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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950501018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895050101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895050101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-01
-
Monat
1895-05
-
Jahr
1895
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3122 dann dürft, «r überhaupt nicht impfen. AngeNagter Hab« nur Schein-Imr-lungen auSgesührt und dadurch qewissenlo« gehandelt, datz er die Impflinge vor dem Act nicht vnterjuchtt. In ähnlicher Weife liehen sich di» Sachverständigen Pfeiffer und Hüuber au» Die drei anderen Sachverständigen bekundeten in subjektiver Beziehung da« Entgegengesetzt». Die vom Herr» Stoatlrath walz betritt,!«, reuhisch, Bestimmung htnsichtlich d«r Anwendung humanifirttr Lymphe suchte Geheimrath Hosmann dahin zu rechtsertiarn, daß die Anwendung dieser Lymph« heute noch erfolg» Ani malisch« «Lymphe sei ab«! zweckmiißtaer, billiger und leichter controltrbar. Herr Dalz führt« weiter au«, daß nach dem uruesten Standpunkt« der Wissenschaft unbestritten» Pustel, oder Blättchenbildungen zu einer erfolgreichen Impfung nicht ntlthig seien; e« arntige di« Feststellung rother Pünktchen er. Rach seiner Ansicht müsse sich der Arzt dem allgemein herrschenden gesetzlichen Standpunkt nicht unterwerfen, wen» durch di» sortschreitend» Zeit und Ausarbeitung der Materie durch Wissenschaft und Erfahrung di« bi«, hrrigen Thatsachen ander« gedeutet werden. Der Arzt sei aus seinen Eid hin, den Menschen zu helfen, berechtigt, einen andern als den allgemein herrschenden Standpunkt «inzunrhmen. Auch Herr SonitätSrath Vilfinger glaubt, daß Angeklagter mit Rücksicht auf sein» An schauung berechtigt war, die Impfung al« erfolgreich anzusehea. DaS RrichSgrsetz stell» e« dem Ermessen de« Arzte« anheim, anzn- nehmen. wieweit eine Impfung Erfolg Hab« oder nicht. Demgegen- über führte aber Geh. Rath Hof mann auS, daß gerade da« ReichS-Jmpf^lesetz es den einzelnen Bundesregierungen über lassen habe, feststehend« Normen in dieser Hinsicht zu schaffen, dir dann für di» Aerzw maßgebend seien. Diese Einzel-Bestimmungrn bildeten ein» uothivendtg» Ergänzang de« ReichSgesetzr». vr. Walz führte »och des Weiteren au«, daß Angeklagter di» Impfung mit Rücksicht aus seine Patienten und ohne Rücksicht aus da« Formale nach einem höheren Gesichtspunkte vorarnommen habe, wozu er be- cchtigt war. So leichtsinnig wir vr. Boehm impfe er freilich nicht, r bemühe sich, »in» eigentlich» Pustel herbrizuführen. Herr vr. Lrüwell erklärt«, daß Angeklagte vom subjektive» Stand- puact« au« die Impfschein» nicht wider bester»« Misten ausgestellt habe. — Das Unheil wird nächsten Montag verkündet werden. Central-Halle. Es ist nicht nöthig Physiognomik« zu sein, um aus den Ge- sichtern der Sentralhallenbesuch« di« höbe Befriedigung über da« von ihnen Geschaute und Gehörte hrrouSzuIesea: zu deutlich steht «L aus jedem Antlitz geschrieben. Die Thatjach« kennzeichnet mehr als aller Beifall und Jubel, daß die Künstlervorstellungea in unserem beliebten BergnügungS-Etablissemrut wiederum zu den genußreichsten und outerhollendstr» der Weste gehören nnd Alles bieteu, was die Gegenwart an hervorragenden gymnastischen, musikalischen und humoristischen Leistungen erheischt. Eia Blick aus da« Programm, ein Blick ans die Bühne, und man weiß, daß nur Erlesene« und Gediegenes den Abend beherrscht. Täglich mehrt sich di« Zahl der Besucher, zu welcher, wie immer, die besten Kreise uuirrrr Bürgerschaft ein Hauptcontingent zu stellen wissen, immer weiter verbreitet sich dir Kunde von der Bielseitigkeit und dem künstlerischen Können des hi« aoftretenden Specialitüten-Euscmbles. Es ist auch in der Thai der Empsehlung werth; keiner Nummer fehlt der Er- folg. Manche dies« Nummern steht unerreicht und konkurrenzlos da. Wir sehen zunächst al« erste künstlerische Größe Jules Keller, „Amerikas menschlischeS Räthsel". Ist das wirklich jener gebrech- liche Mann, der vor einer Stunde auf Krücken sich die Treppe hinaufbewegte, der scheinbar mühsam beim Billardspiel langsam das grüne Tuch