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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189311058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18931105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18931105
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-05
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.11.1893
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1. ?til»ze W ÄWM ÄgMIl M AUM dir. R», SmtG 8. Mkckr M. SS (Fortsetznng au« dem HauptblM.) Oesterreich. Ungar«. * Wie«. 4. November. (Telegramm.) Die hiesigen, wie die Prster Blätter melden übereinstimmend. daß Fürst Windischgrätz dir ihm gestern vom Kaiser angrbotene Mission der Bildung eine« Coalitiou-mioisterium« über nommen habe unter der Voraussetzung de-Gelingen der sofort mit den Führern der drei CoaliiionSgrnppeu in Wien einzuleitendrn Verhandlungen über die Zusammen setzung der Cabiaet-liste und de« ArbeitSprogramni« Die Parteiorgane der Deutschen Linken sehen einen günstigen Erfolg dieser Berbaudlungeu voran- und ziehen vielsach da- Ministerium Windischgrätz bereit- al- Tbatsache io den Krei» ihrer Erörterungen Dir .Neue Freie Presse' be zeichnet den Fürsten Windischgrätz al« »inen Conservativen de- 49. Jabrhuodert«, der allem Radicalen, aber keineswegs drr organischen Fortbildung de- Bestehenden abhold sei. Al« Mann von gesammiösterrelchischer Gesinnung erscheine Fürst Windischgrätz befähigt, an dir Spitze eine- CoalitionS- Ministerium- zu treten. Wennschon Niemand dem betreffen- den Versuche mit Optimismus entgegensetzen könne, sei doch andererseits auch kein Grund, ihn als aussichtslos zu betrachten. Da- „Neue Wiener Tagblatt' erklärt, die Standhaftigkeit und Gesinnung-treue m der Angelegenheit de- böbmischrn Au-gleich- hätten dem Fürsten Windisch grätz in den deutschen Kreisen nur Freunde erworben. LaS Blatt versichert, in Uebereiustimmung mit ander weitigen Melkungen, Taaff« selbst bade den Fürsten Wiudisch- grätz dem Kaiser als een geeignetsten Leiter eine- CoalitionS- Ministerium- vorgeschlagen. Die Cooperation der Parteien fcstruhalten, sei eine überaus schwere, aber äußerst dankbar« Ausgabe. Die .Presse' sübrt au-, nachdem da- außer parlamentarische Cabinet Taaffe mit der Idee der CoalitionS bildung gescheitert sei, solle nunmehr dir Verwirklichung diese« Gedanken- durch ein parlamentarisches Ministerium versucht werden. DaS Gelingen setze da- Zurückslellen aller speciellen Parlridestrebungru vorau-, wa- gerade in dem gegenwärtigen Fall« besonder« schwierig sei, da so wichtige Fragen wir dir Wadlresorm und der böhmische Ausnahmezustand aus der Tagesordnung stehen. * Wien, 4. November. (Telegramm.) Die heutigen Abendblätter bezeichnen die gestern Abend vorgekommenen Excessr als bedenkliche politische Demonstrationen, von socialistischen Parteiführern von langer Hand vorbereitet und durch die Wahlresormvorlage de- Grafen Taaffe hervorgrrnsen. Die Blätter befürchten, daß dir gestrigen Tumulte nur da- Vorspiel zu ernsteren Vor gängen sein werden, da die socialistischen Parteisührer dir Wadlresorm fortdauernd als mächtige- Agitation-- mittel benutzen werden. — Wie verlautet, enthält da- Pro gramm de« neuen österreichischen Ministerpräsidenten, Fürsten Windischgrätz, außer der Erledigung derjenigen Gegenstände, welche im Abgeordnetenhaus« zur Ver handlung sieben, noch einen Wahlreform-Entwurf. der au- der Vereinbarung der betreffenden Parteien hervor- grheo soll. — Wir in hiesigen italienischen