Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189308068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930806
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-06
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis G dir Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk and den Vororten errichteten Aut- naoeftrilra abgrholt: vierteljährlich^lSchO, bet zweimaliger täglicher Zustellung tn» Han» 5^0. Durch die Post bezogen für Deutschland nnd Oesterreich: vienestährlich S.—. Direkte tägliche Kreuzbandieudung tu» Lu-Iand: monatlich ^l 7.50. Die Morgen-AuSgab« erscheint täglich'/,7 Uhr^ dir Abrnd-AuSgab« Wochentag» 5 Uhr. Nr-actioi, and LrveLitioa: A-Hanne»>affr 8. LirEn-ditioni! geägaet von Filiale«: vtt« «e»«'« Torti«. <«Ifred Hahnlb Universität-strab« 1, Loui» Lösche. kathartnenstr. 14. pari. and KöaigSvlatz 7. rimigtrEagtlilall Anzeiger. Organ fär Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' Ueclamen outer 1>em Siedactionöstriä spalte») bO>4. v»r den Familimaaä (6 gespalten) 40^. Erobere Schriften laut unserem Preis« «erzeichnib. Tabellarischer und Zisserasatz nach höherem Tarif. Gh1r«»vetl«,r» (gefalzt), nur mit b«. Morgen-SaSgab,, ohne Postbeförderung 60.—» mit Postbesürderung 70.—>. Jinnatfmeschluß fir Anzeige«: Abrud-AuSgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge»-Aufgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je ria- halbe Stund« früher. Saieige» sind stet» an di« Ertzeditt»« zu richte». Lrnck und Berlvg von L. Polz ia Leipzig Sonntag den 6. August 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Erlaß einer Erklärung gegen die sogenannte berliner Messe. Die Handelskammer bringt gegenwärtig an rund 2300 als Meß besucher bekannte Firmen ein Rundschreiben zur Versendung, das diese zur Unterzeichnung einer im Entwurf beigefügten Erklärung aufsordert, durch die sie sich verpflichten, in keiner Weise an der in Berlin für Ende d. M. von einzelnen Firmen der Keramischen Branche geplanten sogenannten Bormesse theilzunehmen. Diese Er- klärung soll dann mit den erhaltenen Unterschriften in einer Reihe von Tageszeitungen und Fachblättern veröffentlicht, sowie allen Interessenten aus Wunsch in beliebiger Anzahl zur Versendung au die Kundschaft übermittelt werden. Auch von den hiesigen hieran intcressirendcn Firmen wird die Handelskammer gern Unterschriften für diese Erklärung entgegen- nehmen und stellt daher denselben Abdrücke des oben erwähnten Rundschreibens sowie deS Entwurfs der Erklärung zur Versügung. Sie können in den Stunden Vorm. 8 bis 12 und Nachm. 2 bis 7 Uhr auf der Kanzlei der Handelskammer, Neue Börse, Tr. A. I. abgeholt werden und müssen, wenn anders die betr. Unterschriften mit veröffentlicht werden sollen, bis spätestens den 10. d. M. uoter- fchrieben au dieselbe Stelle zurückbesördert werden. Leipzig, den 4. August 1893. Tie Handelskammer. A. Thieme, Vorsitzender. vr. Pohle. Lekanutmachung. Zur Ablagerung v«n Schutt, Asche, Schlamm und HauS- absällen jeder Art haben wir von heute ab bis aus Weiteres dir tiidtlschc Sandgrube an der Saljstratze in Leipzig-Plagwitz bestimmt. Für die Benutzung diese- Platzes zu dem angegebenen Zwecke ist eine Vergütung von je 30 ^ bei zweispännigen und je 20 ^ bei einspännigen Fuhren zu entrichten. Den Anordnungen des von un- angestellten Platzanfsehers und Einebners ist bezüglich des An- und Abfahrens, sowie Abladens unbedingt Folge zu leisten. Leipzig, am 