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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189311123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18931112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18931112
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-12
-
Monat
1893-11
-
Jahr
1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1893
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Vez«g»-PreiS « de» -«pterpedstiou »der den d» StoldS- ü»Irr wrd de» Vororte» errichtete» Na«, -adeftellni,5g,holt: -strteljSdrlich^SLO. Han» 52»0 Durch dt» Post betone» für teutschl-ud aud Oesterreich: viertel,lldrlich S.—. Direct» tiglich« Kreuzbaudiendnug dck Nulland: oroaatlich >i 7ck0- Die Morgni-Ausgabe erscheint »glich'/,? Uhr. die AbenL-Susgabe Woche»rüg» 5 Uhr. NeLrulio» »u> LrveLilio»: Is»«u»eS,affe 8. LKErpeditio» ist Wochentag« »»»»trrbeoch» grdgnkl vo» srüh 8 di» Abeud» 7 Uh». Filiale«: Ott, «e»«'« r«rtt«. (Alfretz U»ivers>tLt«sir»b« 1, LsuiS Lösche, Dattzariueustr. 14, patt, »ad KS»ia«plat 7. eimMr.TagMaü Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Verlam»» u»trr dem Redactio»«strich -tgo» spaUeu) 50^, vor den Familienaachricht» (8 gespalten) 40 Größere Lchrisleu laut unsere» Preis- verzeichoiß. Tabellarischer aud Ziffausutz nach höherem Tarif. Etztra-Bes lagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Posibejörderuug » 80.—. mit PostbesörLerung 70.—. TinnalsMkschlub für Anzeige«: Abend-Aosqab«: Vormittag» 10 Uhr. Morge »-Ausgobe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- and Festtag» srüh ',',9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je ei»e Halde Stund« früher. Anzeige» sind stet» an di« Expeditt« zn richlea. Druck aud Verlag vo» L. Pol» t» Letp»ig. 578. Sonntag den 12. November 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffenlliche Lihung drr Stadtverordneten «tu»*ch. »en lL.R.»e«bcr 1804. Ai»enS« «'/, Uhr t« rtizuugssaale a« Rasch«artte. Tage»ordauug: I. Bericht de» Bau» und Oekonomieau»schusse» über: ». Aus gabe de« Bvedrhaltes wegen Wiederbeieillguag der Abrundung bet rechten Busgange» der ltzerderdrücke am Oerlel'schen chrundstück»: d. Herstellung einer Bussahn vor dem Portal» de» Augusteum»; o. Abänderung de» städtischen Bebauung«, plane« über die Flur Sellerhausen uud provisorisch. Eia» sührung der Wässer voa dem Areal» der Herren Peuudors uud Leu. tu Stünz iu di» Siietzichk». II. Bericht de» Lekonomieausschusies über: ». Srealobtretung vor dem Grundstücke der Firma Dampsdrouerei Kleinzschocher Heinrich öc Gelinek zur Verbreiterung der Plaauuher Straße tu Leipzig-Kleinzschocher; b. Errichtung eines Schuppen» tbr di» 8. Dampfwalze aus dem Areale des Piassendorter Hoses; «. Brealodlrrluag von der Nußskraße in Leipzig-Linbenau zu dem an dieser Straße gelegenen Deil'jchen Grundstücke: ä. Nachverwilligung zu Eonio >4 Poi. l6 de» diesjährigen Hauedattplane»; «. Erhöhung der Einnahmen Poi. 7 und Nochvenoilligung zu Pos. 33 in Conto 14 des diesjithriaen Hauehaltplane»; L Eiusüdrung der Wasserleitung in dir Poch,gärten au der Eck« der