Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950620010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895062001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895062001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-06
- Tag 1895-06-20
-
Monat
1895-06
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4S84 Kaiser Friedrich die Regierung nicht habe antreten, son dern daß an seiner Stelle ein Regent habe eingesetzt werden sollen, angeblich auf Betreiben des Fürsten Bismarck. Dieser falschen Behauptung ist durch den Hinweis wider sprochen worden, daß sowohl Kaiser Wilhelm I., als auch Fürst Bismarck stets der Ansicht waren und geblieben sind, daß daS Regierungsrecht des Kronprinzen durch seine, wenn gleich unheilbare. Krankbeit in keiner Weise tangirt sei. Wenn in der „N. Zürch. Z." jetzt behauptet wird, Gneist habe die Einsetzung der Kaiserin Friedrich als Regentin durch ihren kaiserlichen Gatten als einen rechtlich wirksamen Act bezeichnet, so müssen wir diese Angabe als unrichtig ansehen. Denn Artikel 56 der preußischen BerfassungSurkunde lautet : „Wenn der König minderjährig oder sonst dauernd verhindert ist, selbst zu regieren, so übernimmt derjenige volljährige Agnat, welcher der Krone am nächsten steht, die Regentschaft. Er hat sofort die Kammern zu berufeu, die in vereinigter Sitzung über die Noth- wradigkeit der Regentschaft beschließen." Die Umgehung des volljährigen Agnaten, der Kaiser Friedrich am nächsten stand, nämlich deS Kronprinzen Wilhelm, zu Gunsten der Kaiserin Friedrich wäre also nur möglich ge wesen, wenn vorher eine Aenderung der Verfassung vor- enommen worden wäre. Daß hierzu die Einwilligung des andtages, weder des damaligen noch eines etwa neu ge wählten, hätte erlangt werden können, scheint uns auch für den Fall ausgeschlossen, daß ein Ministerium Geffcken- Schrader rc. nach der Auslösung des Landtags für die Dauer der Neuwahlen die Bethätigung „liberaler Grundsätze" sistirt hätte. Berlin, 19. Juni. (Telegramm.) Die Kaiserin bat sich beute Nachmittag um 2 Uhr mittels Sonderzugcs von der Wildparkstation nach Kiel begeben, wo sie zunächst im königl. Schlosse Wohnung nehmen wird. Im Gefolge be finden sich Oberbofmeisterin Gräfin Brockdorff, die Hof dame Frl. v. GerSdorff, der Oberhofmeister Freiherr v. Mirbach und der Kammerhcrr v. d. Knesebeck. (Wdrh.) Berlin, 19. Juni. (Telegramm.) Die Mitglieder deS Reichstages und des preußischen Landtages, welche an den Festlichkeiten in Kiel theilnehmen, sind theils deute Vormittag, theils im Laufe des frühen Nachmittags abgereist. ch Berlin, 19. Juni. (Telegramm.) Der „Post" wird zu den gestrigen, in diesem Blatte veröffentlichten Erklärungen LeS Ceremonienmeisters von Schräder in der Kotze- Angelegenheit von betheiligter Seite geschrieben: Ceremonien- meister v. Kotze lehne eS zur Zeit noch ab, diese Sacke einer Erörterung in der Presse zu unterziehen, da daS Gericht angerufen und dessen Spruch abzuwarten sei. 8. Berlin, 19. Juni. (Privattelegramm.) Wieder „Danz. Ztg." berichtet wird, hat tzlladstone bei seiner An wesenheit in Hamburg den Wunsch ausgesprochen, dem Fürsten Bismarck einen Besuch abzustatten. Letzterer aber habe nicht das entsprechende Entgegenkommen gezeigt. — Die Bestätigung der Nachricht bleibt abzuwarten. ö. Berlin. 19. Juni. (Privattelegramm.) Der Landtagsabgeordnete Linke ist gestern Nachmittag einem Herzschlage erlegen, nachdem er noch der Sitzung bis zum Schluffe beigewohnt hatte. Er vertrat als Mitglied der nationalliberalen Fraktion den Wahlkreis Hirschberg-Schönau. — Der preußische CultuSminisler hat bekanntlich die Regierungspräsidenten aufgefordert, umgebend anzuzeigen, an welchen Orten ihres Verwaltungsbezirks Orden oder ordens ähnliche Congregationen der katholischen Kirche in der Jrrenpflege, sei es in öffentlichen oder privaten Irren anstalten oder in öffentlichen oder privaten Kranken- und Verpflegungsanstalten u. s. w., die Geisteskranken Aufnahme gewähren, thätig sind. Die „Germania" bemerkt dazu: „Von einer