1. August 1893. er Statt) der Stadt Leipzig. l. Eberle, Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in Leipzig-GohIiS vom 1V. bis «it 18. Juli di«. Js. in der Brau-, Brcttcnfclder, «arten-, Georg-, unteren Georg-, änsrercn Hallcschc», Haupt-, Langen, Louisen-, Möckernschc», Sidonien-, Stift-, Wettiner-, Wiesru- und Wilhelm-Stratzc einauarlicrt gewesenen Truppen vom Kgl. 7. Infanterie-Regiment Rr. 1i)6 kann in den nächsten 8 Tagen bei unserem Quartieramtc, Raschmarkt Rr. 2 im Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30, erhoben werden. Der das Quartierbillet Vorwciscnde gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 3. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. »ä X/H. 12407. vr. Tröndlin. Lamprecht. Lekanntmachung. In unserer Bekanntmachung vom 13. April d. I. haben wir sämmtliche Besitzer bebauter und bewohnter Grundstücke in Leipzig- Eutritzsch aufaesordert, ihre Fußwege, soweit diese noch nicht in der in ß. 4 des lll. Nachtrags zum Regulative vom 1b. November 1867, die neuen städlisci en Anbaue und die Regulirung der Straßen betr., vorgeschriebenen Weise befestigt sind, innerhalb dreirr Monate, von Erlaß dieser Bekanntmachung an gerechnet, nach vorgängiger Einholung der erforderlichen Genehmigung »nd der für jede Fuß- wegherstellung nötigen Einzelvorschriiten mit Mosaikvflasler befestigen und läng- der Tagerinne mit Granitschwellen einfasscn zu lassen. Da der größere Theil der »ach Vorstehendem zur Fußwegher- stellung verpflichteten Grundstücksbesitzer bis jetzt unserer Ans sorderung noch nicht nachgekommen ist. bringen wir dieselbe hier durch in Erinnerung und bemerken, daß nunmehr umgehend die Gesuche um Ertheilung der erforderlichen Concession einzureichen sind, da wir sonst mit Zwangsmaßregeln Vorgehen müßten. Leipzig, am 1. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. Io. 2904. vr. Wangemann. Eberle, Res. Lekanntmachung. Zu Mitgliedern der Jury für die Loncurrenz zur Reinigung der Tchleutzenwäffer haben wir die Herren Geh. Medtkina Rath Pros vr. Franz Hofmann und Baurath A. Thtcm hier, sowie Stadtbaurath K. Marx in Dortmund ernannt. Nachdem diese Herren hiermit ihr EinverslänLniß erklärt haben, machen wir dies hierdurch öffentlich bekannt. Leipzig, de» 4. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 3349. vr. Tröndlin. Größe!. Lekanntmachung. Die Kaufleute Herren LoutS Lrvett in Leipzig und Albert Wohrizrk in L.-Plagwitz beabsichtigen auf dem Herrn Ingenieur Max Friedrich gehörigen, in L.-Plagwitz, Zjchochersche Straße 34 gelegenen Grundstücke, Nr. 175 Abth. X des Brandkalasters, Nr. I2ku des Flurbuchs und Folium 27b des Grundbuches sür Plagmitz, eine Fabrik zur Herstellung von Poliruiatcrial aus Grüuvitrtol zu errichten. ES wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige, gegen die beabsichtigte Anlage zu erhebende Einwendungen, welche nickst auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei un- anzubringen, all« übrigen Einwendungen aber, ohne daß von deren Erledigung die Genehmigung der Anlage ab hängig gemocht wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen sind. Leipzig, am 4. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. VI. 3124. Vr. Tröndlin. Kastelt. Lekanntmachun-. Wegen vorzunehmenden Schleußenbaues wird die Schiller Straße tn Leipzig-tkonnewitz von, 7. dsS Mts. ab aus die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt Leipzig, den 4. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 10930. Vr. Tröndlin. Maneck. Gesucht wird der am 11. Juni 1850 in Scknnannewitz bei Dahlen ge borene Brunnenbauer Karl Gottlieb Straube, welcher zur Für- sorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den L August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-A«r, Abttz. ll. X. L. II, I. 4292. Hentschel. Bauch Neubau der „Heit Kreuzkirche", L.-Neußadt Dir Zimmerarbeit«» sollen im Wege der öffentlichen Aus. fchreibung vergeben werden Angebote sind veriiegelt und portofrei mit entsprechender Aus. fchrist Pi» 1b. August d. I. Nacbm. 6 Uhr i» der Kirchen Expedition, L-Neuschönejeld Clarastraße 16, abzugeben. Submission-bedingungen, AiNchlagsanSziig und Zeichnungen sind gegen Hinterlegung von 8 >1 im Boubureou, L.-Ne»siodt, Markt platz. in Empfang zu nehmen, woselbst auch di« Detoilzetchnungen ringrsehe« werden können Leipzig, den 4. August 1893. Ter Kirchrnvorftand. M. Pach«. Pf. Ia. 4137. vr. Tröndlin. Res. Lekanntmachung. In der Zeit vom I. Juli bis 4. August d. I. gingen an frei willigen Gaben bei uns «in: 3,— Sühne io Sachen K./B. 3- b,- 3,- 2.- 3.- 10,- 2- b- 10.- 2.- 3.- I- M./S. - - - R./F. - « - R./H. - « - M./«. - - « R./S. » » » S./St. - - - T./O. - » » L./Th. - - - S./F. - » « P/Sch - - - B./Sch. voy vr. P., Wiesbaden, durch den Beneral-Bnzriger sür durch Herrn Friedensrichter Wild, Leipzig-Kleinzschocher, durch Herrn Friedensrichter Heioel, Leipzig-Lonnewitz, durch Herrn Friedensrichter Kohlmaun, Leipzig-Reudaitz, Leipzig und Umgegend, 4,22 Erlös eines von Herrn F. W. Kötter an die Armencasse abgetretenen Fundobjectes, 25,— - Geldbuße in Privatklagesachen W./F., 4,— - Geschenk des Herrn Zahnartisten G. Hinze hier, 10,— - Sühne in Privatklagejachen L./F., 15,— - desgleichen L./G, 3,— <- Geschenk von Herrn M. Schmeißer hier. 113,22 Summa, worüber hierdurch dankend qnittirt wird. Leipzig, 4. August 1893. TaS Armcuamt. Hentjchel. Golla. Auf dem Wege pon Rimbschen nach Grimma ist im Mai Dieses Jahre« eine goldene Uhr mit Kette und llhrfchlüssrl gesunden worden. Um dieselbe Zeit hat sich bei dem hiesigen Rathsdiener ein junger Mann aus Leipzig, welcher Brille und an einem Fuß- einen Stiefel mit starker Sohle, zum Ausgleiche einer Verkürzung, getragen hat, als Verlierer gemeldet, derselbe hat jedoch nicht ermittelt werden können Der Berlustträger wird veranlaßt, sich wegen Empfangnahme de- Fundes, gegen Zahlung der Kosten der Veröffentlichung, der sonstigen Auslagen und deS Finderlohnes auf unserer Polizeiexpcditiou zu melden. Stadtrath Grimma, am 4. August 1893. I-odeek, Bürgermeister. Der Krieg an -er deutsch-russischen Grenze. Die beschworene siamesische Kriegsgefahr hat in der Erörterung der abgclaufenen Woche dem nunmehr auS- gebrochenen unblutigen, aber nichtsdestoweniger ernsthaften Krieg an der deutsch-russischen GrenzePlatz gemacht. Zwar ist die Erregung in Deutschland lange nicht so lebhaft, wie diejenige, die dem Beginn der Zollfehdc zwischen Frank reich und der Schweiz gefolgt ist. Die größere Ruhe erklärt sich aus dem im Vergleich zu den gegenseitigen Beziehungen der Nachbarrepubliken schwachen geschäftlichen und persönlichen Verkehr, den Deutsche und Russen schon bisher unterhalten haben. Sodann bezogen wir aus Rußland überwiegend Roh stoffe, für deren Herkunft daS verbrauchende Publicum wenig Interesse zeigt, und beschäftigte die deutsche Ausfuhr nach