Leipziger und Dchillerstraße iu Lrcvzig-Connewitz. HI. Bericht de« Etiitungs- and Finanzausschuss»« über die Rech nungen des Jovanni-dospitolrs aus die Jahre l8e!9 und 1890 IV. Bericht des Stistungs- und Orkonoiiueouojchusstl über Veschleußung de» Gruudstückes der Meade-Stistuag t» der Solomonstraße. V. Berich, des Slistungs-, Bau- nud Oekonomieausschusse» über Brrkaus der an der JohaunisoNe« und der Brommestroße ta Leipzig-Sieubnitz gelegenen Bauplätze Rr. L, 4, 5 und 8 Lrkanntmachlliig. Bei BelegenheU der vom hiesigen iulpertnereiu nächsten Dienstag, den 14. d. M., im «lten vtaStttzeater veranstalteten Feftausiührung haben die ansatzreupeu Wagen wie bei den ge» wödnticheu Theatervorstellungen vom Lheaterpiatz aus a» de» »ach dem Schulplatz z» gelegenen Hauptetusan« de» Tdeater« vor»», fahre» uud sobunu ,dreu Weg um die nSrdltcheSette de« GebSude« herum durch die Pro-ueaad« uud di» Thearergakse 1» her Richtung n«ch dem Ptaueuichen Platz zu nedmeu. Dt« Wagen der bei den «ussührungea Mitwirken de« Persane« fahren vom Tbeaterplatz au» an dem nach diese» zu gelegenen seitlichen Bühueurtugau« vor nnd direct durch die Theater gasse ob Da« Bor- uud Bbsahreu der aßholentzen Wage» nach Schluß der Aufsüvrung geschieht genau tu derselben Weife. E« habe» daher tnobejouber» die uach beendeter Aufführung vom alten Theater nach dem Hotel de Pologne sadrrndea Wagen ihren Weg durch di« Tdeaiergasse, die Piaueajch« Straße uud den Brühl uach der Hainstraße zu nehmen. Lerpzig, den lO. November 1893. Der Rat» und da» Paltzet-Amt der Stadt Leipzig. v. 8. 4281. vr. Georgt. Bretschaetder. Größei. Freiwillige vlUkttgrundflücks-lIrrsttiyerung Aus Antrag der Erben soll das zum Nachlass» des Kaufmann« und Stodlratvs Karl Vtufta Lckmidt-Lühlmann in Leipzig oedärie» Billen,ruu-stn«, Fottum 2447 de« GrunSßuch» für Sir Stadt Leipzig, das an der ZiUnerftratze »asrtdst «nter Rr. - gelegen, Maiitaa. den ?7.Ro»e«ßer 18««, vormittag» 11 Uhr» unter de» im Termine bekannt zu machenden, schau setzt au» dem Anschlag an der G> richtSlafei ersichtlichen Bedingungen au de» Meist bietenden freiwillig versteigert werden. Es werden daher Kaufsluftige andurch eingeladen, zu dem ge dachten Termin, im Zimmer Nr. 81 de« Unterzeichneten König lichen Amtsgericht» sich eiuzufinde» uud de» Wetteren gewärtig zu sein. Solches wird mit dem Bemerken veröffentlicht, Paß Shemplarr her Brrstrigerongsbediugungro bei dem unterzeichn»,»» «ml», gerichle und dem Herrn Justizrald Bär Winkel hier zu erhalten sind Leipzig, den 1. November 1893. Königliche« Amtsgericht, Aßttz. V. 5. Landgraf. Hml. Lckaniltmachung. Ans Antrag der Erben de« Hotelbesitzer» Gottfried Schnabel in Klotzsche soll das zu dessen Nachlass« gehörig», dort im Oristheile Königswalv, Ecke der Küiiigedrücker Straße und Iägerstraße ge- iegene, ort-gerichtlich aus 53 850 -st abgejchätzt«, „Lal0>aschiößlhea" genannt» Hatei- nnd NestanrattanSgrundftück Nr. 1L6 de« Branbkaiafter«, Nr. 2l6p. de« Flurbuchs und Fol. 339 »es Grund» und Htzpothekeuduch» sür klonichc, einichließ- sich des Hotel- uud Rrftaurarioas-Juoeutar» im