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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930926024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-26
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
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B812 d«< Aeußern, Herrn von Girr«, hat rin gewiss«- Aus sehen erregt, und an manchen Orte» ist dieser Auszeichnung eine Bedeutung beigelrgt worden, die ihr entschieden nicht zukommt. Mau wollte darin em weiteres Merkmal dafür erblicken, daß die Hinneigung zu der panslawistische» Richtung avi Petersburger Hofe nach wir vor fort lebt. Dazu bemerkt nun ein Berichterstatter der Wiener »Pol. Corresp." Folgendes: „Venn man dl» BerhLlintffe und Personen nliher kennt, ko Wird man sich nicht schwer von der Haltlosigkeit einer der. artige« Argumenlattoa überzeugen. Zunächst darf bei der Beurcheilung de« Vorfälle« nicht überleben werden, dah die. erwähnte Ordensverleihung keine alleinstehende war, sondern dah sie nur eine der vielen Auszeichnungen ist, die, nach einer hergebrachten Gepflogenheit, an, Namenstage deS Zaren an ve» dient» Würdeulrüger und Beamte ertheilt werden. Scho» dieser Umstand benimmt ihr viel von der ihr irrthnmlich zugeschriebenen Bedeutung. Allerdings ist eS richtig, dag zum Unterschiede von anderen gleichzeitig erfolgten Ordensverleihungen dieienige an Echischkiu von einem eigenhünoigen Schreiben de« Zaren begleitet war; indessen auch darin kau» man nicht mehr erblicken al« «ine huldvolle Anerkennung der Thätigkeit Schichkin'S in seiner ganzen Laufbahn und in seiner gegenwärtigen Stellung. Es ist überhaupt unrichtig, anzunehmen, wie dies häufig und bei diesem Anlässe wieder geschehen ist, daß zwischen der politischen Richtung de« Herrn von Gier« und derienigen seine« Gehilfen ein sundamenialrr Unter- schied besteh«. Und dann sollte mau im AuSlande nicht vergessen, Laß in Rußland kein Staatsmann, wer immer er auch sei. so viel freien Spielraum hat, um seine eigene Politik zu machen, denn mehr als in irgend einem anderen Staate ist der Minister des Acuhern in Ruhland nur die auSsührende Instanz für die Befehle seine« kaiserlichen Herrn Selbst also, wenn der Fall etntreten sollte, dah Herr von Gier« in seinem Amte durch Herrn von Schischkin ersetzt werden würde, so wäre au» diesem Perionenwechsel durchaus nicht auf »inen Wechsel ta dem System der auswärtige» Politik Ruhland« zu schließe», denn nach wre vor würde auSschliehltch die Politik de« Kaiser« Alexander III. für die Thätigkeit des aus- wärttgen Amte« maßgebend sein. Einige Zeit hindurch hat man «S allerdings in gewissen Kreisen nahezu als seststebrnde Thaljache betrachtet, daß Herr von Gier» sein Amt infolge seiner geschwächten Gesundheit nicht wieder antrelea würde. Allein scildcni Herr von Gier», der allgemeinen Erwartung entgegen, nach der Rückkehr von seiner mehrmonatigen Erholungsreise die Geschäfte des Ministeriums de« Aeußern wieder übernommen hat, neigt man in den hiesigen unter- richteten Kreisen der Ansicht zu. dah Herr von Gier«, so lange er lebt, Minister de« Aeußeren bleiben wird, und selbst wenn ihn sein GesunrheltSzustand zwingen sollte, die «tatsächliche Leitung der ihm anvertraute» verantwortungsvollen Geichasle anderen Händen zu überlassen, die« voraussichtlich nur in der Form einer StcUverlretung geschehen würde, ähnlich, wie Herr von Giers seiner Zeit selbst als Gehilfe de« Fürsten Gvrtjchakow der eigentliche Lener des Ministerium« Le« Acuhcrn war, al« dieser infolge seine« hohen Aller« nicht mehr im Staude war, die Geschäfte selbst weiter zu führen." Der jüngst eingetroffene „Ostasiatische Lloyd" bringt einr interessante Beleuchtung der europäischen Verhältnisse auS der in Shanghai erscheinenden chinesischen Zeitung „Shen Pao". Der chtiiesijche Kritiker Europas, den „shen Pao" als einen kürzlich von Europa nach der Hcimalh jurückgekehrie» bekannten Herrn einführle, sagt darin u. A.: „Bier Großstaotc» sind eS. welche augenblicklich in Europa um den Vorrang streiten und elwa