Rußland im Wesentlichen nur eine beschränkte Anzahl von Großindustriellen. So kommt es, daß man zunächst von den Feindseligkeiten weniger „merkt", als in Frankreich und der Schweiz, wo man sich allsogleich nach AuSbruch deS „Krieges" vielfach den Besuch von Geschäftsreisenden verbat nnd den Verzicht auf Genuß- und Luxusartikel aus dem „Feindes lande" proclamirte. Der Unterschied ist aber mehr als ein äußerlicher. Der deutsche Verbraucher wird Dank den nicht ungünstigen Ernte aussichten und der Fähigkeit anderer Länder, «,« mit Brod> fruckt hinreichend zu versorgen, auck spater von dem tbat- sächlichen Ausschluß einer Reibe russischer Erzengnisse nicht viel zu verspüren haben Da Deutschland im deutsch-russischen Verkehr ganz überwiegend der Abnehmer und Rußland vor nebmlich der Lieferant gewesen so liegt daS wirthschaftlicbe, sowie daS wichtige psochologische Moment zu Gunsten deS angegriffenen deutschen TbcileS Wird auch eine Reibe unserer Unternehmer mit ihren Arbeitern den Verlust deS östlichen Absatzgebiete- schwer empfinden, so hält diese Benachthrilizung keinen Vergleich aus mit der Schädigung, welche die auf Hungerjabre zurllckblickenden auSgewucherten russischen G« trrideproducrnten erwartet Der Mangel jeglicher Preßfrribeit wird Herrn Witte ja -ine Weile gestatten, seinem kaiserlichen Herrn Potemkin'schc Dörfer "orzuzauberi^ aber die Unter, drückung de« NothrnfeS bat erfahrungsgemäß auch in Ruß land ihre Grenzen nnd überdies wird der optimistische Be rather de» Haren iofolge de» unausbleiblichen weiteren schwinden- v«r Steuerkraf» in seiner Eigenschaft als Finanz "iniste' bald selbst die Suppe auSeffen müssen, die er als Leiter ver Handelspolitik -iugrbrockt hat. Daß er in den letzten Tagen noch einige Blöcke vor die schon vordem unüber steigliche Mauer gewälzt bat, wird ihn vor diesem Schicksal nicht bewahren. Zur Zeit freilich scheint die Hoffnung auf Vereitelung der deutschen Vergeltungsmaßregeln in Herrn Witte noch recht lebendig zu sein. Indessen giebt cs hinreichend Sach verständige, welche zu erkennen vermögen, ob das an anderen Grenzen ankominende Getreide nicht etwa russischen Ursprungs ist. Und es wird sich empfehlen, diese Prüfung mit einer Peinlichkeit und Langsamkeit vorzunehmen, welche eS den auS neutralen Ländern neutrale Waare ausführenden Kaufleuten nahelegt, eine kräftige Pression auf diejenigen ihrer Collegen auszuüben, die russisches Erzeugniß über nicht russische Grenzen einzuschmuggeln versuchen. In Oesterreich. Ungarn wird mau sich auch vergegenwärtigen, daß die Er mittelung der Herkunft bei überseeisch herangebrachtem Getreide am leichtesten ist, sowie daß in Amerika, Indien, Marokko u. s. w. die Möglichkeit ausgeschlossen ist oder aus geschlossen werden kann, russisches Getreide zu verbrauchen und den demgemäß erhöhten Ueberschuß der eigenen Production nach Deutschland zu werfen. Unsere liebwertben österreichischen Vettern und Freunde scheinen ja zunächst sehr geneigt zu sein, eine den Russen höchst wohlwollende Neutralität zu beobachten, und eS ist merk würdig und lehrreich, zu seben, wie die Aussicht auf Profit die „maßgebende" Wiener Presse auf einmal den barbarischen Charakter Rußlands und die „tamerlanmäßige" Behandlung der russischen Juden hat vergessen kaffen. Noch merkwürdiger ist allerdings, daß dasselbe Oesterreich, welches unsere Regierung zum Zwecke seiner militairischcn Stärkung durch einen Handelsvertrag