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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951030016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895103001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895103001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-30
-
Monat
1895-10
-
Jahr
1895
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7890 dem die Mehrforderungen an Geld in keinem Berhaltniß stehen. Dort handelt r- sich um Milliarden, hier nur um hundert Millionen, die sich überdies auf 3 dis 4 Jahre vertheilen. Frldmarschall Gras Moltke that den Ausspruch, wir müßten fünfzig Iakre eine schwere Rüstung tragen, um daS 1870 Errungene zu behaupten. Sie hat uns fünfundzwanzig Jahre den Frieden bewahrt, und sie wird es auch ferner thuu, wenn wir sie blank erhalten. Unsere Armee steht auf ihrem ^öhepuncte und wird ihn bewahren, die Marine noch nicht. Sie muß so bald wie möglich dahin gebracht werden, damil zur See unserem Handel, dem Lebensnerv eines Staates, nicht Wunden geschlagen werden, di« Jahrhunderte zur Hei lung bedürfen, während wir rS in der Hand haben, ihnen zuvorzukommen. Es ist wohl allgemein anerkannt, daß unsere Seeleute die besten sind, die cü giebt. Sie werden sich ebcnso tapfer, hingebend und heidenmäßig schlagen wie ihre Kameraden der Armee, aber was Hilst das, wenn ihnen nicht die Schisse zu Gebote stehen, die ihren Sieg in Aussicht stellen! Wenn Frankreich im Stande ist, in den nächsten zehn Jahren 800 Millionen Franken allein für Neubauten von Schisse» aufzuwenden »nt dem Gedanken, uns anzugreisen, sollte Deutschland, das zwölf Millionen Einwohner mehr zählt, nicht hundert Millionen in drei bis vier Jahren ansbringcn können, um uns zu vcrtheidigen? Vickeaut cvv-mles. na czuick rvspub'ien cketnmenti eapiat! Deutsches Reich. ill. Leipzig, 20. October. Bei der Schlußsteinlegung im Reichsgericht bat der Kaiser, wie unS mitgetbeilt wird, den Staatsininister I)r. von Bo etlicher dadurch in besonderer Weise ausgezeichnet, daß er kurz vor Beginn des feierlichen Actes, nachdem er sich schon gesetzt hatte, sich erhob, aus den Staatsininister zuschritt und ihm in herzlicher Weise die Hand drückte. k Berlin, 29. Oktober. Wir haben die Gcnugthuung, die „Freis. Zig." insofern aus unserer Seite zu sehen, als das Blatt einer eindringlichen Warnung vor der Belbei- ligung an afrikanischen Minengesellschaften seine Spalten öffnet. Der Unterschied ist nur, daß wir am 15. August von der Aufnahme von Mincnactien durch das Privatpublicum abgemahnt haben, während die „Freis. Ztg." dies erst am 27. October angezeigt fand. Mittlerweile waren ungezählte deutsche Kinder in den afrikanischen Brunnen gefallen, und freisinnige Organe sind daran nicht ohne Schuld. Wenn sie jetzt von scrupclicscrMache reden, die sich die Kleinen, die Unwissenden zu Opfern ausersehen, von Beutezügen, so war im August bei ihnen viel Rühmliches von den Gründern und ihren Gründungen zu lesen, förmliche Anpreisungen, die durch den Umstand, daß sie das ausdrückliche „hereinspaziert, meine Herrschaften" verinieten, an ihrer Werbekraft mindestens nichts einbüßlen. Die „Boss. Ztg." ging sogar so weit, gerade im Interesse des „unerfahrenen Privatcapitalisten" heftige Bor würfe m bittere Klagen darüber zu verweben, „daß durch enge Gesichtspuncte den deutschen Märkten die Mitwirkung auf jenem großen, jetzt so maßgebend für die Gestaltung des Minenactien- geschäftS gewordenen Gebiets unmöglich gemacht worden ist". Nach unserer Meinung haben sich die Änfsichtsorgane der deutschen Märkte ein besseres Anrecht auf Dank und die Anerkennung ihrer Einsicht erworben, als die Zeitungen, die die mit der Zurückhaltung der öffentlichen Märkte stillschweigend aus gesprochene Meinung, rem