ähnlichen Verfügung, betreffend die Protests »ti schen Anstalten der Art, haben wir bisher nichts gehört, und doch sind, wie wir aus zahlreichen uns -»kommenden Nachrichten erfahren, auch in solchen Anstalten Fälle vorgekommen, die der Beachtung des Herrn Cnltusministers auch werth sind." Warum theilt die „Germania" über diese „Falle" nichts Näheres mit? — Der Arbeiter-Raucherbund von Berlin und Umgegend bat die regelmäßige Herausgabe deS Organs „Die Freies?) Raucherzeitung"(!) beschlossen. — Der Minister-Resident für die Republiken Haiti und San Domingo mit dem Sitze zu Port au Prince I)r. Goering hat aus Gesundheits-Rücksichten einen Urlaub erhalten. Wie die „Kreuz-Ztg." erfährt, wird vr. Goering, der erste Reichs-Commissar für Südwest-Afrika von 1885—1890, wahrscheinlich nicht aus seinen Posten zurückkehren. * Hamburg, 19. Juni. Die „Hambg. Nachr." schließen einen Leitartikel zur Eröffnung des Nord-Ostsee-CanalS folgendermaßen: „Der Nord-Ostsee-Canat ist vor Allem ein deutscher Canal, ein Vertheidigungsmittel, das die Verwendung der deutschen Flotte gegen das uns feindliche Ausland wesentlich erleichtert. Das wollen wir nicht einen Augenblick vergessen und den Nord-Ostsee- Canal in seiner Eigenschaft als national-patriotisches Werk der Landesvertheidigung um so höher schätzen, an der Feier seiner Ein weihung mit um so innigerer Hingabe uns betheiligen. Aber mit dieser Erwägung ist die nationale und politische Seite der heutigen Feier und der der nächsten Tage nicht erschöpft. Wir erwähnten den Suezcanal und dessen Ausführung. Nichts ist geeigneter, die nationale Freude und daS Selbstbewußtjein unseres Volkes so zu erhöhen, als ein Vergleich der damaligen Zeit mit der jetzigen. Damals waren die großen Thaten von 1864 und 66, welche die nationale Wiederherstellung vorbereiteten, zwar schon geschehen, aber Frankreich beharrte noch auf seiner prvpon- ckSrauce ISeitune in Europa; auf allen Gemüthern lastete der Ge danke, daß es noch einen blutigen Krieg mit Frankreich kosten werde, bevor wir an dem Ziele anlangen könnte», das unsere Väter ersehnt, und das durch Blut und Eisen erreicht wurde. Zu jener Zeit stand Napoleon Hl. noch auf der Höhe seiner Macht; Franzosen hatten den Canal gebaut, Franzosen nahmen am Hofe des Khcdive die Rolle der Bauherren in Anspruch HrS war ein Fest, bei dem die französischen Weltherrschaftsgelüste einen ihnen schmeichelnden Aus- druck fanden. Und heute? Der Kaiser deS geeinten mächtigen deutschen Reiches begrüßt, umgeben von den Vertretern des ge- jammten, uns zum Theil verbündeten, zum Theil in wohlwollender Neutralität gegenüber stehenden Auslandes, die französischen Schiffe, die zur Einweihung eines Canals erscheinen, den das auf den Schlachtfeldern Frankreichs erstandene neue deutsche Reich zur Erhöhung seiner Macht und Stärke erbaut hat. Widerwillig kommen die Franzosen, aber sie kommen, weil sie nicht anders können. In dieser Thatsache drückt sich eines der wichtigsten politischen Merkmale aus, die an den EinweihungSseierlichkeiten des Nord- Ostsee-CanalS haften. Mit solchen Empfindungen und Er wägungen begehen wir die Canalseier. Möge sie in allen ihren Theilen einen glänzenden und glücklichen Verlauf nehmen, nachdem sie einmal in dieser Großartigkeit beschlossen und vorbereitet ist! Möge der Eindruck auf die fremden Gäste ein für Deutschland nütz licher sein und möge das Bewußtsein der Bedeutung des Werkes im deutschen Volke nie erlöschen!" * Meppen, 18. Juni. Das Windtborst-Denkmal auf dem hiesigen Marktplatz wird am 16. Juli enthüllt werden. Für den Tag sind besondere Feierlichkeiten geplant. (F. Z.) tzD * Vraunschweig, 19. Juni. DaS Landgericht verurtheilte den MilitairfiScu» zur Einstellung der die Nachbarschaft belästigenden und gefährdenden Schießübungen auf dem diesigen Jnfanterie-Casernenhos unter Androhung von 100 Strafe für jeden ContraventionSfall. (M. Z.) * Mnnfterberg, 19. Juni. (Telegramm.) Für die Landtag-ersatzwahl im Wahlkreise Frankenstein-Münster- berg an Stelle deS verstorbenen Rittergutsbesitzer» von Schalscha (Cültrum) hat die CentrumSpartei Pfarrer Langer in Bärwalde aufgestellt. * Mannheim. 