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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893091201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-12
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
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I. WU M LeWW WM M WM U M MMg, 12. ZechM M. In den Landtagswahlen. * Im Auzeigentheil der gegenwärtigen Nummer d. Bl. befindet sich ein von den Herren Heinrich Freiherr von Friesen, Geh. Commerzien-Rath Albert Niet hammer und Commerden-Rath Curt Starke Unter zeichneter Ausruf, der sich un Allgemeinen au die Wähler der Ordnung-Parteien richtet und dieselben zu friedlichem Zusammenwirken vei den bevorstehenden Landtagswahlen aussordert. Die Genannten thun die« im Auftrag derjenigen 103 Mitglieder beider Stäntckammern, die am 23. Marz l892 die bekannte Erklärung abgegeben baben, ein solches Zusammenwirken bei den Wahlen herbeisühren zu wollen, und sic erbieten sich gleichzeitig, ohne in die Selbstständigkeit der einzelnen Wahlkreise eingreisen zu wollen^ dort, wo eS gewünscht wird, Rath zu ertbeilen bez. zur Schlichtung von Streitigkeiten deizutragen. Allem Anschein nach wird zu letzterem mehrfach Gelegenheit gegeben sein, denn eS ist eine ganze Reihe von Wahlkreisen bekannt geworden, in denen die Ordnung-Parteien sich bis jetzt in Betreff der Aufstellung ge meinsamer Caudidaten nicht haben einigen könne». * Als deutsch-socialer Candidrt für den sächsischen Landtag in den beiden Chemnitzer LandtagSwahl- kreisen ist nunmehr, wie anlisemilische Blätter melden, endgiltig Patentanwalt Theuerkorn in Chemnitz ausgestellt worben. Wenn die Antisemiten nicht »och ein besseres Ein sehen haben und zum Mindesten nicht im t. Chemnitzer Wahlkreis ihre Sondercanhitatur fallen lassen, dann dürste nach unserer Kenntniß der Verhältnisse der Siez der Social demokraten in beiden Chemnitzer Wahlkreisen so gut wie entschieden sein. Königreich Sachsen. Hl Leipzig, l2. September. Der sogenannte „Tauchsche Jahrmarkt", der in diesem Jahre aus den gestrigen Tag fiel, zeigte da« altgewohnte Bild regeren Verkehrs in einigen Hauptstraßen de« Osten« der Stadt. Namentlich die Dresdner und Chausseestraße waren von zahlreicheren Passanten als sonst belebt. Eine Hauptrolle spielten wie gewöbnlick bei dieser Veranlassung die Kinder, dir in allerhand phantastischem Aufputz einherstolzierten, Abends mit bunten Laterne» auf den Straße» erschienen und mancherlei Allotria trieben. Die Vergnügungs-Etablissements deS Ostens und Restaurants waren gleichfalls zahlreich besucht; man hatte hier auch für musikalische Unterhaltung gesorgt. ** Leipzig, 11. September. In einer von 60 Personen besuchten, im „Universitätskeller" abgebaltenen Töpfer Versammlung berichtete Herr Schwab über die Thätig keil des GewerkschaftscartelS. Der Genannte sprach sich tadelnd über diejenigen Gewerkschaften aus, welche sich über die Beschlüsse des CartelS binweggesetzt baben, namentlich in Bezug aus die Ablieferung der Gelder für das AuskunstS- bureau in gewerblichen Streitigkeiten (welche an da- Cartel erfolgen sollte) rc. Wie Redner mittheilte, haben bereit- zehn Gewerkschaften ihre Vertreter vom Cartel zurückgezogen und zwar mit der Motivirung, daß das Cartel eine erfolgreiche Thätigkeil überhaupt noch nicht ent wickelt hätte. Auch Herr Schwab, der bisher Vertreter der Töpfer war und den Vorsitz im GewerkschaslScartel führte, legte sein Amt nieder. An seine Stelle wurde Herr Weigmann als Vertreter gewählt. AuS den weiteren Verhandlungen ist »och mitzutheilen, daß die Versammlung 30 -e für die streikenden Steinmetzen in Dresden be willigte. (Der Streik ist jedoch schon beendet.) Sodann hat die Cassenführung deS Vertrauensmannes rin Deficit von 53 -L ergeben: derselbe hat sich zur Deckung des fehlenden Betrages verpflichtet. Leipzig. 