umschritt? Gewiß, er ist es. aber aus ihm hat sich «in Hand st andkün stier ersten Ranges entpuppt, der aus der Bühne die Beine und den Unterkörper als etwa« Nebensächliche» betrachtet und nur die Arme zum werthvollrn Piedrstal seines Ich« zu stempeln pflegt. Wie wirft und schleudert JuleS Keller dir Beine io der Lust herum, während die senkrecht ausgestreckirn muskulösen Arme kräftigen und sicheren Halt bieteu, wir arbeiten diese risengleich gewordenen Arme in schwierigen turnerischen Beugen, in unglaublichen Balancen, sei rS im Stand, im Sprung von Tisch und Stuhl, sei «S im Tanz aus der prächtig decorirtrn Bühne des iichtdnrchflosseneo Saales. Einschmeichelnde Loncertwrisrn der Capelle G. Curth leiten zu de» Production«, Kara'S hinüb«. Mit vollem Recht kann man ihn als großartigsten Jongleur der Gegenwart bezeichne», denn seine fabelhafte Fertigkeit im Jonglirrn steht einzig da. Er heißt, wenn Regenschirm, brennende Cigarre und Cyiiudcrhut, also Gegenstände von verschiedener Schwere, blitz- schnell in der Luft routiren, exakt den Regenschirm nach der Hand, die Tigarrc nach dem Mund und den Hut nach dem Kops zurück« kehren. Einem wenig« Geübten könnte es vielleicht passiren, daß « an Stelle der Cigarre den Regenschirm in den Mund bekäme. Unser. Gentleman" fügt dann noch als Künstler im Trikot ein reizende- Spiet mit Bällen, mit Stäbchen und Tellern hinzu und erntet auch damit rauschenden Applau«. Diesen Beifall sichert sich übrigen» Karl Maxstadt, der be liebte Humorist, ebenso pränumerando wie postnumerando, bet Kommen und Gehen und mitte» im Auftreten. Sein blitzender Humor entzündet olle verborgenen Minen heiterer Laune und br- rettet dem Einzug frohen Behagen» dir offene Bahn. Diesmal hat er rin ganz neue« Original-Repertoir ausgestellt, nicht ohne daß er sich auch noch den stürmisch verlangten Zugaben verschließen könnte. Dem ernsten Gesang huldigt die schöne Jndierin, Prinzessin Margurita Pocahuntas, mit einem weichen, schmiegsamen Sopran bis zum hohen v. Mit Wohlgefallen ruht da- Auge de» Besuchers auf d« vornehmen Erscheinung der braunen Sängerin und willig lauscht da« Ohr ihren Lieder» und Arten, mag e« nnn Brahm's „Wiegenlied", Mattet'« Romanze. Eckert'« „Schweizer Liebeslied", mag r« rin Walzer von Arditi oder »ine Arte an« „Travtota" und „Troubadour" sein. Den untrrhaltende» Gesang, von Zitherschlag begleitet, pflegt außerdem sorgsam da« Damen terzett „Alpenveilchen". Drei Hauptgruppen tretea nun ans gymnastischem Feld« hervor: Rost und Lucy mit ihren gymnastischen Produktionen, Signora Ballerina ans dem Stehtraprz und die Gebrüder Poltdiana«, die Acrobaten im Frack. An allen Leistungen dieser Künstler hat die Znschaurrschaft ihr« hell» Freud». Endlich setzen die berühmten Suggestionisten Kennedy und Lorenz im verblüffenden Er- rathrn von Gegenstand, Handlung und Lied Jedermann in Er staunen. Schade nur, daß das liebliche Fräulein Kennedy, wenn sie auf Befragen die späte Stund« einer fremden Uhr bezeichnet, zugleich zu sehr an< Gehen mahnt; man blieb« gerne «och länger sitzen. —w. Vermischtes. — Bob«trwali>.Pasfi»»i»s»t«I tu Hörttz. Pfingstmontag, den 3. Juni d. I. ist, wie schon gemeldet, die erste Vor stellung der diesjährige« PassioaSspiele. Vom t. Mai ab findet der Verkauf dsr Karten statt und bittet dir Pasflon«- leitung, direct nach Höritz di« Bestellung zu richten. Für den Fall der Uebrrnachtuna in Höritz find schöne Zimmer zum Preise von LY kr. aufwärts zu haben und übernimmt die Passionsleitung grrn di« Besorgung derselben. Zu Pfingsten soll vva Wien «ach Höritz ein Souderzua verkehren, Auskunft hierüber «rtheilt Schröcks» Wittw« Relsebureau in Wien. Auf Wunsch versendet di» PasstonSleitung Prospekt«, welche alle gewünschte Auskunft über Spiel und Preise »c. geben. — Wien, 30. April. Nach Meldungen der Morgen- blätter au« Graz find dir Mur und die Raab theilweise aus ibren Ufern getreten und haben Lecker und Wiesen unter Wasser gesetzt. Göffrodorf bei Graz ist überschwemmt. — Tarnapal, 2S. April. Bis heute find sieben Personen wegen Steuerdefraudation verhaftet worden. Gestern wurde der Steueradjunct SzpylowSki polizeilich inhaftirt- Außer