Larwrrthe von 4L 12 -<4 60 ^ de« 1L. Ra*emder diese« Jahre», tl Uhr varmtttags im Rachlatzgruudftückr üffentlich g«,u dos Meistgebot zur Ber fteigeruug gebrach, werden, was un.rr Bezugnahme aus di» an der PerichlStasel — Loihringer Straße l, part. — und im Nachlaß- grundftücke aushängenden Anschläge hierdurch bekanut gemacht wird Dresden, am 20. Lctober 1893. Aautgl. Amtsgericht, Abth. lll. ». v. Vr. Klrinpaui. Lekanntmachung. Da« Direktorium der Seiellschas, Erholung bat al« Erttägniß des zum Besten unsere« Verein» am I. d M veranstoitelen Con- crrtt uns den Peireg von ftedenhundert Wart behus« Errichlnng einer Sanilälswache im Lslvierlel üderwiestn. Der geehnen «esellschaft Erholung sogen wir für diel« Zn Wendung, sowie für ihre opsekireuoigen Bemühungen hiermit auch össruilich unseren «erdtndlichsten Dank. Lripzia. den 10. November >893 Der Vorstand »cs ramariter-veretn« ,, L^pzig. ^ De. 4mma». Lkkannlmachung, die Anfnahme schulpstichitgrr »>u»rr tu die Wendlrr'sche Frrischulr drtrrffrnd. Diesruigen Eltern und Po: münder, welche für Liier» I8V4 um Ausnahme ihrer Kinder und Psiegedeiohleneu in die Wendtee'sthr Arristhnle nachzusuchen gesonnen sind, baden sich entweder Siena» ra«. de» 14 . oder Freitag, den IRadrmdee, Nachminag r Uhr in der Mattzasretschnle. Zöltnrrstrahr 4, verlöuiich »ii de» Kindern eiuzafi,»«, und zugleich Taus- und Jmpsscheia« de« Ki»d»« vorzulegen. Letpztg, H. November 1893 Das Dtrretarinm der Wendlrr'sche« Stiftung LtkilMllmachung, die Eirchn«»arstandamahl zu St. Petri betreffend. Nach unserer Bekanntmachung vom 21. Oktober d. I scheiden nach Ablaus ihrer gesetzmäßigen AuuSdauer auS unser«« Eirchen- vorstaode au- die Herren: Kaufmann Marl Banmetzer, Oderom»«richter Friedrich vmil Kunze. Rechtaanwall 1>r. lur. Albert Rientzatdt» Kaufmann Part Tanrad Ruschpter, Reaigymnosialoberiehrer Prvf. Carl Moritz RcUttzer und Eileadahn-Betnebs-Jaspector Wiltzrl« Gottlob Heinrich Winter. Di» au»scheideadeii Herren sind insgelamml wieder wählbar. Die Wadi von 6 Mitgliedern in Leu stircheuvorslaaü sür di» Peterskirchgemeiude findet statt: Mitnnach. den IS. Nsvember d. I., »an früh 10 di« Rechmtttags L Uhr, iu dem uorbSsliichen Beichthaule der Pelrrskirch« (Eiugaug der höheren Schule tür Mädchen gegenüber). Wahlberechtigt sind nur d>e,euigen Glieder der Peter-kirch- jemeiade, welche nach unlerer Bekanntmachung vom LI. Oelvder L I. ich zu dieser Wahl angemeldet haben und in die Wählerliste «in- getragen worden sind. Wählbar sind olle stimmderechtigien Mitglieder der Peterekirchgemeinde (nichl bloS die in dl» Wahlliste eiagetragenen), welche das 30 Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk aus Männer voa gutem Ruse, bewährtem christlichen Slune, kirchlicher Einsicht uud Eriahruag zu richten. Die Abgabe de» Stimmzettel» für die Wahl vo> 8 Kirchen Vorstehern ha, perjSnlich am IS. Na«e«der iu dem obeugedachtea Beichthouse der Peierskirche zu erfolgen. Wir Hilten herzlich und dringend, alle diejenige» Gemeinde» gtieder, welch» sich in die Wahlliste haben eintiagea loffeo, vo» ihrem Wahlrechte am Wahltage Gebrauch zu mache». Leipzig, deu 4. November l>93. Der 8ircheu»»rtta«d zu St. Petri. 