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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189507293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950729
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-07
- Tag 1895-07-29
-
Monat
1895-07
-
Jahr
1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1895
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5342 chinesische Anleihe zu betheilitzdu, und ISA daS oben Kil^^sVdn thcilte Abkciiimcn zwischen Frankreich und China betrifft, so kommen die cvmmerciellen Bortheile desselben vermöge de» MeistbeallnstigungSverhältnisse-, in welchem Deutschland zu China fleht, doch auch Elfterem zu Gute. tz. 40 de- deutsch- chinesischen Vertrags vom Jahre 1861 lautet: „Die contrahirrnden Theile kommen überein, daß den deutschen Staaten und ihren Unterthanen volle und gleiche Theilnahme an allen Privilegien, Freiheiten und Bortheilen zustehen soll, welche von Seiner Majestät dem Kaiser von Ebina der Regierung oder den Unterthanen irgend einer anderen Nation gewährt sind oder noch gewährt werden mögen. Namentlich sollen alle Veränderungen im Zolltarife oder in den Bestimmungen über Zölle, Tonnen« und Hafengelder, Ein«, Ausfuhr und Transit, welche zu Gunsten irgend einer anderen Nation getroffen werden, unmittelbar und ohne besonderen neuen Vertrag auch auf den deutschen Handel an« wendbar sein." Damit soll aber nicht gesagt sein, daß Deutschland für seinen guten Dienst, den eS Rußland und China in gleicher Weise geleistet hat, darauf verzichten solle, im Wege freund schaftlicher Verhandlungen eine ihm speciell zum Vortheil ge reichende Gegenleistung anzustreben. Wir denken dabei in erster Linie an eine bequeme Kob lenstat ion in den chine sischen Gewässern, deren Mangel sich für unsere Schiffe immer empfindlicher fühlbar macht, und man sollte annehmen, daß an berufener Stelle in Berlin bereits einleitende Schritte nach dieser Richtung hia gethan seien. Sollte eS noch nicht geschehen sein, so wäre eS nach unserer Ueberzrugung hohe Zeit dazu. Die englische»» Parlamentswahlen sind nunmehr so weit gefördert, daß das auS ihnen hervorgegangene Resultat, soweit es das Machtverhältniß der Parteien im Unterhause und auch im Lande widerspiegelt, als ein end- giltigeS angesehen werden kann. Der Liberalismus sammt seinen irischen und socialistischen Anhängseln ist in dem künftigen Unterhause zur Einflußlos igkeit verurtheilt. Er kann an den Reden und Thaten der ministeriellen Mehrheit Kritik üben, kann auch, wenn er rein sachlichen Erwägungen sein Ohr leiht, solche Maßregeln unterstützen, die dem Gemeinwohl zu dienen bestimmt sind und geeignet erscheinen — aber er kann keine factiöse Obstruction treiben, einmal wegen seiner numerischen Schwäche und zweitens, weil er dadurch den letzten ihm noch verbliebenen Rest von Sympathien im Volke auf das Spiel setzen würde. Wenn die Führer der liberalen Opposition die Zeichen der Zeit verstehen, so werden sie sich und ihre Sache auch Wohl schwerlich unnütz exponiren, sondern den verbündeten Conservativen und Unionistisch-Liberalen das Feld frei lassen, in der Voraussicht, daß früher oder später auch ihr eigener Weizen wieder zur Blüthe gelangen muß. Was nun die Sieger im Wahlkampfe anlangt, so bleibt ihnen noch eine sie ganz direct und ausschließ lich berührende Aufgabe zu lösen: die Vertheilung der Beute. DaS eigentliche Torythum ist unerwartet kraft voll auS den Wahlen hervorgegangen, so daß eS sich wohl versucht fühlen könnte, daS larL ää ss zu procla- miren und die liberalen Unionisten als nicht weiter beachtenS- werthe Größen zu behandeln. Indessen schützt der Grad poli tischer Reife, der den toryistischen Führern eigen ist, sie wohl nachhaltig vor Anwandlungen, welche sich später