Publicum nach Kräften ausgeredet baden. Den in Deutschland wirkenden Agenten für Gold shares sind natürlich jene in Rosa und Gold getauchten publicistischen Malereien trefflich zu Statten gekommen. Da die Bemühungen, deutsches Geld in den englisch afrikanischen Abgrund zu ziehen, noch keineswegs aufgehört haben — in Berlin z. B. betreiben jetzt Leute daS Unter- bringen von Minenactien im kleinen Publicum vollkommen in der Art der S tad kreisenden —, so ist es dankens- wertd, daß auck das führende freisinnige Organ an der Aufklärung des Publicums sich zu betbeiligen ansängt. Die „Freis. Ztg." würde aber das Verdienstliche ihres Be ginnens erhöhen, wenn sie dabei auf die Verfolgung von Nebenzwecken verzichtete, wie ein solcher ohne Zweifel beab sichtigt wird, wenn sie die Warnung vor dem Minenschwinde in der für colonialpolitische Mittheilungen und Raisonnementü bestimmten Abthcilung ihres Blatt unterbringt. Die deutsche Eolonialpolitik hat mit den englisch-sranzösisch-afrikanischen „Raubzügen" nicht den geringsten ursächlichen Zusammenhang. Sie ist nur insofern nicht ganz ohne Einfluß auf die Ehanccn der Minenschwindler gewesen, als unser Kolonialbesitz der Kenntniß afrikanischer Verhältnisse eine vordem nie gekannte Verbreitung in Deutschland verschafft und so mittelbar Len Verführungskünsten der Minengesellschaften ein Gegengewicht gegeben hat. Parteipolitischer Profit läßt sich mithin aus den Verlusten, die das deutsche Nationalvermögen an Gold- actieu erleidet, nicht berausschlagen. Wenigstens dort nicht, wo die „Freisinnige Zeitung" steht. * Berlin, 28. October. Die „Post" berichtet: Das könig liche Sccaml in Flensburg verhandelte am Sonnabend zum zweiten Mal über die Explosion auf dem Tor pedojäger 6. 14 am 27. Mai d. I. in der Eckcrnförder Bucht. Bereits am t3. Juli d. I. hat die erste Verhand lung stattgesunden, die damals vertagt wurde, um den leitenden Maschinisten Duge, der sich auf der Reise nach Marokko befand, »ach seiner Rückkehr als Zeugen zu laden. Als weitere Zeugen waren jetzt erschienen: der Ober- Ingenieur Zeitz von der Germaniawerft in Kiel und die Maschinisten Sachau und Zeitz, sowie der Direktor Nagen aus Kiel als Sachverständiger. Der Dampfer 6. 14, ein sogenannter Torpedojäger und für Rechnung der türkischen Regierung auf der Germaniawerft in Kiel erbaut, machte am 27. Mai d. I. eine Probefahrt nach der Eckernförder Bucht. Die Fahrt begann um 9 Uhr Vormittags, war eine sorcirte und eS wurde !0 Uhr 50 Minuten die größte Fahrt- gescbwindigkeit erreicht. Der höchste Atmosphärendruck war 13'/«, der nach verminderter Fahrt nach 11 Uhr 11,8 be tragen hat. 2m Heizraum wurde bemerkt, daß Wasser im Kessel mangelte, und deshalb nach mehr Wasser telegraphirt. Nachdem diesem Wunsche aus dem Eondensator Folge gegeben und später diese Sveisung nochmals vorgenommen worden war, theilte der verunglückte Heizer Klatt dem leitenden Maschinisten Duge abermals mit, daß dem Kessel Wasser fehle, worau die Hilfspumpe angesetzt wurde. Unmittelbar darauf erfolgte die Explosion, der 13 Menschenleben :um Opfer fielen, wohin gegen 10 Verwundete wieder hergestellt worden sind. Während der Oberingenieur Zeitz die Oberleitung auf dem Torpedo jäger hatte, waren dem Maschinisten Duge der Maschinen raum und dem umS Leben gekommenen Werkmeister Rose der Heizraum zur Beaufsichtigung unterstellt. Nach dem Gut achten der Sachverständigen sind der Werkmeister Rose und der Heizer Klatt, nicht die Ingenieure, für den Unfall ver antwortlich. — Der ReichScommissar Capital» z. S. z. D. v. Tre uen fr ld führte auS, daß der Wassermangel im Kessel die Explosion berbeigcsiihrt habe und daS Ansetzen der HilfS- pumpe als die unmittelbare Ursache der Explosion anzuscben sei. Nach seiner Ansicht