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Vez«--^pr«r» Di Dm Ha»pt>xpebttl>n «äm Do Im Gt»bb» beztrk «G da» v»r«etr» «tchtttm »»«. -abestell« »b,,h,lt: vimMMeltch^l«^ »et zwettnaliarr täglich« Zustellung tu« Heu» ÜLO. Durch di« Post bezogeu für Deutlchluud »ud Oesterreich: vtertel,ährlt- ^g «.—. Direct« täglich« Kreuzbondienduag tu» Luslaud: mouatUch 7chO. DieM-rg»«»«sa»« «schatM täglich >/.7UH^ die «m^«»«^»» «ochmt»^ » Vdr. Nediutt«» m» Lr»E<»r FUiile»: vtt» ««»»'« G*r««. (Aksrrä Hstznid UntoerfitätSstraß, 1. L««t» «fche. Kathartnachr. 1t, pari, »ud kSuig»vlutz 7. tWlLcr. TilgMalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«zeige«-PrriA die 6 gespaltene Petitzeile »0 Pfg. Neclame» »ul« dem Ned»cttou«strtch (tue« spalte») Ü0-4, vor de» Zamilteuuachrichk» (6 gespalten) tO/ch. Größer« Schrift«» laut unsere« Pmi». verzeichniß. Tabellarisch« »ud Ztfsausatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), »»r «Ü d« Morgen-Lusg ab«, aha« Postbeförder»»g ^ä «L—, »tt Vostbef»rde»g ^ 70.—. ^»aahmrschlnß fiir AchM-e«; »b«»d->nSgab«: Bonntttagt 10 Uhr. Marge».Lutgab«: Nachmittag» t Uhr. Sann- »ad gesttaa« früh '1^ Uhr. Bei de» Filiale» und «uaahmrstöle» je et» halb« Stunde früher. Setze,,e» sind stet» a» di, Wgpastttta» g» richte». Druck »ud ««lag ,o» E. Pal» kg Sei»«» Sonntag den 20. August 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Wegen Pflasterung wird die Weißenselser (früher Schnl») Strotze i« Stadtbejtrk Lei-ztg-Plagwttz in ihrer Au-dehnung von der Zfchocherfchen bi« zur Altestraße von «iittwach, den LS. diefe« Monat», a» auf die Dauer der Arbeite» für de« durchgehenden Aahr- »erkehr gesperrt. Leipzig, am 18. August 18S3. Der Rath der Stadt Leipzig. H 11724. vr. Georgt. Maneck. Wegen Einlegung d« Pferdebahnlchienen wird die Vlücher-Stratze von Montag, de« St. diefe» Monat», ad auf die Dauer der Arbeiten für de« »«« Portplatz «ach de« vlücherplatze »u sich bewegenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 19. August 1893. IX. 11818. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Maneck. Bekanntmachung. Die »ewerbekam«er zu Leipzig , befchlofleu, zur theilweisen Deckung ihre« Berwaltllng»aufwande« ür da« lausende Jahr anf jede Mark de« für da« Einkommen in Spalte <i de« Einkommensteuer-Kataster« (Einkommen au« Handel und Gewerbe) entfallenden Steuerbetraa« eine« Zuschlag »o« S Pfennige« erhebe» z» lassen. Di-ser Zuschlag, welch« mit dem auf den 80. September d. I. fallende» tzebetermine der staatlichen Einkommensteuer erhoben werden soll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Bewerb- treibenden de» Sammerbezirk« (Leipzig, Markranstadt, Taucha, Zwenkau und die zur königl. AmtShauptmannschaft Leipzig gehörenden Landgemeinde»), deren bezügliche« Eiakomme» 600 ^l übersteigt, zu entrichten. Leipzig, 20. August 1893. D. A. Oehler, Bors. Herzog. Geer. Neubau Heitige LreuMrche Leipzig-Neustadt. Die Klempner- und Dachdeckerarbette« solle» im Weg« der öffentlichen Aurschreibung vergeben werden. Angebot« sind versiegelt und portofrei mit entsprechend« Auf- schritt bi« SS. «uguft d. A. Rachmittag» 6 Uhr. in der Kirchen- expedition L.