11. September. Tie gestern vom Schreber verein der Nordostvorstadt auf dem Schreberplatze zu Neustadl veranstaltete Gartendau-Auöstellnng gab ein recht erfreuliches Bild gärtnerischen Streben« der betbeiligken Gartenbesitzer. In bunter Reihe waren Blumen und Früchte, alle in den Gärten des Nordostvorstädtischen SchrcbervcreinS gezogen, gruppirt und boten in ihrer Gesammthcit ein bunte«, dem Auge wohlgefälliges Bild; neben den Rosen in mannig- fachen Variationen und - neben Sommer- und Herbstblumen verschiedener Art waren Baum- und Feldfrüchte zur Stelle gebracht. InSgesammt batten 200 Aussteller über 360 vcr schiedene Objecte ausgestellt. DzsIchpnsten der Ausstellung- iücke wurden mit werthvollen Preisen oder mit Diplomen 'edacht. Sehr hübsch war da« Mittelarrangement der Ans tellung ausgefallen; inmitten von Blumen waren die Büsten de« Kaisers Wilhelm H. und deS Königs Albert ausgestellt, umrahmt von Fahnentuch in den sächsischen und deutschen Farben. Allgemein wurde die Ausstellung als eine der gelungensten Unternehmungen deSNordostvorstädtischcnSchrebcr- vereinS bezeichnet. — Otto Moscr'S Führer und Plan vonLeipzrg ist soeben in elfter Auflage im Verlage von Richard Bauer hier erschienen. Das recht sauber auSgestattete, mit noßem Fleiß bearbeitete Büchlein, für besten Beliebtheit eine wiederholten Auslagen deutliches Zeuguiß ablegen, bat jetzt wesentliche Erweiterung und manche anerkcnnenSwertbe Ergänzung erfahren. Unterstützt durch zwei übersichtliche Plane bildet das Buch einen recht zuverlässigen Führer durch die Stadt mit allen ihren Sehenswürdigkeiten, Berkehrs- anstalten und -Einrichtungen, daS zur Anschaffung Jeder mann empfohlen werden kann. Eine kurze Geschichte der Stadt Leipzig vervollständigt den Inhalt deS Buche-, ba usch manche Auslage zu erleben berechtigt ist. r. Die gestern im Saale des Kaufmännischen Vereins von Herrn Fritz von Zimiiierinaiiil veranstaltete Ausstellung pholo- grayhifcher Aiisnaymen aus Ostindien fand die uugettieilte An erkennung der zablrcichen Besucher. Es waren gegen 200 große Photographien, die Herr von Zimmerniann bei seinem längeren Aufenthalte in den letzten Jahren in Ostindien mit Umsicht und Geschick gesammelt hat und dieLandjchajle», Volkstnpen, Slraßenbilder, Bauwerke aus den Städten und der Umgegend von Bombay, Calcutta, Delhi, Agra u. a. m. zur Anschauung bringen. Rebe» den mächtigen Bauwerken der alten Zeit sah man die neueren prächtigen Baute», die Leichenbestattung der Hindus durch Feuer und die abstoßend wirkende der Parsis, welche ihre Todten aus be sonders dazu hergerichteten Gebäuden (Thurine des Schweigens) den Geyern vorlegen, und ebenso erhielt man einen Einblick in das Strahenleben, in den Verkehr in den BazarS, wie endlich auch die prächtigen tropischen Landschaften jenes Wunderlandes zur Dar stellung gelangten. Herr von Zimmermann war in der liebens würdigsten Weise bemüht, den Besuchern aus gestellte Anfrage» ein gehende Erläuterungen zu geben, und erwarb sich auch hierdurch, wie Lurch die uneigennützige Ausstellung seiner schönen werthvollen Sammlung den wärmsten Tank der Besucher. —s. Der Leipziger Zuschneider-Bercin hatte am Sonntag im Saale der „Bauhütte" einen Familienabend arrangirt, der in allen seinen Theile» ausgezeichnet verlies. Zithervorträge, die vom L -Eutritzscher Zitherclub in ansprechendster Weise ausgcsührt wurden, wechselten mit humoristischen Vorträgen, so daß wohl für Jeder- mann Anregendes und Belustigendes geboten mar und der Beifall kein Ende nehmen wollte. Von II Uhr ab vereinte ein gemüth- liches Tänzchen die Theilnchmcr in fröhlichster Stimmung bis zur frühen Morgenstunde. r. Dcr dramatische Verein „Faust" hielt gestern in „Köhler's Gesellschaftsbaus" einen Theaterabend ab, der sich eines so zahlreichen