0. Hartung, Planer. Lekanntmachung, die Eirchenparftaudsmahl tu der Mantzaigemetnde tzetr. Au« dem Kircheuoorstand» der Matthaigem«>ab» schndeo nach deu Bekanntmachungen vom 30. September, 8. uud tü. Qctober d. I. au« dt» Herren: Juktizrattz Lmli VIewtntzal, Kaarmanu Lmll t»e«a«l»r, Rrcht-anwaU L>recror i>r. Ana» llar». Eaatz. Aluckei. Procunft L. 0»«ae II,ga «Udert, Architekt »»eit» «iloeli ond Prosessor Rector l)r. kiekarck Liadter, deren Wiederwahl gesetzlta zulässig ist. Dt« Wahl soll iliNlsinden Mittwoch, den IS. Rspemder d. I». »o« v-rmittaa» iu Uhr dt» Rachmlitag» S Utzr io der Sakristei der Mutttzaikirchr. 1. Stiwwberrchttg» sind diejenigen GemktUdegllkder, welche sich schriMich oder «»udUch zur Wählerltst, ange- meldet haben. L. Di» Wal» hat durch schriftliche» jedoch perf-nliche Ab stimmung zu geschehen s. Wählbar stnd alle stimmberechtigte »emeindr,lieber, die das 30. Ledenejohr voUenbel hoben 4. Jeder Wablzettrl tzat 0 Ramen von stimmberechtigten Ge. meindegliedern zu enthalten, woraus deren Taus- und Familienname, Stau» und Berus genau zu bezeichnen ist All« stimmberechtigten Glieder der Muildäikirchengemciude iordern wir aus, sich an dieser Wahl eisriaft zu deiheiligen und ihr» Wohl aus Männer von gutem Rnlr, bewährtem chriftttcheu Stune, kirchltcher Pluflcht und Prsahruu, zu richten. Leipzig, am 4. November >893. Der Watzlausfchotz der Matttzäigew^nde. u. »aller. Der nochmals gerichtete Richter. »s. An dem preußischen LandtagSwablergebaih ist einzig der Untergang de» Deutschfreisinn« größerer Beachtung werth. Die beiden conservaliven Parteien gewinnen zusammen nicht mehr» al» die äußerste Link» verliert, dem Schaden, den sie dem Centrum zugefügt, steht ein Gewinn der Nationalliberalen in gleicher Höbe gegenüber. Gewiß wäre es erfreulicher, wenn dem gemäßigten LiberaliSm»» zugefallen wäre, wa« dir Richtung, die sich obnr Berechtigung die fortgeschritten liberale nannte, eingebüßt bat, aber im Hinblick auf die Voraussetzung einer künftigen besseren Entwickelung des Liberalismus darf gesagt werden, daß der Zusammenbruch der Richler'schen Politik mit dem kleinen MachizuwachS der Conservativcn nicht zu tbeuer brzablt ist. Dieses Unheil entspricht keineswegs dem Groll gegen den alten Gegner. .Der Tod löscht alle Zornesslammen", und der Deuischfrrisinn ist todt, wenn auch noch einige Gespenster au» seinen Reiben iu den Parlamenten umgeben und durch verdoppelte Redseligkeit über ihr Abgeschiedenst,» hinweg- zutäuschen suchen werden. Um de» Liberali-mus willen muß brr Sturz von Politikern willkommen geheißen werken, welche dir Sache de« Fortschritt» schwerer geschädigt, als irgend einer seiner erklärten Widersacher. Sind doch da» Erstarken de» Conservati»mu» und der übergroße parlamentarische Einfluß de» Centrum» vor allen Dingen Wirkungen der Tätig keit des Herrn Engen Richter. Unk nur dir erstere eine un beabsichtigte. Di« Geschichte wird dem Nachfolger der Twesten und Hoverbeck iu der Führung der