-Neuschönes«ld, Llarastraße 16, abzugeben. Submisston-bedingungeu, Anschlaa«au«zug und Zeichnungen sind gegen Hinterlegung von ,e 1 im Baubureau L -Neustadt, Markt- platz, in Tmpsang zu nehmen, woselbst auch Detailzeichnungeu ein- gesehen werden können. Leipzig, den 20. August 1893. Der Sirchenvorftand. M. Pache, Pf. Jür Prager Gassentafelftage. «» Wien, 18. August. Zu deu ausgesprochene» Wünschen der Panslawisten gehört e«, da» „goldene slawische Prag" von dem Deulschthum zu „reinigen". Obwohl seit mehr als 6 Jahrhunderten die deutsche Sprache und Cultur der Stadt Prag oa« Gepräge gegeben, so geberdet sich da» heutige Czechenthum doch, als ob seit jeher die Stadt an der Moldau eine rein czechische Nieder lassung gewesen sei. Han« Kudlich hatte für diesen Haß gegen da« Deutschthum die richtige Bezeichnung, indem er in einer seiner Reden bemerkte: „Nachdem der deutsche Schul meister den schmutzigen und struppigen Sohn der Wildniß gewaschen, gekämmt und belehrt hat, treibt dieser die Un dankbarkeit bi« zur Beschimpfung und Austreibung de« Lehr meister« und WohlthätcrS." Noch heute zählt Prag trotz der czechischen Künste bei der Volkszählung an 30 000 deutsche Bewohner. Wa« aber mehr sagen will: diese deutsche Minderheit briogt die Hälfte der Steuern auf, die von der Prager Bürgerschaft gefordert werden, da die Deutschen in der Industrie und im Handel der Stadt eine hervorragende Stelle behaupten. Zieht man ferner die Thatsache in Betracht, daß Prag die Hauptstadt eine« Lande« ist, da« von »/» Czechen und Deutschen be wohnt wird und einen großen deutschen Fremdeuzufluß hat, so muß e« geradezu al« Wahnsinn erscheinen, daß der czechische ChauviniSmu«, der in der Stadtvertretuog Prags Oberwasser gewonnen hat, io neuester Zeit e« unternahm, die deutschen Straßentafeln zu entfernen und die czechischen zu vergrößern und in slawischen Farben strahlen zu lassen. Endlich, nach langem Zögern, schritt die Landesregierung gegen diesen czechischen Straßenunfug ein. Unterm 7. August richtete der Statthalter Graf Thun, der als richtiger „Deutscher" sonst lieber seine eigenen StammeSgenofsen maß regelt und die Czechen begünstigt, an den Bürgermeister von Prag ein Schreiben, das eine Entscheidung in Sachen der Gaffentafeln enthielt. E« wurde die weitere Anbringung von nur czechischen Straßentafeln ststirt und die Ersetzung der bisher angebrachten durch zweisprachige angeordnet. Tie betreffende Entscheidung beruft sich auf deu Cbarakter der Landeshauptstadt eine« zweisprachigen Lande«, aus die Be deutung der deutschen Universität in der Hauptstadt, auf da» gleiche Recht im tz. 19 teS StaatSgrundgesetzc«, welche« die Gemeinde auch im selbstständigen Wirkungskreis zu wahren babe, ferner darauf, daß die doppelsprachiaen Tafeln dem öffentlichen Bedürfnisse entsprechen, daß in Schule, Amt und öffentlichem Leben da« gleiche Recht zu wahren sei und daß auf Grund de- staatlichen Aufsichtsrechte« die Beschlüsse de» Stadtvrrordneten-Collegium« zu sistiren seien und eiue vier wöchige RecurSfrist an da- Ministerium offen stehe. Die Entscheidung hat allerdings lange auf sich warten lassen, weil sie der Regierung nicht leicht wurde. Seit den l4 Jahren der Taaffe scheu „Versöhnung-Politik" gehört e« zu den schwersten Dingen in Oesterreich, den Czechen un angenehm zu werden» nicht blo« um der Czechen willen, sondern der Feudalen und Klerikalen wegen, die Alle« daran setzen, sich den Czechen willfährig zu erhalten. Trotzdem mußte diesmal die Regierung gegen die Czechen entscheiden; der Kall duldete keine andere Erledigung. Dir Regierung mußte sich die Gründe aneignen, die von deutscher Seite chon seit Jahren den maßlosen Forderungen der Czechen gegenüber angeführt worden waren. Die Ausnahme der Entscheidung de« Statthalter« auf czechischer Seite zeugte abermals von der bekannten Schau- pielkunst dieser Nation. Die Franzosen des Ostens verstehen sich auf den Effect. AuS allen Orten der czechischen Bezirke kamen Proteste gegen die Entscheidung de- Statthalters. E« wurde ver langt, daß nun auch in Reichenberg, Gablonz, Warnsdorf, Tetschen, Aussig, Teplitz, Karlsbad, Marienbad, Eger u. f. w. neben den deutschen czechische Straßentafeln angebracht werden — als ob die Deutschen Böhmens für rein czechische Orte, wie CzaSlau, Semil, Turnau, Tabor u. s. w. zwei- prachige Gaffentaseln begehrten! Der Wiener Czeckenvcrein orderte unter Hinweis auf angeblich 300 000 czechische Bc- vohner Wiens auch zweisprachige Gaffentaseln für die RcichS- hauptstadt. (Die Czechen in Wien sind meist Bau- rc.