Kreisen ver lautet, hat die Anwesenheit Niara'S in Rom den Zweck. daS HeirathS-Project des Prinzen von Neapel mit einer österreichischen Erzherzogin in Fluß zu bringen. * Pest, 4. November. Der König soll endlich der Ein reichung des Gesetzentwurf-, betr. die obligatorische Civilehe, zugestimmt haben und da- Cabinet aller Wahr scheinlichkeit nach den Entwurf bereit- Montag, gleichzeitig mit dem Entwurf betr. Einführung von Berwaliung-gericht«- böfen» dem Parlament vorlegen. — Am Schluß der heutigen Sitzung de- Abgeordnetenbause« wurde der bekannte per sönliche Conflict zwischen dem Ministerpräsidenten Wekerle »nd dem Grasen Appouyi wegen ihrer Stellung zum Honved-oInslirut durch wechselseitige loyale Erklärungen aus- aeglichrn. — Vor seiner Abreise nach Wien erschien Fürst Windischgrätz im Abgeordnctenhause und hatte mit dem Ministerpräsidenten Wekerle eine längere Eonfrrenz. Frankreich. * Pari». 4. November. (Telegramm.) Die hiesigen Zeitungen behaupten, daß der deutsche Förster an der französischen Grenze die beiden Wilderer nicht iu Nvthwehr erschossen bab«. Der ältere der beiden Wild diebe soll ein zerlegte- Gewehr besessen haben, während der jüngere eine Waffe überhaupt nicht besessen haben soll. 2» wird überhaupt in Abrede gestellt, daß außer den beiden erschossenen Wilderern noch mehrere zugegen ge wesen sein sollen. — Große« Aufsehen erregt da« durch die Ceosur ergangen« Verbot der Ausführung de« von Lemaitre verfaßten Theaterstück- „I-es rois". Der öster reichische Botschafter, Gras Hoyo«, fand, daß die Schluß- scenr eine zu große Äehnlichkeit mit dem Drama von Meyer- ling habe. Lemaitre erhielt deshalb den Auftrag sein Stück umzuandern. — Wie „Petit Journal' hinzusüat, sind für die Aufführung de« Theaterstück- „bwo roia" bereit- Ein trittskarten für 4L 000 Frc» verkauft worden. Nachdem die Stelle bezüglich de« Drama« in Meyerling gestrichen worden, wurde das Manuskript den Lenseren wieder vor gelegt und wird heute deren Entscheidung erwartet. — Der revolutionäre Gemeioderath von Saint-DeniS scheint r« darauf angelegt zu haben, sich die Gunst keiner Wähler zu verscherzen Der Maire Walter läßt sich nicht dazu bewegen, seine Entlastung zu nehmen und aus die 6000 Franc- jährlich zu verzichten, welche seine College» ihm be willigten, ehe er zum Abgeordneten gewählt wurde, als welcher er bekanntlich 9VOO Frc«. bezieht. Ist schon dieser Geiz, den „k>Lres vi uwiu" ziemlich unangenehm, so überrascht sein» patriotische Haltung nur noch mehr. Nachdem Walter zum großen Entsetzen seiner soc-alistischen GesiununzSgenossen eine Delegation de- nach Saint-DeiuS verlegten l54. Regiment- aus dem Stadtbause feierlich empfangen hatte, dielt er gestern auf dem Kirchbose eine Kcdächtnißreke zu Ehren der im letzten Kriege gefallenen Söhne von Saint-DeniS. Belgien. * Len«, 4. November. (Telegramm.) Die Dele girten der Au«stLudischro beschlossen di« Wiederaufnahme der Arbeit. Großbritannien. * London, 3. November. E- geben Gerüchte, wonach im Ministerium Glakstone eine anläßlich der Hcmierule Bill entstandene Spaltung bestehe, die bei deren Wieder- vorlage zum Au-druck kommen werde. Auch sonst wenden sich alte Freunde von Gladstone ab. E- hielt der Herzog von Argyll eine interessante Rede in Glasgow, in welcher er die irische Politik de« Premier- Gladstone heftig angriff. Der Herzog von Argyll, welcher mit dem jetzigen Premier io verschiedenen Ministerrrn war, ist ein per sönlicher Freund de« Letzteren, dessen