de», Steuerdefraudationen wurde auch das Beheben von Cafsengeldera auf falsche Quittungen entdeckt. -----LoweStost, 30. April. (Telegramm.) Da» Leichen schaugericht wegen de» Zmammeustoßr» der »Elbe" mit der „Cralhre" wurde heute in Gegenwart des Eapitaio« Wilson vom Handelsamte, des Capttain» Donner und der bisherigen RrchtSbeiständ« fortgesetzt. Lolman, der RechtS- bristand der Eigrnthümer der „Crathie" beantragte Vertagung uud setzte auseinander, daß er keine Gelegenheit gebabt hatte, während die Zeugen der „Crathie" eine« Kreuzverhör» unter zogen wurden, die überlebenden Mitglieder der Mannschaft der „Elbe- zu vernehmen. DaS Leichenschaugericht entschied die Verhandlungen fortzusrtzen. Der Koch der „Crathie", Sharp, erklärt«, al» er am Morgen der Collision S Uhr 25 Mia. aus Deck gekommen wäre, habe er, als er über die Backbortseite blickte, Etwas gesehen, wa< verschiedenen Lichtern von Fischerbooten glich. Als er sich nach der Combüse be geben habe, wo da« Feuer brannte, habe er den Steuermann und den AuSgukmann gesehen, die dort bi- zum Augenblicke der Eollision gestanden hätten. — Rcv-York, 30. April (Telegramm.) Auö Gua« tzalajara (Mexico) wird der „World" ein Auöbruch de» VulcanS Eolima gemeldet. Die Einwohner de« ThaleS fliehen; Lava und Asche vernichteten die Saaten und richteten viel Schaden an. — Das Alpenglührn. Wer nur je der Jungfrau schnee bedeckten Gipfel im rosigen Glanze erstrahlen sah, wen» ring» sich schon da« Dunkel der Nacht auf die Erde gesenkt hatte, wer etwa von Jsrnfluh oder Murren au« da» schlanke Silberhorn »ach Sonnenuntergang in purpurnem Schimm« erblickte, dem wird die ergreifende Pracht diese« wunderbaren Schau spiels nie aus dem Bedächtniß entschwinden! Alpen- glühen I Mit fast magisch« Gewalt greift diese« Wort in die Seele de« Kundigen und führt Ihm den zauberischen Reiz de« Sonnenuntergänge« im Hochgebirge wieder vor Augen! Wir färben sich allmählich der Berge eiSgekrönte, in reinstem Weiß noch eben strahlende Häupter mit immer satteren, immer tiefer,» Tönen, bi- der Firnschnee purpurn funkelnd, das Gestein aber fast feoerroth erscheint! Doch nun legt sich ein dunkler Schleier mn den Berg- riesen, der letzte Strahl verlischt, und grau in grau steht dl» gigantische Maste vor uns — dir Nacht bricht an. Doch halt, dämmert ein neu« Morgen herauf? Bedauert di« Sonne, von diesem entzückenden Schauspiel Abschied geuomme» z» haben, und kehrt zurück? Von Neuem überzirht sich der Berg vom Fuß bis zum Gipfel mlt rosigem Schimmer, nicht so inteustv zwar wie vorher, aber ebenso schöa und noch ergreifender, da das Dunkel, das den Beschauer umgiebt. inzwischen tiefer geworden ist. Wenige Minuten nur dauert die holde Erscheinung, dann versinkt sie kn Nacht. Am Firmament treten die Sterne hervor, die sich bi« dahin noch vor den Strahlen der scheidenden Sonne »«borgen hielte». E« ist wirklich Nacht geworden, kalt und schweigend ruhen die Berge. Da erwachen sie noch einmal »um Leben, eia blastrS Rosa färbt ihre Gipfel; wie durch einen Zauber sehen wir sie wieder «glühen und stehen bewundernd vor diesem unbegreiflich schönen Anblick! ES ist dies das eigentliche Alpenglühen, oa« die französischen Schweiz« die Wiedcrausrrstehuua deS Berge» (rüeurraetton) neunen. Bald schwindet auch diese» dahin, und »uv bleiben die steinernen Riesen in Ruhr. bi< sie d« Strahl der avfgehendeu Sonne wieder wach küßt. Die Erklärung dieses Schauspiel» bereitete den Physikern manche Schwierigkeiten. Dir rothe Färbung d« Bergspitzru im Lichte der «utergrheuden Sonne au und für sich erklärt sich zwar ohne Wettere« au« der Eigenschaft unserer Atmosphäre, die blauen Lichtstrahlen in wett höherem Maß» zu absorbtren als die rothen. Dies zeigt ja auch der Anblick der Sonne oder des Mondes, wenn sie tief am Horizont« stehen. Ihr, Scheiben erscheinen uns dann gleichfalls roth, weil di« von ihnen kommenden Strahle» «ine» größere» Weg durch da« Lustmeer zurückzulege» haben. DaS Wirderausleuchtru der BrrgeSaipfel aber, nachdem sie der Sonne AbschtedSgruß schon empsangeu yatten. da» Alpenglühen selbst, entzog sich der wissenschaftlichen Erklärung, so manuiafach