19. Juni. (Telegramm.) Der hiesige socialdemokratische Verein stellte als LandtagScandidaten DreeSbach und Geis auf. Die Anhänger vr. Ruedt'S verwarfen diese Eandidaturen. * Nürnberg, 18. Juni. Der Verleger der socialiftischen „Tagespost" Oertel wurde wegen Beleidigung deS Nürn berger Magistrats in Untersuchung gezogen. * München, 18. Juui. Die politische Bedeutung deS KaiserbesuckS erhellt am deutlichsten aus dem nachstehenden Erguß deS „Bayr. Vaterlands": „Als der Kaiser Abends r/«6 Uhr zum Bahnhof fuhr, benahm sich die bekannte vor laute importirte Sorte von Preußen und die einheimischen Bettelpreußcn, die 'S nicht mehr erwarten können, bis sie ganz unter die Pickelhaube unterzebracht sind, wieder derart — preußisch, daß es wirklich nicht mehr schön war. Während man die voranSfahrenden bayerischen Prinzen stumm und lautlos vorbeifahren ließ, wurde der Kaiser mit demonstra tivem Hochgcbriill — „unaufhörlichen enthusiastischen Ova tionen" schreiben die „Neuesten" — empfangen und umringt, als wäre alles auS Rand und Band gerathen. Nach der Art, wie er von seinen lieben Berlinern begrüßt zu werden pflegt — mit ehrfürchterlichcm Schweigen — mußte er höchlich überrascht sein und sich — seinen Theil von München denken. Hätten die Leute eine Spur von Anstand besessen, so wäre» sie maßvoller gewesen und hätten bedacht, daß es für die Mitglieder des bayerischen Regentenhauses eine Beleidigung ist, wenn man sie in der eigenen Hauptstadt ignorirt und dem Fremden, dem Preußen, „enthusiastische Ovationen" bringt. Aber gewisse Leute verstehen es, wie derlei gemacht und was damit bezweckt wird; andere verstehen es nicht." Oesterreich-Ungarn. * Wien, 19. Juni. (Telegramm.) Wie die „N. Fr. Pr." meldet, soll der Statthalter von Nieder-Oesterreich, Graf Kielmannsegg, mit der Leitung deS provisorischen Mi nisteriums betraut werden. (Wiederholt.) * Wie», 19. Juni. (Telegramm.) Eine Abordnung des Vorstandes der Vereinigten deutichen Linken benach richtigte gestern >Abend nach der Abstimmung des Budget- auSschiisseS über Cilli den Fürsten Windischgrätz vom Aus tritte der Linken aus der Coalition, was Fürst Windischgrätz zur Kenntniß nahm. — Das „Fremdenblatt", die „Presse", das „Neue Wiener Tazblatt" und das „Wiener Extrablatt" widmen der Eröffnung deS Nordostsee-Canals äußerst sympathische, die Bedeutung des neuen Verkehrsweges würdigende Artikel, in denen übereinstimmend die Kieler Eröffnungsfeier als ein Friedensfest ersten Ranges be zeichnet wird. * Pest, 19. Juni. (Telegramm.) Die Feier in Kiel findet in den hiesigen Blättern lebhaften Widerhall. Der „Pester Lloyd" schreibt: Der Nordostsee-Canal rückt die Bürger Deutschlands einander näher, er ist ein Stück innerer Einigung und damit auch ein Stück innerer FriedenSarbeit. Denn der Frieden ruht am sichersten gewahrt in dem starken Arme einer umsichtigen Macht. Wer aber sein eigenes Haus mit Pallisaden umgiebt, baut das nicht zu dem Zwecke, in des Nachbars Haue einzufallen. Insofern Deutschland auf seine territoriale Sicherheit bedacht ist, be droht es gewiß nickt die Sicherheit anderer Staaten, insofern es aber seine wirthschaftliche Kraft zu fördern trachtet, heimsen auch die anderen Staaten aus dieser Förderung üppige Kraft ein. — Der „Pesti Napoli" schreibt: Der demonstrative Ein klang der europäischen Mächte ist ein erfreuliches Zeichen. Ganz Europa honorirt damit die Friedenspolitik des Drei bundes. Es giebt keinen Staat mehr, der diesem Bunde einen offensiven Charakter beilegen möchte. Dies ist in das europäische Gemeinbewußtsein übergegangen und darum wirkt die Kieler Feier beschwichtigend auf alle nationalen und politischen Gegensätze. Schweiz. * Basel, 19. Juni. Ein Streik der Posamentiere, der alle hiesigen Bandfabriken und die der Umgegend umfaßt, ist beute ausgebrochen. Es haben sich 1200 Arbeiter der Be wegung angeschloffen. Die Streikenden verlangen vier Franken Minimallohn und zehnstündige Arbeitszeit. (B. L.