geistigen Fähigkeiteu er alle Gerechtigkeit widerfahren läßt. Er ist aber einer der deftigsten Gegner der Home Rute. Er ist der Meinung, daß kein Mann von 84 Jadren englischer Premier sein dürfte. Ein solcher Wann handle nicht unter derselben Verantwort lichkeit wie Andere, denn er bade keine politische Zukunft vor sich. Er sei geneigt, zu denken: Aprös woi ia «iSIugv. — Die unionislischen Blätter erklären sich mit dem Resultate der gestern abgehaltenen Gemeinderatbr-Wahlen in England (mit Ausschluß von London und Wale») sebr zufrieden» da ibre Partei 89 Sitze gewonnen hat. — Die Delegirten der Grubenbesitzer und Arbeiter hielten gestern zwei Sitzungen im Westminsterpalast ab. Eine Verständigung ist noch nicht erzielt und werden die Conjerenzen heute noch fortgesetzt. Dänemark. ^ * Kopenhagen, 2. November. Laut der Zeitschrift der dänischen Haidegesellschaft find in allerletzter Zeit zwei neue Plantagen dinzugekommeo, beide im Bnitr Beile, von resp lO und lli t Laud; außerdem ist «ine Plantage um t8 l Land vergrößert worden. Der Mergeltransport an den Staat-babnen umfaßte im Jahre 1892 im Ganzen 704 Wagenladungen tz 18 000 Psund. Aus dem Finanzgesey Vorschlag l89t/95 findet sich eine Gesammlbewilligung von ungefähr 600 000 Kronen für dir Haidecultursache, und zwar circa 102 000 Kr. für Etaal-plantagev unter dem Finanz ministerium. 299 000 Kr. für Dünenplantagen unter dem Ministerium de« Innern, t90 000 Kr. für die Haidegcsell schaff sowie circa 8000 Kr. an andern Zuschüsse». Norwegen. * Ctzristiuni«, l. November. Heule Vormittag um 10 Uhr etztr sich der Extrazug iu Bewegung, mir welchem König Oscar in Begleitung de-Prinzen Eugen und vieler anderer hohen Herren die neue Eisenbakn KongSvinger- "°lisen einwcibte. Der König hielt in Kvngövinger eine iaweihungSrede. * Ttzristtaota, 4. November. (Telegramm.) Der König verlieh dem Dichter Henrik Ibsen daS Großlreuz des Olaf-Orden». Rußland« N Petersburg, 1. November. DaS Ministerium de« Innern hat eine Specialcommisston eingesetzt, welche ein Projekt zur Entäußerung der Städte, welche fick in Privatbesitz befinden, auSardeilen soll. Solcher Städte giebl eS noch im Sübweslgediet. So gehört zum Beispiel die Stadt Jampvl im Gouvernement Podvlien zwei Frauen. In all gemeinen Zügen ist der EatäußerungSmoduS bereit- scsigestellt. — DaS Ministerium de» Innern hat in den Jahre» l883 und t884 für einige Gouvernement« die Bestimmung ge troffen, baß für dieTLdtung seuchekrankeu Vied« von der Regierung eine dem World« de« VieheS entsprechende Entschädigung gezahlt wird, jedoch nicht über 4L Rbl pro Stück Gegenwärtig wirk diese Maßregel aus alle GouverncineiitS deS europäischen Rußland» und de- nördlichen Kaukasus ausge dehnt, jedoch mil der Bestimmung, daß Personen, welche die Erkrankung ibreS VieheS nicht zur Anzeige bringe», den An spruch auf Entschädigung verlieren. — Zwanzig Osficiere aus der Zahl der topographischen Abtheilung de« Grneral- stabS Zucommandirteu sind mit Genehiuignnz deS Krieg«- Ministers dieser Tage im Aufträge de« Ackerbau- und Do- mainen-MinisterS nach Sibirien gereist, »m die Landantbcile zu vermesse», die den Ansiedlern in beiden Seiten der >m Bau begrissenen sibirischen Eisenbahn zuge wiesen werden sollen. Ihnen vorauSgegangen sind bereits 30 Militairtopograpben zu demselben Zweck. Sit halten die Functionen der Beamten des MeßdepartementS zu über nehmen, denen bis dahin die VermessungSarbeiten oblagen. * Petcrsburg, 2. November In hiesigen angeblich