anch dir Ver suche dazu waren. Bor einigen Jahren suchte Professor B. Fränkel die Erscheinung daraus zurückzuführeu, daß dt« untrrgeheag« Saune zeitweilig durch Wolken verdeckt ist, in denen sich ein Riß oder Spalt befindet. Dir Sonne, die für den Beschau« schon unter- gegangen ist, während fie von der Spitze de« Berges nur durch die Wolken verdeckt wird, beleuchtet dann durch den Spalt hindurch die Gipfel der Berge noch einmal, wodurch da- Alpenglühen zu Stande kommen sollte. Diese Erklärung ist etwa» gezwungen, und vor alle» Dinge» beruht st» auf reiner Lermuthung. Um si« zu be- weisen, müßte bet einem im Thal« sichtbare» Alpenglühen eia Beobachter auf der Höhr de» Berge», etwa tu «in« Alphütte, sich befinden. Er müßte dann die Wolken am Horizonte und den Spalt in ihnen, durch deu die Sonor wird« hervorleuchtet, sehe» könne». NlmÄA ^ M «-» Schl«ß »er «edectlo» elezeg-nge,. baust» diesen wuoderbarrn Vorgang. Herr Amll« sah vor einiger Zeit von Rigt-Scheidegg au« die Sonne an einem vollständig klaren Horizont über dem Gebirge u,t«geh«n. Nach einigen «ogenblickrn «hob st, sich zu seinem Erstaun«, wieder, wen» anch schwächer leuchtend, bt» dtr ganze Scheib« sichtbar war, und ging dann nach etwa zehn Minuten »u» »wrttr» Mal« unter. Ku» dar aus erschien di« Sonn« zum dritten Mal«, so daß etwa drei Viertel ihrer Scheibe wieder sichtbar wurden, bt» Haan schließlich gewisser maßen ein dritter Sonnenuntergang erfolgt». E«a Beobachter tm Thale hätte also HZ dieser Gelegenheit den Gipfel de« Rigi, «ach, dem di» Sonne schon untrrgeaanarn «ar, noch zweimal wieder von de» Sonnenstrahlen beleuchtet gesehen, t» ähnlicher Weise, wie bet der Erscheinung de« Alpenglühens di, vergeShäupter wieder rosig erglänzen. Diese Beobachtung spricht gegen dir von Herrn Fränkel araebenr Erklärung; r< fragt sich nur. auf welch« Art dabei die Erscheinung zn Stand« kommt. Herr Am«!« deutet di^ auf solgrudr Mets«; Wenn der Soun« letzter Strahl Abschied genommen hat von den schneeigen Höhen, tritt in den untersten Schichten der sie umgebenden Lufthülle eine stark« Abkühlung «tu. Dt, hier durch bewirkte Controctio» der Luft äadrrt auch ihre» BrrchungS- coSsflctrntru, dieser wird größer. Di» Sonaenftrahlen. dtr von de« optisch dichteren Medium stärker gebrochen werden, erreichen wieder de» Fuß de« Berge- — für einen Beobachter auf der Höhr scheint die Sonne von Neuem auszuaeheo, der Zuschauer tm Thal» sieht den Berg wieder von der Sonne beleuchte». Ist di« letzter» nun seit etwa eia« Viertelstunde wirklich unter den Horizont gesunken, so »reichen ihre Strahlen immer uoch dir obersten Luftschichten über dem BeobachtuagSorte. Herr Amslrr findet nun durch Rechnung, daß eia Temperaturunterschied von 7,5" aus 100 w Er hebung über dem Erdboden hturetcht, uw dtr Sonorustrahle» eine» Bogen beschreiben zu lassen, dessen Krümmung der Erdoberfläche gleich ist. Die Strahlen der etwa am Horizont vou Bordeaux noch eben sichtbaren Sonne treffen so dir Alpen noch einmal wieder, sittlich stark geschwächt durch den langen Weg. den sie durch dir Atmosphäre zurückgrlrgt haben, und fast ganz von den blauen Strahlen befreit, so daß sie die Gipfel tm reinsten Roth «glänzen lasten. Dir AmSlrr'sche Erklärung schließt sich dem thatsächlichen Vorgang, de» wiederholten Erglühen» der Alpen an, sie giebt über Unterschiede im Glanze der drei Erscheinungen sowie über di« Zeit punkte ihres Auftreten- vollkommenen Aufschluß. Diese» große NSthsel der Natur, dem auch der jüngst verstarb«»« englische Physiker Thndall, der eia regelmäßig« Besuch» der Schweiz war, seine volle Aufmerksamkeit zuaewendrt hatte, scheint nun mit Zurm Schlag« gelöst zu sein. (Himmel und Erde.) Lader und Curorte. — Zur bevorstehenden Reisezeit sei auf da» herrliche, direct am MeereSstraade zwischen Swiuemüude und HeringSdors gelegene OstsrebadAhlbeck aufmrrksam gemacht. Viele sind immer der irrigen Ansicht, daß ein Seebad zu kostspielig sei, die- trifft für Ahlvrck absolut nicht zu. Schreiber dieser Zeile» verbrachte längere Zelt dort und war erstaunt über dir billigen Preis« für Hotels und Privatwohnungen. Bon Ahlbeck au« sind prächtige Waldpartie» zu machen noch dem nahen Zierowbrrgr mit AussichtSthurm und groß- artigem Rundblick auf HeringSdors, Ahlbeck, Swinrmüude uod MiSLroq. Außerdem werden oft kurze Extrafahrtro 1» See arrangirt mittel groß« Dampf«; diese Fährte» dirneo zu gleicher Zeit als Prüf steine, ob mau eine längere Seefahrt vertragen kann. Drei Bade- austalteu (2 für Damen und 1 für Herren) bieten Gelegenheit, die Annehmlichkeit rineS so sehr kräftigende, und billigen Eeedadr» zu genießen. 