wirtschaftlich kräftiger machen zu müssen glaubte, nicht nur keine erklecklichen Mehropfer sür sein Heerwesen bringt, sondern sich auch nicht abgeneigt zeigt, zur wirthsckastlichen Schwächung des deutschen Bundes genossen, der mittlerweile die militairische DrcibundSmacht durch außerordentliche Anstrengungen colossal erhöht hat, bei zutragen. „WaS zu vermuthen war." Indessen ist jetzt nicht die Zeit, im Schuldbuch deS neuen CursuS zu blättern. Vielmehr erfordert die Billigkeit, anzuerkennen, daß seit dem Ausbruch des Zollkriegs nichts verabsäumt worden ist, WaS die Umstände geboten. Mit Genugthuung darf eS ferner er üllen, daß die Weigerung der Regierung, die vor dem 1. August bestellten russischen Maaren vom Zuschlag zu bekreien, mit Rücksicht auf den allgemeinen Zweck dieser Weigerung selbst in solchen Kreisen Billigung findet, wo man chweren Nachtheil von dem Beschlüsse des BundeSraths hat. Nur daS Organ deS Herrn Richter, daS keine russichen Maaren bestellt hat und keinen Zuschlag zu bezahlen braucht, macht eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Deutsch-- «eich. Berlin, 5. August. In die Reichsfestung Ulm wird, da es in Württemberg an den erforderlichen Mannschaften fehlt, bebufs Erhöhung der Truppenbestände im Sinne vcS neuen HeereSgesetzes ein — preußisches Ersatzbataillon der Fußartillerie verlegt. Den Angehörigen der freisinnigen Volks Partei, deren Führer seit dem 6. Mai den Bund mit den schwäbischen Demokraten vollzogen bat, ist eS gewiß interessant, nun aus dem Lager dieser neuen BunbcSbrüder eine Stimme über die angekünvigte Verlegung von preußischen Mannschaften in die Reichsfestu ng Ulm zu vernehmen. Der,Hohenstaufen", ein anerkanntes Organ der schwäbischen Demokratie, schreibt bierzu: „Ist der Haß unserer Soldaten gegen die schneidigen preußischen Unterosficiere schon groß genug, so wird« erst vollends recht werden, wenn ein ganzes Bataillon preußischer Soldaten in einer württembergischen Garnison stadt lieat. Man schicke doch die überflüssigen Preußen »ach Elsaß-Lothringen und commanvire die Württemberg», die in Straßburg campiren (!) müssen, nach Ulm. Aber halt, so würde ja der Hauptzweck, die Verpreußung des gemüthlichcn, frei heitsliebenden SchwabcnlandeS, nicht erreicht. Preußen ist schon lange nicht mehr der starke Freund, den wir achten, eS ist der Eindringling in unsere innersten Verhältnisse ge worden und darum müssen wir unS gegen ihn wehren.' Hoffentlich hält Herr Eugen Richter den nächsten Parteitag der freisinnigen VolkSpartei in Utm ab, um die Gemüthcr zu beruhigen. ^v. Berlin, 5. August. In Nr. 14 der „Berufsaenossen schüft" vom 25. Juli er. ist ein Bescheid des Reichs versicherunas-Amtes auf eine Anfrage deS Magistrats, betreffend die so vielfach erörterte Frage über die Versiehe rungSpslicht der Berufsgenossenschaftsbeamten abgedruckk, die Wohl geeignet ist, die Verwunderung auch nicht betheiligter Kreise hervorzurusen. Das Reicksversiche rungS-Amt erklärt darin zunächst, daß eS sich der Ansicht des Magistrats, die BerussgenofsenschastSbeamten seien Be triebsbeamte, nicht anschließen könne. Dem gegenüber steht die Erklärung de- Herrn StaatSsecretairS v. Boetticher in der Sitzung des Reichstage« vom 23. Februar cr.: „Die BerussgenofsenschastSbeamten sind als Betriebs beamte anzusrhen und unterliegen deshalb nach tz. 1 des InvaliditätS- und Alters-Versicherun gesetzeS dem Versicherungszwang." Das Reichs versicherungS-Aml steht also offenbar im Gegensatz zu seinem Ressortminister. Ist nun, wie wir wobl annehmen können, die Ansicht des Herrn StaatSsecrelair« maßgebend, so ist der ganze Streit binsällig, denn eS bandelt sich nur uni die Frage, ob dir BerufSaenossenschaftSbeamten, die rin Gehalt bi« 2000.