-A.) Italien. * Rom, 19. Juni. (Telegramm.) DaS für September angekündigte Consistorium ist auS Rücksicht auf die durch die beabsichtigte Ernennung mehrerer Nuntien zu Cardinälen nothwendig werdenden Verfügungen bis November oder December vertagt worden. * Mailand, 19. Juni. In Turin, wo bei den am Sonntag stattgehabten Gemeinderathswahlen die Klerikalen von 80 Sitzen 32 eroberten, fand gestern Abend auf der Piazza Castello eine große antiklerikale Kundgebung statt, die jedoch von der durch Militair verstärkten Polizei unterdrückt wurde, ohne daß Ausschreitungen zu beklagen waren. Großbritannien. * London, 19. Juni. Gladstone batte, bevor er seine Reise antrat, für die Dauer seiner Abwesenheit mit dem liberalen Unionisten Villiers für alle Abstimmungen im Unterhause abgepaart. Die „Times" erfahren, Gladstone habe dieses Uebereinkommen jetzt rückgängig gemacht, und eS wird angenommen, dies sei geschehen, weil Gladstone mit der allgemeinen Politik der Regierung nicht einverstanden sei. Rußland. * Petersburg, 19. Juni. (Telegramm.) Die Kieler Festlichkeiten besprechend, hebt das „Journal de St. Pet e rSb ourg"denUmstand hervor, daß sich an denselben nicht bloS die deutschen Souveraine und Behörden, sondern auch die Repräsentanten aller europäischen Mächte und der Vereinigten Staaten von Nordamerika betheiligen, und zwar handle eS sich dabei um ein epochemachendes Ereigniß nicht nur für Deutschland, sondern, vom kommerziellen Standpuncte aus, auch für alle Staaten, welche an dem Weltverkehre Theil haben. Die „Nowosti" bemerken, die Annahme der Einladung zu der Kieler Feier durch alle Mächte bezeuge die Hochachtung derselben für daS Deutsche Reich und seinen ersten Monarchen. Die „Nowoje W rem ja" bebt hervor, daß der Nordostsee-Canal, abgesehen von seinen militairiscben Zwecken, auch eine friedliche, weltökonomische Bedeutung habe. Die „Birsbewija Wjedomosti" machen gegen die Ver dächtigung Front, der Nordostsee - Canal sei zu aggressiven Zwecken erbaut worden. Orient. * Belgrad, 19. Juni. Der Präsident der Belgrader Börse, Großhändler Stamenkowitsch, ein Liberaler, ist aus dem Finanzbeiratb ausgetreten, weil er dem Finanzplan des Finanzministers Pvpowitsch nicht zustimmte. — AuS Kruschewo in Makedonien meldet man einen Aufstand der christlichen Bewohner wegen Raubes eines Cb ristenmädckenS durch Türken. Im Kampfe wurden das umstrittene Mädchen, dessen zwei Brüder und vier tür kische Zaptiebs ermordet. (Voss. Ztg.) Afrika. * DaS englische Dominat geht gegenwärtig mit der Ab sicht um, die Verwaltung der egypttsch-mnhamedantschen Waks zu „reformiren". llnter Waks versteht man die zahl reichen, IO Proc. der gesammten Grundfläche Egypten» be tragenden Moscheengüter, welche unter einer Centralver waltung stehen, deren Chef Ministßrrang hat. Die Waks vermehren sich beständig, da zahlreiche Cgypter bei ihrem Tode ihr Besitzthum den Moscheen hinterlaffen. Aber auch viele Lebende unterstellen ihr Eigentbum, indem sie sich nur den Fruchtgenuß Vorbehalten, der Wakfverwaltung, sichern eS dadurch vor Pfändung u. s w. und entziehen es thrilweise der Civilgerichtsbarkeit. Ein großer Theil der «zyprischen Schulen, unter anderen auch die Hochschule El-Asar in Kairo, werden auS Wakfmitteln unterhalten. Die Verwaltung der Waks ist sicher mancher Verbesserung fähig, und eine Reform wäre, vorausgesetzt, daß ihr Zweck sei, den bestehenden Uebel- ständen abzuhelfen, und nicht nur den englischen Einfluß auch hier zum maßgebenden zu gestalten und die persönlichen Interessen der Engländer zu fördern, nur freudig zu begrüßen. Die Einrichtung der Waks. welche bis in die erste Zeit des MuhamedaniSmuS zurückführt, ist eine der wichtigsten im religiösen Leben der Muhamedaner; jede Reform müßte daher selbstverständlich mit größter Vorsicht durchgeführt werden, um die religiösen Gefühle der EgYPter nicht zu ver letzen. In antienglischen Kreisen will man wissen, daß das plötzliche Interesse der Engländer für die Waks, um