3 bis 4 Mal wöchentlich sind Eur- Eoncrrte und auch mehrmals in der Saison reizend arroogirtr Kinderfeste. Dabei ist das ganze Leben dort äußerst zwanglos. Wer dagegen LuxuS und Eleganz liebt, kann durch den 80 Minuten dauernden Spaziergang »ach HeringSdors uud der weit in die See gebauten Kaiser-Wilhelm-Brück« sich in rin vornehme- Badeleben versetzt fühleu. Ganz reizend ist nach dem Bade» MorgenS da« Bild, da« der Strand bietet; Biele sehen dem Bergen de« reichen Fange- der zurückkehreudeu Fischerboote zu und kaufen auch direct noch zappelnde Flundern oder Strinbuttr, wieder Andere beobachten daS brausende Me« mit seinem lebhaften Schiffsverkehr, Kinder lasten ihre hölzerne» Schiffchen schwimmen oder andere schippen und groben im Sande. ES bietet dies Alle« rin reizende» Bild, da« Jeden fesseln muß. Ahlbeck hat seit vorigem Jahre dsiecte Eisenbahnverbindung. §. DaS Bureau „Rorge" in Leipzig Veranstalter km kommenden Somm« zwei NordlaudSsahrten, auf dir wegen der de» Mitreisenden gebotenen außerordentlichen Borthrile hiermit besonders hingewiese» werdr» soll. Die «sie Fahrt, dtr vor Allem wissenschaftlichen Zwecken dienen soll, beginnt am 10. Juli und schließt am 31. desselben Monat», die zweite, vorwiegend dem Naturaenvß gewidmet, beginnt am L. August und dauert ebenfalls 20 Tage. Da« Bureau stellt den Passagieren für beide Reisen deu Zwecken de« Unternehmen« genau angepaßtr Schiffe zur Verfügung, und die Anzahl der Theilnehmrr jeder Fahrt beträgt nnr 80 Personen, wo durch ein intimerer Charakter d« Reife gewahrt wird und auch auf dir Wünscht de« 'Einzelnen mehr Rücksicht genommen werden kann. Tie Leitung der Jagd- und wissenschaftliche» Ausflüge, die aus der ersten Fahrt unternommen werde» sollen, liegt in den Händen bewährter Waidmänner und Gelehrte», vusstopf« und Photograph «erde« mit aus di« Reift genommen. Der Brei« für jede Fahrt beträgt 700 ^ll bei voller Verpflegung incl. «ine Flasche Bier zu Mittag. Weinzwang besteht bei kein« Mahlzeit. Es bietet sich sonach für Diejenigen, welch« di, Schönheiten de« Nord- lande» kennen lernen und mit dem Naturgrnuß wisftuschastlichr Forschung uud Sportvergnügrn verbinden wolle», di« günstigste Gelegenheit zur Befriedigung dieser Wünsche. Bon besonder« Wichtigkeit ist «» »och. daß beide Fährte» zur Zeit der Mitternachts sonne stattfinden. Au näherer Auskunft ist da» Bureau „Norge", Leipzig, Hainstroß« 81, I., jederzeit bereit, doch können Anmrl- düngen für di» 1. Fahrt, welche einen außerordentlich regen Zuspruch findet, «ur bis -um SO Mai rntgegengenomme» werden. * Berlin, 30. April. Wie wir au« Reichstagskreisen hören, wird beabsichtigt, den Reichstag am 27. Mai bis zum November zu vertagen. Erledigt werden soll bis dahin noch die Umsturz-Vorlage und wenn irgend möglich auch das Branntweinsteuer-Gesetz, das jetzt noch in ver Commission steckt, die Zuckersteuer« und die Börsenreform-Vorlage denti man wenigsten» uoch in die Commission zu verweisen. * WieStatzen, 30. April. (Abends 7 Uhr 45 Min.) Der Zustand Gustav Freytag'S läßt wenig Hoffnung. Der Kranke schlummert meisten» und spricht beim Erwachen nur wenige Worte. Dem „Rheinischen Courier" zufolge treffen telegraphische, theilaahmSvolle Erkundigungen von allen Geilen rin. * Part», 30. April. Wegen der morgigen Maifeier bestehen für diese» Mal gar keine Befürchtungen. Das FiaSco de- OmnibuS-AuSstandeS hat sehr deprimirend gewirkt. Außerdem gehen die Geschäfte so schlecht, daß die Arbeiter kein Geld zu socialistischen Demonstrationen und keine Lust haben, den vielen unfreiwilligen, arbeitslosen Tagen einen freiwilligen rohnverlusttag hinzuzufügen. Alle», was deshalb von de» Führern geplant ist, beschränkt sich ans einige große Bankers am Abend, an denen wirkliche Arbeiter kaum theilnehmen und bei denen die Führer und Berufs-Agitatoren ziemlich unter sich sein werden. Einem dieser Bankers auf dem linken Seine-Ufer wird Rochefort prasidiren. Die socialistischen Abgeordneten und eine Deputation der socialistischen Vereine der Hauptstädte werden im Palais Bourbon empfangen werden. (Brl.Loc.