, autlchliehlich deS EldegebieteS, 5) das Elbe- und Wesergebiet, 6l das Jadegebiet, die oslsriestsche Küste und die Insel Helgoland. Schulwesen. —7. Der Jesuitenorden spielt jetzt «Ine wichtige Rolle. Zur Kennzeichnung seiner Bestrebungen aus dem Gebiete der Sckule mögen daher die nachstehenden Auslassungen dienen, dir dem „Hess. Schuibl." entnommen sind. Neuerding- macht auch der Jesuit v. Hammerstein in Schuifrage» und hat seine Herzenswünsche deutlich offenbart in der Schrift „DaS preußische Schuimonopol mit besonderer Rücksicht aus die Gymnasien." Mit dem Zedlitz'schen Schulgesetzen lwurf war dem JesuitiSmuS, wie Hammerffei» unum. wunden erklärt, noch nicht gedient, denn vor allem müssen die für Katholiken bestimmten Schulen „dem Einflüsse de- unvermeidlich vrotestanlijchen LultusministrrS" ganz entzogen werden. Es wird geklagt: „Seit einem Jahrhundert und darüber wird auf dein Gebiete der Schule in Preußen «in Culturkamps getrieben, stiller, aber ge- iährlicher als jener acute, unter welchem wir in den letzten Tecennien zu leiden hatten." Der Schulzwang muß entschieden beseitigt werden: „Der Staat bars fordern, daß die Kinder erzogen werden im Glaube» an Gott, in Achtung der zehn Gebote, im Gehorsam zegcn die zu Recht bestehenden Staalegesetze, daß sie auch die ibrig« nöthigc Mitgift sür das Leben erhallen, daß sie z. B. lesen, chreibe» u»d rechnen lernen. Für weilergebende Tinge sehe ich kein dringende» Vedürsniß de» vsseullichen Wohles. Was die Kinder in dieser Beziehung lernen sollen und wo »nd von wem sie es lernen sollen, da« hat der Vater zu bestimmen, nicht der Staat. Den Schulzwang und da« Schulmonopol, wie sie in Preuße» bestehen, halte ich sür durchaus locialistisch, sür «in exorbitantes Ein- greifen in daS elterliche Privatrecht. Tie betreffende» Ge- setze entbehre» sür einen großen Theil ihres rechtlichen Fundaments, sie sind nichtig, so gut wie eine socialistische, vo» einem Volks- slaate decretirte Aushebung alle» Private,genlhumS nichtig sein würde." Man darf diese Aeußerung durchaus nicht als bloße Privatmcinuiig betrachten, denn ein Jesuit veröffentlicht keine iolchc Schrift ohne Gutheißung seiner Oberen. Was also v. Hainmcrstcin fordert, bas sordert der Jesuitenorden und wird darum auch das Ec nimm fordern müsse», und wer init diesem pactire» will, möge sich im voraus darüber klar werden, wieviel schließlich zu bewilligen sein wird, um die Partei ziisriedcu zu stellen. Kunst und Wissenschaft. * Eine große gemeinnützige Stiftung hat der am 23. De- cember 1892 zu Vaden-Vaden verstorbene, auS Berit» gebürtige Rentier Emil Wentzei testamentarisch begründet, indem er vcr- sügte, daß sein ganze- beträchtliches Vermöge» der technischen Hochschule und der Akademie der Künste in Berlin zu Stipendienzwecken zusallen soll. Die Nutznießung verbleibt der Wittwe, so lange sie lebt, die Verwaltung >edoch wird durch die eigen« bestellten Kuratorien beider Anstalten geführt. Die Satzungen der „Emil Weiitzei'jchen Stiftungen" haben bereit- die landes herrliche Genehmigung erhalten. * lieber die Ausgrabung de» in Helgoland von Professor OlShausen aus dem Oberland in der Nabe deS alle» LcuchibiirmtS entdeckten Hünengrabes wird gemeldet, daß sich nach der sorg- sättigen Abhebung der oberen Steinplatte und Enliernung der Erd- tbeile das vollständige, aus der rechten Seite i»it gekrümmten Beinen liegende Skelett eines Menschen zeigte Nach der vorgeschrittenen Zerstörung und Verwitterung der Vorgefundenen Vronzelheilc scheint da» Grab au 2000 Jahre alt zu sein. * Breslau, ü