Zuspruchs erfreute, daß der Zuschauerraum Übersicht war und viele später Kommende Zutritt nicht mehr er langen konnten. Zur Aufsühruug wurde gebracht: „Der Salon. Tyroler", Lustspiel in 4 Acten von G. v. Moser. Die Vorstellung war eine wohlgelungenc, indem sämintlichc Mitwirkende fest in ihren Rollen waren und durch flottes Zusamincnjpiel Len Inhalt des Stückes zur vollen Geltung brachten. Die Zuschauer erkannten deshalb auch die Leistungen der Darsteller durch lebhaften Beifall am Schlüsse jedes Actes und durch Hervorruf zu Ende dzp Stückes an. 6. Am Sonntag Abend beging der hiesige dramatische Verein „Minerva" im Saale der „Thalia" in der Elster straße die Feier seines siebenten Stiftungsfestes durch die Aufführung der dreiactigen Posse von Wilken und Iustinus: „Kyritz-Pyriy", sowie durch einen solennen Ball. Die „Minerva" nimmt unter den hiesige» zahlreichen dramatischen Vereinen einen geachteten Standpunct ein, da es von ihr bekannt ist, daß sic nur gute wohlvorbereilcte Aufführungen veranstaltet. Es baben sich daber die Theater abende der „Minerva" stets eines guten Besuches zu ersreuen gehabt, wußte man doch bei ihnen im Voraus, daß man au^ eine hübsche Unterhaltung mit Bestimmtbeit rechnen konnte. Auch am vorgestrigen Abend batte sich ein sehr zahlreiches Publicum eingesnndcn, was um so erfreulicher ist, als der Verein den Reinertrag des Abends einer wohlthätigen Sammlung zu überweisen beschlossen bat. Gespielt wurde recht wacker, so daß die beliebte Posse aufs Beste zur Geltung kam. Der lebhafte Beifall, den das Publicum spendete, darf nach alledem als ein wohlverdienter bezeichnet werden l Frisch und munter spielte namentlich die Darstellerin deS t Secundaner Tblllecke ihre Rolle, schade, daß man ihr das I hübsche Austrittslicv deS zweiten Acteö gestrichen halte. Ihr ccundirte die Susanne aufs Neue und auch die Rolle der Frau Soltmann hatte eine paffende Vertreterin gesunden. Von den drei Kyritzern, die ihre Ausgaben ganz prächtig lösten, war namentlich der Bäckermeister Rux eine köstliche Figur. Auck die drei SangeSbrüder aus Pyriy fanden sich mit ihren Rollen gut ab. Auck die lustigen Weiber von Kyritz waren durch die eifersüchtige Stadlkämmerin, die poesieliebende Apothekerin und die resolute BLckermeisterin vortrefflich vertreten. Ebenso erfüllten die Darsteller der kleineren Rolle» vollauf ihre Schuldigkeit. Mehr Eindruck hätte das Stück noch gemackt, wenn nicht zwischen den einzelne» Bildern so große Pausen gewesen wären. H Leipzig, 12. September. Der gestern Vormittag ari der Pleiße gezogene Leicknam ist nackmalS als derjenige eines 2 l iäkrigen Dienstmädchen- aus DroSkau bei Altenburg, welches bisher am Roßplay bedienstet gewesen ist, rccognoscirt worden. DaS Motiv zur Thal ist unbekannt. —e. Am Floßplatz versuchte gestern Mittag ein Arbeiter aus den Bock einer im Gange befindlichen Droschke zu steigen, verlor jedoch dabei den Halt und siel rückwärts herab, wobei ihm ei» Rad über den Fuß ging. Er trug außerdem eine Wunde am Kopse davon. —5.«. Von Krämpfen wurde gestern Mittag in der Longen Straße ein Arbeiter befallen. Mehrere Vorübergehende nahincn sich des Bedanernswerthen an und trugen ihn in eine nahe Haus- slur, wo er sich bald wieder so weit erholte, daß er nach seiner Wohnung geführt werde» konnte. ---- Aus dem Bureau des Stadttheaters: Im Neuen Theater gelangt heute „Julius Cäsar" zur Ausführung. Im Alte» Theater werden die Einacter „Die Verlobung bei der Laterne" — „Bei Wasser und Brod" und „Die schön« Galathea" gegeben. — Die Erstaufführung der neuen großen Oper „Asraöl" von Franchctti findet bereits am Freitag, den 15. d., statt. Infolge dessen tritt im Repertoire vieler Woche eine Verschiebung der Vorstellungen am Freitag und Sonnabend ein, dergestalt, daß am Freitag nunmehr im Neuen Theater „Asraöl", im Alten Theater „Zwei glückliche Tage" und am Sonnabend im Neuen Theater „Die Großstadtluft", im Allen Theater die Operette „Der lustige Krieg" in Sceue gehen. — Das Schliersecr Bauerntheater, welches bekanntlich in dcr ersten Hülste des Monats November auch Leipzig einen Besuch alistatlet und im Carolatheater seine Borstelluugen geben wird, erregt noch immer in München, obgleich es nun schon die zehnte Woche im Gürtnerplatz-Theater spielt, so lebhaftes Interesse, Laß das Theater an den Ipielabcnden der Schliers« er bis aus das letzte Plätzchen ausverkault ist. Am 20. September treten die Schlierseer ihre Kunstreise an, die sie für die Tauer des Oktober- monats nach Berlin und, wie gesagt, die ersten Wochen des November nach Leipzig führt. tz. Krysl all-Palast. In der Neuen Halle concertirt heute zum vorletzten Male die Capelle deS künigl. bayerischen l. Pionier- Bataillons aus Ingolstadt unter Leitung des Stadshornisten O. Teichmann Anfang 8 Uhr. Gewöhnliche Eintrittspreise. — In der Alberthalle finde» heute unwiderruflich die letzten Vor führungen der Ricsen-Pracht-Tableaux durch Professor A lbus statt. Der Billcl-Vvrverkaus befindet sich an der Cassc des Krystall-Palastet von 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags. Anfang der Vorstellung ' .8 Uhr. — Heute Abend findet im Burgkeller Familien-Concert mit gewähltem Programm statt. * IKohlis, 10 September. Wie üblich, hielt dcr Gemein nützige Verein „Vorwärts" in dcr „Obersckänke" seine MonaiSversammlung ab. Zunächst fand die Ausnahme neuer Mitglieder und die Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten und sonstiger Eingänge statt. Hieraus hielt der Vereinsvorsitzende Herr Lehrer E. R. Müller einen Vortrag über seine letzte Reise durch Oesterreich-Ungarn und Steiermark. Der Herr Vortragende gab außer den üblichen Natnrschildcrungen hauptsächlich Ausschlüsse über wirtkschaftlichc Verbältniffc, sowie Uber die des VerkebrS. Eine große Anzahl von Photographien und anderen Darstellungen diente zur Erläuterung, und eS erntete der Herr Redner sür seine interessante» Ausführungen den Beifall der Versammlung. — Ah-dann kamen verschiedene Anträge zur Besprechung. Zunächst wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Bänke des RosentbaleS doch mehr sur die Er wachsenen bestimmt und die Kinder ans die Spielplätze ver wiesen würden, und daß der Tchuttberg im Rosenthale aus sanitären Gründen, soweit eS daö weitere Ausschütten gestatte, besäet werden möchte. Eine Petition an den Rath der Stadt aber beschloß man bezüglich deS diesseits dcr Bahnstränge nach Gohlis zu gelegenen ThcilcS von Eutritzsch, der bereits polizeilich unv von dcr Post zu Gohlis gezahlt würde, daß derselbe dem letztgenannten Stadttbcile zugerechnct, und daß die allzu häufige Ausstellung von CarrouffellS und anderen Schaubuden im Sladttheilc Gohlis untersagt würde. L Paun-Pors, 10 September. Die Gründungsfeier der hiesigen freiwilligen Feuerwehr fand am gestrigen Tage und heute statt. Eingeleitet wurde die Feier durch einen CommerS, der gestern Abend im „Neuen Gasthofe" abgehalten wurde. Eröffnet wurde derselbe durch den Commandanten. Herrn Georg Schumann, der in seiner Rede die Glieder der freiwilligen Feuerwehr daran erinnerte, daß dieselbe nicht dazu da sei, fröhliche Feste zu feiern, sondern im Falle der Noth mit allen Kräften dem bedrängten Nächsten Hilfe zu bringen. Ein von Herrn Prokurist Carl Klein vcrsaßtcS Festlicd trug wesentlich dazu bei, die Stimmung zu einer festlichen zu gestalten. Der heutige Festtag ward durch einen Weckruf eröffnet, um ('»10 Uhr fand Kirchenparade tatt, nach welcher sämintlichc 30 Mitglieder der Feuerwehr am Gottesdienste theilnahmen. In der Predigt nahm Herr Pastor I>r. Kritz aus den Festtag Beziehung. Nachmittag- war ein Festzug