auf daS Schwerste rächen könnten. Gerade die glückliche Ver schmelzung deS gemäßigten Liberalismus mit den Conservativen im engeren Sinne hat den unter dem Sammelnamen deS ÜnioniSmns in den Wahlkampf gezogenen Parteien in so hohem Maße das Vertrauen der Wähler erworben und auch den toryistischen Candi- daten zahlreiche Stimmen von Leuten gesichert, welche, ohne selber streng konservativ zu sein, doch ihre Unterstützung dem conservativen Bewerber nicht versagten, in der Annahme, daß die auf unionistischer Grundlage ruhende Regierung hin reichende Garantie gegen einseitiges Ueberwuchern der toryisti schen Tendenzen darbiete. Ein rein mechanisches AuSzählen der Mehrheit nach ihren toryistischen bezw. liberalen Be- standtheilen und dementsprechende Bemessung der Vertretung beider Parteien im Cabinet würde aller Wahrscheinlichkeit nach im Lande einen mißlichen Eindruck machen und dem Ministerium moralischen Abbruch thun, den eö unter allen Umständen vermeiden muß. Die moralische Stärke der NegierungSpositiou beruht ja gerade darauf, daß es das Gros der englischen Nation hrnter sich hat. Diese Ueber- zeuguug, daß sie mit der öffentlichen Meinung deS Landes identisch ist, muß sie festzuhalten und womöglich noch zu ver tiefen bemüht sein, und daS wird ihr um so eher gelingen, je bessere Freundschaft die TorieS mit ihren liberal- unionistischen Bundesgenossen halten. Lord Salisbury ist staatsklug genug, um- dies einzusehen und demgemäß zu handeln. In die russische Auswärtige Politik ist seit dem Tode Alexanders III. wieder mehr Leben und Initiative ge kommen, ja man kann in allen Aktionen ein starkes aggressives Moment beobachten. Die energische, zielbewußte, vor einem ernsten Waffengang nicht zurückschreckende Haltung Rußlands Japan gegenüber machte den Anfang, dann folgte die Ge winnung Frankreichs und Deutschlands für eine den Frieden Ohiiflonoseki weseÄikich modistrMide Intervention und daran schloß sich wieder die Ueberuahme der Garantie für die von Frankreich aufqenommene chinesische Anleihe, mit anderen Worten, der Abschluß de- Protektorat - Vertrages mit China. Dann Rußlands neuerwachte» Interesse für Abessinien, da« seine Spitze direct gegen Italien und England kehrt. ES will Italiens Einfluß dort verdrängen und eine Station am Rothen Meere gewinnen, um die Ver bindung Englands mit Indien stören zu können im Falle eine- künftigen Kriegs. Und endlich Bulgarien! WaS Rußland beab sichtigt, indem eS auch hier wieder das frühere Schutzverhältniß einzurichten sucht, ist gleichfalls nickit im Dunkeln. Es kann nur beabsichtigen, den verlorenen Stützpunkt auf dem Balkan wieder zu gewinnen für den Fall späterer Verwickelungen. Die türkische, die makedonische, die armenische, und auch die hellenische Frage sind neu aufaerollt. Bald wird vermutblich auch die Vetternschaft in Montenegro sich melden. Ruß- land trägt also beute politischen Zündstoff überall hin. Die Zeit der Zaghaftigkeit und der Zurückhaltung scheint in Petersburg vorüber zu sein und man kann der russischen Diplomatie Schlauheit, weiten Blick und Größe der Gesichtspunkte nicht absprrchen. Rußland geht dem drohenden Weltkrieg nicht mehr auS dem Wege, und wenn eS denselben auch nicht, wie von manchen Seiten behauptet wird, geradezu sucht, so bereitet eS sich doch in der Ueberzrugung, daß er unvermeidlich sei, geschickt auf denselben vor. Ob die Kühnheit, mit welcher man vorgeht, Rußland nicht vielleicht allzufrüh in bedenkliche Verwickelungen stürzen kann ist eine Frage, die wohl aufgeworfen werden mag. Auch die andere Frage entsteht, ob Zar Nikolaus II. es ist, der mit jugendlichem Wagemuth dem politischen Stillleben an der Newa «in Ende gemacht bat, oder ob, wie behauptet wird, seine Mutter, be kanntlich eine Frau von