-Arbeiter, die im Herbst wieder wegziehea.) Die Czechen in Brünn verlangten vom Statthalter von Mähren die Anbringung doppeltsprachiger Gaffentaseln. Kurzum, eS begann ein förm liches Wettlaufen um czechische Forderungen. Und der Prager Stadtrath? Nun, der handelte nach Geheiß der jungczechischen Presse und fuhr trotz deS Verbotes der Regierung so lange fort, die deutschen Straßentafeln zu verbannen, bi« Gras Thun ften Bürgermeister persönlich in« Gebet nahm und die Presse bereit« von der Auflösung der Prager Stadtvertrctung sprach. Die Prager Czechen berufen sich auf die vierwöchige RecurSfrist und meinen, bi« zur Erledigung de« NecurseS könne noch viel zur vollständigen Slawisirung der Stadt gcthan werden. Sie droben ferner damit» alle Straßen Prag« umzutaufcn und solche slawische Namen zu wählen, die nicht in« Deutsche übersetzt werden können. Wann endlich wird den Deutschen Böhmen«, diesen stärksten Steuerträgern des Landes, die Geduld reißen? Wann endlich wird die vor zwei Monaten im Deutschen Hause so fest beschlossene neue Parteiorganisation ins Leben treten? Erst dann, wenn im deutschen Lager eine größere Rührig keit entfaltet wird, kann man hoffen, daß endlich auch die Regierung fester gege» die ärgsten Feinde de- Reiche», die Panslawisten, austritt. Deutsches Reich. 8». Berlin, 19. August. Die in Berlin vorgekommenen drei Choleraerkrank ungen waren glücklicherweise nicht im Geringsten dazu angethan, den allgemeinen Gesundheits zustand zu gefährden. Sie haben sich als völlig isolirte, durch Excesse unerhörter Art förmlich heraufbeschworene Fälle herauSgestellt. ES ist denn auch selbst in solchen Berliner Kreisen, in welche der vorjährige erste Fall eine panikartige Angst hineintrug, keinerlei Bes'orcmiß zu bemerken. Die Er krankungen haben aber doch die Wirkung eines memento ge äußert und die nicht nur aus dem sanitären GefichlSpunct erfreuliche Folge gehabt, daß die Gefahr des UebertrittS russischer AuSwandercr auf deutsches Gebiet nunmehr über all ohne Sentimentalität angesehen wird. Der Berliner Stadtmagistrat hat den Minister deS Innern um strengste Uebcrwachung gebeten und läßt diesen Schritt in der Presse damit begründen, daß da« städtische Obdach seit mehreren Jahren unausgesetzt „russische AuSwandercr aller Religions bekenntnisse" zu beherbergen genöthigt ist. Es wird damit amtlich bestätigt, was man schon vorher wußte, daß nämlich die zum Zwecke der Fernbaltung lästiger Fremden gegebenen Vorschriften an der russischen Grenze vielfach umgangen werden. Es ist nicht allein da» städtische Obdach in Berlin, wo sich russische Auswanderer aufhalten, und die hier oder in anderen behördlich überwachten Anstalten ausgenommenen Personen sind auch nicht diejenigen, deren Aufenthalt iu Deutschland besonders zu bedauern ist. Diejenigen, welche, nachdem man sie über die Grenze ge schmuggelt, verstreut im Lande leben, geben zu stärkeren Bedenken Anlaß, da sie die Neigung haben, auS Durch- wandcrern zu Einwanderern zu werden. Die Zahl dieser Leute ist jedenfalls größer, als eS sich mit den wirthschaft- lichen und socialen Verhältnissen Deutschlands verträgt. Wir sind selbst ein menschencxportirendes