-A.) * Rom, 3V. April. Zur Feier deS 1. Mai war eine Versammlung und eine Festlichkeit der socialistischen Ar beitervereine auf einem Weinbergsgrundstücke auf dem Jani- culu- geplant. Der Abgeordnete Professor Ferri sollte die Festrede halten. Die Polizei bewog jedoch den Eigenthümer de- Weinbergs in letzter Stunde seine Genehmigung zurück- zuziebe», so daß die Kundgebung unterbleiben muß. In Arbeitrrkreiseu herrscht entschiedene Gleichgiltigkeit und in der Bürgerschaft volle Beruhigung über die Maifeier. (Voss.Ztg.) * Loweftoft, 30. April. (Fortsetzung des Leichenschau- Gericht-.) Der Matrose Oram sagt aus, er habe das Steuerrad um 4 Uhr Morgens übernommen. Er habe das Licht deS anderen Dampfers, als dieses 20—30 englische AardS entfernt war, gesehen und sofort das Ruder schräg an Backbord gelegt. Gleichzeitig sei der Zusammenstoß erfolgt. Bor und nach demselben habe er laut gerufen und gedacht, die Rufe müßten von dem Manne im Ausguck gehört werden. Matrose White sagt aus, er habe zuerst die Lichter ver „Elbe" gesehen, als diese etwa zwei englische Meilen entfernt war. Er habe zuerst ein rotheS und ein grünes Licht bemerkt. DaS rothe Licht sei auf derselben Stelle ver schwunden und nicht wieder aufgetaucht. DaS Verschwinden desselben sei der Grund gewesen, weshalb er seine Beobachtung nicht mitgetheilt habe, obwohl er, wie er die- zugiebt, dies hätte thun sollen. Der Obersteuermann Craig der „Crathie" bestreitet die Angabe, daß er zur Zeit deS Zusammenstoßes in der Kombüse gewesen sei. * Port Said, 30. April. Das französische Truppen transportschiff „Sibet", welches nach Madagaskar be stimmte Truppen an Bord hat, ist im Suezcanal stark auf Grund gerathen. * Rtsch, 30. April. Dem Vernehmen nach entbehrt die Meldung der Blätter über die Berufung Garaschanin's auS Paris, sowie die angebliche Bildung eines freien fort schrittlichen CabinetS der Begründung. Unterrichtete Kreise meinen, die Thronrede, die Adresse der Skupschtina und die Antwort deS Königs bei Entgegennahme der Adresse seien da- beste Dementi der Meldung, die auS Belgrader opposi tionellen Kreisen stammen. * Futschou, 30. April. Gerüchtweise verlautet, daß die mit der Abtretung Formosa» an Japan unzufriedenen Ein wohner der Insel den Besitz der auf derselben befindlichen Berg werke der englischen Regierung angeboten hätten, wenn die selbe sie vor der Annectirung durch Japan behüten wolle. * Retv»V«rk, 80. April. Nach einer Dtpestze aus Havana hat Major Tejerizy die Aufständischen in Ramon-AagueraS geschlagen. Von den Aufständischen sind 62 gefallen und viele verwundet. Die spanischen Truppen hatten 6 Todte und S Verwundete. bi« auf Kepler, den großen Stern, der den ganzen Himmel verstanden, ja bis aus die Hohenstaufen, dir so herrlich auf Erden leuchteten, irdische Sonnen im deutschen Kaiser mantel — wer gehört denn eigentlich zur schwäbischen Schule?" . . . Und nun kam di« Antwort: „Die Renom- msen, die Sie eben aufgezählt, find viel mehr euro päisch als schwäbisch, sie sind gleichsam auSgewandert und haben sich dem AuSlande aufgedruagrn, statt daß die RenommSen der schwäbischen Schule jene» Kosmopolitismus verachten und hübsch patriotisch und grmüthlich zu Hause bleiben bei den Gelbvriglei« und Metzelsuppe» deS thruren SchwabrnlandeS." Und nun kam ich endlich dahinter, von welcher bescheidenen Größe jene Berühmtheiten find, die fich seitdem als schwäbische Schul» ausgetha», in demselben Gedankenkreise umberhüpfen, fich mit denselben Gefühlen schmücken und auch Pfeifenquasteu von derselben Farbe tragen. Der bedeutendste von ihnen ist der evangelische Pastor Gustav Schwab Er ist ein Häring in Beralrichung mit den anderen, die nur Sardellen find; versteht sich, Sardelle» ohne Salz. Er