überlegenem Verstand und Charakter, hinter den Couliffen die Fäden lenkt. Zar Nicolau- ist noch zu wenig direct hervorgetreten, als daß man die Frage mit Bestimmtheit beantworten könnte; man muß das einer vielleicht nahen Zukunft überlassen. Deutsches Reich. * Berlin, 28. Juli. Eö ist ein erfreuliches Zeichen des immer stärker hervortretenden Interesses an großen colonialen Unternehmungen, daß daS Projekt der Erschließung Deutsch-OstafrikaS durch eine Centralbahn täglich neue Anhänger im Publicum wie in den leitenden Organen der Publicistik gewinnt und daß insbesondere betont wird, wie nothwendig es sei, den Engländern mit der Erbauung einer Bahn von der Küste zum Victoria-Nyanza zuvorzu- kommen. Denn eS leidet nicht den mindesten Zweifel, daß daS jetzige konservative Ministerium diesen Plan mit noch größerer Energie und stärkeren Mitteln fördern wird als daS abgegangene. Die „Nat.-Ztg." glaubt aber auch ver sichern zu können, daß sowohl in dem für den Bau einer ostafrikanischen Centralbahn niedergesetzeen Comit 6 als auch bei der Reichsregierung volles Verständniß für die Nothwendigkeit der thunlichsten Beschleunigung dieses Bahn- baueS vorhanden ist. Die Billigung des Oechelhäuser'schen generellen Planes einer Zerlegung der großen Aufgabe in mehrere Bauabschnitte hatte lediglich die Tendenz, eine be schleunigte Inangriffnahme des Baues zu ermöglichen, welche nach dem Wortlaut der Vereinbarung vom 11. März erst nach Vollendung der ganzen TracirungSarbeiten, also vielleicht erst nach 2 bis 3 Jahren, in Aussicht genommen werden konnte. Der Gouverneur von Miss mann, der nichts sehnlicher erstrebt als die schleunigste Vollendung der ganzen Centralbahn, trat desbalb auch in der Sitzung des ComilSS vom 22. v. M., übereinstimmend mit dem Cbef der Colonialabtheilung vr. Kayser auf daS Entschiedenste für diesen TheilunaSplan ein, indem er drei Abschnitte (Dar-es-Salaam—Bagamoyo—Ukami, Ukami—Tabora und von da nach dem Victoria-Nyanza) in Vorschlag brachte. Für die Durchführung deS ersten Abschnittes ist der ständige Ausschuß bereits mit großem Eifer in die Vor bereitungsarbeiten eingetreten und eS liegt durchaus im Be reich der Möglichkeit, insbesondere da für den ersten Ab schnitt sehr viele Vorarbeiten vorliegen, schon bis zur nächsten Sitzung deS Reichstages die nöthigen Vorlagen ausgearbeitet und die ConcessionSbedingungen mit der zu bildenden Gesell schaft vereinbart zu sehen, so daß der Bau schon im Jahre 1896 beginnen könnte. Die Aufnahme, welche diese Anträge im Reichstag finden, wird dann für die fernere Durch führung des ganzen Planes entscheidend sein. Wenn der Oechelhäuser'sche Plan die Inangriffnahme der ferneren Bau abschnitte mit bestimmten finanziellen Resultaten in Ver bindung bringt, ist dies nur eine übergroße Vorsicht, um das zunächst und sicher Erreichbare nicht durch Perspectiven allzu weitgehender Verbindlichkeiten zu gefährden. Will der Reichs tag sofort alle Bauabschnitte gleichzeitig in Angriff genommen, oder den ganzen Ban auf Reichskosten auSgesührt sehen, so ist daS seine Sache. * Berlin, 28. Juli. Als Nachzügler hinter den Druck sachen der vor zwei Monaten zu Ende gegangenen glorreichen NeichStagSsession ist soeben der stenographische Bericht über die Verhandlungen der Commission veröffentlicht worden, Mlche fkch mit dem vielbesp-ochMen Antrag K a'n i übe» die Verstaatlichung de- GetreidehandelS zu be schäftigrn batte. Regelmäßig werden officielle Berichte über die Sitzungen der ReichStagScommissionen in dieser Form nicht gegeben und auch keine Stenographen zu den Verhandlungen beigezogen. Man ist dafür auf die zusammenfassende Darstellung deS von der Commission für da» Plenum rrnaunten Berichterstatter- angewiesen, der, sei eS schriftlich, d. h. gedruckt, oder