durch die Straßen, an dem 16 auswärtige Feuer wehren und 6 hiesige Vereine sich bctheiligten. Der Festzug wurde durch ein Exerciren der Compagnie unterbrvchen, welches bewies, daß eS sich die hiesige freiwillige Feuerwehr angelegen sein läßt, Tüchtige- zu leisten. Die Gründung einer Feuerwehr war sür PaunSdorf, da- jetzt gegen 4000 Ein wohner zählt, ein dringendes Bedürfniß; denn mit dem Fener- zeicken von Hau- zu HauS war nicht mehr auszukommen. Daß nun die freiwillige Feuerwehr den Wünschen dcr Ein wohnerschaft cntgegengckommen ist, bewies die außerordentlich reiche Schmückung der Häuser und nicht minder die Be grüßungsrede des Herrn GcmeindcvorstandcS Dölling. L. Wcrmsdors. l l. September. DaS erste Wald fest, welches der Mission-Verein sür Wcrmsdors und Umgegend am 10. d. M. auf dem Kollmberge abbiclt, nahm einen sehr anregenden und günstigen Verlauf. Bon allen Seiten aus Stadt und Land waren die Freunde derartiger Veranstaltungen zahlreich Herbeizekommen. Außer einigen allgemeinen Ge sängen erfreute der Pfitzer'sche Gesangverein auS Oschatz unter Leitung des Herrn Seminaroberlehrer Mohn die Zu hörer durch seine musterhaften Leistungen. Den einzelnen Gesängen folgten Vorträge. Nachdem Herr Pastor Nau mann aus WermSdors die Festtheilnckmer bcrzlichst begrüßt hatte, sprachen die Herreu Pastor vr. Fritzscke über den „Kollmberg vor lOOO Jahren", Pastor Lange auS Luppa über „Götzen und Götzendienst in alten Zeiten in unserer Gegend", Pastor Talatzko auS Hubertusburg über „Uganda" und Pastor Paul aus Lorenzkircken über da« Tbema: „Vom Kilimandscharo". Sämintlichc Vorträge boten des Interessanten viel und wurden mit Spannung entaegrn- genommcn. Nach einem Schlußworte de« Herrn Pastor Kranichfeld aus MabliS gingen die Schwestern de« PflegerinnenhauscS aus HubertuSburg umher und nahmen Gaben für die äußere Mission entgegen. Die gauzc Ver anstaltung machte auf alle Theilnchmcr einen nachhaltigen Eindruck. * Zwickau. 11. September. Ein vierzehnjähriger Bursche hier hat zum Nachtheil seines Principal- einen Geldbrief mit lOOO ^ Einlage unterschlagen, auch einen Theil de« Geldes bereits vertha». Derselbe Bursche hatte in den letzten Tagen eine Sammlung sür die Dortmunder Ver unglückten unbefugt in Scene gesetzt und sich dadurch 74 , erschwindelt. fi. Planen. 11. September. Dcr Fürst von Neuß j. 8. passirte gestern Nachmittag den hiesigen Unteren Bahnhof. Er befand sich aus dem Wege nach Ungarn, um einen Aufent halt auf seinen dortigen Gütern zu nehmen. — In Schwand (Bahnstation Weischlitz, AmlSbauptmannschast Plauen) ist heute Morgen >/,2 Uhr im Ritter gute (dem Kammer- Herrn v. Naundorfs auf Geilsdorf gehörig) rin größere« Schadenfeuer auSgebrochen. Abgebrannt ist die Stallung, wobei u. A. zwei Pferde mit verbrannt sind. DaS herrschaft liche Wohnhaus ist erhalten worden. ch. Aus dem vogllande. In Zollgrün — einem freundlichen Dorfe deS FürstcnthumS Reich j. 8. — lebt schon seit nahezu zehn Jahren ein Einsiedler in einem von drei Seiten von Wald umgebenen Steindrucke. Als Wohnung dient ibm eine im Steinbruche von ihm selbst erbaute Hütte auS Lehm und Brettern, hoch genug, daß ein Mann in derselben aufrecht sieben kann. Eine niedrige Thürösfnunz sührt in La« Innere. Ein ZiegenstaU. zur Zeit ohne Ziege, befindet sich mit in dieser Wohnung, die bis vor Kurzem auch eine Anzahl Kuh hasen mit bewohnt baben. Da sich eine Diele in der Hütte nicht I befindet, ist eS den Kaninchen nickt schwer gefallen, sich ein Loch zu I wühle», daS sie zu ihrer Flucht benutzt haben. Als lebende ^eiiHetsn. Von Algier nach Oran. Bon M R Scheack. H. ,S!»chkruck vcrdotkn.» Blidah, 23. März 1893. Der in Algerien geborene Franzose liebt sein Vaterland in aufrichtigster Weise, spricht mit Stolz davon und freut sich, wenn er eS auch von Andern bewundert sieht. Er