Volk und an unserer Auswanderung kctheiligen sich leider physisch und ökonomisch ausgezeichnete Elemente in hervorragendem Maße. Es wäre der Gipfel der Thorheit, wenn man unter diesen Umständen einen Mcnschenimport gestatten wollte, von dem die Nation geistig, physisch und wirthschaftlich daS Gegentheil von Bor tbeilen hat. Da« freie Amerika mit seinem ungeheuren Ellenbogenraum für Neuhinzukommende, mit seinem natür lichen Bedürfniß nach Arbeitskräften und nicht zuletzt »>it seinen unermeßlichen, noch de« Spaten« harrenden Ländereien verschließt Einwanderern, wie den in Rede stehenden, un erbittlich seine Thorr. Die kürzlich von einer kirchlichen Seite wider einen die EinwanderungSvorschriften correct hand habenden Beamte» in New-Aork begonnene Hetze hat weder bei diesem Beamten, noch bei seinen Vorgesetzten, noch auch bei der ungeheuren Mehrheit der amerikanischen Nation verfangen. Man wird also gegen Deutscdland nicht den Vorwurf man gelnder Humanität erheben können, wenn e« der Einwan derung gegenüber seine Interessen mit einer in keinem ein zigen Falle schwankenden Entschiedenheit wabrnimmt. Wenn da« bi-ber nicht geschehen ist, so trifft die Schuld sicher nicht die oberen ReichSorganr. Die durch den Zollkrieg gebotenen Ueberwachungsmaßregeln werden aber die kostenlose Gelegen heit geben, den Vollzug der für de» Greuzverkehr gegebenen Vorschriften schärfer zu überwache». * Berlin, 19. August. Zu den Mitteln, mit welchen die Socialdemokratie ihre Ziele zu erreichen sucht, gehört in erster Linie der Boycott. Nicht nur werden Brauereien, Wirthschaftrn, Geschäfte aller Art in Acht und Bann gethan, wenn sie in irgend einer Art und Weise sich den Ansprüchen der Partei nicht unterworfen haben, sondern auch der einzelne Arbeiter, der der socialistischen Bereinigung sich nicht anschließen will, wird wir rin Wild grheyt. Bei den großen AuSständrn in England hat dieser fanatische Haß der orgaoisirtrn Arbeiter gegen die Freien, die Llaclelvx», chon wiederholt zu blutigen Auftritten geführt. Mit allen erdenklichen Schimpfnamen überschütteten die Blätter der Gewerkvereine die Arbeiter, die da« Recht auf Arbeit nicht nach der Parteischablone, sondern nach eigenem Er messen zu erringen und zu verwirklichen streben. Auch auf dem Continent fehlt c« nicht an Beispielen für den hartnäckigen ?aß, mit dem die Socialdemokratie Arbeiter verfolgt, wenn ic sich nicht fügen wollen. Wiener Blätter berichten jetzt iber einen solchen Fall. Ein Eisengießer in Brünn, der einer socialistischen Vereinigung angehörte, hatte sich anfangs 1892 geweigert, sich an einer Sammlung für einen AuS- tandSsondS zu betheiligen. Darum wurde er als ein „räudiges Schaf", als „Verräther an der Arbeitersacke" bezeichnet und ihm jeder Erwerb in seinem Beruf unmöglich gemacht. Um der Gehässigkeit seiner BcrufSgenossen in Brunn, der die dortigen Arbeiterblätter „BolkSsreund", Rasple" und „Rovnost" Vorschub leisteten, zu entgehen, siedelt« er nach Wien Iber. Hier trat die Erbschaft seiner Verfolgung der „Oesterreichische Metallarbeiter" an. Er sollte näm lich BerufSaenoffcn dem Gerichte anaczeigt haben, die dann in Brünn wegen Geheimbündelei in Slrafunter- uchung gezogen, dann aber sämmtlich sreigcsprochen wurden. Der Arbeiter sah sich an- Erhaltungstrieb gezwungen, gegen den „Metallarbeiter" die EbrcnbeleidiguugSklage zu über reichen; er zog jedoch diese Klage zurück, als ihm da» Ver brechen gegeben wurde, man werde ihn ferner in Ruhe lassen. Dieses Versprechen wurde ihm schnöde gebrochen, und da überall seine Entlassung mit AuSstandS-Androhung erpreßt wurde, mußte er endlich die