hat einiae schöne Lieder gedichtet, auch etwelche hübsche Balladen; freilich mit einem Schiller, mit einem großen Walfisch muß man ihn nicht vergleichen." Hier halte ich inne mit der Eitirung de» boübaften Satirikers, denn dies» Stelle bietet mir einen Anhalt für eigene weitere AnSsührnng. Man weiß, daß sich unter diesen schwäbischen Dichtern mrhrrre Geistliche finden, daß selbst Schiller anfangs für den geistlichen Stand bestimmt war; fortwährend treffen wir t« der Geschichte Schwaben» auf Be ziehungen zu Religion und Kirche, zu dem großen Räthsel der Welt und de» Dasein», da» ist da» Räthselhast« selbst an diesem schwäbischen VolkSstammr und ha» doch wohl seine Wurzel in der träumerischen Abgeschlossenheit de» Lande» und. wie wir schon einmal angedkutet haben, in der zu mystischer Grübelei leitenden Bodrngestallung, au» der freilich auch jener Adlerhorst Hohenstaufen «mporragt, von dem au» Friedrich Ü. seinen weltgeschichtlichen Kamps mit dem Papstthum begann. Zu diesem gewaltigen Eonslict wurde, wenige Jahr« vor der Errichtung de» deutschen Reiche» durch Heinrich I. von Sachsen, der Grund durch die Stiftung de» Kloster» Cluny 8t0 in Frankreich geschaffen; der Stiftungsbrief batte dasselbe unmittelbar unter Rom gestellt, und bald wurde es ein Hauptträger de» Gedanken» der päpstlichen Weltherrschaft. Diesem Gedanken eine Art legitimer Berechtigung zu gebe», war um «ah» 100 Jahre vorher in Frankreich, damals noch Wrstfranken genannt, ein frecher Betrug begangen worden: Alberich, Bischof von Le Man» (ihn hält I. v. Döllinger für den Verfasser), hatte eine Sammlung päpstlicher Schreiben in Umlauf gesetzt, die ,r fälschlich dem 636 verstorbenen Erz bischof von Sevilla, Jsidvru», zuschrirb. Der Zweck de» Be trug», sagt der Historiker Girsebrecht, war kein anderer, al» einerseits den Kleru« über jede weltlich« Macht zu erheben, andererseits ihm selbst ein« unbeschränkt monarchische Ver fassung zu geben und die absolut» Gewalt über ihn i« die Hände de» römischen Bischof» zu legen; di, Weltherrschaft de» römischen Papste» über alle Staaten war da» Ziel. Dt» Cluniacenser, wie di« Mönche van Cluny genannt werden, die anfangs nur dt« Rrsormirung de» MönchSthum» er strebten, gingen, al» ihre Macht wuchs und fich auSdehnte, darauf au«, jene falschen istdorischen Deeretalien zur Geltung zu bringen. So sagt denn Giesedrecht: „Die Cangregatwn von Cluny gewann für jene und di» nächstfolgende Zeit etwa dieselbe Bedeutung, wie in der neueren Zeit die Gesellschaft Jesu, mit welcher sie in ihren Grundsätzen und ihrer Ver fassung msnnigfache Ver-leichungSpuncte darbietet." Wird die Gegenwart aus Giesebrecht'» „Ge schichte der deutschen Kaiser" achten wollrv? Und. mau hör«! Der Historiker fügt noch Hinz«: „Die von den Slnniacenserv ausgehende Reformation »ar in Frankreich nicht s, tiefgreifend, wie die gleichzeitige in Deutschland." Da» deutsch« Volk ist j» immer der Prügeljung» de» römischen Papstthum» gewesen, in Deutschland entschädigt« sich der Vatican sür di, Unbilden, die ihm da» bald gallica- nische, bald »oltairianischr, bald gambettistisch-oppartunistisch, Frankreich anthat, dies« verzärtelt« älteste Tochter der römischen Kirche. Eia neuerer Historiker. Ernst SeckuS. bat den Einfluß drr Cluniacenser aus die kirchrnpolitische Be wegung einschränkrn «ollen ; wir find noch nicht überzeugt, ans jeden Fall bleibt dir Tbatsach« stehen, daß der größte Feind de« deutschen Staate», vor dem fich ßünser Kaiser Heinrich IV. zu Canossa bat demüthigen müssen, der Papst Gregor VH, ein Cluniaeenser gewesen «ar. Für ihn nahmen gerade die Cluniacenser in Schwaben lebhaft Partei. In unsere» Tagen betrachtet der Tourist die Klosterruinen vou Hirsau und Maulbronn nur vom kunstgeschichtliche» Stand- vunete aus, er denkt aber nicht an dir hierarchischen Grund sätze, dir in diesen Bauwerken ihren Ausdruck fanden; di« romanische Architektur der Cluniacenser hat einen hieratischen Charakter: diese Mönche ähnelten in dieser Beziehung den altegyptischen Priester«. Ueberallhj», wo fie sich »leder lieben, trugen si» ihren genau abgeschloffenen Baustil, drr darin ein Sinnbild der streng