rin- geweihlen Kreisen wird behauptet, dir Verständigung der beiderseitigen Vertreter in Berlin schreite fort. Angeblich seien bereits von rund 70 seitens Deutschland« aufgestellten Puncteu 00 erledigt. Man hoffe neuerdings aus ein beide Staaten befriedigendes Enbergebniß. I», Zusammenhang hiermit und wohl auch mit den in der „Kölnischen Zeitung' gemachten Bemerkungen über die Haltung der russischen Presse scheint daS Gerücht »u sichen, der russischen Presse sei nun- niedr von der Ober Preßverwaltung anbesohleu, sich jeglicher Angriffe und abfälliger Kritik der drutjchea Regicrung zu enthalten. Orient. * Athen, 4. November. Die von der Regierung vor geschlagene Reducirung deS nächstjährigen Voranschlag« für da« HeereSbudget um 10 Millionen Drachmen hat die Zustimmung deS Königs erkalten. Da auch alle anderen Ministerien bedeutende Abstriche in ihren Budgets vor genommen haben, so dürfte sich der Ausgaben-Etat für >894 um etwa 46—47 Millionen geringer stellen, als der diesjährige. * Belgrad, 4. November. Die Nachricht, daß Minister Präsident vr. Dokitsch dem König au« Abbazia sein DemissionSgcsuch übersendet habe, wird in unierrichtclen Kreisen als unbegründet bezeichnet, vr. Dokitsch hat dem König bloß die Mittheilung gemacht, daß er gezwungen sein werde, den Geschäften längere Zeit, vielleicht den ganzen Winter hindurch, sernzublciben. ohne jedoch eine RücklritlS- absicht anzuküntigen. — Dank den energischen Maßregeln deS Minister« deS Innern, Milosavljewilfch, ist e» den Be hörden in der letzten Zeit gelungen. zehn Kreise Serbien- von dem Ränberunwesen, da« dort seit Jahren herrschte, zu befreien. Unter diesen Kreisen befindet sich auch derjenige von Uzice, der von dem Brigantaggio besonder- stark heinigesucht wurde. In den letzten Wochen siod 38 Räuber, deren man bisher nicht habdast werken konnte, theil« bei der Vcrsolgung mrdrrgeschoffea, thcüS dingfest gemacht und in« Gefängniß gekrackt wurden. — Der Handelsvertrag zwischen Rußland und Grrbiro enthält auch die Stipulation, daß vermillelst neuer, feite«» Serbien- zu erbauender Eisenbahnlinien durch Anschluß a» die ruinäniscke Linie eine direkte Verbindung mit dem süd- russiscken Eisenbahnnetze bergeslellt werden soll. Ferner ist ein directer Verkehr zwischen Odessa und den serbischen Donauhäsen vermittelst der der serbischen SchifjsabrtSgcseüschaft gehörenden Dampfer in Aussicht genommen Afrika. ? Zanzttzav, 4. November. Es wird gemeldet, daß der Eapitain und die Mannschaft der französischen Dhau, welche mit k? meist im KindeSalter stehenden Sklaven an Bord im Hasen von Zanzibar von dem englischen Schiffe „Philomela" im April gekapert wurde, von dem Rtunio» Gerichtshöfe frei gesprochen wurden, vor welchen sie von dem lraiirösisckrn Eonsul gewiesen wurden. Diese Thatsache bat hier Sensation hervorgerusen, da aus diese We»se der Sklavensang unter französischer Flaggt strasio« erscheml. Amerika. * New Park. 4. November. Dem .Herald' wird an» Washington gemeldet, daS infolge deS jüngsten Morde« in Chicago die Polizeimannschaft im Weißen Hause verstärkt wurde, fowie daS der Präsident bei seinen Aus gängen von Geheimpolizisten begleitet wird. — Präsident Cleveland wird im Laufe dieser Woche dir Berichte über die Hawaii-Frage dem Congreß zusenben. Gerüchtweise verlautet, daß die Botschaft die Politik der letzten Regierung sowie daS Verhalten de« amerikanischen Gesandten in Hono lulu, Steven«, insosorn er der Entthronung der Königin Vorschub