«» beziehen, zur InvaliditätS- und Altersversicherung hcrangezogen werben sollen oder nicht Alle spitzfindigen Devuctioneu de« NeichSversicherungS-Ainis erscheinen überflüssig und sind nur ceignet, den unklaren Bestimmungen de« Gesetze- noch mebr ckwierigkeiten binzuzusügen. Dir vom ReichSversickerung- Amte ferner gestellte Aussicht auf Entscheidungen von Fall zu Fall dürfte von den BerufSgenoffenschaslSbeamten, welche diese Entscheidungen zur Genüge kennen, mit recht gemischten Gefühlen ausgenommen werden und nicht geeignet sein, das, wie wir täglich hören, mit Arbeiten überhäufte Amt zu entlasten. * Berlin, 5. August. Die Confcrcnzen der Finanz- minister werden bekanntlich in Frankfurt a. M. am nächsten DienSlag beginnen und — WaS hoffentlich kein böses Omen ist! — im SitzungSsaale des ehemaligen Palastes des Bundes tages in der Eschenheimer Gasse, der jetzigen Ober-Postdirection, tattfinden. Das deutsche Reich wird durch den StaalS- ecretair im RcichSschatzamt Frbrn. von Maltzahn, der den Vorsitz führt, vielleicht auch durch den Ministerialdirektor Aschenborn, vertreten sein, Preußen durch den Finanz minister vr. Miquel, daS Komigreick Sachsen durch den Staat«- und Finanzminister v. Tbümmel, Bayern und Württemberg durch ihre Finanzminister, Frhn. v. Riedel und Vr. v. Riecke, Baden durch den Präsidenten im Finanzministe rium Buchenberger, Sachsrn-Wcimar durch seinen Bevoll mächtigten zum Bundesrath,G-eheimen Rathvr.Heerwarth, und Elsaß-Lothringen durch den Unlerstaatssecretair vr. v. Sch raut. Es wird sich übriflens ein großer Schreibe dienst bei dieser Berathung entwickeln. Von Preußen bei- pielswcise geht ein Beamter mit, vom Reichsschatzamt ein Regierungsrath und ein Secr*tair, um die Protokollführung iu leiten und den sonstigen Dienst zu bewältigen. Da« Protokoll wird seiner Zeit durch den „Reichsanzeiger" veröffentlicht werden. Berliu, 5. August. (Telegramm.) Der Afrika- reiscnde vr. Peters ist auf dem Wege nach Amerika ia London eingetroffen, um vom Kaiser Wilhelm empfangen zu werden. --- Berlin, 5.August. (Telegramm.) Der Präsident der französischen Republik hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." hört, mittelst Decrets vom 19. Juli an nachstehende deutsche Reichs- und preußische Staatsangehörige Ordens» auSreichnungen verliehen: Dem Einsührer des diplo matischen CorpS von Usedom das Commandeurkreuz der Ehrenlegion, dem Ceremonieumeister von Noeder das Officierkreuz der Ehrenlegion, dem Iustizrath von Simson, dem Rechtsbeistand der französischen Botsckafl in Berlin, daS Ritterkreuz der Ehrenlegion und dem Kaufmann Emil Hellmers daS Ehrenkrcuz für landwirthschastliche Verdienste. -tt- Berlin, 5. August. (Telegramm.) Zwischen zwei Polizei-Osficieren und einem Civilisten hat in der verflossenen Nacht ein Rencontre stattgesunden, welches zu einer heftigen Schlägerei ausartetc, in welcher die Polizei- Officiere von der blanken Waffe Gebrauch machten. Die Angelegenheit wurde sofort dem Polizeipräsidenten unter breitet, welcher die strengste Untersuchung des Falle« angeordnet hat. — Die Kaiserin reist am 14. August nach Berlin