mündlich, je nach der Bedeutung de- Gegenstandes länger oder kürzer die in der Commission ausgetauchten Meinungsverschiedenheiten vor- führt. In da» Publicum gelangen außerdem schon nach langjähriger Uebung die für die Presse bestimmten Privat- mitthrilunaen auS den Kreisen der CommissionSmitglieder. Diesmal hat die Kanitz-Commisston, deren Vorsitzender be kanntlich der Abgeordnete vr. Paasch« war, beschlossen, ihre Verhandlungen stenographiren zu lassen, und da- Hau- hat zuletzt den Druck und die Veröffentlichung der CornmisstouS- verhandlungen gutgehrißen, welche jetzt in einem stattlichen Foliohefte von 166 doppelspaltigen Seiten vorliegen. Wir wissen nicht, ob in der gegenwärtigen heißen Jahreszeit Parlamentarier und Nichtparlamentaner noch besonder- ge neigt sein werben, diese Fluthen agrarischer und antiagrarischer Beredtsamkeit zu durchwaten, zumal da die Com Mission ohne Er- arbniß auSrinandergegangen odervielmehr wie ein Schiff auf einer Sandbank sitzen geblieben ist. Die am Schluß der 15.Sitzung, den 24. Mai, anbrraumte weitere Berathung, welche den nächsten Tag stattfinden sollte, ist wegen Schlusses der Session inS Wasser gefallen. Nichtsdestoweniger sind manche der gehaltenen Reden, die, wie vielfach wahrnehmbar, von ihren Verfassern rhetorisch aufgebeffert worden sind, bemerkenSwerth, und namentlich die Gegner deS Antrags Kanitz konnten sich nichts Besseres wünschen, als daß die Ausführungen der Freunde desselben wörtlich und überall bekannt wurden. Besonder- auffällig sind die vielen in jeder Sitzung sich wiederholenden Erörterungen über die Geschäftsordnung, sowie der Umstand, daß oft über den schwachen Besuch der Commission geklagt wird. Die Hauptentscheidung, Ablehnung des Antrags de- Grafen Schwerin, wonach die Commission in die leere Luft »hinein „den allgemeinen Zweck de» Antrags Kanitz, anstatt der bisherigen Preissteigerung durch Schutzzölle einen Aus gleich der Getreidepreise aus mittlerer Hohe zu suchen", billigen sollte, wurde allerdings noch mit 13 gegen 12 Stimmen abgelehnt. Praktisch ist bei der langen Verhandlung nicht- herauSgekommen, als zwei von der Commission angenommene Resolutionen aus statistische Erhebungen und Nachweise, die aber auch wegen der mangelnden Zustimmung deS Plenum- unwirksam blieben. (Köln. Z.) — Der Capitain zur See von Ehrhardt und der Corvetten-Capitain Fuchs haben, dem „Hamb. Corr." zu folge, ihren Abschied erhalten; Corvetten-Capitain Baron v. Plessen ist zur Disposition gestellt worden. — Der neue landwirthschaftliche AttachS der deutschen Botschaft in London, Geheime Rath Gerl ich, hat laut dem „B. T." die Aufgabe, Material zu einem Berichte an den Reichstag über die Noth der Landwirthschaft in Eng land zu sammeln. — Die Oberfeuerwerkerschüler, mit denen ihre Compagnie- oder Batterie-ChefS weiter capitulirt haben, sollen, wie verschiedene Zeitungen berichten, ihrer Rückberufung aus die Oberfeuerwerkerschule entgegensehen. Die betreffenden Blätter knüpfen daran die Bemerkung, die Veranlassung zu dieser Nachsicht dürfe wohl in dem Mangel an geeigneten Aspiranten für die Schule zu suchen sein. Dazu kann die „Post" auf Grund zuverlässiger Insormation bemerken, daß von einem solchen Mangel gar keine Rede ist, daß der Wiedereingabe der betr. Unterofficiere zum Commando an die Oberfeuerwerkerschule jedoch nichts im Wege steht, sobald die Compagnien oder Batterien auf Grund deS bekannten kaiserlichen Erlasses in dieser Angelegenheit weiter mit ihnen capitulirt haben. — Wie die „Nordostsee-Zeitung" meldet, fordert das Neichs-Marineamt vom Reichs-Sckatzamt die Mittel für mehrere geschützte Kreuzer vom GefiontypuS und für Ersatz bauten für die älteren Panzerschiffe „Friedrich der Große" und „Deutschland". — Die von