Fortschrittspartei nick» den mildernden Umstand zubilligen, rr babe der freideitseind- lichstrn Mach» der Erde unbewußt Dienste geleistet. Man hat sein Berdältniß zu Windlhorst al« da» eine« Lebn»träger« zum Lelm»berrn bezeichne», und in der Thal trug Richter seine politische Bedeutung von dem Römling und Welsen zv Lehen. Nicki nur die Mehrzahl der Reichstags-und Landtag»- Mandate, die dem deutschfrcisinnigen Führer Geltung ver schafften, waren «in« Gabe de» ultramoaianen Führer». Aehnlich wie wohl in einem Coalilio«»krieg» der an Kriegskunst überlegene Alliirte dem Bundesgenossen leinen GeneralstabSossicier beigiebt, der die Operationen leitet, dem OberbrfeblSbaber der HilfSarmee aber den Schein der Initiative beläßt, so bat Windtborft der deu Anderen, aber nicht von ibm überschätzten taktischen Klugdeit de« deulschsreisinnigen Führer« Krücken gelirben. Der Ultramonlane wußte wohl, daß er mit dieser Unter- sti'stzung eines scheinbar liberalen Politiker» die Sache Ro»i- u:chl schädigte, sie vielnirhr ebenso förderte, wie der Kaiser von Rußland die seinige. da er dem österreichischen StaatS- kanzler Metternich ein Hobes Jabresgebalt auSsetzle. Wie nutz bringend andererseits das geistige Ändiebandgeben Windlborsl'S dem persönlichen Gelkungsbekürsnisfe Richter'» gewesen, zeigen die Ereignisse seil reS Mentor« Tod. Während sonst Fortschritt und Deuts chst eisinn, gleich den meisten anderen Parteien, durch die Gunst oder Ungunst der Zeilen bedingt« wechselnde Schicksale ersubrcn, folgte in den letzten zwei Jabren Nieder lage aus Niederlage. Die laugen, heimlichen Zwiegespräche in den FoyerS der Parlamente fehlten, da» erborgte Lickt ist erblichen und der — nicht zum Wenigsten von sich selbst — als der Napoleon des DeutschfrrisiimS Gerühmte steht heute alS sein Mack da. Anderen Politikern, di« von deu Anhängern verlassen werden, bleiben ihre Grundsätze als ein vielleicht zeit weilig brachliegendes, aber zukünftige Werbekraft verbeißende« Capital. Herr Richter siebt sich vergeben- nach einem solchen Schatze um. Er hat niemals politische Grundsätze besessen, vielmebr jede Frage unter dem GesichtSpunct de« vermeintlichen augenblicklichen BorthrilS behandelt. So ist er unausgesetzt in der Zwangslage gewesen, einen Antbeil an den von ihm heflig bekämpslen Verbesserungen de« Gemeinwesens zu behaupten und geräuschvoll, ja leidenschaftlich von ihm erhobene Forderungen, sobald sie sich zu verwirklichen schienen, ebenso geräuschvoll und leidenschasilicb zu bekämpfen. Eine- ibm zu bestreiten, mochten selbst scharfsinnige Beobachter sich lange nicht tn.schließen: die wirthschaftSpolilischr Ueber« zeugung, den maackrsterlichen Doktrinarismus. Eugen Richter bat aber den Grundsatz de- PrincipS voller wirtdschafklicher Freiheit nur insoweit respectirt, alS HandelSinteresien in Frage kamen, der freien Bewegung in der Industrie hat er nicht selten dir sittliche Berechtigung abgesprochen; der Bertheidiger der Speeulanleo-Ringe war ein grimmer Defehder der — jedenfalls der Mancdesterlebre nickt widerstreitenden — Jodustrie-Cartelle, und im letzten