erwähnte Anklage aufrecht er halten, um sich gegen die Angriffe seiner Verfolger zu schützen. Der Rcdacteur de» „Metallarbeiter" wurde von den Geschworenen, nachdem der Arbeiter jenen Vorwurf glänzend widerlegt hatte, schuldig erkannt und zu vier- monatigcm Arrest verurtheilt. Endlich fand der Gehetzte Arbeit in einer Fabrik, deren Besitzer, wie er sagte, die Drohungen der Arbeiter nicht fürchtete. Allein am 31. Mai d. I. wurde in ein Gasthau« in Simmering eine Metallarbeiter- Versammlung mit dem Zweck eiubcrufrn, die Entlassung de« Verfolgten zu erzwingen. Einige Tage spater wurde er von Mitarbeitern überfallen und verwundete im Handgemenge anscheinend aus Nothwrhr einen der Angreifer. Man sicht,' wie unerbittlich die Socialdemokratie den fremd gewordenen Genossen verfolgt. Alle Augenblicke zetert ihre Presse über die feisten Bourgeois und Schlotjunker, die durch schwarze Listen friedlichen Arbeitern e« unmöglich machten, Arbeit zu finden, wobei eS sich aber, soweit e« überhaupt vorkommt, stet« um Leute handelt, die im Aushetzen ihrer Mitarbeiter Große« geleistet haben und alle« andere, nur keine friedlichen Arbeiter sind. Die Verfolgung de« Brunner Arbeitcr« beweist, wit welcher Rücksichtslosigkeit die Socialdemokratie ihre Brüderlichkeit-Phrasen mit Füßen tritt, wenn r« gilt, die Macht der Organisation aufrechtzucrhalten und zu festigen. Berlin, 19. August. (Telegramm.) Der „Reich«, anzeiger" meldet die Ernennung de« Professor« Pflüger in Bonn zum stimmfähigen Ritter de« Orden« pour ls mSrits für Wissenschaften und Kunst, sowie die Ernennung Holle beu'S zum Preußischen Gesandten in Stuttgart. — Die Instruction für die Verwaltung der Cassen bei den Justizbehörden vom 1.Deccmber 1884, welche bereit« sechs Mal mehr oder minder bedeutende Ab änderungen erfahren hat, ist jetzt abermals durch eine all gemeine Verfügung de« IustizuiinistcrS vom 15. Juli d. I., welche am 1. October d. I. in Kraft treten soll, in vielen Punkten abgeändert. Vornehmlich ist durch die Novelle der innere Dienstbetrieb der GerichtScaffen wesentlich er leichtert, und e« sind zweckmäßige Vorschriften ergangen, durch welche die Registrirung, Einziehung, Beitreibung und Nieder schlagung der Kosten in Hauptpuncten. neu geregelt wird. Für da« größere Publicum wichtig dürfte nur sein, daß in Zukunft Gebühren und Auslagen bi« zu 20 ein schließlich nicht mehr registrirt werden sollen, wenn sie nicht zugleich mit anderen von dem Schuldner zu erfordernden Kosten zur Einziehung gelangen. Ferner ist angeordnet, daß die Niederschlagung von Kosten wegen erwiesener Armuth nicht dadurch bedingt sein soll, daß gegen den Zahlungs pflichtigen zuvor der Antrag auf Abnahme de« Offen- barungSeidr« gestellt worden ist. Bei Kostenbeträgen unter lb ist ein derartiger Antrag nur zu stellen, wenn ein bestimmter Grund zu der Bermuthuog vorbandea ist, daß sich der Schuldner bö-willig seiuer Verbindlichkeit entzieht. — DaS ReichSpostmuseum bat dieser Tage eine Be reicherung erfabren durch die Nachbildung eine« kaiserlichen Geschenkes an Herrn v. Stepban, nämlich deS Bilde« de« Kaiser« mit der bekannten Unterschrift: „Die Welt im 19. Jahrhundert steht im Zeichen de« Verkehr«. Er durchbricht die Schranken, welche die Völker trenne« und knüpft zwischen den Nationen neue Beziehungen an." — Ueber dieRevisionderDroguenhandlungen durch die Regierung« - Mebicinalräthe und deren pharmaeeutischc Begleiter hat der Minister der geistlichen Angelegenheiten am 7. Juni cr. verschärfte Anordnungen erlassen. Danach sollen rrsorderlichenfall« die Apothekenrevisoren seiten« der Regierungspräsidenten angewiesen