seien nicht Rose und Klatt für Len Un fall verantwortlich, sondern ausschließlich der leitende Maschinist Duge; das Maschinenpersonal sei übrigens nicht ge nügend gewesen. Anträge habe er nicht zu stellen. Das Seeamt verkündete Nachmittags 5 Uhr seinen Spruch und zwar dahin, daß, wie auch daS Gutachten der Sachverständigen ergeben habe, die Ursache des Unfalls aus den Wassermangel deS Steuerbord- keisel» zurückzuführen sei und das plötzliche Hinzutreten des kalten Wassers durch die Hilfspumpe die Explosion hervorgerufen habe. Der Werkmeister Rose war in erster Linie für den Heizraum verantwortlich und hatte da» Inglück durch Fallenlassen des NosteS leicht ver- »üten können; da alle im Heizraum Beschäftigten ihr seben ringebüßt hatten, habe sich nickt feststellen lassen, wes »alb Rose dieses einfache AuSkunftSmittel nicht angewendet »abe. Der Maschinist Duge habe den Maschinenraum nicht verlassen dürfen und es treffe diesen deshalb eine Schuld. Die Direktion der Germaniawerft hätte iir eine bessere Beaufsichtigung deS Heiz raumes sorgen müsscn, dieser Vorwurf könne derselben nicht erspart werden. Die Construction der Kessel müsse als eine sehr gefährliche bezeichnet werden, weil ie zu wenig Raum für daS Wasser haben, und bei forcirten Wahrten könne leicht Wasserinangel eintreten, wenn nicht ganz besondere Sorgfalt beobachtet werde. Ob bei den Kesseln der Torpedos eine andere Eonstruction sich empfehle, sei nicht Sache des SeeamtS, zu entscheiden; jedenfalls sei eine bessere Verbindung zwischen Heizraum und Maschinenraum noth- wendig, da man nicht erkennen könne, ob der Telegraph aus dem Vorder- oder Hinterraui» komme. Die Anbringung eines Sprachrohres zwischen den leitenden Räumen sei durch aus wünschenSwerty. * Berlin, 29. October. Nach der Haltung, welche die Presse des Cent rums in der letzten Zeit gegenüber der Socialdemokratie eingenommen, durfte es als zweifellos gelten, daß die Partei bei der Stichwahl in Dortmund mit voller .Kraft für Herrn Möller eintreten werde. Nicht, weil sich an den principiellen Gegensätzen zwischen National- iberalismuS und Centrum irgend etwas geändert hätte — davon kann selbstverständlich keine Rede sein —, sondern weil es ei» gemeinsames Interesse aller bürgerlichen Parteien ist, daß in einem der wichtigsten industriellen Wahlkreise Deutsch lands der Socialdemokratie eine vernichtende Niederlage bei- aebracht werde. So weit wenigstens müßte die Bevölkerung rch doch wohl „ermannen" können. Wir glauben auch jetzt nicht, daß die Centrumspartei des Wahlkreises einen andern Beschluß fassen werde; aber cs muß erwähnt werden, daß der klerikale „Westfäl. Merkur" schreibt: „Für die Centrumsanhänger ist bei der Stichwahl natürlich (!) Wahl en tbaltung geboten." Mau wird ja bald erfahren, ob dies auch anderwärts, in der CentrumSpartei „natürlich" ge funden wird. Dem Freisinn genügt aber solche indirekte Unterstützung der Socialdcmolratie nicht: „direktes Ein treten für de» socialtemokratischen Candidaten ist es, was die „Berl. Z." in folgender Ausführung verlangt: „Diesmal steht der Ausgang der Stichwahl wieder auf des Messers Schneide. Tie Socialdemokraten kündigen an, daß sie das Aeußerste ausbieten wollen, um den Wahlkreis zu erobern; das kann ihnen aber aus eigener Kraft allein diesmal um so weniger ge. lingen, als der naiionallibeiale Candidat schon bei der Hcncptwahl einen geringen Vorsprung gewonnen hat. Bon unseren Partei genossen hoffen wir, daß sie bei der Stichwahl nicht zu Hause bleiben, sondern ihre Stimmen gegen den nationalreactio» nairen Herrn Möller in die Waagschale Wersen werden." Waö sagt die Leitung der Freisinnigen Partei zu dieser schmähliche» Haltung? Wird sie dieselbe, wie eS erforderlich ist, mißbilligen und das Ibre dazu thuu, um die Wähler vor solcher demagogischen Irreleitung zu schützen? V. Berlin, 29. October. (Telegramm.) Der Kaiser gedenkt, beute Abend von Liebenberg nach dem Neuen Palais znrückznkebren. ^ Berlin, 29. October. (Telegram m.) Das preußische Staatsministerium trat beute Nackmittag unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Fürsten Hobenlohne zu einer Sitzung zusammen. Ls Berlin, 29. October. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht von den Ministern des Cultus, der Justiz und des Innern erlassene Anweisungen über die Ausnahme und Entlassung Geisteskranker, Asiaten und Epileptischer in und aus Privat-Jrrenanstalten, sowie über die Einrichtung, Leitung und Beaufsichtigung solcher Anstalten. G Berlin, 29. October. (Telegramm.) Der Eolanial- rath beendete heute den Togo-Etat und drückte seine Be friedigung über die fortgesetzt günstige Entwickelung dieses Schutzgebietes aus. Die darauf folgende Generaldebatte über den Etat für Südwestafrika gab Anlaß zur Erörterung von Fragen über Besiedelung, Erhebung von Zöllen und Ab gaben, sowie über das Vorgehen einzelner in dem Schutz gebiete bestehender Gesellschaften. II. Berlin, 29. October. (Privattelegramm.) Be züglich des Baues der Sentsch ostafrikanischcn Ecntralbahn besteht nach der „Nat.-Ztg." die begründete Hoffnung, der nack Ostafrika gesandte Gebeinirath Bormann werde das nöthige Material so zeing beschaffen, daß dem Bundesrath und Reichstag noch in der bevorstehenden Session die erforderlichen Vorlagen gemacht werden können, was die be stimmt ausgesprochene Absicht der Reichsregierunz sei. L. Berlin, 29. October. (Privattelegrainm.) In der Debatte über den am Sonnabend von Professor Leh mann ans Rostock gehaltenen Vortrag über „Das Colonial- GesellschaftSrcchl in der Vergangenbeit und in der Gegen wart" empfahl der Vortragende, um eine größere Elasticität deS GesellschastScapitals herbeizuführen, eine Abänderung des geltenden Aktienrechts für Eolonial-Gesellschaften, damit zur Ausgabe von 20-Mark-Antheilen übergegangen werden könne. Die „Post" knüpft hieran die Bemerkung, daß die Einführung solcher Antheile auch ohne eine Aenderunl der Gesetzgebung möglich sei; nach dem Colonialgesetz von l88Ö bedürfe eS nur eines Beschlusses des BundeSraths, um diese Einführung zu ermöglichen. ch Berlin, 29. October. (Telegramm.) Der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge wird der Vortragende Rath im CultuS- ministerinm Moltke an Stelle des aussckeidendcn Geh. Raths Jordan zum Director de r National-Gallerie er nannt werden. ^ Berlin, 29. October. (Telegramm.) Heute begann der MajestätsbeleiSiaungSprocetz Dierl und Genosse» vor dem Landgerichtsdirector Brausewetter. Angeklagt waren der Redacteur des „Vorwärts" Dierl, Redacteur Pfund und der Nedactenr deS „Teltower VolkSblatleS" Raudmann. Unter den Zeugen befand sich der Oberlwfmeister Graf Mirbach. Zur Anklage stand unter Anderm der Artike über die „Kameel"-Inschrift in der Kaiser-Wilhelm- Gedächtnißkirche. Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Heine, bemängelte die unvorschriftsmäßige Besetzung des Gerichts hofes, bewirkt durch die unrichtige Benennung der Anklage nach dem Angeklagten Dierl, und die ungehörige Zusammen- riehung verschiedener Strafsachen. Erster Staatsanwalt Drescher begründete die Benennung der Strafsache nach drücklich damit, daß Dierl die Veranlassung des ganzen Pro- ceffeS zunächst durch den Artikel im „Vorwärts" unter seiner Verantwortlichkeit gewesen sei, daß nachher der Artikel unter der Verantwortlichkeit Pfund'S hinzugekommen und daß die Ver bindung der Strafsachen durch den Abdruck im „Volksblatte" unter der Verantwortlichkeit Raudinann'S tingetreten sei. Dierl sielen ferner fünf Beschuldigungen in