gleiche« Ansehc» geniesten: England, Frankreich, Deutschlanb und Ruhland. Jede« dieser Reiche strebt nach Vergrößerung seine« Wohlstände« lind seiner Macht »nd ist stolz aus seine Blülhe, Große und Stärke. Der Grund und Boden, die Tüchtigkeit, der Einfluh und die Kriegsstärke dieser Länder sind fast gleich, so dah es schwer Hallen dürste, einem derselben die erste Stelle zu- zuerkennen In England und Deutschland legt man La» Haupt gewicht aus Handel und Industrie. Ter Handel nimmt immer größere Ausdehnungen a», in der Industrie macht man immer neue Berbeliernngen und Vervollkommnungen, Tag ein, Tag au« rühren sich ohne Rast Millionen fleißiger Hände In einer vinstchl steht England etwas Hutter Deutschland zurück. Der englische Laus- iiiatt» ist in seinem Wesen hochfahrend und aiii»ahend und giebt auch nicht in den kleinsten Dinge» nach, der Deutsche dagegen ist entgegenkommend und liebentwürdig, wodurch ihm der Gewinn zusällt... Die Franzose» sind vor Allem aus ihren Ruhm und ihren Vorthetl bedacht, sic find eingebildet und dinier- listig und lieben mehr die Aufregung »!S die Ruhe und den Friede». In Pari« gelten Luxus und Verichweiiduiig als die Haupisache, gesellschasilichc Vereinigungen von Herren und Dame» mit Gesang und Tanz sind an oer Tagesordnung, das Gold wirft mau nur so um sich. In London wird wohl auch viel ver schwendet, aber doch nicht in dem Maste wie in Frankreich. Was franzäiische Artikel audelrisst, so sind diese durchweg höchst geschickt u»o sein gearbeitet, nur taugen sie nicht für den dauernden Ge- brauch. Tie Deutsch«» allein schätzen die Sparsamkeit hoher al« die Verschwendung und leben und kleiden sich einfach. Ihr Hauptaugenmerk richten sie aus die Erziehung der Jugend und die Anlegung von Schulen. Selbst Kinder, welche idre kleineren Geschwister warte» oder Sachen zum Verkauf aus den Markt tragen müssen, können lesen und st! nben und erhallen ihre» Unterricht. Alte und neue Geschichte lagen sie fliehend und ohne Anilost auk. Hierin ist Teulschiand von keinem anderen Volke Europas erreicht ... Rußland hat in Len leKlen Jahren viel zur Hebung seine« Handel« gcthan und wendet >ktzl besonders Sibirien seine Ausmerkmmteit zu. Man behauptet, Last man nach Fertigstellung der Transsibirischen Bahn mit Bestimmtheit hoffe, groste Menge» Waarea damit zu befördern und sich neue Absatzgebiete zu erschlichen. Jndch der Hauptgrund, der für die Anlegung der Bahn bestimmend gewesen, ist doch ein anderer. Ta« russische Militair lann wohl England, ffrankrrtch «der Deutschland hi» Spitz« birken, «brr e« ist lediglich auf Europa «nd nicht aus Asien con- ceutrirt, insofern die geschulten Truppen sämmtlich in Europa ftatio. airt stad. Sollten diese eine» Tage« plötzlich nach Asien geworien werdra, so würd« da« keine leichte «acht sein, denn »« würben sich nicht nur die Transportkosten gar nicht sofort beschaffen laßen, son- dein auch die Nachricht von einer plötzliche» Mobilmachung aichi ver- fehlen, die kriegerische» Nachbarn und Feinde Ruhland«. welche stet« die Auaea offen habe», stutzig zu machen nnd ihren Argwohn z>- er- wecken. Jasosern befindet sich Rußland in eincr gewissen Zwangs lage .... Wat Wohlstand und Nationalreichthum anbetrifft, jo nehmen England und Frankreich die erste Stelle ein. Rußland und Deutschland kommen ihnen nicht gleich. Jndeh Hot sich der deutsche Handel in de» letzten Jahren so gehoben und di« Industrie jo vergrößert, dah die deutschen Artikel sich immer größeren Absatz vcrichassen und deutsche Muster immer weiter Vordringen, wahr- scheinlich Teulschiand England noch gewachsen werden, ;a vielleicht in einigen vierzig bis sunszig Jahren überflügeln wird." Deutsches Reich. tztz. Berlin, 25. September. Der Bunde-rath wird erst Anfang des nächsten MonalS seine Bcrathunqen wieder aufncbmen. Anfang Oclober werden nicht nur die Bcvoll- mächligten zum BundeSrath sämmtlich in Berlin sich zusammen- sinken, svntern eS wird auch hinreichendes Material vor bereitet sein, so daß das Plenum und die verschiedenen Aus schüsse sofort