werden, gelegentlich der Apotheker.besichtigungen die in dem betreffenden Ort befind lichen Droguenhandlungcn regelmäßig einer Revision zu unter werfen. Wo, wie in Berlin, Breslau und Kolo, die ört lichen Verhältnisse eine solche Revision nicht angängig er scheinen lassen, ist für thunlichst strenge Beaufsichtigung durch die Physiker, womöglich unter Mitwirkung von Apothekern, wie die« in Berlin geschieht, zu sorgen, lieber die Zahl der Besichtigungen von Droguenhandlungrn und da« Ergebniß derselben soll dem Minister in dem jedesmaligen Jahres bericht de« RegierungSmedicinalrath« eine Aeußernng unter breitet werden. — Ein neue« Monopol hat der freiconservative Ab geordnete Lohren ausfindig gemacht und unterbreitet eS in der „Post" der Oeffentlichkeit: ein Medicinalwein- Monopol. E« sei an der Zeit, darauf hinzuweisen, wie schwer heutzutage ein- der ältesten und besten Mittel zur Bekämpfung von Verdauungsstörungen, rin Gla« reinen, gesunden Weine«, zu erlangen sei. Die Medicinalweine seien namentlich in deu geringere» Sorte» für Kranke meisten« da- reine Gift. Herr Lohre» empfiehlt deshalb: „Es wäre nur nothwendtg, daß der Staat durch die Monopol- Verwaltung die paffenden Weintraube» zur Zeit der Weiules« eio- l ekaust und den gekelterten Wein iu großen GtaatSkellern lagert. Ferner müßten sämmtliche Apotheker verpflichtet werden, diesen Monopolwei» zu halten und zu einem bestimmten Preise abzuattieu. Der Preis de« reinen, abgelagerten Weine« sollte 1 sür Weiß wein und 1,20 für Rothweiu utcht übersteige». Jede Flasche müßte mit dem Staatsmonopolstempel versahen sei». I» solcher Weise würde Jedermann in deu Stand gesetzt, überall eiueu gr ünden und preiswürdigen Wein zu kaufe«. Da« wäre »iu StaatS- monopoi, welches sowohl den Weinbauern, wie deu Weiutriukern zum Segen gereichte. Einem solchen Monopol, welche« weniger einen finanziellen, al« einen großen saniiälSwirihschasrliche» Zwsck verfolgt, könnten alle politischen Parteien zuslimmen. Nur da« Br- treben, dem Volke vermehrte Sicherheit gegen die Gefahre» für Leben und Gesundheit zu bieten, ist der Beweggrund für diese» Vor- chlag gewesen." * Spandau, l8. August. Eine recht peinlich« Angelegen heit kam am Donnerstag in der hiesigen Stadtver ordnetenversammlung zur Sprache. E» war noch ein« !leine Nachrechnung au« der vorjährigen Cholera- »eriode zu prüfen und zu bewilligen. Dabei wnrde der MagistratSvertrcter, Bürgermeister Koeltze, gefragt, ob den« die Hilfeleistung der Aerzte au« jener Zeit her schon honorirt wäre. Die Frage mußte verneint werden. E« handelt sich um die Bezahlung de« Dienste«, de» mehrere Spandauer Aerzte damals vom 26. August bi« 5. October bei der sanitären Uebcrwachung der Eisenbahnpaffagier« geleistet baden. Die gesammte Forderung beträgt nämlich regen 5000 Mark; davon ist bi« heute noch kein Pfennig bezahlt worden. Die Stadtverwaltung ist der Ansicht, daß diese Au-gabe von der Staat«regieruug geleistet werden müsse, da letztere die Ueberwachung de« Bahn» verkehr« angeordnet habe. Obwohl nun inzwischen sowohl vom Magistrat als auch von den betheiligtcn Aerzten selbst Gesuche um Erledigung der Sache zu verschiedenen Malen, wohl zehn Mal, an die Regierung und auch au den zu ständigen Minister gerichtet worden sind, ist die Angelegenheit auch jetzt, nach fast einem Jahre, noch in der Schwebe. Die Antwort lautete bisher immer: „Der Herr Minister sei nock zu keinem Entschluß gekommen." In der BersuiNmluat wurde über diese Art de« Geschäftsgänge« lebhafte« Be fremden ausgesprochen. *X* Weimar, IS. August. Bei ihrer Suche nach solche« Reichstagsabgeordneten, die wegen voraussichtlicher