Buchdruckerstrcik, wo sein in Mitleidenschaft gezogenes Interesse nicht einmal politischer Natur war, ha» dir »Freis. Zig." der tbatsächlichrn Be sä ränkung de- CoalitionSreckteS der Arbeiter da- Wort ge redet, nachdem sie kurz vorher dir rheinisch-westfälischen Grubenlesitzer, weil diese die Arrangeure de« zweiten große» KoblenstreikS nickt sofort mil vssenen Armen ausuahmen, dem Haß der Arbeiterwelt preiSgegebcn balle. Aus wiethsckastlichem wie aus politischem Gebiete war dir Grundsatzlosigkeit, die in allen Angelegenbeilen der Nation nur .Behelfe" erblickt, der einzige Grundsatz de« deulsch- sreisinnigrn Führer-. Daß diese Politik bankerott machte, müssen gerade aufrichtige Liberale mit Freude begrüßen, obwohl zunächst der CcnscrvatiSmu- den Vortbeil hat. In unserer Periode häufigen NücksaUS in alte Nationalfebler ist die Abkehr der deutschen Nation von einem Manne, der stet« aus ihre schlechten Eigenschaften speculirt hat, rin berubigende» Symptom. Es war die Stärke Richter'«, die Neigung de« deutschen Charakter- zu Neid und Mißgunst zur gegenseitigen Verhetzung der verschiedenen Erwerbostäiibe auSzunu^en, und man bat ihn fallen lassen. Er hat sich am 8. Mai dem süddeutschen ParticulariSniuS verschrieben und er. der Preuße, bat durch seine Pi esse in der Pfalz an den Preußen- baß appelttren lassen — man will nicht» von ibm wissen. Die preußische Cieuerresorm mit ihrer Mehrbelastung der Reichen und ihrer Erleichterung de- so umschmeichelten kleinen Manne« hätte die begeisterte Zustimmung einer Partei mit dem Programm der Deulschsreisinnigen finke» müssen. Herr Richter aber hoffte, daß zur Zeit der Landtag-Wahlen die Wähler sich wohl der anfänglich unvermeidlichen .Scheerereien", nicht aber der Segnungen der Reform bewußt sein würden; er rechnet« aus dir Unzufriedenheit der an da- Klein bürgerthum angrenzenden Schichten de« Mittelstände-, die nichl nach Wunsch erleichtert werden konnten, und unternahm einen maßlos heftigen Feldzug gegen die Steuergesetz«. Und der Erfolg: gerade der kleine Mittel stand kehrt« ihm den Rücken, Richter verlor seinen alle» Wahlkreis und erlangte sür sein Gesolge in sämmtlichea Provinzen Preußen« nichl mehr al« fünf Mandate. Dies» Umkehr de« Volke« muß mit einer Genuglhunng erfüllen, dir nicht geringer wird, wenn man sich erinnert, wie dieser au», wo rr von der bochl,ebenden Masse fallen gelassen, al« Pygmäe dastehende Demagoge die freche Hand erhob, um den gestürzten Riesen Bismarck mil Soll, zu bewerfen, wie er den Rattonalbelderi zur Schmach de« deutschen Namen« al» vrrdienstlosrn Glücksritter» al« Branntwrintrinkcr nnd Morpbiumesser hiastelltr. Urberbaupt ist Richter e« gewesen, der zuerst deu persönlich»» Angriff und dir Verleumdung in Deutschland zu politischen Kampfmitteln gemacht und der jetzt beklagte» Verrohung der politischen Sitten die Bahn gebrochen bat. Wir dueest dir Unschädlichmachung dieser Persönlichkeit, die noch zuletzt durch die hartnäckige Weigerung, die hinter I ihm stehenden Nullen von der volk-parteilichen Caudibalen liste streichen zu lasse» — .Nacht muß