e»ne rege Thätigkeit entwickeln dürsten. Der Etat ist bis aus einzelne Theile des MilitairctatS bereit« dem Reichsschatzamt überreicht. Wie wir hören, wird StaatS- secrelair Gras PosadowSky den Etat persönlich im BundeS rath wie im Reichstag vertreten. Außerdem aber sind im Reichsamt des Innern und im Reichsjustrzamt eine ganze Reihe von neuen Borlagen theils schon zum Abschluß gebracht, tbeils fast sertig gestellt, auch von Preußen folle» verschiedene Entwürfe als Anträge dem BundeSrath unlerbreilet werden. Dazu kommt, daß der BundeSrath nicht nur gesetzgebender Factor ist, sondern auch als Ver waltungsbehörde AuSsührungSbestimmungen zu erlassen,Wahlen vorzunehmen und Eontrcien auSzuübeu hat, es wird also reichlich zu thun gebe». Der Reichskanzler, der bekannt lich ebenso wie vordem Fürst Bismarck, nur in sehr seltenen, besonders wichtigen Fällen an den Sitzungen deS BnndeS- rathS Theil nimmt, wird erst Mitte Oclober wieder hier er wartet. AiSdann wirb auch erst das Staatsministerium wieder lückenlos beisammen sein, da der Cultu-minister Or. Bosse erst am ll. Oclober au- der Schweiz zurückkehrt. Inzwischen hat man in den einzelnen Ministerien zunächst mit der Ausstellung de« Staatshaushalts, sodann aber auch mit der Borbereitung von Landtagsvorlagen zu tbnn. Der Schwerpunkt der parlamentarischenArbeiten wird freilich im Reichstage liegen, in der Durchführung der Reichs st euer re form. Wir er fahren zuverlässig, daß man an maßgebender Stelle mit dem Fortgang der commissarischen Vordcrathung ganz zufrieden ist. Im Ucbrigen aber wird es abgclednt, Einzelheiten be kannt zu geben und alle Meldungen, welche über die Be schlüsse der Wein- und Tabakbesteucrung in den letzten vier zehn Tagen durch die Presse gegangen sind, werken als un richtig, lediglich als Erfindungen und Eombinationen bezeichnet. Wahrscheinlich wird an dem amtlichen Stillschweigen so lange sestzehalten werden, bis die Entwürfe an den BundeSrath gelangen. Die Slenerconferenzcn sollen übrigens als Schluß- ergednisi fertige Gesetzentwürfe für vaS ReichSschatzamt er zielen, so daß diesem nur »och etwa einr revactionellr Thätig» keil übrig bliebe. Und da die Eommissare der Emzelstaaten sür diese Borlagen doch selbstverständlich maßgebend sein werden bezüglich des von den einzelnen BundeSrathSniit- qliedern abzugebenden BotnmS, ja mebrere der Eommissare in dem Finanzausschuß des BunbeSraths sitzen, werden sich materielle Schwierigkeiten im BundeSrath nicht mehr ergeben und die Borlagen sehr wohl, wie ofsiciö- in Aussicht gestellt wurde, dem Reichstag zugleich mit dem Etat gleich bei Beginn der Session zuaehcn können. Der Reichstag soll, wie wir hören, am 14. November zusammcnberusen werden, ein fester Beschluß ist selbstverständlich noch nicht gefaßt worden. — Die Choleracommission, welche vorige Woche aus einander gehen sollte, ist in Folge der Meldungen au« Ham burg noch zusammen geblieben und hält ihre Sitzungen auch ferner im ReichSaml deS Innern ab. * Berlin, 25. September. Zur Reich-steuer-Reform schreiben die „Berl. Pol. Nach.": .Geht man davon ans, daß die leitenden GesichtSpunctc der Finanzresorm deS IahrcS 1819 die waren, dem Reiche einen festen» nach seinem Bedarf bemessenen Betrag an Euinabmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern, und ebenso den Bundesstaaten einen selten Anlheil an deren Ertrage zu sichern, so ergiebt sich ganz von selbst, daß an Stelle de- jetzigen System» schwankender Ueberweisungen und Matricular- bein äqe zweckmäßig eine Einrichtung getroffen wird, vermöge deren sür eine Reibe von Jahren dem Reiche der Durch schnitt derjenigen Einnahme au- Zöllen und Verbrauchs steuern, welche ihm direct und indirect in der Form von Matricularnmlagen in den letzten Jahren »ugeflessen sind, und außerdem den Bundesstaaten eine feste Rente gesichert wird. Der Gesammterlrag der Zölle und NeichSsteuern würde demgemäß so zu bemessen sein, daß au« ihnen neben dem Mehrbedarf für die Militairvorlage jener Durchschnitt-betrag sür da» Reich nnd die Rente