September. Ein außerordentlich wcrihvolleS Ge- schenk ist, wie die „Schief. Ztg" mitiheitt, dem Museum schic- jischer Aiterthümcr von einem seiner Ebrenmitglieder, dem um die schlesische AliertbumSsorschung hochverdienten LbersllielUciiant Stöcket in Ratibor. gemacht worden. Bor einigrr Zeit wurden in der Presse die steinzeitlichen Ansiedelungen in der Umgegend von Ratibor besprochen, wobei aus das inaffenbastc Vorkommrn von Feuer st eingrräthen im Löß bei Eolonic Ltiitz hiugewtejeu wurde. Oberstlieutenant Stöckel hat diese Funde einmal über mich selbst. E» ist und bleibt mir widerlich, eine Stätte der Armuth und des Elend« zu sehen. „Konstanzel" rief Fräulein von DombrowSky, sich auS dem Wagen neigend. Ungern folgte die junge Dame dem Ruf und ritt dicht an die Equipage beran. „Nimm Dich in acht!" flüsterte Alexandra. „Diese plötzliche Herbheit steht in auf fallendem Gegensatz mit Deiner früheren Stimmung. Mau könnte allerlei Bermutbungen ausstellen. Kalte« Blut, mein Kind! Füge zu der ersten Tollheit nicht eine zweite" Wie von einer Natter gestochen, fuhr das Mädchen zurück. Die kalten grauen Augen schienen in ihrer Seele zu lesen, al« wäre diese ein aufgeschlagene« Buch. Eine Llutwclle särble da« schöne Gesicht. „Ich verstehe Dick nicht", erwiderte sie. „Du hast mich verstanden", sagte die DombrowSky, jede Silbe scharf betonend. „Handle darnach und wache über Dich." Von diesem Tage an kam Camory weniger häufig in da« Schloß ; nur ab und zu fand er sich ein, um der Höflichkeit zu genügen. „Er ist ein unberechenbarer Mensch, ein Pbanlast, den man am besten seine eigenen Wege gehen läßt", entschuldigte ihn Graf von der Lauen. „Ich kenuc ihn nun lange genug, um an seine Eigenheiten gewöhnt zu sein. Bald sucht er die Geselligkeit, bald flieht er sie. Ich habe meine Bemühungen, ihn zur Vernunft zurückzusühren, längst aufzegeben." Koustanzr wurde jetzt von fieberhafter Erregung ergriffen, die sie nicht verbergrn konnte Um die Stunde, wo Harald fönst zu erscheinen pflegte, lehnte sie am Fenster oder ging mn hochgerötheten Wangen aus und ab, zusammenzuckend, so oft die Klingel ertönte, oder Schritte auf dem Corritor laut wurden. Sie antwortete zerstreut und gereizt. ES peinigte sie, wenn man ihre Aufmerksamkeit fesseln wollte. Diese schwermüthige Stimmung wechselte zuweilen mit er zwungener Heiterkeit. Herr von Hohenfel« fragte niemals, täuschte sich aber längst nicht mehr darüber, daß der Seelen friede deS Mädchen« gestört war, »nd er fürchtete den Grund zu errathcn. Je unruhiger er sie sab, je mehr er beobachtete, daß ihre Gedanken weit abschweiften und daß sie Mir mechanisch sprach und antwortete, desto düsterer wurde er selbst. Einst nach Abhaltung eines kleinen ländlichen Feste-, da» in dem schon herbstlich gefärbten Parke stattsand, suchte Kon- stanze später al« sonst ihr Lager auf. Nervös erregt und fchwer seufzend, warf sie sich lange bin und her, bis endlich der Schlummer die Müde umfing; aber eS schienen keine aa- genehmeo, beglückenden Träume zu sein, in welche er sie wiegte, ^ennsie fuhr oft iah empor, entsetzt um sich starrend und dann wieder in einen Zustand seelischer und körperlicher Er schöpfung zurücksiiikend, der die Mitte zwischen Sä las und Wachen hielt. Wie vernichtendes Gift brannte eS in ihren Adern. Allerlei verworrene Bilder umgaukelten sie, sich fort während kaleidoskopartig verändernd. — War jetzt nicht an die Thürklinke gegriffen worden — schlich nicht Jemand näher? Ach nein — da- spiegelte ihr auch nur die üherreizte Phantasie vor — und doch! e« rauschte ja wie rin