dreiArtikeln, Pfund drei in zwei Artikeln zur Last; daher sei Dierl der Hauptschuldige. Nack einer Erwiderung des Rechtsanwalts Heine trat der Gerichtshof in die Verhandlung rin. Im Verlauf derselben erklärte Graf Mirbach, er habe als Mitglied deS Kirchen- bau-VereinS an die Stadt Berlin eine Petition um Beihilfe rum Bau der Kaiser Wilbelm-Gedächtnißkirche gerichtet, habe Fühlung mit den FractionSsührern der Stadtverordneten Ber- sanimlung genommen und auchSingrr besucht,umnicht den An schein einer Zurücksetzung zu erwecken. Singer habe ihn freund lich empfangen Er habe Singer gebetenen der Stadtverordneten- Versamiiilunz für möglichst sachliche Behandlung der Petition zu wirken, und Singer babe ihm die» auch versprochen. Der bald darauf auch im „Vorwärts" erschienene Artikel, der 1 zwar scharf die Beihilfe zum Kirchenbau bekämpfte, sei sach lich gehalten gewesen. Der Staatsanwalt beantragte gegen Dierl 1 Jabr 3 Monate, gegen Pfund 1 Jahr 2 Monate und gegen Raudmann 1 Jahr Gesängniß. II. Berlin, 29. October. (Privattelegramm.) Frei herr ». Langen antwortete auf eine ihn betreffende Zeitungs meldung im „Kl. Journal": „Es ist nicht wahr, daß ich „seit Jahren über das Privat- leben des Freiherr« von Hammer st ein unterrichtet war", ich habe vielmehr von demselben erst nach dem Zusammenbruch des v. H. Kunde erhalten. — Es ist nicht wahr, daß ich dem Freiherrn von Hammerstrin „bedeutende Summen Geldes übergab", ich habe ihm vielmehr keinen Pfennig gegeben, bin auch nie von ihm darum angegangen worden. — Es ist nicht wahr, daß ich „mit Hammer- kein zusammen feurige Artikel in der „Kreuzztg." veröffentlichte"; ch habe vielmehr in genanntem Blatte nur solche Artikel veröffent licht. die von mir allein und mit meinem volle» Name» unter« chrieben waren." Gleichzeitig läßt ein Herr Mn aß als controlirendes Mitglied deö VerwaltungSrathS der „Borussia" der „Nat.- Ztg." folgende Berichtigung zugehe»: „Dem Herrn von Hamm er stein, damals Vorsitzenden und zugleich conlrolirendcn Mitglirde deS Verwallnngsralhs der Borussia ist s. Z. von der Direciion ein Darlehn von 15000 gegen Hinterlegung von Nominal 15 000 ./ll Kur- nnd Neumärlijcher Psandbrieie gewährt worden. Diese Effecten wurden ordnungsmäßig von der Lasse der Borussia übernommen und haben sich bis zur Rückzahlung im Tresor der Gesellschaft befunden. Das Tarlehn ist von Herrn von Hammerstrin mit 5 Procent verzinst und baar mit den Zinsen zurückgezah lt worden. Provisionen sind bei diesem Geschälte vo» keiner Seite weder verlangt noch gezahlt worden. Als controlirendes Mitglied des VerwaltungSrathS hatte Herr von Hammerslein eine ihm vom Berwaltungsrath im Rahmen des Statuts bewilligte Remuneration zu beziehen. Verluste hat die Gesellschaft durch Herrn von Hamnierstein weder bei diesem Geschäft noch sonst zu erleiden gehabt. Es ist unwahr, daß zur Verdeckung dieses Geschäfts falsche Bilanzen aufgestellt worden sind. Das Darlehen war bereits seit mehreren Jahren zurück gezahlt, als seitens der General-Agenten eine Anzeige bei dem Polizei-Präsidium resp. bei dem landwirthschastlichen Ministerium angebracht wurde. Durch einen Commissar der Regierung hat unter Mitwirkung des Unterzeichneten als controlirendes Mitglied eine genaue Prüfung der gesummten Geschäftsführung staltgefunLcn, welche die Grundlosigkeit der angebrachtenDeiiuucialioii ergab." — Tie Ernennung deS Conte-Admirals z. D. Aschenbor,» zum MarineCommiffar für den Kaiser-Wilhelm-Canal läßt wieder den Wunsch bervortreten, daß auch ein Han velö- Commissar für die Interessen des Verkehrs, des Handeis und der Kauffabrteischifffahrt bei dem Canal bestellt werde. Tie Klagen über eine ungenügende Berücksichtigung dieser Interessen wollen nicht verstummen. — Ihr 25jäbriges parlamentarisches Jubiläum feiern in diesem Herbste der Vicepräsident des Abgeordneten hauses Freiherr von Heereman und die Abgeordneten Rickert, l)r. Brüel, von Kehler und vr. Lieber. Von den Genannten haben Rickert und vr. Brüel stets den selben Wahlkreis vertreten. — Der erste Director deS Norddeutschen Lloyds, Herr Wiegand, ist zum Mitglied« deS Colonialräthes er nannt worden. — Die hiesige dänische Gesandtschaft bat eine Intervention in Sachen deS wegen Majestäts beleidigung verhafteten dänischen Schauspielers Marx ab- gelehnt. 