sür die Bundesstaaten herauskommt, sür deren Bemessung an die wiederholt vom Finanzminister von Scholz als Grundlage sür die Ordnung der preußischen Au«gaben erwähnte Summe von 40 Millionen Mark erinnert werden mag. Nun aber sind die Erträge der Zölle und Reick>»steuern Schwankungen unterworfen. Wenn diese zumeist auch nach oben gegangen sind, so ist doch auch eine Schwankung nach unten nicht ausgeschlossen, und eS wird daher Fürsorge getroffen werten müsse», daß auch in einem solchen Falle da- Reick wie die Bundesstaaten die volle Einnahme, aus die ge- rccknet werden muß, erhalten. Der Gedanke liegt nahe, ans den Uebe rschüssen, welche sich durch Emnahuie- schwankungen nach oben ergeben, einen Reservefonds anzusamnieln, auS dem zunächst EinnahmeanSsälle der bezeichiieten Art gedeckt werden können, und dessen hierzu eben nicht erforderlichen Bestände demnächst zur Tilgung von Schulden zu verwenden sein würden. Aus diese Weise würde mit der Sicherung der Reichs- und Staat«- rnanzen sich zugleich die Aussicht auf die Angesicht- der Höhe und Natur der Reichsschuld so dringliche Tilgung der letzteren eröffnen." — Auch der „Natio»al-Ztg." wird authentisch be tätigt, daß der Kaiser im vollkommenen Einversländniß mit dem Reichskanzler und unter dessen Vorwisseo au» GünS an Len Fürsten Bismarck telegraphirt hat. — Die officiöse Wiener »Pol. Correspond." schreibt: „Wie wir aus hiesigen Kreiien, die während der Giiuser Tage mit dem deutschen Kaiser nnd dessen Umgebung in fortgesetzter Fühlung sich befanden, erfabren, ist e- denselben genau bekannt, daß die Günsel Depesche an den Fürsten Bismarck ausschliehlich dem Wunsche des Kaiser» entsprungen ist, seinerseits zur Wiederherstellung der Gesundheit des Fürste» nach schwerer Krankheit beizutragea. Alle politischen Schlußfolgerungen, die in der Presse daran geknüpft wurden, ent falle» damit vo» selbst. Für die Person des Fürsten Bismarck hat der Kaiser in dankbarer Anerkennung seiner »nichatzbaren Bcr- dienst« siel» lebhafte- Interesse gehegt und bewiese»; in dieser Be ziehung brauckt nur an die erst >etzt bekannt gewordene Thalsacht erinnert zu werden, dah er sich regelmäßig über den Gesutidheits- zunand deS Fürsten Bismarck durch Professor Schweninger iiisormirc» lieh, welcher allerdings wahrend der letzten Krankheit dies zu thun unterlassen hat. Nach dieser rein persönlichen Seite hi» bedürfe eS daher keiner „Versöhn ng"; waS dagegen die Com- biiialionen einzelner Blätter, betreffend eine „Versöhnung" im politische» Sinne, gnb-longt, jo seien dieselben rein willkür licher Natur. „Versühnung' im politischen Sinne könnte doch nur heißen: Anerkennung der blSher vom Fürsten BiSmarck in Jnler- wiews und Ansprachen der Regierung des Kaiser- gemachten Opposition, wozu es an jeder Voraussetzung fehlt. Besonders müßig sind die Erfindungen einzelner Blätter, weiche injinuiren, die Günjer Depesche sei «in Anzeichen dafür, dah in der allerhöchsten Beuriheiluiig derjenigen Personen, dir unter dem Borwande der Anhänglichkeit an de» Fürsten Bismarck der Regierung systematische Opposition mache», eine Aendc- rung einlrele» könnte. WaS den Ton derjenigen Prehorgane betrifft, denen Beziehungen zum Fürste» Bismarck zuge- sevrieben werden, so scheine derselbe nach den hier vorliegenden Proben sich leider ebenfalls nicht ändern zu wollen. Ta die De pesche ausschließlich aus der persönliche» Initiative de« Kaisers bcrudt, so erweisen sich auch die. übrige»« bereits dementirten, Gerüchte von der Intervention hoher Persönlichkeiten als vollständig grundlos; geradezu als böswillige Erfindung müsse eS schließlich bezeichnet werde», wenn dem württembergischen Staatsminister, Herrn v. Mlllnacht, unterstellt worden in, alS ob derselbe ein Eingreifen in Liese Dinge versucht habe; derselbe ist, wie bestimmt verslchert werde» kann, während de« kurzen Ansenlhalts deS Kaisers in Stuttgart von diesem überhaupt nicht empsangc» worben." Im Anschluß an Vorstehende« verzeichnen wir der Voll ständigkeit halber eine Nachricht der „Münch. Neuest. Nachr.", der zufolge zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bis marck „weiter verhandelt" wird. DaS meldet dem genannten Blatte ein Privatlelegramm auS Kissingen mit dem Zusatz, daß vorgestern vom Fürsten a» den Kaiser zehn Tele gramme abgegangen sind. — Der „ReichSanzeizer" veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, betreffend die Ertbeilung deS Rechtes zur Führung der Reichsflagge an Eingeborene der Marschall-Insel». — Einer kaiserlichen Bestimmung zufolge sind die an Bord einer Kriegsschiffes zu gewährenden Ta sei- und Messe gelber wie folgt festgesetzt: Ter Slaatsjecrelair deS ReichSiiiarine-Amirs, der commandirende Admiral, wen» diese eigene Messen führen, sowie der Chef einer Flolie erhalten an Taielgeldern: aus stalionairen Schiffen iagllch 18 -Sll, aus »ergehenden Schiffen in Ost- und Nords« täglich 36 Gt, sobald die Straße Tover-CalaiS paisirt ist, täglich 60.» Der Lhes eine« Geschwaders oder einer Flottendivision 12, 24 und 45 Gi, EominaliL.inte>» der Schiffe 1.. 2. und 3. Ranges, der Lhei des Stabes eines Flotten- oder Geschwadercommando» nnd der Chef einer Flottille 6, 12 und >8 .6, die Eommandanien der Schiffe 4. Ranges und der Chef einer aus Fahrzeugen oder Torpedobooten bestehenden Division 4,50, 9 und 13,50 — Finanzminister vr. Miguel empfing am Sonnabend die Herren Commerzienlath H. Gerl ach und Consul Franz Ernst au- Memel als Vertreter der dortigen Corporation der Kaufmannschaft. Tie deutschen Hvlzhändler hatten bei An-bruch deS Zollkrieges mit Rußland die großen Vorrälhc ihrer jenseits der Grenze aufgekanflen und dort lagernden Waarea schleunigst nach Deutschland schaffen lasse» nnd hofften, hierdurch der Zahlung der erhöhten Zölle zu entgehen. Ein« inzwischen erlassene Verfügung de« Finanzminister« bestimmte jedoch auch für diese Hölzer die Anwendung de» erhöhten Zolltarif« Die genannten Deputirten baten nun Herrn Minister Miguel um Zurücknahme der betreffenden Ver fügung; dieser erklärte ihnen jedoch, daß er selbst nicht in der Lage sei, diesen Schritt zu thun, dagegen die Vornahme desselben in der nächsten Sitzung de- BundeSrath- beantragen und befürworten wolle. — Der Minister sür Handel und Gewerbe Frhr. v. Berlepsch, der Ministe» der öffentlichen Arbeite» Thiel«» und d«r General- Tirector der directen Steuern. Wirklich« Geheim« Rath Bnrghardt, sind hier wieder eingelroffea. — Dem zum kaiserlich russischen Lonsul in Memel rrnannten StaatSrath AndrS Prlkowitsch ist da« Exequatur Nomen« des Reiche» ertheilt worden. — Dem zum General-Consul der Bereinigten Staaten von Venezuela in Berlin ernaunieu Herrn Eduard Hahu-Echeuagucia «st das Exequatur Namen» de« Reiche« ertheilt worden. — Dem zum Vice- und Depuiy-Consul der Bereinigten Staaten von Amerika in Barmen ernannten Herrn EKarle« H. Dah ist da« Exequatur Namen« de« Reiche« ertheilt worden. — Nicht nur die Sachverständigen der Eisenindustrie, sondern auch die Sachverständigen der Textil-, Leder- und anderer Branchen sind sür den 27. September nach Berlin behufs Vorbesprechungen de- deutsch-russischeuHaudelSvertrageS eingeladen. * Thorn, 25. September. Gestern Abend wurde eine Versammlung, in welcher der Reich-tag-abgeordnete Leuß «inen Vortrag über die Bestrebungen der antisemitischen Partei behufs Gründung eines antisemitischen Vereins halten wollte, gesprengt und zuletzt polizeilich aufgelöst. Es entstand eine Schlägerei, wobei auch Leuß thätlich angegriffen wurde. * Hage», 24. September. Die heutige Vertraueulmänuer- Versammlunz der freisinnige,> volktportei stellte die Herren Eugen Richter und R.