der Militairverwaltung an die Proviant ämter erlassene Anweisung, daß Verpflegungsmittel, soweit wie irgend möglich, im Inlande, und zwar direct von den Producenten, gekauft werden sollen, hat nicht überall den Äeifall der Handelskammern gesunden. Da die neue Proviantordnung aber in jeder Hinsicht sich bewährt hat, sind die Proviantämter neuerdings wieder angewiesen worden, den directen Verkehr mit den inländischen Producenten nach Kräften zu fördern. — In der „Post" lesen wir: „Für die Erwerbung des Truppenübungsplatzes bei Döberitz wird eine erhebliche Nachforderung gestellt werden müssen. Die Gesammtkosten einschließlich Errichtung eine- Lager- zur Unterbringung von Mannschaften und Pferden, sowie Herstellung der zugehörigen Nebenanlagen waren auf sieben Millionen Mark ver anschlagt und erschienen im Etat für das Jahr 1893/94, sowie in dem folgenden. Es war indessen, wie wir hören, überseheu worden, daß namentlich daS von der Gemeinde Döberitz zu er- tz^HsAbenb« AckerkaÄ» vkelsrich zur Garte«cultür bleute aub bethalb einen entsprechend höheren ErwerbSprriS bedingte. ES wird jetzt angenommen, daß die Kosten de» Gruno und Bodens allei» sich auf acht Millionen Mark belaufen werden, wozu dann noch die Bauten und sonstigen Anlagen kommen. Wie früher mitgethrilt, sollte der Erlös für den Verkauf eine» Theile- des ExercirplatzeS au der einsame« Pappel bei Berlin die Kosten des Platze» zom größten Theil decken. E» wird nun voraussichtlich ein größerer Theil diese- Platze-, al« bisher beabsichtigt war. zum verkauf kommen, um den Mehr bedarf für den Döberitzer Truppenübungsplatz zu decken. Da» Nähere dürfte der ReichSmilitairetat für 1896/97 enthalten." — Die Veteranen von 1870 beabsichtigen bekanntlich, in Berlin am 4.August eine allgemeine KrirgS-IubiläumS- feier zu veranstalten. Der Vorstand deS Au-schuffe- hatte sich an den Magistrat mit der Bitte gewendet, er möge durch eine Deputation sich an dem Feste betheiligen und ihm au- städtischen Mitteln einen Kostenbeilrag gewähren. Der Magistrat hat nach der „N. Pr. Ztg." beschlossen, den Kostenbritrag in Höhe von 500 zu gewähren, jedoch seine Betheiligung an der Feier ab zulehn en.(I) — Der Ceutralrath der deutschen Gewerkvereine nahm in seiner letzten Sitzung Stellung zu dem hier bestehenden Centralverein für Arbeitsnachweis. Er nahm schließlich nachstehende,vom Doktrinarismus eingegebeue Resolution an: „Der Eentralrath erklärt sich gegen die Einrichtung städtischer Arbeitsnachweise und desgleichen auch gegen solche mit städtischer Subvention. Ferner «rNärt sich der Eentralrath gegen den in Berlin vom sogenannten „Verein für EentralarbeitSnachweiS" eta« blirte» Arbeit-nachwei», da dieser trotz seiner bedeutenden Unter« stützung seitens der Stadt doch nicht geeignet ist. dem Bedürsniß der verschiedenen Berufe zu genügen. Der Arbeitsnachweis muß der freiwilligen Thätigkeit der Berufsorganisation verbleiben." — Der Verein für S o ci a l p oliti k veranstaltet bekanntlich vom 30. September bis incl. 12. October d. I. im UniversitätSarbäude zu Berlin national-ökonomische und socialpolitische Ferienkurse, auf die wir bereit» eingehend hingewiesen haben. Bei der großen Bedeutung, welche ein genauere- Studium der socialen und volkSwirthschaftlichen Fragen für die Ausbildung der jüngeren VerwaltunaS- bramten gewonnen hat, sind, wie die „Schl. Z." erfährt, die Regierungspräsidenten sowie der Polizeipräsident in Berlin von den Ministern für Handel und Gewerbe und des Innern angewiesen worden, die ihnen unterstellten Assessoren und Referendare auf diese Feriencurse aufmerksam zu machen und denen, welche an denselben theilzunehmen wünschen, soweit irgend thunlich, den erforderlichen Urlaub zu bewilligen. — Der Schneider Krebs, der in die