e« sein, wo Fried» landS Sterne strablrn" — ihren Charakter als Jch-Politiker zeigte, wie durch den Sturz diese- Land- und Parleiverderbers die freiheitliche Entwickelung geschädigt sein könnte, ist nicht einzusehen. Vielmehr — die Anzeichen hierfür mehren sich täg lich — wird von diesen LaodlagSwablen eine Gesundung des Gesammtliberali-niu« datireu. Er hat einen todlbruigeuden Giftstoff auSgeschieven. Deutsches Reich. L. Leipzig, ii. November. In der Soonabrnd-Nummer deS socialremotralijchen Ceatralorgaas, de« .Vorwärts", ist zu lesen: „Zeitvertreib für Bourgeois. „Ein Verein „BuckelhanS" ist, w:e ein Berichlerstaiier meldet. Mittwoch Abend >m „Rebstock" ge>>rü>idcl worden. Ii» Ganzen waren etwa 40 Pcrwnen auwescad. Tie nüchste Sitzung wirb du ch Säuleuonichlag bekannt gegeben weiden. Aufnahme finde! jeder Herr, der m» einem „annormalen Rücken" versehen ist." — Deo wunderlichen Gründern »hat« «tue normale Portion mit einem Rohr stock wohl." Cs ist erst einige Tage her, baß derselbe .Vorwärts" eine Flmh sittlicher Entrüstung über den Bürgermeister von Lommatzsch auSgoß, weil dieser einer noiorischeo Gewohn- beils-Trinkerin — einer Person, dir >m Zustande der Trunken- heil durch schamloses Gebakren de- Oefieren groben Anstoß erregt baue — nach Rücksprache mit dem Polizeiarzte und in dessen Gegenwart mit einem Rohrstöckchen zehn leichte Schläge verabreichen ließ, nicht um ibr körperliche Schmerzen zu bereuen. sondern um ihr einen heilsamen Schreck einzujagrn. Dieser Frau gegenüber trieft der .Vor-- wärt«" von Humanität und Nächstenliebe. Wenn aber ein Häuflein Querköpfe in harmloser, die Oeffentlichkeit in keiaer Weise belästigenden Einsalt sich zusammeutbut und den Verein .BuckelbanS" gründet — daun schreit daS socialvemokratische Centralorgan »ach dem Robrstock. Zuckerdrod für den Säufer, die Peitsche für den Veremsmeierl DaS ist dre Moral de« .Vorwärts". H8- Berlt», 11. November. Der DundrSratb hält heute eine außerordentlich» Plenarsitzung ad, auf deren Tagesordnung Au«schußberichte über eiuc größere Zahl von EirizelrtatS sieben, deren unve, änderte Annahme be antragt wirb^ ferner steht aus der Tagesordnung der Aus schußbericht Uber da» Gesetz, brtr. Regelung der RcichS- finaiizen, und die beute dem BundcSrath zugegangene Vor lage, belr. Gewährung von Unterstützungen an Invalide auS den Kriegen von l870 und an deren Hinterbliebene, welche lautet: Der vom BundeSealh in der Sitzung vom 2V. Juni d. I. beschlossen« Gesetz entwurf, betr. die Gewäbruug von Uitterst.itzungen rc., wird dem Reichstag in der nächsten Session, ttiunlichst bei deren Beginn, vorzulegen sein. Da indessen die DeckungSmittcl für die nach dem Gesetz im Jahre I891/9Ü entstehenden Aus gaben, welche im Gesetzentwurf sür da- bezeichnele Jahr noch nicht baden vorgesehen werden können, besonders zur Verfügung zu stellen sind, dürsten dir Bestimmungen >m tz. 7 de« Gesetzentwurfs entsprechend zu ergänzen und dahin zu fassen sein: .Dir Bewilligungen nach Maß gabe diese« Gesetze- sind an« dem Reich«-Jnvcttiden- fondS zu bestreiten, die für die Jabrr 1893/94 