-inhart Schmidt al« Londldaten für dir bevor- stehende Landtag-Wahl im Wahlkreise Hagen-Tckwelm auf. Ter Beschluß wurde »ach der „F. Z." einstimmig gefaßt. * Homburg, 25 September. Generaloberst von Lo« ist heute Nachmittag zuin Besuch der Kaiserin Friedrich hier ei», getroffen: er wird einige Tage im königlichen Schlosse verweile». * Wiesbaden, 25. September. Dcr Berband deutscher Gewerbevereiue trat hier heute zu seiner Hauptversamm lung zusammen. Die Zahl der erschienenen Delezirten ist 120. Direetor Ramberg (Köln) erstattete den Jahresbericht. Ber- bandSpräse« Bergbauscn (Köln) berichtete über die zu er richtenden Geiverbekammern. Oesterreich-Ungarn. * Mohnes, 25. Sepiember. Kaiser Wilhelm ist Abends 9 Ubr nach herzlichster Verabschiedung vom Erzherzog Friedrich abgercist. Am Bahnhose hatten sich auch die Spitzen der Behörden, zahlreiche Würdenträger und eine große Menschenmenge eingesunden. Sr. Majestät wurden lebdafte Ovationen dargebracht. * Wir», 25. September. Der Kaiser empfing beute Vormittag den FürstprimaS BaSzary in halbstündiger Privatautienz. — Bei Erstattung eines Gegenbesuche- bei dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen, welcher bebusS Vorstellung als Lderstinhaber de- >hm verliehenen zweite» Husaren-ReziiilenIS in Wien beute Vormittag angekommen ist, traf der Kaiser den Prinzen nicht an und gab seine Karte ab. Der Kaiser hatte die Uniform de- preußischen Kaiser ranz Garde Grenadier-Regiment- angelegt. Prinz Friedrich eopold von Preußen wird morgen früh von hier zur Jagd »ach Kernbof abreisen. — Der Ministerpräsident GrafTaafse ist au- Ellischa» bierber zurückaekehrt. * Wien, 26. September. (Telegramm.) Die „Wiener Zeitung" verösfei,Nicht rin kaiserlich«» Handschreiben an Taasfe, durch welche- der ReichSrath aus den 10. October ein berufen wird. * Pest, 26. September. Der Börsen verstand erhielt einen Drohbrief, in welchem stand, daß die Börse in die Luft gesprengt werden solle. * Pest, 26 September. (Telegramm.) In der gestrigen Sitzung der Unabhängigkeit-Parteien brachte der Abgeordnete Helfy den Antrag ein, eS sollten mit Rücksicht aus die bekannten Aeußerungen de- Kaiser», die gegen alle Scdattirungen der staat-rechtlichen Oppositions parteien gerichtet waren, alle staatsrechtlichen Oppo sitionsparteien auszefordert werden, mit Hintansetzung aller persönlichen Rücksichten sich zu einer Partei zu ver einigen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. — Montag soll die Debatte über die Interpellation wegen der kaiserlichen Antwort in Gun» beginnen. Die Debatte läßt stürmische Seenen vorau-sehen. Frankreich. * Pari-, 25. September. Gestern sind bedauerlicher Weis« bei der Hinfahrt, sowie bei der Rückf-drt von Beauvai» nach dem Reoueplatz die fremden Militairattach-S vrelfach mit Rusen h da, l» Lruss«, h da» I'ltalis belästigt worden, wa- während der ganzen Dauer der Anwesend«» der Attaches bei den Manövern nicht vorgekommen ist. Die« „Nun denn. So gewöhnen Sir sich an den Gedanke», vor läufig hier, wo man sich Ihrer Anwesenheit berzlich freut, ge bunden zu sein Sie sind unmündig und müssen sich meinem Wille» fügen." ES zuckt wie Humor au» seinen Blicken, die sie nicht sieht, da ihre Augen noch immer de» Fußbcden suchen. Sie hört nur den Laut seiner Worte. „Wär's möglich? Sie wollen eia unbedachte« Wort als Fessel um mich schlagen?" „Wir Männer de- Gesetze- entbehren milder Regungen. Wir halten uns an den Buchstaben." Da- war doch offenbarer Hohn Hildegard hebt stolz den Kops und sieht ihn stammenden Blicke- an „Sie svotten meiner, Herr Doctor. Ich gebe zu, mein kindische- Betragen giebt Ihnen Ursache dazu. — Soll ich bitten, wo ich einfach inein Recht verlange? Ich habe niemals gebeten. Ich sagte stet«: ich will — und dann geschah'«.'? „Da wird nun eine kleine Aenderung rintretcn müssen; auch ich habe einen unbeugsame-' Willen." Sie zuckt die Achseln und entgegnet hochmütbig: „Daran zweisle ich nicht — doch beängstigt e» mich wenig. Ich reise ncch deute ab." Abermals blickt sie scheu zu Boden. Ihr Herz schlägt wild — nur mit Mühe hält sic die Thränen de? Zorn- und der Demüthigung zurück, dir ihr in der Kehle liegen. Er ist ihr noch um einen Schritt näher getreten. Der Beweggrund ihrer wechselnden Stimmung, ihrer scheinbar unerklärlichen Laune liegt ihm klar vor Augen. Er bat ibn während der Reise au» der scheuen Zurkckbaltung er kannt, irelche sie seiner Fürsorge, jeder seiner Dienstleistungen entgegenstellte. Aber diese- derbe