Dynamitaffaire TöbS verwickelt war, ist auS der Haft entlassen worden. Da» Vorverfahren gegen ihn ist eingestellt. Die Anklage gegen den Schneider Tob-, die gestern vor der siebenten Straf kammer am Landgericht I unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelt wurde, endete mit Vertagung. — Ein GeneralauSstand der Berliner Kisten macher steht, wie ein Delegirter in der Sitzung der Berliner GewerkschaftScommisstvn am Freitag mittbeilte, bevor. Dem geplanten Ausstande wurde materielle Unter stützung in Aussicht gestellt. — Der Handel-minister Freiherr von Berlepsch soll, der „Hannov. Ztg." zufolge, dem LandeS^Oekonomie-Rath v. Mendel- Sleinfel» auS seinen Privatmitteln tausend Mark zur Verfügung gestellt haben, damit derselbe in einigen Orten Thüringens, wo der Flachsbau sich noch erhalten hat, Versuche anstellen lasse hin« sichtlich der zweckmäßigsten und erfolgreichsten Eulturmethoden der Flachspflanze. Die durch diese Versuche gewonnene Ernte soll dann dem neuen Röstverfahre» unterworfen werden, welche» in der letzten Session im preußischen Abgrordnrteuhause besprochen wurde. — Der Generalsuperintrndent der Kurmark und Pfarrer der Drrifaltigkeitskirche zu Berlin v. tkool. Dryander begeht am 31. Juli d. I. sein L5 jährige» Dienstjubiläum. — Pfarrer Witte von der Golgathakirche hat sich, der „VolkS-Ztg." zufolge, seiner pecuniären Lage wegen in einer Eingabe an den Evangelischen Oberkirchenrath gewandt mit der Bitte, ihm bis zur endgiltigen Erledigung seine- bekannten Streitfälle» die commissarische Verwaltung einer erledigten Pfarrstelle zu übertragen. — Der bisher al» Hilfsarbeiter im Ministerium für Landwirth« schast beschäftigte Landrath Eonrad aus Flotow wurde zum Ge heimen Regierungs« und Vortragenden Rath t« diesem Ministerium ernannt. * vnrg-Dithmarschen, 28. Juli. DaS Schulschiff „Stein" hat heute Vormittag auf der Fahrt nach BrunS- hüttel unseren Ort passirt. * Kiel, 28. Juli. Der Kaiser ist 7 Uhr 30 Min. Abends auf der Dacht „Hohenzollern" hier ringetroffen. Die Strand batterie von Friedrichsort und die im Hafen liegenden Schiffe feuerten Salutschüsse ab. Der Kaiser reist Abends 10 Uhr 25 Minuten nach Station Wildpark weiter, wo die Ankunft morgen früh erfolgt. * Remscheid, 27. Juli. Herr Moritz Hasenclever' ein Mitkämpfer von 1870, hat im Andenken an die große Zeit dankenswerte Geschenke gemacht, indem er dem hiesigen Veteraneuverein 3000 dem Ehringhauser Krieger-Unter- stützung-verein ebenfall- 3000 und der Wilhelm-Augusta- Stiftung 4000 überwies. (Fortsetzung in der I. Beilage.» bi- wir zurück sind? In einem Monat längsten-! Sie müssen e- mir versprechen!" bat Arabella. „Ja, daS verspreche ich! Ein Monat ist ja rasch vorbei. Viel Glück aus den Weg. Grüßen Sie mir Georg! Wohin flieht — wollt' ich sagen, geht Ihr denn?" „Nach Wien, Comtesse", erwiderte Arabella ängstlich in Kitty'S Antlitz forschend. „Und in einem Monat sind wir Nachbarn, — dann wollen wir zusammen reiten und jagen. Also auf Wiedersehen, Cousine." Sie eilte mit einer ängstlichen Hast auS dem Zimmer, Arabella verblüfft über den unerklärlichen Umschwung ihrer Stiinmung zurücklaffend. Jetzt kümmerte sie sich nicht mehr um die gaffenden Männer auf den Gängen und ihre zudringlichen Blicke. Sie floh auS dem Hotel mit glühendem Antlitz. Sie rechnete auf die lockere Moral der Kunstreiterin und mußte sich nun von dieser an ihre Ehre mahnen lassen! DaS war «ine bittere, aber wohlverdiente Schmach. Wie konnte sie denn nur von diesem Wesen Verständniß hoffen! Krankhaft, nervös nannte sie ihn! So erscheint jedes Genie dem gewöhnlichen Menschen. — Ein braver wackerer Mann ihres Standes! — Eine tüchtige Gutsherrin! daS war eine Anspielung auf Franz! Georg hatte geplaudert. — Ja wenn sie da- noch