Fraucngewand — aber dir Augenlider Ware» so schwer — so schwer — sic wollten sich nicht öffnen lassen. Nein, da« konnte doch nicht Täuschung sein — da strich eine Hand über ihr Gesicht, eine eisige Hand und eine wimmernde, schluchzende Stimme murmelte dicht an ihrem Ohr seltsame, sinnlose Worte. Vergeben- bemühte sie sich, zu verstehen — die Stimme war ihr bekannt, aber wa« sie sprach, fo unzusammenhängend, so toll und phantastisch, wie man eS eben nur träumen kann; dazwischen hinein klangen Gebete — bang, verzweifelt, als rängen sic sich auS einer gequälten Seele empor, und dann wandelte sich da« inbrünstige Flehen wieder in eintönige«, ausdruckslose« Geplapper und dabei strich die eisige Hand immer über Stirn und Wangen der unbeweglich Liegenden. Welch ein häßlicher, wüster Fiebertrauml Wenn er nur enden wollte! Wenn sie da- Phantom nur wegsckeucheu könnte! — Aber eS wich nicht — eS fuhr fort zu jammern, zu beten, zu murmeln, und dabei flibltc Konstanze, daß da« grauenhafte Wesen sich über sie warf und immer schwerer und schwerer wurde. Wie ein furchtbarer Alp lag eS ihr aus der Brust, pressend, athemraubend — Ta zwang sie endlich die schweren Lider, sich zu heben, und starrte >n ein entsetzliche-, verzerrte« Gesicht, welche« dicht über dem ihrigen war. Zwei weit aufgerissene Augen funkelten sie an. wild und drohend. Ein Weiße«, über den Teppich hinschleppendeS Laken umhüllte die Gestalt de« Weibe«, da« zusammengekauert auf dem Bette saß, schwatzend, ächzend, geheimnißvoll flüsternd. War e- ein gräßlicher Wabn? Diese« Medusenhaupt, diese blutunterlaufenen Augen gehörten ihrer Mutter — und jetzt streckte daS Phantom beide Hände au», die krampsbast ge bogenen Finger wühlten sich in da« reiche Haar der Hilflosen, heißer, keuchender Athen, streifte ihr Antlitz. Da löste die Angst den jäbmendrn Bann Le« Grauen«. Ein gellender, markerschütternder Schrei ballte durch da« Gemach. Da» Mädchen suchte die schauerliche Bürde gewaltsam abziifchütleln — koch vergeben«. Da« war zu viel sür die überreizten Nerven Konstanzen«, noch einmal schrie sie laut aus, dann war eS ihr, al- rückten die Wände dicht aneinander, al» senkte sich die Zimmerdecke herab, al» läge sie im Sarge und da» grauenvolle Weib kauere aus dem Deckel desselben. Ein halbersticktc» Stöhnen entrang sich ihren Lippen und da» Bc- wußlsein schwand. (Fortsetzung folgt.) Aus dem vogelleben. Ich la» dieser Tage ein sehr fesselnd geschriebene» Feuilleton über mancherlei seltsame Unfälle, welche freilebende Thiere, insbesondere Vögel, der sorlfchreitenden Cultur verdanken. Der Artikel ries mir ein von mir selbst beobachtete» Errigniß in» Gevächtniß zurück, welche» zweifellos ebensall» für weitere Kreise von Interesse sein wird. An einem meiner Wohnung gegenüberliegenden Gebäude wurden bedeutende bauliche Ver änderungen vorgenommen, und bei dieser Gelegenheit auch die am Hause senkrecht niederlaufende Regenrinne durch eine neue ersetzt. Eine» Tage« nun sehe ick, bei zufälligem Aus blicken von meinem Fenster au«, daß sich hinter dieser Rinne etwa» regt. Anfang« hielt ich da« Betreffende für rin vom Winde herabgewehtes Blatt eine« am oberen Fenster stehenden Oleandrrbaume«. Bei längerer Beobachtung aber erkenne ich, daß r« ein Schwalbenflügel ist, der in krampfhaften Zuckungen sich auf und nieder bewegt: fast gleichzeitig kommt nun auch an der anderen Seite der Rinne der zweite Flügel de« qualvoll eingeklemmten ThierchenS zum Vorschein. Und dann, kauvi traute ich meinen Augen, sehe ich, wie sich an einer etwa« höher gelegenen Stelle