leistete, deSavouire. Der Präsideut will die Be stimmung einer dauernde» RegierungSform durch da» Volk. * New-Port. 3. November. („Frkf. Ztg.') Der Senat hat de» gestrigen Beschluß de- Repräsentantenhauses, daß der Congreß sich bis zu den regelmäßigen Sitzungen im Drcember vertage, angenommen. Im Dccember wird da« Repräsentantenhaus sosort die Tarisvorlage be» rathen. Die Republikaner streuen allerlei Gerüchte über den Tarif aus. Ich erfahre indeß, daß die Reduktion der Einfuhrzölle mäßig sein und vicle Freunde einer radicale» Reform enttäuschen wird. Colonial-Nachrichten. * AuS dem Berichte des Freiherrn v. Stetten war zu ersehen, daß der iranzösische EroberungSreisende Mizon beim Sultan von Jola kein Glück hatte. Für un« erscheint dies auch wahrscheinlich, »m so eher, als aus dem Reisebericht des 8t. Morgen hervorgeht, daß der Sultan von Iota ein mächtiger Herr ist. Trotzdem bat Mizon einem Bericht erstatter de» „TempS" folgende Erklärungen gegeben: Nachdem dt« Boote der von Mizon gkleilelea Ivissenichoftllche» und der von Wehrlin geilihrlen kausinanuiichea tkzpedition am 2ü Oeioder v. I. aus dem Benue gescheitert waren, verbliebe» beide Expeditionen bt« zum >6. Juli iu, Lande Murt und brachen dann nach Jola aus. Bei Basfama, zwilchen Murt und Jola, tras Wallace. der Generalagent der Royal Nigercampany, mit den sranzösischen Expeditionen jufamme» und überreich«» Mizon abschriftlich di« vom sranzSsifchen Ministerium de- AuSwürtiae» dem Marquis of Diisseria überreichten Noten, in welchen di« Riickbcrusuog Mizon'« und der Befehl an seinen Nachsolger im Lommaudo, Muri zu räumen »nd sich nach Iota z» begebe», «iiidalik» war. Mizon, welcher kein« direct« Benachrichtigung leiner Negierung erhallen balle, w»igerte sich, die Abschrift bwfer Noten al« Beseht onzuerkennen, und setzte feinen Weg nach Jola fort, wo er am 49 August aukain. Der Emir von Jola bereitet» ihm einen warmen Lmvsang und bestätigle am Lü August den Kchupvertrag, den ihm Mizon durch eine au« Eingeborenen be stehend« Expedition vorau-gejoudt hatte, und weiche» der Emir am 82. Juni unierzeichnei baden soll Der bestätigte Vertrag wurde voa Mizon und dem Emir dem Generalagenten der Niger- company aolificirt. Wallace weigerte sich aber, denfeidra onzn- erkennen, »nd »alsandie Truppen, um die französischen Fahrzeug« zu beschlagnahmen Di« Franzosen nahmen zur Beridechiguag «tue Sielluug rin. woraus Wallace erklärte, die Frag« must» durch dir belresseuden Negierungen geregelt werden Mizon hinirriieh nun einen Nesidenien uud einen niliiloirischen Posten in Ioia and sutzr selbst aus dem Tampser „Mosla", geleitet von Wallace «ns dem Feuilleton. Line Pußlenfahrt. Silber un« der »»gerlscheariefeb«»»vonFranzlkSoenig. Nachdruck »erd»»». XU. Delaj«: 1. „Hei, Tokajer! Flüssig Feuer Gieße zündend In da« Blut, Dos, zerstiebet, WaS da trübet Hochgesiiinmter Seelen Mulhl Latz eS rinnen Flug« von binnen Mil der beitze» Lovaaliiidl Epeud' Drin Feuer, Het. Tokajer l" Der Alte füllte sein GlaS von dem Inhalte einer funkeln den Wasser-Earaffe, leerte e« aus einen Zug und wischte sich die Wafferlropjen au» seinem grauen, buschigen Schnurr bart. Dana ließ er seinen kräftigen Körper behäbig in den Lehustuhl zurücksinkea und fragte über den Tisck herüber: .Haben Sie schon einmal echten Tokajer getrunken?" Die Frage klang mir etwas curioS. Ick ließ Messer und Gabel einen Moment aus dem saftigen Nindrrbraleastück ruhen und blickte ihn mißtrauisck von der Seite an. „WaS für eine scherzhaft^ Frage, bester Deli, ich glaube doch?" „Ich glaube nicht", antwortete er schnell und lackte. „Aber ich bitte Sie, die Herren Groß Grundbesitzer auf den Pußten, dir unsere Leipziger Steuerschraube al« mehr fache Milliouaire gründlich au-pressen würde, werden doch in ihrem Weinkeller echten Tokajer führen?" „Schon möglich, weuu sie selber einen Weinberg au der Tokajer Hegyafta besitzen, denn dann nur kann nian sich aus dies Rrbenblut wie aus einen erprobten Freund verlassen; im Allgemeinen aber steckt auch die Welt der Weingeister, namentlich ihre bessere Gesellschaft, bereit- voller Sck Winkel: man weiß nie recht, wo der Baron aufhört und der Lump ansängt; erst mit de» Katzenjammer kommt dir richtige Erkenn miß." „Aber e« giebt doch so viele Sorten Tokajer?" „Gewiß, — desto mehr kann man planschen; nicht in Tokaj selbst, denn der echte Tokajer vertrag» da» nicht, aber aaderSwo wird dir- einträgliche Geschäft besorgt", — und Freund Deli hielt mir nun während der Abendmahlzeit einen so eingehenden interessanten Bortrag über den Weinbau in per Hegyalja und dir verschiedenen Sorten de« weltbcrühmlen Rebengeiände«, daß meiue Verwunderung über srioe drtail- lirten Studien voa Minote »o Minute w»ch«. „Ja, ja, di« wolt d«r Weingeister ist bereit« »oller Schwin del", so schloß er sein Capitel über Verfälschung ungarischer Weine er uud nahm einen herzhaften Schluck au- seinem Wasierglasr. „Sie scheine» schon frühzeitig zu dieser Erkenntniß ge kommen zu sein', warf ick dazwischen. „Ibre amphibiale Neigung für da« Wasser ist ja ganz unmagnarisch. Ich bade noch nie da- Vergnügen gehabt, Sie Wein trinken zu sehen." „Nun denn, Verehrter, dies Vergnügen sollen Sie heute Abend haben", erwiderte der Alte mil größtem Gleichinuth „Nm GotteSwillen, Papa!" . . . „Onkel!" Du wirst dock nicht wieder Wein trinken wollen?" klang e« entsetzt auS dem Munde meiner beiden Tischnachbarinoen. ,^Lcißl Du noch?"... „Ja. weißt Du noch?' „Ich weiß nur, daß Ihr wieder wie ängstliche Mäuschen pfeift", sckrie der Graukops ärgerlich. „Soll ich mir bin und wieder nicht auch ein Vergnüge» gönnen, zumal, wen» eS zu Ehren unsere- lieben Gaste« geschieht? Seit einem Jahr ist kein Tropfen Wein Uber meine Lippen gekommen I" „Wie könnte ich etwa« dagegen haben, liebe« Väterchen", erwiderte die sauste MariSka, „aber so ein CsSrda-Abeiit bekommt Dir immer schlecht, und Deine Vollbliiiigkeit läßt un- immer da« Schlimmste befürchten. Der Arzt hat Dir zudem starken Weingenuß verboten." „Papperlapapp, Jbr Rohrschwäyer, solid muß man leben, solid muß man trinken! Puncl >2 Ubr werde ich von der Esärda aufbrrchen, keine Secundc später! Oder bin ich jrmalS später als »ach >/,! Ubr heimgekomnieu? He?" „Nein, liebe« Oukelchcn," kicherte Jlonka, „später nicht, aber" — „Stet- mit Zigeunern", brach Freund Deli den weiteren Erguß des PlaudermüntchenS seiner munteren Nichle ab. „Ja, mil Zigeunern", wiederbolte er, „die Euch eine so berr- liche Nachtmusik brachten, baß Jbr darüber bald jauchziet, bald Thränen in Euerer Scklafkanimer vergosset. War« nicht so, Ihr wunderlichen Nebelkrähen?" „Ja, da« eine Mal, weißt Du, da war'« ganz nett, — aber da« andere Mal, als Du mit dem Jnspcctor au« der CsSrda grkomoicn bist" — und Ilouka wollte sich au-schiitten vor Lachen, — „Onkelchen. liebe- Onkelcheu, ist e» nickt ein gar bedenklicher Zustand, wen» mau hier aus der Tauya MLta, wo man fllnsunddreißig Jabre baust, nach einem CsLrda Abend den Schasstall sur da« Wohnhaus hä» und