könnte! Wenn er ein Feuergeist gewesen wäre, ein MakowSkv, von seiner heißen, alle Schranken durchbrechen den Liebe erfüllt, dann wäre sie als seine Braut emporge stiegen aus Schwarzacker. Was that sie denn? Was wollte sie denn Böse-? Nach dem Georg sie verschmäht, einer EircuSdame zu Liebe, Franz au- kleinlichem Eigensinn, war sie bereit, dem Manne Alles zu opfern, der wahre, große Liebe für sie empfand, der sie in eine ihr bisher unbekannte Welt führte, gegen welche die Georg'- und die seine- Bruder- eine öde Wüste war. In der Größe de» Opfer-, da» sie bereit war, zu bringen, sah sie die Größe ihrer Liebe. — Die elementare Entwickelung derselben flößte ihr kein Bedenken ein. Bei allen außerge wöhnlichen Menschen trifft da- ein. Wenn sie noch eine Mutter hätte, sie würde sie gewiß verstehen, — aber der Vater!? Da- einzige Kind, die Erhin. — Doch er liebt sie ja über Alle-! Er wird wüthen, ie verhöhnen, und zuletzt — doch nachgeben. — Sir erinnerte ich einiger ähnlicher Fälle, von denen sie schon gehört. Ja, ogar der gewaltsamen Entführung einer Prinzessin aus dem königlichen Hause und der erfolgten Bersohnug der hohen Eltern mit dem bürgerlichen Gatten. — Man bewundert« damals selbst in ihren Kreisen die Standhaftigkeit^ der Liebenden und ergötzte sich an der Romantik deS EreigniffeS. Niemand sprach von verletzter Ehre, und die verzweifelten Eltern leben jetzt im innigem Verkehr mit dem kühnen Schwiegersohn. Georg selbst, dieser mit allen Vorurtheilen seines Standes behaftete Cavalier gab ihr daS Beispiel, wie alle Rücksichten weichen müssen der Liebe. Es dunkelte schon, als sie den kleinen Park betrat vor dem Seefeld'schen Palais. Ein kalter Nebel lagerte sich um die schwarzen Acazien- stämme und ließ das Licht der großen Kandelaber vor dem Eingänge kaum durchdringen. Ein Mann kam ihr entgegen vom Hause her. Er war nicht zu erkennen im dichten Nebel. Sie wollte nicht gesehen werden und trat hinter einen Baum. — MakowSky! — DaS Herz stand ihr still. Er kam vom Vater, er hatte um ihre Hand angehalten. Er ging langsam, in Gedanken versunken, düstere Gedanken. — Sie sah ihn nie mehr wieder! — DaS durfte nicht sein! — Plötzlich stand sie dicht vor ihm. Er prallte jäh zurück. „Sie kommen von meinem Vater?" „Ich war so thöricht. — Er hat mich auSgelacht — die giftigen Farben hätten mich Wohl toll gemacht. — Vielleicht hat er recht! Ich fühle, daß man'S werden kann." „Und Sie sprachen nicht von mir? Von dem WaS sich in der Grotte zwischen uns ereignete?" „Haben Sie keine Sorge, Comtesse, — kein Wort! Ich bin sehr diöcret, obwohl ich Manches nicht begreife." — Eine höhnische Gereiztheit ihr gegenüber klang auS den Worten, welche Kitty heftig beunruhigte. „Nicht begreifen, sagen Sie?" „Oh, ich begreife am Ende Alle-, ich bin erfahren genug, aber doch, «ine Dame Ihre- Stande-, — Brant — und so unternehmend!" Makowsky'S herbe- Lächeln schnitt Kitty durch die Seele. „Braut? Von welcher Braut sprechen Sie?" „Von der Braut Prechting'S." „Die Braut Baron Prechting'S ist eben mit ihrem Bräutigam auf dem Wege nach Wien, um sich trauen zu lassen." „Arabella?" fragte MakowSky. „Und mein Vater sagte Ihnen, daß ich —?" „Daß Morgen schon Ihre Verlobung osficiell bekannt gemacht werbe." „L>, Arabella, wie danke ich Dir! DaS giebt eine süße Vergeltung!" frohlockte Kitty, empört über da» rücksichtslose Vorgehen de« Vater». „Frohlocken Sie nicht zu frühe, Gräfin! Man wird rasch einen ander» Freier finden." „Und wenn dieser mir untreu wird, wieder einen, nicht wahr! Und wieder einen! — und Sie glauben wirklich, daß ich mich einlassen würde in diesen eklen Handel? — Sie würden ruhig Zusehen —?" „Ich würde nur auf ein Zeichen warten — zur Befreiung, Gräfin." MakowSky trat dicht zu ihr und flüsterte die Worte