0. Oldenburg, 29. October. (Privattelegrainm.) Gestern fand hier ein Familienrath des olden- burgischen Fürstenhauses statt, an welchem außer dem Großherzog, dem Erbgroßherzog und dein Herzog Georg auch der aus Paris erschienene Herzog Alexander theilnahn». Man vermuthet, daß über die Thronfolgefrage beratben wurde. Herzog Alexander ist gestern Abend nach Petersburg abgereist. * Bremen, 29. October. (Telegramm.) „BLSmann's telegraphisches Bureau" meldet: Anläßlich der beim „Vulkan" in Stettin und bei Schichau in Elbing seitens des „Nord deutschen Lloyd" ertbeilten Auftrags zur Erbauung neuer Schnelldampferist diesem vom Kaiser folgendes Telegramm zugegangen: „Mit lebhafter Freude habe Ich die Meldung von der großartigen Bestellung bei den Werften „Vulkan,, nnd Schickmu entgegengenommen, wodurch zugleich die so er freuliche Fortentwickelung des „Norddeutschen Lloyd", sowie das so dankenswerthe Bestreben in Erscheinung tritt, die beimischen Werftslätten durch so vertrauensvolle Ausgaben zu stärken. Möchten die höchsten Erwartungen durch die Leistungen der Werften Lbertroffen werden! Wilhelm I. R." * Hannover, 27. October. Der 28. October ist der Ge burtstag des iu letzter Zeit viel genannten ältesten SohneS des Herzogs von Cumberland. DaS hiesige Welfenhlatt widmet dem Prinzen unter der Neberschrift: „Heil Prinz Georg Wilhelm von Hannover!" einen Glückwunsch, in dem es heißt: „Sowohl die heilige Handlung der Consirmation (Pie in diesem Jahre bevorstebt) als auch der Eintritt in das 16. Lebensjahr sind in mancher Beziehung von besonderer Bedeutung. Es beginnt das Lebensalter, in dem auf Grund der Erziehung im elterlichen Hause der Charakter sich bildet. Wir haben zum erstgeborenen Prinzen unseres angestammten Königshauses das feste Vertrauen, daß er als Sohn seiner erhabenen Eltern, als Erbe der Ahnen des ruhm vollen Welsenhauses, stets seiner Rechte und Pflichten, die seine hohe Stellung, zu der er geboren ist, bedingen, eingedenk sein und bleiben wird. Möge der Prinz wie sein herzoglicher Ahnherr Georg als Feldherr, wenn es sein muß, für Deutschlands und Hannovers Recht und Freiheit Lorbeeren ernten; möge er wie die Könige Georg Hl., IV. und V. unbeugsam das Recht seines HauseS und Volkes vertreten und so die Pflicht erfüllen, die sein hoher Beruf ihm auferlegt. Zur Geltendmachung von Gottes Gesetz und Ordnung auf Erden möge es ihm als Namens träger des heiligen Georg gelingen, Len Drachen der Revolution, von wo er kommt, zu besiegen! Das ist unsere Hoffnung für die Zukunft!" - Mit Rücksicht auf die Rolle, die man dem Prinzen „Georg Wilhelm von Hannover" bei den Erörterungen über die braunschweigische Thronfolge zugedacht hat, bedarf dieser beziehung-reiche Glückwunsch wohl keines weiteren CommentarS. * Detmold, 29. October. Das „Lisrp. DolkSbl." schreibt: „In verschiedenen uns vorliegenden Blättern finden wir eine Correspondenz auS Detmold, in welcher eine kürzlich unter nommene Urlaubsreise deS Herrn CabinctsministerS v. Oertzen mit der lippifchen Thronfolgefrage in Verbindung ge bracht wird. Es ist in dieser Correspondenz sogar von Bemühungen deS Herrn Ministers an den süddeutschen Lösen wegen deS von der lippifchen Regierung beim Bundeörath