unter scheidet sich darin sehr vorthcilbaft von den vielen Franzosen de« Mutterlandes, die hierher kommen nur in der Absicht, so schnell als möglich Geld zusammenzurafien und dann schleunigst wieder in die Heimatb zurückzukehren. Ein solcher wahrer Algerien war eS, der unS von „Medöa" vorgeschwärmt hatte, und wir bereuen nicht, seinem Rathe gefolgt zu sein. Wundervoll ist die Gebirgsbahn, die von Blidah südlich abzweigt und bis Berronghia führt. Sie ge winnt bald die Chiffa-Schlucht. Tunnel folgt auf Tunnel, und lustige Eisenconstructionen überbrücken in großer Anzabl den rauschenden Bach. Bei der Station Camp fies cficne» ist die Schlucht zu Ende, und eine fruchtbare Gebirgsland schaft mit Farmen und kleinen Gehöften erfreut da« Auge. Alle- ist wohl cultivirt, Alle« Acker, Weinberg, oder reiche Weide. Wir erreichen Mouzaia, den Ort, wo nach Sage der Araber Si Mohamed-Borr-Chakour (Mann mit der Hacke), gleich einem Mose-, den Fels spaltete, so daß ein Bergstrom hervorquvll, der die bis dahin öde Gegend in ergiebige« Land umwandelte, dessen Wasser aber außerdem die Kraft batte, Wunden sofort zu heilen, die die Kämpfenden erhalten hatten. Mohamed-Borr-Chakour war ein heiliger Greis, der auf den Graten der Berge cinherging und die Thäler überschritt, al» hätte er Flügel. Er verrichtete viele Wunder aller Art und wurde ein Wohlthätcr der TribuS, die sich in der Gegend in ewiger Feinschaft bekriegten, indem er Frieden unter ibnen stiftete und sie ihre Länder bebauen hieß Hock oben aus der Spitze de« Mouzaia Berge« ist seine Koubba (Grabmal), zu der man heute noch in frommer Verehrung pilgert und an der man in Zeiten großer Trockenheit um Regen fleht Nach dreistündiger Bahnfahrt gelangten wir nach Medöa. Reizend im vollen Gebirge gelegen, hat e» wie alle Nieder lassungen hier eine weite Vergangenheit, die bis auf das römische Mediae oder ad Media« zurücksiibrt, sogenannt, weil e« Halbweg- lag zwischen rer Station Tirinadi dem bcutigc» Berronghea, und Susasar Amoura. In dcr französischen Eroberungs-Geschichte ist eS ein Platz schlimmen Gedenken« Rack Benyergreisung Algier« bemächtigte man sich am 17 November >830 auch McdeaS Ein neuer Bey wurde eingesetzt, zu besten Schutze >200 Mann de« 7000 Mann starken Expedition« - CorpS zurückblieben Aber schon am 27. November wurde diese Besatzung zun, Abzug gezwungen, und man war genöthlgt, den neuernannttzfi Beh nach Algier zurückzuführen. Fünf Jahre später versuchte man aufs Neue Fuß zu fassen, wie eö scheint, mit gleich unrübililichem AuSgange, denn nach Verlaus eines Monats ist dcr ncu- ernanntc Bey Mobamed-ben-Hussein in dcr Gewalt Abd-el- Kader'S, und von dem Schicksale der Truppen schweigt man gänzlich. Erst 1840 gelingt die thalsächliche und dauernde Unterwerfung — zehn Jahre nach dem ersten Versuche! DaS bcutigc Städtchen Medöa mit seinen Cinwebnern bietet an sich nichts BemerleuSwertheS: eine starke Militair- station und daneben Straßen und Plätze, in denen eine gemischte Bevölkerung nebeneinander lebt, sich mebr oder weniger liebend oder haffend. Der Italiener mißtraut dem Spanier, Beide mißtrauen dem Araber. Der Franzose mißtraut Allen, und Alle vereinigen sich in dem Mißtrauen und in der Verachtung dcr Juden, die diesen Haß mit Stolz und Selbstgefühl ertragen. Auch hier aiebt es eine Anzahl Elsaß-Lothringer, die man durch die Zuthcilung von Land gegen sehr geringe spätere Bezahlung, besonders aber durch die Herabsetzung der Militairdicnstzeit, auf ein Jahr für ihre Söhne augelockt hat. Sie sind meist nicht entzückt mit ihrem Tausch. Das Land ist nicht- Werth, und um eS ertragSfähig zu machen, müssen sie mehr arbeiten als daheim. Mißernten durch Trockenbeit sind natürlich häufiger hier als anderswo, und dann treibt >edeS Mal der Wucher sein Wesen, so daß die Leute ver