in ihr Ohr: „Zögern Sie nicht lange! Jeder Tag erschwert sie. " Kitty erschrak vor dem Antrag, den sie doch erwartet. „So meint' ich nicht, so nicht." „Und doch giebt es keinen andern Ausweg. Ihr Vater wird sich nur der Nothwendigkeit fügen." „Und meine Ehre?" Kitty klang die Stimme Arabella'- in daS Ohr. „Verhandelt werden wie eine Sclavin, da» ist ehrlos, nicht — dem Geliebten folgend, Allem trotzen. Oder glauben Sie, ich könnte mir diese Liebe auS dem Herzen reißen, auch wenn Sie dem Gesetze nach, einem Andern angehören? Glauben Sie, daß Sie eS könnten? Daß ein verbrecherischer Befehl eines lieblosen Vater- die gehrimnißvoll« Kette lösen könne, die uns verbindet? WaS dann? Können Sie über haupt einem anderen Manne angehören, nach dem WaS sich zwischen un» ereignet? Gerade die Ehre ruft Ihnen tausend fach zu, WaS Ihnen allein noch zukommt, wenn e- die Liebe nicht thut." — §ittv sträubte sich gegen die verführerischen Worte und sog sie so gierig ein. Die Nähe de» Geliebten wirkte wieder so betäubend, ersckilaffend auf sie, während der Gedanke an die Härte deS VaterS, an die Zukunft, sie völlig in seine Arme trieb. MakowSkv sah ihre Schwäche uud verstärkte den Angriff durch neue gluthvolle Erklärung. Jetzt galt eS für Kitty, dieselbe für immer abzuweisen, oder mit rücksichtsloser Entschlossenheit da- Aeußerste zu wagen. Sie klang so wahr, so innig, in so lockenden Tönen, daS verheißene Land wirkte so verführerisch, während der kalte, häßliche Nebel zwischen den schwarzen Stämmen ihr daS Abbild der Zukunft schien. — Die Wahl konnte nicht zweifel haft sein. „WaS auch geschehen mag, — Dein auf immer!" „Und wir fliehen!" „Wenn e- sein muß, — ja!" „Und da» Zeichen, Kitty? Ich kann da- Haus nicht mehr betreten." — Kitty schwieg. — Der Verrath im eigenen Hause an dem Vater trat schwarz vor ihre Seele. — „Ein rotheS Licht im Zimmer, um diese Stunde — einfach ein Schirm über der Lampe — bedeutet den Entschluß. Zur selben Stunde de» nächsten Tage- die Ausführung. Ich harre Deiner in einem Wagen, hier um die Ecke —" drängte MakowSky. Kitty rang nach einen Entschluß. Plötzlich riß sie sich ohne Antwort loS und eilte im Nebel rasch verschwindend dem Hause zu. „Hätte dieser alberne Graf mich nicht verhöhnt — ich glaube, ich hätte eS nicht gethan. ES ist doch so eine Sache", murmelte MakowSky, auf die Straße tretend, die Svuren der wilden Leidenschaft noch auf den Wangen, im feuchtglänzenden Auge, die eben alle seine Nerven durchzitterte. * . * Graf Seefeld erhielt am andern Morgen von Georg von Prechting folgenden Brief: „Lieber Onkel! Vor Allem bitte ich Dich um ruhig Blut. Die Sache ist lange nicht so schlimm, al- sie Dir im ersten Augen blick scheinen wird. — Ohne längere Redensart! Ich bin auf der Reise nach Wien, um mich dort mit unserer gefeierten Arabella trauen zu lassen. — Ich kann nicht ander». Ich liebe sie und bin überzeugt, mit ihr glücklich zu werden. Kitty wird die Kunde eher Freude als Leid vereilen. Du kennst ja ihre Jugendliebe, die völlig zu ignorire», eigentlich weder mir noch Dir zukam. Ich rathe Dir dringend, lasse umgehend Franz kommen! Er allein ist im Stande, Kitty vor einer Thorheit zu bewahren, welche schweren Kummer bringen würde über Dein Haus, und damit auch über mich. — Aber mit Vorsicht, sowohl Franz gegenüber, welcher den Zweck seiner Berufung nicht ahnen darf, — Du kennst za seine Empfindlichkeit, — al- auch gegen Kitty. Sie darf unter keinen Umständen von diesen Zeilen etwa» erfahren. Ich gebe mich der Hoffnung hin, durch den Rath, welche dieselben enthalten, den Kummer, den ich Dir zu gleicher Zeit damit bereite, zum Theil wieder gut zu machen. Stet- Dein treuer Neffe Georg." (Fortsetzung folgte
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