Casfirung der Wahl „mandat-müde" sein sollen, können wir die demokratische „Frankfurter Zeitung" von Thüringen au» wirksam unterstützen. E« sei nur auf den Vertreter de« Eisenacher Kreise«, den freisinnigen BolkSparteiler Cassel mann, hingewiesen, der ja nicht nur mit einem Beine im Sonnemamrschen Lager steht und bezüglich seiner „patriotischen" Ansicht über die „elsaß-lotbringische Frage" Herrn Bebel kam» etwa« nackgiebt. Dieser Abgeordnete hat mit einer Majorität von 10 Stimmen gesiegt, so daß allein schon die formale» Verstöße beim Wablacte genügen werden, die Ungiltigkeit auSzusprechcn. Wa« aber an unerhörter Wahlbeein- stussunz geleistet worden ist, übertrifft bei Weitem diese äußeren NichtigkeitSgründe. Haben sich doch in zahl reichen Orten de« Oberlande- die freisinnigen Agitatoren nicht gescheut, die unteren Beamten (Gemeindedicner, Brief träger rc., ja selbst Flurhüter und Nachtwächter) damit gruseln zu machen, daß sie behaupteten, nach Annahme der Militair- vorlage würden diesen Leuten ihre Stellungen sehr bald ge nommen werden, da dann wieder viele Tausende gedienter Soldaten versorgt werden müßten! * Ha«cn. 18. August. Herr FuSangel hat seine» Wohn sitz hier ausgeschlagen und versendet eine Einladung zu Be stellungen auf seine „Westdeutsche BolkSzeitung", die vom 1. October ab hier erscheinen soll. Interessant ist, zu er fahren, daß Herr FuSangel auch ein warmer Freund der In dustrie ist. Er kündigt die« mit den Worten an, daß hi« Lage de« Arbeiter« nur dann auf die Dauer eine befriedigende sein könne, wenn die deutsche Industrie sich einer gedeihlichen Entwickelung erfreue; Arbeitgeber und Arbeitnehmer seien aufeinander angewiesen und würden am besten dabei fahren, wenn sie aus der sicheren Grundlage gleicher Rechte gemein same Interessen pflegten und für die naturgemäß hervor tretenden Gegensätze einen billigen Ausgleich suchten. * Bann, l8. August. Zu der etwa« originellen Idee der möglichen Wahl eine« deutschen Cardinal« zum Nachfolger Leo'SXlll. bemerkt die ultramontane „Deutsch« Reich-zeitung" de« bisherigen preußischen LandtagSabaeord- neten Peter Hauptmann, daß ein zum Oberhaupt der Kirche gewählter Deutscher hoffentlich „über alle „nationalen".. Schwächen sich erheben würde". O gewiß. Die Ge schichte de« deutsche» KatboliciSmu« lehrt wirklich zur Genüge, daß seine gelegentlichen Schwächen sicher ganz andere sind al« „nationale". * Lis«art»stn, 19. August. (Telegramm.) Prinz Max von Sachsen ist hier eingetroffcn Oesterreich Ungarn. * Lemberg, 18. August. Nun verlangen auch di« Ruthenen, daß die Straßentafeln rutbcnisch«nT<Tt tragen, namentlich in Lemberg, da« einen geschichtlich ruthe- nischen Cbarakter habe. * Pest. 18, August. Der „Pester Lloyd" theilt mit, die Regierung inscenirc eine schleunige diplomatische Inter vention zweck« Aufhebung der deutschen Maßregel, welche sür den ungarischen Getreide-Import consularische Ursprungszeugnisse fordere. Certificate de« deutschen GeneralconsulaiS seien beim Versandt von Provinzstatiooru au« fast unmöglich zu beschaffen; der ungarische Export würde also nahezu gelähmt werden. * Wien, >8.August. Bor seinen Reich«rath«wähker» der Egerer Handelskammer führte Plener, wie be reit« kur; gemeldet, Folgende« au«: Im Parlamente stehe in erster Linie der nationale Kampf, in«, besondere die traurigen böhmischen Verhältnisse. Hier liege nicht blo« der Kamps beider Notionaliläten Bödmen« in Lircufiion, sondern zugleich di« ganz« Frage der Verfassung a»d der Lonstituirung de« Reiche«. Merkwürdiger Weise sei die Ber- theidigung der bestehenden Verfassung und die Abwehr der böhmisch-