Zurückweichen erfüllt ihn mit Zorn. Er giebt sich keine Mühe, ihr denselben zu verhehle» ,.E» ist unmöglich'^ entgegnet er mit Strenge. „In den nächsten Tagen muß Clemen« ein Abkommen mit seinen Gläubigern treffen, dann wird da» Schloß wahrscheinlich unter Sequester gestellt Uederdie» aber" — hier mildert sich seine «stimme —, „ich halte die Hand fest, die sich einmal schutzsuchknd in die meinige gelegt Ietlchen und mir hat Ihr Bruder Sie anvertraut — darein muffen Sie sich vorläufig fügen." „Sie sind ein Tyrann!" ruft sie erbittert, aber sie bat dabei die Empsintuiig, als sei ihre Empörung «»« wenig erkünstelt. „Ich entdecke einige Anlagen dazu in mir", entgegnete er mit unverboblener Heiterkeit. „Sie mißbrauchen meine Hilflosigkeit", fährt sie. durch seine fröhliche Sliinmung beleidigt, kleinlaut fort, und nun stehen ihr die Thränen in den Augen. Doctor Reinhold'r Antlitz nimmt sofort seinen gewohnten Ernst an. „Geben Sie allen Ihren Skrupeln den Laufpaß", ruft er mit Innigkeit, „und bleiben Sie bei uns." Er hält ihr seine Hand hin, zögernd legt sie ihre Finger spitzen hinein. Sie ist ganz verwandelt. Die Ueherzeiiaiinz, unterlegen zu sein, verwirrt sie. Aber diese Hörigkeit führt eine» ungeahnten Zauber mit sich Sie möchte tnunipbllk», aufjubeln — daß sie ibreu Sieger gefunden; dock kommt kein Laut Uber ibre Lippen Verschämt, scheinbar sebr un zufrieden mit der Lage der Dinge steht sie vor dem gestrengen Vormund. Klirrendes Geräusch im Vorgarten drunten, da- Stanipfen eine- Rosse- unterbrechen dir eingetrelene Stille. Ueber Neinbold's Antlitz fliegt ein Schallen. Er ist neben Hildegard an- Fenster getreten. Sie seben, wie ein junger Ossicier in der schmucken Uniform der Gardereiter sich vom Pferde schwingt. „Mein Nesse Gerhart, der einzige Sohn meiner ältesten Schwester", erläutert der Rechtsanwalt. Hildegard nickt leicht mit dem Kopfe. Sie bat ihren Gleickmuth zurückerlaiigl und beobachtet mit großem Interesse den Ossicier und seinen dampfenden Rappen, der eben in den Stall gesübrt wird. Aus der Treppe ertönen sporenklirrende Schritte, man vernimmt Ietlchen- Stimme, welche d - Neffen bewillkommt, und die heitere Antwort desselben; dann wird dir Thür geöffnet und, ferne Tante galant am Arm sübrend, tritt Lieutenant Gerhart von Wartens«!- «n da- Gemach. Er ist noch sehr jung, noch nicht einmal zwanzig, mit seiner hohe», elastischen Gestalt hält man ,hn aber sür älter. Er ist blond, sein rosiges Antlitz ist nicht bedeutend, aber herzgewinnend. Er ist rin ausgezeichneter Reiter, ein musterhafter Ossicier, stramm, kübn und schneidig. Sein Vater, rin Gut-dessyer in der Nädr, blickt mit gerechtem Stolz aus „seinen Jungen", nicht weniger die Mutter und in diesem Moment ganz besonder- — Tante Ietlchen! Mit strahlender Miene stellte sie ihren Neffen Hildegard vor. Aus dem Anllitz des jungen Ossicier- prägte sich, während er die Hacken zierlich zusanimenschlug, unverhohlene« Entzücken auS. Auch da« zunge Mädchen suhlte sich angemulhet. Ja ihrem Innern ging eine Wandlung vor. Die Gegenwart ge wann sür sie neuen Reiz. Abgetban war, waS sie vor Kurzem noch beängstigt hatte. Sie wußte eS dem Doctor heimlich Tank, daß er sie bier fesikielt — wider ihren Willen, natür lich. DaS stille HauS verlor sein feierliche- Ansehen und ballte wider von den raffelnde» Tritten des LieulenantS und seinem Hellen Gelächter, dem sie getreulich secuntirte. Sie war mit ihm bald in ein eingehende« Gespräch über Pferde verliest und begleitete ihn in den Stall, um „Inno" zu be sichtigen und mit Zucker zu füttern. Er erbot sich, ihr Reit unterricht zu geben, eine Aussicht, welche sie entzückte, die aber verdüstert ward durch die Befürchtung: der Herr Doctor werde eS nicht erlauben, er sei sehr streng „Onkel Paul?" fragte der Lieutenant mit herzlichem Lacken. — „Wabrhaf'iz. mein gnädige- Fräulein, Sie kennen ihn noch sehr wenig. Er ist die Güte selbst und versagt so leicht nicht« obne begründete Ursache." Sie bob ein wenig die Oberlippe; al- aber Gerhart während de« Diner» dem