einheitlichen römisch-päpst liche« Hierarchie war. Wenn der Wanderer geneigt sein sollt«, in diesen schwäbischen Klosterruinen sich einer andächtigen Schwärmerei hinzugebe», wozu ihn di« „Touristensitbrer" so gern verleite» möchten, so denke er an Canossa. Dörth,» haben die Mönche, die diese Kiostrrbauten ««»führten, den deutschen Kaiser Heinrich lV. geführt, damit er sich vor dem ehemalige« Cluniacensrrmvnch Papst Gregor VH. dimüthige. Aber dann erheb, er auch sein Haupt und blicke hin, dort »ach jenem Berge, wo da» schwäbisch» Geschlecht gehaust bat, das de« päpstlichen Bannfluches unerschrocken gespottet bat und dem jener Kaiser entsprossen ist, „der — und darin liegt sein« weltgeschichtlich« Große — der entschlossenste Vertreter des StaatSgrdankeu» gegen Rom nud seine wälsche Priester- Herrschaft war", der Hohenstause Friedrich Ü.. der Größte aller Schwabe», der Alt, im Oyffhauser! Denn er ist ««, nicht sein Großvater Barbarossa, von dem das deutsche Volk Sabrbunderte lg», geträumt bat, deffrn Bild aus zur Sage gewordenen Erinnerungen «nd mrsfianischen Hoffnungen zu- iammengewobe« ist; er ist os, von de« die Weissagung durch alle Zeiten bmdurchging, daß er wiedwkoyim,, und s„n Volk ans aller Notb erretten werde Es ist sonderbar, mit welcher Hartnäckigkeit d,e Menge, trotz aller Auskläruna dnrch die glaubwürdigste«, in di« Wahr heit »ingeweihten Männer, an althergebrachten Vorurtb«'len nnd Jrrthiimrrn hängt. Vor nahe sünsnndzwaniig Jahre» bat Professor Georg Voigt in Leipzig, ringeweipt in dir Kenntniß dieser Epoche dnrch seinen Vater, Professor Job Voigt, den Historiker Gregor's VH., di« Bildung der Kyffbäusersag« gründlich erforscht und wir folgen b«rr in unserer Darstellung treu seiner Eatwickiung. G Voigt sagt ausdrücklich: „Mit Barba rossa hat diese Sage nicht« zu thun; der wahre letzte Kaiser, brr der Welt entrückt worden, der in den Berg verzaubert harrt, der Wiederkehr», soll, ist vielmehr der Staufe Friedrich II." Wohl muß dies auffallen; in Deutschland nicht geboren nock gestorben, hier auch nie heimisch geworden, keineswegs ritter lich im Sinne des Mittelalter-, ohne religiöse Bedenken „mit kaltem Stolz seine» gewaltigen HerrschaftSplänen nach trachtend", ist er dennoch dem deutschen Volke Werth geblieben um deS Kampfes willen, den er mit den furcht baren Päpsten seinirr Z«»t geführt hat. „Seit dem zwölften Jahre seines KaisertbumS war er im Bann und Jahrzehnte lang, bi- an seinem Tod, trug er die Flüche des päpstlichen Stuhles mit ungwwugter Kraft. In der Kirche des heiligen Grabe- nahm er, der Laie, der Gebannte und Verfluchte, die Krone selbst vom Hochaltar und krönte sich mit eigener Hand rum König von Jerusalem. Alle Mittel de« erbittertsten Parteikampfe» wurden gegen ihn in Bewegung gesetzt, Kreuz predigt und Aufruhr, Ränke und Verleumdung, vor Allein aber Geld und Bestechung. In den letzten Jahren hatte er selbst gegen Mvrdcomplotte uud Verratd in seiner Umgebung zu kämpfen. iLn« Ruhr machte seinem Leben ein Ende, nach dem er ein Mvnschenalter hindurch mit riesiger Kraft und Festigkeit gegen di« Hyder der Priesterherrschaft gerungen. Für Rom aber blieb da» Hau» dieser Staufen auch nach deni Tode de» großen Kaiser» ein fluchbeladenes und der Aus rottung geweihte». Sie gingen unter, nicht aber die Staats idre, in deren Namen fi« gerungen hatten." Dies« StaatSidee soll heut« da» neue deutsche Reich ver wirklichen, ans drfsea Kaiserthron zum ersten Male in der deutschen Geschichte eia protestantischer Fürst gestiegen list Und wie damals in Italien die Guelfen (Welfen), die An- bänaer de» Papstes, den Ghibelline«, den Anhängern des Kais»,», geaenüberstaaden, so kämpft beute da» von einem Welsen, Windthorst, gegründete Ceatrum ebenfall« gegen dir nationale Selbststandiakeit de» deutschen Reiche» an. daS «» de« römischen Papste unterthan machen will. Ihr wahren Deutsche, di« ihr den Schwerpunkt der deutschen Geschichte nicht nach außen, sondern in das Herz Deutsch land» gelegt wissen wollt, denkt an den Alten im Berge, a.i den blonden trotzigen Schwabe», Friedrich II. von Staufen!
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