und 1894 95 erforderlichen Deckung-mittel dürfen au« dessen Capital» beständen bis znm Höchstbetrage von je l 250 <>00 flüssig gemacht werken." Außerdem sollen in der heutigen Sitzung die Commissarirn zur Be-atbung reS EiatS und der Stcuer- vorlagen für den Reichstag ernannt werden. U Berit», 11. November. Dekannttich ist der mutbmaß- lichr Reinertrag der geplanten Ncichöwciiisteuer auf etwa 17 Millionen veranschlagt. Davon entfallen rund 12>/, Millionen aus den Naturwein. Cs ist nämlich ange nommen, daß rund 1281 000 k in einer Preislage von über 50 ^ an die Detailvrrkäufer und Consumenlcn abzesctzt werden. Der Durchschnittswert», dieser Weine ist auf Grund von Aeußerungen Sachverständiger aus 78 -E für daS Hektoliter bemessen worden. Bei einer Steuer von lk» Proc. de« WertheS würbe sich demnach ein Brutto ertrag von rund l5 Millionen ergeben, von denen jedock >5 Proc. BerwaltungSkostcn in Abzug kommen. Der Rest de- aeniulhmaßten GefanimtreinrrtragS im Betrage von 1»/» Millionen würde aus die Sckaumweine entfallen. Man uiuimt an, daß vom inländischen Schaumwein 9120000 Flaschen, vom ausländischen l 035 000 Flaschen sür den Consum in Deuisch- land jälnlich in Frage kommen. Den Werlh der erstcren bat man aus 2.25 .4, den der letzteren aus 6 ^ sür die Flasche angenommen, so daß ein Gesaiiinttwrrtd de- zu versteuernden Schaumweine- von rund 28,7 Mill Mark sich ergeben würde. Bei einer Steuer von 20 Proc. de- Wende- würde sich ein Bruttoertrag von 5,3 Millionen Herausstellen, von welchen« gleichjall« l5 Proc. in Abzug kämen. Aus erbeblicde Erträge auS der Kunstweinsteurr dürste nicht zu rechnen sei». Beispielsweise stellt sich der JahreSertrag der Kunstwrinsteuer in Baben auf l001 -st Hiernach mutzte bei der ErtragS- berrchnung der Weinsteurr von der Einstellung eine« Betrage« für die Kunstwrinsteuer abgesehen werden. O. k. Berlin. 11. November. Hobliönender Worte über die internationale Hilfe bei Streiks sind in Zürich genug gewechselt, aber e« ist eben bei den Worten gebliebr«. Die französischen, englischen und österreichische» GewerkscbaslSfüdrer, die idren .Genossen" von den fabeb- basten Summen, die sie bei ihren Streik« au- Deutschland zu erwarten batten, so viel vorgerckek, befinden sich nun i» einer unanaenebnien Lage, da Nicht» gekommen ist. Trotz d«r so wedmülhigkn Ausrufe der General,lreikconimission ru Ham burg ist den französischen streikendro Bergleuten deutsche« Geld zur Unterstützung nickt zugefloffen. Noch einmal hat sich nun die GeneralcoinMission an die deutschen .Genossen" g»- wand. .Da» Solivaritäi«gesühl muß", so ruf» sie an«, „zu« AuSdruck gebracht werden!': aber auch diese Bitte wird ver hallen und die Herren Ba-lv und seine F-eundr werden auf die saumseligen Deutschen writrr wettern. Dir englischen Gewerkschasi-sübrrr sind rbrnsall- auf da« Tiefste verstimmt. Daß dir deutsche Brrgarbeiterbewegung sehr schwach ge worden, ist ibnen freilich bekannt, aber für so schwach hielten sie dieselbe doch nicht, daß sie nicht im Staude sei» auch uur
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