gestellten Antrages die Rede. Dein gegen über sind wir von zuständiger Seite zu der Erklärung ermächtigt,, daß die gedachte Reise lediglich eine private, zu dem Zweck der Erholung unternommene war, da der Minister v. Oertzen im Sommer Zeit zu einer solchen nicht gefunden hatte. Es ist auch deshalb keinerlei Besuch bei irgend einem süddeutschen Hofe abgestattet worden." * TortmunV, 29. October. (Telegramm.) Bei der am 25. d. in dem Reichstagswahlkreise Dortmund vorge- nomiiienen Ersatzwahl erhielten nach amtlicher Feststellung Vr. Lütgen au (Socialdemokrat) 17 182 Stimmen, Com- merrienrath Möller (nationalliberal) 17 11? Stimmen, Lenfing (Centrum) 14 636 Stimmen. Es ist somit eine Stich wahl zwischen vr. Lütgenau und Möller erforderlich. * Gera, 29. October. (Telegramm.) Der Landtag aing heute über den Wablprotest der Socialdemokraten zur Tagesordnung über und bestätigte sämmtlikbe Wahlen. Zum Vorsitzenden wurde Finanzrath Fürbringer gewählt. * Cadnra, 29! October. (Telegramm.) Im hiesigen Residenz- schlosse fanden heute Sitzungen deS Ausschüsse» für die Errichtung eines Denkmal» für Herzog Ernst tt. von Sachsen-Toburg und Gotha statt, an welchen auch Herzog Alfred theilnahm. Derselbe begtrbt sich morgen nach Darmstadt und fetzt übermorgen die Reise nach London fort. * Sranlfurt, 28. October. (F. Z.) Der deutsche ver band kaufmännischer Vereine, welcher 82 Vereine mit über 100 000 Mitgliedern umfaßt, hat über die Ausführung und die Wirkungen der Bestimmungen über die Sonntags ruhe im HanvelSgewerde an das Reicksamt deS Innern eine Denkschrift gerichtet, welche daS Ergebniß einer Umfrage bei den VerbandSvereinen zusammenfaßt. * Main;, 27. October. Am 17. Juli 1893 brachte daS ultromontane „Mainz. Iourn." eine Mittheilung, nach der rin Schwindsüchtiger bei der Musterung in Mainz als diensttauglich befunden und in das Davmstädter Train bataillon ausgenommen worden sei. Als Urheber der Mit theilung, die „Alles, was kriechen kann, wird genommen", überschrieben war, wurde der hiesige praktische Arzt vr. Schachleitner ermittelt; dieser hatte den Soldaten vor der Musterung behandelt. Wie man vorau-sah, batte sich der Redacteur des genannten Blattes wegen der Nach richt vor dem Schöffengericht zu verantworten; doch er folgte ein Freispruch, weil Vr. Schachleitner Alles aus seinen Eid nahm. Der Staatsanwalt beschritt die zweite Instanz, und nunmehr wurde der Redacteur wegen Be leidigung der Militairbehörde zu 100 -L Strafe verurtheilt. Bon Amts wegen war der angeblich schwindsüchtige Soldat ins Lazareth geschafft worden, aber trotz gewissenhaftester Prüfung konnten die Aerzte an dem jungen Mann keine KrankbeitSzeichen entdecken; es ergab sich, daß er durchaus gesund war. Um daö Mißgeschick von vr. Schachleitner voll zu machen, sagte auch noch der Soldat, dessen Worte von seiner Mutter eidlich bekräftigt wurden, aus, daß er nie einen Blutsturz gehabt, WaS I)r. Schachleitner — ebenfalls eidlich — behauptet hatte. Die Staatsanwaltschaft nahm jetzt an, daß vr. Schachleitner einen fahrlässige» Falscheid geleistet habe, und erhob deshalb Anklage gegen den Arzt. In der vorgestrigen Sitzung der diesigen Strafkammer kam der Fall zur Verhandlung, vr. Schachleitner blieb bei seinen früheren Aussagen; er habe die volle Wahrheit nach seiner Ueberzeugung als Arzt auSgesagt; selbst heute noch bleibe er dabei, daß der Soldat schwind süchtig sei. Was die Frage deS Blutsturze« betreffe, so wärm dieser und Blutspeien wissenschaftlich dasselbe. Dieser Ansicht des Angeklagten standen die Urtheile der Militairärzte gegen über. Der Staatsanwalt sah die Fahrlässigkeit deS Or. Schach- leituer als erwiesen an; er beantragte gegen ihn wegen Falsch eides 4 Monate Gesängniß. Dagegen führte der Vertheidiger