welche sie sich während der bisherigen dreizehnjährigen Dauer der Occupation noch nie gekümmert haben, seinen Grund darin findet, daß die pecuniären Erträge des Grundbesitzes dieses Departements in der letzten Zeit ganz bedeutend gestiegen sind, und daß man die Absicht hat, diese Summe zu Zwecken zu verwenden, für welche man auf andere Weise nichts flüssig zu machen vermag. Hierin gehören in erster Linie die Vor bereitungen, welche man für den Fall unternimmt, daß eine Expedition gegen den Sudan ins Werk gesetzt werden sollte. Kunst-Verein. Leipzig, 19. Juni. Ein junger Leipziger Künstler, Eugen Urban, dem wir vor Kurzem mit einigen vielversprechenden Arbeiten in Del Becchio'S Kunst-Ausstellung begegneten, hat jetzt im Kunst-Verein eine ganze Collection seiner Gemälde zusammengestellt, in denen er sich hauptsächlich, wie auch in den früher erwähnten, auf dem Gebiete der Portraitmalerei bewegt. Und wenn man seine Arbeiten genauer betrachtet, so gelangt man sehr bald zu der Ueberzeugung, daß nicht nur Neigung, sondern eine ausgesprochene Begabung ihn für die Darstellung von Persönlichkeiten ganz besonders befähigt. In sämmtlichen Malereien des jungen Künstlers, mögen eS Studien oder ausgcfübrte Bilder sein, offenbart sich eine unverkennbare Gründlichkeit des Studiums und ein tüchtiges Können, die sich namentlich in der sicheren charakteristischen Zeich nung und durchgcbildeten Modulation äußern; daneben zeigt seine Farbe eine ungewöhnliche Kraft im Licht wie in der Tiefe, deren schöne Wirkungen sich besonders in dem Portrait eines jungen Mannes, des „Xylogra ^hen", der in der Nähe eines mit grünen Gardinen abgedeckten Fensters an seinem Arbeitstische sitzt, bemerkbar machen. Er hat die Arbeit unterbrochen und sieht, den Oberkörper leicht nach hinten geneigt, nachdenklich vor sich bin; die linke Hand umfaßt noch den zu bearbeitenden Holzstock, die Rechte hängt, den Stichel umfassend, von dem auf der Stuhllehne ruhenden Arme nach lässig herab. Höchst eindrucksvoll wirkt der scharf beobachtete und plastisch hrranSgearbeitete Kopf, sowie die fein modellirten Hände. Die gleichen Vorzüge trägt das Bildniß einer alten Frau, bei dem die malerische Vortragsweise Urban's ganz meisterhaft ist. Große Anerkennung verdient auch sein Be streben, nicht nach „bewährten" Mustern zu arbeiten, sondern überall seiner eigenen Empfindung und Auffassung Raum zu geben, seine stets aus die ungeschminkte Darstellung der Per sönlichkeit gerichtete Wiedergabe und der stets dieser Persönlich keit entsprechende Stimmungsgehalt, der auch in dem vor trefflich charakterisirten „Nachtwächter" sich kräftige Geltung verschafft. Wenn wir von der besonderen Erwähnung der anderen Arbeiten absehen, so geschieht eS nicht, weil wir sie für minderwerthiger hielten, denn auch von ihnen ließe sich nur Rühmliches sagen. Zum ersten Male an dieser Stätte tritt noch ein anderer Leipziger Maler, Gustav Wustmann, mit etlichen Bild nissen auf, die ebenfalls eine auf tüchtiges Können basirte künstlerische Ausbildung erkennen lassen. Unter diesen Bild nissen verdient besonders das „Kniestück eines Herrn" hervorgehoben zu werden. Tritt auch das mit angefügte Beiwerk, namentlich daS alte Dokument in der Hand des dargestellten Mannes, mit etwas berechneter Absichtlichkeit hervor, so ist doch in dem Ganzen, vor Allem in dem sehr gut charakterisirten Kopfe so viel Gutes, daß man wohl an- nebmen darf, daß der junge Künstler in der Folge zu einem tüchtigen Portraitmaler sich herausbilden werde. DaS „Knabenbildniß" leidet an einer etwas zu schwachen Modellirung, waS um so mehr auffallen muß, ;e vollendeter die Modellirung des weiblichen Studienkopfes mit dem Hute ist. Recht AnerkennenswertheS — Besseres als in einigen vor Kurzem ausgestellten Bildnissen — bietet Philipp ine Wolfs-Arndt auf dem Gebiete der Portraitmalerei in dem Bildniß eines Herrn mit Pelzrockund Mütze. Hier vereint sich die Natürlichkeit der Auffassung mit einem fein abgewogenen Colorit, um ein charaktervolles, harmonisches