La« gleiche klägliche Schau spiel zeigt — auch hier war eine Schwalbe eingeklemmt und mühte sich vergeben«, die Freiheit wieder zu erlangen. Ich bin eine große Thiersreundin und konnte selbst verständlich den Anblick nicht lange ertragen. Ich stülpte mir hastig den Hut auf und lies hinüber in« Nachbarbau«, wo noch Bauhandwerker aller Art beschäftigt waren. Schnell verständigte ich mich mit den Leuten und e« waren auch zwei von ihnen bereit, den armen Thieren zu helfen. Doch ging die« nicht so leicht, wie wir ansang« annahmen. Von Fenstern der dritten und vierten Etage konnten die Flügel der Vögel wohl ersaßt, letztere aber nicht daran hervor gezogen werden, weil sie alltu fest steckten. Dir gutmüthigen Maurer aber ließen sich auch größere Müde nicht verdrießen. Trotzdem dir« mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft war, lösten sie doch die beiden oberen Krampen, welche die Rinne an dem Hau- befestigten und lockerten diese non so viel wie möglich. Da zeigte sich denn, daß hinter der Rinne vier Schwalben steckten; zwei davon waren noch so munter, daß sie sofort ihre neu gewonnene Freiheit nutzen konnten; eine dritte war völlig ermaltet, konnle aber, als ich sic in die Luft warf, doch noch da« Weite suchen; die vierte war bereit- verendet. Die« ereignete sich am Freitag Nachmittag — als ich am Sonnabend früh an« Fenster trete und eineu Blick hinübcrscnde nach dem abscheulichen Schwalbensang, sehe ich — wie mir dabei z» Mulhe wurde, mag ich nicht beschreibe» — daß der Vorgang von gestern Nachmittag sich wiederholt; wieder mühen sich, diesmal an drei verjchiedenen Stellen, arme gcinarlcrle Vögelchen um ihre Freiheit. Mit schwerem Herze» entschloß ich mich zu nochmaligem Gange nach dem Bauplatze hin über, ich fürchtete, die Leute würden ob der erneuten Be lästigung unwillig werden. Aber wohl eingedenk de« reich liche» Trinkgeldes und ihrer Thierfreundlichkcit, mit welchem ich ihnen ihre Gutlhat gelohnt halte, kamen sie mir freund lich entgegen, und diesmal nahm der würdige Polierer „die Sache selbst in seine biedere Hand". Wieder wurde die Rinne vom Hause gelöst, und die noch ganz kräftigen Tbirr- chcn flogen mit jauchzendem Nus in« Blaue binein. An der HauSwand entlang nach oben sehend, vermochte ich nun zu entdecken, wie sich da» Unglück überhaupt ereigne» konnle. Die Rinne ging mit einer kurzen Biegung vom Dachfirst an da- HauS heran» den dadurch entstandenen Zwischenraum hatten die eben in die Heimalh zurückgckebrlc» Schwalben, eS war im Frühjahr, sich zum Nestbau erkoren. Beim Zutragen »nd Befestigen de« BaumalerialcS waren die betreffenden UnglückSthierr nun mit den kleinen Füßen abgenutscht, und zwischen HauS und Rinne gerathcn, da letztere nicht sehr dicht mit jenem verbunden war. Ich arbeitete nun mit dem Polierer einen Plan auS, der von ihm genehmigt und sofort durchgeführt wurde. Unver drossen kletterte er noch einmal bis m den vierten Stock hinaus und verstopfte den für die baulustigen Schwalben so verführerischen Raum mit alten Lappen, so daß sie hier zwar keine Heimath gewinnen, aber auch nicht mehr verunglücken konnten. Letztere« konnte ihr kleine« Vogel- Hirn natürlich nicht begreifen, denn Dutzende von Schwalben flogen noch stundenlang mit lautem Gekreisch an der Stelle hin und der, immer wieder versuchend, ob hier nickt doch noch anzukommen sei — sie alle hätte dasselbe Schicksal er eilen können wie ibre Gefährten, wenn nicht ein Zusall meine Blicke aus den kläglichen Vorgang gelenkt haben würde. LI. U.
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