aus, daß den Angeklagten, der nur seiner wissenschaftlichen Ueberzeugung gefolgt sei, kein Vorwurf treffen könne. Der Gerichtshof beschloß den Urtheilsspruch erst in einer Woche zu verkündigen. (Voss. Z.) * München, 29. October. (Telegramm.) Kammer der Abgeordneten. Bei der fortgesetzten Etatß-Berathung griffen verschiedene Redner die auswärtige Politik des Reiches wegen der Stellung zu Rußland an. Minister von KrailSheim erwiderte: „Ueber die Führung der auswärtigen Politik ist man in Deutschland beruhigt, da sie in den Händen eines der erfahrensten Staats männer liegt. Rußland ist ein so bedeutender Factor, daß bei wichtigen Fragen zu überlegen ist, welche Stellung Rußland einnehmen wird. Der bayerisch-russische Auslieferungs-Vertrag besteht zehn Jahre, aber noch niemals ist auf Grund dieses Vertrags irgend eine Aus lieferung verlangt worden." Der Minister vertheidigte so dann die Stellung der bayerischen Regierung zu der Um sturzvorlage, den Handelsverträgen und der Börsengesetz gebung. Der Etat wird schließlich genehmigt. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 29. October. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute früh hier wieder cingetrosfen. (Wiederholt.) * Wien, 29. Oktober. (Telegramm.) Eine Deputation der gegenwärtig hier tagenden evangelischen General synode wurde vom Ministerpräsidenten, dem Unterrichts minister und dem Finanzminister empfangen. Baden: er klärte, er werde der evangelischen Kirche stets bereitwillig entgegenkommen, so oft sie mit besonderen Wünschen an ihn herantrete. Gautsch sagte zu, er werde sich der Bedürf nisse der evangelischen Kirche wie in seiner früheren AmtS- thätigkcit, so auch in Zukunft thatkrästig annchmen. Der Finanzminister Bilinski endlich bemerkte, er erkenne das Recht der evangelischen Kirche an, im Interesse geordneter Zustände die Beihilfe öffentlicher Mittel in Anspruch zu nehmen. (Mgdb. Ztg.) * Wien, 29. October. (Telegramm.) Ter Wiener Ge- meinderath wählte heute vr. Lueger mit 93 Stimmen zum Bürgermeister; 44 leere Stimmzettel (bieder Liberalen. D. Red.) wurden abgegeben, rin Grmeinderath hatte sich schriftlich entschul digt. (Wiederholt nnd berichtigt.) Frankreich. * Paris, 29. October. (Telegramm.) Der Präsident Faure empfing heule Vormittag Ri bot, mit welchem er die Lage besprach. Für Nachmittag wird er Ch allem el- Lacour und Brisson entbieten lassen. (Wiederholt.) * Paris, 29. October. (Telegramm.) Die Neu bildung deö Ministeriums wird große Schwierigkeiten bereiten, da Bourgeois, der die meisten Aussichten besitzt, wegen seiner radicaien Anschauungen bei den Opportunisten unbeliebt ist. In Folge des gestrigen KammerbeschlusseS muß auch gegen die aus der Floryliste befindlichen Parlamentarier neuerdings strasgerichtlich vorgegangen werden, WaS die Lage deS künftigen Ministeriums erschwert. Italien. * Rom, 29. October. (Telegramm.) Dem „Popolo Romano" zufolge ist der Zeitpunkt für den Wjeder- rusammentritt der Kammern auf den 25. November festgesetzt. (Fortsetzung in der 1. Beilage.! Lim Vckl L LM (MM L U LeiM, »e»r. 1877, Heilletterstrasse 2, ertk.^usllllnkteitd.b'irm.vä.?nratpers ck.kn-u.^usl.: besorgt tttebt. solv.Xclr.all. Krauel,., sov. Lim?. v.Oolä. u.^.keä. ü.ket.a.all.I'l. NÄerWtdlx in »»WÜrimklieilen. Höchst einfache und angenehme wissenschaftlich begründete Heil- methatze der Doktoren v. Alimonda. Sicherste Seibslbehand- lung. Gratis-Broschüre bei I. Mion, Leiter der großen Fabrik der bezüglichen Hatentirte« elektrischen Apparate zu Lazrado bet Görz. u. Wringmaschinen-Rep-Anst. Srdruannstrabe 1V. veke'8 klkWerpntr- cnocot.zoc LLriLodrüäsrLvo. Lchl-tznafie Nr. 11. für Ga», elettrischc» Licht und Petralen« in größter Auswahl.
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