schulden und abhängig werden von gewiffenlosen Darleihern Dazu bleibt doch bei de» Meisten die Sehnsucht nach der Hrimath, und so kommt es, daß sie unzufrieten sind, un zufrieden mit sich und mit Frankreich und mit Deutschland. Und merkwürdige Fügung deS Schicksals: sie. die dem Vaterlande zu Liebe und aus Patriotismus verließen, was ibnen lieb und theuer war, die nicht unter dem neuen Regiment diene», nicht dem Reiche augehören wollten, sic gelten hier als Deutsche, als Ausländer. Unterwegs, den 24. März >893. Die Fahrt nach Tlemcen, Linie Algier-Oran, geht über Affreville, OrleanSville, wo augenblicklich die Huiigcrsnolb ganz besonders herrschen soll. Von vielen Seiten wird die Eristenz eine« außerordentlichen Zustande« bestritten und bc- bauptet, daß unter den Eingebornen, die zum Arbeiten zu saul sind und fick lieber vom Bettel nähren, daS Elend permanent wäre. Andere wissen von gräßlichen Dingen zu erzählen, von vielen, vielen Opfern, die der Hungertyphus schon dahingerafft rc, und in jeder kleinen Stadt regt eS sich mächtig, dem unheimlichen Gespenst« zu Leibe zu geben Natürlich ist der erste und „geeignetste" Schritt der — WohlthäiigkeitSbazar. Schade, daß. bevor derselbe zu Stande kommt, bevor dir Aufrufe brratben, abgeändert, gedruckt, de vor die Geschenke eingegangen und geordnet, bevor die kleinen und großen Intriguen zwischen den Bctheiligten geschlichtet und — bevor die Toiletten der Damen soweit sind, daß man zur würdigen Eröffnung „verschreitcn" kann, die Hungernden immer weiter darben und immer weiter sterben. Der Hunger läßt sich nun einmal nicht vertrösten. Der flüchtige Reisende bemerkt nicht- von außerordent lichem Nothstante. Dennoch kann man wohl denken, daß die außergewöhnliche Trockenheit in dieser warmen Zone un günstige Folge» haben mag. In den südlichen Regionen Laghonat, Onargla rc. müssen die Hcrdenbesitzcr in Folge Futtermangels und Dürre der Weiden ihre Thicre zu Spott preise» ve>laufen, Hammel z. B. mil l FrcS. daö Stück. Die Saaten sind zurück, und was gut steht, wird braun vom Sonnenbrand. So kann man denn nur an- ganzem Herzen den Regen herbeiwünschcn. Ob er vermag an dcr Lage rer Araber etwas zu ändern? „Wo dcr Pflug einzieht, zieht dir Schande ein" — lautet ein Gesetz reS Korans, welches daS ritterliche NichtStbun sanctionirt. Ter Fatalismus hilft seinerseits zur Stärkung deS angeborenen Phlegma«, und so fehlt die Grundlage aller Cultur: die Arbeit. Dabei sieben sic jetzt gleich den Franzosen unter französischer Gericht« barkeit. In allen ihren RechtSbändcl» entscheidet fran zösische« Recht, und der französische Rechtsanwalt führt ibre Angelegenheiten. Ahnungslos von Allem, was in den Verordnungen und Entscheidungen steht, lassen sie sich in einen Streit ein, dcr früher vor idrem Kais mit wenigen Worten geschlichtet worden wäre. Termin folgt auf Termin, Kosten häufen sich aus Kosten, und wenn schließlich die Sacke zu Ende komm», feblt eS am Geldc zur Bezahlung. Nun stritt der Gerichtsvollzieher in Thätigkeit, und der Rest ist — Armuth, Elend, Uiizusriedenheit. So kann wohl der RezicrungSbeamte Recht baben. der mit mir fuhr, wenn er sagte: „Wie tbörickt die Mühe! Nie werden die Araber unsere Freunde. Nur eine günstige Ge legenheit, »nd sie lehnen sich wieder auf. Rechne man doch ja nicht auf Alissöhining oder gar aus Dankbarkeit von dieser «eite." — Wer ist Schute? — Lin merkwürdiger Alein. Im Besitz deS jüngst verstorbenen Herzogs Ernst von Coburg-Gotba. de« ebenso eifrigen Beschützers als «elbst- sördererS von Kunst und Wiffensckast, befand sich eine« der merkwürdigsten Naturproducle, dessen Beschreibung dem Leser sicher interessant sein wird. Es ist bekannt, daß man in den sog. Bergkrystallen bi- wcilen steine Wassertropsen in Höhlungen eingelckloffen findet, wie si« auch im