Gesammtbild entstehen zu lassen. Ein entzückendes Bild ist das frappant malerisch erfaßte Stück einer alten Hafenstadt von dem Karlsruher G. Schön leber. In diesem Bilde offenbart sich ein künstlerisches Können, wie es nicht allzu viele unserer modernen Künstler besitzen. Man weiß wirklich nicht, was man daran mehr be wundern soll, ob die mit den einfachsten Mitteln erreichte große malerische Wirkung oder die Schönheit deS Tones. Es ist eben ein in allen Theilen gleich vollendetes Kunstwerk. Interessant, wenn auch fern von seiner späteren bedeutenden Eigenart, erscheint Arnold Böcklin in einem seiner Erstlings werke, einer südlichen „Felsenlandschaft". Vornehme Naturbeobachtung bringt Paul Flickel zu wirksamer Er- scheinung in zwei Buchenwaldungen, einer „Waldwildniß" und einem „StrandWalde", dessen Motiv wahrscheinlich von der Insel Rügen entnommen ist; nur werden die vielen Vorzüge, die Flicket'» Kunstfertigkeit aufweist, durch eine manierirte Behandlungsweise beeinträchtigt. Besonderes Interesse beansprucht wegen deS bei ihrer Ausführung angewendeten Herstellungsverfahrens die von der hiesigen Kunsthandlung Carl B. Lorck (Inhaber C- Oebl- mann) ausgestellte Bronzegruppe von Gustav Eberlein: „Das Verbot", die mit Hilfe einer verlorenen Form in WachsauSschmelzung hergestellt ist und infolgedessen die indi viduelle Ausdrucksweise des Künstlers in der Behandlung niit größter Treue.wirdergiebt. Ist aber die Conception dieser Gruppe auch recht reizvoll, so steht der Künstler in dieser Arbeit jedoch keineswegs auf der Höhe der ihm zu Gebote stehenden Formensprache. Mit vielem Glück führt sich der Maler Franz Dotzauer als Radirer eia und entwickelt in seinen fünf Landschaften eine so große technische Fertigkeit und eine siz poesievolle Dar- stelluiigSwelse, daß man aufrichtig wünschen muß, der zart empfindende Künstler möge daS von ihm gewählte Feld weiter bebauen. H. C- Krohn ist mit einem Genrebilde, das den „Bürger meister Körkammer im Rathbause zu Lüneburg" darstellt, und Hermann Wunderlich mit einem mittel alterlichen Stadtmotiv, da» an Meißner Motive erinnert, vertreten. Ernst Kiesling. Frauenhilfsverein zu Leipzig-Plagwih. ». Plagwitz. 19. Jani. Die diesjährige Hauptversammlung de» Frauenhilssvereins fand gestern, am 16. Juni, im Saale der Klein» kinderbewahranstalt Plagwitz unter Vorsitz de» Herrn Fabrikbesitzer» Gustav Mitgge statt. Nach kurzer vegrüßung der erschienenen Mitglieder und dem Hinweis, daß die Hauptversammlung satzung». gemäß einberufen sei, gad 0er Herr Vorsitzende zum ersten Puocte der Tagesordnung: „Bortrag deS TassenbenchteS auf da- Geschäfts, jahr 1. Mai 1894 bi- 30. April 1895", dem Cassirer Herrn Apotheker Jacob daS Wort. Dem zum Bortrag gelangten ausführliche!, Berichte ratuehmeu wir. daß die Gesammteiunahme 7799 34 die Gelammtallsgabe 6942 39 ^ betrug, mithin ein Cassen- bestand in Höhe von 856 95 verblieb, der auf Rechnung des lauseudeu Geschäftsjahres übernommen worden ist. — Unter den Einnahmen befinden sich wieder 300 vom Rathe der Stadt Leipzig bewilligte Unterstützung für dir Kleinkinderbewahranstalt und 100 ^l> Geschenk vom Spar- und Borschubverein Lindenau- Plagwitz. Feroer gingen dem Verein zn 750 ^4 aus dem Leid- hold'schen Vermächtnisse und 1000 Zuwendung auS Anlaß seines geseierreu silbernen Ehejubiläums von Herrn Commerzienrath E. Mey. Erwähnte Summe ist dem Capitalsonds als „Silberne Hoch- zritsgabe des Mey'jchen Ehepaares" zugewiesen worden und werden die Zinsen der Stiftung alljährlich am Jubiläumstag an Pflege- befohlene des Vereins zur Verwendung bcz. Bertheilung gebracht. Das werbende Vermögen des Verein- ist von 13 602 58 ^ in, Vorjahre aus I5 4l6 63 im Berichtsjahre angewachsen. Aus dem in Anschluß an den Cassenbericht erstatteten Geschäfts- bericht theilen wir mit, daß der Besuch der Kleinkinderbewahranstalt iemlich die gleiche Höhe des Vorjahres wieder erreicht hat. Es be- uchten die Anstalt 1131 Kinder. Die Zahl der gleichzeitig an- wesenden Kinder schwankte zwischen mindestens 51 im