zur großen Hcrbstparadc. Sie beabsichtigt da»», der Einweihung einer Kirche in Köln bcizuwohnen und später nach Schloß Wilhelmsböhe zurückzukchren. — Gutem Vernehmen der „K. Z." nach werden in allernächster Zeit Arbeiter der Erzgruben, Koblengruben und Hüttenwerke gutachtlich über die Sonntagsruhe durch die Gewerberäthe vernommen werden. — Die kommenden Verhandlungen des großen Katho likentages leitet die „Germania" mit einem Artikel über die Kirche in der Schule ein, der natürlich zu dem Ergebniß kommt, daß die Kirche die berufene Leiterin der Schule sei. Wie schon früher, so wird auch hier wieder der Versuch gemacht, die betrübenden Erscheinungen der Unbot mäßigkeit und Lasterhaftigkeit der Schuljugend auf deu Um stand zurückzuführen, daß die Kirche aus der Schule aus gewiesen sei und der stramme Militairstaat die Jugenderziehung in die Hand genommen habe. Ganz abgesehen davon, daß von einer Ausweisung der Kirche aus der Schule in Deutsch land nicht die Rede sein kann, wird der Nachweis, daß unter der heutigen Jugend der Geist der Unbotmäßigkeil und Laster haftigkeit größer denn früher sei, gar nicht erst zu führen versucht. Wohl sind einzelne Fälle sittlicher Verwilderung bekannt geworden. Aber sic haben auch früher nicht gefehlt; und weil sie sich auch in den von der katholischen Geistlichkeit geleiteten Musterschulen Belgiens und anderer katholischer Länder zeigen, so ist die Nichtigkeit der ultramonlanen Beweis führung und Forderung hinreichend dargethan. — Wie eine Ironie der Zeitgeschichte nimmt eS sich aus, daß die russische Regierung soeben der Internationalen Bank in Moskau gestattet hat, Filialen in Danzig und Königsberg zu errichten, um die russischen Lanvwirthe von den deutschen Commissionairen unabhängig zu machen und den Absatz der russischen Bodenerzeugniffe besser zu regeln. — Auf Anordnung der UntcrrichtSverwaltung sind die Lehrer daraus hinzuweisen, daß sie ohne Auftrag ihrer Vorgesetzten Dienstbehörde nicht befugt sind, von anderer Seite an sie ergebende Anfragen über innere und äußere Verhältnisse der Schule zu beantworten. Ferner ist verfügt worden, daß Schulkinder über Angelegenheiten, die erwachsene Personen betreffen, nur danv zu vernehmen sind, wenn eS zur Ermittelung deS ThatbestandeS unbedingt erforderlich ist. Die Vernehmungen sollen niemals vor versammelter Schulclasse stattfinden. * Pose», 4. August. Aus Berlin wird dem polnischen Blatte „Gvniec WiclkopolSki" von angeblich zuverlässiger Seite mitgetbeilt, daß außer dem NelrgionsunterriHt „nach den Postulaten der Bischöfe" keinerlei Aenderung m den Schulen zum Besten des polnischen Sprachunterrichts eintreten werde. * Gotha. 5. August. DaS heute über da« Befinden deS Herzogs auSaegebene Bulletin lautet: „Die Besserung in dem Befinden Sr. Hoheit dauert an; der gleichmäßige ruhige Schlaf in der Nackt wirkte kräftigend. Die Anfangs bestandenen Störungen sind in stetigem Rückgang. Rein- hardSbrunn, 5. August, 8 Ubr Vormittags. Professor Ger- bardt, Medicinalrath Florschütz, Medicinalrath Schwerdt." * Böckum, 5. August. Wir brockten kürzlich an dieser Stelle einen Artikel, der sich mit dem Berhältniß de-ReickStagSobgeordneten Fu Sänget zn der von ihm bisher geleiteten „WesttSIisaen BolkS- zeirung" und zu der Märkischen Vereinsdruckerei beschäftigt«. Sn- durchaus iaformirter Quelle kann die .^thrinisch-Westsältsch»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite