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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950501018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895050101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895050101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-01
-
Monat
1895-05
-
Jahr
1895
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Größere Schriften laut unserem Preis« Verzeichnis». Tabellarischer and Zifferasatz nach höherem Tarif. Vrtra-Beilagen (gefalzt), n« Morgen - Ausgabe, ohne Post 60--» mit Postbesörderung ar mit der Postbeförderung 70.-. Annahmeschluß für Anzeige«: (nur Wochentag») Abend-Ausgabe: Bormiltag- 10 Uhr. Margen-AuSgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet» an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 214. Mittwoch den 1. Mai 18SS. 8S. IahrgaG Amtliche Bekanntmachungen. Arbeiter-Zählung. Aas Grand einer General-Beryrdnung IV. 390 der Königlichen Keishaaptmannschaft Leipzig vom 27. December 1882 ist auch am 1. Rat diese» Jahre» eine Arbetterzählung vorzunehmen. Di« Zählung der Arbeiter hat bei allen denjenigen Gewerbe- »»1«rn«hmern zu erfolgen, welche 1) in ihre« Gewerbeanlagen mindestens zehn Arbeiter br> schästigrn, oder L) dnrch elementare Kraft (Dampf, Wind, Wasser, Gas, Last, Elektricttät u. s. w.) bewegte Triebwerke ver wenden, oder ß) Hüttenwerke, Zimmerplätze und andere Bauhöfe, Werften, sowie solche Ziegeleien, Brüche und solche nicht berg männisch abgedaute Gruben besitzen, die nicht blos vorüber- gehend in Betrieb sind, oder 4) deren Anlagen nach 8- 16 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonderer Genehmigung unterliegen. Auch für solche Anlagen, in welchen keine Arbeiter beschäftigt werden, ist das Formular auszufüllen. Wir haben allen uns bekannten Gewerbetreibenden der unter 1) bis 4) fallenden Arten Fragebogen zusertigen lassen mit der Ver anlassung, dieselben spätestens bis znm 6. Mai d. I. an unser statistisches Amt zurückgrlangen zu lassen. Diejenigen hiesigen Gewerbetreibenden der genannten Art, welche bis 1. Mai noch nicht in den Besitz von Fragebogen gelangten, wollen dieselben ungesäumt in unserem statistischen Amte — Kupfergäßchen 1, N, im ehemaligen sogenannten Kramerhauje — abholeu und bi» 6. Mai d. I. ausgefüllt dahin zurückgelangen lasten. Leipzig, am 30. April 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. 8t. 872/95. Vr. Georgi. I. V. Schilde, Secr. Bekanntmachung. Aus dem Nachlasse des am 2l. Januar d. I. verstorbenen Rittergutsbesitzers Friedrich Wilhelm Kclbe in Zweinaundorf sind am 22. ds. Mts. durch Herrn Rechtsanwalt Justizrath vr. Langbein hier in Vollmacht der Erden des genannten Erblassers Drei Tausend Mark für den „TheaterpensianSiond» zu Leipzig" ausaezahlt worden, waS wir mit dem Ausdrucke unseres aufrichtigen Dankes für da« unserrr Pensionsonstalt bewiesene Wohlwollen hiermit zur vffent- lichra Aeaatniß bringen. Leipzig, den 26. April 1895. Der LcrwaltungSarisschutz für den Theaterpenfionssonds daselbst, vr. Georgi, 819. Vorsitzender. Wilisch, Ass. Bekanntmachung. Ja Sachen, betreffend das Eoncursversahren über das Vermögen deS Fabrikbesitzers R. Jentzsch zu Radi«, wird auf Antrag des Eoncnrsverwalters, Kaufmanns Oscar ikonrad zu ivraesen- haittche», auf den zur Prüfung der angemeldeten Forderungen be stimmten Termin, den 19. Mai 1895, Vormittag» 19'/, Nhr, di» Glänbigerverjammlung einberufen, um über eine Ersatz, und Er> gäuzungswahl von Mitgliedern des Gläubiger-Ausschuffes, die Er theilung von Anweisungen über die Geschästsdehandlung seitens der Mitglieder des Gläubiger-AusschusseS und des Verwalters und er» sorderlichen Falles über dir in der ersten Gläubigerversammlung zur Berathuug und Beschlußfassung gestellten Gegenstände Beschlüsse zu fasten. Graefenhaiuchen, Lea 26. April 1895. König!. Amtsgericht. (gez.) Seiler. Handwerk und Genossenschaftswesen. ^ Unter den zahlreichen Beschlüssen des in Halle ab gehaltenen VIII. Deutschen Handwerkertages de ansprucht derjenige, der die Consumvereine betrifft, ganz be> sondrreS Interesse. Der Standpuuct, daß die Auswüchse deS EonsumvereinSwesen« beschnitten werden müßten, ist ver« lassen, die Consumvereine an sich sind als Auswüchse der Gewerbefreiheit bezeichnet und demgemäß ist ihre Be« seitigung gefordert worden. Die Begründung der dahin abzieleuden Resolution durch den Berichterstatter, den ReichS- tagSabgeordneten Metzner, ließ an Schärfe des Tones Alles hinter sich, waS jemals aus einem Handwerkertag er hört worden war — es wurden beispielsweise Diejenigen, welche Consumvereine begründen, mit der Bezeichnung „Räuber bande" belegt —, aber auch die von der Versammlung an genommene Willenskundgebung spricht eine Sprache, die die Fähigkeit, die eigenen Interessen zu erkennen und gegen fremde abzuwägen, in beklagenSwerthem Maße vermissen läßt. Der erste Satz der Resolution lautet: „Der VIII. Allgemeine Deutsche Handwerkertag verurtheilt die Coasumvereine al« einen Uebergriff nackter Selbstsucht in dir Existenz und da» Recht des Nächsten; er sieht in ihnen den Keim zu völliger Zerstörung unserer gegenwärtigen Gesellschaftsordnung und Unter- arabung der Monarchie in Folge ihrer socialistisch-communistischen Tendenz." Die Bedeutung dieser Erklärung liegt vor Allem darin, daß der Borwurf nackter Selbstsucht nicht etwa nur gegen die Mitglieder von Genossenschaften, welche den Bezug von Gegenständen des Leben-bedarfS vermitteln, sondern auch gegen die Begründer und Mitglieder von Consnmvereinen, welche der Vervollkommnung und Verbilligung der gewerb lichen Production dienen, gerichtet ist. Zu den Adressaten gehört in erster Reihe die stärkste mittelstandliche Erwerbs gruppe, die Landwirthschaft. Und zwar dies aus gesprochenermaßen. Der Referent hatte die landwirthschaft- lichen Consumvereine, dir ganz wesentlich und zumeist ausschließlich Einkaufsgenossenschaften zur Beschaffung de« land- wirthschaftlichen Bedarf» sind, ausdrücklich in die „ver- urtheilten" Bereinigungen mit einbezogen und der Lurch einen Widerspruch auS seiner Mitte auf die Tragweite deS Beschlusses aufmerksam gemachte Handwrrkertag hat der Resolution nach Zurückweisung jenes EinwandeS durch seinen Vorsitzenden, Herrn Biehl, zugestimmt. Wie der preußische Landwirthschaft- minister am vorigen Sonnabend im Abgeordnetenhause de stätigt hat, aber schon lange vorher bekannt war, plant die preußische Regierung die Errichtung von Kornhäusrrn, die an laudwirthschaftliche Genossenschaften und nur an solche behuf» Herbeiführung vortheilhafterer Absatzbedingungen kür die Produeenten verpachtet werden sollen. Ja derselben Sitzung hat der Minister, jedoch auch bier ohne etwas nicht schon Bekanntes vorzutraaen, darüber -klagt, daß' die Kriegsverwaltung sich häufig außer Stande sähe, von den landwirthschastlichen Produeenten direct einzukaufen, da die Waare häufig an Gleichmäßigkeit und Qualität zu wünschen übrig ließe. Freiherr von Hammer- tein knüpfte daran die dringende Mahnung, die Landwirthe möchten sich zu Genossenschaften vereinigen, da sie dann den Ansprüchen der Staatsverwaltung besser genügen tonnten. Nun, die Genossenschaften, deren es zu diesem Zweck bedarf, 'ind Einkaufsgenossenschaften, Consumvereine im Sinne des Handwerkertags. Die Einrichtung der Kornhäuser hat die Erzeugung möglichst gleichmäßiger Waare in möglichst großen Mengen zur Voraussetzung, für die Deckung deS StaatS- bevarss bei den Produeenten gilt dasselbe, die Klagen über die Beschaffenheit des Getreides können nur durch die Be schaffung möglichst gleichmäßigen Saatgutes beseitigt werden und diese wiederum ist nickt anders als durch die Ver mittelung von Einkaufsgenossenschaften zu bewerkstelligen, "ur Erbauung der staatlichen Kornhäuser wird es cmes Gesetzes bedürfen. Vielleicht stellt der Vorsitzende des achten Handwerkertages seine Consumvereins-Resojution der preußi schen Regierung zu dem Zwecke zur Verfügung, daß diese in der Begründung ihrer Silo-Vorlage Gebrauch von der Weisheit macht, die in den Consnmvereinen ohne Ausnahme „den Kein, zur völligen Zerstörung unserer gegenwärtigen Gesellschaftsordnung und Untergrabung der Monarchie" erblickte. Herr Biehl kann überdies denselben Dienst seiner heimischen, der bayerischen, Regierung leisten, die gleichfalls im Begriffe stebt, eine umfassende Action zur Hebung des landwirthschastlichen Genossenschaftswesens zu machen, wobei die indirecte Förderung der Einkaufsvereinigungen unver meidlich ist, da es mit der Gleichmäßigkeit des Saatgutes im Süden (und Westen) noch schlimmer bestellt ist als im Norden und Osten. Mit der landwirthschastlichen Probe aus das Exempel ist jedoch nur eine Seite deS Halle'schen Beschlusses beleuchtet. Eine andere betrifft und trifft — das Handwerk. Zwar die tiefgehende Abneigung, die man in den gewerblichen Kreisen, die der Hanbwerkertrag vertritt, dem Ge> nossenschaftSwesen noch bis vor Kurzem entgegenge bracht bat, scheint einem besseren Verständlich ge wichen zu sein, wenigstens verwahrte der Vorsitzende des Handwerkertages die Anhänger der ZwangSinnunz gegen den Vorwurf, sie legten zu wenig Werth auf die Selbsthilfe. Aber im Handwerkerbund wird man sich doch nicht dem Wahne hingeben wollen, die nothwendige Selbst Hilfe erschöpfe sich in der Begründung von Credit- und Verkaufsvereinigungen. Für die Anpassung an die moderne Produktionsweise und die durch sie geänderten Concurrenz- bedingungen sind im Gegentheile Einkaufsgenossenschaften, die den Bezug von Rohstoffen besorgen und die Ein führung einer zweckmäßigen ArbeitStheilung begünstigen, das weitaus Wichtigere. Die Berurtheilung alles dessen, was der Handwerkertag nach den Erklärungen seines Vorsitzenden und eine- hervorragenden Führers der Handwerkerdewegung unter „Consumverein" versteht, ist aus diesem Grunde ein tiefer Schnitt ins eigene Fleisch und schädigt die berechtigten Interessen des mittleren und kleinen Gewerbes auch dadurch, vaß sie das Gewicht der über vie Auswüchse des Consumvereinswesens, insbesondere den höchst bedenklichen Wettbewerb der Waarenhäuser für Officiere und Beamte, erhobenen begründeten Beschwerden in hohem Maße abschwächt. Zutreffendes, in einem Athem mit Unrichtigkeiten und Uebertreibungen ausschweifendster Art vor gebracht, verliert leicht den Anspruch auf Beachtung. Leuten. die den ganzen -r.ag aus ivrem Pulte sitzen und jeden Pfennig nachrrchnrn, aewesrn. rechnungen Wissmann'S Glas WiO'rkckeilillck konnte er Nicht über rede SI »°;'°7d-7»'«Ln -Ln EW FT Käufer nahm daher im Reichstage Gelegenbr , W-nn LS-7W- '7.' mann gewiß. - Deutsches Reich. Leipzig, 30. April. Um die nationale BedeutunS ^ Bismarckfeier vom 1. Apr.l auch zu setzen, veröffentlicht die „LeiPZ- Volttztg. « „F ' töedickt Hum 1. Mai". Der ungenannte Barde, dem eia letzter 9§'est von Scham verbot, seinen Namen nn er Gebräu von Lüge, Haß und Rohheit Z» setzen, §uall sch sechs unter acht Strophen ab, den „Lcachweis z s h daß die BiSmarckfeier — keine Bismarckseitr ^ar- ^ blufft durch die Ungeheuerlichkeit differ Luge, hatten auf ein Haar den gar nicht üblen ^scherz übersehe , das „Fest"-Gedicht immerhin enthält, die Versicherung ^ . daß wir heut' ein Frieden »f e st begehen-, Ein Fest der Freiheit und Gerechtigkett. Da lasen wir denn die „Dichtung" noch einmal, d t folgendermaßen anhebt: „Am ersten des April hat sich die Gilde Der Bismarcknarren forsch ins Zeug gelegt Und vor dem alten, morschen Götzenbild- Sich um die Wett, künstlich aufgeregt. Die Presse ging energisch in die Vollen Und jedes Blatt verzopft« Taumelwein, Doch hat der Schwindel nicht mehr ziehen wollen Und die Blamage hinkte hinterdrein. In langen Straßen zählte man die Kerzen Und eine Lüge war der Fahnenwald; Man machte mit, doch nur mit halbem Herzen, Und matte Hochs erstorben nur zu bald. Der ganze wüste Rummel war zum Lachen, Tenn würde von den Kanzeln selbst gefleht — Man kann das Tobte nicht lebendig machen ^ Und wenn man zehnmal aus dem Kopfe steht' . Der neue Gouverneur in Ostafrika. Der „Reichsanzriger" meldet, daß Major von Wissmann zum Gouverneur von Deutsch- Ost afrika ernannt worden ist. Jeder Deutsche, dem unsere Colonien am Herzen liegen, und das sind die meisten, wird diese Wendung in unserer afrikanischen Politik mit Freuden begrüßen. Wenn sich auch der seil Anfang deS Jahres 1893 in Ostafrika die Geschäfte führende Oberstlieutenant von Schele als ein Mann erwiesen hat, der den besten Willen hatte, die deutsche Macht in ihrem Ansehen zu erhalten und die Cultur jener weiten Länderstriche zu fördern, so hastete ihm voch so viel militairische Schneidigkeit an, baß er die Beruhigung des Landes nur mit militairische» Mitteln herbeizuführen suchte. ES ist bekannt, daß der von ihm mit großen Mitteln unternommene Feldzug gegen die Wahehe nickt den gewünschten Erfolg gehabt hat und daß dieser Mißerfolg schließlich aus schlaggebend für sein EntlaffungSgesuch geworden ist. Seine Stellung zu der Colonialabtheilung in Berlin war durch den ihm eingeräumten Rang einer Excellenz auch eine verzwickte ge worden und die unter seinem Regiment von seinem Stellvertreter v. Wrochem erlassenen polizeilichtu Verfügungen hatten die im Schutzgebiet wohnenden Europäer nicht mit Freude erfüllt. Wenn nun auch v. Wissmann Militair ist, so ist er doch seiner ganzen Entwickelung nach in erster Linie Afrikaforscher und Afrikakenner, und diese letzte Eigenschaft ist eS auch, die uns in der Hoffnung bestärkt, daß nunmehr die Ausschließung jener mächtigen Länderstriche m ein beschleunigteres Tempo übergeht, baß vor Allem auch das Capital Vertrauen zu den Unternehmungen faßt. Ein Mann wie Wissmann, der seit 1881 mit Erfolg in Afrika thätig ist, der von seiner ersten Reise an, die er mit Pogge von Loanda auS unternahm, sich als ein ruhiger, weitblickender Reisender erwies, der mit den Eingeborenen umgehen konnte, der im Aufträge des König» der Belgier den Congo durchforschte, der Afrika durchquerte, der als ReichScomnilssar den Häuptling Guschiri unschädlich machte, und durch seine Siege im Jahre 1889 das gesunkene Ansehen der Deutschen wieder so hob, daß sich die Städte der Küste bevölkerten, daß z. B. Dar-eS-Salaam von 350 Einwohnern in einem Jahre auf über 3000 Einwohner stieg: ein solcher Mann muß nothwendiger Weise dir Sympathien sofort für sich haben. Als im Jahre 1890 am 24. Juni Wissmann vom Kaiser in Berlin empfangen wurde, wurde er mit der Erhebung in den Adelsstand belohnt. Im Jahre 1891 kehrte Wissmann nach Afrika zurück, um den Dampfer „Wissmann" nach dem Tanganykasee zu bringen. 2s ist Und wir gestanden neidlos, daß das zukunftsstaatliche Friedens- Freiheits- und Gerechtigkeits-Fest durch dieses Poem ohne Zweifel würdig verherrlicht worden ist. Berlin, 30. April. Wie das „Berliner Tageblatt" mit Bestimmtheit versichert, wird Frhr. von Hammerstein am 1. Juli von der Redaction der „Kreuzzeitung" zurücktreten. Die Nachricht, die nur eine Wiederholung früherer Meldungen ist, hat die Wahrscheinlichkeit für sich. Seit vielen Monaten werden über daS private GeschäftS- gebahren des genannten Herrn in der Oeffeutlichkeit höchst gravirende Angaben gemacht, von denen wir nur kurz Notiz genommen haben, schon deshalb, weil der schwerster Ver fehlungen gegen die Redlichkeit Bezichtigte seine Unschuld durch eine Beleidigungsklage darthun zu wollen erklärt hat. Diese Klage ist nicht erfolgt, obwohl die Beschuldigungen siH mehrten. Dir haben nun auch heute keinen Anlaß, uns mit den Herrn von Hammerstein zur Last gelegten fragwürdigen Handlungen zu befassen. Aber der Umstand ist für die Oeffent- lichkeit von Interesse, daß man im conservativrn Lager keinen Anstand genommen hat, einen Mann, der die schlimmsten An- klagen über sich ergehen läßt, ohne mit Anderem als lahmen Ausreden zu entgegnen, an der Spitze der publicistischen Ver- tretung der Partei zu lassen. Die „Kreuzzeitung" ressortirt zwar nicht direct von der Partei, aber sie ist Eigenthum eines aus hervorragenden Conservatwen bestehenden ConsortiumS, welches das Blatt im politischen Interesse herauSgiebt und für welches das geschäftliche Interesse Nebensache ist. Die „Kreuzzeitung" ist konservatives Partriblatt, und zwar da» führende, ja für die Centralpartei das einzige Partriblatt. Wie sie, steht eine nicht geringe Anzahl anderer Blätter zu ihren respectiven Parteien, und da sind wir uns bewußt, nicht zu viel mit der Behauptung zu sagen, daß bei keiner Parte, eine unter so schweren Anklagen stehende Persönlichkeit, dir nichts Energisches zu ihrer Reinigung versucht hat, eine Vertrauens- und in gewissem Sinne repräsentative Stellung hätte beibrhalten können, wie dir- bei Herrn v. Hammerstein der Fall ist und noch Monate lang sein wird. Ihm ist allerdings nicht» bewiesen, aber er hat sich gescheut, die Gelegenheit zu Be weisen zu geben; um einen definitiven Entschluß hätte r» ^ für die in Betracht kommenden conservatwen Führer au^. gar nicht handeln müssen, aber in jeder andern Partei hatte man dafür gesorgt, daß zum Mindesten eine Beurlaubung r.nartreten wäre, bis d,e Sache geklärt war. Und d.e-, ob- wobl d,e bürgerliche Presse in Deutschland ohne Frage kein gleich offensive« Blatt kennt, wie d.e „Kreuzzeituna", dir ihrer Richtung entgegengesetzt« politische Anschauungen gewohn heitsmäßig mit moralischen Defecten zu erklären sucht. Wir legen von unserem bürgerlichen Ttandpunct Gewicht auf die Feststellung, daß die AdrlSpartei, die überdies für sich da» Privilegium aus Sittlichkeit und Ehristenthum reclamirt, im vowt ä üoiwew- vornrtheilsloser ist als die weniger exclusiven Berechtigung um so stärker A" 'hr den Anlaß giebt, auch Mitglied zweier conservativrn Parlamentsfractionen ist. * 39. April. Nachdem der Reichskanzler die vom BundeSrathe beschlossenen Bestimmungen über die Bor- nähme der am 14. Ium d. I. stattfindenden Beru.fs- und Z°?°."bezahlung veröffentlicht hat, werden zunächst die ^ s'H. u"t den Vorbereitungen der Zählung b-faffen haben. D,e Behörden können zwar für die Au» größeren Gemeint besondere ZählunzScomm.ssion, in sie ^ ^ sogar niedrere Commissionen einsctzen, sie bleiben zedoch dauernd für dir Zählung verantwortlich Wegen der Herstellung der Drucksachen, welche den Gemeinden zu der Zäylung zur Verfügung gestellt werden müssen, werden sich allerdings zunächst die Landesregierungen schlüssig machen müssen und zwar dahin, ob die Herstellung durch eine Landesbehörde oder durch das kaiserliche statistische Amt ttwirkt werden soll. Im ersteren Falle wird bekanntlich eine Entschädigung vom Reiche gezahlt, deren Höhe vor- äufig auf drei Pfennige für den Kopf der Bevölkerung estgesetzt ist. Die Gemeindebehörden dürften jedoch gut tbun, nicht erst bis zum Empfange der Drucksachen mrt den Vorbereitungen zur Vornahme der Zählung zu warten. Namentlich wird es sich empfehlen, die Persönlichkeiten der Zähler reckst früh festzustellen, damit für etwaige Aus- Llle auch noch Ersatzmänner zur Stelle geschafft werden können. Für die Zäkler selbst sind die Geschäfte in der vom BundeSrathe festgesetzten Anweisung genau beschrieben, so daß bei einiger Aufmerksamkeit Schwierigkeiten sick bezüglich der vorzunehmenven Arbeiten nicht ergeben werden. Anders liegt die Sache mit der Ausfüllung der Zählformulare. Man hat bei jeder Zählung die Beobachtung machen können, daß vielfach aus Mßverständniß keine oder nicht ganz rich tige Angaben gemacht werden. Nun haben ja die Zähler die Befugniß, im Nothsalle selbst die Formulare nach den ihnen gemachten Angaben auSzusüllen, jedoch würde natürlich ihre Aufgabe außerordentlich erschwert werden, wenn ihnen von den Haushaltungsvorständen diese Arbeit im größeren Umfange überlassen würde. Es soll deshalb hier hervor- aehobrn werden, baß die in die Formulare einzutragenden Angaben nicht zu Zwecken der Besteuerung, sondern nur u statistischen Zusammenstellungen benutzt werden sollen, luch ist durch ein besonders erlassenes Gesetz bestimmt worden, daß, wer die Fragen wissentlich wabrhertswidrig beant wortet oder die vorgeschriebrnen Angaben zu machen sich weigert, mit Geldstrafe bis zu 30 Mark bestraft werden kann. V. Berlin, 30. April. (Telegramms Der Kaiser wird hi« morgen Abend gegen 8 Ubr in Schlitz verweilen und dann die Rückreise nach dem Neuen Palais antreten. Die Kaiserin bat fick mit den kaiserlichen Kindern heute Nach mittag um 2 Uhr 30 Minuten nach dem Neuen Palais begehen, wo dir kaiserliche Familie von jetzt ab bis zum Winter residiren wird. (7) Berlin, 30. April- (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt zu der ans den gestrigen Artikel der „Nordd. Allgem. Ztg." über die ost- asiatische Krage gezogenen Schlußfolgerung deS „Berliner Tageblatt«", daß Deutschland sich dabei lediglich im Schlepptau Rußlands befinde. Diese Schlußfolge rung sei durchaus schief. Bei gemeinsamer Action mehrerer Mächte werde kaum jemals bezüglich der Natur und Wichtigkeit der Interessen völlige Gleichartigkeit bestehen. Daraus folge aber keineswegs, daß eine Macht, welche ein überwiegendes Interesse besitze, die übrigen im Schlepp tau führe, vielmehr biete im Gegentheil gerade die Gemein samkeit der Action die Garantie, daß eine Einseitigkeit vermieden und die mittlere Linie emaehalten werde. Wer ich ganz beiseite halte, werde allerdings auf eine Berücksichtigung einer Interessen nicht rechnen können. Die „Nordd. Allgem. Ztg." betont nochmals, daß Deutschland während des kriegt« stricte Neutralität beobachtet habe, ver neint aber, daß die Preisgabe deutscher Interessen in Ostasien oder eine EnthaltunaSpolitik in dem Sinne »eabsichtigt gewesen sei, daß vie Wahrung seiner Interessen dem Belieben anderer Mächte überlassen werden sollte. Schon vor Monaten sei in Tokio volle Klarheit über die Richtung der deutschen Politik gegeben worden. Berlin, 30. April. (Telegramms Der heutigen Sitzung d«S Ausschusses für die Eröffnungsfeier des Nord- ostseecanal« wohnte das Präsidium des Reichstages hei. Ver miedene Ergänzungen de« Programms wurden erledigt, der kreis der Einladungen festgesetzt und über die Form der Ern ährt in den Canal debattirt; auck über vie Beteiligung der Presse wurde berathen. Die Hinfahrt von Berlin soll in zwei Sonderzügen erfolgen. 8. Berlin. 30. April. (Privattelegramm.) Eine vom Vvannelischcn Bunde nach der Tonhalle einbernfene Volksversammlung nahm folgende Resolution gegen die Umstnrzvorlage mit allen gegen rwei Stimmen an: „Die Versammlung spricht ihr» Zustimmung zu der Erklärung deS Central»Vorstände» des Evangelischen Bundes bezüglich der Umsturzvorlage au» und richtet an di« evangelischen Mitglieder des Reichstage» dl« dringend» Bitte: dieser Gesetzesvortage in der von der Eommission beschlossenen Form ihre Zustimmung zu versagen. Insbesondere protestirt di« Versammlung gegen die in der ge nannten Vorlage hrrvortretende Tendenz: einerseits der Religion und der Kirche einen zu weit gebenden Schutz zu gewähren und andererseits die Freiheit des geistigen Kampfe» für die Reinheit de» Evangeliums zu unterbinden." L. Berlin, 30. April. (Privattelegramm.) Eine Anrahl geistlicher, Lehrer rc. der westlichen Provinzen be rief eine Versammlung zur Besprechung ver Umsturzvorlage aus den 3. Mai nach Barmen rin. Dir Einladung lautet: 1) Die Unterzeichneten erkennen dir Absicht der Regierung, gegen Uinsturz-Bestrebungen aller Art einen genügenden, gesetzlichen Schutz zu schaffen, im Princlv als völlig berechtigt an. 2) Die zu diesem Zwecke »ingebracht« Gesetzesvorlage hat aber in der Eom- Mission eine Umgestaltung erfahren, welch« uu» auS folgenden Gründen höchst bedenklich und darum unannehmbar erscheint. Der eigentlichen Absicht zu dienen, ist die Borlagr in ibrer jetzigen Gestalt kaum noch im Stande. Durch Aushebung des zur Abwehr »hat- sächlich vorgtkommener Ausschreitungen geschaffenen Kanzelpara» graphen erscheinen verwerfliche Ausschreitungen fortan al» gesetz lich sanctionirt und da» religiöse Leben oem politischen Parteigetriebe selbst in der Kirche preiSgraeben. Durch Einbeziehung de» 8. 166 de» Strafgesetzbuches i» diese Vorlage und seine Verschärfung wird unserer evangelischen Kirche die berechtigte Wahrnehmung ihrer wichtigsten Lebentiutereffen im Kampfe gegen Rom nahezu unmög lich gemacht. 3) Demgegenüber muffen wir erwarten, daß der evan- gelischen Kirche di« schon seit Jahren angestrrbte Befreiung vom Drucke des tz. 166 dcS StrasgesetzbucheS gewährt werde. Wir verweisen aus die schon im Jahre 1868 überreichten entsprechenden Petitionen mit mehr ol« 8S 000 Uuterschriftea. L. Vnltn, 30.April. (Privattelegr-mm.) Mit der Nmstnrzvorlage hat sich auch eine EentrumSversammlang in Bonn beschäftigt, die am 28. April in Anwesenheit der Ab geordneten Spahn und Lieber tagte. Herr Spahn führte »nach der „Köln. DolkSztg." aus: „Die von den Commissaren
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