Rechtsanwalt seinen Wunsch nütthrüte, bewahrheitcren sich ihre Zweifel. Doclor Reinbold sprach die Ueberzeugung au», e« sei jetzt nicht die reckte Iabre-zcit dazu — man wolle mit dem Reit- »nlerrickt bis zum Frühjahr warten. Die Comtesse möge in erster Reihe in Iettchen's Gesellschaft die Kunstschätze Dre-ben- kennen lernen und — was die Pferde anbelange — sich an Spazierfahrten erfreuen. Er war wirklich recht schlechter Laune, der Herr Doctor, selbst Ietlchen fiel es auf; Gcrhart'S Einwand von der „wohldurchheizten Reitbahn" fand keine Bracktunz. Schon am nächsten Tag erschien Frau von Wardensel«, um den Gast ibrer Geschwister kennen zu lernen. Da» lieb liche Mädchen gewann ihr Herz im Fluge. Ihr Schicksal, von welchem Ietlchen ihr in vertraulichem Zwiegespräch er zählte, rührte sie. und ehe noch die Hauptdetbeilizten eine Ahnung in sich verspürten, keimte in ihr der Wunsch, Hilde gard möge Gerhart'- Frau werden. Er war ihr einzige» Kind, sie selbst und ihr Gatte waren mit Glück-gütern reich gesegnet, auch würde Gerhart einmal Onkel und Tante be erben — denn Paul traf keine Anstalten, sich eine Frau zu suchen und war über die gefäbrlichsten Iabre auch schon binan« Und so ließ Frau Melanie da- Mädchen ihrer Zu- kunsl-pläne lustig schnurren, hütete sich aber, gegen irgendwer, ein Wörtchen davon verlauten zu lassen. E» war Gewohnheit, daß der Rechtsanwalt und seine Schwester die Sonntage auf Nruhof, dem Gute de» Herrn von Wardenfel-, zubrachten. So hatte man e« schon zu Leb zeiten der Eltern gehalten. Nunmehr ward Hildegard in diese Gepflogenheit einbezoaen. E» waren wonnevolle Tage für sie. Der Wagen holte sie am Vormittag ab und beförderte sie Abend- wieder zurück. Gerbart begleitete denselben zu Pferde, und e- gab ein scherzhafte- Wortzeplänkel, i» welche- auch Iellchen ihre Bemerkungen einflocht. Der Recht-anwalt verhielt sich meist schweigsam, ja, eS ereignete sich nicht selten, daß er unter dem Borwande dringender Geschäfte zu Hause blieb oder erst gegen Abend zu Pferde nachfolgte. Hildegard empfand dann eine Enttäuschung. Seine Anwesenheit war ihr zu ihrem vollen Glücke notdwendig. obgleich sie ibm gegen über niemal- die Unbefangenheit zurückgewana, mit der sie einst am Parkthor mit ibm geplaudert und bei ibm Schutz und Zuflucht gesucht batte. Sellen richtete sie direct da« Wort an ihn, und sprach er sie an, so suhr sie zusammen und gab zerstreute Antworten. Sie war mit sich einig, er löge ihr Furcht rin. Wenn sie seinen Tritt vernahm, kann chlug ihr das Herz, und hatte sie eben noch ihrer heiteren )auae unverkürzten Ausdruck gegönnt, so wurde sie plötzlich verändert. Sie zwang sich zum Scherze» und verlor ibre Natürlichkeit. In seiner Gegenwart verwandelte sich der Lieutenant sür sie in eine andere Persönlichkeit. Sonst sah sic in ihm den guten Kameraden, der. ihr im Alter so wenig überlegen, da» vollste Verständnig für ihr« Ansichten vom Leben und seinen Annehmlichkeiten hegte. Seine Galanterien schmeichelten ihrer Eitelkeit, und seine fchneidigr, prickelnde Art der Couversation sagte ihr ungemein zu. Einmal aber hatte sie wahrst,,ommen, und e- geschah in Zulunst wiederholt, daß bei solch leichten Plaudereien über lausend nichlize und doch so interessante Tagesereignisse und Kindereien dir Stirn de« RechlSanwall« sich verdüsterte. Die» beschäftigte ihre Ge danken so eingehend, daß Ieltchea ihr eine ganze Weile da- Kuchenkörbchen hiuhirlt, oho« daß sie e< gewahrte. WaS konnte seine Unzufriedenheit erregen? Mißgönnte er ihr da« Amüsement mit dem Neffen, nach dem er sie seine Ueberlrgenheit trotz seine« höflichen Verhalten« so hart batte empfinden lassen? ... Sie aber wollte ihm zeigen, dag hier di« Grenze seiner Gewalt über sie läge. Hier war sie frei Sie durfte sich den Hof machen lasten, von wem sie wollte. Aergerle e« ihn, so mochte er »-zur Strafe hinnehmen sür di« eigen« Unempfindlichkeit. — Im Allgemeinen überließ fl« sich ganz der Macht de« Augenblicks. (Fortsetzung folgt.)
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