Cbalcedon Vorkommen. Beite Steinartrn aber besteben hauptsächlich au- Kieselerde, die in der Natur in ungeheurer Menge sich sinket und im reinsten Zustande die wafferbellen, ziemlich barten Bergkrystalle bildet, die je nach ihrer Färbung verschiedene Namen führen; denn sind sie violett gefärbt, so beißen sie Amethyste, mit bräunlicher Färbung RaucktopaS rc. Der Cbalcedon dagegen kommt großeiilheil« in kugeligen, traubigen Masse» in den manmg faltigste» Gestalten vor. Seine Farbe ist bald grau, bald weiß, gelb oder braun, bald findet er sich mit mehrere» Farben gestreift oder qewalkt und oft mit meeS- oder baum artigen Zeichnungen (MocSachate) versehen. Der oben erwähnte gelbliche Stein ist rin Cbalcedon von gelblich-bräunlicher Farbe und länglich runder Form. Seine größte Länge beträgt 7 cm bei einer Breite von 6 cm. Die ganze Oberfläche ist glatt geschlissen und fein polirt, ebenso auch die untere Fläche, die nur einige unregelmäßige Ver kiesungen zeigt, an denen der muschlig-schlittrige Bruch de« ChalcedonS sich zeigt. Dieser Stein ist hohl und die Wan dung, wie man dies beim durchscheinenden Licht deutlich zu erkennen vermag, nicht überall von gleicher Dicke, im Innern jedoch mit einer Flüssigkeit anaesüllt, die jedenfalls au« Waffer destkbt und zwei Drittel des hohlen Raume« einnimmt. Wie der Cbalcedon entstanden ist, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, doch muß er höchst wahrscheinlich all dem Waffer ansgeschieden sein, denn sonst wären die Wasser- einschlüssc ganz unerklärbar. Diese Ausscheidung kann aber auch nur bei einer sehr hohe» Temperatur ftaltgesunden baben, sonst wäre die Masse nicht eine so gleichförmige, dichte, die ganz ras Anseben einer geschmolzen gewesenen Substanz bat. Eine solche Ausscheidung von Kiesel- Massen kann dann natürlich auch nur unter einem staikc» Druck möglich sein, und wahrscheinlich gehört dcr Cbalcedon mit zu den ältesten Mineralproducten, entstanden bei allinäliger Abküblung der Erdrinde in den mächtigen Höhlungen großer GebirgSmassen, die äußerlich bereits erkaltet waren, im Innern jedoch noch glübende Wasserdamxfc ein schloff,n, aus denen beim endlichen Erkalten derartige Kiesel- gestnne, wie Bcrgkrnstall und Cbalcedon, sich auSschieden. Aus viese Weise läßt sich erklären wie in diesen Gesteinen bis weilen auch kleinere Waffermengen eingeschlossea werden konnten. Daher findet man den Cbalcedon am häufigsten in den Höhlungen der Mandelsteinc vulkanischer GebirgSmaffen, wie auf Island und den Faröer-Inseln, in den Mandelsteinen und Porxbyren, die unter dem Namen des Tödtliegenden ganze Gebirgszüge bilden rc. Da« Vorkommen der WafferTrvpfcn einschließenden Berg krystalle und Chalccdone ist überhaupt nicht so häufig; aber zu den größten Seltenheiten gehört wohl ein Stein, wie der oben erwähnte, der etwa zwei Lotb Waffer einschließt. Selbst Aleranber von Humboldt erklärte ihn sür eine der größten Seltenheiten, und sein einziger Rivale im Pariser Museum ist ausfallend kleiner und schließt eine weit geringere Waffer- mengc ein. Dieser werthvollr Stein kam unter verschiedenen anderen Geschenken durch eine Gesandtschaft der portugiesischen Kauf mannschaft in Cbina in den Besitz der Königin von Portugal, die ihn dem Herzog Ernst schenkte, als derselbe mit seinem Kennerblick die groge Seltenheit diese« in den Sammlungen Lissabon« wenig beachteten Steine« erkannte. Nur bleibt e« merkwürdig, daß man e« wagte, die Oberfläche desselben adzuschleije», da eS bei der gänzlichen llokenntnitz der inneren Beschaffenbeil der Höhleuwand so leicht war, den Stein an einer «teile durchznschleisrn, wodurch er natürlich seinen Werth verloren bätte, den er ja eben dadurch erhält, daß er so viel vorweltliche» Waffer rnlhält. 8. Ha schert.
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