Monat August und höchstens III Kinder im Monat November. Der Gesundbeits- zustand der Kinder war fortlaufend ein günstiger. Verabfolgt wurde» an dieselben 20941 Portionen Mittaasessen und 3698', ? Liter Milch zum Frühstück und Vesper. — Der Zuschuß, den die Anstalt aus der Vereinscasse benöthigte, betrug 1255 25 -H. Zu der Kranken» und Armenpflege, für Unterstützungen an Wöch. nerinnen und an Beihilfen für Gemetndediakonie sind 2224 >6 52 ^ verausgabt worden. — Essensportionen wurden 1453 verab folgt, nämlich 612 Portionen aus der Anstaltsküche und 841 aus besonderes Ausschreiben hin von Mitgliedern des Vereins; außerdem wurden noch 1776 Liter Milch verabfolgt. Auch die Beschaffung von sonstigen Stärkung«, und Curmitteln, desgleichen von Wäsche und Kleidungsstücken, ferner die Gewährung von Feuerungsmaterial hat einen nicht unerheblichen Aufwand verursacht. Aus dem Ertrag der Weibnachtssammlung, die außer zahlreichen Natnraispenden 12l9 ^li ergab, und aus einem weiteren Beitrag aus der Vereinscasse konnten an Weihnachten wieder 33 meist kinder» reiche Familien und 38 einzelstehende Personen mit allerlei nöthigen Bedarfsgegenständen reichlich versehen werden. — Zu Ostern wurde eine Reihe armer Confirmanden mit Beihilfen zur Beschaffung von Kleidungsstücken bedacht. Ein ausführlicher Rechenschaftsbericht des Vereins soll demnächst sämmtlichen Mitgliedern und Gönnern desselben durch Drucklegung noch zugänglich gemacht werden. Das Rechnungswerk wurde hierauf für richtig befunden und vorbehaltlich des Revisionsberichtes dem Herrn Cassirer mit dem Ausdruck des Dankes für seine ersprießliche Thätigkeit Entlastung ertheilt. — Zu Revisoren wurden von der Versammlung die Herren Arno Weißke und B. Schnapperrlle wiedergewählt, beiden Herren auch der Dank für ihre seitherige Mühewaltung aus» gesprochen. Der letzte Punct der Tagesordnung betraf die Ergänzungswahlen in den Vorstand für die satzungsgemäß ans demselben ausscheiden» den Mitglieder Frau Jürgens, Frau Stöhr, Frau Weyde» meyer und Pfarrer Schmidt; einstimmig wurden dieselbe» wiedergewählt. Mit Worten herzlichen Dankes für alle freundliche Förderung und Unterstützung, die dem Verein auch in dem abgelanfenen Ge schäftsjahre in reichlichem Maße zu Theil geworden jei, und mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß es ihm auch für die Zukunft nie an gleich erfreulicher Theilnahme und thatkräftigrr Unterstützung, a» warmen Herzen und opfernden Händen fehlen möge, schloß hierauf, da weitere Anträge aus der Mitte der Versammlung nicht Vorlagen, der Herr Vorsitzende die diesjährige Hauptversammlung. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer HI. o. Leipzig, 19. Juni. I. Im Jahre 1889 war die am 4. Juni 1861 geborene Dienstmagd Johanne Pauline Joseph in Brieg heimlich entbunden worden. Sie fürchtete die Borwürfe ihrer in Jacobehne bei Ohlau lebenden Mutter und beschloß deshalb, ihre schlesische -eimath zu verlassen und nach Sachsen zu gehen. Sie war bis dahin nur in Tageiohn gewesen und hatte kein Dienstbuch, wollte sich aber auch nicht an ihre Heimathsbchörde wenden, weil dann die Mutter Kenntniß von ihrer Auswanderung nach Sachsen erhalten hätte. Ihre damalige Wirthin wußte Rath; sie gab ihr das Dienstbuch der eigenen Tochter Anna Pauline Kopschög und meinte, damit werde sie wohl durchkommen. In der Thal bat auch die Joseph, welche am 16. Juli 1889 sich aus ihrer schlesischen Heimath entfernte, bald daraus in Sachsen als Dienstmagd Kopschög Stellung gesunden. Im Juni vorigen Jahres fühlte die Joseph, deren Kind in Brieg verstorben war, wiederum ihre schwere Stunde nahen, gab ihre Stellung aus und miethete sich in Pegau ein. Hier schenkte sie einem Mädchen das Leben, das den Vornamen Elsa erhielt. Als am 28. Juni die Hebamme M. das Kind beim Standesamt Pegau anmelden wollte, verlangte sie von der angeblichen Kopschög als Legitimation deren Taufschein. Diesen konnte die Joseph nicht vor» weisen und eS erklärte dieselbe deshalb der Hebamme, das Dienst, buch würde wohl