vartout durch die Slallldur in da« Jnurre kinzudringen ver sucht, — und doch stand Mondschein im Kaleuder, — und der Inspector —" „Verfluchte Lügerei von diesem infamen Schlingel!" schrie der Alte tiesgekiankt und schlug so derb mil der Faust aus de» Tisch, daß Gläser und Trller klirrten und da« einsam brennende Talglickt inmitten der Tafel stark ins Schwanken zerieth." Tiefem Windbeutel kann eS ja vielleicht gesckeben ein, daß er in einem Sckasstall da« Licht der Welt erblickt >at, aber ich weiß, wo ich mein Heim zu suche» habe, — uud kurz und gut: sagt dem Bandi (AndreSchen). daß er sofort die beiden Rappen anspamitl Ich begleite unfern Freund in seine Elärkal Um zehn Ubr laßt Ihr von JoSka (Seppel) die Wolfshunde loSketien! Puncl zwölf Uhr bin ich zurück!" DaS hochrolh« Erficht wem»« Gegenüber war in der Erregung um drei Nüancen dunkler geworden. Die beiden Mädchen trugen ve> schüchtert niil der Magd und der alten Schaffnerin die Speisereste und Schüsseln und Teller hinau«, und wagten sich nicht wieder in dir Kamilicnstube. Kaum batte sich die Tliüre hinter ihnen geschlossen, da lachte der Alle aus vollem Halse: „He? Aabe ich eS ihnen nicht gut yksagi? Mache von Zeit zu Zeit immer einmal so ein kü>nllick>eS Gewitter, — werde sonst nicht fertig mit den Weib-lculen, beulen und bitten gar zu schön und rubrend, kann den lieben Schmeichel kätzchen nicht widersteben, wurde eS hier auch gar nicht fertig bringen, einen Tropfen Wein zu trinken, wenn die verslixien Mädchenaugen aus mein GlaS schauen, — aber drüben, lieber Freund, ja. drüben in der Esärda, da erinnere ich mich bei echtem Tokajer, daß ich noch eiu junges Herz Hab' und ein echter Ungar bin!' „Wie soll der Wirtb in der EsLrda zu echtem Tokajer kommen?" wandte ich ungläubig eiu. „Hat ihn im Keller liegen; rin vorzüglicher A»Sbruck>, Muskateller, gelb, wie Honig, und ein Aroma, ah! so elwa- babcn Sie noch nicht gekostet! Dem Wirth, dem Spitzbub', gebärt er freilich nicht DaS Kätzchen ist mein Eigentbum. bab'S dort deponirt", flüsterte er mir zu Dürste ja hier nicht mittkuen, wenn ich Gäste bab'. Die Augen meiner MariSka sind scharf, wie Falkenaugen. Fübrc lieben Besuch daber minier in die EfLrda hinüber. Aber reinen Mund Hallen, mein Lieber!' Mit der ibm eigenen jugendlichen Elasticitat sprang er a»S seinem Lebnstubl empor und ging nach dem riesigen Eick schrank binübcr, der mit dem weit au« der Wand berauS- skringende» wkißgetünck'len kegelförmigen Ofen einen große» Tbeil de- kleinen niedrigen Zimmers einnabm. Er holte eine» blitzenden Mesflngbah» au- dem Schranke bcrvor. den er eiligst in der Brinkleidlasche verschwinden ließ. Dabei sang er frohgelaunt: „Stem' ich Abend» lustig in den Keller nieder, Trinf ich, bis mir sinken ineine Augenlider, Trinke ich so fröhlich ohne all' Pefchweiden, BiS mir meine Zähne all» locker werden, Bi» die lraubeukerne in dem Hohlzahn drinnen Neu« Keim« treiben und zu blüh » beginnen I . . . Während de« Gesanges öffnete sich die Tbllre. MariSka steckte ibren Lockenkops durch Leu Spalt. Hinter ihm erschien da« lachende Gesickt Jlonka'S. „Bist Du wieder lieb, Väterchen?' „War ja gar nicht böse! Fliegt nur wieder herein, Ihr, meine ängstlichen Täubchen, unk helft mir den FesttagSstaat zusammenlesen: die schwarze seidene Binar, den Kragen und den DolmSny, — denn Ihr wißt: die EsSrda-Wirlhin ...' „Ei, Väterchen, also nicht des Weine« nnd der Zigeuner wegen gehst Tu in die ElLrda. dir schwarzen Augen der Wirtbin sind die Magnete! Gottlob, daß sie einen Mann bat, Du würdest sonst Deincr armen MariSka noch ein« Stiefmutter geben!" „Könntest mit einer so fchinucken schon zufrieden sein', meinte der Alte, und wäbreno er seme Tochter einige Male lustig herum schwenkte, trällerte er: „Sag. schelwlich» Wlrlhin, wo wuchs denn dein Wein? vlzäoiel, sie können jo Herder nicht feinl ein Wein, er beißt mir di« Lippen wund, Komm her nun uud leih' mir deu siitzeu Mnad . . . Dana verichwand er mit deu Beiden, um in dem jensrits deS HauSslurcS gelegenen Zimmer Toilette zu machen. Ich hörte die Drei bald lustig lachen, bald singen. Dazwischen schrie der Alte nach dem Bandi, der seine Stieseln putzen und dir SubaS (Pelze) vom Bodeukämmerchen herunter holen sollte. Bandi aber hatte taube Ohren. Es gab für ihn augen blicklich aus etwa« viel Schönere« und Süßere« zu lauschen. Iu dem, wa« ihm Juliska, die blühend gesunve, drall« Magd, am Gartrnzaune erzählte, war nicht von Stiefeln und Suba dir Rede, den» Juliska schmückte deu runden Hut de« Burschrn mit einem Kranz von Rosen und „brennender Liebe". Wenn aber ein ungarische« Steppenkind einem Burschen den Hut mit Blumen ziert, danu bedeutet da« u» der allem Jungvolk verständlichen Sprache de» Herzen«: „Ich liebe Dich!" — »bm »rerelleli I" sagt der Ungar. Tie Beiden waren also LiebcSlculc, »nd um daS zu erkennen, hätte es nicht de« schallei,den Kusse« bedurft, den der verliebte Bandi seinem Schatz hinter rothblübcnden Bohuenlaub - Eoulissen aus die schwellenden Lippen drückte, nachdem ihn eine erneute Flulh magyarischer Kernstücke, vom Fenster de« SlaatSzinimerS au«, an seine Pflichte» für Stieseln und Suba erinnert hatte. Für dir bcitrn verliebten Seelen stand t-cule auch kein Moukeiischein im Kalender; denn wenn sie cp merkt hätten, n ie schimmernd hell er auf Garten. Tanya ünd der stillen Steppe lag und wie neugierig, zudringlich er ihr tß4e-L-tL4o belauschte: sic wären jedenfalls vorsichtiger gi-bvesrn . . . Da huschte Jlonka ins Zimmer herein und trat zu mir a»S offene Fenster: „Hüten Sw sich, mein k^>err", sagte sic mit eikünstclieni PalbvS, „Ihnen steht heute noch ein große« Unglück bevor I Ich ve»stehe und — übe die Kunst der Zigeunerinnen, — ich habe eS au- den Kelchen der sich schließenden Nachtkerzen gelesen: der graue ?Na»n, der soeben die ieingesältellen, zieilich besäumten Esizruen (Stieseln) an» gezogen hat und »un im Klanen verschnürte c, TvlniLny drübcn im Zimmer vor dem Spiegel steht und een grauen wider» spens.igen Schnurrbart znnckelt, Hai in (einen, Herzen ge schworen, Sie dicse Nacht — gründlich rinzuseisen." . . . Und schnell und leise, wie sie gckomn. :n. war sie hinan-. Ein starker, wundervoller Dnsl lenkte >c eine Blick« auf da von, Mondenglanz Ubeisluihete Fe»stc> drett. Dort lagen zwei srischgepslücklr Rosen, eine dnukelroi/yr und rior bleudeud wriße . . . Unser flotte», leichtes Gefährt sie-, donnernd über die nenn bohr Bogen fassende Hortobngy-Brücke. Sie ist so solid und massig gebaut, daß da« Slks-penvolk behauptet, der für sie verwendete Kalk sei mit Milch gelöscht worden. Tiefer Abentsriedeo lagerte ri»,aS,,„, ans Fluß nnd Haide Bor un«. unter greller V< ctbeiliing von Licht und Schalten, bob sich die HorlobLgyer kffLrta au» de», dunkle» Laubwerk der Akazien und Erlen ich. Drunten im melan cholisch säuselnden Röhricht de« 'tichlunisäunilen FlußuserS flöteten einig« RohrsLogu ihr Noehtstsd, und juo, wo ftch
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