auch genügen. Die Hebamme M. legte das Buch dem Standesbeamten H. vor, dieser trug denn auch das neugeborene Kind unter den Namen Elsa Kopschög iu das Standesamtsrcgister ein. Als nach 18 Wochen das Kind verstarb, wurde ebenfalls dir Sterbeurkunde auf den falschen Namen ausgestellt. Später kam die unrichtige Angabe indessen an den Tag und es wurde die Josepb wegen Veränderung des Personenstandes und intellectueller Urkundenfälschung (Vergehen gegen 8- 169 und 8- 271 des Reichs- strafgesetzbuchs) zur Verantwortung gezogen. In der Hauptverhand- lung machte die Joseph zu ihren Gunsten geltend, daß sie sich vor den Borwürfen ihrer Mutter gefürchtet habe. Der Gerichtshof ver- urtheilte sie zu drei Monate» Gefängniß. Wegen Führung gefälschter Legitimationspapiere konnte sie nicht zur Verantwortung gezogen werden, da diese llebertretung inzwischen verjährt war. In der Hauptverhandlung kam durch dir Zeugenaussage der Hebamme überdies noch eine weitere gleiche Sttafthat der Joseph zur Sprache. Als die Hebamme nach dem Taufschein der so- genannten Kopschög fragte, meinte diese, sie solle nur das Dienstbuch nehmen, dasselbe hätte vor einem Jahre in Leipzig auch genügt. Diese Angabe gab dem Gerichtshof Veranlassung, näher darnach zu fragen, und da stellte sich denn heraus, daß die Joseph auch im Jahre 1893 im Trier'schen Institut in Leipzig von einem Mädchen entbunden worden ist, das im StandesamtSregister von Leipzig unter dem Namen Amalie Kopschög verzeichnet ist und dessen im December erfolgter Tod im Standesamlsregister ans den gleichen Namen gebucht wurde. Nach näherer Feststellung des Tatbestandes dürfte darnach die Joseph noch eine weitere Anklage aus 8. 169 und 8- 271 des Reichsstrafgesetzbuchs zu erwarten haben. II. Unter der Anklage des schweren Diebstahls hatte sich die am 19. Juni 1867 in Memleben geborene, wegen Diebstahls bereits vorbestrafte Dienstmagd Henriette Friederike Mackroth zu ver- antworten. Die Mackroth diente bis zum 13. März d. I. bei dem Gutsbesitzer N. in Wesewitz bei Grimma. Bei diesem war auch bis zum Januar d. I. die Dienstmagd Sch. in Stellung gewesen und hatte bei ihrem Weggange ihre Commode verschlossen in der gemeinsamen Schlaskammer zurückgrlafsen. Zwei Tage vor ihrem Abzug hat nun die Mackroth aus dieser Commode, welche sie mit dem Kleiderichrankschliissel geöffnet hatte,einen größerenPosten Wäsche heraus- und mit sortgenommen. Nach Angabe der Mackrotb ist die» in der Absicht geschehen, die Wäsche der Sch. wieder zuzustrllen, da N. ihr die Heraus- gäbe verweigert habe. ES klingt dies wenig glaubhaft und wird auch uoch dadurch widerlegt, daß die Mackroth nicht allein die Wäsche thrilweise benutzt, sondern auch von derselben eine Schürze verschenkt hat. Die Mackroth war sich der schwerwiegenden Be deutung dieses Umstandes auch vollständig klar, denn sie zieh der Zeugin, welche dies eidlich bestätigte, in der ungehörigsten Weise der Lüge. Die Mackroth wurde auf Antrag der königl. Staatsanwalt, schüft wegen Ungebühr im GerichtSsaal zu einer sofort zu voll- streckenden Haststrase von einem Tage, sowie wegen schweren Diebstahls unter Zubilligung mildernder Uinstände zu fünf Monaten Gefängniß verurtheilt. Dresden» l8. Juni. Die am 14. Juni vertagte Hauptverhand» lung in dem Proceß gegen den Kaufmann Theobald Retzlosf wegen grwohnhritS» und gewerbsmäßigen Wuchers wurde gestern von der 4. Straskammer wieder ausgenommen und zu Eide geführt. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu 1 Jahr Geiängniß und 1200 Geldstrafe. Da Retzlass bereits am 17. Mai auf Grund von 8- 212 der Loncursordnung und wegen Beihilfe zum betrügllchrn Bankerott zu 2 Jahren Zuchthaus ,c. verurtheilt worden ist, so wurde nach den 88- 73 und 74 de- Reichsstrasgesetzbuchs unter Wegsallstellung dieser Strafe auf eine Gejammtstrafe von 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 1200 Geldstrafe und eventuell weiteren 80 Tagen Zuchthaus und 5 Jahren EhrearechtSvrrlust erkannt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)